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Impressum

© eBook: GRÄFE UND UNZER VERLAG GmbH, München, 2019

© Printausgabe: GRÄFE UND UNZER VERLAG GmbH, München, 2019

Alle Rechte vorbehalten. Weiterverbreitung und öffentliche Zugänglichmachung, auch auszugsweise, sowie die Verbreitung durch Film und Funk, Fernsehen und Internet, durch fotomechanische Wiedergabe, Tonträger und Datenverarbeitungssysteme jeder Art nur mit schriftlicher Zustimmung des Verlags.

Projektleitung: Nadine Widl

Lektorat: Margarethe Brunner

Korrektorat: Karin Leonhart

Covergestaltung: independent Medien-Design GmbH, Horst Moser, München

eBook-Herstellung: Lena-Maria Stahl

impressum ISBN 978-3-8338-7237-2

1. Auflage 2019

Bildnachweis

Coverabbildung: Tana Teel/Stocksy

Illustrationen: Claudia Klein

Fotos: Tana Teel/Stocksy; iStockphoto; Getty Images; Nadia Gasmi; GU Archiv/Stefanie Aumiller; GU Archiv/ Mona Binner Photographie; GU Archiv/Anke Schütz; Mauritius Images; Plainpicture; Shutterstock; Stock.Adobe; Stocksy; Westend61

Syndication: www.seasons.agency

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VOM STILLEN ZUR BEIKOST – GESUND DURCHS ERSTE JAHR

Essen und Schlafen – so selbstverständlich diese beiden Grundbedürfnisse in unserem täglichen Leben auch sind, so kompliziert fühlt es sich manchmal an, wenn wir uns als Eltern mit dem Schlaf- und Essverhalten unseres neugeborenen Babys konfrontiert sehen. So vieles ist völlig anders als gewohnt und zum Teil vollkommen neu. Mit der Geburt eines Kindes wird der Alltag auf den Kopf gestellt. Vom ersten Augenblick an dürfen Eltern lernen, die »Sprache« ihres Babys zu verstehen.

Das Stillen, die Fläschchenbeziehung oder später die gemeinsamen Mahlzeiten am Familientisch stellen Situationen dar, die über die reine Zufuhr von Nährstoffen weit hinausgehen. Begleiten Sie Ihr Kind mit liebevoller Zuwendung, Geborgenheit und Vertrauen in seine eigenen Fähigkeiten auf seiner Entdeckungstour durch das Geschmacksuniversum und geben Sie ihm dabei Halt und Orientierung.

Das Essen im Babyjahr ist erst der Anfang von vielen, vielen gemeinsamen Mahlzeiten, die Sie in den kommenden Jahren zusammen als Familie einnehmen werden. Bereits in den ersten Monaten werden prägende Erfahrungen gemacht, die das spätere Essverhalten beeinflussen. Darum machen Sie es sich von Anfang an schön mit Ihrem Baby, ob an der Brust, im Arm oder am Esstisch. Berücksichtigen Sie die Kompetenzen, die Ihr Baby schon bei der Geburt mitbringt. Dies wird Ihnen helfen, Ihr Kind auch in der späteren Autonomiephase so zu begleiten, wie es das braucht – nicht nur am Esstisch.

Beim Essen geht es oft darum, dem Kind zu vertrauen und ihm zuzutrauen, dass es weiß, was es braucht. Es geht aber auch um Vertrauen in Ihre eigenen elterlichen Fähigkeiten, die Signale Ihres Babys zu erkennen und angemessen darauf zu reagieren. Obwohl wir heute in Sachen Ernährung so zahlreiche Möglichkeiten haben, ist das Thema für viele Menschen unübersichtlicher und komplexer als je zuvor. Wenn es dann noch darum geht, den besten Weg für das eigene Kind zu finden, wird es noch verwirrender.

Gibt es einen Weg, der für alle passt?

Auch von ausgewiesenen Fachleuten werden Sie immer wieder unterschiedliche Meinungen hören. Oft sind es tatsächlich primär Meinungen und keine Fakten, die Sie meist erst auf Nachfrage bekommen. So halten sich zum Beispiel viele Ammenmärchen zum Thema Stillen recht hartnäckig, obwohl sie längst widerlegt sind. Auch im Bereich Beikost gibt es zahlreiche, zum Teil widersprüchliche Aussagen. Und dann gibt es da noch Ihr Kind, das vielleicht ganz eigene Ansichten zum Thema Essen hat.

Auch dieses Buch wird Ihnen nicht den einen »richtigen« Weg aufzeigen können. Ich hoffe aber, dass Sie nach der Lektüre etwas entspannter auf das Thema Babyernährung blicken können. Finden Sie Ihren eigenen Weg, der die aktuellen Entwicklungen und die Bedürfnisse Ihres Babys berücksichtigt. Setzen Sie sich weniger mit konkreten Erwartungen, dafür aber mit viel Neugier und Vorfreude zusammen mit Ihrem Kind an den Familientisch. Vieles wird allein dadurch schon einfacher werden. Und rückblickend werden Sie hoffentlich feststellen, dass die Sache mit der Babyernährung doch nicht so kompliziert war, wie ursprünglich angenommen. Genießen Sie Ihr Kind. Und genießen Sie Ihre gemeinsamen Mahlzeiten.

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MÜSSEN BABYS ESSEN LERNEN?

Viele junge Eltern fragen sich, ob sie ihrem Kind das Essen tatsächlich erst »beibringen« müssen. Bei den Unmengen an Informationen, Plänen und Ratschlägen zum Thema Babyernährung ist dieser Gedanke verständlich. Doch in Wirklichkeit kommt ein Baby schon ziemlich kompetent zur Welt. Und auch die Mutter ist entsprechend vorbereitet – selbst wenn sie noch kein einziges Buch zum Thema gelesen hat.

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DAS BABY ISST MIT

Damit aus einer mit einer Samenzelle verschmolzenen Eizelle ein kleiner Mensch heranwachsen kann, ist Nahrung von Anfang an essenziell. Zunächst wird der winzige Embryo noch durch ein nährstoffreiches Sekret direkt aus dem mütterlichen Gewebe ernährt. Schon bald bekommt das schnell wachsende Kind aber über Plazenta und Nabelschnur alle Nährstoffe, die es braucht.

Ist die Nährstoffversorgung nicht ganz optimal, nimmt der Körper sich zunächst alles für das wachsende Baby. Damit weder Mutter noch Kind unterversorgt sind, ist es wichtig, auf eine ausreichende und vor allem qualitativ hochwertige Ernährung zu achten. So wie das Kind durch die

Plazenta alle guten und wichtigen Nährstoffe aus dem mütterlichen Blutstrom bekommt, so kriegt es auch mögliche Schadstoffe ab. Der Verzicht auf Alkohol, Nikotin und andere schädigende Substanzen ist deshalb wichtig.

Die Schwangerschaft ist eine Zeit, in der sich viele Frauen ausführlicher mit den Themen Ernährung und Gesundheit allgemein auseinandersetzen. Der Wunsch, beste Bedingungen für das eigene Kind zu schaffen, ist nicht nur ein Grund, mit dem Rauchen aufzuhören, sondern auch Anlass, das eigene Essverhalten zu überprüfen. Von positiven Veränderungen der Lebensgewohnheiten profitiert nicht nur das Baby, sie nützen auch seinen Eltern.

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Mit dem süßlichen Fruchtwasser macht das Baby erste Saug- und Schluckübungen.

ERNÄHRUNG IN DER SCHWANGERSCHAFT

Frauen werden in Sachen Ernährung schnell mit vielen Dos und Dont’s konfrontiert, sobald sie erfahren, dass sie schwanger sind. Es geht nicht nur darum, auf welche Lebensmittel jetzt besser verzichtet werden sollte, sondern auch darum, mit welchen Produkten eine optimale Nährstoffversorgung für Mutter und Kind erreicht werden kann. Es stimmt: Schwangere müssen nicht für zwei essen, wie irrtümlich oft angenommen wird. Aber für zwei denken müssen sie schon.

Mittlerweile ist wissenschaftlich gut belegt, dass sich der Gesamtbedarf an Kalorien in der Schwangerschaft nicht stark erhöht. Erst in den letzten Monaten steigt die tägliche Energieerfordernis um rund zehn Prozent. Das entspricht gerade mal einem zusätzlichen Käsebrot oder einem halben Schokomuffin. Insgesamt also nicht sehr viel! Trotzdem: Die Anforderung an die Versorgung mit bestimmten Nährstoffen ist von Beginn an erhöht und bleibt es auch während der Stillzeit.

Ihr Baby isst von Anfang an mit. Es kommt aber weniger auf die Quantität als auf die Qualität der Nahrung an. Ob eine zusätzliche Gabe von bestimmten Nährstoffen in Form von Nahrungsergänzungsmitteln erforderlich ist, hängt von den individuellen Ernährungsgewohnheiten ab. Besprechen Sie sich mit Ihrer Hebamme oder Ihrem Frauenarzt, wenn Sie unsicher sind. Gerade bei individuellen Besonderheiten wie Über- oder Untergewicht, einem Schwangerschaftsdiabetes, bei Allergien oder einer vegetarischen beziehungsweise veganen Lebensweise ist eine qualifizierte Ernährungsberatung sinnvoll.

Das Baby kommt auf den Geschmack

Nicht nur in puncto Energie- und Nährstoffversorgung sitzt Ihr Baby schon während der Schwangerschaft mit Ihnen in einem Boot. Auch geschmacklich ist Ihr Baby bereits in der Bauchzeit voll mit dabei. Was Sie essen, kommt nicht nur in Form von Nährstoffen, sondern auch als erste Geschmacksprägung bei Ihrem Kind an. Die Zunge und mit ihr die ersten Geschmacksknospen entwickeln sich bereits zwischen der achten und zehnten Schwangerschaftswoche, kurz darauf bilden sich die Geschmacksnerven.

Fruchtwasser ist das erste Getränk

Im Bauch trinkt das Baby vom Fruchtwasser und kann den sich durch die Ernährung der Mutter immer wieder verändernden Geschmack wahrnehmen. Fruchtwasser besteht zu 99 Prozent aus Wasser – der Rest setzt sich unter anderem aus Eiweiß, Glukose, Harnstoff und verschiedenen Elektrolyten zusammen. Glukose sorgt für seinen süßlichen Geschmack.

Bevorzugt »süß«

Süß ist dementsprechend auch die von allen Babys bevorzugte Geschmacksrichtung nach der Geburt.

Erste Erfahrungen in Sachen Geschmacksbildung werden also schon im Mutterleib gemacht. Dieses Wissen spricht für eine vielfältige und ausgewogene Ernährung in der Schwangerschaft. Auch eine breite Geschmacksvielfalt in der Stillzeit scheint die Bereitschaft des Kindes zu fördern, später neue Lebensmittel zu kosten und auch zu mögen.

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Schlucken, Saugen, Suchen – erste Vorbereitungen im Bauch

Im Bauch wird das Baby passiv über die Nabelschnur ernährt, aber bereits jetzt bereitet es sich aktiv auf die Nahrungsaufnahme nach der Geburt vor. Ab der zwölften Schwangerschaftswoche übt es die ersten dafür erforderlichen Reflexe ein, wie das Saugen und das Schlucken durch Trinken von Fruchtwasser. Die Saug-Schluck-Atem-Koordination reift im letzten Schwangerschaftsdrittel. Dann kommt auch der Saugreflex hinzu.

Der Suchreflex

Der Suchreflex wird auch Rooting-Reflex genannt. Berührt man Wangen- und Mundregion des Babys, dreht es den Kopf in die entsprechende Richtung. Es öffnet den Mund und lässt die Zunge herausgleiten. So »sucht« es nach der Nahrungsquelle. Dieser Reflex lässt sich in den ersten drei Monaten nach der Geburt immer dann beobachten, wenn das Baby hungrig wird. Bei satten Kindern lässt sich der Reflex nicht auslösen.

Bis zur Geburt hat das Baby die Such-, Saug- und Schluckreflexe so gut koordiniert und geübt, dass es direkt nach der Geburt mit der aktiven Nahrungsaufnahme beginnen kann. Zu früh geborene Kinder haben deshalb je nach Geburtszeitpunkt mehr oder weniger große Schwierigkeiten bei der Nahrungsaufnahme.

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Die Neugeborenenreflexe helfen dem Baby dabei, auf der Welt anzukommen.

Neugeborenenreflexe

Darüber hinaus gibt es weitere Reflexe, die auf den ersten Blick gar nicht mit der Nahrungsaufnahme in Verbindung stehen, aber dennoch eine wichtige Rolle dabei spielen. Zu den sogenannten primitiven frühkindlichen Reflexen gehören zum Beispiel der Schreit- sowie der Greifreflex, mit denen das Baby bei gezielten Berührungen bestimmte Bewegungen von Beinen und Händen ausführt.

Untersuchungen zeigen, dass auch diese Reflexe dem Baby helfen, den Weg zur Brust zu finden, anzudocken und zu saugen. Entscheidend für das Auslösen dieser Reflexe ist die mütterliche Körperhaltung. Diese kann die Reflexe des Babys stimulieren oder im Gegenteil eher behindern, was Auswirkungen auf das Anlegen (siehe >) an die Brust haben kann.

Ihr Baby bringt also von Anfang an erstaunliche Kompetenzen mit. In den kommenden Monaten entwickelt es seine Fähigkeiten weiter, sodass es später auch festere Nahrung zu sich nehmen kann. Begleiten Sie Ihr Kind auf diesem Weg mit Vertrauen, Geduld und Spaß – aber in seinem Tempo.

WO BEKOMME ICH HILFE?

Scheuen Sie sich nicht, Hilfe in Anspruch zu nehmen, wenn Sie die Ernährung Ihres Babys immer wieder vor (neue) Herausforderungen stellt. Viele Fragen lassen sich mit dem nötigen Hintergrundwissen und praktischer Anleitung unkompliziert klären. Ansprechpartner kann die Hebamme oder der Kinderarzt sein, aber auch Still- und Ernährungsberaterinnen sowie Psychologen kommen als Berater infrage.

Hebammenbetreuung: Hebammen können Sie in den ersten zwölf Wochen nach der Geburt begleiten. Darüber hinaus können sie bei Ernährungsschwierigkeiten bis zum Ende der Stillzeit beziehungsweise bis zum Ende des neunten Monats bei nicht (mehr) gestillten Kindern beraten. Die Kosten werden von den gesetzlichen (und vielen privaten) Krankenkassen getragen.

Kinderärzte: Gerade bei Gedeih- und Ernährungsstörungen sind die kinderärztliche Abklärung und Betreuung wichtig. Kinderärzte haben verschiedene fachliche Schwerpunkte. Gegebenenfalls wird Sie Ihr Kinderarzt auch an andere Ärzte oder Therapeuten weiterverweisen.

Still- und Laktationsberaterin IBCLC: Die Abkürzung IBCLC steht für »International Certified Lactation Consultant« (International zertifizierte Stillberatung). IBCLC haben einen medizinischen Grundberuf und eine umfassende Zusatzausbildung. In der Regel müssen die Kosten für die Beratung durch eine IBCLC selbst getragen werden.

Stillberaterin, Stillgruppen: Es gibt neben den IBCLC auch eine große Anzahl von Stillberaterinnen, die verschiedene andere Weiterbildungen und fachliche Hintergründe haben. Bei Fragen und Problemen beraten sie zum Teil ehrenamtlich oder rechnen die Leistungen privat ab. Beratungen sind per E-Mail, telefonisch oder persönlich möglich. Auch Stillgruppen werden in der Regel von ausgebildeten Stillberaterinnen geleitet.

Krisenbegleitung bei Schrei-, Schlaf-, Still- und Fütterstörungen: Manchmal ergeben sich im Säuglingsalter auch aus anderen Gründen Stillprobleme oder Schwierigkeiten bei der Nahrungsaufnahme. Das Verhalten eines untröstlich weinenden Babys ist für seine Eltern häufig auch eine große Herausforderung, wenn es ums Stillen oder Füttern geht. Die bindungsorientierte Unterstützung in einer »Schreiambulanz« kann hilfreich sein.

Ernährungsberatung: Es gibt zahlreiche Angebote mit unterschiedlichen Beratungsschwerpunkten. Fragen Sie vor allem bei besonderen Ernährungserfordernissen wie Nahrungsmittelunverträglichkeiten sowie bei einer rein veganen Lebensweise Ihren Arzt oder Ihre Hebamme nach einer konkreten Empfehlung.

Andere: Darüber hinaus gibt es viele andere Berufsgruppen wie Logopäden, Ergotherapeuten oder Osteopathen, die weiterhelfen können, wenn bei der Babyernährung Probleme auftreten.

KOMPETENT VON ANFANG AN

Das Baby entwickelt in der Schwangerschaft nicht nur alle Kompetenzen, die für die spätere Nahrungsaufnahme (siehe >) wichtig sind, sondern bereitet sich auch darauf vor, die Nahrung zu verdauen. Es trainiert den Magen-Darm-Trakt, indem es Fruchtwasser trinkt und über das Harnsystem wieder ausscheidet.

Bereits kurze Zeit nach der Geburt beginnt die Stuhlausscheidung, wenn sich der Darm in den ersten Lebensstunden mit Luft füllt und gleichzeitig mit Darmbakterien besiedelt wird. Durch verschiedene physiologische Prozesse, die die kindliche Sauerstoffversorgung unter der Geburt betreffen, wird zudem die Darmperistaltik angeregt. Gleichzeitig setzt die Produktion von Magensaft und Darmsekreten sein. Diese Mechanismen sorgen dafür, dass das Baby bereits am ersten Lebenstag Stuhl ausscheidet.

Dieser erste, grünlichschwarze und klebrige Stuhlgang des Babys wird Mekonium genannt und besteht unter anderem aus Schleimhautepithel, Fruchtwasser, eingedickter Galle, verschluckten Hautpartikeln und Härchen. Die Ernährung mit Muttermilch verändert Konsistenz und Farbe des Stuhlgangs innerhalb weniger Tage. Von Anfang an ist Ihr Baby also gut auf die aktive Nahrungsaufnahme vorbereitet.

Hautkontakt fördert das Stillen

Auch wenn ein Baby bei der Nahrungsaufnahme auf elterliche Unterstützung angewiesen ist, kommt es mit zahlreichen dafür erforderlichen Fähigkeiten zur Welt. Die Voraussetzungen für einen komplikationslosen Stillbeginn sind besonders gut, wenn die spontane Geburt möglichst interventionsarm verlaufen ist.

In den ersten zwei Stunden nach der Geburt sind die meisten Babys in einem sehr aufnahmebereiten Wachzustand, der beste Voraussetzungen dafür bietet, dass Mutter und Kind sich kennenlernen und mit dem Stillen beginnen können. Diese sensible Phase sollte möglichst nicht gestört werden. Da der Haut-an-Haut-Kontakt Bonding und Stillen fördert, sollte das Baby noch nicht angezogen werden, sondern gut zugedeckt direkt auf dem Bauch der Mutter liegen. Auch die Wärmeregulation des Babys funktioniert so am besten.

BINDUNGSAUFBAU

Mit dem Begriff Bonding ist der Prozess gemeint, in dem erste emotionale Bande zwischen Eltern und Kind geknüpft werden. Das Baby macht seine ersten Bindungserfahrungen, indem sich Eltern und Kind auf die gemeinsame Beziehung einlassen. Ein Baby ist essenziell auf seine Bezugspersonen angewiesen, weshalb der Bindungsaufbau zu ihnen eine wichtige Rolle spielt. Durch sein Verhalten und den Ausdruck seiner Emotionen reagieren Eltern auf seine Bedürfnisse. Wenn diese Reaktionen feinfühlig und prompt erfolgen, werden ihm diese gemachten Erfahrungen ein Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit geben. Dies wiederum ist wichtig, weil es das Kind vor Stress schützt und ihm den Raum gibt, die Welt zu erkunden und sich weiterzuentwickeln. Faktoren wie Ruhe und Intimität sowie ein ungestörter, ausgedehnter Hautkontakt unmittelbar nach der Geburt unterstützen den Bindungsaufbau. Bonding ist aber ein Prozess und kein einmaliges Ereignis. So können Eltern und Kinder auch nach einem schwereren Start das erste Beschnuppern entsprechend »nachholen«, sobald die Umstände es zulassen.

Babys finden allein den Weg zur Brust

Babys kommen so kompetent auf die Welt, dass sie den Weg zur Brust von ganz allein finden und mit dem Saugen beginnen. Diesen sogenannten »Breast Crawl« kann man am besten nach einer interventionsfreien Geburt beobachten, wenn das Baby gut zugedeckt nackt auf dem Bauch der Mutter liegt und eine ruhige, entspannte Atmosphäre herrscht, in der die Dinge sich entwickeln können: Wenn das Kind nach der Geburt bäuchlings auf Bauch oder Brustkorb der Mutter liegt, schiebt es sich kraftvoll mit seinen Füßen Zentimeter für Zentimeter in Richtung Milchquelle. Angelockt wird das Baby durch den Geruch der Brustwarze, der an den von Fruchtwasser erinnert, welches das Baby ja schließlich viele Monate umgeben hat.

Es wird vermutet, dass ein Temperaturunterschied zwischen der wärmeren Brustwarze und den kühleren Lippen ein weiterer Faktor für das selbstständige Finden der Milchquelle ist.

Manchmal verhindert eine medizinisch notwendige Behandlung von Mutter und Kind dieses erste ungestörte Kennenlernen. Holen Sie diesen Moment nach, sobald es möglich ist. Direkter Hautkontakt gehört mittlerweile standardmäßig zum Therapiekonzept bei der Behandlung von zu früh oder zu leicht geborenen Kindern. Studien belegen die unmittelbar positiven Auswirkungen auf die Gesundheit des Kindes. Diese Methode unterstützt zusätzlich die Bindung und fördert gleichzeitig die Milchproduktion der Mutter.

Frühe Hungerzeichen

Jedes Babys hat das Bedürfnis nach Nahrung und Nähe. Es macht deshalb auf sich und seinen Hunger frühzeitig aufmerksam. Die frühen Feinzeichen können Sie aber nur bemerken, wenn Sie Ihr Kind möglichst ununterbrochen bei sich haben. Früher, als in den Kliniken das Zusammensein von Mutter und Kind rund um die Uhr noch nicht üblich war, wurde das Baby meist erst gebracht, wenn es vor Hunger schon schrie. Ein erfolgreiches Anlegen ist so aber nur schwer möglich. Häufig klappt es erst, wenn das Kind zuvor anders beruhigt und getröstet wurde.

Die Koordination von Saugen und Schlucken funktioniert vor allem dann gut, wenn das Baby in einem aktiven Wachzustand und nicht völlig außer sich ist. Den richtigen Zeitpunkt für die Mahlzeiten herauszufinden ist eine wichtige Voraussetzung für entspanntes Stillen und auch fürs Füttern. Wenn ein Neugeborenes wach wird, macht sich das durch vermehrte Unruhe bemerkbar. Es räkelt sich, ballt die Fäustchen und macht mit dem Köpfchen vielleicht erste Suchbewegungen, vor allem, wenn es sich schon auf dem Arm der Mutter und in Brustnähe befindet.

Manche Babys schmatzen oder saugen an ihren Händchen oder anderen Dingen, die ihnen vor den Mund kommen. Spätestens zu diesem Zeitpunkt sollte den deutlichen Hungersignalen des Kindes nachgegangen werden. Eltern finden schnell heraus, was ihr Baby gerade braucht, wenn sie viel Zeit miteinander verbringen.

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Wichtig für den Bindungsaufbau: ganz viel Nähe und Körperkontakt.

Nahrung für die Seele

Neben den benötigten Nährstoffen braucht Ihr Baby aber auch liebevolle Zuwendung, Nähe und Geborgenheit – also die Nahrung für die Seele. Das Stillen vereint all diese Bedürfnisse. Aber auch wenn ein Baby mit Säuglingsnahrung ernährt wird, können und sollten all diese Aspekte berücksichtigt werden. Ausführliche Informationen dazu finden Sie in den folgenden Kapiteln.

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Tragen im Fliegergriff massiert sanft die Bauchorgane – gut gegen Bauchweh.

Die Verdauung

Ein Neugeborenes muss nicht nur in der Lage sein Nahrung aufzunehmen, sondern auch sie entsprechend verdauen, um die darin enthaltenen Nährstoffe verwerten zu können. Bereits unmittelbar nach der Geburt findet daher eine große Umstellung für den bisher recht unbelasteten Magen-Darm-Trakt des Babys statt.

Oft kann man richtig sehen und auch hören, wie die Verdauung arbeitet. Die Anstrengung ist dem Baby im Gesicht abzulesen. Es zieht die Stirn in Falten, winkelt Arme und Beinchen an oder weint vielleicht sogar. Auch wenn wir dem Kind die Verdauungsarbeit nicht abnehmen können, ist es wichtig, es dabei zu unterstützen und zu begleiten. Der Bauch wird sich in der Kindheit immer wieder bemerkbar machen. Nicht jedes »Bauchweh« werden wir jederzeit und sofort lindern können, aber Dasein, Tragen, Halten und Trösten tun kleinen und großen Kindern gut.

DREIMONATSKOLIKEN – EIN MYTHOS?

Der englische Kinderarzt Ronald Illingworth hat die auch Trimenonkoliken genannten rhythmisch auftretenden und unstillbaren Schreiattacken ohne erkennbare Ursache schon 1954 beschrieben. Bis heute ist nicht abschließend geklärt, ob wirklich eine »Störung« des Magen-Darm-Trakts die Ursache für diese anhaltenden Schreiphasen sind, die meist ab dem vierten Lebensmonat abnehmen oder sogar ganz verschwinden.

Entsprechend uneinheitlich sind die Therapieansätze, die bei Dreimonatskoliken empfohlen werden. Von der Bauchmassage über osteopathische Behandlungen bis hin zu diversen Hausmittelchen und Arzneien ist alles dabei. Bei jedem Kind hilft scheinbar etwas anderes und manchmal auch einfach gar nichts.

Es spricht nichts dagegen, verschiedene Maßnahmen auszuprobieren, aber zu viel Aktionismus kann zusätzliche Unruhe in die Situation bringen. Denn viele Kinder reagieren auf elterlichen Stress mit noch mehr Unbehagen und Schreien.

Am wichtigsten sind das gelassene Halten des Kindes und das Aushalten der hohen emotionalen Belastung, wenn das Baby untröstlich weint. Damit Eltern dies gelingt, brauchen sie selbst Unterstützung und Zuspruch. Gerade in anstrengenden Elternzeiten ist es besonders wichtig, gut für sich selbst zu sorgen, um feinfühlig für sein Baby da sein zu können.

Damit andere mögliche Ursachen für ein vermehrtes untröstliches Weinen ausgeschlossen werden können, ist bei der Ursachenforschung die Zusammenarbeit mit dem Kinderarzt, der Hebamme oder einer Stillberaterin sinnvoll. Stecken Unverträglichkeiten, Gedeihstörungen oder auch körperliche Symptome dahinter, ist eine entsprechende Behandlung oder Therapie erforderlich (siehe auch >).

DIE FÄHIGKEITEN DER MUTTER

Nicht nur das Baby, auch die Mutter geht gut vorbereitet mit allen benötigten Voraussetzungen zur Ernährung ihres Babys in die Zeit nach der Geburt. Oft liest und hört man, dass im Prinzip jede Frau stillen kann. Betrachtet man die reinen Fakten, ist es tatsächlich so, dass nach der Geburt über 98 Prozent der Mütter die biologischen Voraussetzungen dazu mitbringen.

Fast jede Mutter kann stillen

Nur sehr wenige Mütter sind aufgrund gesundheitlicher Probleme oder anatomischer Besonderheiten nicht in der Lage, ihr Baby mit Muttermilch zu versorgen. Manchmal ist dies schon vor der Geburt bekannt. Andere Stillhindernisse zeigen sich erst danach. Die Wahrscheinlichkeit, stillen zu können, ist also tatsächlich sehr hoch. Dementsprechend beginnen über 80 Prozent der Mütter nach der Geburt damit, ihrem Kind die Brust zu geben. Doch wie sich der weitere Weg gestaltet, hängt von vielen Faktoren ab: Der individuelle Geburtsverlauf sowie kindliche, aber auch mütterliche Umstände nach der Geburt, Schmerzen, die Einstellung des Partners, Hilfe im Wochenbett, aber vor allem auch die (fehlende) Unterstützung bei Stillschwierigkeiten können sich positiv oder negativ auswirken.

Essenziell: Unterstützung

Wesentlich für eine harmonische Stillbeziehung sind die Quantität und die Qualität der Unterstützung, die eine Mutter gerade bei Sorgen oder Stillproblemen erhält. Besonders der Stillverlauf der ersten Tage und Wochen ist weichenstellend für den weiteren Weg. Zu wenig Personal in den Geburtskliniken und zu wenige Hebammen für die häusliche Wochenbettbetreuung machen es Müttern zunehmend schwer, bei Problemen schnelle und kompetente Hilfe zu bekommen.

Möglichst viele Informationen

Es ist wichtig, sich schon vor der Geburt mit dem Thema Stillen auseinanderzusetzen. Bücher und Videos sind hilfreiche Informationsquellen. Auch ein Stillvorbereitungskurs oder ein Gespräch mit der Hebamme oder Stillberaterin ermöglicht eine individuelle Vorbereitung. Wer es weniger förmlich mag, kann sich auch im Familien- und Freundeskreis umhören. Es gibt sicher die eine oder andere stillende Mutter, die aus ihrer persönlichen Erfahrung berichten kann.

Ein guter Zeitpunkt, sich mit dem Stillwunsch zu beschäftigen, ist das zweite Schwangerschaftstrimester, denn im letzten Drittel rückt das Thema Geburt in den Fokus, und andere Themen treten in den Hintergrund. Der Partner sollte bei diesem Thema auf jeden Fall ins Boot geholt werden, da seine Einstellung mitentscheidend für den Stillerfolg und die Stilldauer ist. Auch wenn Sie schon jetzt wissen, dass Sie nach der Geburt nicht stillen können oder möchten, ist es wichtig, sich die Bedürfnisse eines Neugeborenen in Bezug auf Nähe, Hautkontakt und Füttern nach Bedarf möglichst früh klarzumachen.

Der Körper bereitet sich vor

Der Körper der Mutter bereitet sich ab Beginn der Schwangerschaft auf die spätere Ernährung des Babys vor. Schon lange bevor eine Babykugel sichtbar wird, spüren viele Frauen erste Veränderungen an der Brust. Sie kann größer, praller und berührungsempfindlicher werden. In der zweiten Schwangerschaftshälfte kann bereits erstmalig Kolostrum austreten. Auch wenn diese Anzeichen für die Vorbereitung auf die spätere Stillzeit nur gering oder gar nicht spürbar sind, sagt das nichts über die Stillfähigkeit aus, ebenso wenig wie die Größe der Brust mit der Menge der gebildeten Milch in Zusammenhang steht.

Der weibliche Körper nach der Geburt

Durch den Abfall der Schwangerschaftshormone nach der Geburt und die Stimulation durch das Saugen des Babys kommt es zum Einsetzen und zur Aufrechterhaltung der reichlichen Milchbildung (Laktation). Alle körperlichen Prozesse und Veränderungen vor, bei und nach der Geburt sind so fein aufeinander abgestimmt, dass für die Ernährung des Kindes gut gesorgt ist.

Die Psyche: verunsichert vom »Verantwortungsschock«

Trotz bester Vorbereitung kann es sein, dass Sie sich nach der Geburt alles andere als kompetent und gut vorbereitet fühlen. Zum einen können die bei einer Geburt auftauchenden Emotionen als überwältigend erlebt werden. Zum anderen befinden Sie sich nun in einer äußerst sensiblen und gefühlsintensiven Lebensphase. Diese emotionale Offenheit im Wochenbett macht Sie feinfühlig für die Bedürfnisse Ihres Kindes, aber gleichzeitig auch sehr verletzlich gegenüber Kritik. Das eigene Bauchgefühl wird immer wieder verunsichert durch gut gemeinte Ratschläge.

Dazu kommt der große »Verantwortungsschock«, wenn man begreift, dass man von nun an rund um die Uhr für dieses kleine Menschenkind gut sorgen muss. Dabei ist die Frage, wie das Kind ernährt werden soll, gerade im ersten Jahr ein wichtiger Aspekt, für den wir uns verantwortlich fühlen. Auch in Zeiten und Regionen, in denen Nahrungsmangel keine Rolle spielt, kommt die »mütterliche Urangst«, dass das Kind nicht genug Nahrung bekommt, immer wieder mal hoch.

Holen Sie sich Unterstützung!

Deshalb gehört zu einer guten Vorbereitung auf das Stillen, aber auch auf eine Ernährung mit Säuglingsnahrung, dass Sie einen fachkompetenten Ansprechpartner haben, der Sie nach der Geburt unterstützt, mit Ihrem Kind Ihren eigenen Weg zu finden.

VERÄNDERT STILLEN DIE BRUST?

Die Sorge um das Aussehen der Brust nach der Stillzeit ist für manche Frauen ein relevantes Thema, für andere wiederum überhaupt nicht. Für alle ist es aber wichtig, zu wissen, dass viel weniger die Stillzeit selbst als vielmehr die Anzahl der Schwangerschaften, das mütterliche Alter sowie die Beschaffenheit des Bindegewebes und Faktoren wie Rauchen, Bewegungsmangel und Ernährung das Aussehen der Brust beeinflussen und verändern.

Nach der Geburt kann die Brust zunächst deutlich verändert aussehen. Dies hängt aber vor allem mit den vorbereitenden Prozessen im Verlauf der Schwangerschaft zusammen.

Denn unabhängig davon, ob eine Frau nach der Geburt stillen möchte oder nicht, bereitet ihr Körper sich ganz natürlich darauf vor. Das Brustdrüsengewebe differenziert sich durch hormonelle Einflüsse und wächst. Das Fettgewebe wird verdrängt. Die Brustwarze verändert sich in Größe und Farbe und wird sensibler. In der Stillzeit selbst finden weitere Veränderungen statt, und die Milchbildung kommt nun richtig in Gang. Die Brust kann dadurch praller und größer aussehen.

In der Abstillphase bilden sich die milchspendenden Zellen zurück, sodass der Milchfluss allmählich versiegt. Dadurch erscheint die Brust nun meist deutlich kleiner und auch schlaffer. Das durch das Drüsengewebe verdrängte Fettgewebe baut sich nach und nach wieder auf, sodass die Brust ihre Form erneut verändert. Dieser Vorgang kann einige Monate bis zu einem Jahr dauern. Bei starkem Gewichtsverlust fällt der Aufbau der Fettschicht entsprechend verhaltener aus. Einige Zeit nach dem Abstillen lässt sich anhand der Brustform übrigens nicht mehr feststellen, ob und wie lange eine Frau gestillt hat oder nicht.

Das kann die Wochenbetthebamme sein, aber auch die Stillberaterin, die Sie vielleicht schon in der Stillgruppe kennengelernt haben. Der Austausch mit anderen Frauen, die bereits geboren haben, ist nicht nur in Bezug auf das Stillen, sondern auch im Hinblick auf andere Babythemen hilfreich und wohltuend.

Hören Sie auch hier auf Ihr Bauchgefühl und umgeben Sie sich mit Menschen, die Sie stärken. Erfahrungen von anderen können hilfreich sein. Belehrungen und unerbetene Ratschläge bewirken eher das Gegenteil.

Selbstbewusstsein und Selbstvertrauen

Für eine gute und entspannte Stillzeit braucht es also ein bisschen mehr als Brüste und ein Baby. Selbstbewusstsein und Selbstvertrauen sind wichtige Voraussetzungen. Beides können Sie auch in schwierigen Situationen fördern, wenn Sie sich immer wieder innerlich zentrieren. Am einfachsten funktioniert das, indem Sie sich bewusst für einige Augenblicke auf Ihre Atmung konzentrieren: Atmen Sie langsam und tief durch die Nase ein und ebenso langsam und tief durch die Nase wieder aus. Dadurch gelingt es, wieder im Hier und Jetzt anzukommen, wenn Stress, Sorgen und Überforderung überwältigend erscheinen.

Die Rolle der Mütter

Vielleicht fühlen Sie sich ab und zu auch ein wenig verlassen, weil Ihre eigene Mutter Ihnen nur wenig Unterstützung in Stillfragen anbieten kann. Sie sind damit aber nicht allein! Viele Mütter sind selbst nur kurz oder gar nicht gestillt worden, sodass Wissen und Unterstützung im familiären Umfeld oft nicht vorhanden sind. Auch bei den Großmüttern ist die Unsicherheit bei diesem Thema also groß und wird ganz unterschiedlich verarbeitet: Manche Oma bringt eine Waage mit zum Babybesuch und versucht, ihrer Tochter das Stillen auszureden, manch andere kocht Unmengen Wochenbettsuppe und hält sich im Hintergrund. Nehmen Sie es, wie es kommt, und treffen Sie Ihre eigenen Entscheidungen.

Eine gute Vorbereitung und ein helfendes Netzwerk bei möglichen Schwierigkeiten sind wichtige Bausteine für eine entspannte Stillzeit. Durch anstrengende Babyzeiten geht es sich besser gemeinsam. Das »kollektive Gejammer« von Eltern ist deshalb eben nicht nur Gejammer, sondern eine wichtige Form der Selbstfürsorge in anstrengenden Babyzeiten. Erzählen Sie Ihrer Freundin oder den anderen Müttern in der Stillgruppe von Ihren Sorgen. Zu erfahren, dass es anderen sehr ähnlich geht und auch deren Kraft nicht unendlich reicht, hilft sehr, die eigene Situation und auch Ihr Kind anders wahrzunehmen. Vielleicht bekommen Sie auch die eine oder andere Inspiration, was in einer schwierigen Situation noch helfen könnte. Oft geht es aber weniger um konkrete Tipps als vielmehr um das gute Gefühl, von anderen verstanden zu werden.

BABYFREUNDLICHES KRANKENHAUS

Seit 1992 gibt es das von WHO und UNICEF initiierte Programm »Babyfriendly Hospital Initiative« auch in Deutschland. Kliniken können sich nach entsprechender Schulung des geburtshilflichen Personals und der Umsetzung bestimmter Standards als »Babyfreundliches Krankenhaus« zertifizieren lassen.

Die Kriterien beziehen sich vor allem auf den Schutz der Eltern-Kind-Bindung sowie auf die Entwicklungs- und Stillförderung. Zwischenzeitlich gab es auch die Bezeichnung »stillfreundliches Krankenhaus« für im Rahmen dieser Initiative zertifizierte Geburtskliniken. Seit 2005 heißt es aber wieder »babyfreundlich«, weil eben alle Babys – ob gestillt oder nicht – und Eltern von den familienfreundlichen und bindungsorientierten Ansätzen in diesen Krankenhäusern profitieren. Inzwischen gibt es deutschlandweit über 100 Kliniken. Sie können sie im Netz unter www.babyfreundlich.org finden.

ESSEN: MEHR ALS REINE NAHRUNGSAUFNAHME

Von Anfang an ist bei Mutter und Kind alles auf eine angemessene und artgerechte Ernährung ausgelegt. Babys nennt man im ersten Lebensjahr auch Säuglinge, weil sie den Hauptteil ihrer Nahrung – also Muttermilch – saugend zu sich nehmen. Auch während der Beikostzeit (siehe ab >) wird diese Form der Ernährung noch lange Zeit die Hauptrolle spielen.

Doch Essen ist nicht nur reine Nahrungsaufnahme, um das Überleben zu sichern. Es ist immer auch mit Kommunikation, Berührung und Bindung verbunden. Im ersten Lebensjahr werden wichtige Grundlagen für den späteren Umgang mit dem Essen gelegt. Natürlich spielt es eine große Rolle, was das Baby bekommt (siehe >). Ebenso entscheidend ist aber das Wie (siehe >). Eltern sind hier die wichtigsten Begleiter und Vorbilder für ihre Kinder.

Hinterfragen Sie übernommene Glaubenssätze!

Es ist sinnvoll, einen kritischen Blick auf das eigene Essverhalten zu werfen. Innere Überzeugungen, aber auch alte, von den eigenen Eltern mitgegebene Glaubenssätze werden sich gerade in herausfordernden Situationen am und um den Esstisch immer wieder einmal bemerkbar machen. Es ist hilfreich, wenn sich Eltern vorab ein paar grundsätzliche Fragen zu diesem Thema stellen und ehrlich beantworten. Sie werden feststellen, dass die Erfahrungen von Ihnen und Ihrem Partner weit voneinander abweichen können. Der »Essfragebogen« (siehe >) kann Anstoß für ein fruchtbares Gespräch sein und dabei helfen, mögliche Konfliktpunkte schon vorab aus dem Weg zu räumen. Vielleicht merken Sie auch, dass es Themen gibt, die Sie für sich selbst noch bearbeiten möchten.

Was schmeckt uns eigentlich?

Genussvoll und gleichzeitig gesund zu essen ist etwas, das uns ein Leben lang immer wieder beschäftigt. Dementsprechend spielt die Ernährung ihrer Kinder für Eltern eine große Rolle – mit allem, was dazugehört.

Wir haben heutzutage so viele Möglichkeiten. Das ist einerseits schön, stellt den Einzelnen gleichzeitig aber auch vor viele Herausforderungen. Das Angebot ist groß und entsprechend unübersichtlich. Dazu kommen diverse Werbebotschaften, die uns erzählen wollen, was wir angeblich brauchen. Ungesunde Lebensmittel sind häufig erst auf den zweiten Blick als solche erkennbar. Oft schmecken aber gerade diese »falschen Freunde« besonders gut, weil sie frühe Geschmacksprägungen bedienen. Es ist manchmal gar nicht so einfach, wahrzunehmen, was der Körper wirklich braucht.

Die Auseinandersetzung mit den Bedürfnissen von Kindern, aber auch mit den eigenen Vorlieben und Abneigungen, ist eine gute Grundlage für die Schaffung einer schönen und entspannten Esskultur in der Familie – von Anfang an.

MEINE EIGENEN ESSERFAHRUNGEN

Beantworten Sie diese Fragen für sich oder auch gemeinsam mit Ihrem Partner. Wenn Sie merken, dass Sie in einigen Bereichen Beratungs- oder Unterstützungsbedarf haben, sprechen Sie darüber am besten mit Ihrer betreuenden Hebamme oder Ihrem Frauenarzt.

Was verbinde ich positiv mit dem Wort Essen? Wie stelle ich mir die ideale Essatmosphäre vor? Was ist mir wichtig bei gemeinsamen Mahlzeiten?
Welche Vorlieben und Abneigungen habe ich gegenüber bestimmten Lebensmitteln?
Welche Stimmungen und Gefühle beeinflussen mein Essverhalten?
Gab oder gibt es Anzeichen für mögliche Essstörungen? Welche Hilfe hatte oder habe ich? Gibt es Bedarf, sich jetzt noch einmal um passende Unterstützung zu kümmern?
Gibt es Erfahrungen aus meiner Kindheit, die mein Essverhalten bis heute prägen (zum Beispiel die Ablehnung bestimmter Lebensmittel)?
Welche positiven Aspekte aus meiner eigenen Kindheit in Bezug auf das Essen möchte ich meinem Kind gern weitergeben?
Worauf freue ich mich, wenn ich an die gemeinsamen Mahlzeiten mit meinem Baby denke?
Was macht mir Sorgen, wenn ich daran denke?
Wie sieht meine bzw. unsere Essenssituation gerade aus? Hat sich mein Essverhalten durch die Schwangerschaft verändert? Gibt es regelmäßige gemeinsame Mahlzeiten? Gibt es bestimmte Rituale?
Wie sieht meine Ernährung im Augenblick gerade aus? Was läuft gut? Wo gibt es noch Optimierungsbedarf?
Gibt es Bereiche, in denen ich vielleicht noch Fragen oder Beratungsbedarf habe? In Bezug auf meine Ernährung, mögliche Essstörungen, aber auch in Hinblick auf die Ernährung meines Babys, wie zum Beispiel auf das Stillen?
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ENTSPANNT STILLEN NACH BEDARF