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Deutsche Erstausgabe (ePub) Mai 2019

 

Für die Originalausgabe:

© 2019 by Teodora Kostova

Titel der amerikanischen Originalausgabe:

»Grounded«

 

 

Für die deutschsprachige Ausgabe:

© 2019 by Cursed Verlag

Inh. Julia Schwenk

 

Alle Rechte vorbehalten, insbesondere das der Übersetzung,

des öffentlichen Vortrags, sowie der Übertragung

durch Rundfunk und Fernsehen, auch einzelner Teile,

Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit

Genehmigung des Verlages.

 

 

Bildrechte Umschlagillustration

vermittelt durch Shutterstock LLC; iStock

Satz & Layout: Cursed Verlag

Covergestaltung: Hannelore Nistor

 

ISBN-13: 978-3-95823-755-1

 

Besuchen Sie uns im Internet:

www.cursed-verlag.de

 


 

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Aus dem Englischen von Anne Sommerfeld


 

Liebe Leserin, lieber Leser,

 

vielen Dank, dass Sie dieses eBook gekauft haben! Damit unterstützen Sie vor allem die Autorin des Buches und zeigen Ihre Wertschätzung gegenüber ihrer Arbeit. Außerdem schaffen Sie dadurch die Grundlage für viele weitere Romane der Autorin und aus unserem Verlag, mit denen wir Sie auch in Zukunft erfreuen möchten.

 

Vielen Dank!

Ihr Cursed-Team

 

 

 

Klappentext:

 

Ein zufälliges Treffen. Eine gemeinsame Nacht. Ein Moment, losgelöst von der Zeit. Als Medizinstudent Shane Sanford und Jet-Pilot Greg Becker einander begegnen, knistert die Luft vor gegenseitiger Anziehung. Nach einer heißen Nacht trennen sich ihre Wege wieder, doch keiner von beiden kann den anderen vergessen. Eine Laune des Schicksals führt sie ein Jahr später wieder zueinander und sie stehen vor einer schwerwiegenden Entscheidung: Sollen sie eine Fernbeziehung wagen oder die Sache als One-Night-Stand abhaken? Aber während ihnen das Leben immer wieder neue Herausforderungen entgegenwirft, lernen Shane und Greg, dass ihre Liebe stärker ist als alle Hindernisse…

 


 

 

 

 

 

»Wir liebten uns mit einer Liebe, die mehr war als dies.«

 

Edgar Allan Poe

 

 


 

Teil I

 

 

Kapitel 1

 

 

Fünf Jahre zuvor

 

Greg

 

»Na schön, ich gehe hin.«

Als ich in dem überfüllten Club stand und versuchte, die Aufmerksamkeit des Barkeepers zu erregen, wurde mir klar, dass die drei widerwilligen Worte, mit denen ich zugestimmt hatte, zur Geburtstagsfeier meines Freundes Tom zu gehen, mein Leben für immer verändern würden. Ich konnte diese Erleuchtung nicht in Worte fassen; es war eher ein Moment, in dem ich blinzelte, sich meine Sicht verschob und abstrakte Puzzleteile an ihren Platz rutschten. Um ehrlich zu sein, war es ziemlich unwirklich und einen Moment lang dachte ich, ich hätte zu viel getrunken und wäre schon ein bisschen benebelt, aber dann erinnerte ich mich – ich hatte während der letzten fünfzehn Minuten versucht, an der vollgestopften Bar ein zweites Bier zu bestellen.

»Was darf's sein, Kumpel?«, rief der Barkeeper, um die laute Musik zu übertönen, und stützte seine Hände auf der Bar ab, sodass die Muskeln an seinen Oberarmen hervortraten. Als ich ihn ansah, zwinkerte er mir mit einer unmissverständlichen Absicht und einem charmanten Lächeln zu.

»Ein Stella«, sagte ich und schob die leere Flasche über die Bar. Er nahm sie entgegen und nickte, bevor er sich umdrehte, um mir eine neue zu holen.

Unter normalen Umständen hätte ich lüstern seinen Arsch betrachtet und später seine Einladung auf eine Nacht voller Spaß angenommen, die mit Sicherheit folgen würde. Aber nicht heute Nacht. Heute Nacht gab es auf der anderen Seite der Bar einen Mann, der meine Realität mit einem einzigen Blick verändert hatte.

Er sah mich unter leicht gesenkten Lidern hervor an und hatte sich die blonden Haare auf einer Seite hinter das Ohr geschoben. Sein Gesicht war rund, sein Mund herrlich rosa und ich würde jede Wette eingehen, dass er ebenso köstlich war. Ein Schauer der Erregung schoss direkt in meinen Schwanz, als er einen Mundwinkel zu einem Grinsen anhob. Das konnte nur eine Einladung sein.

»Bitte sehr.« Die Stimme des Barkeepers erregte meine Aufmerksamkeit. Ich bezahlte und gab ihm Trinkgeld, ehe ich die Flasche nahm und, ohne noch weiter Zeit zu verschwenden, zurück zur anderen Seite der Bar ging.

Ich trat hinter den Blonden und beugte mich vor, damit er mich über die dröhnende Musik hören konnte.

»Hi«, sagte ich. Sein volles, seidiges Haar roch nach Shampoo und sauberem Schweiß und mich überkam das Verlangen, mit meinen Fingern hindurchzustreichen.

»Hey«, erwiderte er mit demselben attraktiven Grinsen, als er sich vollständig umdrehte. Als er die Ellbogen auf dem Tresen hinter sich abstützte, rutschte sein T-Shirt nach oben und entblößte einen Streifen glatter, blasser Haut an seinem Bauch.

Aber was mich wie ein Schlag in den Magen traf, waren seine Augen. Strahlendes, funkelndes Grün sah mich unter gesenkten Lidern an und verführte mich mühelos.

Ich stützte eine Hand auf der Bar ab und beugte mich näher zu ihm, doch dieses Mal hatte ich nicht vor, mich wieder zurückzuziehen. Ich stellte mein Bier ab, legte sanft meine Hand an seinen Kiefer und drehte seinen Kopf in meine Richtung, sodass sich unsere Lippen beinahe berührten. Sein Körper reagierte augenblicklich – er atmete scharf ein, seine Lippen öffneten sich, sein Blick senkte sich auf meinen Mund und seine Zungenspitze schlüpfte hervor, um seine Lippen zu befeuchten.

Dieser Typ war die heißeste Versuchung, die ich je gesehen hatte. Er sorgte dafür, dass alles Blut in meinen Schwanz schoss, aber glücklicherweise hatte ich noch ein paar funktionierende Gehirnzellen, um zu fragen: »Wie alt bist du?«

Ein Stimmungskiller, das wusste ich. Aber der Typ sah nicht älter aus als achtzehn, wenn überhaupt.

Empört trat er einen Schritt zurück und verzog beleidigt die hübschen Lippen, als er das Kinn hob.

»Zwanzig.«

Ich hob eine Braue und lehnte mich etwas bequemer an die Bar. Er verdrehte so ausdrucksvoll die Augen über mich, dass ich nur mit Mühe ein Lächeln unterdrücken konnte. Gott sei Dank hatte ich eine militärische Ausbildung.

Mit einer genervten Handbewegung zog der Blonde seinen Führerschein aus seiner Tasche. Er zeigte ihn mir und verbarg mit dem Daumen gekonnt seine Adresse, aber ich konnte die Umrisse des Wortes Cambridge über seinem Finger erkennen.

»Shane Sanford, zwanzig Jahre alt, aus Cambridge«, sagte ich und er zog den Führerschein weg, bevor die Worte überhaupt meinen Mund verlassen hatten. »Ich komme auch aus Cambridge.«

Ich hatte keine Ahnung, warum ich entschied, das zu sagen. Einem zufälligen Aufriss gab ich niemals freiwillig persönliche Informationen, aber etwas an diesem Typ weckte in mir das Bedürfnis, ihn in meine Arme zu ziehen und nie wieder loszulassen.

Jetzt war er es, der eine Augenbraue nach oben zog. Seufzend zog ich meinen Führerschein aus der Tasche. Ich machte mir nicht einmal die Mühe, meine Adresse zu verstecken.

»Greg Becker, dreiundzwanzig, aus…« Er hielt inne, rümpfte die Nase und verschränkte die Arme. »York?«

»Ich lebe auf dem Stützpunkt, aber ich komme aus Cambridge.« Die Worte sprudelten über meine Lippen, bevor ich sie aufhalten konnte.

»Bist du beim Militär?«, fragte er mit neu entfachtem Interesse und trat wieder auf mich zu.

Unauffällig atmete ich den Duft seines Körpers ein und mein eigener Körper reagierte darauf auf alle nur erdenklichen unangenehmen Arten.

»RAF.«

»Ein Pilot«, sagte er mit einem anerkennenden Nicken. »Mein Bruder ist in der Armee. Er ist gerade in Afghanistan stationiert, aber sein zweiter Einsatz ist bald zu Ende.« Shane leckte sich über die Lippen und zog die Brauen zusammen. »Ich hoffe, dass es auch sein letzter Einsatz ist.« Er sprach so leise, dass ich ihn über die Musik kaum verstehen konnte.

Er schüttelte den Kopf, richtete sich zu seiner vollen Größe auf – ihm fehlten zu meinen eins fünfundachtzig nicht mehr als zwei Zentimeter – und das sexy Glitzern trat wieder in seine grünen Augen.

»Also«, sagte er und strich mit einem Finger über meinen Arm. Eine Gänsehaut breitete sich trotz der erdrückenden Hitze im Club unter seiner Berührung auf meiner hellen Haut aus. »Jetzt, da wir uns ausreichend miteinander bekannt gemacht und festgestellt haben, dass wir beide erwachsen sind und die gleiche Vorstellung von diesem Abend haben… wollen wir von hier verschwinden?«

Das Lächeln, das er mir zuwarf, hätte den heiligsten aller Männer in einen Sünder verwandelt. Ich hatte keine Chance.

 


 

Kapitel 2

 

 

Shane

 

Oh Gott, oh Gott, oh Gott, oh Gott!

Äußerlich versuchte ich, Ruhe zu bewahren und mich normal, wenn nicht sogar verführerisch zu geben, aber innerlich war ich vollkommen durcheinander. Es war mir gelungen, in einer der angesagtesten Gay-Bars Londons den heißesten Typen abzuschleppen, den ich je in meinem Leben gesehen hatte, und jetzt saßen wir auf dem Rücksitz eines Taxis und waren auf dem Weg zu seinem Hotel. Seine Hand lag auf meinem Bein und brannte ein Loch in meine Jeans. Hin und wieder sah er mich an und der Blick seiner dunklen Augen glitt hungrig über mich.

In diesen dunklen Tiefen versteckten sich eine Menge Versprechen und sie alle waren dreckig.

Ich konnte es nicht erwarten.

Mein Herz drohte, aus meiner Brust zu springen, als seine Hand kaum merklich meinen Oberschenkel hinauf wanderte und seine Fingerspitzen über meinen Schwanz strichen. Eine hauchzarte Berührung und trotzdem sorgte sie dafür, dass meine Hände zitterten, als ich unsere Finger miteinander verschränkte. Einen Augenblick lang runzelte er die Stirn, als er beobachtete, wie sich unsere Finger verflochten – meine blass und lang und seine schwielig, die Haut viel dunkler als meine. Seine Nägel waren schwarz lackiert. Aber dann sah er mich an und das Licht, das durch die Fenster fiel, spiegelte sich in seinen dunklen Augen.

Einen intensiven Augenblick lang sah ich etwas in seinem Blick aufflackern, etwas Rohes und Vertrautes, etwas, das diesem Moment den Anschein eines flüchtigen Déjà-vus verlieh.

Ich legte eine Hand in seinen Nacken und zog ihn an mich, um ihn zu küssen. Ich konnte nicht anders. Der Drang, seine Lippen auf meinen zu spüren, überwältigte jeden Instinkt in meinem Körper, und als wir uns küssten, wusste ich, warum. Seine Lippen waren weich und warm, seine Zunge schmeckte nach Bier und dem schwachen Hauch einer Zigarette, aber was mich zutiefst erschütterte, war die Tatsache, wie gut sie zu meinen eigenen passten. Wie sich unsere Lippen aufeinander abgestimmt bewegten, als hätten wir es schon tausendmal zuvor getan.

Mit einem leisen Stöhnen zog ich mich zurück. Greg ließ mich nicht weit kommen. Er lehnte seine Stirn an meine Schulter und murmelte: »Fast da.«

Als das Taxi vor dem Hotel anhielt, stolperten wir benebelt vor Verlangen hinaus. Greg nahm meine Hand, als wir durch die Lobby gingen, und drückte mich im Fahrstuhl an die Wand, noch bevor sich die Türen geschlossen hatten. Hier, in dem unbarmherzigen, grellen Licht, war unser Kuss nicht weniger magisch. Ein Schauer erfasste meinen Körper und er zog mich näher, drückte mich fest an sich, während er mich küsste und ein tiefes Knurren in seiner Kehle aufstieg. Das Klingeln der sich öffnenden Aufzugtüren auf der richtigen Etage spornte uns nur weiter an, denn wir wussten, dass wir gleich hinter geschlossenen Türen sein würden.

Es war seltsam, wie sicher ich mich tatsächlich bei ihm fühlte, wenn man bedachte, dass ich ihn gerade erst in einer Bar getroffen hatte und das, was auch immer zwischen uns war, am nächsten Morgen enden würde, wenn wir wieder getrennte Wege gingen.

»Alles in Ordnung?«, flüsterte Greg und drückte mich gegen die Tür seines Zimmers, nachdem wir den Flur hinuntergestolpert waren. Er tastete seine Taschen ab und fand seine Schlüsselkarte, hielt dann jedoch inne, um mir in die Augen zu sehen, bevor er die Tür aufschloss.

Ich nickte, schlang meine Arme um seinen Hals und küsste seinen Kiefer. Ich konnte morgen alles analysieren und mir den Kopf darüber zerbrechen; heute Nacht würde ich dem Verlangen nachgeben, das meine Gedanken eingenommen hatte, seit mein Blick das erste Mal auf ihn gefallen war.

»Ja«, murmelte ich und saugte an seiner Haut. »Mach endlich die verdammte Tür auf.«

Greg lachte leise und sein Atem kitzelte mein Ohr. Die Tür piepste und wir fielen beinahe ins Zimmer, weil wir kaum das Gleichgewicht halten konnten. Lachend und Halt suchend gelang es uns, nicht umzufallen. Aber nicht lange. Greg durchquerte das kleine Zimmer mit drei großen Schritten und schob mich dabei vor sich her, sodass ich rückwärts ging. Ich war nicht in der Lage, meine Hände von ihm zu lassen. Als meine Beine das Bett berührten, ließ ich mich darauf fallen und zog ihn mit mir. Greg setzte sich rittlings auf mich und zog an meiner Kleidung, während er hektisch versuchte, gleichzeitig seine eigene auszuziehen. Ich lachte, unterstützte ihn schließlich aber in der verzweifelten Aufgabe, uns beide so schnell wie möglich zu entkleiden.

Sobald Gregs T-Shirt verschwunden war, konnte ich mich auf nichts anderes als seinen Körper konzentrieren. Ich wusste, dass er durchtrainiert war – das war unter seinem dünnen T-Shirt nicht zu übersehen gewesen – ,aber auf diese Schönheit, die auf mir saß, war ich nicht vorbereitet. Ich strich mit einer Hand über glatte Haut und harte Muskeln und zog jede Vertiefung und Narbe nach. Seine Brustwarzen wurden hart, während er mich beobachtete und eine Hand auf meine legte. Er zwang sie nicht in eine bestimmte Richtung, sondern erlebte seinen Körper einfach so, wie ich es tat.

»Du bist so heiß«, sagte ich mit rauer Stimme, die ich kaum als meine eigene wiedererkannte.

Greg grinste, biss sich auf die Lippe und bewegte sein Becken kreisend auf meinem schmerzhaft harten Schwanz, der noch immer in der Jeans gefangen war. Ich wölbte mich vom Bett, sodass er das Gleichgewicht verlor und auf mich fiel. Seine Hände wanderten über meinen Körper und streichelten jeden Zentimeter Haut, den sie erreichen konnten. Seine Lippen fanden die Stelle, an der mein Puls pochte, und saugten an der Haut darüber, sodass ich verlangend nach mehr wimmerte.

In einem erneuten Rausch aus ungeduldigen Lippen, gierigen Händen und lautem Stöhnen gelang es uns, all unsere Kleidung loszuwerden und wieder aufs Bett zu fallen, wo wir unsere Körper auf alle möglichen Arten miteinander verflochten. Er hielt mich so fest und küsste mich so leidenschaftlich, dass der Raum um uns herum verblasste und sich meine Welt auf das Gefühl seines Körpers an meinem reduzierte.

»Ich würde dich echt gern ficken«, flüsterte er mir ins Ohr und leckte über die Ohrmuschel. »Bitte?«

Einen Augenblick lang brachte ich nur ein bereitwilliges Stöhnen zustande und mein Rücken hob sich vom Bett, als ich der Reibung von Gregs Körper nachjagte. Er küsste mich weiter, ohne die Sache voranzutreiben, und mir wurde klar, dass er tatsächlich darauf wartete, dass ich die Worte sagte.

»Ja«, sagte ich keuchend. »Scheiße, ja.« Ich leckte mir über die Lippen und verschränkte unsere Blicke. »Ich will, dass du mich fickst, Greg. Und dann will ich dich ficken. Und dann gibt es Blow-jobs unter der Dusche. Und dann…«

Er hob eine Braue und ein Lächeln umspielte seine Mundwinkel. »Brechen wir zusammen und sterben?«

»Und dann«, fuhr ich mit einem bedeutsamen Blick fort, »werde ich dich reiten und dich erst kommen lassen, wenn du mich anflehst, mich schneller zu bewegen, meinen Arsch fester um deinen Schwanz zusammenzudrücken, einfach verdammt noch mal irgendetwas zu tun, oh Gott, Shane, lass mich verdammt noch mal kommen…«

Greg lachte über meine Nachahmung von ihm, seine Brust vibrierte an meiner und sein feuriger Blick lag auf mir. Wir küssten uns und bewegten uns gefühlte Stunden gegeneinander, bis ich an einen Punkt gelangte, an dem ich von der kleinsten Berührung kommen würde. Knurrend schob ich ihn von mir und suchte in meiner weggeworfenen Jeans auf dem Boden nach den Kondomen. Greg bewegte sich hinter mir und als ich mich umdrehte, warf er eine Flasche Gleitgel aufs Bett.

Er kümmerte sich um das Kondom und drückte etwas Gel in seine Handfläche, bevor er seinen Schwanz mit der Faust umschloss. Er legte sich zurück aufs Bett, die Beine gespreizt, die Finger um seinen Schwanz gelegt, während er mich beobachtete und langsam seine harte Erektion streichelte.

Ich biss mir auf die Lippe, fuhr mit den Fingern durch meine Haare und schob sie mir hinter die Ohren, ging aber nicht auf ihn zu.

»Warum fangen wir nicht mit dem letzten Punkt auf deiner Liste an«, sagte Greg und seine tiefe Stimme erklang belegt in dem stillen Raum. Die Hand an seinem Schwanz bewegte sich schneller und er drückte stöhnend die Fersen in die Matratze. »Oder du kannst einfach zusehen. Das ist auch heiß«, fügte er hinzu, als sich seine Atmung beschleunigte, weil er seine Hand noch schneller bewegte.

»Drauf geschissen.« Knurrend schob ich seine Hand zur Seite und setzte mich rittlings auf seine Schenkel. Langsam ließ ich mich auf seinen Schwanz sinken und stützte die Hände auf seinem festen Bauch ab. Unsere Blicke verschränkten sich und ich hätte beim besten Willen nicht wegsehen können. Die Verbindung zwischen uns war greifbar und fühlte sich nach etwas Echtem an, etwas Konkretem, das ich berühren und an dem ich mich festhalten konnte. Gregs Finger gruben sich in meine Haut und sein Mund öffnete sich zu einem leisen Stöhnen, als ich anfing, mich zu bewegen, langsam mit den Hüften kreiste und mein Körper wie eine gespannte Bogensehne war – bereit, jeden Moment zu zerreißen. Mein harter Schwanz wippte zwischen uns und bettelte darum, berührt zu werden, aber ich konnte mich nicht dazu bringen, meine Hände von Greg zu nehmen, um mich mit mir selbst zu beschäftigen.

Ohne den Blickkontakt zu unterbrechen, griff Greg danach, umfasste ihn mit festen, glitschigen Fingern und pumpte ihn im Rhythmus meiner Bewegungen. Ich warf den Kopf zurück und Lichter explodierten hinter meinen Lidern. Ich konnte es nicht mehr aushalten. Es war zu viel. Sein Schwanz fühlte sich so gut in mir an und seine Hand an meinem Schaft brachte mich schneller als gewollt an den Rand des Höhepunkts. Deshalb legte ich meine eigene Hand auf seine und verlangsamte seine Bewegungen. Trotz meiner Versprechen darauf, später mehr zu geben, war ich noch nicht bereit, diese besondere Erfahrung bereits zu einem Ende zu bringen.

Greg fluchte und setzte sich auf. Er schlang die Arme um mich, küsste meinen Hals, meinen Kiefer und alles, was er erreichen konnte, während er mich mit einer Hand auf meinem Hintern weiter ermutigte, mich zu bewegen. Die Position ließ keinen großen Bewegungsspielraum zu, aber es gelang mir, mich keuchend an ihm zu reiben. Ich war bereit zu kommen und versuchte gleichzeitig, mich zurückzuhalten.

Greg biss in meine Schulter und presste hervor: »Scheiße, Baby, was machst du mit mir?«

Baby.

Baby. Baby. Baby.

Ich wusste, dass er es in der Hitze des Moments gesagt hatte, wahrscheinlich aus Versehen oder aus Gewohnheit, aber das Wort jagte Schauer der Erregung durch meinen Körper, die so intensiv waren, dass ich meine Schwanzansatz drücken musste, um den Orgasmus zurückzuhalten.

»Fuck«, keuchte ich, lehnte mich zurück und stützte mich mit einer Hand auf der Matratze ab. »Fuck.« Meine Brust hob und senkte sich, als wäre ich acht Kilometer gerannt und mein Mund war trocken, als ich versuchte zu schlucken. »Greg…« Die Verzweiflung in meiner Stimme rollte laut durch den stillen Raum. Ich wusste nicht, was ich von ihm wollte, warum ich seinen Namen sagte. Ich wusste nur, dass ich wollte. Etwas. Ihn. Ich wusste es verdammt noch mal nicht. Ich stand vor Lust und Verlangen und Sehnsucht ganz neben mir.

Als wäre er von meinem verzweifelten Flehen angespornt worden, richtete sich Greg auf den Knien auf, sodass ich rückwärts aufs Bett fiel. Ich schlang die Beine um ihn, als er auf mir landete, mich mit neu erweckter Dringlichkeit küsste, schnell und hart in mich stieß, seine Finger in meine Haare schob und fest daran zog, während er an meiner Zunge saugte. Es war überwältigend. Greg war überwältigend.

Noch nie zuvor hatte ich mich so in einer anderen Person verloren.

»Scheiße, Shane, du fühlst dich so gut an, Baby«, sagte er an meinem Ohr und sein Atmen verwandelte sich in ein tiefes Stöhnen.

Er biss in meinen Hals, direkt unter meinem Kiefer, und ich war erledigt. Grelle, köstliche Lust schoss durch meinen gesamten Körper und brachte mich zum Beben. Es gelang mir, meinen Schwanz zu umfassen, und ich versuchte, das Gefühl in die Länge zu ziehen, aber ich war bereits zu empfindlich. Ich zitterte heftig, während eine Welle der Befriedigung nach der anderen durch meinen Körper rollte. Als es mir gelang, die Augen zu öffnen und mich wieder auf die Welt um mich herum zu konzentrieren, sah ich, dass Greg mich beobachtete. Das Verlangen in seinen dunklen Augen war so intensiv, dass es mir den Atem raubte.

»So heiß«, murmelte er und dann spürte ich, wie er sich in meinen Armen versteifte und sein Körper unter seinem eigenen Höhepunkt erzitterte.

Ich legte meine Hand in seinen Nacken und zog seine geschwollenen Lippen zu einem weiteren Kuss heran. Das Gefühl seines pulsierenden Schwanzes in mir und seines bebenden Körpers auf mir, seiner heißen, schweißnassen Haut, die ich unter meinen Fingerspitzen fühlte, presste eine weitere, beinahe schmerzhafte Welle der Lust aus meinem überreizten Körper. Ein paar kostbare Augenblicke verharrten wir so, bis Greg stöhnte und sich von mir herunter rollte. Er sah so erschöpft aus, wie ich mich fühlte, als er den Arm über sein Gesicht legte und sich seine Brust schnell hob und senkte.

Ich rollte mich neben ihm zusammen, als wäre ich ein Magnet, der sich nicht fernhalten konnte. Seine Arme legten sich um mich und er schmiegte sich enger an mich. Sein Atem traf heiß auf meine Haut, als er das Gesicht an meinem Hals vergrub. Da ich eine Hand auf seine Brust gelegt hatte, spürte ich, wie sich sein Herzschlag gemeinsam mit meinem eigenen beruhigte.

»Ich glaube, es ist Zeit für den Blowjob unter der Dusche«, sagte er mit träger, belegter Stimme, die auf wundersame Weise meinen ausgelaugten Schwanz wieder neugierig machte.

»Das glaube ich auch.«

Ich spürte seine Lippen an meinem Hals, wie er mich erst sanft küsste und dann daran saugte. Und ich war ohne Weiteres bereit für die nächste Runde.

 


 

Kapitel 3

 

 

Greg

 

In Sachen Sex war ich keineswegs unerfahren. Ich war mit ausreichend Männern und Frauen zusammen gewesen und hatte jede Begegnung genossen. Aber etwas an Shane gab mir fast das Gefühl, dass ich Sex zum ersten Mal wirklich erlebte. Aber nicht auf die ungeschickte, häufig schmerzhafte Art. Sondern auf die großartige, erhebende, merkwürdige Art, bei der mir die Knie weich wurden und mein Herz schneller schlug.

Das Maß an Intimität zwischen uns hatte ich definitiv noch nie zuvor bei jemandem verspürt. Zu kommen, während Shane in meinen Armen lag, ich noch immer in ihm war und beobachtete, wie er seinen eigenen Höhepunkt empfand, sein Gesicht vor Lust entspannte und sich seine blasse Haut rötete, brachte mich einer außerkörperlichen Erfahrung so nah, wie ich ihr noch nie gewesen war.

Wir fickten die ganze Nacht, in jeder Position und in jeder Ecke des kleinen Hotelzimmers. Und jetzt, als er in meinen Armen lag und die Sonne bereits durch die Vorhänge lugte, wusste ich, dass sich unsere Wege trennen und wir einander wahrscheinlich nie wiedersehen würden. Es war unverbindlicher Sex, es sollte immer nur unverbindlicher Sex sein.

Richtig?

»Du solltest ein wenig schlafen«, sagte Shane, während seine Finger sanfte Linien auf meine Brust malten. Seine Haare kitzelten an meinem Kinn und ich strich sie glatt, ehe ich die feuchten Strähnen küsste. »Ich verschwinde gleich.«

Die Worte trafen mich wie ein Schlag gegen die Brust. Instinktiv schlang ich meine Arme fester um ihn. Es war dämlich, so verdammt dämlich und erbärmlich. Ich kannte diesen Typ nicht mal. Er hatte hier in London sein eigenes Leben und ich musste in ein paar Tagen zurück zum Stützpunkt. Ich wusste nicht, wann ich das nächste Mal freihaben würde, und selbst wenn, würde es keinen Unterschied machen. Wir waren zwei Seelen, die sich in der Nacht miteinander verbanden, aber sobald die Sonne aufging, war unsere gemeinsame Zeit zu Ende.

»Bleib noch ein bisschen.«

Shane nickte kaum merklich und dehnte unsere gemeinsame Zeit schmerzhaft noch ein paar Minuten länger aus.

 

***

 

Ich warf den Zigarettenstummel auf den Boden und zertrat ihn heftiger als nötig. Ich stand vor dem Haus meiner Eltern und runzelte die Stirn, als mein Blick über den frisch gestrichenen Zaun, die brandneuen, dreifachverglasten Fenster und das sanierte Mauerwerk schweifte. In dem verzweifelten Versuch, das Haus noch einladender aussehen zu lassen, hatte ich sogar drei riesige Terrakotta-Töpfe und Blumen im hiesigen Gartencenter gekauft und sie auf eine Seite der Einfahrt gezerrt.

Meine Hände zitterten, als ich mir eine weitere Zigarette anzündete, und die Packung war beinahe leer, als ich sie wieder in meine Tasche stopfte. Auf dem Stützpunkt schaffte ich in einer ganzen Woche kaum eine Schachtel, aber sobald ich die Stadt betrat, in der ich aufgewachsen war, drangen Erinnerungen an die Oberfläche, die ich lieber vergessen wollte, und mein Verlangen nach Nikotin schoss in die Höhe. Ich zog heftig am Filter, sodass die Spitze der Zigarette aufglomm, und atmete dann frustriert aus.

Ich fühlte mich dadurch nicht wirklich besser. Beginnende Kopfschmerzen pochten hinter meinen Schläfen, als ich die halb aufgerauchte Zigarette auf den Boden warf und auf die Haustür zuging.

Ich brauchte ein paar Anläufe, um den richtigen Schlüssel an meinem Bund zu finden. Ich hatte einige neue Schlüssel für das Haus anfertigen lassen – für die Garage, den hinteren Garten und den Schuppen für die Mülltonnen. Ich würde sie markieren müssen, bevor die neuen Mieter einzogen.

Im Inneren roch das Haus noch immer nach frischer Farbe. Es sah überhaupt nicht mehr aus wie das Haus, in dem ich aufgewachsen war, und trotzdem erwartete ich unwillkürlich, dass mein Vater aus dem Wohnzimmer stürmte und mich anschrie, falls er nüchtern war, oder mich mit seiner Faust begrüßte, falls er bereits betrunken war. Wenn ich von der Schule nach Hause gekommen war, hatte ich ein Ohr an die Tür gepresst und gelauscht, während ich gebetet hatte, dass er noch nicht sauer war und ich in der Lage sein würde, seinem Zorn zu entkommen. Zumindest für diesen Tag.

»Klopf klopf«, sagte eine Stimme hinter mir und riss mich aus meinen Gedanken. Ich drehte mich zu dem Eindringling um und mein finsterer Blick ließ ihn einen Schritt zurücktreten. Seine blassen Wangen färbten sich rot, als er sich mit einer Hand durch seine kurzen, dunklen Haare fuhr und sich der Blick seiner großen, blauen Augen in meinen bohrte. »Ich wollte dich nicht erschrecken, Kumpel. Aber die Tür war offen und ich hab dich hier drin gesehen…«

Er verstummte, als mein finsterer Blick nicht sanfter wurde, und wahrscheinlich hinterfragte er seine Entscheidung, diese Immobilie angenommen zu haben. Auf dem glänzenden schwarzen Prius, der in der Einfahrt parkte, prangte stolz das Logo der Carlton Home Estate Agency und mir wurde klar, dass es schon nach Mittag sein musste. Ich hätte noch ein letztes Mal die Verträge und Mietvereinbarungen durchgehen sollen, anstatt mich direkt vor unserem Termin in meinen Gedanken zu verlieren.

»Kein Problem«, sagte ich, während ich weiter ins Haus ging und ihm mit einem Wink bedeutete, mir zu folgen. »Ian, richtig?«

Er murmelte zustimmend und folgte mir ins Wohnzimmer. Automatisch sah er sich um, kalkulierte die Nutzfläche und beurteilte die Sanierungsarbeiten, die seit seinem letzten Besuch vorgenommen worden waren. Ich konnte es ihm nicht verübeln. Das letzte Mal hatte er das Haus kurz nach dem Brand gesehen und das helle, geräumige Wohnzimmer, in dem wir gerade standen, war nicht mehr als ein trauriger, verkohlter kleiner Raum gewesen.

»Wow, du hast dich echt reingehängt. Ich liebe es«, sagte er und sah sich mit bewunderndem Blick um. »Es war eine gute Entscheidung, die Wand zwischen dem Wohnzimmer und der Küche einzureißen. Hat eine Menge Wohnraum geschaffen. Ich bin sicher, dass die zukünftigen Mieter es lieben werden.« Er schlenderte zur Theke, die die Küche und das Wohnzimmer voneinander trennte, und sah die Formulare durch, die ich dort abgelegt hatte. »Ich muss hochgehen und einen kurzen Blick in die Schlafzimmer werfen, aber ich bin ziemlich sicher, dass du die Miete um mindestens hundert pro Monat erhöhen kannst. Der Preis, den ich ursprünglich vorgeschlagen habe, basierte auf einem standardmäßigen Haus mit zwei Schlafzimmern in dieser Gegend, aber nach deiner umfangreichen Sanierung kannst du problemlos mehr verlangen.«

Er drehte sich um und sah mich mit hoffnungsvollem Blick an, aber er machte ein langes Gesicht, als ich den Kopf schüttelte.

»Es ist in Ordnung«, sagte ich. »Mir reicht das, worauf wir uns geeinigt haben. Es ist ein fairer Preis.«

Ian öffnete protestierend den Mund, hielt aber inne, als er sah, wie ich die Lippen zu einer schmalen Linie zusammenpresste. Stattdessen nickte er verbissen und ging nach oben, um sich die Schlafzimmer anzusehen.

Ich konnte es nicht erwarten, die verdammten Verträge zu unterschreiben, dieses Drecksloch der Immobilienfirma zu überlassen und für immer von hier zu verschwinden. Ich hätte es wie geplant verkaufen sollen, aber es wäre zu viel Aufwand gewesen, einen Käufer zu finden. Allein der Gedanke an den Verkaufsprozess und die ganze Bürokratie ließ mich innerlich schreien. Das hätte ich tun müssen, wenn ich länger als eine Woche geblieben und in einer besseren seelischen Verfassung gewesen wäre.

»Sieht alles toll aus«, sagte Ian, als er die Treppe hinunter schlenderte. Er hatte den lockeren Gang eines Menschen, der in seinem Leben noch keine Schrecken gesehen hatte, und ich beneidete ihn. »Bist du sicher, dass du den Mietpreis nicht noch mal überdenken willst?« Er schenkte mir ein einnehmendes Lächeln, aber seine Bemühungen waren überflüssig. Es kam nicht einmal annähernd an das Lächeln heran, das sich bereits in meinen Kopf eingebrannt hatte.

»Ich bin mir sicher.« Ich ging zur Anrichte, nahm die Formulare und griff in der Tasche nach einem Stift. »Bringen wir es hinter uns.«

 

***

 

Zurück auf dem Stützpunkt konnte ich nicht aufhören, an Shane zu denken. Eine einmalige Begegnung zweier Menschen, die eine Nacht lang miteinander Spaß hatten und die wussten, dass sich ihre Wege für diesen flüchtigen Moment und keine Sekunde länger kreuzten. Warum hatte ich dann das Gefühl, dass sich etwas in meinem Leben irgendwie verändert hatte?

Ich spannte den Kiefer an und knirschte mit den Zähnen, als ich versuchte, mich auf mein Training anstatt auf Shane zu konzentrieren und auf was auch immer ich mir zwischen uns eingebildet hatte. Es war, was es war – ein One-Night-Stand. Es war Zeit, das zu akzeptieren und weiterzumachen.

Ächzend ließ ich die Hantel auf den Boden fallen und schüttelte meine Arme aus. Das würde ich definitiv morgen spüren.

Warum zur Hölle hatte ich mir nicht seine Nummer geben lassen?

»Alles klar, Kumpel?« Beim Klang von Adrians Stimme drehte ich mich um. »Zu früh für dich, nicht wahr?«

Ich zuckte mit den Schultern. Nur um einer Unterhaltung aus dem Weg zu gehen, war ich bereits vor Sonnenaufgang in den Trainingsraum gegangen. Ich hatte nicht gut geschlafen. Bilder von Shane, wie er sanft und nachgiebig in meinen Armen gelegen hatte, seine Haut nass von der Dusche, sein Mund keuchend vor Lust geöffnet, spielten sich immer und immer wieder in meinem Kopf ab und sorgten dafür, dass sich mein Magen verkrampfte. Letztendlich hatte ich aufgegeben und war in den Trainingsraum gekommen, aber anscheinend war es mir nicht vergönnt, in Frieden zu trainieren – oder mich zwanghaft mit Shane beschäftigen zu können.

»Die Jungs und ich haben nachgedacht«, sagte Adrian, als er sich auf den Boden setzte und mit den Dehnübungen begann. »Wir haben immer noch nicht deinen Abschluss gefeiert. Wie wäre es, wenn wir Freitagabend ausgehen?«

»Wo?«

Adrian zog eine Schulter nach oben und schenkte mir ein einnehmendes Lächeln. Ich hatte diese ganz besondere Schulterzucken-Lächeln-Kombination oft genug gesehen, um zu wissen, was sie bedeutete.

»In der Stadt.«

Normalerweise hieß das übersetzt, dass wir die ganze Nacht von einer Bar zur nächsten zogen, zu viel tranken und anschließend ein elendes, verkatertes Wochenende erleben würden.

»Klar.«

Adrian runzelte angesichts meiner mäßigen Reaktion die Stirn. »Bist du sicher, dass es dir gut geht?«

»Ja. Bin nur müde. Hab nicht gut geschlafen.«

Adrian runzelte noch immer die Stirn, aber er bohrte nicht nach. Er und die meisten meiner guten Freunde auf dem Stützpunkt waren an die Launenhaftigkeit gewöhnt, die normalerweise nach einem Besuch zu Hause folgte.

Zuhause. Was für ein beschissenes Wort für einen Ort, an dem ich während er der letzten sieben Jahre nicht einmal gelebt hatte.

»Also, wie fühlt es sich an?«

»Hm?«

»Endlich den Abschluss zu haben!«, sagte Adrian verzweifelt und warf die Arme in die Luft.

Ein Diplom zu bekommen, während ich in der RAF diente, war schwierig gewesen. Ich hatte es mithilfe eines Fernstudiums tun müssen, wie die meisten Leute, die während ihrer Dienstzeit studierten, aber die Kursbelastung war nicht geringer als die eines normalen Studenten. Glücklicherweise brauchte ich nicht viel Schlaf und viele Nächte hatte ich über ein Buch gebeugt verbracht, für eine Hausarbeit in der Bücherei recherchiert oder Aufsätze geschrieben. Es hatte mich beschäftigt und davon abgehalten, mir zu viele Gedanken zu machen, also war ich froh.

»Gut. Endlich hab ich Zeit zum Schlafen«, sagte ich und nahm die Hanteln wieder auf.

»Und wie läuft das so?«, fragte Adrian mit hochgezogener Augenbraue und einem bedeutsamen Blick auf die Uhr an der Wand.

»Ich arbeite dran.«

Adrian lachte leise, als er aufstand und das Springseil vom Boden nahm. Kardiotraining hatte ihn noch nie vom Reden abgehalten.

»David und Fred haben sich auch für den Sporttauchkurs eingeschrieben«, sagte er und das Seil machte surrende Geräusche, als er es schwang. »Die Jungs, die letztes Jahr gefahren sind, haben gesagt, dass es unglaublich war!«

Er erzählte weiter über den Kurs, die Bars in Gibraltar und die süßen Mädchen, die in der Stadt herumhingen und Männer in Uniform liebten, aber ich blendete ihn aus und grunzte nur hin und wieder, um so zu tun, als würde ich zuhören. Meine Gedanken schweiften bereits in alle möglichen Richtungen ab und während ich meine Muskeln bis zur Erschöpfung arbeiten ließ, kämpfte ich nicht dagegen an.

Ich war dankbar für diesen Job, der mir mehr Möglichkeiten gab als viele andere. Kostenlose Universitätsbildung. Zusatzqualifikationen. Private Krankenversorgung. Die Möglichkeit, die Welt zu bereisen und dafür bezahlt zu werden. Und das Tüpfelchen auf dem i? Den Kampfjet zu fliegen.

Sie könnten mir alles andere wegnehmen und trotzdem würde ich wegen des Fliegens bleiben. Ich würde nie genug davon bekommen, in der gewaltigen Maschine zu sitzen, sie mit der Berührung eines Fingers zu kontrollieren und den Adrenalinrausch zu spüren, wenn sie mit unvorstellbarer Geschwindigkeit in den Himmel jagte.

In der Typhoon war ich frei.

Ich sehnte mich nach dem Gefühl.

»Greg!«

Adrians Tonfall ließ mich aufschrecken. Schweiß tropfte von meiner Schläfe, als ich die Hanteln wieder auf den Ständer legte und mich auf den Boden setzte, um nach meiner Wasserflasche zu greifen.

»Gott, ich hasse es echt, wenn du abdriftest.«

»Tut mir leid«, murmelte ich außer Atem.

Adrian verdrehte die Augen. »Was ich gerade sagen wollte«, sagte er und sah mich bedeutungsvoll an. »Die Einsatzbesprechung heute Morgen soll länger als eine Stunde dauern. Garrick muss sich gestern vor Angst in die Hose geschissen haben, als wir die unbekannten Flieger in Schottland abgefangen haben und sich herausgestellt hat, dass es die Russen sind. Schockierend.«

»Ja, ich hab ihn in seinem Büro herumschreien hören, nachdem wir zurückgekommen sind«, sagte ich seufzend, als ich mir den missbilligenden Gesichtsausdruck des Obersts während der Besprechung in ein paar Stunden vorstellte. »Ich hoffe nur, dass wir heute fliegen können«, fügte ich leise hinzu.

Adrian sah mich mit einem Blick an, den ich nicht ganz deuten konnte, aber zur Abwechslung sagte er nichts dazu. Er sprang weiter anmutig und seine Füße berührten kaum den Boden, als er dem sich schnell drehenden Seil auswich. Ich legte mich wieder auf den Boden, schloss die Augen und streckte meine müden Muskeln. Ich stellte mir bereits vor, wie ich in die Typhoon stieg und den Machtrausch verspürte, wenn sie auf der Startbahn beschleunigte.