Wolfgang Amadeus Mozart
Die Zauberflöte
Die Zauberflöte war vom Textdichter Schikaneder als Volksstück für ein paar dutzend Abende in einem Wiener Volkstheater gedacht, als er Mozart um die Komposition bat. An ihrem Inhalt ist sehr viel herumgerätselt worden. Viele »Deuter« wollte in dieser Oper ein reines Freimaurerstück sehen, andere glaubten, daß Schikaneder hier seiner Phantasie freien Lauf gelassen hat, wenn er auch – da es gerade Mode war – einige freimaurerische Züge aus dem Erziehungsroman Sethos des Abbé Jean Terrasson in das an sich heitere Geschehen einfließen ließ. Dem Librettisten und dem Komponisten ist ein Kaleidoskop als Sinnbild des menschlichen Lebens gelungen, der Ausdruck eines echten Humanismus spricht jeden an. Kein Wunder also, daß die Zauberflöte auch bei sehr jungen Menschen oft zum ersten Opernerlebnis wird.
Wolfgang Amadeus Mozart
Die Zauberflöte
Textbuch
Einführung und Kommentar
von Kurt Pahlen
unter Mitarbeit von Rosmarie König
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Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über
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Bestellnummer SDP 36
ISBN 978-3-7957-9183-4

Originalausgabe Dezember 1978
© 2014 Schott Music GmbH & Co. KG, Mainz
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Inhalt
7   Zur Aufführung
9   Textbuch mit Erläuterungen zu Musik und Handlung
166   Inhalt
anhand der Musiknummern und Szenen
180   Geschichte und Legende der Zauberflöte
258   Schlagworte und Gedanken zu Die Zauberflöte
264   Kurze Biographie Mozarts
270   Die Bühnenwerke Mozarts
Das einzige authentische Bild aus Mozarts Mannesjahren von
seinem Schwager Josef Lange, wahrscheinlich in Wien
1782 oder 1783 gemalt und unvollendet geblieben.
Zur Aufführung
TITEL
Die Zauberflöte
BEZEICHNUNG
Oper in zwei Akten (Aufzügen), Text von Emanuel Schikaneder (möglicherweise mit Ergänzungen von K. L. Giesecke [Pseudonym für K. L. Metzler]). Komponiert im Jahre 1791. Erstaufführung im Theater auf der Wieden zu Wien am 30. September 1791 unter Leitung des Komponisten.
PERSONENVERZEICHNIS
Sarastro . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Baß
Tamino, ein Königssohn . . . . . . . . . . .
Tenor
Sprecher (im Tempel Sarastros). . . . . .
Baß
Erster Priester. . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Sprechrolle
Zweiter Priester . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Tenor
Dritter Priester . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Sprechrolle
Die Königin der Nacht . . . . . . . . . . . .
Sopran
Pamina, ihre Tochter. . . . . . . . . . . . . .
Sopran
Erste Dame der Königin. . . . . . . . . . .
Sopran
Zweite Dame der Königin . . . . . . . . .
Sopran
Dritte Dame der Königin . . . . . . . . . .
Mezzosopran
Erster Knabe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Sopran
Zweiter Knabe. . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Sopran
Dritter Knabe. . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Mezzosopran
Papageno. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Bariton oder hoher Baß
Papagena . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Sopran
Monostatos, ein Mohr in
Sarastros Diensten . . . . . . . . . . . . . . . .
Tenor
Erster geharnischter Mann. . . . . . . . . .
Tenor
Zweiter geharnischter Mann . . . . . . . .
Baß
Priester, Sklaven, Gefolge Sarastros.
SCHAUPLATZ
In der Welt der Phantasie, des Märchens (mit Anspielungen auf
Altägypten oder den Orient im allgemeinen).
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ZUR AUFFÜHRUNG
ORCHESTERBESETZUNG
2 Flöten (II. auch Piccolo), 2 Oboen, 2 Klarinetten/ 2 Bassett-hörner, 2 Fagotte; 2 Hörner, 2 Trompeten, 3 Posaunen; 1 Paar Pauken; Violine I und II, Viola, Violoncello, Kontrabaß.
Auf der Bühne: eine Kleine Panflöte (zumeist vom Sänger des Papageno gespielt und von nur 5 Tönen Tonumfang).
Das auf der Bühne betätigte Glockenspiel wird hinter der Bühne oder im Orchesterraum zumeist auf einer Celesta wiedergegeben.
SPIELDAUER
etwa 3 Stunden
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9
Textbuch
mit Erläuterungen
zu Musik und Handlung
ERLÄUTERUNGEN
Über der Ouvertüre steht Adagio und alla breve.
Ihre Grundtonart ist Es-Dur; in dieser Tonart klingen die Tuttiakkorde  des  Beginns,  einschließlich  der Posaunen,  besonders
feierlich:
Die drei Anfangsakkorde spielen eine wichtige Rolle in der Oper – ob eine freimaurerische, wird an anderer Stelle untersucht. Das erste Adagio geht, nach einem längeren Seufzermotiv (das auf Paminas Leiden hindeuten könnte, wenn wir bei Mozart solche »tonmalerischen« Gedanken überhaupt zulassen wollen), in den Allegro-Hauptteil über, der als vierstimmige Fuge beginnt. Den ersten Einsatz des Themas, das übrigens gar nicht von Mozart ist, sondern von diesemeiner Sonate Muzio Clementis
entnommen wurde,
bringen in Es-Dur die zweiten, den zweiten Einsatz in B-Dur (also völlig den Fugenregeln entsprechend) die ersten Geigen. Der dritte Einsatz steht wiederum in Es-Dur, der vierte in B-Dur. Der ausgedehnte Durchführungsteil (der sowohl in die Fugen – wie in eine eventuell anzunehmende Sonatenform passen würde) wird nach dramatischem  Verlauf durch  die  feierlichen  Akkorde unter-
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(1)
(2)
OUVERTÜRE
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OUVERTÜRE
ERLÄUTERUNGEN
brochen, die hier, (nun allein in den Bläsern) in B-Dur stehen und ein wenig ausgedehnt sind, aber wiederum dreimal erklingen. Dieses Mal, ohne den ersten Adagioteil, setzt sofort wieder der schnelle und sehr bewegte Allegro-Teil ein und führt die Ouvertüre schwungvollst zu einem eher frohen Ende, in dem das Fugenthema immer wieder auftaucht. Diese bei Mozart sehr seltene Form entspricht nicht mehr dem festen barocken Gefüge – wie etwa bei Bach –, ist aber als Vorspiel zu einer turbulenten Musikkomödie sehr wirkungsvoll. An mancher Stelle werden Bezüge zu der Mozart an sich näherliegenden Sonatenform hörbar: eine durchaus originelle und sehr persönliche Ouvertüre.
An sie schließt unmittelbar (im ernsten c-Moll, Allegro, image-Takt)
die Taminos Flüchten malende Einleitung zu seinem Hilferuf an.
Das Nahen der Schlange wird durch eine »chromatische Fortschreitung« angedeutet, die das Kriechen des gewaltigen Reptils
gefahrdrohend ausmalt.
Mit vollem Orchester, in fast majestätischem As-Dur, treten die
drei Damen auf.
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ERSTER AUFZUG
Eine felsige Gegend, hie und da Bäume.
ERSTER AUFTRITT
Nr. 1 Introduktion
Tamino (tritt hastig mit einem Bogen, aber ohne Pfeil auf. Eine
große Schlange verfolgt ihn):
Zu Hilfe1! Zu Hilfe! Sonst bin ich verloren,
der listigen Schlange zum Opfer erkoren!
Barmherzige Götter! Schon nahet sie sich!
Ach, rettet mich! Ach, schützet mich!
(Er sinkt ohnmächtig zu Boden.)
(Die drei Damen eilen mit silbernen Wurfspießen herbei. Sie
sind verschleiert.)
Die drei Damen:
Stirb, Ungeheu’r, durch unsre Macht!
(Sie durchbohren die Schlange mit ihren Wurfspießen.)
Triumph! Triumph! Sie ist vollbracht,
die Heldentat! Er ist befreit
durch uns’res Armes Tapferkeit.
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ERSTER AUFZUG / 1. AUFTRITT
1
Der Text wird modernisiert geschrieben. Wir schreiben z. B. »Zu Hilfe« anstelle
von Schikaneders »Zu Hülfe«.
ERLÄUTERUNGEN
Ihre heroische Haltung löst sich erst, als sie den ohnmächtigen
Jüngling mit nun sehr weiblichen Gefühlen betrachten.
Im hier beginnenden Allegretto-Teil (image-Takt G-Dur) nimmt der Streit darum, welche der Damen  die  Königin  verständigen und
 welche bei Tamino »wachen« solle, fast humoristische Züge an.
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Erste Dame (Tamino betrachtend):
Ein holder Jüngling, sanft und schön!
Zweite Dame:
So schön, als ich noch nie gesehn!
Dritte Dame:
Ja, ja, gewiß, zum Malen schön!
Alle drei:
Würd’ ich mein Herz der Liebe weih’n
so müßt’ es dieser Jüngling sein.
Laßt uns zu unsrer Fürstin eilen,
ihr diese Nachricht zu erteilen.
Vielleicht, daß dieser schöne Mann
die vor’ge Ruh’ ihr geben kann.
Erste Dame:
So geht und sagt es ihr,
ich bleib’ indessen hier.
Zweite Dame:
Nein, nein, geht ihr nur hin,
ich wache hier für ihn.
Dritte Dame:
Nein, nein, das kann nicht sein,
ich schütze ihn allein.
Erste Dame:
Ich bleib’ indessen hier.
Zweite Dame:
Ich wache hier für ihn.
Dritte Dame:
Ich schütze ihn allein.
Erste Dame:
Ich bleibe!
Zweite Dame:
Ich wache!
Dritte Dame:
Ich schütze!
Alle drei:
Ich, ich, ich!
Alle drei (jede für sich):
Ich sollte fort? Ei, ei! Wie fein!
Sie wären gern bei ihm allein.
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ERSTER AUFZUG / 1. AUFTRITT
ERLÄUTERUNGEN
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Das Tempo beschleunigt sich (Allegro, C-Dur, alla breve).
(Gesprochener Text)
Hier erklingt zum ersten Mal Papagenos Flötenmotiv:
eine Reihe von fünf aufeinanderfolgenden Tönen aufwärts, ein
lustiger, ja übermütiger Pfiff.
Dieses – vielleicht populärste – Stück der Oper (Andante, G-Dur, image-Takt), in einfacher Liedform mit drei Strophen gehalten, verwendet immer wieder das vorher zitierte Flötenmotiv. Hier wird die völlig unbekümmerte, sorglose, naive Lebensauffassung
Papagenos bezaubernd ausgedrückt.
Damit wird – nach Tamino, dem noch lebensunbewußten, aber zu Höherem strebenden Menschen – die zweite der in der »Zauberflöte« vereinten verschiedenen, ja entgegengesetzten Welten
(3)
Nein, nein, das kann nicht sein.
Was wollte ich darum nicht geben,
könnt’ ich mit diesem Jüngling leben!
Hätt’ ich ihn doch so ganz allein!
Doch keine geht, es kann nicht sein.
Am besten ist es nun, ich geh’. –
Du Jüngling, schön und liebevoll,
du trauter Jüngling, lebe wohl,
bis ich dich wieder seh’!
(Die drei Damen entfernen sich.)
Tamino (erwacht):
Wo bin ich? Ist’s Phantasie, daß ich noch lebe? Oder hat eine
höhere Macht mich gerettet? (Erhebt sich und blickt umher.)
Wie? – Die bösartige Schlange tot? – Was hör’ ich? Wo
bin ich? Welch unbekannter Ort? – Ha, eine männliche
Figur nähert sich dem Tal1(Verbirgt sich beobachtend.)
ZWEITER AUFTRITT
Nr. 2. Lied (Arie)
Papageno (eilt in einem Federkleid herbei. Auf dem Rücken ein
großer Vogelbauer mit verschiedenen Vögeln, in den Händen
ein Waldflötchen):
Der Vogelfänger bin ich ja,
stets lustig, heissa, hopsasa!
Ich Vogelfänger bin bekannt,
bei alt und jung im ganzen Land.
Weiß mit dem Locken umzugehn
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1. AUFZUG / 1./2. AUFTRITT
1
Dieser Satz wird oft verändert.
ERLÄUTERUNGEN
eingeführt: die des primitiven, rein sinnlichen Freuden hingegebenen Volkes. Bald folgt die der »nächtlichen Königin«, Symbol der Machtgier oder zumindest des egoistischen Strebens (das schon beim Auftritt der drei Damen anklang); und schließlich die Sarastros, in der tätige Menschenliebe, gepaart mit Vernunft, zur Erkenntnis der höheren, ewigen Werte, zum echten Humanismus
führt.
(Gesprochener Text, der oft seiner übermäßigen Länge wegen gekürzt
wird.)
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und mich aufs Pfeifen zu versteh’n.
Drum kann ich froh und lustig sein,
denn alle Vögel sind ja mein.
Der Vogelfänger bin ich ja,
stets lustig, heissa, hopsasa!
Ich Vogelfänger bin bekannt,
bei alt und jung im ganzen Land.
Ein Netz für Mädchen möchte ich,
ich fing’ sie dutzendweis’ für mich;
dann sperrte ich sie bei mir ein,
und alle Mädchen wären mein.
Wenn alle Mädchen wären mein,
so tauschte ich brav Zucker ein;
die, welche mir am liebsten wär’,
der gäb’ ich gleich den Zucker her.
Und küßte sie mich zärtlich dann,
wär’ sie mein Weib und ich ihr Mann.
Sie schlief’ an meiner Seite ein,
ich wiegte wie ein Kind sie ein.
(Pfeift und wendet sich zum Gehen.)
Tamino (tritt ihm entgegen):
He da!
Papageno:
Was da?
Tamino:
Sag mir, du lustiger Freund, wer du bist?
Papageno:
Wer ich bin? (Für sich) Dumme Frage! (Laut) Ein Mensch,
wie du. – Wenn ich dich nun fragte, wer du bist?
Tamino:
So würde ich dir antworten, daß ich aus fürstlichem
Geblüte bin.
Papageno:
Das ist mir zu hoch. – Mußt dich deutlicher
erklären, wenn ich dich verstehen soll!
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1. AUFZUG / 2. AUFTRITT
ERLÄUTERUNGEN
(Gesprochener Text)
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Tamino:
Mein Vater ist Fürst, der über viele Länder und Menschen
herrscht; darum nennt man mich Prinz.
Papageno:
Länder? – Menschen? – Prinz? – Sag’ du mir zuvor:
Gibt’s außer diesen Bergen auch noch Länder und Men-
schen?
Tamino:
Viele Tausende!
Papageno:
Da ließ’ sich eine Spekulation mit meinen Vögeln 
machen.
Tamino:
Wie nennt man eigentlich diese Gegend? Wer beherrscht sie?
Papageno:
Das kann ich dir ebensowenig beantworten, als ich weiß, wie
ich auf die Welt gekommen bin.
Tamino (lacht):
Wie? Du wüßtest nicht, wo du geboren oder wer deine
Eltern waren?
Papageno:
Kein Wort! – Ich weiß nur so viel, daß nicht weit von hier
meine Strohhütte steht, die mich vor Regen und Kälte
schützt.
Tamino:
Aber wie lebst du?
Papageno:
Von Essen und Trinken wie alle Menschen.
Tamino:
Wodurch erhältst du das?
Papageno:
Durch Tausch. – Ich fange für die sternflammende Königin
und ihre Jungfrauen verschiedene Vögel; dafür erhalt’ ich
täglich Speis’ und Trank von ihr.
Tamino (für sich):
Sternflammende Königin? – (Laut) Sag mir, guter Freund,
warst du schon so glücklich, diese Göttin der Nacht zu
sehen?
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1. AUFZUG / 2. AUFTRITT
ERLÄUTERUNGEN
(Gesprochener Text)
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Papageno:
Deine letzte alberne Frage überzeugt mich, daß du in einem
fremden Land geboren bist.
Tamino:
Sei darüber nicht ungehalten, lieber Freund! Ich dachte 
nur …
Papageno:
Sehen? – Die sternflammende Königin sehen? – Welcher Sterbliche kann sich rühmen, sie je gesehen zu haben? (Für sich) Wie er mich so starr anblickt! Bald fang ich an, mich vor ihm zu fürchten. (Laut) Warum siehst du so verdächtig und schelmisch nach mir?
Tamino:
Weil – weil ich zweifle, ob du Mensch bist.
Papageno:
Wie war das?
Tamino:
Nach deinen Federn, die dich bedecken, halt’ ich dich …
Papageno:
Doch für keinen Vogel? – Bleib zurück, sag ich, und traue
mir nicht, denn ich habe Riesenkraft. (Für sich) Wenn er
sich nicht bald von mir schrecken läßt, so lauf’ ich davon.
Tamino:
Riesenkraft? (Er sieht auf die Schlange.) Also warst du wohl
gar mein Erretter, der diese giftige Schlange bekämpfte?
Papageno:
Schlange? (Sieht sich um, weicht zitternd einige Schritte zu-
rück) Ist sie tot oder lebendig?
Tamino:
Freund, wie hast du dieses Ungeheuer bekämpft? – Du bist
ohne Waffen!
Papageno:
Brauch’ keine! – Bei mir ist ein starker Druck mit der Hand
mehr als Waffen!
Tamino:
Du hast sie also erdrosselt?
Papageno:
Erdrosselt! (Für sich) Bin in meinem Leben nicht so stark
gewesen als heute.
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1. AUFZUG / 2. AUFTRITT
ERLÄUTERUNGEN
(Weiterhin gesprochener Dialog ohne jede musikalische Beglei-
tung oder Untermalung.)
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DRITTER AUFTRITT
(Die drei Damen erscheinen verschleiert. Die erste trägt ein Gefäß
mit Wasser, die zweite einen Stein, die dritte ein Vorhängeschloß
    und ein Medaillonbildnis.)
Die drei Damen (drohen und rufen zugleich):
Papageno!
Papageno:
Aha, das geht mich an! – (Halblaut zu Tamino) Sieh dich
um, Freund!
Tamino (halblaut):
Wer sind diese Damen?
Papageno (ebenso):
Wer sie eigentlich sind, weiß ich selbst nicht. Ich weiß nur
so viel, daß sie mir täglich meine Vögel abnehmen und mir
dafür Wein, Zuckerbrot und süße Feigen bringen.
Tamino (wieder halblaut):
Sie sind vermutlich sehr schön?
Papageno (ebenso):
Ich denke nicht! – Denn wenn sie schön wären, würden sie
ihre Gesichter nicht bedecken.
Die drei Damen (näher tretend, drohend):
Papageno!
Papageno (halblaut):
Sei still! Sie drohen mir schon. – (Laut) Du fragst, ob sie
schön sind, und ich kann dir darauf nichts antworten, als 
daß ich in meinem Leben nichts Reizenderes sah. – (Für
sich) Jetzt werden sie bald wieder gut werden! –
Die drei Damen (noch näher tretend, drohender):
Papageno!
Papageno (für sich):
Was muß ich denn heute verbrochen haben, daß sie
so aufgebracht wider mich sind? (Er überreicht den
Vogelbauer; laut) Hier, meine Schönen, übergeb’ ich
meine Vögel!
Erste Dame (überreicht ihm das Gefäß mit Wasser):
Dafür schickt dir unsere Fürstin heute zum ersten Mal statt
Wein reines helles Wasser.
Zweite Dame:
Und mir befahl sie, daß ich statt Zuckerbrot diesen Stein dir
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1. AUFZUG / 3. AUFTRITT
ERLÄUTERUNGEN
(Gesprochener Text)
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überbringen soll. (Sie überreicht Papageno den Stein.) Ich
wünsche, daß er dir wohl bekommen möge!
Papageno:
Was? Steine soll ich fressen?
Dritte Dame:
Und statt der süßen Feigen hab’ ich die Ehre, dir dies
goldene Schloß vor den Mund zu schlagen. (Sie hängt ihm
das Schloß vor den Mund.)
(Papageno zeigt seinen Schmerz durch Gebärden.)
Erste Dame:
Du willst vermutlich wissen, warum die
Fürstin dich heute so wunderbar bestraft?
(Papageno bejaht es durch Nicken mit dem Kopf.)
Zweite Dame:
Damit du künftig nie mehr Fremde belügst.
Dritte Dame:
Und daß du nie dich der Heldentaten rühmest, die andre
vollzogen haben.
Erste Dame:
Sag an, hast du diese Schlange bekämpft?
(Papageno verneint es durch Schütteln des Kopfes.)
Zweite Dame:
Wer denn also?
(Papageno deutet an, daß er es nicht weiß.)
Dritte Dame:
Wir waren’s, Jüngling, die dich befreiten. – Hier, dies
Gemälde schickt dir die große Fürstin; es ist das Bildnis
ihrer Tochter. (Sie überreicht es Tamino.) Findest du, sagte
sie, daß diese Züge dir nicht gleichgültig sind, dann ist
Glück, Ehr’ und Ruhm dein Los! Auf Wiedersehen! 
(Geht ab.)
Zweite Dame:
Adieu, Monsieur Papageno! (Geht mit dem Vogelbauer ab.)
Erste Dame:
Fein, nicht zu hastig getrunken! (Geht lachend ab.)
(Papageno eilt in stummer Verlegenheit ab.)
(Tamino hat gleich beim Empfang des Bildes seine
Aufmerksamkeit nur diesem zugewendet.)
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1. AUFZUG / 3. AUFTRITT
ERLÄUTERUNGEN
Die »Bildnisarie« (Es-Dur, Larghetto, image-Takt) gehört zu den berühmtesten Tenorarien der deutschen Oper. Sie ist frei gestaltet, keine ihrer Melodien wird wiederholt, wie es sonst in Liedern oder Arien üblich ist. Ein Stück stärkster seelischer Empfindung, in dem das Orchester streckenweise das erwartungsvoll erregte Klopfen des Herzens nachahmt und in den melodischen Sequenzen vielleicht  das  Aufkeimen  der  Liebe  in  einem  reinen,  noch
unberührten Herzen ausgedrückt wird.
(Gesprochener Text)
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(4)
VIERTER AUFTRITT
Nr. 3 Arie
Tamino:
Dies Bildnis ist bezaubernd schön,
wie noch kein Auge je gesehn!
Ich fühl’ es, wie dies Götterbild
mein Herz mit neuer Regung füllt.
Dies Etwas kann ich zwar nicht nennen,
doch fühl’ ich’s hier wie Feuer brennen.
Soll die Empfindung Liebe sein?
Ja, ja! Die Liebe ist’s allein. –
Oh, wenn ich sie nur finden könnte!
Oh, wenn sie doch schon vor mir stände!
Ich würde – würde – warm und rein –
Was würde ich? – Ich würde sie voll Entzücken
an diesen heißen Busen drücken,
und ewig wäre sie dann mein.
(Will sich entfernen; die drei Damen treten ihm entgegen.)
FÜNFTER AUFTRITT
Erste Dame:
Rüste dich mit Mut und Standhaftigkeit, schöner Jüngling! –
Die Fürstin …
Zweite Dame:
Hat mir aufgetragen, dir zu sagen, …
Dritte Dame:
Daß der Weg zu deinem künftigen Glück nunmehr gebahnt
sei.
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1. AUFZUG / 4./5. AUFTRITT
ERLÄUTERUNGEN
Die Orchestereinleitung führt in die Welt der »großen« Oper (während das meiste Vorangegangene auch im Singspiel Platz finden könnte). Ein großes Crescendo (B-Dur, Allegro maestoso, image-Takt) mit festgehaltenem synkopierten Rhythmus schafft die starke Spannung, die der Auftritt der  »sternflammenden Königin«
erfordert.
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Erste Dame:
Sie hat jedes deiner Worte gehört; sie hat …
Dritte Dame:
hat beschlossen, dich ganz glücklich zu machen. – Hat
dieser Jüngling, sprach sie, auch so viel Mut und Tapferkeit,
als er zärtlich ist, oh, so ist meine Tochter ganz gewiß ge-
rettet.
Erste Dame:
Ein böser Dämon hat ihr Pamina entrissen!1
Tamino:
Kommt, Mädchen, führt mich. – Pamina sei gerettet! –
Das schwöre ich bei meiner Liebe, bei meinem Herzen!
(Kurzer starker Donner) Ihr Götter, was ist das? (Es wird
dunkel.)
Die drei Damen:
Fasse dich!
Erste Dame:
Es verkündet die Ankunft unserer Königin.
(Donner)
Die drei Damen:
Sie kommt – (Donner) Sie kommt! – (Donner) Sie
kommt!
SECHSTER AUFTRITT
(Die Königin der Nacht erscheint vor dem Sternenhimmel.)
Nr. 4 Rezitativ und Arie
31
1. AUFZUG / 5./6. AUFTRITT
1
Dieser Satz, ähnlich in vielen Fassungen vorhanden, sollte hier auf jeden Fall ein-
gefügt werden, da er Tamino von Sarastros vermeintlicher böser Tat überzeugen
soll.
ERLÄUTERUNGEN
Der Rhythmus wird auch noch in der Begleitung des Rezitativs
beibehalten und drückt die tiefe Erregung der Königin aus.
Bei diesen Worten beruhigt sich die Musik …
und geht in die trauervolle Melodie über, mit der die Arie einsetzt. Sie steht in g-Moll (Mozarts »melancholischer« Tonart), in sehr langsamen Tempo (Largo) und ¾-Takt. Dieser erste Teil der Arie weist die Königin der Nacht als tiefempfindende, durch den Verlust ihrer Tochter schwer getroffene Frau aus (und kann so der vielumstrittenen Version eines »Charakterwandels« – siehe unseren geschichtlichen Teil, S. 205, 207 – interessante Argumente liefern). Bemerkenswert: die Verwendung der Fagotte, deren charakteristischer Klang in allen »traurigen« Szenen des
Werkes eingesetzt wird.
(5)
Hier, bei der direkten Anrede an Tamino, geht die Arie in ihren zweiten, nun völlig anderen Teil über: B-Dur, Allegro moderato, image-Takt; rollende, hohe, Entschlossenheit und Gefährlichkeit ausdrückende Koloraturen jagen vorüber. Der Wunsch nach Rache wird klar, Taminos Anspruch auf Paminas Hand wird bekräftigt. Die Synkopen des Anfangs werden als Symptom der
inneren Erregung im Orchester immer wieder verwendet.
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   Rezitativ
Die Königin der Nacht:
O zitt’re nicht, mein lieber Sohn!
Du bist ja schuldlos1, weise, fromm;
ein Jüngling, so wie du, vermag am besten
dies tiefbetrübte Mutterherz zu trösten.
   Arie
Zum Leiden bin ich auserkoren,
denn meine Tochter fehlet mir;
durch sie ging all mein Glück verloren,
ein Bösewicht entfloh mit ihr.
Noch seh’ ich ihr Zittern,
mit bangem Erschüttern
ihr ängstliches Beben,
ihr schüchternes Streben.
Ich mußte sie mir rauben sehen,
»Ach helft«, war alles, was sie sprach:
Allein, vergebens war ihr Flehen,
denn meine Hilfe war zu schwach.
Du wirst sie zu befreien gehen,
du wirst der Tochter Retter sein;
und werd’ ich dich als Sieger sehen,
so sei sie dann auf ewig dein.
33
1. AUFZUG / 6. AUFTRITT
1
Ursprünglich stand im Text »Unschuldig«, doch der besseren Betonung wegen
wird es zumeist in »ja, schuldlos« umgeändert.
ERLÄUTERUNGEN
(Gesprochener Text)
Nach Singspielart folgt auf die sehr dramatische Arie der Königin der Nacht ein humoristischer Beginn (B-Dur, Allegro, alla breve) des folgenden Musikstücks: Papageno,  das Schloß  vor  dem Mund,
kann nur »hm, hm« singen:
(Fortsetzung des Notenbeispiels S. 36)
34
(Donner. – Es wird wieder hell; Gegend wie vorher, Tamino ist 
allein.)
SIEBENTER AUFTRITT
Tamino (nach einer Pause):
Ist’s denn auch Wirklichkeit, was ich sah? – O ihr guten
Götter, täuscht mich nicht! (Will gehen, Papageno tritt ihm
in den Weg.)
Nr. 5. Quintett
Papageno (deutet traurig auf das Schloß an seinem Munde):
Hm, hm, hm, hm, hm, hm, hm, hm!
Tamino:
Der Arme kann von Strafe sagen,
denn seine Sprache ist dahin.
Papageno:
Hm, hm, hm, hm, hm, hm, hm, hm!
Tamino:
Ich kann nichts tun als dich beklagen,
weil ich zu schwach zu helfen bin.
Papageno:
Hm, hm, hm, hm, hm, hm, hm, hm!
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1. AUFZUG / 7. AUFTRITT
ERLÄUTERUNGEN
       (6)
Dem Hörer bleibt es überlassen, wie er Taminos Worte auffassen will: als ehrlichen Trost, oder als Ironie, da er die Gerechtigkeit dieser (sicherlich vorübergehenden) Bestrafung – er hält ja das Reich der Königin für ein Muster der Gerechtigkeit, aber auch der »fürstlichen« Milde, die ihm als Edelmann vertraut ist – völlig einsieht. Für diesen letzteren Standpunkt spricht vielleicht auch, daß Taminos  Melodie die klägliche  Papagenos nachahmt.
Die Strafe wird Papageno erlassen – wiederum nicht ganz uneigennützig, da dieser  als  Diener  Taminos  die  gefährliche  Reise
zu Sarastro mitmachen soll – …
und es entwickelt sich ein mit Moralgedanken verbundenes
Quintett.
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ACHTER AUFTRITT
(Die drei Damen erscheinen.)
Erste Dame (zu Papageno):
Die Königin begnadigt dich,
erläßt die Strafe dir durch mich.
(Sie nimmt ihm das Schloß vom Munde.)
Papageno:
Nun plaudert Papageno wieder.
Zweite Dame:
Ja, plaudre! Lüge nur nicht wieder!
Papageno:
Ich lüge nimmermehr. Nein! Nein!
Die drei Damen:
Dies Schloß soll deine Warnung sein!
Papageno:
Dies Schloß soll meine Warnung sein!
Alle:
Bekämen doch die Lügner alle
ein solches Schloß vor ihren Mund:
Statt Haß, Verleumdung, schwarze Galle
bestünde Lieb’ und Bruderbund.
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1. AUFZUG / 7./8. AUFTRITT
ERLÄUTERUNGEN
Hier nimmt die Musik nun den fortlaufenden Fluß der Handlung an. Sie wird bis zum Schluß der Szene nicht mehr unterbrochen, zerfällt aber in verschiedene Abschnitte: die Überreichung der
Flöte,
deren Lob in geschlossener Quintettmelodie besungen wird,
den Versuch Papagenos, sich zu verabschieden,
seine Bestimmung, Tamino zu Sarastros Burg zu geleiten,
seinen heftigen Protest,
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Erste Dame (gibt Tamino eine goldene Flöte):
O Prinz, nimm dies Geschenk von mir!
Dies sendet unsre Fürstin dir!
Die Zauberflöte wird dich schützen,
im größten Unglück unterstützen.
Die drei Damen:
Hiermit kannst du allmächtig handeln,
der Menschen Leidenschaft verwandeln.
Der Traurige wird freudig sein,
den Hagestolz nimmt Liebe ein.
Alle:
Oh, so eine Flöte ist mehr als Gold und Kronen wert,
denn durch sie wird Menschenglück und Zufriedenheit
vermehrt.
Papageno:
Nun, ihr schönen Frauenzimmer,
darf ich – so empfehl’ ich mich.
Die drei Damen:
Dich empfehlen kannst du immer,
doch bestimmt die Fürstin dich,
mit dem Prinzen ohn’ Verweilen,
nach Sarastros Burg zu eilen.
Papageno:
Nein, dafür bedank’ ich mich!
Von euch selber hörte ich,
daß er wie ein Tigertier!
Sicher ließ ohn’ alle Gnaden
mich Sarastro rupfen, braten,
setzte mich den Hunden für.
Die drei Damen:
Dich schützt der Prinz, trau ihm allein!
Dafür sollst du sein Diener sein.
Papageno (für sich):
Daß doch der Prinz beim Teufel wäre!
Mein Leben ist mir lieb;
am Ende schleicht, bei meiner Ehre,
er von mir wie ein Dieb.
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1. AUFZUG / 8. AUFTRITT
ERLÄUTERUNGEN
die Überreichung eines Zauberinstruments (Glockenspiel) auch
an ihn,
Abschied im Quintett.
Hierauf noch die Frage Taminos,
von Papageno unterstützt, »wie man die Burg wohl finden kann«?
Und dann, als Szenenschluß (B-Dur, Andante, image-Takt), die Ankündigung der drei Damen, daß »Drei Knäbchen, jung, schön, hold und weise …«, die  beiden Männer auf  der Reise begleiten
werden, um sie zu leiten und ihnen Ratschläge zu geben.
Über diese musikalisch sehr schöne, dramaturgisch aber äußerst anfechtbare Szene kann in den allgemeinen Betrachtungen über die Oper noch mehr nachgelesen werden (s. S. 205f.). Wie kommen die drei Damen, die zum Reich der Königin der Nacht gehören, dazu, dem mit Rachegedanken ausziehenden Tamino die Führung durch die drei  elfenartigen, holden,  ganz zu  Sarastros
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Erste Dame (übergibt Papageno ein Kästchen mit einem
Glockenspiel):
Hier, nimm dies Kleinod, es ist dein.
Papageno:
Ei, ei! Was mag darinnen sein?
Die drei Damen:
Darinnen hörst du Glöckchen tönen.
Papageno:
Werd’ ich sie auch wohl spielen können?
Die drei Damen:
O ganz gewiß! Ja, ja, gewiß!
Silberglöckchen, Zauberflöten
sind zu eurem Schutz vonnöten
Lebet wohl, wir wollen gehn,
lebet wohl, auf Wiedersehn!
Tamino, Papageno:
Silberglöckchen, Zauberflöten
sind zu unserm Schutz vonnöten.
Lebet wohl, wir wollen gehn,
lebet wohl, auf Wiedersehn!
(Die drei Damen wenden sich zum Gehen.)
Tamino:
Doch schöne Damen saget an:
Papageno:
Wie man die Burg wohl finden kann?
Beide:
Wie man die Burg wohl finden kann?
Die drei Damen (kommen zurück):
Drei Knäbchen, jung, schön, hold und weise,
umschweben euch auf eurer Reise;
sie werden eure Führer sein,
folgt ihrem Rate ganz allein.
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1. AUFZUG / 8. AUFTRITT
ERLÄUTERUNGEN
Reich gehörigen Knaben anzukündigen? Mit der Wiederholung
der lieblichen Voraussage
(7)
durch Tamino und Papageno schließt sehr melodiös und ausdrucksvoll die Szene im Wechselgesang der beiden Gruppen (der
drei Damen und der beiden Männer): »Auf Wiedersehn!«
(Gesprochener Text)
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Tamino, Papageno:
Drei Knäbchen, jung, schön, hold und weise,
umschweben uns auf unsrer Reise.
Alle:
So lebet wohl! Wir wollen gehn,
lebt wohl, lebt wohl! Auf Wiedersehn!
Verwandlung
Reich ausgestattetes Zimmer in Sarastros Palast; vorne eine
Ottomane.
NEUNTER AUFTRITT1
Dritter Sklave:
Hahaha!
Erster Sklave:
Pst! Pst!
Zweiter Sklave:
Was soll denn das Lachen?
Dritter Sklave:
Unser Peiniger, der alles belauschende Mohr wird morgen
sicherlich gehangen oder gespießt. – Pamina … Hahaha!
Erster Sklave:
Nun?
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1. AUFZUG / 8./9. AUFTRITT
1
Der neunte und zehnte Auftritt werden sehr oft weggelassen.
ERLÄUTERUNGEN
(Gesprochener Text)
44
Dritter Sklave:
Das reizende Mädchen! – Hahaha!
Zweiter Sklave:
Nun?
Dritter Sklave:
Ist entsprungen.
Erster und zweiter Sklave:
Entsprungen?
Erster Sklave:
Und sie entkam?
Dritter Sklave:
Unfehlbar! – Wenigstens ist’s mein wahrer Wunsch.
Erster Sklave:
Oh, Dank euch, ihr guten Götter! Ihr habt meine Bitte erhört.
Dritter Sklave:
Sagt’ ich euch nicht immer, es wird doch ein Tag für uns
scheinen, wo wir gerochen, und der schwarze Monostatos
bestraft werden wird?
Zweiter Sklave:
Was spricht nun der Mohr zu der Geschichte?
Erster Sklave:
Er weiß doch davon?
Dritter Sklave:
Natürlich! Sie entlief vor seinen Augen. – Wie mir einige
Brüder erzählten, die im Garten arbeiteten und von weitem
sahen und hörten, so ist der Mohr nicht mehr zu retten; auch
wenn Pamina von Sarastros Gefolge wieder eingebracht
würde.
Erster und zweiter Sklave:
Wieso?
Dritter Sklave:
Du kennst ja den üppigen Wanst und seine Weise; das Mäd-
chen aber war klüger, als ich dachte. – In dem Augenblicke,
als er zu siegen glaubte, rief sie Sarastros Namen: das er-
schütterte den Mohren; er blieb stumm und unbeweglich ste-
hen. – Indes lief Pamina nach dem Kanal und schiffte von
selbst in einer Gondel dem Palmenwäldchen zu.
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1. AUFZUG / 9. AUFTRITT
ERLÄUTERUNGEN
(Gesprochener Text)
images. S. 240fLiebe erpressen zu können.
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