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Cécile Wajsbrot

Zerstörung

Roman

Aus dem Französischen
übersetzt von Anne Weber

 

 

 

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Originaltitel:

Cécile Wajsbrot: Destruction

© Le Bruit du temps, Paris, 2019

 

Die Übersetzung wurde

gefördert vom

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Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese

Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie;

detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über

http://dnb.d-nb.de abrufbar.

 

© Wallstein Verlag, Göttingen 2020

www.wallstein-verlag.de

Vom Verlag gesetzt aus der LD Fabiol Pro

Umschlagabbildung: Éclipse du soleil derriere la Tour Eiffel,

© Thomas Coex / AFP

 

ISBN (Print) 978-3-8353-3610-0

ISBN (E-Book, pdf) 978-3-8353-4487-7

ISBN (E-Book, epub) 978-3-8353-4488-4

 

 

 

Inhalt

I Auf dem Leuchtturm

II Verschanzt in einer Burg

III Wie eine Barke auf dem Fluss

IV Eine verlassene Stadt

V Die schwarze Woge

Literaturnachweise

 

 

 

I
Auf dem Leuchtturm

 

 

 

Zu einer wissenschaftlich auf die Sekunde genau berechneten Zeit würde der Mond zwischen Sonne und Erde hindurchwandern und sein schnell voranziehender Schatten würde die Sonne verdecken, verdunkeln. Statt einer Mondsichel wäre eine Sonnensichel und dann eine schwarze Scheibe zu sehen.

Ich wusste genau, was geschehen würde, ich kannte die wissenschaftliche Erklärung dafür, ich hätte den Ablauf der Ereignisse in allen Einzelheiten beschreiben können, ohne sie gesehen zu haben, aber all das stand in keinem Zusammenhang zu der tatsächlichen Erfahrung. Auch die Worte, die ich gerade verwendet habe, sind zu abstrakt gewesen. Es geht um Gefühle, um Augenblicke, die in keiner Hinsicht mit etwas von mir bis dahin Erlebtem vergleichbar sind.

So beginnt – ungefähr – Stifters Bericht über die Sonnenfinsternis, die er am 8. Juli 1842 am frühen Morgen eines stillen Tages in Wien erlebt hat.

 

 

 

1

Mein Leben habe ich – hatte ich – den mit Lesen oder Schreiben verbrachten Stunden des Rückzugs gewidmet. Ich habe geglaubt – ich glaubte –, die Welt sei nur auf diesen von mir nach und nach in einer Mischung von Ungeduld und Erwartung durchblätterten Seiten wirklich existent. Dieser besondere Zustand, diese Lebensweise nannte sich Literatur. Alles schien einfach. Und nun verlangen Sie von mir zu reden, das Wort zu ergreifen für die, die nicht reden. Eine mündliche Erzählung abzugeben, eine Art Bericht über eine allgemeine Atmosphäre, über Ereignisse, und das allein zu Hause in der Nacht sitzend – wie gerade im Moment –, ich soll gedankenlos hingesagte Wörter aufzeichnen, eine Rohfassung, ohne Revision, ohne Verbesserungen, ganz anders, als ich bisher gearbeitet habe – oder kann ich noch »wie ich arbeite« sagen? Ich gebe immer erst die vierte oder fünfte Fassung meiner Bücher aus der Hand, ich lese alles noch zigmal durch, berichtige, streiche hier, füge dort etwas hinzu, und nun soll ich alles lassen wie es ist, soll alles wegschicken ohne noch einmal einzugreifen?

Die Nacht und die Einsamkeit kenne ich gut. Es sind meine Schreibstunden, die völlige Dunkelheit bis zum frühen Morgen, Stunden, die einem ganz gehören, die man niemandem wegnimmt, in denen einen keiner anruft – Stunden, in denen einen niemand braucht. Die Stimme aber klingt seltsam in diesen Stunden. Ich merke das jetzt erst, da ich gewöhnlich meine Worte im Stillen suche. Stellen Sie sich eine Radiosendung vor, haben Sie gesagt, einen roten Faden – eine Erzählung – und dann Leute, die zugeschaltet werden. Andere Echos, andere Bilder, aber durch den Filter ihrer Person gesehen, haben Sie weiter gesagt, wir haben Sie ausgewählt, weil Sie die Wörter kennen, weil Sie mit ihnen vertraut sind. Aber die Wörter bedeuten etwas, habe ich gesagt, es sind keine leeren Hülsen, die man auf gut Glück an jemanden richtet. Sie enthalten Ideen, Gedanken. Das ist es ja genau, was wir wollen, haben Sie gesagt, worauf wir aus sind.

 

– Ich hatte alles vorbereitet und alles in Erwägung gezogen. Ein neues Leben fing an, voller Perspektiven. Ich wollte nichts mehr von dem tun, was ich vorher getan hatte. Das absolut Neue. Der Wechsel. Und dann sind sie plötzlich dagewesen.

– Ich wollte reisen, die Welt durchstreifen. Ich hatte gespart, um ein Jahr auf Straßen unterwegs sein zu können, auf Frachtschiffen die Ozeane zu überqueren. Anzuhalten kam nicht in Frage, vor allem nicht an irgendeinem Ort bleiben, Wurzeln schlagen. Es heißt, die Rückkehr sei schwierig nach einer solchen Reise, aber das zu überprüfen war keine Gelegenheit. Sie sind dagewesen, bevor ich abreisen konnte.

– Alle Zeichen stimmten überein. Ich wartete. Etwas sollte geschehen, sich radikal verändern in meinem Leben. Man hatte es mir vorausgesagt. Aber dann war alles aus.

 

Eine Art Sound Blog, haben Sie mir gesagt. Je nach Tagesgeschehen, aber wie Sie möchten. Wichtig sei, dass die Sache einen Zusammenhang habe, dass sie lange genug dauere, um ein Ganzes zu ergeben, das den Charakter eines Erlebnisberichtes hat – eines unter anderen, haben Sie hinzugefügt, zu meiner Beruhigung vielleicht, um mir zu verstehen zu geben, dass ich nicht alleine bin, dass nicht alles von mir abhängt.

 

– Wer sind Sie?

– Ich las. Ein Buch, in dem der Autor davon erzählt, wie er genau in dem Moment, als das Buch erschien, das er über seinen Vater geschrieben hatte, entdeckte, dass dieser als Spion für das Regime tätig war, das er verurteilt.

– Kennen Sie die Namen? Können Sie sie angeben?

– Den Namen des Autors? Péter Esterházy. Das Buch über seinen Vater heißt Harmonia Caelestis, und das, in dem er seine Entdeckung schildert, Verbesserte Ausgabe.

– Und dann?

– Mitten in der Lektüre habe ich ein Klopfen an der Tür gehört. Ich habe geöffnet. Gehen Sie schnell runter, hat jemand gesagt, den ich noch nie gesehen hatte. Das Feuer breitet sich aus. Verlassen Sie die Wohnung.

– Und dann?

– Wir waren auf der Straße, wir warteten vor unserem Haus, ohne eine Flamme zu sehen, denn der Brand war im Hinterhof ausgebrochen. Aber es kamen ständig neue Feuerwehrautos an. Es war eigenartig, all diese Zeichen eines Brands – die Sirene, die glänzenden Helme der Feuerwehrleute und der lange schwarze Schlauch, der abgerollt wurde – alles war da, bis auf das Feuer selbst. Noch nicht einmal eine Rauchwolke. Es hat einige Stunden gedauert – eine kurze und unendliche Zeit, ohne jedes Maß. Ich dachte an das Buch, das ich zurückgelassen hatte, ich fragte mich, ob ich es wiederfinden würde, ob ich meinen Computer wiederfinden würde, meine archivierten Nachrichten, diejenigen, die mir wichtig waren, die weniger wichtigen, die aber Teil meines Lebens waren … Ich dachte daran, was ein Leben ausmacht.

– Und dann?

– Stille kehrte ein. Es hieß, wir könnten wieder in unsere Wohnungen zurück. Aber da oben war nichts mehr wie zuvor. Das Wasser, das verspritzt worden war zum Löschen der unsichtbaren Flammen, hatte alles zerstört. Den Boden, die Bücher, das Leben …

– Wer sind Sie?

– Ich habe verschwinden wollen.

– Wer sind Sie?

– Die Summe meiner Gedanken – oder vielmehr meiner Träume.

– Wer sind Sie?

– Die Inkonsistenz in Person.

– Wer sind Sie?

– Verzeihung, ich wollte sagen, die Inkonsequenz.

 

Die Nacht umgibt mich, wie von Ihnen gewünscht, ich habe keine Bezugspunkte mehr, weder im Raum noch in der Zeit. Dabei bin ich zu Hause, aber die Stimme, die ich höre, klingt seltsam. Als ob ein anderer durch mich spräche. Als wäre ich zu Hause, ohne zu wissen, wer ich bin, und folglich spreche ich, ohne zu wissen, was ich sagen werde. Lassen Sie von diesem Experiment nie etwas anklingen (das war Ihr Wort, glaube ich), reden Sie mit niemandem darüber. Wir wollen den natürlichen Lauf Ihrer Gedanken und nicht das Ergebnis eines Austauschs mit anderen. Wir wollen das Geheimnis – zur Sicherheit. Und um dieses Experiment nicht zu verfälschen – ja, ich bin sicher, dass Sie das Wort »Experiment« verwendet haben, und ich habe Ihnen nicht gesagt, dass es mir missfiel, dass es mir das Gefühl gab, an einer Sache teilzunehmen, deren Zweck ich nicht nur nicht kannte, sondern die sich mir auch völlig entziehen würde, anders gesagt, was Sie daraus machen würden, hätte vielleicht nichts zu tun mit dem Wenigen, das ich mir selbst darunter vorstellen könnte. Stellen Sie sich nicht zu viele Fragen, haben Sie noch gesagt, als hätten Sie diesen Einwand vorhergesehen. Legen Sie los, das wird schon.

Ich habe Ihnen ein paar Tage später eine Art Stichprobe geschickt, einen Anfang, aber Sie haben mir gesagt, das sei zu durchdacht, ich solle nicht versuchen zu analysieren, sondern mich gehenlassen, spontan die jüngsten Ereignisse beschreiben, wie sie abgelaufen sind oder vielmehr, wie ich sie beobachtet und empfunden habe, ohne zu versuchen, den Konsequenzen oder Ursachen nachzuspüren. Eine autobiographische Dokumentation gewissermaßen, haben Sie gesagt. Ein Logbuch in Tönen. Autobiographien waren mir schon immer zuwider, habe ich gesagt. Vergessen Sie das Wort, das haben wir nicht gemeint. Eine Dokumentation, eine Erzählung. Das fängt schlecht an, habe ich gedacht. Mit einem Missverständnis. Und in mein Schweigen hinein haben Sie hinzugefügt: Machen Sie sich keine Sorgen, Sie schaffen das schon.

Wann hat diese Geschichte begonnen? Ein unsichtbarer, allmählicher Anfang, ein Schatten, der sich ausbreitet – bis zu dem Tag, an dem eine Veränderung offenkundig wird. Dieser Tag wird gewöhnlich als der Anfang angesehen, als der erste Tag einer neuen Ära – während sich doch alles schon seit langem anbahnte.

Vielleicht erinnern Sie sich an die Zeit, in der die Zukunft Angst machte … Vielleicht erinnern Sie sich, dass wir, statt zurückzublicken, um uns zu vergewissern, dass das Ungetüm nicht hinter uns her war, sondern schön in der Höhle der Vergangenheit verkrochen blieb, vielleicht erinnern Sie sich, dass wir nach und nach anfingen, mit leichter Bangigkeit, einem Gefühl des Unwohlseins, der Vorahnung den Horizont abzusuchen. Verschiedene schwer zu erkennende, schwer zu identifizierende Formen zeichneten sich ab, aber die Hoffnung, die wir in die Zukunft setzten, trübte sich ein wie die Wasseroberfläche, wenn ein leichter Wind aufzieht, kaum spürbar zuerst und dann stärker, unverkennbar. Bald war kein Zweifel mehr erlaubt. Da war tatsächlich etwas am Horizont, eine dunkle Form, eine unbekanntes Gewächs, eine Tiersilhouette … Etwas erwartete uns, und es war zu spät dazu, ihm aus dem Weg zu gehen.

 

– Ich erinnere mich, ich las. Zum Leuchtturm, jene Passage, in der das Haus von Pflanzen überwuchert ist. Seit Jahren ist niemand dort gewesen, im Garten wächst alles weiter, aber durcheinander, in einem Durcheinander, das erschreckender ist, als wüchse nichts. Eine Artischocke inmitten von Rosen. Etwas Unerklärliches. Und dann diese Blätter an den Ästen, die die Fenster streifen und ins Innere zu dringen versuchen. Das Vergehen der Zeit. Die Zerstörung der im Laufe der Jahre geduldig aufgebauten Existenzen … Die aufgeräumten Zimmer, die Küche, in der jedes Gerät an seinem Platz ist, die Gestaltung, die zu planen und auszuführen so viel Zeit gekostet hat, all das wurde durch die Abwesenheit zerstört. Warum kamen die Leute nicht mehr? Und die Bibliothek, in der die Bücher sich abnutzten unter dem Staub, weil sie schon so lange niemand mehr las? Ich blätterte die Seiten um, gepackt von der Poesie und doch mit dem Gefühl, dass das Gelesene, ohne dass ich mir dessen bewusst war, genau übereinstimmte mit dem, was in der wirklichen Welt gerade geschah, in der ich lebte. Es war merkwürdig, dieses Gefühl, etwas zu spüren und nicht zu spüren, zu wissen und zugleich nicht zu wissen …

– Ich erinnere mich, ich schaute mir einen Dokumentarfilm an, dessen Titel mir entfallen ist. Es waren Weizenfelder zu sehen, Mähdrescher in voller Aktion, und obwohl der Film in Schwarzweiß gedreht war, sah man die Farben vor sich, und die Arbeit schien – vermutlich eine Illusion – eine glückliche Tätigkeit zu sein. Und dann – im Film – die gleichen Orte noch einmal unbebaut, durchzogen von so etwas wie den Wald durchkreuzenden Wasserwegen, einem Netz kurviger Gräben, die die Natur, eine üppige, von Leben strotzende Vegetation durchzogen. Die Zeit war vergangen und ein Unfall war passiert. Ein Riss in einem Atomreaktor. Die Evakuierung der Bevölkerung würde nur einige Tage andauern, hatte man zunächst behauptet, aber die Tage waren über die Zeit hinausgegangen. Die fortan verbotenen Orte hatten nicht nur alle Geschäftigkeit verloren, sondern auch ihren Namen, man nannte sie nur noch: die Zone. Die einzigen, die fortan in diese hineingelangen konnten, waren Touristen, in begrenzter Zahl und für begrenzte Zeit, ein paar Stunden, nicht genug, um eine Verstrahlung zu riskieren. Nur einige Filmemacher durften dort hinein, um zu filmen. Flüchtige, wechselnde Durchreisende … Während ehemalige Bewohner zurückkehrten und keine Angst hatten zu sterben, denn eben dazu kamen sie zurück.

– Ich hörte Musik, ich erinnere mich, ein Lied von Pink Floyd, das letzte des Albums The Dark Side of the Moon, es heißt Eclipse. Eine eindringliche Musik, und die Chöre dahinter, wie ein letzter Gesang, der sich in den letzten Tagen des Planeten erhebt. Die dunkle Seite des Mondes. Als die Platte herauskam – unter der noch uneingeschränkten Herrschaft des Vinyls –, hatte wenige Jahre zuvor der erste Mensch ein paar Schritte auf dem Mond getan, eine neue Erfahrung, und das beispiellose Bild eines vom Mond aus gesehenen Erdenscheins. Die Musik holte mich in die Zeit zurück, als man an die Eroberung des Weltraums glaubte, in der etwas dazu ermunterte, an die Zukunft zu glauben, und der Liedtext sagte, die Sonne wird verfinstert vom Mond. Doch am Mond sah ich nicht die dunkle, die verdeckte, düstere Seite, ich sah die Poesie, den Traum. Ja, zufällig hörte ich dieses Lied, als ich im Radio vernahm, man plane, eine Reise auf den Mars zu organisieren, um die Menschheit zu retten, um dort oben, sehr weit weg, eine Kolonie einzurichten, mit dem Auftrag, die Möglichkeiten einer Besiedelung zu erkunden, falls die Lebensbedingungen auf der Erde zu hart würden, falls die Luft buchstäblich zum Ersticken würde. Alles ist Harmonie, sagte Pink Floyd, alles ist im Einklang – und ich merkte plötzlich, dass hier und jetzt, an dem Ort, wo ich wohnte, nichts im Einklang war. Nichts war mehr in tune, alles entgleiste out of tune.

 

Die Nacht, haben Sie mir gesagt, weckt andere Gedanken, aus der Stille, der Einsamkeit erheben sich vergessene Stimmen und wenn Sie diese hören, werden Sie schon weiterwissen. Als gäbe es da eine unbekannte Quelle, aus der ich schöpfen könnte, als würde ich schreiben, aber gewissermaßen mündlich.

 

– Wir hätten es voraussehen müssen.

– Wir haben Vorbereitungen getroffen, ohne es zu wissen.

– Hasserfüllte Kommentare.

– Diese Gewalt im Netz.

– Nie eine positive Bewertung.

– Jedes Wortergreifen war eine Aggression.

– Es gab zwei Seiten.

– Auf der einen die Gewinner.

– Herrisch, fest sich an ihre Macht und ihre Privilegien klammernd, allen Rufen gegenüber taub.

– Auf der anderen die Verlierer.

– Entmutigt, verzweifelt, umherirrend auf der Suche nach einem Platz.

– Ausgeschlossen aus der Zukunft, ausgeschlossen vom Horizont.

– Im Schatten der stolzen Zurschaustellungen der Gewinner.

– Ihre Unkenntnis des Wettrennens der Zeit beteuernd.

– Vorher war es so, sagten sie, und nachher wird es genauso sein.

– Das Nachher ist nur eine Verlängerung des Vorher.

– Nichts kann sich jemals ändern.

– Und die Verlierer.

– Am Fuße der Festungsmauern, der Dämme, aller Verteidigungseinrichtungen.

– Festgenommen, festgesetzt, hatten sie nur noch eine Möglichkeit.

– Den Durchlass zu erzwingen.

– Bei denen, die nichts mehr zu verlieren hatten, waren Worte im Umlauf.

– Bei denen, die bewahren wollten, waren sie wie eingefroren.

– Dialog unmöglich.

– Geschweige denn Austausch.

 

Genug der Vergangenheit, sagte ich mir in der Zeit davor, die Epoche muss sich entschieden der Zukunft zuwenden, all diesen von der Technik entworfenen Gegenständen, die wir kaufen, bevor wir noch ihre Verwendung kennen, ich werde sie ebenfalls ausprobieren, die Zukunft gehört denen, die vergessen können, denen, die keine Erblast tragen, die Zukunft gehört den anderen, denen, die noch nicht ihre Chance gehabt haben, denen, deren Namen noch unbekannt sind. Die Erinnerungen verscheuchen, das Gedächtnis. Wenn die Ruftaste im Aufzug weiter aufleuchtet, obwohl weder der Motor noch die Tür noch ein Schritt auf der Treppe zu hören ist, nicht immer denken, das ist einer derer, die mich verlassen haben, die ich vergessen will, einer derer, die ich verlassen habe – ein Zeichen ihres Vorüberstreifens …

Es heißt, es brauche Zeit, um die Dinge aufzubauen, Zeit, zu gestalten, zu errichten – ich glaube vielmehr, dass es Zeit braucht, zu zerstören. Denn es genügt nicht, einen einzigen Stoß zu versetzen, eine empfindliche Stelle zu treffen, es genügt nicht, diesen schwachen Punkt zu finden und zuzuschlagen, um alles zum Einstürzen zu bringen. Was Wirkung zeigt, sind die wiederholten Schläge, die zunehmenden, vielfältigen Angriffe, die nicht abgesprochen sein müssen. Eins kommt zum anderen, die Treffer häufen sich und sind vereint in ihrer Wirkung. Dann braucht es nur noch einen kleinen Ruck … Ich rede zu Ihnen mitten in der Nacht. In der Leere, die entstanden ist, in der Stille, die sich ausgebreitet hat. Ich kann nicht sagen, dass ich eine Überlebende inmitten von Ruinen bin, die anderen sind nicht tot, es gibt keine Ruinen, und doch habe ich ein solches Gefühl. Da Sie nun einmal Gefühle brauchen.

 

– Wir waren im Theater, auf der Bühne Macbeth, im Saal das stille Publikum, alle Blicke in die gleiche Richtung gewandt. Macbeth richtete sich an Banco oder vielmehr an sein Gespenst, während die Gäste nur einen leeren Platz sahen. Man hat Gemälde daraus gemacht, man hat Opern daraus gemacht, der Platz ist leer und das Gespenst stumm. Aber Macbeth sieht, und Macbeth spricht. Es war jener Moment, da die blutige Vision seinen Geist trübt und am Tisch Unverständnis herrscht, während ein Schrecken das Publikum streift. Wir hingen an dieser unsichtbaren Erscheinung bis zu dem Moment, als die Stille ein wenig zu lange fortzudauern begann. Gehört das zum Stück dazu?, haben wir uns etwas erstaunt gefragt, während die Stille weiter andauerte. Etwas Unvorhergesehenes, eine leichte Entgleisung. Bancos Gespenst war von der Bühne verschwunden.

– Wir waren im Kino, in einem kleinen Saal, in dem es ein bisschen zu warm war. Die Sessel waren ziemlich unbequem, man versank ein wenig zu sehr darin. Ich halte mich mit den Details auf, wie um den Augenblick hinauszuzögern, als wäre noch Zeit, die Geschichte aufzuhalten. Es gab dort gerade eine Reihe von Stummfilmen mit improvisierter Musikbegleitung, wie in den Anfängen des Kinos. Auf dem Bildschirm näherten sich einander die Sonne und der Mond – von menschlichen Gesichtern dargestellt, deren bizarre Gesichtsausdrücke etwas Obszön-Genüssliches hatten. Vor allem aber betrachtete ein seltsamer Lehrer, der das Phänomen soeben seinen Schülern erklärt hatte, in einer mittelalterlichen Kulisse vom Obergeschoss aus den Himmel durch sein Teleskop. Man hatte gesehen, wie er sich beeilt hatte, um die Sonnenfinsternis nicht zu verpassen – sie dauerte nur einige Minuten. Zu neugierig lehnte er sich weit vor, um besser sehen zu können, und genau in dem Moment, in dem er aus dem Fenster fiel, war etwas anders geworden. Es gab ein Geräusch, eine Art Krachen – eine Explosion, ein Erdbeben? Alle stürzten schon zum Ausgang, zum Notausgang. Es war so dunkel, als hätte sich die Sonnenfinsternis auch im Saal ausgebreitet. Der Titel? Es war ein Film von Méliès. Mit einem merkwürdigen Titel, ich weiß nicht mehr. Doch, es fällt mir wieder ein, Die Sonnenfinsternis bei Vollmond. Fragen Sie mich nicht, was er bedeutet. Draußen haben wir alle unwillkürlich die Augen zum Himmel gehoben. Aus Angst, dass die Szene, die wir eben gesehen hatten, sich draußen wiederholen könnte. Aber draußen war alles an seinem Platz, die Sonne war da und es war helllichter Tag. Kommen Sie zurück, rief vergeblich der Kinobesitzer, der auch nach draußen geeilt war. Es ist bloß eine Sesselreihe zusammengebrochen.

– Wir waren auf der Straße, und plötzlich hat sich das Licht verändert. Vögel flohen am Himmel. Schwarze Vögel, Krähen vermutlich, die aber größer schienen als gewöhnlich. Sollten wir losrennen? Wir haben gezögert – dabei darf man nie zögern. Man muss aufbrechen, sofort, und wir sind geblieben. Bleibend haben wir gesehen. Haben gesehen, wie der Himmel sich verdüsterte nach dem Verschwinden der Vögel. Wie die Stadt verstummte. Wie eine Art Verzweiflung sich herabsenkte, uns überfiel – einem Nebel gleich, der plötzlich alles einhüllt und Formen und Geräusche verwischt. Wir waren nur noch Stille und Dunst – wir waren nur noch Erwartung oder vielmehr Erstarrung. Und der Moment ging vorbei. Alles war wieder wie vorher – wenigstens haben wir so getan, als würden wir es glauben …

 

Diesmal folge ich Ihren Vorgaben. Sprechen, in meinem Rhythmus und nach meinem Belieben meine Worte aufzeichnen und Ihnen das Ergebnis einmal pro Woche zuschicken, sonntagabends. Ohne mich zu fragen, wer es erhält, ob es eine etablierte Gruppe ist oder jemand, Sie, dessen Stimme ich am Telefon gehört habe. Vom Fenster meines Schlafzimmers aus (das nicht das Zimmer ist, von dem aus ich zu Ihnen spreche) sehe ich den Mond, dessen Anwesenheit mich bald beruhigt, bald beunruhigt, je nachdem, welche Größe und Farbe er hat. Ich mag es, wenn er aussieht wie eine riesige, orangefarbene Kugel, die am Himmel hängt – wenn ich ins Weite sehe, zum anderen Ende der Avenue hin, spüre ich mein Herz schlagen. Mein Schlafzimmer geht auf eine nicht sehr befahrene Avenue hinaus, die von Osten nach Westen führt. Wenn ich den Mond aufgehen sehe und die untergehende Sonne, manchmal das Aufflammen der letzten Sonnenstrahlen, verspüre ich eine Art Erfüllung. Aber ich weiß nicht mehr, ob ich in der Vergangenheit oder in der Gegenwart reden soll, ob die Welt, in der wir heute sind, die gleiche ist, in der ich mein Leben bisher gelebt habe. Ich weiß nicht, woran wir sind. Fragen Sie mich nicht, wann es anfing – Sie fragen mich nichts, stimmt, ich beantworte keine Fragen, sondern reagiere auf Ihren Vorschlag, zu erzählen – auch wenn die Art, wie Sie ihn formuliert haben, eher nach einer Verpflichtung klang. Erzählen … Habe ich schon begonnen?

 

 

 

2

– »Nächstdem, sprach ich, vergleiche dir unsere Natur in Bezug auf Bildung und Unbildung folgendem Zustande. Sieh nämlich Menschen wie in einer unterirdischen, höhlenartigen Wohnung, die einen gegen das Licht geöffneten Zugang längs der ganzen Höhle hat. In dieser seien sie von Kindheit an gefesselt an Hals und Schenkeln, so dass sie auf demselben Fleck bleiben und auch nur nach vorne hin sehen, den Kopf aber herumzudrehen der Fessel wegen nicht vermögend sind. Licht aber haben sie von einem Feuer, welches von oben und von ferne her hinter ihnen brennt. Zwischen dem Feuer und den Gefangenen geht obenher ein Weg, längs diesem sieh eine Mauer aufgeführt wie die Schranken, welche die Gaukler vor den Zuschauern sich erbauen, über welche herüber sie ihre Kunststücke zeigen.

– Ich sehe, sagte er.

– Sieh nun längs dieser Mauer Menschen allerlei Geräte tragen, die über die Mauer herüberragen, und Bildsäulen und andere steinerne und hölzerne Bilder und von allerlei Arbeit; einige, wie natürlich, reden dabei, andere schweigen.

– Ein gar wunderliches Bild, sprach er, stellst du dar und wunderliche Gefangene.

– Uns ganz ähnliche, entgegnete ich. Denn zuerst, meinst du wohl, dass dergleichen Menschen von sich selbst und voneinander je etwas anderes gesehen haben als die Schatten, welche das Feuer auf die ihnen gegenüberstehende Wand der Höhle wirft?«

Und während die Schauspieler – oder waren es Figuren, Menschen aus einer anderen Zeit oder einfach Freunde, die sich bei einem abendlichen Treffen unterhielten – während die Schauspieler miteinander auf einer schwach beleuchteten Bühne sprachen, auf der ihre zitternden Schatten im Kerzenlicht flackerten, während jeder im Saal, das Publikum, sich Platons Höhle und ihre Gefangenen vorzustellen versuchte, die Mauern, die Statuen, während jeder für sich dafür eine Bedeutung zu finden suchte, um sie in seine Sicht der Welt oder seines Lebens einzubinden, betäubte die völlige Dunkelheit bald die Gedanken, bald verlieh sie ihnen eine fast unerträgliche Schärfe. Zu viel Stille, zu viel Anspannung, zu vieles, was in der Schwebe war. Plötzlich war eine Explosion zu hören … Jedermann fragte sich, ob sie zur Aufführung dazugehörte – einer seltsamen Aufführung allerdings, in der das Stück – falls es denn eines war – schon so lange dauerte, dass manche es nicht mehr von ihrem Leben zu trennen wussten, hatten sie nicht schon ihr ganzes Leben lang in dieser Abgeschiedenheit verbracht, und beschrieb das von den schwach Beleuchteten soeben Gesagte nicht ihre Existenz? Es gab ein paar Sekunden der Angst in Erwartung einer zweiten Explosion, aber diese kam nicht, und allmählich wandte sich die Aufmerksamkeit wieder den gesprochenen Worten zu. All das war vielleicht nur eine weitere Illusion gewesen …

– »Und wie, wenn ihr Kerker auch einen Widerhall hätte von drüben her, meinst du, wenn einer von den Vorübergehenden spräche, sie würden denken, etwas anderes rede als der eben vorübergehende Schatten?«

 

Aber ich gehe selten ins Theater, ich sehe mir lieber Sachen auf meinem Bildschirm an – Filme, Übertragungen, Videos, Bildaufzeichnungen –, bevor ich anfange zu schreiben. Ich höre lieber die Musik, die ich mir ausgesucht habe, und schalte aus nach einem Stück, das mich besonders berührt oder betört hat, statt in einem vollen Saal das nächste Musikstück über mich ergehen zu lassen, das den Schock, die Emotion wieder abschwächen, sie in einer belanglosen Klangebene verwässern wird, statt Husten zu hören, wenn Stille geboten ist. Natürlich verliere ich dadurch, was sie den Zauber des Live-Auftritts nennen, aber instinktiv – oder weil ich meine Texte immer wieder neu angehe und überarbeite? – misstraue ich der Rohfassung, dem Unmittelbaren, der Menschenmenge, den kollektiven Emotionen. Der Welle, die einen ungewollt mitreißt …

Ich las, glaube ich, an diesem Abend. Ich las, ich bin mir sicher – aber welches Buch? Gewiss die Geschichte einer Suche. Ich suche etwas in den Büchern, in denen, die ich lese, wie in denen, die ich schreibe, und ich habe das Gefühl, dass ich, wenn ich das Gesuchte einmal gefunden haben werde, aufhören werde zu lesen – zu schreiben –, oder vielleicht werde ich dasselbe Buch immer wieder lesen. Das Buch, das alle anderen auslöschen wird. Bisher habe ich, den Dutzenden, Hunderten von Büchern zum Trotz, die sich in meinem Gedächtnis, auf meinen Bücherregalen anhäufen, dieses Buch nicht gefunden. Oder vielmehr habe ich Bruchstücke gefunden, Annäherungen, hatte manchmal den Eindruck, auf der Schwelle zu etwas Endgültigem zu sein, und dann entzieht sich mir diese Sache wieder, löst sich in Nichts auf, verschwindet. Ich weiß, das ist es nicht, was Sie von mir wollen. Ich muss lernen, mich zu konzentrieren. Aber es ist schwer, nicht abzuschweifen, so allein im Dunkeln, ohne zu wissen, wer zuhört. Geben Sie uns Rohmaterial, haben Sie gesagt, was eine Ermunterung war zu allen Umwegen, vergeblich eingeschlagenen Pfaden, Kehrtwenden. Wir kümmern uns um das Übrige. Und die Stimmen, die ich einschieben sollte? Fügen Sie sie ein, wo Sie es für richtig halten, in die Denkpausen, Momente des Schweigens, der Ungewissheit. Die Aneinanderreihung ist eine Form der Konstruktion.

Ich komme zu dem Moment zurück, wissen Sie, wenn Sie ein Buch hinlegen und spüren, dass Sie diesmal nicht weiterkönnen, zu jenem Moment, in dem Sie in der Schwebe sind zwischen zwei Welten, der fragilen, die Sie gerade verlassen haben und die noch in der Luft ist, und derjenigen, die man Wirklichkeit nennt, dem Zimmer, in dem Sie sind, den Wänden, die Sie umgeben, jenem Moment, in dem Sie letztlich eine Brücke brauchen, etwas, das Ihnen hilft, wieder in den Raum zurückzufinden, in dem Sie leben, statt in dem zu verharren, der in Ihnen lebt.

Um mir diese Rückkehr zu erleichtern, habe ich das Radio angeschaltet. Ich bin mitten in einem Satz gelandet, ich entsinne mich, es war eine unbekannte Stimme, nicht die, die ich zu dieser Zeit erwartet hatte, sie gehörte nicht in die gewohnten Sendungen, es war eine Stimme, die von einer gewissen Anspannung geprägt war. Das war so seltsam, dass ich nicht hörte, was die Stimme sagte, oder vielmehr hörte ich eine Abfolge von Lauten, ohne etwas zu verstehen, und dann zusammenhanglose Wörter. Nichts, was einen Satz hätte bilden, nichts, was einen Sinn hätte ergeben können. Es war etwas geschehen, das schwerwiegend, das wichtig schien, aber was?

Das hat vielleicht ein paar Sekunden angedauert, aber die Zeit zog sich über sich selbst hinaus, und ich habe davon in mir das tiefe Gefühl bewahrt, verloren zu sein und hineingeworfen in eine chaotische neue Welt, in der ich seither nicht mehr viel wiedererkenne.

Versuchen Sie nicht zu verstehen. Ich höre Sie, als würden Sie in diesem Augenblick zu mir sprechen, als wären wir über das Telefon oder eine jener Apps miteinander verbunden, mit deren Hilfe man über die Entfernung hinweg miteinander reden kann, oder über einen inneren Kanal. Vor allem: Suchen Sie nicht, notieren Sie, beschreiben Sie Ihre Eindrücke. Sprechen Sie …

 

– Die Bühne hatte sich geleert, wo waren die Schauspieler? Und wenn alles von da ausgegangen wäre, von dieser Verwirrung, wie in jener Szene, in der Hamlet sich mithilfe eines vor dem König aufgeführten Stückes äußert, das unter dem Deckmantel einer Mordgeschichte andeutet, dass ein wirklicher Mord geschehen ist? Hatte es nicht jene Aufführung gegeben, in der von Gefangenen, von Gefesselten die Rede war? Sind wir das nicht alle heute, hatten sie uns an jenem Abend nicht vorwarnen wollen? Oder uns zynischerweise auf das Kommende vorbereiten?

– Die Straßen hatten sich geleert, wo waren die Passanten? Zu Hause vielleicht, vor ihrem Radio oder den non-stop ausgestrahlten Bildern der Nachrichtensender. Dieselben Bilder, dieselben Worte seit Stunden. Es war etwas passiert, und in gewisser Weise passierte es auch weiter, konnte aber nicht auf ein bestimmtes Ereignis reduziert werden, es ließ sich nicht in Bilder oder eindeutige Wörter übersetzen, und zum Denken war es zu früh, also kehrten die gleichen trostlosen Straßen und verödeten Avenuen immer wieder.

– Das Denken hatte sich entleert, wo waren die Ideen hingekommen? Eine Art Verblüffung hatte sich der Köpfe bemächtigt, die einer Frage Platz machte – der einzigen, auf die es keine Antwort gibt –, warum?

 

Ich hätte mit gestern beginnen sollen. Damit, unser Leben vorher zu beschreiben, das in so weiter Ferne scheint und doch gerade noch selbstverständlich war. Gestern – das unmögliche Zurück. Der Takt unserer Zeit ist ein anderer geworden, als wären wir in eine Kluft gefallen, wie in Science-Fiction-Filmen, wenn jemand plötzlich in eine vergangene oder zukünftige Welt gerät. Zunächst merkt er es nicht wirklich und geht weiter die Straße entlang, bis ein Detail – ein Gebäude, das dort eigentlich nicht stehen dürfte, eine unbekannte Sprache, die er hört, eine seltsame Tracht – ihn in Unruhe versetzt. Wo ist er? Jede Gewissheit, was die Beständigkeit des Lebens angeht, ist verschwunden, das Leben ist nur ein Trugbild, das in der Ferne tanzt. Ich weiß die Leute nicht mehr zu beschreiben, die auf den Straßen kamen und gingen, ohne sich zu fragen, ob sie am Ende ihres Wegs ankommen würden, Leute, die die Metro nahmen, ohne sich zu fragen, ob sie an ihr Ziel gelangen würden, von denen, die in Flugzeugen oder Zügen saßen, ganz zu schweigen. Ich versuche mir jemanden vorzustellen, der das Leben, wie es vorher war, nicht gekannt hat. Wie wäre es zu beschreiben? Die Sorglosigkeit, die uns leitete, obwohl wir doch wussten, dass nichts andauert, dass die Gefahr immer herumspukt, dass nichts sicher ist. Die Selbstverständlichkeit, aus der heraus wir lebten, als unsere einzige – uns allerdings gewaltig scheinende – Sorge war, eine Arbeit zu finden, Geld zu verdienen, die Liebe zu finden.

 

– Was erhofften Sie?

– Ich lebte in den Tag hinein.