Über das Buch

Eigentlich sollte heute Amirs großer Tag sein. Mit der Übergabe von geheimem Material an den Netzaktivisten Habakuk schien ihm der größte Skandal in der Geschichte des Internets sicher. Doch kurz vor dem Treffen bricht weltweit das Netz zusammen.

Als Amir Hababuk inmitten des ausbrechenden Chaos findet, rast aus dem Nichts ein Auto auf sie zu und verfehlt sie nur knapp. Hat jemand es auf Amir oder Habakuk abgesehen? Und gibt es eine Verbindung zum digitalen Blackout?

 

 

 

 

Wie können die Schwachstellen der Computer-Netzwerke gefunden werden? Was die ernsten Hindernisse anbelangt, ist es falsch, ihre Zerstörung für unmöglich zu halten.

356 v. Chr. brannte Herostratos den Tempel der Artemis nieder, eines der sieben Weltwunder. In unseren Zeiten der vollendeten Dekadenz haben die Tempel nichts Imposantes mehr, außer der finsteren Wahrheit, dass sie bereits Ruinen sind.

Unsichtbares Komitee: Der kommende Aufstand

1

07.22 Uhr

Nein, nein.

Das hat nichts zu bedeuten.

Es wird nicht passieren. Schon gar nicht heute.

Das liegt nur an unserem viel zu alten Router.

Mit der Zahnbürste im Mund tippe ich wieder und noch mal aufs Handy, die Mails aktualisieren sich nicht. Ich wechsle von WLAN auf die mobilen Daten, aber nichts. Ich lasse das Handy runterfahren und neu starten. Dann spucke ich die Zahnpasta aus und spüle nach, gehe in die WG-Küche und mache mir einen Kaffee, gebe die PIN ein (beim Handy, meine ich, nicht beim Kaffeeautomaten), tippe auf Instagram. Die neuesten Beiträge sind fünf Stunden alt. Ich ziehe das Bild mit dem Daumen nach unten zum Aktualisieren, während ich mit der anderen Hand nach der Kaffeetasse angle. Bräsig dreht sich der kleine Kreis. Ohne Ergebnis. Genauso bräsig schiebt die Sonne ihren schmutzig-roten Rand über die Dächer der gegenüberliegenden Häuser. Ich trinke und verbrenne mir den Mund, what the fuck, ich stelle die Tasse ab. Das ungeputzte Fenster unserer Küche wirkt wie ein Fotofilter bei Instagram, gibt dem Frühmorgenlicht einen sepiamäßigen Stich.

Ich setze mich an den Tisch und klappe den Laptop auf. Wikipedia, meine Browserstartseite, lädt so mühsam, dass man sie beinahe ächzen hört. Vielleicht ist das auch nur das Schnarchen von Malte. Meinem Mitbewohner, der nie vor acht aufsteht. Ich normalerweise auch nicht.

Heute schon. Seit halb sechs hab ich wach gelegen und versucht, wieder einzuschlafen, ohne Erfolg. Ich stehe komplett unter Strom, ich hab mir schon die ganze Zeit alles Mögliche ausgemalt, das heute schiefgehen könnte. Und das Unmögliche eben auch. Vielleicht waren Manfreds kryptische Worte doch nicht als Witz gemeint und auch keine Poserei. Bring den Chip möglichst bald zu Habakuk. Ihr habt nicht viel Zeit für diesen Leak. Es könnte nämlich sehr bald ein Ereignis eintreten, durch das sämtliche digitalen Daten vollkommen belanglos werden.

Zum x-ten Mal öffne ich mein Portmonee und checke, ob der winzige Speicherchip noch im Münzfach liegt. Natürlich tut er das, wo soll er sonst sein.

Wieder wische ich auf meinem Handy rum. Nichts.

Ich würde gern meine Torbox auf neue Mails checken, weil Habakuk mir vielleicht noch letzte Infos für heute geschickt hat, aber das kann ich vergessen. Das Darknet ist ja auch im normalen Zustand schon extrem langsam, selbst wenn das »sichtbare« Internet keine Zicken macht.

Auf dem Bildschirm des Laptops hat sich unterdessen eine Art Sparversion von Wikipedia aufgebaut, nur eine schmale Spalte links mit Text, keine Bilder. In der Nachrichtenrubrik steht: Cyberangriff. Aber als ich drauftippe, erscheint nur eine Fehlermeldung. Service unavailable. Dafür kommt auf dem Handy endlich was durch. Neue Mails, aber ohne Belang; bei Twitter ist ebenfalls von Cyberangriff die Rede.

Cyberangriff.

So etwas geschieht nicht in der Realität, in der ich lebe. In meiner Realität knickt man auf der Treppe mit dem Knöchel um oder verpasst seinen Zug wegen Durchfall oder Blödheit. Oder man lässt meinetwegen sein Handy bei Starbucks liegen. So was ist alles schon passiert, nicht unbedingt mir, aber Freunden oder Freunden von Freunden. Aber ein Cyberangriff?

Ich schalte das Radio ein. Es ist steinalt, empfängt UKW und funktioniert tadellos.

»… melden seit dem frühen Morgen verschiedene Internetprovider massive Anstiege der übertragenen Datenmengen«, sagt eine Sprecherin. »Tausende Server sind vollkommen überlastet, Millionen Websites nicht erreichbar. Die Mobilfunknetze drohen zu kollabieren. In Sicherheitskreisen schließt man nicht aus, dass es sich um einen groß angelegten Cyberangriff handelt. Ob er von kriminellen Hackern ausgeht oder eventuell von auswärtigen staatlichen Stellen, ist zum jetzigen Zeitpunkt völlig offen …«

Was für ein Albtraum.

Heute ist doch mein Tag! Der verdammte Tag, auf den ich mich wochenlang vorbereitet habe. Mein halbes Leben lang habe ich auf so eine Chance gewartet. Ich habe davon geträumt, ein Mal im Leben etwas wahrhaft Wichtiges zu tun. Bei einer richtig großen Sache mitzumachen. Oder wenigstens live bei einem historischen Ereignis dabei zu sein, das würde mir unter Umständen schon reichen. Fuck … ich glaube, genau heute findet so ein historisches Ereignis statt. Ein epochales, wenn Manfred tatsächlich recht hat. Und es könnte mir meine wahrhaft wichtige Mission komplett versauen!

Aber wie kann er so was wissen? Kann man überhaupt über so eine Sache Bescheid wissen, ohne … nun ja … irgendwie daran beteiligt zu sein? Hat er da etwa selbst die Finger drin? Oder einfach eine Art sechsten Sinn? Malte hat mir mal erzählt, sein Uropa, der im Krieg sein Bein verloren hatte, hätte immer gewusst, wenn das Wetter umschlägt, noch bevor es im Wetterbericht kam – dann hat nämlich sein nicht mehr vorhandenes Bein gezuckt. Ob es bei Manfred so ähnlich war? Irgendein digitaler Phantomschmerz? Was für ein Quatsch. Irgendjemand zerschießt hier gerade das Internet, ein Staat oder eine Organisation oder was weiß ich. Und selbst wenn Manfred nicht zu den Leuten gehört, die das tun – irgendwas weiß er darüber. Und garantiert ist er nicht gleich zur Polizei gegangen oder zur Bundeskanzlerin, um das zu melden.

All das sollte mir Sorgen machen. Er hat mich gewarnt. Mich! Was hat das mit mir zu tun? CAP startet doch keinen Hacker-Großangriff, nur um mich von dem Treffen mit Habakuk abzuhalten. Nein. Oder doch? Nein. Nein? What the fuck.

Bis vorhin dachte ich noch, mein Treffen mit Habakuk wäre das mit Abstand Wichtigste, was heute passieren wird. Und zwar nicht nur in meinem persönlichen Terminkalender, sondern überhaupt in Deutschland. Unser Leak wird die Titelseiten der Zeitungen füllen. Würde füllen. Hätte füllen sollen. Aber wenn das Internet richtig crasht, gibt es nichts Unwichtigeres mehr als das. Oder? Vielleicht ist ja auch genau das Gegenteil wahr. Irgendwo muss es da eine Verbindung geben zwischen CAP und dem Chip in meinem Portmonee und Manfred und dem Cyberangriff. Alleine werde ich das nicht rauskriegen, aber gemeinsam mit Habakuk vielleicht schon. Eine wohlige Welle schwappt über mich hinweg – vielleicht werden wir doch noch Geschichte schreiben.

Treffen mit Habakuk um vierzehn Uhr. Wie komme ich nach Köln? Fahren überhaupt Züge? Die Bahn-App könnte es mir sagen, wenn sie nicht genauso tot wäre wie alle anderen Apps. Oder besorge ich mir rasch ein Auto? Immerhin bin ich früh dran, das verschafft mir Luft für unterschiedliche Optionen. Ich stecke Handy und Portmonee ein und stürze aus der Wohnung.

08.05 Uhr

Am Bahnhof herrscht ganz normales Pendlergewusel. Laut Anzeigetafel fallen einige Züge aus, andere sind verspätet – also eigentlich alles wie immer. Bloß hat die Tafel etliche Lücken, und die werden mehr. Vor den Fahrkartenautomaten haben sich lange Schlangen gebildet, die Leute stehen ratlos da. Zum Glück habe ich mir gestern schon ein Online-Ticket runtergeladen.

Niemand starrt mich an. Niemand deutet mit dem Zeigefinger und ruft: »Seht nur, da ist Amir! Seinetwegen spielt das Internet verrückt! Er hat nämlich einen Chip voll gestohlener Daten dabei. Und damit er die nicht weitergeben kann, legen böse Hacker das ganze Netz lahm! Los, steinigt ihn!«

Ein Junge rempelt mich an und ich fasse panisch in die Hosentasche. Portmonee ist da. Der Junge sieht meinen Schrecken und hebt beide Hände, wie um zu zeigen, dass er unbewaffnet ist.

»Sorry, mein Fehler«, murmelt er und läuft weiter, schaut sich nochmals zu mir um und läuft schneller. Sicher hält er mich für einen dieser Halbirren, die den ganzen Tag brabbelnd durch Bahnhöfe laufen und in ihrer eigenen Realität leben.

Welche Realität ist die richtige?

Durchatmen.

Ich schwitze doch gar nicht aus Angst, echt nicht, es ist einfach nur tierisch heiß, schon am frühen Morgen. Klimawandel. Oder schlicht Hochsommer oder beides, was weiß ich, ich muss durchatmen. Checke den Chip im Portmonee. Ist da. Checke wieder das Handy. Da tut sich fast nichts mehr. Zum Test rufe ich meine Mailbox an. Es tutet nicht mal. Ich versuche es mehrmals. Beim dritten Mal kommt ein Tuten, das schnell abbricht, der fünfte Versuch geht durch. Ich höre die vertraute Computerstimme: »Sie haben keine neuen Nachrichten.«

Hat Habakuk überhaupt meine Handynummer? Ich habe sie ihm nie gegeben, aber das muss nichts heißen.

Ein ICE nach München fährt ein, er hat fast zwei Stunden Verspätung, jedenfalls aus seiner Sicht. Für mich kommt er genau richtig. Die elektronische Anzeige neben den Türen ist ausgefallen, doch die anderen Reisenden am Gleis versichern mir, dass dieser Zug in Köln hält.

Seltsamerweise ist nur etwa die Hälfte der Sitzplätze belegt. Ich hatte mich auf völlig überfüllte Abteile eingestellt, keine Ahnung warum, vielleicht gehören solche Bilder einfach dazu, wenn man sich in der Fantasie einen bevorstehenden Zusammenbruch des Internets ausmalt. Aber je mehr ich versuche, mir ein solches Szenario auszumalen, desto klarer wird mir, was für ein Hirngespinst das ist. Okay, es gibt eine ernste Situation, einen Cyberangriff offenbar – von wem oder gegen wen auch immer –, aber so etwas gab es schon, das ist kein Grund zur Panik. In einer Stunde oder so kann es schon wieder vorüber sein, und wenn Malte aufsteht und seine Mails checkt, hat er von nichts was mitgekriegt. Vor allem hat es ganz sicher nichts mit mir zu tun. Nein-hat-es-nicht-auf-keinen-Fall.

Ich lasse mich auf einen Sitz an einem Tisch fallen, mir gegenüber fixiert ein Mann im Anzug den Bildschirm seines Laptops. Durchatmen.

Der Zug rollt, die Klimaanlage funktioniert und kühlt mich runter. Mein Handy hat sich sofort mit dem WLAN verbunden, aber das WLAN transportiert keinerlei Daten mehr. Nicht mal mehr Fehlermeldungen, der Webbrowser kapituliert und bemerkt so lapidar wie sachlich: Sie sind offline.

Weitere Testanrufe bei der Mailbox. Nichts. Testanruf bei Malte. Nichts. Anruf im Büro bei Loresa, bei Berkant, bei Solveig. Nichts. Berkants Handy, Solveigs Handy. Nichts.

Der Anzugträger fährt sich nervös mit der Hand über die Halbglatze, am Nebentisch hämmert ein älterer Typ im himmelblauen Poloshirt auf sein Notebook ein, und das Mädchen mit den Dreadlocks, das ihm gegenübersitzt, nimmt die großen blauen Kopfhörer ab und fragt in die Runde: »Hat hier irgendwer noch Netz?«

Kollektives Kopfschütteln.

Halt in Düsseldorf. Gestern noch hab ich mir ausgemalt, wie sie heute im Landtagsbüro sitzen und mitfiebern würden. Solveig. Berkant. Loresa. Wie sie auf meinen erlösenden Anruf warten, bis ich endlich melde, dass alles geklappt hat und der Chip sicher bei Habakuk angekommen ist. Sie würden sich abklatschen und Solveig würde wieder sagen, dass ich ein Sechser im Lotto sei. Aber jetzt? Machen sie sich Sorgen um die Mission? Um mich? Vermutlich haben sie genug mit sich selbst zu tun an diesem chaotischen Morgen, an dem nichts mehr funktioniert …

Seit Duisburg ist der Zug immer langsamer geworden. Jetzt rollt er aus dem Düsseldorfer Bahnhof heraus und nimmt ordentlich Fahrt auf, das ist doch ein gutes Zeichen. Solange der Zug fährt, kann es nicht so schlimm sein.

Aber das hätte ich besser nicht denken sollen, denn mitten auf freier Strecke schreien die Bremsen auf und der Zug kommt zum Stehen. Ich weiß, wie sinnlos es ist, immer wieder aufs Handy zu tippen, tue es aber trotzdem. Ich schließe alle Anwendungen bis auf das PDF mit dem Zugticket.

Aber niemand will es sehen, nur einmal spurtet eine untersetzte Zugbegleiterin kurzatmig durch unser Abteil, wenig später hören wir ihre Stimme aus dem Lautsprecher: »Unser Zug ist außerplanmäßig zum Halten gekommen.« Falls das jemand noch nicht bemerkt haben sollte. »Uns liegen keine Informationen über die Ursache oder die Dauer der Störung vor. Ich informiere Sie, sobald …«

»Das ist Krieg«, sagt der Typ im Poloshirt mit düsterer Stimme und klappt sein Notebook zu, als habe es jetzt keinen Sinn mehr, noch irgendwas zu arbeiten. »Jede Wette, das waren die Russen.« Er schaut umher, auf der Suche nach Zustimmung oder Widerspruch.

Der Anzugträger runzelt die Stirn, das Mädchen mit den Dreads hat die Kopfhörer wieder aufgesetzt und reagiert nicht, vielleicht hat sie keinen Bock auf ein Gespräch oder hört jetzt offline Musik von ihrem Handy und kriegt nichts mit. »Krieg!«, wiederholt er trotzig.

Das klingt irgendwie, als befürchte er eine Konfrontation globalen Ausmaßes, aber seinem Gesicht nach zu urteilen, nimmt er die Sache vor allem sehr persönlich.

Und das tu ich ebenfalls. Für das Treffen mit Habakuk habe ich immer noch zwei Stunden als zusätzlichen Zeitpuffer. Aber wer weiß, wie lange dieser Zug stehen bleiben wird? Ich öffne alle möglichen Apps, wische auf dem Bildschirm herum, Internet, Mails, Telefon, nichts. Zwecklos.

»War ja abzusehen, dass das mal passiert«, echauffiert sich der Typ. »Das hat der Kreml schon lange geplant. Oder die Chinesen. Oder Nordkorea. Nein – die Mullahs im Iran! Genau. Seit Jahren haben kluge Menschen vor einem Cyberkrieg gewarnt, aber die Politik wollte ja nicht hören.«

Da dreht sich der Anzugträger zu ihm hin und brummt: »Ich glaube, Sie übertreiben. Es werden wohl irgendwelche Hacker sein, die Geld erpressen wollen wie damals bei WannaCry.«

Mit schnellen kurzen Schritten kommt die Zugbegleiterin angerauscht, eilt zurück durch unser Großraumabteil und verschwindet im nächsten. Wenn es einen Grund gibt, sich Sorgen zu machen, dann die Hektik dieser Frau. Weiß sie was, was wir nicht wissen?

Und was zur Hölle wusste Manfred? Mein Kopf dreht sich. Wie ist dieser Kontakt überhaupt zustande gekommen? Und was hat Solveig davon überzeugt, dass wir ihm vertrauen können? Hat uns der Typ reingelegt? Sind wir alle bloß Marionetten in einem hinterhältigen Spiel?

Unwillkürlich schaue ich auf meine Hände. Sie baumeln nicht an Fäden, jedenfalls nicht an sichtbaren. Mein Kopf dreht sich weiter, mein Magen dreht sich mit. Ich hab gar nicht gefrühstückt.

Gott sei Dank sitzen wir nur im Zug und nicht in einem Flugzeug.

»WannaCry hat nur bestimmte Firmen angegriffen und nicht die ganze Infrastruktur«, sagt jetzt der Typ im Poloshirt. »Diesmal ist es anders, glauben Sie mir. Vermutlich breiten sich in diesem Augenblick feindliche Computerwürmer in allen Kraftwerken aus und zerstören die Energieversorgung des ganzen Landes – ach, was sag ich – des ganzen Kontinents. Die wollen uns das Licht ausknipsen!«

Da grinst der Anzugmann und fragt: »Sie glauben nicht zufällig auch daran, dass der Klimawandel reine Erfindung ist und die Erde eine Scheibe?«

»Sie können das ruhig ins Lächerliche ziehen«, winkt der andere ab, »aber Sie werden sich alle noch wundern.«

»Ich wundere mich vor allem«, brummt der Anzugträger, »warum ich keine aktuelle Kopie meiner ganzen Kalkulationen auf dem Rechner habe. Die sind alle in der Cloud. Und das macht mir Sorge. Aber Panik zu verbreiten hilft doch wirklich niemandem.«

Panik.

Panik?

Warum klammre ich mich an das Treffen mit Habakuk? Ich weiß nichts über ihn, noch weniger als über Manfred. Von Manfred kenne ich ja immerhin das Gesicht. Trotzdem bin ich überzeugt, dass ich mit Habakuk reden muss über all das hier. Und dass sich dann irgendwas aufklärt. Ich brauche einen Kaffee.

»Auch Sie, junger Mann!«, sagt der Poloshirtmann plötzlich zu mir.

Ich habe dem Gespräch gar nicht mehr zugehört und zucke zusammen. Statt einer Antwort stehe ich auf und frage versöhnlich in die Runde: »Will jemand was vom Bordbistro?«

Poloshirt und Anzug winken dankend ab, das Mädchen mit den Dreads lüftet ein Ohr und fragt: »Hm?«

»Ob ich was vom Bistro mitbringen soll. Kaffee oder so.«

»Nee, danke.«

Schade. Mit ihr wär ich gern ins Gespräch gekommen, anstatt mich in die Debatte zwischen den beiden Männern verwickeln zu lassen. Aber ihr genügt wohl ihre Musik.

Ich laufe den Gang entlang und durch weitere Abteile, wo ebenfalls Leute miteinander diskutieren, während andere ratlos ihre von der Außenwelt abgeschnittenen Devices anglotzen. Vor dem Bordbistro hat sich ein Stau gebildet. Als Letzte steht eine Frau im Businesskostüm in der Reihe, die dreht sich zu mir um und legt den Zeigefinger auf die Lippen. Ich bemerke die gespannte Stille unter all den Leuten. Drüben im Bistro scheppert eine blecherne Stimme aus irgendeinem Gerät. Ich recke den Kopf und erkenne, dass auf dem Verkaufstresen ein kleines altes Radio mit weit ausgefahrener Antenne steht, ähnlich dem in unserer WG-Küche.

»… erklärte der Sprecher des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik, kurz BSI. In der jetzigen Situation seien viele Menschen beunruhigt und versuchten nun erst recht, an Informationen zu kommen. Dadurch aber steigt die Datenmenge nochmals an, wodurch die Krise zusätzlich verschärft wird. Darum appelliert die Bundesregierung an alle Bürgerinnen und Bürger, möglichst offline zu gehen. Jedes Gerät, dessen Internetverbindung nicht lebenswichtig ist, solle abgeschaltet oder in den Flugmodus versetzt werden, damit die Datenleitungen für die Kommunikation von Rettungsdiensten und Sicherheitsbehörden entlastet werden können. Unterdessen hat …«

Irgendjemand weiter vorn ruft etwas, andere zischen »Psst!« oder »Klappe!« und ganz kurz droht ein richtiger Tumult, doch dann wird es wieder leise und alle lauschen auf das kleine alte Radio.

»… kommen ähnliche Meldungen aus Paris, London, Warschau, Washington und weiteren Hauptstädten. Allerdings können wir uns noch kein einheitliches Bild machen. Weil auch die Telefonie stark beeinträchtigt ist, erreichen wir unsere Korrespondenten fast nur über Kurzwelle. Für alle, die vielleicht jetzt erst eingeschaltet haben, wiederhole ich aber nochmals ausdrücklich: Kraftwerke, Atomanlagen und andere sensible Stellen arbeiten eingeschränkt, aber sicher, es gibt zum jetzigen Zeitpunkt keine Hinweise auf eine unmittelbare Gefahr für die Bevölkerung …«

»Das sagen sie doch immer!«, schimpft irgendjemand los. »Die belügen uns doch nach Strich und Faden!«

»Wer sind denn die?«, fragt jemand, und aus einer anderen Ecke ruft ein Mann: »Und was ist mit Moskau? Oder Peking? Sind die auch betroffen? Oder sind das die Angreifer?«

Wieder zischt es von allen Seiten: »Psst!«, »Leise!«, »Ruhe jetzt!«

»… hat der NATO-Generalsekretär eine Pressekonferenz angekündigt. Und wir versuchen noch einmal, in unser Hauptstadtbüro nach Berlin zu schalten. Bis dahin ein paar Takte Musik.«

Das könnte meine Gelegenheit sein, an einen Kaffee und einen Schokoriegel ranzukommen, aber alle hier hatten anscheinend dieselbe Idee. In dem Moment, als die Musik aus dem kleinen Radio kommt, schieben sich die Leute nach vorn zur Theke, rufen Bestellungen, wedeln mit Geldscheinen. Ich gebe es auf und will das Portmonee, das ich schon gezückt habe, wieder in die Hosentasche schieben. Doch ich halte kurz inne und öffne nochmals das Münzfach. Da liegt noch immer der winzige Speicherchip, völlig unberührt. Völlig … irrelevant? Oder im Gegenteil …? Mein Herz klopft, als sei ich kurz davor, bei etwas Unanständigem erwischt zu werden. Es könnte nämlich schon sehr bald ein Ereignis eintreten …

Nein, nein, es ist ausgeschlossen, dass Crowd And Power hinter diesem Angriff steckt, nur um mein Treffen mit Habakuk zu verhindern. Klar – wenn wir Erfolg haben, könnte es CAP im Extremfall die Existenz kosten, und sicher wären diese Leute bereit, sehr weit zu gehen, um ihre Firma vor dem Bankrott zu retten. Und haben sie da nicht diese illegalen Kontakte nach Russland? Aber sie verfügen ganz sicher nicht über die Mittel, einfach mal eben das Internet lahmzulegen. Wer aber dann? Die Zusammenhänge müssen ganz anders sein. Nicht CAP ist die große Unbekannte in dieser Rechnung, sondern Manfred.

Ich stecke das Portmonee weg und gehe zurück zu meinem Platz, wo der Poloshirttyp darüber fabuliert, dass bestimmt in diesem Augenblick weltweit die Börsen zusammenbrechen.

Als er meine leeren Hände sieht, schaut er mich beinahe hämisch an und fragt: »War das Bordbistro schon ausgeplündert?«

»So ähnlich«, sage ich. »Bin gar nicht durchgekommen.«

»Da sehen Sie es«, sagt er zu dem Anzugträger, als sei das der ultimative Beweis, dass unsere Zivilisation unmittelbar vor dem Aussterben steht. Und vielleicht hat er ja recht. Wenn erst mal der Kaffee alle ist, gibt es kein Halten mehr.

Im Hinsetzen sehe ich, dass das Mädchen mit den Dreads WhatsApp-Nachrichten schreibt. Vielleicht auf Vorrat, damit die Nachrichten sich selbst versenden, sobald wieder ein Netz in Reichweite ist? Könnte ich eigentlich auch machen. Also eine Mail an Habakuk schreiben, dass ich hier festsitze.

Was er jetzt wohl gerade denkt? Habakuk? Bricht er in Jubel aus? Weil die Zerstörung des Internets im Grunde genau die Konsequenz ist, die man aus all seinen Prophezeiungen ziehen müsste? Oder ist er traurig, verzweifelt, einsam, abgeschnitten von seiner Plattform im Netz, von seinen Fans, seinen … Jüngern?

Ich hasse dieses Wort. Klar, es wird ja auch nur von Habakuks Gegnern verwendet. Damit er wie ein Guru dasteht und die Leser seines Blogs wie eine blökende Herde blinder Schafe. Bin ich ein Schaf? Ein Jünger?

Vor einem halben Jahr war ich noch nicht mal das. Ich war – sofern man die digitale Welt überhaupt in irgendwelche Klassen oder Schichten einteilen kann – ganz unten. Ein Tagelöhner des digitalen Proletariats. Ein Crowdworker. Oder besser gesagt, ich wollte einer werden, doch das war gar nicht so einfach. Ich bewarb mich online bei Mechanical Turk von Amazon, bei Clickworker und bei Crowd And Power und erhielt drei Absagen, die ungefähr denselben Wortlaut hatten: »Leider müssen wir dir mitteilen, dass deine Bewerbung abgelehnt wurde. Da unsere Kriterien nicht öffentlich sind, können wir dir leider den Grund der Entscheidung nicht erläutern.« Keine Ahnung, ob jemals ein menschliches Wesen von meiner Bewerbung Notiz genommen hatte oder ob ich von irgendeiner künstlichen Intelligenz aussortiert worden war.

Also doch kellnern gehen oder Pizza ausliefern? Ich brauchte dringend Kohle! Seit fast drei Jahren lebe ich in meiner WG in Bochum, ich studiere Politikwissenschaften an der Ruhr-Universität. Und so grau, wie das klingt, ist es vermutlich auch. Trotzdem war für mich der Schritt ins Ruhrgebiet wie der Aufbruch in eine große, buntschillernde Welt. Ich komme nämlich ursprünglich aus Paderborn. Das sage ich immer, wenn die Leute mich fragen, woher ich denn ursprünglich komme. Ich weiß schon, dass sie das deswegen fragen, weil ich einen arabischen Namen habe. Meistens fragen sie vorher noch, welches denn jetzt der Vor- und welches der Nachname sei. Amir Karim, erkläre ich dann geduldig, der Vorname ist Amir und Karim ist der Nachname und nein, das ist kein Palindrom, sage ich meistens noch, es klingt nur ein bisschen so. Ja, ich weiß, es ist die totale Klugscheißerei, aber wenigstens kann ich dann den Leuten erklären, dass Palindrom ein Begriff oder ein Satz ist, den man vorwärts genauso lesen kann wie rückwärts, statt zu sagen, dass meine Eltern zwar aus Tunesien kommen, ich aber kein Tunesier bin, sondern Ostwestfale und deshalb ein ziemlicher Dickkopf. So viel Klischee muss sein. Doch obwohl meine Eltern Ärzte sind, entsprechen sie leider nicht dem Klischee, besonders wohlhabend zu sein. Zumindest kam ich mit dem Geld, was sie mir monatlich überweisen, einfach nicht mehr aus und fing an, mich nach Nebenjobs umzuhören. Am liebsten was mit Schreiben. Denn obwohl ich mich sehr für Politik interessiere, fällt mir das Reden schwer. Ich bin kein Visionär, schon gar kein Anführer. Eher jemand, der Hintergründe analysiert und Zusammenhänge aufdeckt. (Darum hat Solveig mich auch ausgesucht, um den Chip zu Habakuk zu bringen.) Ich könnte niemals in einem großen Saal am Mikrofon stehen und eine flammende Rede halten. Aber ich könnte ganz sicher eine schreiben. Wenn mich jemand nach meinem Berufsziel fragen würde, müsste ich wohl das Wort Spin Doctor gebrauchen. Allerdings hat es so einen negativen Touch. Und außerdem fragt mich meistens niemand. Nur meinem Mitbewohner Malte hatte ich mal davon erzählt und daraufhin brachte er mich auf die Idee mit dem Crowdworking.

»Das sind Plattformen, wo Firmen kleine Aufträge an verschiedene Leute vergeben können«, erklärte er. »Du meldest dich auf so einer Plattform an und dann kriegst du irgendwelche Jobs zugeteilt, die du am Rechner erledigst. Ich mach das schon seit ’ner Weile und bin inzwischen richtig gut. Komm locker auf zehn Euro die Stunde.«

Ich runzelte die Stirn.

»Okay, man wird nicht reich dabei«, gab er zu, »aber du hast die absolute zeitliche und örtliche Flexibilität. Du brauchst nichts weiter als deinen Laptop, kannst im Park arbeiten oder im Café, morgens oder abends oder nachts. Du loggst dich ein, wenn du Zeit hast, und malochst, solange du Lust hast, dann machst du Kasse und loggst dich wieder aus. Und da gibt es tausende Jobs, die mit Schreiben zu tun haben.«

»Klingt eigentlich gut«, sagte ich. »Und für wen arbeitet man da so?«

»Ach, keine Ahnung«, lachte er. »Meistens bekommst du gar nicht mit, wer der Auftraggeber ist. Und viele Jobs ergeben auf den ersten Blick eh keinen Sinn, es kommt dir wie Bullshit vor, weil der Auftraggeber die Arbeit in tausende einzelne Schritte zerlegt. Aber das ist ja der Sinn von Crowdworking. Dass tausende Leute rund um den ganzen Planeten gleichzeitig an einer Sache werkeln. Probier’s einfach mal aus.«

Das tat ich, kassierte die schon erwähnten drei Absagen und klagte Malte mein Leid. Er riet mir, es wieder zu versuchen und diesmal bei meiner Selbstbeschreibung ein bisschen zu schummeln. Und vielleicht einen anderen Namen oder zumindest eine andere Mailadresse zu benutzen.

Tatsächlich: Auf meine erneute Bewerbung (ich nannte mich statt Karim einfach Müller) bekam ich eine Glückwunschnachricht von Crowd And Power, kurz CAP, international agierende Clickworking-Plattform mit Sitz in Köln, agile Community aus über fünfzigtausend motivierten Crowdies in mehr als dreißig verschiedenen Ländern. So lautete zumindest die Eigenwerbung. Doch um ein richtiger Crowdie zu werden, musste ich erst mal ein paar Online-Tests absolvieren. Ich versuchte meine Qualitäten als Texter herauszustellen. Dummerweise konnte das den Algorithmus aber nicht überzeugen. Um für Texte zugelassen zu werden, hätte ich in dem Test 85 Punkte schaffen müssen, kam aber nur auf 78. Hatte ich mich vielleicht zu elaboriert ausgedrückt? Ich weiß zwar, was Palindrome sind, aber meine Sprache klingt vielleicht nicht werbeaffin genug. Stattdessen bestand mein erster Job an einem späten Abend darin, Fotos zu sichten. Keine Ahnung, für wen und warum – ich klickte auf das Bild und dann auf ein Kästchen für jugendfrei oder nicht jugendfrei. Kriterien gab es keine, ich wusste nicht mal, in welchem Land der Auftraggeber saß und was für Gesetze es da gab. Danach sollte ich drei Schlagworte zum Inhalt eingeben. Kind, Baum, Wiese, schrieb ich. Oder war das zu allgemein? Kind, Baum, Sommer. Aber woran machte ich fest, dass auf dem Bild Sommer war? Kletterte das Kind nur zum Spaß auf den Baum oder war es auf der Flucht vor einem großen Hund? Vor einem unbekannten Verfolger? Und wen interessierte das? Für jedes Foto gab es drei Cent. Wow. Ich musste den Kopf ausschalten und einfach rein assoziativ drei Begriffe in das Formular hämmern, statt mir zu jedem Bild eine Geschichte auszudenken. Ich zog also das Tempo an und hatte nach einer guten halben Stunde fünfzig Bilder kategorisiert. Wenn das so weiterging, würde mein erster Stundenlohn sensationelle drei Euro betragen. Ich hätte mich ausloggen und den Quatsch bleiben lassen sollen. Aber ich bin halt ein Dickkopf. Und als ich kurz nach Mitternacht endlich mit den vorgegebenen vierhundert Bildern durch war, ploppte eine Glückwunschnachricht auf. Hurra, ich wurde von 78 auf 79 Punkte hochgestuft. Ich schnallte, dass diese Zahl offenbar nicht nur das Ergebnis meines Eingangstests darstellte, sondern auch eine Art Score für meine Arbeit.

Im nächsten Auftrag ging es wieder um Schlagworte, diesmal zu Audiodateien. Schnipsel aus privaten Gesprächen irgendwelcher Menschen, die wahrscheinlich gar nicht mitbekommen hatten, dass ein Gerät – vielleicht das eigene Handy? – sie belauschte und alles aufzeichnete. Angeblich ging es darum, die Fähigkeiten einer Spracherkennungssoftware zu trainieren. Bei manchen Gesprächssequenzen überkam mich große Fremdscham und ich klickte sie weg. Doch eigentlich brauchte ich kein schlechtes Gewissen zu haben, denn ganz bestimmt hatten all diese Leute irgendwann einmal irgendwelche Nutzungsbedingungen bestätigt, in denen genau das ausdrücklich drinstand …

Und schon hatte ich die magische Grenze von achtzig Punkten geknackt! Nur noch fünf Punkte und ich würde richtige Texte schreiben dürfen. Bestimmt war das besser bezahlt als das Sortieren von Bildern und Audios. Ich war jetzt ein echter Crowdie, wie sich die Mitglieder dieser agilen Community nannten. Irgendwann später einmal stieß ich beim Googeln zufällig darauf, dass Crowdie eigentlich einen blassen schottischen Krümelkäse bezeichnet. Das, was vielleicht mit meinem Hirn passieren würde, wenn ich langfristig drei, vier Stunden am Tag als Crowdworker arbeitete. Seltsamerweise ödete es mich aber nicht mehr so an wie am Anfang. Irgendwie setzte diese Score-Geschichte etwas in mir in Gang, vielleicht dieses Belohnungszentrum im Kopf, von dem man immer in Artikeln über Suchtkrankheiten liest. Ich ging steil und stand nach nur zwei Tagen schon bei 83 Punkten.

Und noch eine weitere Belohnung bescherte mir der Job. Denn ohne CAP – beziehungsweise ohne das Googeln nach Hintergrundinfos zu dieser Plattform – wäre ich vielleicht niemals auf Habakuk gestoßen.

Habakuk ist Blogger und schreibt über Netzthemen. Wie tausend andere auch, klar, aber sein Blog ist einzigartig. Absolut reduziert. Reduzierter geht es gar nicht. Weiße Schrift auf schwarzem Hintergrund, Artikel auf Artikel, weiter nichts. Keine Bilder, keine Links, kein Menü, kein About me. Nichts als Worte. Bleiwüste würde ein altgedienter Layouter das nennen. Ein schönes Wort aus ferner Zeit, wo Buchstaben noch physisch auf Papier gedruckt wurden und nicht bloß aus Nullen und Einsen bestanden. Über meinen neuen Job schrieb Habakuk:

Bei Crowd And Power faseln sie von Community und zerlegen dabei den Menschen in kleinste Einzelteile. Wir leben in einer zersplitternden Gesellschaft und sollen auch uns selbst noch weiter zersplittern. »Teile und herrsche!« Man stelle sich ein angesagtes Café mit zehn Tischen vor, an denen zehn Crowdworker schweigend, verbissen fleißig vor ihren Laptops sitzen und nicht mal den Kopf heben, wenn die Kellnerin einen neuen Chai Latte vor sie hinstellt. Tolle Community. »Die Proletarier dieser Welt haben nichts zu verlieren als ihre Ketten«, schrieb Marx. Nein, ihr tragt keine Ketten, ihr seid völlig frei, flexibel, offen, eigenverantwortlich. Ihr habt euch eure digitalen Ketten selbst um eure Hirne und Herzen gelegt, freiwillig und eigenverantwortlich. Wenn ich an eurer Stelle wäre, würd ich auf diese Freiheit scheißen. Aber ich bin ja nicht an eurer Stelle, ich bin bloß Habakuk.

Ich gab ihm in jeder Hinsicht recht. Was mich aber nicht daran hinderte, weiter für CAP zu klicken und meinen ersehnten 85 Punkten entgegenzufiebern. Trotzdem abonnierte ich Habakuks Blog und sog von dem Tag an jeden Artikel auf, den er veröffentlichte. Ich liebte seine Sprache, seinen klaren Blick – und irgendwie auch den totalen Widerspruch zwischen dem, was er schrieb, und dem ganzen Rest meines Lebens. Längst nicht nur, was das Crowdworking betraf.

11.43 Uhr

»Meine Damen und Herren«, sagt die kurzatmige Zugbegleiterin durch den Lautsprecher, »wir bitten Sie noch um Geduld. Vielleicht haben Sie bereits Kenntnis darüber erlangt, dass es derzeit bundesweit Probleme mit dem Internet gibt, wovon leider auch die Betriebsabläufe unseres Unternehmens in Mitleidenschaft gezogen werden.« Sie spricht abgehakt und betont ihre Worte seltsam unnatürlich, als hätte sie sich vorher Stichworte notiert. »Wir erwarten in Kürze die Genehmigung zur Weiterfahrt, werden allerdings aus Sicherheitsgründen mit stark verminderter Geschwindigkeit …« Murren hebt an im Abteil, das Mädchen mit den Dreads verdreht die Augen und Poloshirtmann nickt heftig, als habe er alles, was hier geschieht, minutiös vorausgeahnt. »… dass wir, sofern unserem Zug die Einfahrtgenehmigung erteilt wird, in voraussichtlich einer Stunde unseren nächsten planmäßigen Halt, Köln Hauptbahnhof, erreichen werden.«

Sie atmet schwer ein und aus wie am Ende einer komplizierten mündlichen Prüfung, dann erst schaltet sie ihr Mikrofon aus.

Routinemäßig greifen wir alle zu unseren Handys. Es ist schließlich eine Art Reflex, dass man den Lieben daheim oder den Geschäftspartnern oder dem Blind Date oder wem auch immer die erwartete Verspätung mitteilt. Kurz seufzen wir alle auf, als uns wieder einfällt, dass das gar nicht geht, und legen unsere Handys wieder weg. Fast eine synchrone Bewegung. Wir wissen zwar, dass es kein Netz gibt, bloß unsere Hände haben das noch nicht richtig verstanden. Ich schaue aus dem Fenster. Keine Ahnung, wo wir hier überhaupt festsitzen. Auf der einen Seite liegt eine Kleingartenanlage, auf der anderen Seite sieht man Lagerhallen. Die Fenster, die zu den Bahngleisen hinausgehen, sind zugemauert. Über dem Teerboden zwischen den Lagerhallen flimmert Julihitze. Im Zug hingegen ist es kühl. Immerhin funktioniert die Klimaanlage. Leider jucken davon meine Augen. Das liegt an den Kontaktlinsen. Ich muss mich zwingen, nicht mit den Fingern in den Augen herumzuwischen. Blöderweise habe ich weder das Pflegemittel für die Linsen eingepackt noch ersatzweise meine Brille. Was, wenn später keine Züge mehr zurückfahren und ich irgendwo strande? Ich Idiot. Dafür, dass ich so dringend Zeuge eines historischen Ereignisses werden wollte, bin ich verdammt schlecht vorbereitet.

Weiter hinten im Zug schreit eine Frau. Die Stimme überschlägt sich fast. »Ich will hier raus! Sofort! Wie kriegt man die Tür auf? Da muss es doch einen Notfallknopf geben! Warum ist denn hier niemand zuständig?«

Eine andere Frau will sie beruhigen, weitere Stimmen hallen durcheinander. Anzugmann, Poloshirtmann, Dreadlocksmädchen und ich wechseln unsichere Blicke. Muss man aufstehen, hingehen, eingreifen, sich einmischen? Ich hasse solche Situationen, wenn mitten in der gemütlichen Anonymität plötzlich irgendein aktives gemeinsames Handeln verlangt wird. Zersplitterte Gesellschaft, würde Habakuk sagen. Da rauscht mit Volldampf die Zugbegleiterin heran, braust an uns vorbei und nimmt sich der Sache an.

Poloshirtmann hebt dräuend einen Finger und sagt: »Ich versteh das gut. Ich will auch hier raus. Zu Fuß geht es ganz sicher schneller. Warum machen die nicht einfach die Türen auf? Bestimmt versicherungstechnische Gründe. Als wären wir keine mündigen Bürger! Man wird in diesem Staat nur noch bevormundet. Kein Wunder, dass das System irgendwann komplett zusammenbricht.«

Da nimmt Dreadlocksmädchen die Kopfhörer ab, wirft dem Mann einen vernichtenden Blick zu und sagt: »Niemand hier zwingt Sie zu irgendetwas. Aber Sie zwingen uns die ganze Zeit, Ihren Tiraden zuzuhören. Wenn Sie einfach ein bisschen Aufmerksamkeit brauchen – okay. Aber dafür können Sie doch professionelle Hilfe in Anspruch nehmen.«

Poloshirtmann klappt den Mund zu einer Antwort auf, sieht kurz wie ein Fisch aus, klappt den Mund wieder zu. Dreadlocksmädchen hat längst die Kopfhörer wieder aufgesetzt und das Gesicht abgewandt.

Wow. Das war cool. Ich betrachte sie aus dem Augenwinkel und erinnere mich an meine frühe Jugend, an meine ersten, noch sehr unschuldigen Fantasien in Bezug auf das weibliche Geschlecht. Die handelten oft davon, dass ich mit einem fremden Mädchen aus reinem Zufall irgendwo strande oder eingeschlossen bin – im Aufzug oder es gibt eine Autopanne oder so was in der Art. Man wird quasi zu einer Schicksalsgemeinschaft und daraus ergibt sich mehr, man kommt sich näher … was einem halt mit dreizehn so durch den Kopf geht. Mit Dreadlocksmädchen würde ich gerne stranden, aber sie wollte sich von mir ja nicht mal einen Kaffee bringen lassen.

Manchmal wäre ich gern ein Aufreißertyp, ich meine – die Leute sagen mir oft, ich hätte so schöne Augen, die langen Wimpern … Darum trage ich ja auch meistens Kontaktlinsen, damit das zur Geltung kommt, und mein letztes Selfie bei Insta (natürlich schön mit Filtern abgestimmt) hat immerhin fast achtzig Likes. Einmal bekam ich sogar über zweihundert Likes für ein kurzes Video. Ich tanze nämlich gern, so hip-hop-mäßig. Streetdance. Das würde ich aber niemals vor Publikum tun. Meine Freundin (als sie noch nicht meine Exfreundin war) hatte das Video darum auch heimlich aufgenommen. Aber selbst wenn – in einem ICE kann man schlecht tanzen, um sich interessant zu machen. Man müsste schon eher was sagen, etwa zu dieser Sache hier. Dummerweise fällt mir selten spontan was Geistreiches ein, ich sitze meistens einfach nur da wie ein unbeteiligter Beobachter. Das ist meine Standardposition. Eigentlich war ich ja auf dem besten Wege, aus dieser unbeteiligten Rolle auszubrechen, indem ich Habakuk den Chip übergebe und er zusammen mit Solveig etwas richtig Großes daraus macht. Einen Skandal, der das Bewusstsein der Menschen verändert, vielleicht sogar die Rechtslage. Es könnte Gerichtsverfahren geben, Gesetze würden novelliert …

Dann wird zwar weiterhin niemand meinen Namen kennen, man wird mich nicht in Berichten und Dokumentationen erwähnen, aber mir reicht schon das Bewusstsein, dass ich an dieser Sache mitgewirkt habe. Als wertvolles Bindeglied.

So jedenfalls hatte ich mir das ausgemalt. Aber ohne Netz kein Skandal, kein neues Bewusstsein.

Es sei denn, das alles hier führt zu etwas noch viel, viel Größerem …

Ob Habakuk wohl Erfolg bei Frauen hat? Und wieso frage ich mich so einen Scheiß? Ich weiß ja gar nichts über ihn. Nicht wie er aussieht, wie alt er ist, woran ich ihn überhaupt erkennen soll. Muss ich auch gar nicht. Er wird mich erkennen. Falls ich überhaupt jemals ankomme.

Als Crowdie bei CAP von 78 auf 83 Punkte zu kommen, war wesentlich einfacher gewesen, als die restlichen zwei Punkte bis zur 85 zu ergattern. Stundenlang recherchierte ich auf den Websites irgendwelcher Firmen die E-Mail-Adressen der jeweiligen Einkaufsabteilungen. Zwölf Cent pro Adresse. Ein stupider Copy-and-Paste-Job, nur waren die meisten Websites auf Englisch oder Französisch, manche auf Japanisch, darum brauchte ich manchmal fast fünf Minuten, um den richtigen Kontakt zu finden. Nach einer halben Stunde kam die Mitteilung, dass der Job erledigt sei – mir wurden sagenhafte 1,08 Euro gutgeschrieben. Erst jetzt kapierte ich, dass ich ja nicht allein auf CAP unterwegs war. Offenbar hatten viele andere Crowdies zeitgleich mit mir an derselben Aufgabe gearbeitet. Die Community beruhte also auf Konkurrenz, auch wenn auf der Startseite von CAP das Bild einer Gruppe sehr schöner, sehr junger und sehr fröhlicher Menschen prangte, die mit ihren Laptops auf einer sonnigen Wiese sitzen. Da wurden wir Crowdies als Workforce angepriesen, die weltweit, Tag und Nacht, qualifizierte crowd-generierte Mikrotasking-Lösungen liefert. Das Wort Mikrotasking gefiel mir. Es beschrieb doch irgendwie mein ganzes Leben.

Darüber könnte Habakuk ja mal was loslassen. Aber CAP war nur eine von vielen Zielscheiben seines Zornes. Er wetterte über alles, was mit Digitalisierung zu tun hatte. Allerdings merkte ich nach einer Weile, dass er eine Art Intimfeindschaft mit einem Instagram-Sternchen namens Kalliope Lisitzki pflegte. Sie macht irgendwie in Style & Fashion, doch sie gehört nicht zu den Großen ihrer Branche wie BibisBeautyPalace;

Das neueste Foto zeigte eine etwas pummlige, dezent geschminkte junge Frau, vielleicht zwei oder drei Jahre älter als ich. Sie schaute bewusst verpeilt an der Kamera vorbei und ließ lässig eine ihrer langen schwarzen Locken in die Stirn sowie eine Zigarette aus dem Mundwinkel hängen. Dazu hatte sie geschrieben:

kalliopes_selfrecreation der #lippenstift von @thetys_beauty knallt und lässt mich eindeutig weniger emo-mässig aussehen; kuss an euch #hater da draussen. und mein neues #rouge von @miss_sunstyle lässt die wangen leuchten, als wäre ich wirklich am leben und nicht der emo-zombie, der ich angeblich bin

Die Kommentare waren ein Schlachtfeld.

ruzzi_puzzi boaaah du wirs immer hässlicher du fette kuh wann nimmst du dir endlich n strick und hängst dich auf?

miamiabruchmueller wow, du bist so stark, dass du dich von den ganzen Hatern nicht unterkriegen lässt, du inspirierst mich voll total, hab dir PN geschickt, schreib doch mal zurück, dass würd mir voll viel bedeuten   

olaf_der_alteseppel @ruzzi_puzzi geh kacken

janni_aus_schwerin der arme Lippenstift tut mir voll leid, dass er an sowas wie deinem Mund kleben muss. hör einfach auf mit Posten, das wird immer schlimmer

lilalaramaus super @kalliopes_selfrecreation das sieht echt gut aus! Und sag mal deine Haare? Neu gefärbt? Mach mal den Link in die Kommies, wo du das Zeug dafür bestellt hast. Kussi!

miamiabruchmueller denkst an die PN?      

Habakuk schrieb auf seinem Blog:

Bevor es Menschen wie Kalliope gab, war die Ironie das letzte Mittel zum Widerstand. Ironie ist Zweifel. Aber wenn der Zweifel selbst angezweifelt wird, was bleibt dann noch zu denken? Nichts mehr. Da draußen gibt es tausende Beauty-Blogger und YouTuber, die ihre fucking überflüssigen Scheißkonsumprodukte dümmlich lächelnd in die Cams ihrer Laptops halten und sich dafür von der Industrie ein paar Cent bezahlen lassen. Du kannst sie hassen oder ignorieren oder am besten einfach verarschen. Doch Kalliope kannst du nicht verarschen. Das tut sie schon selbst. Leute, die du nicht verarschen kannst, sind quasi unangreifbar. Schnallt ihr nicht, ihr Hater, dass ihr Kalliopes Spiel spielt? Warum wollt ihr unbedingt unfreiwillig Mitarbeiter des Monats in Kalliopes postironischer Beauty-Verkaufsschau-Verarschungs-Verarsche sein? An eurer Stelle würde ich damit aufhören. Aber ich bin ja nicht an eurer Stelle, ich bin bloß Habakuk.

Und Kalliope postete wiederum einen Screenshot von diesem Artikel und schrieb dazu:

kalliopes_selfrecreation welche ehre, der herr #habakuk hat schon wieder über mich geschrieben. leider hat der feigling auf seinem blog keine kommentarfunktion. er wird schon wissen, warum. ihr könnt eure meinung ja hier bei mir in die kommentare schreiben. ich mach mir währenddessen erst mal einen leckeren wellness-tee von @love_is_fruity.

So ging das hin und her. Er bezichtigte sie, als Henkersmagd der totalen Ökonomisierung uns allen auf dem Schafott der Selbstvermarktung die letzten Fetzen Würde vom nackten Leib zu reißen. Sie nannte ihn einen famegeilen Klickbaiter.

Eigentlich hätte ich mir gern eine Tüte Popcorn besorgt und für den Rest des Abends rückwärts durch Habakuks Blog und Kalliopes Insta-Profil gescrollt, um mir die ganze Staffel dieser coolen Serie reinzuziehen. Aber ich wollte ja meine fucking 85 Punkte! Bei meinem nächsten Job wurden mir Sätze angezeigt, die der Chatbot eines Serviceportals zum Kunden sagen könnte, und ich musste sie danach bewerten, wie a) freundlich, b) kompetent, c) lösungsorientiert, d) menschlich ich sie fand. Nummer d) hätte eine eigene Doktorarbeit verdient, ich meine – was ist menschlich? Aber ich war inzwischen auf Tempo gedrillt und klickte mich souverän durch die Umfrage, während in meinem Kopf nochmals die Bilder von Kalliope entlangzogen, die ich vorhin angesehen hatte. Immer hatte sie diesen absichtlich verpeilten Blick drauf, als habe ihr niemand gesagt, dass gerade ein Foto gemacht wird. (Wobei die meisten Bilder natürlich Selfies waren.) Und fast immer war da diese eine Locke in der Stirn oder die Zigarette im Mundwinkel. Sie strahlte so eine extrem coole Fuck-off-Haltung aus, dass all die in den Texten markierten Beauty-Produkte wie aus Versehen hingestreut wirkten. Ob Habakuk vielleicht einfach nur auf sie stand? Ich würde ihn das gern mal fragen.

Überhaupt hätte ich ihn gern tausend Sachen gefragt, aber sein Blog hatte kein Impressum und auch keine anderen Kontaktmöglichkeiten. Und außerdem hatte ich keine Zeit, denn da ploppte die Glückwunschnachricht von CAP auf. 85 Punkte, yeah! Ab sofort durfte ich Texte korrigieren, redigieren und verfassen. Doch – keine Ahnung, was ich erwartet hatte – der erste Text-Job enttäuschte mich extrem. Ich sollte eine Produktbeschreibung zu einem Gamecontroller verfassen. Von dem Controller gab es zwei Fotos, der Text sollte maximal 150 Wörter haben, pro Wort winkten 2 Cent. Leider fiel mir nicht das Geringste ein. Ich googelte Controller und stellte fest, dass bestimmte Wörter einfach immer wieder vorkamen: Haptik, strapazierfähig und Spielspaß. Also mixte ich diese Wörter durcheinander, bis ich auf exakt 150 kam, denn ich wollte mir keinen Cent entgehen lassen. Ziemlich zufrieden mit mir schickte ich den Text ab und wollte mich dem nächsten widmen, da kam prompt eine Antwort: Der Text sei zu steif, bitte auflockern. Na gut. Ich lockerte den Text auf und schickte ihn erneut weg, bekam abermals eine Antwort: Zu redundant. Bitte ändern. What the fuck?

Ich ging in die Küche, um mir ein Bier zu holen. Am Tisch saß Malte, der ebenfalls gerade clickworkte. Ich schaute über seine Schulter. Auf der einen Bildschirmhälfte war eine Excel-Tabelle geöffnet, auf der anderen erkannte ich Scans irgendwelcher Kassenzettel.

»What the fuck?«, fragte ich wieder.

»Irgendeine Software hat automatisch Belege gescannt und die Zahlen in diese Tabelle übertragen«, erklärte Malte, ohne von seinem Bildschirm aufzusehen. »Aber bei solchen Kassenbons sind manchmal Fettflecken drauf oder so, darum muss ich überprüfen, ob die Software die Zahlen alle richtig erfasst hat.«

»Krass«, sagte ich, nahm eine Flasche Bier aus dem Kühlschrank und hebelte sie auf. »Eigentlich sollte Digitalisierung doch bedeuten, dass wir Menschen von Maschinen unterstützt werden und dass sie uns stupide Tätigkeiten abnehmen. Aber hier läuft es genau umgekehrt.«

Da ließ er doch für einen Augenblick von seinem Laptop ab und schaute mich an.

»Du klingst ja wie Habakuk«, grinste er.

»Ach, du kennst ihn?«

»Ich lese alles von dem«, nickte er. »Der bringt die Dinge echt gut auf den Punkt.«

»Jep, absolut.« Ich trank einen Schluck. Dann sagte ich: »Schon beknackt, oder? Wir lesen sein Zeug, geben ihm recht, aber verhalten uns genau gegenteilig.«

»Tja«, meinte er. »Ich sorge mich auch vor dem Klimawandel und fahre trotzdem gerne Auto und esse am liebsten ein riesiges Steak.«

Was wollte er damit sagen? Vermutlich gar nichts, denn längst hatte er sich wieder in seine Kassenzettel vertieft. Ich ging zurück in mein kleines, unaufgeräumtes Zimmer, wo kein Licht brannte außer dem diffusen Leuchten meines Bildschirms, stellte die Bierflasche neben das Mauspad und befreite meinen Text von Redundanzen – ohne dass ich eine Ahnung hatte, was genau der Typ gemeint hatte, der mir da Feedback gab. Er (oder sie) hatte nicht mal einen Namen genannt. War das auch ein Bot? Hatte in einem anderen Teil dieser Welt ein anderer Crowdie den Satz: »Zu redundant. Bitte ändern.« als a) freundlich, b) kompetent, c) lösungsorientiert, d) menschlich eingestuft? Könnte sein. Vor allem Nummer d). Um eine Maschine als Mensch zu tarnen, muss man sie nur muffig genug machen.

Verdammt, gab es denn keinen Weg, Kontakt zu Habakuk aufzunehmen? Zu #habakuk, wie Kalliope immer schrieb … Moment mal.

Hashtag?

Yes!

Genau das war der Weg.