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Nicole Pathé

Vom
MITARBEITER
zum
MITGESTALTER

Wie Sie sich mit KLARHEIT und COURAGE in unserer ARBEITSWELT behaupten

Mit einem Vorwort von René Borbonus

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Externe Links wurden bis zum Zeitpunkt der Drucklegung des Buches geprüft.

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

ISBN Buchausgabe: 978-3-86936-933-4
ISBN epub: 978-3-95623-875-8

Lektorat: Susanne von Ahn, Hasloh

© 2019 GABAL Verlag, Offenbach

Das E-Book basiert auf dem 2019 erschienenen Buchtitel "Vom Mitarbeiter zum Mitgestalter" von Nicole Pathé, ©2019 GABAL Verlag GmbH, Offenbach

www.gabal-verlag.de

Inhalt

Vorwort: Klarheit statt Kristallkugel

Einleitung: Klarheit und Courage, der Kompass für Ihren Erfolg

1.TOP oder FLOP – diese Arbeitnehmertypen beeinflussen die neue Arbeitswelt

Selbstreflexion: Sind Sie Feigling oder TOP-Arbeitnehmer?

Der Feigling

Der TOP-Arbeitnehmer

Für den schnellen Leser

2.Klarheit

Alles klar? Warum mache ich diesen Job in dieser Firma eigentlich?

So wie es ist, soll es nicht bleiben: Offenheit zählt

Kollegen kann man sich nicht aussuchen, sie fallen einfach vom Himmel

Kritik äußern, ohne gefragt zu werden

Lästern ist etwas für Feiglinge: miteinander statt übereinander reden

Für den schnellen Leser

3.Courage

Mut: Woher, warum, wozu?

Ich sehe was, was mein Chef nicht sieht

Einmal ist kein Mal: Feedback als laufender Prozess

Wenn es nicht einfach geht, geht es einfach nicht: couragiert zur Veränderung

Bis hierhin und nicht weiter: das Pendel der inneren Zufriedenheit

Für den schnellen Leser

4.Die acht Prinzipien für Klarheit und Courage

1. Reden Sie Tacheles!

2. Holen Sie sich Antworten!

3. Machen Sie, was Sie wollen!

4. Finden Sie Ihren Platz!

5. Seien Sie auch mal illoyal!

6. Bleiben Sie sich treu!

7. Machen Sie Ehrlichkeit und Offenheit zu Ihren Stärken!

8. Hinterfragen Sie sich!

Für den schnellen Leser

5.Verstehen, was läuft – Werkzeuge für TOP-Arbeitnehmer

Das VUKA-Modell

Die Phasen der Teamentwicklung

Die Ebenen der Kommunikation

Der MBTI® als Persönlichkeitsmodell

Emotionale Phasen der Veränderung

Für den schnellen Leser

Schlusswort

Anhang

Literatur

Register

Die Autorin

Vorwort: Klarheit statt Kristallkugel

Haben Sie eine Ahnung, wie genau Ihr Job in fünf Jahren aussehen wird? Falls ja: Herzlichen Glückwunsch, denn dann sehen Sie klarer als die meisten Menschen. Falls nein, sind Sie in bester Gesellschaft. Wenn man bedenkt, wie wichtig die Zukunft der Arbeit für jeden von uns ist, wissen wir eigentlich noch erschreckend wenig darüber, finden Sie nicht? Aber das hält uns nicht davon ab, uns eine Menge Gedanken darüber zu machen. Gedanken über Digitalisierung, Roboter, künstliche Intelligenz und viele andere Dinge, über die wir noch nie zuvor nachdenken mussten.

Wenn wir ehrlich sind, ist die Arbeitswelt der Zukunft für uns vor allem eines: unklar. Und auf Unklarheiten reagieren wir Menschen nun einmal mit Unsicherheit, auch und gerade in der Kommunikation. Das führt dazu, dass die Diskussion über die Arbeitswelt der Zukunft oft nicht etwa zur Klarheit beiträgt, sondern die Unklarheit weiter schürt. Bis zu 50 Prozent aller Jobs fallen durch die Digitalisierung weg, sagen die einen. Die Digitalisierung ist der reinste Job-Motor, sagen die anderen. Die Algorithmen werden uns an vielen Schnittstellen einfach ersetzen, behaupten manche Digital-Experten; die Technik wird sich den Menschen anpassen, halten Personal-Experten dagegen. Wer jetzt nicht umschult, fällt am Arbeitsmarkt hinten runter, sagt mancher Karriereberater; wir machen erst mal weiter wie gehabt, sagt der eigene Vorgesetzte.

Wer blickt da schon durch? Wir sehnen uns nach Klarheit – doch genau an Klarheit fehlt es in dieser Debatte am meisten.

Deshalb freue ich mich über dieses Buch. Nicht nur, weil es mit vielen Unklarheiten über die Arbeitswelt der Zukunft auf der Sachebene aufräumt. Sondern auch, weil Nicole Pathé sich nicht vor klaren Ansagen scheut. Klarheit und Courage fordert sie als Haltung in der Arbeitswelt der Zukunft ein; klar und couragiert hat sie dieses Buch geschrieben.

Nicole Pathé bringt auf den Punkt, was wir alle wissen wollen: Wie verändert sich die Art, wie wir arbeiten? Was kratzt mich VUKA, und wenn ja, an welchen Stellen? Wie geht es mit meinem Job morgen weiter? Und was kann ich tun, damit ich nicht zum Opfer der VUKA-Welt werde, sondern meinen Arbeitsplatz in der Zukunft selbstbestimmt mitgestalten kann?

Nur wer weiß, was er von seiner Arbeit erwartet, kann Klarheit über die eigene Zukunft gewinnen: Das ist eine der herausfordernden, aber auch erfreulichen Botschaften dieses Buches für mich. Erfolg bei der Arbeit sieht für jeden anders aus; er wird morgen noch individueller sein als heute.

Hier liegt eine Parallele zwischen der Klarheit über die eigene Arbeit und der Klarheit in der Kommunikation: Nur wer weiß, was ihm wichtig ist und welche Botschaften er aussenden will, kann sie auch in deutlichen Worten kommunizieren. Und nur wer weiß, welcher Berufung er folgt und was er erreichen will, kann die Möglichkeiten der Arbeitswelt – Digitalisierung, VUKA und all die anderen Trends und Entwicklungen – in seinem Sinne interpretieren und nutzen.

Ich schätze es sehr, dass die Kommunikation in diesem Buch immer wieder als Gradmesser herangezogen wird. So helfen dem Leser seine eigenen Gedanken, Aussagen, Urteile und Schlüsselwörter über die Arbeitswelt, einzuschätzen, wo er auf dem Weg zur Arbeit der Zukunft steht – und welche Richtung er einschlagen kann. Die eigenen Worte ernst nehmen: Auf diese Weise zeigt uns die Autorin, wie wir uns die Signalwirkung der menschlichen Kommunikation im Alltag zunutze machen können. Denn die Art, wie wir reden, sagt viel darüber aus, wer wir sind und wie wir handeln werden.

Dass Klarheit nicht nur auf der persönlichen Ebene gefragt ist, sondern auch auf Unternehmensebene, ist eine weitere These, die ich gern unterschreibe. Mitarbeiter nehmen sich – auf die eine oder die andere Art – ein Beispiel daran, wie ihre Führung kommuniziert. Klarheit in Unternehmen, schreibt Nicole Pathé, impliziert eine »Hol- und Bringschuld – von Mitarbeitern und Führungskräften«. Das ist ein Impuls, dessen Bedeutung gar nicht überschätzt werden kann. Die Informationen, die uns zur Verfügung stehen, sind die Grundlage für die Entscheidungen, die wir treffen. Unsere zwischenmenschlichen Beziehungen sind einer der größten Einflussfaktoren, wenn nicht der größte Einflussfaktor auf unsere Zufriedenheit und Leistungsfähigkeit. Und diese Beziehungen wirken sich sogar direkt auf unsere Gesundheit aus. Beides, Informationen und Beziehungen, steht und fällt mit klarer Kommunikation.

Alles, was wir uns von der Arbeitswelt der Zukunft erhoffen, ruht auf einem Fundament der Klarheit. Und alles, was wir befürchten, ist eine Folge von Unklarheit.

Die acht Prinzipien für mehr Klarheit und Courage, die Nicole Pathé uns für die Arbeitswelt der Zukunft an die Hand gibt, sind ein Rundumschlag der Selbstbestimmung. Wer sie beherzigt, muss keine Sorge haben, zum Opfer der VUKA-Welt zu werden. Vielmehr steuert er das Boot selbst, in dem er sitzt. »Reden Sie Tacheles!«, lautet eines der Prinzipien. Das gefällt mir an diesem Klarheits- und Courage-Programm für die berufliche Zukunft so gut: dass die Kommunikation im Allgemeinen und der Mut zur klaren Kommunikation im Besonderen ganz explizit dazugehören.

Jeder von uns sucht auf seine individuelle Weise Erfüllung in seiner Arbeit. Und unsere Zufriedenheit steuern wir in hohem Maße über unsere Kommunikation. Wer dem zustimmen kann, wird dem Ansatz dieses Buches begeistert folgen und sich mithilfe der Autorin selbstbestimmt seinen Weg durch die vielen Unklarheiten über die Arbeitswelt der Zukunft bahnen können.

Dieses Buch ist die Initialzündung, damit die Debatte über die Zukunft unserer Arbeit eine konstruktive Form annimmt: Klarheit statt Kristallkugel.

Kommen Sie gut an!

Ihr

René Borbonus

Einleitung: Klarheit und Courage, der Kompass für Ihren Erfolg

Was geht Ihnen durch den Kopf, wenn Sie die Worte »Change«, »VUKA-Welt« und »Digitalisierung« hören? Bei vielen Menschen lösen die Begriffe Unbehagen aus, für viele sind sie sogar angstbesetzt. Sie wecken das Gefühl, einer Arbeitswelt ausgeliefert zu sein, die der Einzelne kaum beeinflussen kann. Die wenigsten können ihren Job heute noch in der Weise ausüben wie vor zehn Jahren.

Oh nein, schon wieder Montag!

Prozesse und Arbeitsweisen haben sich verändert, sind schneller und komplexer geworden. Die Arbeitsbelastung pro Arbeitnehmer steigt immer mehr an. In den Social-Media-Kanälen grassieren lustig gemeinte Sprüche und Empfehlungen gegen den Montags-Blues oder positiv ausgedrückt: Tipps für die Montags-Motivation. Anscheinend freut sich heute kaum jemand mehr darauf, nach einem freien Wochenende montags wieder zur Arbeit zu gehen.

Wie kann es gelingen, sich unter diesen Rahmenbedingungen so zu verhalten, dass der eigene Arbeitsplatz eine Quelle der Zufriedenheit bleibt? Ich bin davon überzeugt, dass unsere Arbeitswelt viele Chancen bietet und jeder Arbeitnehmer, unabhängig von seiner Rolle und Funktion, einen erheblichen Einfluss auf die Ausgestaltung seines Jobs hat. Voraussetzung ist, sich aktiv mit der eigenen Person und Situation auseinanderzusetzen und für seine Interessen einzustehen. Um diese Voraussetzung erfolgreich erfüllen zu können, braucht es zwei grundlegende Kompetenzen: Klarheit und Courage.

Die Schlüsselfaktoren erfolgreicher Arbeitnehmer

Klarheit und Courage haben zu jeder Zeit und in jeder Arbeitswelt eine große Rolle gespielt und gleichzeitig bin ich davon überzeugt, dass beide Fähigkeiten noch nie so wichtig waren wie heute. Courage ist nicht als ein Synonym von Mut zu verstehen, denn Courage erfordert noch ein Stückchen mehr Charakterstärke als Mut: Sie drückt einen inneren Prozess aus, eine Haltung, die dazu führt, dass ein Mensch zu sich steht. Es geht demnach nicht um eine Art Mutprobe oder eine oft einmalige Handlung, für die ich meine Angst überwinden muss. Es geht um eine nachhaltige und dauerhafte innere Einstellung.

Doch gehen wir zunächst näher auf unsere aktuelle Arbeitswelt ein, die gerne mit dem Begriff »VUKA« beschrieben wird. VUKA (Volatilität, Unsicherheit, Komplexität, Ambiguität) verlangt die Bereitschaft, unsere Arbeitswelt in ihrer Realität zu akzeptieren und entsprechende Kompetenzen zu entwickeln. Wem das gelingt, der entdeckt die Chancen, die die VUKA-Welt bietet, ohne sie als Bedrohung zu empfinden.

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Chancen zu erkennen und zu ergreifen setzt voraus, dass ich mir klar darüber bin, was ich will, und die Courage aufbringe, mich dafür einzusetzen.

Wem es jedoch an Klarheit oder Courage fehlt, der sieht in jeder Veränderung eine Bedrohung und macht sich zum Opfer seiner Arbeitsumgebung. Mit der Opferhaltung werden Mitarbeiter zum Verlierer jeder Restrukturierung, zum Blockierer von Change-Projekten und zum Spielball ihrer Kollegen und Führungskräfte. Sich den Anforderungen und Veränderungen ausgeliefert zu fühlen, passt nicht in eine Arbeitswelt, die Selbstbewusstsein und Flexibilität verlangt.

Vom Mitarbeiter zum Mitgestalter und TOP-Arbeitnehmer

Mitarbeiter von heute sind mehr denn je Mitgestalter und Mitdenker. Sie verstehen sich als wichtigen Teil des Unternehmens, in dem sie beschäftigt sind. Ich bezeichne diese Mitgestalter gerne als »TOP-Arbeitnehmer«. Dabei plädiere ich nicht für das Etablieren einer neuen Marke oder eines Gütesiegels, sondern werbe für ein Selbstverständnis, mit dem Mitarbeiter den Anforderungen unserer Arbeitswelt angemessen begegnen. Beschäftigte werden nicht dadurch TOP-Arbeitnehmer, dass jemand kommt und ihnen eine entsprechende Auszeichnung überreicht. Es geht vielmehr um die innere Haltung und das daraus resultierende Verhalten eines Arbeitnehmers, der Verantwortung für seinen persönlichen Erfolg und für seinen Anteil am Erfolg des Unternehmens übernimmt, für das er tätig ist. Dabei orientiert sich der persönliche Erfolg an den individuellen Vorstellungen des Einzelnen. Für den einen bedeutet Erfolg, eine Führungsposition zu bekleiden, für den anderen, die Aufgabe als Sachbearbeiter in Teilzeit zu bewältigen. Für den Dritten ist es ein Erfolg, dem Chef den Rücken frei zu halten, ohne dabei selbst in vorderster Linie zu stehen. Eine Vorstellung zu entwickeln, was jemand unter Erfolg versteht, ist demnach ein wichtiger Teil der Klarheit, die es zu erlangen gilt.

Der TOP-Arbeitnehmer hat darüber hinaus ein ausgeprägtes Bewusstsein seiner selbst und versteht gleichzeitig, was im Unternehmen läuft. Diese beiden Ebenen der Klarheit nutzt er, um seine Sichtweisen und Gedanken in das Unternehmen einzubringen, unabhängig von seiner Funktion und Rolle im System. Doch wie die Klarheit erlangen und woher den Mut nehmen? Die gute Nachricht: Jeder, der Klarheit über sich und sein berufliches Umfeld gewinnen möchte, kann dies tun. Die noch bessere Nachricht: Je mehr Klarheit jemand über sich und sein Arbeitsumfeld hat, desto größer werden Wunsch und Bereitschaft, dafür einzustehen. Das bedeutet, die Investition in Klarheit ist gleichzeitig eine Investition in Courage.

Acht Prinzipien für mehr Klarheit und Courage

Jeder Arbeitnehmer, der diese Investition für mehr persönlichen Erfolg und innere Zufriedenheit tätigen möchte, tut gut daran, sich an den acht Prinzipien für Klarheit und Courage zu orientieren:

1.Reden Sie Tacheles!

2.Holen Sie sich Antworten!

3.Machen Sie, was Sie wollen!

4.Finden Sie Ihren Platz!

5.Seien Sie auch mal illoyal!

6.Bleiben Sie sich treu!

7.Machen Sie Ehrlichkeit und Offenheit zu Ihren Stärken!

8.Hinterfragen Sie sich!

Sie werden feststellen, dass die Umsetzung viel einfacher ist, als Sie glauben. Wie so oft im Leben geht es darum, den ersten Schritt zu machen und anzufangen. Dieses Buch kann Ihnen dabei helfen. Es erleichtert Ihnen die Entwicklung vom Mit-Arbeiter zum TOP-Arbeitnehmer und stärkt Sie in diesem Selbstverständnis. Durch eine Selbstreflexion am Anfang erfahren Sie zunächst, welcher Arbeitnehmertyp Sie aktuell sind: eher ein »Undercover-Mitarbeiter«, ein »Mitläufer« oder »Mitgestalter«? Sie lernen, Klarheit und Courage als Kompass für Ihre berufliche Zufriedenheit und für Erfolg zu nutzen, mit feigen Vorgesetzten und Kollegen umzugehen, klares Feedback zu geben, Kritik und Offenheit richtig zu dosieren und – wenn nötig – im richtigen Moment die Reißleine zu ziehen. Sie bekommen Methoden und Werkzeuge, um ein TOP-Arbeitnehmer in der neuen Arbeitswelt zu werden – ein Mitgestalter, der versteht, was im Unternehmen oder in seinem Team abläuft.

Dieser Anspruch, sich selbst und das Unternehmen, in dem Sie arbeiten, weitgehend zu durchdringen, ist eine spannende und bereichernde Aufgabe. Neben den acht Prinzipien für Klarheit und Courage helfen praxisnahe Modelle, die erklären, warum sich bestimmte Dinge so und nicht anders darstellen. Dadurch wird das Verstehen einfacher, weil man Kenntnisse über Menschen und typische Abläufe in Unternehmen gewinnt. Wie funktionieren Veränderungsprozesse und warum ist der Widerstand gegen die Veränderung oft groß? Was macht es manchmal so unglaublich schwer, im Team zu arbeiten? Woran liegt es, dass die Zusammenarbeit mit einigen Chefs und Kollegen sehr gut und mit anderen gar nicht klappt? Wie lassen sich Konflikte in einem möglichst frühen Stadium lösen? Das sind nur einige Fragen, die sich Menschen in Unternehmen stellen. Dieses Buch liefert Antworten darauf.

Wappnen Sie sich für die Arbeitswelt!

Wappnen Sie sich also für die Arbeitswelt und machen Sie sich erfolgreich: indem Sie sich selbst kennenlernen und begreifen. Denn wer klar erkennt, wer er ist, was er will, welche Potenziale in ihm stecken, und zudem noch die Courage aufbringt, zu sich zu stehen, der hat die besten Voraussetzungen, ein TOP-Arbeitnehmer zu werden.

Ich wünsche Ihnen so viel Klarheit und Courage, dass Sie mit Überzeugung sagen können: Ich bin im Wesentlichen selbst verantwortlich für meine berufliche Zufriedenheit und meinen Erfolg – und ich freue mich, wenn wieder Montag ist!

Noch ein Hinweis im Hinblick auf die Lesbarkeit dieses Buches: Um Ihnen die Lektüre einfacher zu machen, habe ich überwiegend nur eine geschlechtsspezifische Form verwendet. Damit sind jedoch immer alle Geschlechter gemeint.

Viel Inspiration und Freude beim Lesen dieses Buches wünscht Ihnen

Nicole Pathé

1. TOP oder FLOP – diese Arbeitnehmertypen beeinflussen die neue Arbeitswelt

Die neue Arbeitswelt steckt voller Möglichkeiten und Chancen, den eigenen Arbeitsplatz positiv mitzugestalten. Selbstverständlich hat der Gestaltungsspielraum Grenzen, denn paradiesische Arbeitsplätze gibt es nicht und auch der beste Job gibt immer mal Anlass für Unzufriedenheit. Doch solange die Phasen der Zufriedenheit überwiegen und die Arbeitszeit als Energiequelle dient, hat sie die Bedeutung, die ihr zusteht. Diese Bedeutung entsteht nicht von selbst, sie ist vielmehr das Ergebnis unserer Gedanken, Gefühle und Verhaltensweisen.

Selbstreflexion: Sind Sie Feigling oder TOP-Arbeitnehmer?

Woran denken Sie, liebe Leserin, lieber Leser, wenn Sie die Begriffe »neue Arbeitswelt«, »Digitalisierung«, »Transformation« und »Disruption« hören? Lösen die Worte eher Sorge, vielleicht sogar Angst aus oder wecken sie das Bewusstsein von Chancen, die sich eröffnen? Wer die Zeiten von New Work als Chance begreift, die gestalterischen Spielraum bietet, versteht sich nicht als Opfer, sondern als Mitgestalter seiner Arbeitszeit. Die zentralen Fragen der Gestaltung lauten »Wie will ich leben? und »Wie gestalte ich meinen Job so, dass ich mein Leben zufrieden führen kann?«. Das Beschäftigen mit diesen Fragen führt unweigerlich zu einer inneren Auseinandersetzung und der Suche nach Antworten. Dieser Prozess ist eine typische Facette des Mitgestalters unserer Arbeitswelt.

TOP-Arbeitnehmer gestalten sich und ihr Umfeld

Menschen, die sich darüber im Klaren sind, dass sie die Möglichkeit, vielleicht sogar die Pflicht haben, sich mit derartigen Fragen auseinanderzusetzen, bezeichne ich als TOP-Arbeitnehmer. Sie jammern nicht über die Entwicklung unserer Zeit oder fühlen sich als Opfer unserer Arbeitswelt. Denn wer das tut, verhält sich wie ein Feigling, der ängstlich abwartet, welcher Platz ihm in dieser Arbeitswelt zugewiesen wird. Und meistens ist das Ergebnis eine tiefe Unzufriedenheit, weil die eigenen Vorstellungen zwar unklar, aber definitiv andere sind.

TOP-Arbeitnehmer oder Feigling? Welche Haltung drücken Sie aus? Die folgenden Typen-Beschreibungen bieten Ihnen die Möglichkeit zur Selbstreflexion.

Anders als in einem Test geht es hier nicht um Bestehen oder NichtBestehen. Es geht um das Herausfinden einer inneren Haltung, mit der Sie durch die Arbeitswelt und damit durch einen erheblichen Teil Ihrer Lebenszeit laufen. Je mehr Beschreibungen auf Sie zutreffen, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass der jeweilige Typ Ihrem aktuellen Denken und Handeln entspricht. Ein wichtiges Wort im zurückliegenden Satz ist »aktuell«, denn Ihr Denken und Handeln ist veränderbar.

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Sie selbst bestimmen, ob und wann Sie Ihre Sicht der Dinge verändern wollen. Niemand anderer.

Der Feigling

Hier folgen nun typische Gedanken eines Menschen, der Feigling ist, weil er sich als Opfer unserer Arbeitswelt sieht:

Typische Aussagen eines Feiglings

imageEs kommt eh, wie es kommt. Da kann man nichts machen.

imageHeutzutage muss man froh sein, wenn man überhaupt noch einen Job hat.

imageBei Mitarbeiterbefragungen bewerte ich meine Zufriedenheit immer hoch, obwohl das überhaupt nicht stimmt. Dann kommen wenigstens keine nervigen Rückfragen.

imageBei anonymen Mitarbeiterbefragungen kann ich endlich mal meine ganze Kritik rauslassen. Weiß ja eh keiner, dass ich es war.

imageOb ich hier meine Meinung sage oder nicht, interessiert doch sowieso niemanden.

imageAlles wird noch viel schlimmer, als es heute bereits ist.

imageDieses ständige Hin und Her von Entscheidungen hat nur damit zu tun, dass die da oben keine Ahnung haben.

imageIn der heutigen Berufswelt kommt man am besten zurecht, wenn man den Mund hält und die Dinge über sich ergehen lässt.

imageWoanders ist es auch nicht besser, daher bewerbe ich mich nicht.

imageWas die da oben anweisen, muss man umsetzen. Da helfen keine Diskussionen.

imageWenn ich meine Meinung äußere, schade ich mir damit eher.

imageEines Tages haben wir alle keine Arbeit mehr, weil wir durch Roboter ersetzt werden.

imageMeine jüngeren Kollegen tun mir aufgrund der allgemeinen beruflichen Perspektivlosigkeit einfach nur leid.

imageGute Jobs gibt es heutzutage kaum noch.

imageIch zähle oft die Stunden, bis endlich Feierabend ist.

Typisch Feigling: Alles ist schlecht

Solange solche Aussagen vereinzelt und selten getroffen werden, heißt das nicht, dass sich jemand als Opfer der Arbeitswelt sieht und als Feigling das Engagement für die Veränderung seiner Situation scheut. Die Häufigkeit und die Summe der Äußerungen sind entscheidend. Typisch für den Feigling ist grundsätzlich, dass er sich der Arbeitswelt ausgeliefert sieht. Sein Blick ist negativ, egal ob dieser in die Gegenwart oder die Zukunft gerichtet ist. Alles ist schlecht und alles bleibt schlecht.

Menschen, die ihre berufliche Situation durch diese Brille sehen, sind natürlich zutiefst unzufrieden im Job. Manche verleihen ihrer Unzufriedenheit Ausdruck, allerdings an falscher Stelle. Sie wenden sich an Kollegen, die jedoch wegen ihrer Rolle im Unternehmen nicht die passende Anlaufstelle für Kritik sind. Wer sich zum Beispiel darüber aufregt und neidisch ist, dass viele Kollegen Homeoffice-Arbeitsplätze nutzen, verändert nichts an seiner Situation, wenn er sich darüber ständig bei seinen Kollegen auslässt. Die richtige Adresse wäre der Vorgesetzte, doch der erfährt häufig gar nichts vom Wunsch des unzufriedenen Mitarbeiters.

Der Undercover-Mitarbeiter

Und damit sind wir bei einer Unterkategorie der Spezies Feigling in Unternehmen: den Mitarbeitern, die sich nicht wie TOP-, sondern wie FLOP-Arbeitnehmer verhalten. Sie tun dies, indem sie sich hintenherum, also hinter vorgehaltener Hand, über Dinge beschweren und Kritik üben. Ich bezeichne sie als »Undercover-Mitarbeiter«. Sie bilden eine besondere Gruppe unter den Feiglingen, weil sie sich ganz bewusst an Personen wenden, die an den Wurzeln der Unzufriedenheit nichts verändern können. Das ewige Meckern bindet Arbeitszeit, zieht die allgemeine Stimmung nach unten und richtet somit regelrecht Schaden an.

Typisch undercover: immer hintenherum

Der Undercover-Mitarbeiter investiert enorm viel Energie in seine Hintenherum-Aktivitäten: Er setzt sich erst einmal gedanklich mit vermeintlichen Missständen auseinander, bewertet dabei fast alle Kontextfaktoren negativ, hält das Problem für schier unlösbar und entwickelt darüber immer mehr Frust. Schließlich sucht er sich Gesprächspartner, bei denen er seinen Ärger abladen kann, vorzugsweise Leidensgenossen oder Außenstehende, die wenig bis keinen Einfluss auf den Missstand haben. Während er sich durch sein Reden erleichtert, weiß er ganz genau, wie sinnlos sein Handeln in Bezug auf eine Veränderung ist. Doch das ist ihm egal. Ihm geht es erst einmal darum, die eigene schlechte Stimmung auf alle anderen zu übertragen. Wie schade, dass er diese Energie nicht an Stellen einbringt, die Lösungsperspektiven ermöglichen. Solche Stellen und Anlässe können ehrliche Antworten im Rahmen von Mitarbeiterbefragungen sein, Meinungsäußerungen in Meetings oder persönliche Gespräche mit Entscheidern und Vorgesetzten.

Der Mitläufer

Mitläufer legen sich ungern fest

Die Gruppe der Mitläufer gehört ebenfalls zur Spezies Feiglinge. Anders als der Undercover-Mitarbeiter hält sich dieser Arbeitnehmertyp vollständig mit Kritik zurück. Es weiß keiner so recht, was im Kopf des Mitläufers vorgeht, was er von seinem Job und den Auswirkungen von Change-Prozessen hält. Wenn man ihn fragt, bekommt man entweder eine schöngefärbte oder eine nichtssagende Antwort, die keine wirkliche Meinung erkennen lässt. Das klingt dann etwa so: Auf die Frage »Ich habe gehört, dass vier Mitarbeiter der Buchhaltung gekündigt wurden. Wie schafft ihr eure Arbeit denn mit nur noch acht Leuten?« antwortet der Mitläufer nichtssagend: »Das läuft halt weiter.« Die schöngefärbte Version bringt auch nicht mehr Klarheit: »Die Stimmung bei uns in der Buchhaltung ist nach wie vor gut, und auf die Arbeitsmenge hat sich der Stellenabbau auch nicht ausgewirkt.« Aha!

Der TOP-Arbeitnehmer

Glücklicherweise gibt es sie, die Arbeitnehmer, die TOP sind, weil sie erkannt haben, welchen Einfluss sie auf die eigene Zufriedenheit, ihren persönlichen Erfolg und damit auf den Erfolg des Unternehmens nehmen können. Folgende Aussagen sind typisch für den TOP-Arbeitnehmer:

Typische Aussagen von TOP-Arbeitnehmern

imageIch äußere Kritik auch ungefragt.

imageIch rede mit anderen, nicht über sie.

imageLästern ist mir zuwider.

imageWenn mich wesentliche Dinge im Job stören, versuche ich diese zu verändern.

imageIch akzeptiere unsere Arbeitswelt als VUKA (volatil, unsicher, komplex und ambig).

imageGute Leistung ist mir wichtig.

imageUnsere Arbeitswelt bietet viele Möglichkeiten.

imageIch sorge dafür, dass ich die für meinen Job notwendigen Kompetenzen up to date halte.

imageDen perfekten Job gibt es nicht, aber ich bin mit meinem durchaus zufrieden.

imageWenn mir ein Job absolut nicht mehr zusagt, suche ich mir einen anderen.

imageIch weiß, was ich brauche, um zufrieden im Job zu sein.

imageIch bringe Verbesserungsvorschläge ein, wenn ich Ideen zur Optimierung von Arbeitsabläufen habe.

imageIch verstehe mich als Mitgestalter des Erfolgs meines Arbeitgebers.

imageIch gehe gerne arbeiten.

imageIch kläre Konflikte am Arbeitsplatz und gehe ihnen nicht aus dem Weg.

Erkennen Sie den Unterschied zwischen TOP-Arbeitnehmer und Feigling? Allein ihre Wortwahl lässt Unterschiede erkennen. Feiglinge verwenden häufig Wörter wie »man« oder »alle«, um sich hinter einer anonymen Allgemeinheit zu verstecken. Sie sehen in anderen die Verantwortung für ihre eigene Situation und Unzufriedenheit. Sie geben anderen die Macht, manövrieren sich in die Ecke der Passivität und wundern sich über die Ohnmacht, die sie dadurch spüren.

Erfolgreiche, glückliche und zufriedene Menschen übernehmen die volle Verantwortung für ihr Leben. Sie wissen, dass sie letztendlich die relevanten Entscheidungen selbst treffen und die Weichen für ihre Zufriedenheit stellen.

Was wollen Sie nun tun?

Wenn Ihre kritische Selbsteinschätzung ergeben hat, dass Sie bereits TOP-Arbeitnehmer sind – herzlichen Glückwunsch! Dann geht es für Sie nun darum, diese Haltung nachhaltig zu festigen.

Wenn das Ergebnis Ihrer Selbstreflexion eindeutige Tendenzen des Feiglings zeigt, ist es an der Zeit, die bewusste Entscheidung zu treffen: »Ich werde TOP-Arbeitnehmer.« Dabei geht es in erster Linie um rein egoistische Motive. Die primäre Absicht des TOP-Arbeitnehmers ist, sich selbst zufrieden zu machen. Nachrangig ist der Punkt, als Mitgestalter von Erfolg im Unternehmen wahrgenommen zu werden. Das ist ein Nebeneffekt, den der TOP-Arbeitnehmer mit seinem Verhalten erzielt, nicht sein Hauptmotiv. Die Entscheidung, TOP-Arbeitnehmer werden zu wollen, ist der erste wichtige Schritt. Er leitet eine Entwicklung ein, die Klarheit und Courage verlangt: Klarheit ist der Kompass, Courage der Motor, der die Kraft für die Umsetzung gibt.

Wie sich die einzelnen Mitarbeitertypen im Arbeitsalltag zeigen und auswirken, beschreibt die folgende Situation, mit der sich sage und schreibe fünf Mitarbeiter mehrere Monate herumquälten.

Beispiel: So verhalten sich die Arbeitnehmertypen in der Praxis

»Ich bin auf die Neue gespannt«, sagte Herr P. an einem Freitagnachmittag, während er sich von seinen Kollegen ins Wochenende verabschiedete. »Wir auch!«, tönte es aus den Büros der anderen. In der Tat waren die vier Mitarbeiter der Niederlassung eines Personaldienstleisters recht gespannt auf die neue Kollegin, die am Montag ihre Arbeit aufnehmen würde.

Gut war, dass sie aus der Branche kam und sich daher bestimmt schnell einarbeiten würde. Und so war es auch. Frau C. fand sich schnell in ihrem neuen beruflichen Umfeld zurecht und ihre Erfahrung war spürbar. Sie kannte die aktuellen Herausforderungen des Arbeitsmarkts: Fachkräftemangel und sich schnell verändernde Jobanforderungen machten es oft nicht leicht, vakante Stellen der Kunden zeitnah zu besetzen. »Da muss man gut vernetzt sein, sowohl in Bewerberkreisen als auch mit den ansässigen Unternehmen«, sagte sie immer wieder im Austausch mit Kollegen. »Darauf hat mein vorheriger Arbeitgeber großen Wert gelegt. Ich war mindestens drei Viertel meiner wöchentlichen Arbeitszeit vor Ort bei Firmen oder Veranstaltungen mit potenziellen Bewerbern. Die Bundesagentur für Arbeit bietet da ja zum Beispiel einige Events an.«

Verhalten der Undercover-Mitarbeiter

»Hm«, dachten die Teamkollegen. »Das geht bei uns nicht, denn jeder Personaldisponent hat neben der reinen Vertriebstätigkeit eine Menge administrativer Aufgaben zu erledigen, zum Beispiel das Erfassen der Daten neuer Kunden oder das Einstellen der Profile von Bewerbern. Das ist ja gar nicht zu schaffen, wenn ein Personaldisponent 80 Prozent seiner Arbeitszeit draußen verbringt.« Das dachten sie, aber sie sagten es nicht. Den Worten der neuen Mitarbeiterin folgten Taten, und so war es nicht überraschend, dass Frau C. tatsächlich in der Regel vier von fünf Arbeitstagen außerhalb des Büros verbrachte. »Die spinnt doch!«, echauffierte sich Herr P., »wenn das jeder von uns machen würde, wäre die Niederlassung leer.« »Und noch viel schlimmer finde ich, dass sie ihre Büroarbeiten kaum schafft. Guck dir mal ihren Schreibtisch an. Der wimmelt von tausend Unterlagen, nicht im System erfassten Bewerberprofilen und lauter handschriftlichen Notizen, die nur Frau C. lesen kann«, ergänzte Frau T. »Dass unser Chef das nicht sieht, verstehe ich nicht. Der müsste doch dazwischenfunken und ihr deutlich sagen, dass in unserer Firma ein Personaldisponent beides tun muss: das Geschäft vor Ort akquirieren und das Backoffice erledigen. Rosinen rauspicken und nur das eine von beidem machen funktioniert nicht«, fügte sie hinzu. »Wie soll der Chef das auch mitkriegen? Er ist doch wegen des Sonderprojekts