Cover

THOMAS
BREZINA

Blöd
sinn
gibts
nicht

Wie wir
Kinder fürs
Leben begeistern

edition a

Für meine Eltern.
Eure Liebe und Begeisterung für das Leben
geben mir bis heute Kraft.

INHALT

Kinder durch das Leben begleiten

Kinder im Leben bestärken

Kinder für das Leben begeistern

Warum ich niemals einen Erziehungsratgeber schreiben würde …

… und wie es trotzdem zu diesem Buch kam …

Wenn Sie dieses Buch ausgesucht haben, sind Sie wahrscheinlich Eltern oder Menschen, die beruflich mit Kindern zu tun haben, oder sogar beides.

Zwei Dinge vorweg: Erstens: Ich habe größten Respekt vor dem, was Sie jeden Tag mit und für Kinder tun.

Zweitens: Ich bin weder Pädagoge, noch Vater, auch kein Psychologe. Seit mehr als 35 Jahren aber bin ich als Autor von Büchern, als Erfinder, Präsentator und Produzent von Fernsehsendungen für Kinder tätig.

Was ich versuchen möchte ist, Ihnen von Erfahrungen und Beobachtungen zu erzählen, die helfen können, Kinder für das Leben zu begeistern.

Mit allem, was ich als Schriftsteller, TV-Produzent und Gestalter von Veranstaltungen und Erlebniswelten für Kinder schaffe, ist es mir nämlich immer wichtig zu begeistern, zu bestärken,

aber nie, nie, nie, nie, nie, nie, niemals zu belehren.

Das Leben ist ein Abenteuer. Es ist manchmal anstrengend, manchmal sehr herausfordernd und immer wert, gelebt, erlebt und erfüllt zu werden.

Du kannst! – Das ist das Lebensgefühl, das ich Kindern vermitteln will. In jedem Kind steckt eine Menge Potential, das nur darauf wartet, sich entfalten zu können.

Kinder, die voller Freude in die Zukunft blicken und von klein auf lernen, ihr Leben zu gestalten, werden als Erwachsene das haben können, was man „ein erfülltes Leben“ nennt.

In der Kindheit werden Grundsteine für ein Leben in Freude gelegt. Eltern und LehrerInnen haben die Möglichkeit, viele Türen zu öffnen, hinter denen Interessantes, Wissenswertes, Hilfreiches und Schönes für Kinder wartet. Sie können Kinder für das Leben und diese Welt begeistern und ihnen Mut machen. Hilfreich dafür ist es aber, von dem Podest zu steigen, auf dem manche Erwachsene zu stehen glauben.

Ich selbst hatte immer ein Kind an meiner Seite, das mir gut raten konnte, ob meine Arbeit auch den Nerv der LeserInnen oder ZuseherInnen treffen wird:

Das Kind bin ich selbst.
Das Kind, das ich einmal war.

Meine Theorie lautet, dass bei vielen Leuten im Alter von ungefähr 20 Jahren ein Rollbalken heruntergeht. Danach sehen sie die eigene Kindheit höchstens durch eine rosarote Brille, verdrängen aber viele andere Erfahrungen, vor allem die schmerzhaften.

Meine eigene Kindheit war eine Mischung aus vielen Freuden und einer gehörigen Portion an Schmerzen und seelischen Verletzungen. Diese Mischung halte ich für normal, und deshalb kann ich sagen, dass meine Kindheit gut war.

Zum Glück habe ich zu allen Erfahrungen nach wie vor Zugang und eine, wie ich glaube, recht unverfälschte Erinnerung daran. Das Kind, das ich einmal war, ist sehr lebendig in mir und ich kann es gut befragen.

Etwas, das ich bis heute nicht begreifen kann, ist, dass viele Eltern, die als Kinder selbst geschlagen wurden, ihre Kinder schlagen. Wieso tun sie das ihren Kindern an? Sie müssen sich doch an die psychischen Schmerzen und die Erniedrigung erinnern.

Wir alle machen als Kinder viele Erfahrungen, und mit ein wenig Mut zur Erinnerung können wir daraus so viel für die Begleitung und Erziehung der eigenen Kinder schöpfen.

Aus diesem Grund gibt es in diesem Buch viele

Fragen an das Kind, das sie einmal waren.

Es braucht manchmal Mut, sich zurückzuerinnern, aber es lohnt sich sehr.

Die zweiten Hauptpersonen, um die es in diesem Buch geht, sind natürlich die Kinder, mit denen Sie zu tun haben. Wahrscheinlich sind es vor allem die eigenen Söhne und Töchter. (Aber vielleicht auch SchülerInnen.)

Im Buch habe ich einige Briefe für Sie gestaltet, in denen aber die wichtigsten Teile noch fehlen.

Es sind:

Briefe von Eltern an die Erwachsenen, die ihre Kinder einmal sein werden.

Stellen Sie sich vor, Sie schreiben Briefe, um Ihrer Tochter oder Ihrem Sohn später einmal von ihrer Kindheit zu erzählen. Ich habe diese Form gewählt, weil sie helfen kann, die eigenen Kinder heute etwas anders zu sehen. Es kann helfen, Erwartungen und alltägliche Belastungen ein wenig zur Seite zu legen und Kinder ohne Ablenkungen zu betrachten. Manchmal aber gebe ich auch Anregungen für

Briefe von Eltern an ihre Kinder von heute (auch wenn sie diese noch gar nicht verstehen würden)

Bitte schreiben oder denken Sie einfach drauflos, ohne Vorbehalte und Wenns und Abers, und ganz wichtig:

Haben Sie bei allem, was Sie in diesem Buch finden, Freude und Spaß.

Einige meiner Freunde, die Kinder haben, betrachten die vielen verschiedenen Erziehungsmethoden als Belastung und mittlerweile als Stress. Sie fühlen sich überfordert von den Aussagen der Experten und den sehr wohlmeinenden Tipps, die sich manchmal kolossal widersprechen.

In diesem Buch gibt es keine Erziehungstipps, aber viele Gedanken, Erlebnisse und wahre Geschichten darüber, wie wir unsere Kinder für das Leben begeistern können.

Kindern die Freude am Leben zu vermitteln, sie zu stärken, ihnen die Augen zu öffnen, ihnen dabei aber trotzdem nicht alles, was Erwachsenen wichtig erscheint, aufs Auge zu drücken, das halte ich heute für wichtiger denn je.

Mein größter Wunsch ist: Begeistern Sie sich gemeinsam mit Ihren Kindern für das Leben und alles, was dazugehört.

Es ist etwas Herrliches, wenn Kinderaugen strahlen. Allerdings finde ich es noch stärker, wenn Erwachsene und Kinder gemeinsam strahlen.

Herzlichst

Thomas Brezina
Geschichtenerzähler der Freude

Begeistern und begreifbar machen

Damit Sie einen kleinen Einblick bekommen, wie ich auf Kinder zugehe und wie ich für sie arbeite:

Sind Sie schon einmal auf die Idee gekommen, sich zu fragen, wie schwer der Wiener Stephansdom ist?

Wahrscheinlich nicht. Aber bei Kinderführungen durch den Dom ist das eine sehr häufig gestellte Frage. Es gibt sogar eine Antwort darauf, die ich später verraten werde.

Wissen Sie, wie schnell eine Biene fliegt? Könnte ein Mensch einen Wettlauf gegen sie gewinnen oder nicht?

Haben Sie eine Idee, was Toilettenpapier mit Physik zu tun hat und wieso Sie bei jedem Besuch der Toilette dort Versuche machen können?

Kinder können sich für alle drei Themen begeistern und werden mit Antworten, die sie begreifen können, Zugang zu noch viel mehr Wissen erlangen.

Vor allem aber kann ihre Neugier für das Wunder eines Domes geweckt werden, für die Wunder der Tierwelt und wieso sie unseren Schutz braucht, und für die Faszination der Physik.

Kinder zu begeistern – das war immer meine Leidenschaft. Ich will spüren, dass sie gebannt lauschen.

Es ist für mich eine große Herausforderung und Freude, Kindern Wissen zu vermitteln. Dazu habe ich viele Sendungen für das Fernsehen erfunden, geschrieben und gestaltet, zum Beispiel die Serien Forscherexpress und Knall Genial.

Ich habe für den Wiener Stephansdom einen Kinder-Audioguide gestaltet und für einen Konzertveranstalter klassische Komponisten für Kinder auf der Bühne erklärt.

Als der Konzertveranstalter mit dem Angebot an mich herangetreten ist, jedes Jahr Kindern vier klassische Komponisten in einem einstündigen Bühnenprogramm vorzustellen, habe ich ihm Folgendes gesagt:

1) Ich komme aus einer musikalischen Familie, aber …

2) … klassische Musik ist nicht so ganz mein Fall, ich mag eher Abba und Queen.

Der Veranstalter hat sich nicht im Geringsten abschrecken lassen. Seine Aussage lautete: „Sehr gut. Dann machen Sie etwas auf der Bühne, das Sie selbst begeistern würde.“ Damit hat er mich gewonnen.

Meine Erfahrung ist nämlich, dass ich Kinder nur für etwas begeistern kann, wenn ich selbst davon begeistert bin.

Wegen der Komponisten habe ich einen Musikwissenschaftler gebeten, mit mir alle Geschichten zu recherchieren, die den Menschen schildern, der so wunderbare Musik geschaffen hat. Je skurriler, desto besser.

Ein Grundsatz von mir lautete:

Wenn wir Kinder Themen näherbringen wollen, muss es immer Anknüpfungspunkte zu ihrem Leben geben.

Im Fall der Komponisten hat der Wissenschaftler nach Antworten zu folgenden Fragen gesucht: Wie waren berühmte Komponisten in der Schule, hatten sie Freunde, wie war ihr Verhältnis zu den Eltern, wie sind sie mit Erfolg und Misserfolg umgegangen? Was brachte Freude in ihr Leben, was war traurig? Wie sind sie auf ihre Ideen gekommen? Wie haben sie durchgehalten? Waren sie Stars? Wenn ja, wie sind sie damit umgegangen?

Können Sie sich vorstellen, dass Beethoven vor lauter Begeisterung seine Kompositionen auf Servietten und Tischtücher geschrieben hat? Er hat nach KellnerInnen mit Eiern geworfen, wenn sie nicht zu seiner Zufriedenheit gekocht waren, und hat jeden Tag in der Früh die Kaffeebohnen in der Mühle gezählt.

Johann Strauß war auf Tournee in den USA und wurde dort als Superstar gefeiert. Weil viele Damen eine Locke von ihm wollten, soll sein Kammerdiener einem schwarzen Pudel Haarbüschel abgeschnitten und sie teuer verkauft haben.

Der Komponist Eric Satie hat in einem Zimmer gelebt, das gerade genug Platz für sein Pianino und ein Bett geboten hat. Wir haben dieses Zimmer auf der Bühne nachgebaut, und Kinder haben die Musik von Satie nicht nur gemocht, sondern auch gleich erkannt. Der Grund dafür war Werbung, denn damals wurden gerade manche seiner Themen für Radiowerbung verwendet. Das habe ich nicht verurteilt, sondern ganz selbstverständlich angesprochen.

Die Komponistenportraits habe ich in einem Theater vor 300 Kindern präsentiert und mit SchauspielerInnen dargestellt. Die Musikbeispiele habe ich dabei auf zwei Minuten kürzen lassen. Es gab MusikerInnen, die sich geweigert haben mitzumachen und es eine „Verstümmelung“ der Musik nannten. Andere aber haben die Erfahrung gemacht, dass Kinder, die zum ersten Mal mit klassischer Musik in Kontakt kamen, diesen Kostproben mit Spannung zugehört haben.

Der Konzertzyklus Komponisten auf der Spur war auch für mich immer von neuem eine Entdeckungsreise. 20 Komponisten haben wir auf diese Weise präsentiert, und die Anzahl der BesucherInnen hat sich im Laufe der Jahre verdoppelt und verdreifacht.

Kinder sind als Publikum ehrlicher und direkter als Erwachsene. Ihre Langeweile oder ihr Missfallen gegenüber einem Programm oder einem Thema halten sie nicht zurück. Das macht sie zu einem sehr herausfordernden Publikum, was ich immer geschätzt habe.

Kinder auf ein Podest zu stellen und als etwas „Besonderes“ zu bezeichnen halte ich für keine gute Idee.

In Interviews werde ich oft mit dieser Aussage konfrontiert:

„Kinder sind doch etwas Besonderes.“

Oder: „Es muss wunderbar sein, mit Kindern zu arbeiten, denn sie sind so viel interessanter als Erwachsene.“

Meine Meinung dazu: Nein!

Leute, die Kinder als etwas „Besonderes“ bezeichnen, stellen sie gerne auf ein Podest und behandeln sie wie ein Denkmal oder eine Statue.

Der Platz von Kindern ist neben uns Erwachsenen, wo wir sie achten für das, was sie sind: Kleine Menschen, in denen viel steckt und die unsere Begleitung brauchen.

Kinder sind auch nicht interessanter als Erwachsene. Ich muss gestehen, dass mir auch nicht alle Kinder sympathisch sind. Wieso auch? Sie sind so unterschiedlich in ihrem Charakter wie erwachsene Menschen, und die mag ich auch nicht alle.

Um aber ihren Nerv zu treffen und sie so anzusprechen, dass ich sie auch wirklich erreiche, habe ich Kindern immer sehr genau zugehört: in Familien, mit denen ich befreundet bin, bei Gesprächen, die ich auf der Straße aufgeschnappt habe, und natürlich bei allen Begegnungen mit Kindern, bei Lesungen aus meinen Büchern und bei Dreharbeiten für Fernsehsendungen.

Respekt für Kinder und Respekt vor dem, was sie sind und was sie sich wünschen, das sehe ich als eine wichtige Qualität im Miteinander von Erwachsenen und Kindern.

Wenn ich neue Projekte und Ideen entwickle, dann beobachte ich manchmal spielende Kinder und frage mich: Würde sie meine neue Geschichte oder Sendung interessieren?

Schreibe ich, dann stelle ich mir Kinder als Publikum vor, und nur wenn ich fühle, ihre volle Aufmerksamkeit zu haben, tippe ich los - wie der mittelalterliche Geschichtenerzähler, der immer sein Publikum vor sich hatte.

Wie ich an Geschichten herangehe, damit sie auch von „schwachen“ LeserInnen gut und gerne gelesen werden können, das schildere ich etwas später in einem Kapitel ab Seite 172.

WIESO ICH SO GERNE FÜR KINDER ARBEITE UND SCHREIBE

Den genauen Grund kenne ich selbst nicht, aber seit ich ein Kind war, habe ich mir immer gerne Geschichten für Kinder ausgedacht. Mit 16 Jahren habe ich einen Jugendwettbewerb mit Drehbüchern für eine TV-Serie mit Puppen für das Kinderfernsehen gewonnen. Das war der Start für das, was Leute heute als meine Karriere bezeichnen.

Rund 550 Bücher für Kinder und Teenager habe ich geschrieben, die in mehr als 40 Ländern gelesen werden. Mein Motto beim Schreiben ist und bleibt:

Lesen soll ein Abenteuer sein!

An die 30 TV-Serien habe ich erfunden, manche geschrieben, andere präsentiert und bei vielen habe ich auch Regie geführt. Die Krimiserie Tom Turbo rund um ein sprechendes Fahrrad, das gemeinsam mit mir sehr fantastische Fälle löst, läuft seit mehr als 25 Jahren erfolgreich und war eines der ersten interaktiven Programme. Den ZuseherInnen werden zur Handlung fünf Fragen gestellt, die sie wie DetektivInnen beantworten. So sammeln sie fünf Lösungsbuchstaben, die ein geheimes Wort ergeben, mit dem sie gewinnen können.

Es ist für mich die höchste Auszeichnung, von mittlerweile erwachsenen LeserInnen und ZuseherInnen zu erfahren, wie sie meine Geschichten erlebt haben. Jeden Tag bin ich dankbar für die Rückmeldungen, wie viel Freude Menschen mit den Erinnerungen von damals verbinden. Ihre zentrale Aussage in deutschsprachigen Ländern, aber auch in China, wo ich einer der drei erfolgreichsten ausländischen Autoren bin, lautet:

Danke für eine schöne Kindheit!

Es erfüllt mich mit ungeheurer Dankbarkeit, dass meine LeserInnen und ZuseherInnen von früher mir dieses unglaubliche Kompliment immer wieder machen.

Das erwähne ich an dieser Stelle bitte nicht als Selbstbeweihräucherung oder Angeberei, sondern als Grund, wieso ich dieses Buch geschrieben habe. Es ist mir ein Anliegen, weiterzugeben, was ich gelernt habe. Meine Erfahrungen, Beobachtungen und Erkenntnisse, die immer dazu gedient haben, Kinder zu begeistern und zu faszinieren, die will ich Ihnen erzählen. Vielleicht ist Hilfreiches für Sie dabei.

Kinder brauchen Erziehung zum Erlernen der Spielregeln für ein gutes Zusammenleben und den Umgang mit sich selbst. Aber:

Kinder brauchen Verständnis und Begeisterung, um den Weg zu einem erfüllten und freudigen Leben beschreiten zu können.

Übrigens finde ich, dass Kinder und Erwachsene viel mehr verbindet, als wir denken.

Damit komme ich zurück zu meinen Wissenssendungen und dem Audioguide für den Stephansdom.

Im Fernsehen sehen wir jeden Tag genau, wie viele Kinder und wie viele Erwachsene eine Sendung verfolgen. Die Zuschaueranzahl der Erwachsenen bei Wissenssendungen ist überraschend hoch für eine Kindersendung. Der Grund liegt darin, dass auch erwachsene Menschen Physik und Chemie dabei endlich begreifen können. Und deshalb sehen sie, genau wie Kinder, gerne zu.

Was bedeutet es, dass der Bau des Domes im Jahre 1150 begonnen wurde? Wenig.

Aber damals lebte Ihre Ur-ur-ur-ur-ur-ur-ur-ur-ur-ur-ur-ur-ur-ur-ur-ur-ur-ur-ur-ur-ur-ur-ur-ur-ur-ur-ur-ur-ur-ur-ur-ur-ur-ur-ur-ur-ur-ur-ur-ur-Großmutter.

Ja, so lange ist das her. Wenn Sie diese Ur-ur-ur-ur-ur-ur-ur-ur-ur-ur-ur-ur-ur-ur-ur-ur-ur-ur-ur-ur-ur-ur-ur-ur-ur-ur-ur-ur-ur-ur-ur-ur-ur-ur-ur-ur-ur-ur-ur-ur-Großmutter gewissenhaft aussprechen, brauchen Sie dafür fast eine halbe Minute.

Das Gewicht eines Domes wird auf 35.000 Tonnen geschätzt. Das entspricht dem Gewicht von 10.000 Elefanten. So viele Elefanten könnten alle Gassen und Straßen der Innenstadt füllen, es hätte kein einziges Auto mehr Platz.

Eine Biene fliegt doppelt so schnell wie ein Mensch laufen kann. Nur der schnellste Sprinter der Erde könnte sie einholen.

Am Beispiel der Toilettenpapierrolle kann man das physikalische Gesetz der Trägheit erkennen. Zieht man schnell an, so reißt man nur ein Blatt ab. Die Rolle will in Ruhelage bleiben. Zieht man langsam ab, so setzt sich die Rolle in Drehung und wir können ein großes Stück abziehen.

Übrigens fällt der Toast deshalb immer auf die Butterseite, weil der Tisch eine bestimmte Höhe hat. Es hat nichts mit der Butter zu tun. Aber aus circa einem Meter Höhe dreht sich die Scheibe um 180 Grad.

Ein Hühnerei erscheint kaum einem Erwachsenen als Wunder, wenn er eine Packung von sechs Stück im Supermarkt kauft.

Aber haben Sie schon einmal ein rohes Ei geschält, ohne es dabei zu zerstören?

Das ist möglich. Legen Sie das Ei über Nacht in klaren Essig. Am nächsten Tag hat die Essigsäure die Kalkschale aufgelöst, die innere Eihaut aber ist erhalten geblieben. Sie haben nun ein „Gummi-Ei“ und mit der Taschenlampe des Handys können Sie durchleuchten und den Dotter sehen. Es ist sogar möglich, dem Ei einen kleinen Gürtel aus Bindfaden zu machen und ihm so eine Taille zu geben.

Wieso es so wichtig ist, Kinder zu begeistern, ist am Thema Umweltschutz gut zu erkennen. Bereits vor vielen Jahren ist das Interesse von Kindern daran stark zurückgegangen. Der Grund ist klar: Wieso sollen Kinder schützen, wenn Erwachsene zerstören?

Die Proteste von Kindern und Jugendlichen in vielen Ländern, angeregt durch Greta Thunberg und ihren freitäglichen Schulstreik, richten sich auch wieder gegen die Ignoranz der Erwachsenen. Ein starkes Signal, aber …

Kinder für etwas zu begeistern, bedeutet, sie werden sich ein Leben lang dafür auch verantwortlich fühlen.

Statt ihnen Angst zu machen, sollten wir ihnen – so finde ich – die Augen öffnen für die Wunder der Erde. Gleichzeitig aber sollen sie auch erkennen, wie empfindlich und zerbrechlich die Schönheit der Welt rund um uns ist. Das macht nämlich Lust, etwas dafür zu tun, dass sie erhalten bleibt.

Was der Mensch liebt und schätzt und bewundert, das wird er doch sicher schützen! So lautete meine Überlegung.

Kinder für das Leben zu begeistern, das ist keine einseitige Sache. Einer der vielen Gründe, wieso ich meine Arbeit so liebe, besteht in den großartigen Erfahrungen, die ich selbst machen kann.

Eines meiner Projekte der letzten Zeit ist, eine App für den Tiergarten Schönbrunn in Wien zu entwerfen. Die Direktorin des Zoos hat mich gebeten, für Familien und Kinder Touren zu gestalten, die jeder mithilfe einer App auf dem Handy begehen und erleben kann.

Ihr Auftrag hat mir aus der Seele gesprochen: Keine Zahlen, kein lexikalisches Wissen, sondern Begeisterung.

Die Zoo-PädagogInnen, die jeden Tag hunderte Kinder durch den Zoo führen, haben sofort das Lieblingsthema aller Kinder erwähnt: die gefährlichsten Tiere, die im Zoo leben.

Diese Tour per Handy wird aber kein Horrortrip, sondern eine Führung der Begeisterung für die ungeheure Kraft der Tiere. Dabei darf ich auch einen Blick „hinter die Kulissen“ werfen und Kindern wie Erwachsenen zeigen, was TierpflegerInnen jeden Tag für das Wohlergehen der Tiere leisten.

Flusspferde, die zu den gefährlichsten Tieren zählen, lieben es zum Beispiel, jeden Tag mit einem warmen Wasserstrahl das Maul und die Zahnzwischenräume gereinigt zu bekommen. Vor Wonne beginnen sie zu grunzen, wenn sie – getrennt durch massive Stangen natürlich – von den PflegerInnen mit einem Schrubber am ganzen Körper gekratzt werden.

Das durfte ich auch machen, um Kindern und Eltern auf der App diesen Blick zu gewähren, den sie sonst nicht haben.

Sie verstehen jetzt sicher, wieso ich meinen Beruf so sehr liebe.

Nun kommt aber die beste Erfahrung, die ich in all den Jahren gemacht habe: Eltern und Erziehende, die Kinder für das Leben begeistern, haben selbst mehr Freude.

Sie werden staunen.

Sie werden Erlebnisse haben, mit denen Sie nie gerechnet hätten.

Gemeinsam das volle Leben spüren und zu staunendas gehört sicherlich zu den schönsten Momenten für Familien und alle Menschen, die mit Kindern zu tun haben.

Kinder durch das Leben begleiten

Erwachsene mit gutem Gedächtnis können das Leben von Kindern entscheidend verbessern

Ehrlichkeit kann vielleicht kurz wehtun, aber viel bringen …

Als meine ersten Kinderbücher herauskamen, habe ich ausgedehnte Lesetouren unternommen. Sie haben mich an viele verschiedene Schulen geführt. Unvergesslich bleibt mir eine Schule, ein hässlicher Betonbau, wo ich mich allein beim Anblick des Gebäudes schon unwohl gefühlt habe.