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Die geborene Münchnerin Johanna ­Haberer studierte Germanistik, Theaterwissenschaft und Theologie. Nach Stationen u.a. bei der Evangelischen Funkagentur (efa), als Redakteurin bei EIKON, Chefredakteurin des „Sonntagsblattes – Evangelische Wochenzeitung für Bayern“ war sie Rundfunkbeauftragte des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland. Seit 2001 ist Johanna Haberer Professorin für Christliche Publizistik an der Theologischen Fakultät der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. Sie ist Mitglied in der Datenethikkommission der Bundesregierung.

 

 

© Kreuz Verlag GmbH, Freiburg im Breisgau 2019

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Umschlag: griesbeckdesign.de

E-Book-Erstellung: NagelSatz, Reutlingen

ISBN (PDF) 978-3-946905-75-2

ISBN (E-Pub) 978-3-946905-76-9

ISBN (Print) 978-3-946905-24-0

Johanna Haberer

LEBEN in der Anderswelt

Ein spiritueller Ratgeber durch das Netz

 

 

 

Inhaltsverzeichnis
1. Kapitel
Von der Christlichen Lebenskunst in codierten Zeiten. Oder: Die Religion der Nummern
2. Kapitel
Der mediale Stresspegel
3. Kapitel
Angst und Aufmerksamkeit
4. Kapitel
Wahrheit und Bullshit
5. Kapitel
Liebe
6. Kapitel
Anerkennung und die Wohlfühlblasen
7. Kapitel
Lebenskunst und Seel-Sorge. Oder: Warum Glaube, Hoffnung und Liebe uns zu Menschen macht
Impressum

7. Kapitel

Lebenskunst und Seel-Sorge. Oder: Warum Glaube, Hoffnung und Liebe uns zu Menschen macht

Du meine Seele singe, wohlauf und singe schön!

Paul Gerhardt

„Ich finde das Wort Seelsorge demütigend und veraltet“, sagte mir neulich ein würdiger alter Herr, ein Ingenieur und Physiker, „ich kann für meine Seele – wenn es sie denn gibt – schon gut alleine sorgen! Da brauche ich doch keinen anderen Menschen und schon gar keinen Pastor.“ Ich kann ihn verstehen. Das Wort Seelsorge klingt in heutigen Ohren wie Vorsorge oder Nachsorge beim Arzt und vermittelt das Gefühl des Angewiesenseins auf einen anderen Menschen, der mir Ermahnung und Ermutigung und geistliche Begleitung anbietet und eine Hierarchie in der Kommunikation nahelegt: von weiter oben nach weiter unten.

Muss ich mich einem anderen Menschen anvertrauen, um gedanklich weiterzukommen? Die vielen Selbsthilfe­foren in den sozialen Netzwerken scheinen da eine ­Alternative zu bieten für alle, die institutionalisierte ­Autoritäten meiden wollen. Unsere Verwendung des Wortes Seelsorge impliziert also eine Attacke auf die autonome Persönlichkeit. So als bräuchte der autarke moderne Mensch einen anderen, der oder die ihm sagt, wohin er oder sie denken soll, worauf achten, wie sich verhalten, wie handeln. Eine Art Seelenführer.

Selbstbestimmt will ich als heutiger Bürger und Christin sein. Selbstbestimmt und selbstnavigierend. Die neuere Sprachentwicklung in der Praktischen Theologie spricht schon vorsichtshalber gut amerikanisch von „spiritual care“, wobei dieses Wort, stärker als das deutsche Wort „Seelsorge“, die Selbstsorge einschließt.

Für die Autoren der Bibel ist die Sorge für die eigene Seele eine zentrale Aufgabe der Christen untereinander. Sie sprechen von Begleitung und Ermutigung, von Ermahnung und Tröstung, sie trauen der seelsorgerlichen Kommunikation zu, dass sie Dinge wieder in Ordnung bringt und das innere Gleichgewicht wieder herstellt. Da braucht es erst einmal kein Amt, sondern lediglich das teilnehmende Interesse, die Wahrnehmung des anderen und eine Portion Empathie.

Niemand will bestreiten, dass die Teilnahme an einem Forum für krebskranke Menschen oder verwaiste Eltern neue Horizonte eröffnen kann und tröstliche Gemeinschaft stiften. Die digitalen Logiken stehen dem, was die Seelsorge in christlichem Verständnis ausmacht, allerdings etwas quer. Die Seelsorge in christlicher Vorstellung lebt von der Inszenierung eines intimen Raumes, in dem die Traurigkeit und die Verzweiflung, die Schuld und die Angst ihre ganz eigene und einzigartige Wahrnehmung erhalten. Nicht umsonst ist der Seelsorgeraum ein Raum des Geheimnisses. Es ist eine Begegnung sozusagen vor dem offenen Himmel. Eine Begegnung, die mit einem Dritten rechnet. Und dieser oder diese oder dieses „Dritte“ ist das Geheimnis der Welt.[1]

Geheimnisse sind Teil unseres religiösen Rituals. Das Beichtgeheimnis ist da eine intime Selbstinszenierung im Auge des anderen und zum Zwecke der Heilung vor Gott. Geheimnisse als Orte unserer Selbstentfaltung und Weiterentwicklung haben keinen Platz in der digitalen Welt. Diese lebt von der radikalen Öffentlichkeit, Transparenz und Enthüllung bis zu dem Satz, der Mark Zuckerberg zugeschrieben wird: Privatheit ist Diebstahl.

Das interne Leitbild regt die Mitarbeiter von Facebook neuerdings an, den zwei Milliarden Nutzern Sinn und Bedeutung in ihrem Leben zu verleihen. Die Unternehmensvision, auch „missionstatement“ genannt, formuliert Sätze, die einem Religionsgründer nicht schlecht anstünden: Facebook soll dafür sorgen, „dass jeder einzelne Mensch ein Ziel und ein Gemeinschaftsgefühl hat …“.[2] Das Unternehmen Facebook nimmt also für sich in Anspruch, eine quasireligiöse, sinnstiftende Rolle im Leben der Menschen in all seinen Facetten zu spielen. Und es maßt sich an, anhand der Wahrnehmungs­anordnungen der Algorithmen, die nach inzwischen nicht mehr nachvollziehbaren Regeln agieren, darüber zu bestimmen, was ich sehe und was ich für relevant halten soll und mit wem ich Gemeinschaft habe. Die Plattform will die Rolle des Seelenführers in meinem Leben übernehmen, meinem Leben einen Sinnhorizont eröffnen.

Diese Seelenführung durch ein Netzwerk, das in seinen Usern lediglich Kunden und Datenstöcke sieht, bringt uns User in eine defensive Situation. Sie erfordert als Antwort das Erwachsenwerden der Nutzer und deren Engagement, die Selbstnavigation über die Wahrnehmung und die Prioritäten dessen, was man für relevant hält und was nicht, wieder selbst in die Hand zu nehmen. Es bedarf der Einsicht, dass wir die Maschinen, die uns bestimmen und kontrollieren beziehungsweise unser Handeln und Denken vorausberechnen wollen, nicht mystifizieren oder dämonisieren, sondern mit ihnen in einer erwachsenen Weise kooperieren.

Dazu bedarf es der Behauptung einer individuellen, einer singulären Persönlichkeit, eines gottgewollten Selbst, eines selbst- und gottverantworteten Willens, der Behauptung eines Gewissens und einer Wahrnehmungsanordnung, die sich versteht und erklärt aus Geistes- und Herzensbildung, Kritik, persönlicher Erfahrung und Empathie, der Neugier und dem Glauben an Gottes Liebe und Gerechtigkeit als Lebensressource.

Und es bedarf der Seele, als einem hartnäckig behaupteten Konstrukt, als Gegenüber und Differenzort zu den Algorithmen und deren unverrückbarer Behauptung. Auch wenn laut Harari (Homo Deus)[3] die Biochemiker und laut Roth[4] auch die Neurologen keine Seele im Menschen gefunden haben: Wir haben Emotionen und Triebkräfte wie ein Schwein, eine Kuh oder ein Affe. Diese Triebkräfte sind ganz vital. Wir schützen unsere Herde, wir lieben unsere Kinder, wir fürchten den Schmerz und fliehen vor Bedrohungen. Das haben wir mit unseren näheren und entfernteren tierischen Verwandten gemeinsam. Alles andere, was die christlich-jüdische Tradition von der Überlegenheit des Menschen zu behaupten gewohnt ist und was die Auf­klärung in dem Begriff der „Vernunft“ geborgen hat, das ist mit strengen naturwissenschaftlichen Maßstäben nicht messbar.

Demgegenüber gilt es in Zukunft zu fragen: Lässt sich unser Denken in der Symbiose mit den Rechnern dergestalt imitieren und dann optimieren, dass unsere Spezies eines Tages in ihren Gehirnfunktionen so verbessert ist, dass unsere Ähnlichkeit mit den Tieren einer Ähnlichkeit mit den Computern weicht? Oder gelingt es uns, die vernetzte und verdatete Welt zur Unterstützung bei der Information und Kommunikation zu nutzen – und dabei keinen Schaden zu nehmen an unserer Seele?

Nach der Behauptung der Alten ist es die Seele, die den Einzelnen unterscheidet und die – in welcher Aggregatsform auch immer – bleibend ist, für immer. Eine Seele, die Potential und Gabe ist: das Überraschungsei Gottes.

Wenn wir Christinnen und Christen den Heiligen Geist anrufen, dann rufen wir den schöpferischen Geist an, der Neues denken, empfinden, fragen und kombinieren kann. Diesen Geist, der aus unterschiedlichen Informationen, aus der zufälligen Kombination von Wahr­nehmungen und Materie etwas völlig Neues und nie Da­gewesenes schaffen kann. Die Seele als die behauptete Einheit von Denken, Fühlen, Erfahren und Hoffen, sie hat Lust am Spiel und am Rätsel des Lebens, sie hat mehr Lust auf die Fragen des Lebens als auf Antworten.

Den schöpferischen Geist nennen wir heilig, weil er unsere Vernunft übersteigt und die Inspiration als Gabe und Geschenk feiert. Die Erfindung des Internets ist so ein Moment für die Menschheit. Sie bringt eine neue Ordnung in die Kommunikation der Menschen und stellt damit das Denken über das Menschsein auf eine neue Ebene. Die bisherige Wahrnehmung der Welt löst sich auf, wird instabil oder flexibel, wird fluide und schillernd, oder wird – wie der Autor Christoph Kucklick schreibt: „granular“.[5]

Alles was wir bisher als tragende Säulen unserer Gesellschaft begriffen haben, wird einem revolutionären Prozess unterworfen; das Modewort dafür lautet „disruptiv“. Kucklick spricht von der „Differenzrevolution“, die uns inmitten der Masse der Menschen durch algorithmische Vermessung immer präziser als Einzelnen hervortreten lässt und damit zur Segmentierung der Gesellschaften beiträgt; von der „Intelligenzrevolution“ und was das für unser Reden über die menschliche Intelligenz bedeutet und von der „Kontrollrevolution“ und wie sie unser Leben berechenbar und vorhersagbar macht. Kucklick konstatiert, dass wir Menschen nichts Geringeres tun müssten, als uns neu zu erfinden, wie wir das in der Geschichte der Menschheit schon öfters getan haben. Wir müssen launischer werden und widerspenstiger, sprunghafter und neugieriger, gefühlvoller und einfühlsamer.[6]

Verarbeiten wir Menschen und insbesondere wir Christen diese neue Stufe der menschlichen Ordnungen als Kränkung, weil wir erkennen, dass die von uns geschaffenen digitalen Systeme klüger werden als wir, oder verarbeiten wir diese neuen Ordnungen als Chance, die Seele des Menschen wieder zu entdecken und damit die alten theologischen Begriffe neu zu formulieren? Nicht als metaphysisches Drohpotential, wo sich die Seelen der Menschen im Jüngsten Gericht quälen, sondern als geistiges Konstrukt, um die Differenz zu den Computern und deren Logiken zu beschreiben.

Denn das meint im tiefsten Sinn die Gottesebenbildlichkeit des Menschen: immer neue Ordnungen zu schaffen, nie Dagewesenes sichtbar zu machen, aus Zufällen Regeln zu erkennen und auf neue Herausforderungen des Lebens spielerisch und flexibel zu reagieren. Dazu gehört die Fähigkeit, immer neue Fragen zu stellen, überraschende, auch unlogische, aus denen dann neue Logiken erwachsen.

Der Schöpfergeist des Menschen speist sich nicht ­allein aus logischen Kombinationen (wie die künstliche Intelligenz), das wohl auch, aber er tut noch etwas anderes: Er erfüllt die Logiken dieser Welt, die in unseren Zeiten als binäre Codes auf­treten, mit seiner Seele. Dieses unortbare Etwas, das uns umgibt und in unserem Inneren wohnt: das persönliche Gefühl, individuelle Erfahrungen, Mitgefühl und Ironie, Neugier und die Poesie einer unverwechselbaren individuellen und originellen Wahrnehmung. Das macht die einzigartige, die singuläre Würde jedes einzelnen Menschen aus.

Die Seele als der Ort, an dem Gottes Eigentumsvorbehalt wohnt, birgt unsere Schöpferkraft und unsere Liebe, die Kräfte zu Heilung und die Kräfte, über sich selbst hinauszuwachsen bis hin zum Selbstopfer.

Im Zentrum des Christentums steht jener Akt der Hingabe am Kreuz, der in seiner äußersten Menschlichkeit von den damaligen Zeugen des Todes Jesu als göttlich verstanden wurde: der Aufgabe der eigenen Existenz für eine größere Sache, einen anderen Menschen oder eine hellere Zukunft oder den Gott der Liebe. Viele Menschen sind Jesus in dieser Überzeugung im Laufe der Geschichte nachgefolgt. Wäre dieser Überschuss an Glauben, dieses seiner Sache gewisse Selbstopfer der Märtyrer in der alten Kirche und in der folgenden Geschichte der Märtyrer – die auch gegen die Institution der Kirche geschrieben wurde – nicht ge­wesen, es gäbe kein Christentum als Religion und Welt­religion.

Wie viel Großartiges, die menschlichen Kulturen ­Prägendes ist aus dieser schöpferischen Seele, die Körper, Geist und Vernunft umfasst, in der Geschichte dieser Welt geboren worden! Musik und Tanz und Dichtung und Erfindung und die Religion, die eine Ahnung davon vermitteln, dass Geistesblitze und Neuorientierungen nicht die Folge selbstlernender Algorithmen sind, sondern eine Kombination aus menschlicher Neugier und Hartnäckigkeit und – Gottes Geschenk und Gabe.

Diese Kraft der Seele wird uns auch in die Lage versetzen, in der vermessenen Welt von heute und morgen neue Formen der Lebenskunst zu entwickeln, neue ­Tugenden der Alltagsgestaltung, der Wachsamkeit gegenüber denen, die uns überwachen wollen, der Autonomie gegenüber denen, die uns fremdbestimmen und manipulieren wollen, der Individualität gegenüber denen, die uns normieren wollen.

Da gilt es, die Kunst der Emanzipation einzuüben von der Abhängigkeit der Geräte, die die Kunst der Entschleunigung gegenüber dem stets wachsenden Schuldenberg an nicht genutzten Möglichkeiten und nicht ­effektiv verwendeter Zeit, die Kunst der Freiheit gegenüber der Vermessung und Normierung unserer Körper und der Gier von Ver­sicherungen, Krankenkassen und staat­lichen Institutionen, die die Navigation über unsere Körperdaten übernehmen wollen.

Es gilt, die Machtfragen zu stellen, die durch die neuen Technologien camoufliert sind und als basisdemokra­tische Kommunikation auftreten.

Es gilt, Transparenz einzufordern, die neuen Spiel­regeln – auch technologisch – im Rahmen der geltenden Gesetze offenzulegen.

Es gilt, achtsam zu sein mit unserer Aufmerksamkeit. Wie viel Zeit kostet mich ein soziales Netzwerk? Zeit, die mir verloren geht vom Kochen mit dem Freund, vom Lesen eines Buches, vom Plaudern mit lebendigen an­deren.

Während ich das niederschreibe, flattert die Nachricht durch die Netzwerke, dass in Hamburg Kinder demonstrieren gegen den Aufmerksamkeitsverlust ihrer Eltern. Unter dem Motto „Spielt mit mir und nicht mit dem Handy“ machen sie darauf aufmerksam, wie hart sich andere, ­lebendige Menschen, insbesondere Kinder tun, wenn sie mit dem Aufmerksamkeitssog der digital übermittelten Neuigkeiten konkurrieren müssen. Die Infor­ma­tions­agenturen und Netzwerke haben uns am Hirn, am Herzen und, wie man in der Machosprache sagt, sie haben uns „an den Eiern“.

Es gilt, nach der haltbaren und der ernsten Liebe zu fragen, die sich dem anderen schenkt und ihn nicht als eine Option sieht unter tausend anderen.

Es gilt, die Einzigartigkeit unserer persönlichen Erfahrungen als unsere Wahrheit zu verteidigen, aber trotzdem zu wissen und immer wieder mit Neugierde wahrzunehmen, dass das Konstrukt der Wahrheit, diese überlebensnotwendige Idee, nur in der Annäherung aus vielen Perspektiven besteht, dass sie vielgestaltig ist und niemals hermetisch, aber dass man ihr lebenslang hinterherjagen muss wie einer flüchtigen Gedankenstation in der Dynamik der Suche nach der endgültigen Wahrheit.

Es gilt zu begreifen, dass in diesen fluiden Zeiten Wahrheit zugleich langfristige Treue braucht, weil Wahrheit erst das wird, was sich bewährt.

Bewährt hat sich das Menschenbild des aufgeklärten Individuums, das sich zugleich bewusst ist, dass es sich in seiner Existenz verdankt.

Bewährt hat sich die Idee der Würde des Einzelnen, die unantastbar ist, weil sie Gottes Eigentum ist. Der aggressivste Angreifer, der grausamste Folterer kann einem Menschen die göttliche Würde nicht nehmen. Sie ist uneinnehmbar. Sie ist auch nicht vermessbar oder ­berechenbar. Das hat sich als Behauptung und Ideal bewährt. Bewährt hat sich auch ein gesellschaftliches System, in dem die Bürger die Wahl haben und in dem ihnen zugetraut wird, dass sie sich eine differenzierte Meinung bilden und diese Meinung in den Diskurs einbringen. Es gilt, den Manipulatoren entgegenzutreten, die diese freie Gesellschaft beginnen zu destabilisieren und gegen­einander aufzuhetzen.

Paulus hat einmal geschrieben: „Das Böse, das ich nicht will, tue ich, und nicht das Gute, das ich will.“ (Römer 7,19) Mag sein, dass den Gründern der marktbeherrschenden Plattformen wie Google und Facebook einst eine andere Welt vorgeschwebt hat als die, die sie dabei sind zu schaffen: das geöffnete Scheunentor für die Segmentierung der Gesellschaft durch Gereiztheit und Empörungskulturen, die immer aggressiver werden. Vielleicht ist es das Phänomen des goetheschen Zauber­lehrlings, der Dynamiken angestiftet hat, die nicht mehr rückholbar waren.

Wir Bürgerinnen und Bürger, wir Christinnen und Christen, die wir auf unserer Seele beharren und keine vermessenen Menschen werden wollen, werden uns gegen die Monopolisten unserer Wahrnehmungs­in­dus­trie auflehnen müssen. Die Netze verlassen, alternative Suchmaschinen aufsuchen, unsere Kommunikation verschlüsseln und nichts im Internet schreiben, was nicht die ganze Welt lesen darf.

Wir werden neue Lebenskünste einüben und dabei helfen, das Netz zu einem menschenfreundlichen Ort zu machen.