image

Image

INHALT

VORWORT
In Liverpool

KAPITEL 1
„Team of the Macs“

KAPITEL 2
Bill Shankly und die zweite Geburt des FC Liverpool

KAPITEL 3
Triumphe und Tragödien

KAPITEL 4
Entwicklungshilfe aus Frankreich und Spanien

KAPITEL 5
Die Suche nach dem perfekten Manager

KAPITEL 6
Der beste „Vize“ aller Zeiten und Champions-League-Sieger

Literatur

Die Autoren

„Die Stadt, der Verein, das Stadion – das fügt sich zu einem Mythos zusammen. Das muss man gesehen und erlebt haben.“

Didi Hamann

„Wir wissen, dass dieser Klub eine Mischung aus Atmosphäre, Emotionen, Verlangen und fußballerischer Qualität ist. Nimmt man eine Sache davon weg, funktioniert es nicht. Dieser Klub lebt Emotionen und Leidenschaft, in ihm schlägt ein großes Herz.“

Jürgen Klopp

VORWORT

In Liverpool

Hierzulande wird die Stadt Liverpool mit drei Dingen in Verbindung gebracht: Fußball (einschließlich Hooliganismus), Musik und Arbeitslosigkeit. Was den Fußball und die Musik betrifft, wird der Reisende in den Touristenshops in den Albert Docks und der Innenstadt bestens bedient. Diese sind voll mit Beatles- und FC-Liverpool-Devotionalien. Der FC Everton kommt deutlich seltener vor. Vermutlich, weil sich auswärtige Gäste primär für die „Reds“ interessieren. Man bekommt den Eindruck, als würde die Stadt ohne den Fußball und die Musik überhaupt nicht existieren.

Über die sozialen Probleme der Stadt, das harte Leben und die Kämpfe ihrer Bürger erfährt man im Bereich des Stadtzentrums nur etwas im Museum of Liverpool am Pier Head und im Casa in der oberhalb des Zentrums gelegenen Hope Street, einem Klub und Kulturzentrum, dessen Geschichte eng mit dem Streik der Hafenarbeiter in den Jahren 1995 bis 1998 verbunden ist. 2016 war Liverpool die Stadt mit der höchsten Arbeitslosigkeit auf der britischen Insel, aber an der noch in den Thatcher-Jahren revitalisierten schicken Waterfront sieht man davon nichts. Wer das „andere“ Liverpool sehen will, muss dafür das Stadtzentrum verlassen und beispielweise in die Gegend der beiden Stadien fahren.

Kulturstadt Liverpool

2008 war Liverpool Europas Kulturhauptstadt, was einer Wiedergeburt gleichkam. In der Tat hat die Stadt kulturell einiges zu bieten. Allein in den Albert Docks, einst das modernste Importlager der Welt, wo Rum, Tabak und Baumwolle umgeschlagen wurden, warten auf den Besucher vier Museen: The Beatles Story, Tate Liverpool, das Merseyside Maritime Museum und das International Slavery Museum. Zum bereits erwähnten Museum of Liverpool sind es von hier aus nur wenige Fußminuten. Auch die Walker Art Gallery und das World Museum Liverpool, beide in der William Brown Street, sollte der Besucher nicht auslassen.

Englands ehemaliges Tor zur Welt, wo einst mehr gesoffen wurde als in jeder anderen englischen Stadt, hat natürlich auch viele traditionsreiche Pubs und eine große Klubszene. Am Freitag- und Samstagabend verwandelt sich Liverpool in eine schrille Partystadt, wobei man das Cavern Quarter (Mathew Street), wo einst die Beatles und Gerry and the Pacemakers in einem dunklen Keller Geschichte schrieben, aber auch Eric Clapton, The Who und die Rolling Stones auftraten, eher meiden sollte. Aus dem einst schmutzigen Vergnügungsviertel ist eine touristische Amüsiermeile geworden.

Kathedralen hat Liverpool auch. Die mächtige, dunkle und einschüchternd wirkende Liverpool Cathedral auf dem St. James Mount, eine anglikanische Trutzburg, an der 74 Jahre gebaut wurde, beherbergt sogar ein Café und einen Bookshop, in dem man auch Bücher über die beiden Fußballklubs kaufen kann. Und dann ist da noch die römisch-katholische Liverpool Metropolitan Cathedral auf dem Mount Pleasant, ein 1967 in Betrieb genommener kreisrunder Tempel aus Beton und Glas. Die beiden Kathedralen verbindet die Hope Street, an der auch die im Art-déco-Stil gehaltene Philarmonic Hall, Heim des Royal Liverpool Philharmonic Orchestra, und The Philharmonic Dining Rooms, im Volksmund „Phil“ genannt, liegen. Hier tranken die jungen Beatles gern ihre Pints.

Liverpools bedeutendste Kathedralen sind aber seine Fußballstadien: das Stadion an der Anfield Road und der Goodison Park, die nur wenige Hundert Meter Luftlinie getrennt in einer Gegend liegen, die voller Narben ist und dokumentiert, dass diese Stadt unverändert ihre sozialen Schattenseiten hat.

„We’re not English, we are Scouse“

Liverpool ist nicht schön. Liverpool lebt nicht von seinen Gebäuden, sondern seinen Menschen. „Diese Stadt ist nur das Nebenprodukt der Menschen hier“, bemerkte der walisische Maler Ben Johnson, als er während des Kulturhauptstadt-Jahres in der Walker Art Gallery öffentlich sein Gemälde The Liverpool Cityscape beendete. Das monumentale Werk ist heute in der Skylight Gallery des Museum of Liverpool zu besichtigen.

Am 23. Juni 2016 sprachen sich bei einer Volksbefragung im Vereinigten Königreich von Großbritannien und Nordirland 51,89 % der Wähler für einen Brexit, d. h. einen Austritt aus der EU, aus. Die höchste Zustimmung für „Leave“, also für das Verlassen der Gemeinschaft, wurde in England registriert, wo 53,4 % für den Austritt stimmten. Hingegen trugen in Schottland und Nordirland mit 62 bzw. 55,8 % die Befürworter eines Verbleibs („Remain“) einen klaren Sieg davon. Der Brexit war also kein britisches Projekt, sondern ein englisches.

Aber auch dies stimmt nicht ganz. So votierten in Liverpool 58,2 % für „Remain“ – nur geringfügig weniger als in London und Umgebung (59,9 %). Ähnlich sah es bei den Wahlen zum europäischen Parlament im Mai 2019 aus. Das Ergebnis für Liverpool: Labour 41,4 %, Brexit Party 18,9 %, Liberal Democrats 18,3 %, Green Party 17 %, Conservatives 7,7 %, United Kingdom Independent Party (UKIP) 3,1 %. In ganz England hatten 45,9 % für das Brexit-Lager aus Brexit Party, Conservative Party und UKIP gestimmt, in Liverpool waren es nur 29,7 %. Labour, Liberal Democrats und Green Party kamen hier auf 76,7 %.

Liverpool ist anders. Liverpool ist nicht englisch, sondern britisch und irisch.

Ende der 1980er Jahre besuchte der Autor dieses Buchs erstmals die Stadt am Mersey. Vor der Weiterfahrt nach Nordirland – via Stranraer in Schottland – suchte er in der Nähe von Anfield, dem Stadion des FC Liverpool, eine Tankstelle auf. Als er das Benzin mit einem EC-Scheck bezahlen wollte, war dem Tankwart dieses Zahlungsmittel völlig unbekannt. (Jüngeren Lesern dieses Buches wird es in diesem Moment vermutlich nicht anders ergehen …) Der Autor war irritiert. Auf der Strecke von Dover nach Liverpool war das Bezahlen mit EC-Schecks kein Problem gewesen. Also versuchte er dem Tankwart zu erklären, dass das Papier ein auch in England zulässiges und bekanntes Zahlungsmittel sei und er mit seinen Schecks bislang noch an keiner englischen Tankstelle Probleme gehabt hätte. „Dies ist ein EC-Scheck. EC steht für European Community. Und England ist Mitglied der European Community.“ Der Tankwart blieb unbeeindruckt: „England? Sorry, wir sind hier in Liverpool!“

Ob der Tankwart die Europäische Gemeinschaft mochte oder nicht, weiß ich nicht. Von spürbar größerer Bedeutung war aber, dass er eines überhaupt nicht mochte: dass ich der Auffassung war, Liverpool sei eine englische Stadt.

Nirgendwo in England findet man eine so stark ausgeprägte Loyalität gegenüber der eigenen Stadt wie in Liverpool. Diese übertrifft bei Weitem die Identifikation mit England und der britischen Monarchie. Liverpool pflegt einen Blick auf den Rest Englands, der von Skepsis bis unverhohlener Ablehnung der nationalen Autoritäten und der zentralen Macht geprägt ist.

Das war schon immer so. Im 19. Jahrhundert war Liverpool eine Stadt der Extreme: Hochkultur und Welthandel auf der einen Seite, Kriminalität, Bandenwesen, soziales Elend auf der anderen. In den 1880ern tauften die US-Medien die Stadt „Chicago of England“. Die London Illustrated News strapazierten ebenfalls einen Vergleich mit einer amerikanischen Stadt: Liverpool sei das New York von Europa, „eher eine Weltstadt als nur eine britische Provinzmetropole“. In Großbritannien und Irland hieß es, Liverpool sei die „größte irische Stadt“, „Englands Dublin“, „Irlands zweite Hauptstadt“ oder „Irlands eigentliche Hauptstadt“.

Liverpools Verhältnis zu London ist ähnlich dem von Marseille zu Paris oder von Neapel zu Rom. Liverpools Bürger werden nach ihrem Dialekt „Scousers“ genannt und nennen sich auch selber so. Das Wort Scouse kommt ursprünglich von „Lobscouse“, einem traditionellen seemännischen Gericht, in Deutschland als Labskaus bekannt. Mit der Zeit erfuhr dieser Dialekt Veränderungen, bedingt durch die Einwanderung von Iren und Walisern.

In den Jahren der konservativen und extrem marktliberalen Regierung von Margaret Thatcher erfuhr die Scouse Identity einen Aufschwung. Damit einher ging der Abstieg der in Liverpool einst auch unter der Arbeiterschaft starken Tories in die Bedeutungslosigkeit. Der Niedergang der Tories hatte allerdings schon mit den Lokalwahlen 1973 begonnen. Damals erreichten die Liberalen und Labour jeweils 35 % und verwiesen die Konservativen mit 27 % auf Platz drei. 1987 saß im Stadtparlament erstmals kein einziger Tory.

Anti-Thatcherism und Liverpool wurden Synonyme. Der von Militant, einer trotzkistischen Gruppe innerhalb der Labour Party, dominierte Stadtrat spielte erfolgreich auf dieser Klaviatur, schürte eine Liverpool-Identität, die mit der Ideologie des Thatcherismus schlichtweg nicht vereinbar war. „Real Scousers don’t vote Conservative“, hieß es fortan. Thatcherismus bzw. Konservativismus waren nun etwas Fremdes, das mit Liverpool nichts zu tun hatte. Das Muster, Katholiken wählen Labour, Protestanten Tories, galt nicht mehr.

Bei den Bürgermeisterwahlen 2012 landete der Kandidat der Konservativen mit 4,49 % auf Rang sieben. Der Kandidat der Labour Party, Joe Anderson, Sohn einer Putzfrau und eines Seemannes sowie eingefleischter Everton-Fan, verbuchte 59,33 %.

Heute tragen Fans des FC Liverpool stolz T-Shirts mit der Aufschrift „Scouse not English“. Auf der Hintertortribüne „The Kop“ hängt ein großes Banner mit der Aufschrift „WE’RE NOT ENGLISH WE ARE SCOUSE“. Fans feiern ihre Mannschaft und deren Trainer Jürgen Klopp mit Bannern, auf denen geschrieben steht: „JURGEN’S REDS – SCOUSE NICHT ENGLISCH“. Das Champions-League-Finale 2019 in Madrid nahmen einige Fans zum Anlass, ihre Ablehnung des Brexits zu demonstrieren. „BREXIT MY ARSE, WE LOVE EUROPE“, hieß es auf einem der Banner.

Liverpool und seine Iren

Ein Grund für Liverpools Andersartigkeit und Abneigung gegenüber dem Süden Englands sind die vielen walisischen, schottischen, vor allem aber irischen Einwanderer. Liverpool unterhält historische Verbindungen zu Schottland, Wales, Irland und den USA. Alle prägten und prägen die Stadt in unterschiedlicher Weise, aber am stärksten wirkt sicherlich die irische Connection.

1846/47 waren geschätzt 580.000 Iren im Hafen Liverpools von Bord gegangen, 370.000 von ihnen allein zwischen dem 1. Januar und 1. Juni 1847. Das Gros der irischen Einwanderer kam aus dem Westen und Südwesten Irlands und war vor den Hungerkatastrophen („The Great Famine“) auf der Insel geflohen. Aber schon davor waren 17 % der Bevölkerung Liverpools irischer Herkunft. Für viele der Einwanderer hatte Liverpool zunächst nur die Funktion einer Transitstelle. Von hier aus sollte es über den Atlantik in die USA gehen. Der Höhepunkt der Emigration wurde 1852 erreicht, als über 1.000 Schiffe 299.099 Menschen in die „Neue Welt“ transportierten. (Im Zeitraum von 1840 bis 1935 brachen von hier schätzungsweise neun Millionen Menschen in die USA auf – natürlich nicht nur Iren.) Viele der irischen Auswanderer blieben aber in der Stadt am Mersey hängen, da ihr Geld nicht für die Schiffspassage reichte.

Es wird geschätzt, dass mindestens die Hälfte der heutigen Einwohner Liverpools irische Vorfahren hat. Berühmte Liverpooler mit irischem Background sind u. a. Wayne Rooney, der in seiner Jugend und seinen ersten Profijahren beim FC Everton spielte, sowie die Beatles John Lennon, Paul McCartney und George Harrison. Lennon und McCartney beschäftigten sich in ihren Songs auch mit dem Bürgerkrieg in Nordirland. Nach dem sogenannten Blutsonntag von Derry, als britische Soldaten in der nordirischen Stadt 14 Bürgerrechtler erschossen, schrieben sie „Bloody Sunday“ (Lennon) und „Give Ireland back to the Irish“ (McCartney).

Auch Anfield, der Name des berühmten Stadions des FC Liverpool, hat eine irische Quelle. Um 1860 wanderte der Ire Samuel Robert Graves nach Liverpool aus. Graves stammte aus New Ross in der irischen Grafschaft Wexford. Der Kaufmann und Reeder war Mitglied der konservativen Partei. 1861 wurde Graves Bürgermeister von Liverpool und war damit der erste Ire in England, der diese Position bekleidete. Von 1865 bis zu seinem Tod 1873 war er Mitglied des britischen Parlaments. Als Bürgermeister kaufte er in Liverpool Land, das er Annefield Farm taufte. Annefield war der Name einer Gemarkung bei New Ross, wo Graves’ Elternhaus – Rosbercon Castle – stand. Graves nannte die Straße zu seinem Liverpooler Landbesitz Annefield Lane, woraus mit der Zeit die Anfield Road wurde. Hier entstand 1884 das Stadion des FC Everton bzw. FC Liverpool.

Liverpools Desinteresse an London und dem englischen Süden korrespondiert mit dem Desinteresse südenglischer Tory-Snobs am englischen Nordwesten, speziell an Liverpool. In den Thatcher-Jahren plädierten einige Tories dafür, Liverpools wirtschaftliche und soziale Probleme dadurch zu lösen, dass man die Stadt einfach untergehen lasse. Spätestens seit Ende der 1990er Jahre lässt sich in England beobachten, dass der britische Nationalismus mehr und mehr einem englischen weicht. (Ein britischer Nationalismus wird eigentlich nur noch von Nordirlands Protestanten und den schottischen Tories gelebt.) Als die Engländer 1996 gefragt wurden, ob sie sich eher als Engländer oder als Briten sehen, präferierte nur ein knappes Drittel der Engländer eine englische Identität. 2011 sahen sich dagegen nur 16 % in erster Linie als Briten. Aber eine Bevölkerung wie in Liverpool, die überwiegend irischen, schottischen und walisischen Ursprungs ist, kann sich mit einem englischen Nationalismus kaum anfreunden.

Fußballstadt Liverpool

Die Stadt Liverpool gewann seit Einführung der Football League 1888 27 englische Fußballmeisterschaften. Allein 18 gingen auf das Konto des FC Liverpool. Nur Manchester United konnte mit 20 noch mehr erringen. Lokalrivale Everton wurde neunmal Meister. Obwohl die Liverpooler Klubs seit 1990 keinen Meistertitel mehr holen konnten, hat die Stadt im englischen Fußball noch immer die Nase vorn. Aus Manchester kam der Meister bislang 26-mal, aus London 21-mal. Der FA-Cup wurde zwölfmal von den „Roten“ und den „Blauen“ gewonnen. Siebenmal triumphierte Liverpool, fünfmal Everton. Hier liegen London und Manchester klar vor Liverpool.

Anders sieht es im Europapokal aus, wo Liverpool 13-mal einen Sieger stellte, das letzte Mal im Mai 2019, als man mit Trainer Jürgen Klopp zum sechsten Mal die begehrteste Trophäe im europäischen Klubfußball, den Europapokal der Landesmeister bzw. die Champions League, gewann und damit seinen zwölften europäischen Titel überhaupt. Kein anderer englischer Verein hat den berühmten „Henkelpott“ so häufig erobert wie die „Reds“. Europaweit wird der Klub hier nur von Real Madrid und dem AC Mailand übertroffen. In einer Gesamtwertung für alle europäischen Wettbewerbe (ohne den UEFA-Super-Cup) liegt der FC Liverpool hinter Real Madrid und dem FC Barcelona gemeinsam mit dem AC Mailand auf Rang drei. Real kommt auf 15 Titel, Barça auf zwölf, Liverpool und Milan jeweils auf neun. Der FC Liverpool ist noch mehr als Manchester United und die Londoner Klubs das Gesicht des englischen Fußballs in Europa.

Dies gilt erst recht für die deutsche Sicht auf den englischen Fußball. Zwischen dem 17. März 1965 und 19. Februar 2019 mussten deutsche Teams in den europäischen Pokalwettbewerben 19-mal an der Liverpooler Anfield Road antreten. Den Auftakt machte in der Saison 1964/65 im Europapokal der Landesmeister der 1. FC Köln. Seither gastierten dort noch der FC Bayern (viermal), Dynamo Dresden (dreimal), Borussia Dortmund, Bayer Leverkusen (je zweimal), Eintracht Frankfurt, der Hamburger SV, BFC Dynamo Berlin, Borussia Mönchengladbach, 1899 Hoffenheim, der FC Augsburg und 1860 München (je einmal). Die Bilanz für die deutschen Klubs ist niederschmetternd: null Siege, vier Remis, 15 Niederlagen. Tore: 9:41. Dem FC Bayern gelang bei seinen vier Auftritten in Anfield nicht ein Tor.

Allerdings bleibt der FC Liverpool auch mit dem ersten Triumph eines deutschen Klubs auf der europäischen Bühne verbunden. In der Saison 1965/66 besiegte Borussia Dortmund die „Reds“ im Finale des Europapokals der Pokalsieger nach 120 Minuten mit 2:1. Anschließend gab es noch zwei weitere Finalbegegnungen deutscher Vereine mit den „Reds“: Borussia Mönchengladbach zog in den Spielzeiten 1972/73 und 1976/77 im UEFA-Pokal bzw. Europapokal der Landesmeister jeweils den Kürzeren.

Der FC Liverpool ist aber auch mit zwei der größten Katastrophen im europäischen Fußball verbunden, die sich allerdings beide nicht in seiner Stadt zutrugen: Heysel 1985 und Hillsborough 1989.

Fußball, Musik und Politik

Das vorliegende Buch erzählt die Geschichte des FC Liverpool, aber auch ein wenig die Geschichte der Stadt. Da dürfen Ausflüge in die Musik sowie die sozialen und politischen Kämpfe nicht fehlen. Hierzu haben Uli Hesse, Malte Oberschelp und Pit Wuhrer Exkurse beigesteuert. Moritz Ablinger und Benjamin Schacherl widmen sich der Entfremdung zwischen dem FC Liverpool und dem Stadtteil Anfield, Bernd Beyer erinnert an die Zeit des deutsch-jüdischen Fußballpioniers Walther Bensemann in Liverpool, und Hardy Grüne, Deutschlands wandelndes Fußballlexikon, erklärt, was es mit dem Wappen des Klubs auf sich hat.

Mein besonderer Dank gilt den Lektoren Simon Kraßort und Julia Vogt vom Verlag Die Werkstatt sowie Maura und Phil Evans, sie Irin, er Waliser, die wiederholt großartige Gastgeber bei meinen Besuchen in Liverpool waren.

Dietrich Schulze-Marmeling

Juli 2019