cover
Frederick S. List, W. A. Travers

STAR GATE 079-080: Entführt

…und „Krieg am Ebrox“


Nähere Angaben zum Herausgeber und Autor siehe WIKIPEDIA unter Wilfried A. Hary: http://de.wikipedia.org/wiki/Wilfried_A._Hary


BookRix GmbH & Co. KG
80331 München

STAR GATE – das Original – 079-080

 

 

STAR GATE – das Original - 079

Entführt

 Frederick S. List:

...von den Gesandten des Lichtes!“

 

STAR GATE – das Original - 080

  Krieg am Ebrox

W. A. Travers:

Nergaard als Kriegsheld – auf einem Feldzug ohnegleichen!“

 

Impressum:

Urheberrechte am Grundkonzept zu Beginn der Serie STAR GATE - das Original:

Uwe Anton, Werner K. Giesa, Wilfried A. Hary, Frank Rehfeld

Copyright Realisierung und Folgekonzept aller Erscheinungsformen (einschließlich eBook, Print und Hörbuch) by www.hary-production.de

Diese Fassung: © 2018 by HARY-PRODUCTION ISSN 1860-1855

Canadastr. 30 * D-66482 Zweibrücken * Telefon: 06332-481150 * www.HaryPro.de * eMail: wah@HaryPro.de

Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck und Vervielfältigung jedweder Art nur mit schriftlicher Genehmigung von Hary-Production.

Coverhintergrund: Anistasius * Logo: Gerhard Börnsen

Lektorat: Werner Schubert

 

Nähere Angaben zum Herausgeber und Autor siehe WIKIPEDIA unter Wilfried A. Hary: http://de.wikipedia.org/wiki/Wilfried_A._Hary

 

STAR GATE – das Original – 079:

  

Frederick S. List

Entführt

...von den Gesandten des Lichtes

 

Uli John Roth (bekannt aus Band 12, „Freie Seelen“, und Folgebänden) ist „Agent wider Willen“. Der Konzern Freie Seelen hat ihn nicht nur von seiner Sucht-Abhängigkeit befreit, sondern ihn mittels Implantaten zu einem Superkrieger gemacht – und verlangt als Gegenleistung von ihm, dass er „Aufträge“ ausführe. Ulis letzter Auftrag führt ihn in das Star-Gate-Zentrum, denn dessen Pläne soll er stehlen. Allerdings geht einiges schief. Uli muss fliehen, und dafür gibt es nur einen Weg: Durch das Star Gate!

Die Welt, auf der er gestrandet ist, verlangt einiges von ihm ab. Bisher hat er allem getrotzt, doch jetzt kommt seine allergrößte Herausforderung, nämlich durch „die Gesandten des Lichtes“ – und nicht nur sein Schicksal hängt davon ab, ob er sich bewährt...

 

DIE HAUPTPERSONEN:

Uli John Roth – bekannt seit Band 12.

Bea Blues: Die Spitzenwissenschaftlerin, die gemeinsam mit Uli John Roth von der Erde fliehen musste.

Camela – der Planet, auf dem die beiden strandeten.

Voltha und Thotha – zwei tödlich miteinander verfeindete Rassen, die ein unglaubliches Geheimnis verbindet.

 

Prolog


Sie streckten die Hände empor, reckten die Finger. Mit ihren Kuppen betasteten sie den Gegenstand – ganz vorsichtig, damit er keinen Schaden nähme. Sie ließen sich Zeit. Der Gegenstand war uneben; feine Rundungen standen hervor. Es gab vieles zu erkunden, vieles zu entdecken.

Sie tasteten weiter. Langsam und vorsichtig, um ihm keine Schmerzen zu bereiten. Öffnungen befanden sich an ihm. Alles war rund und weich und besaß dennoch Eleganz, Festigkeit und Elastizität.

In diesem Moment beschlossen sie, diesen Gegenstand zu lieben.

Mit ihm würden sie das Experiment wagen.

Mit ihm würden sie die Welt beschließen.

Sie nahmen einen langen metallenen Schlauch mit fester Öffnung. Sie führten die Öffnung des Schlauchs in die Öffnung des Gegenstandes. Sie befestigten die Klammern an den weichen Rundungen. Dann pumpten sie die gesamte Menge der Masse hinein...

... mitten hinein in den Körper, der vor ihnen auf dem weißen Tisch lag.



1


Uli John Roth, ehemaliger Agent des Konzerns Freie Seelen und nun Gestrandeter auf dem Planeten Camela, drückte den Schubregler nach vorn. Das Röhren der Turbinen stieg um fast eine Oktave. Der Schweber beschleunigte. Baumwipfel spulten sich unter ihm ab, und in der Ferne stieg der Mount Cobb mit schneebedecktem Gipfel in den hellblauen Nachmittagshimmel.

Natürlich hieß das Felsmassiv nicht „Mount Cobb“. Das war nur der Name, den Uli ihm gegeben hatte. Die Cameläer, mit denen Uli über das Gebirge gesprochen hatte, hatten etwas Undeutliches gemurmelt, das wie „Cop“ oder „Cubb“ geklungen hatte. So hatte Uli ihm kurzerhand diesen Namen verpasst.

Der schneebedeckte Gipfel des Mount Cobb diente Uli als Orientierungshilfe, wenn er von Fortaun zur Star-Gate-Pyramide flog. Er musste eine Höhe von 3000 Fuß erklimmen und dann in gerader Linie auf den die Wälder überragenden Gipfel zuhalten. Nach etwa vierundzwanzig Meilen kam die Ruine der Star-Gate-Pyramide in Sicht.

Das Steingemäuer, das dem Wunsch der Erbauer gemäß die empfindliche Elektronik des Star Gates schützen sollte, unterlag offensichtlich schon seit etlichen Jahrzehnten, vielleicht Jahrhunderten, dem Zerfall. Abgewaschene Steine, Risse und aus den Ritzen gefallener Mörtel wiesen deutlich darauf hin, dass eine Erneuerung dringend nötig wäre.

Allem Anschein nach war die Station von den Betreibern aufgegeben worden.

Uli konnte das nur recht sein. Er hatte kein Verlangen nach irgendwelchen Besuchern aus fernen Sonnensystemen. Wie es zugegangen war, dass er von der Erde hierher verschlagen worden war, konnte er noch immer nicht in allen Einzelheiten nachvollziehen. Das Einzige, was er zweifelsfrei wusste, war die Tatsache, dass der Transfer nach Camela ihm das Leben gerettet hatte.

Die letzten Abende hatte Uli in einigen Tavernen von Fortaun zugebracht und war mit Cameläern ins Gespräch gekommen. Vorsichtig hatte er sich bei den Einheimischen erkundigt, ob und wie oft sie Besuch von Fremden erhielten; von Leuten, die nicht so aussahen, als kämen sie von Camela. Die Antwort war einstimmig gewesen: Kaum Besuche, kaum Fremde, und wenn, dann niemals in größerer Anzahl.

Uli konnte davon ausgehen, dass das Star Gate auf Camela in keinen regulären Betrieb integriert war. Sicherlich war der Planet von den Betreibern aufgegeben worden. Ein möglicher Grund dafür könnte gewesen sein, dass es für sie auf Camela nichts mehr zu holen gäbe. Vielleicht lag der Planet auch an einer strategisch nutzlosen Stelle im Weltall.

Glen Foster, der Techniker von Mechanics Inc., hatte Uli mitteilen wollen, wie er das Gate blockieren könnte. Das war dringend nötig, denn jeden Moment konnte erneut unliebsamer Besuch von der Erde eintreffen. Denn dass Mechanics Inc. und allen voran Clint Fisher die Jagd nach ihm aufgäben, mochte Uli nicht glauben. Nur: Glen Foster war nicht mehr da. So hatte Uli beschlossen, selbst einen Blick auf das Gate zu werfen. Vielleicht kam ihm dabei eine zündende Idee. Dass eine Blockade möglich war, glaubte er den Worten des Technikers entnommen zu haben.

Das Steuern eines Schwebers fiel Uli so leicht wie kaum etwas anderes. Auf der Erde hatte er den Flugschein mit 17 gemacht und danach jährlich über 40 000 Flugmeilen zurückgelegt – bevor er den Drogen verfallen und ihm das Geld für den Unterhalt eines eigenen Schwebers ausgegangen war.

Doch jetzt besaß er wieder so ein Gerät, und er hatte nicht vor, es herzugeben. Im Laufe der Zeit würde er mit dieser Maschine den ganzen Planeten abfliegen und erforschen.

Der Wind brauste an der Kabinenscheibe vorbei, und alte Erinnerungen stiegen in Uli hoch. Es war wie vor zehn oder elf Jahren. (Teufel, war er schon so alt?) Tatsächlich fühlte Uli sich noch einmal wie der Jungspund, der mit dem kecken Was-kostet-die-Welt-Lächeln die Lüfte unsicher gemacht hatte. Mit dem kleinen Unterschied, dass er auf Camela als Einziger im Luftraum unterwegs war. Der Planet befand sich auf einer mittelalterlichen Entwicklungsstufe, zumindest was die Menschen und die Stadt anbelangte, die Uli bislang kennengelernt hatte.

Er drückte den Steuerhebel nach vorn, und der Schweber ging abrupt in den Sinkflug über. Mit einem fröhlichen Aufschrei fing Uli die Maschine kurz vor den Baumwipfeln ab, ließ sie anschließend fast senkrecht aufsteigen, bis die Turbinen überlastet waren und prustend und spuckend ausfielen. Der Schweber stand einen Moment ganz still, dann fiel er nach unten weg. Uli drückte die Klappen in eine andere Stellung, wodurch sich die Schnauze langsam nach vorn senkte. Als die Maschine wieder leichten Sinkflug erreicht hatte, gab er Vollschub, und die Turbinen sprangen erneut an.

Er lenkte den Schweber in eine Schleife.

Ich kann’s also noch!, dachte er zufrieden.

In diesem Moment blendete ihn ein grelles weißes Licht.

Was, zum ...?

Er kniff die Augen zusammen. Ein wilder Fluch entfuhr ihm. Er war überrascht und unterdrückte die aufkeimende Panik. Unwillkürlich schlug er einen Ausweichkurs ein – noch immer mit geschlossenen Augen. Doch wovor ausweichen? Und wohin?

Das Licht verschwand, und Uli blinzelte. Weiße Kringel tanzten in seinem Blickfeld, doch schaffte er es trotzdem, den Hobson-Zickzack-Kurs anzuwenden, mit dem man Angreifer und Verfolger wirksam täuschte.

Er warf einen prüfenden Blick auf die Anzeigetafel, doch wurde kein Gefährt in der Nähe angezeigt.

Er flog Bögen und spähte durch die Plexiguss-Scheiben, da entdeckte er einen Finger aus Licht, der von oben kommend über die Baumwipfel tanzte.

Unwillkürlich hatte er das Richtige getan – durch sein Manöver war er dem Finger ausgewichen. Aber es konnte kein Zweifel daran bestehen, dass das Licht ihm folgte.

Rasend schnell kam es auf ihn zu.

Uli stieß einen zerknirschten Fluch aus, dann fiel er in eine Linkskurve. Er riss den Steuerknüppel zurück, und der Schweber begann zu steigen. Doch allzu lange konnte er einen Ausweichkurs nicht beibehalten. Schweber waren Transportvehikel und nicht für ausdauernde, wendige Manöver konzipiert. In den entscheidenden Momenten fehlte der Maschine einfach der Biss.

Nachdem er dem Lichtstrahl einige Male um Haaresbreite ausgewichen war, nahm der Schweber schließlich eine Wende nicht eng genug, so dass sich Uli inmitten des gleißenden Lichts wiederfand. Er schlug die Hände vor die Augen, und ein Rauschen trat in seine Ohren. Dann verstummten alle Geräusche.


2


Sie machte einige wacklige Schritte aus der hölzernen Tür hinaus. Der modrige Duft des Waldes schlug ihr entgegen und vermittelte ihr nach langer Zeit endlich wieder einmal das Gefühl, am Leben zu sein.

Am Leben!

Bea Blues sog den wilden Duft von Thymian und Farn, Moos und Baumstämmen, Pilzen und Gräsern in sich ein.

Ihr Cameläisch war bruchstückhaft und schlecht. Dennoch verstand sie Aiffe, die alte Frau, die neben ihr wartete. Aiffe hatte viel Zeit darauf verwendet, ihr die Sprache ihres Volkes beizubringen. Sie hatte ihr angekündigt, sie nach der Genesung in ihre Welt zu entlassen, und dafür musste sie gerüstet sein. Sie würde keine großen Reden halten können, aber mit dem erworbenen Wortschatz wäre es ihr möglich, sich verständlich zu machen und durchzuschlagen.

Bea war der alten Aiffe überaus dankbar für all das, was sie für sie getan hatte. Die schwere Schussverletzung war verheilt. Es tat zwar hin und wieder noch ein bisschen weh, und eine hässliche Narbe war auf ihrer Brust zurückgeblieben, aber es bestand kein Zweifel daran, dass sie das Schlimmste überstanden hatte und bereit war, sich ihrem künftigen Leben zu stellen.

„Im Wald dürfen wir nicht lange an einem Ort stehen bleiben. Die Moroc, die Riesenspinnen, spüren uns sonst auf, und sie haben immer großen Hunger. Du kannst hier ein bisschen herumlaufen, aber bleibe immer in Bewegung, Bea.“

Bea nickte der alten Frau zu und machte einige unsichere Schritte von dem unterirdischen Bau weg, in dem sie die letzte Zeit verbracht hatte. Sie hörte ein Rascheln in den Baumwipfeln, und als sie sich umwandte, sah sie Aiffe mit erhobenem Blick dastehen. „Immer in Bewegung bleiben“, rief sie, ohne Bea anzusehen.

Bea spazierte ein wenig einen Trampelpfad entlang, dann kehrte sie um und kam zu Aiffe zurück.

„Wie geht es dir?“, fragte die alte Frau.

„Gut. Ein bisschen außer Atem, aber das kommt wohl daher, dass ich so lange gelegen habe.“

„Das wird schon wieder. Nun komm. Ich bereite eine Kräutersuppe und ein Pilzgulasch zu, dann können wir noch ein bisschen unsere Sprache lernen. Bald schon, vielleicht diese Woche noch, kannst du nach Fortaun gehen.“

„Fortaun? Was ist das?“

„Die Stadt, aus der ich stamme. Sie wird regiert von Embala Rodin. Die Leute dort werden dich freudig aufnehmen, das versichere ich dir.“

„Ihr seid alle sehr hilfsbereit, dafür danke ich euch, Aiffe.“

„Für uns ist es selbstverständlich, jemandem, der in Not geraten ist, zu helfen. Wenn du ein produktives Mitglied unserer Gemeinschaft und dabei glücklich wirst, ist das für uns Lohn genug.“

... glücklich wirst ...

Hatte sie wirklich gesagt: ›Wenn du dabei glücklich wirst‹?

Bea wagte kaum daran zu denken. Wie könnte sie jemals wieder glücklich werden? Sie hatte alles zurücklassen müssen: Freunde, Verwandte, ihre Mutter, ihren Job, ihren Ford Modesty T-81, ihren IRM-Computer, ihre Rentenansprüche, ihre Wertanlagen, einfach alles. Auf diesem Planeten fing sie mit Null an. Und Uli hatte sie auch schon lange nicht mehr gesehen.

Uli! Ein Stich fuhr ihr ins Herz. Sie hatte ihn als Philipp Marlowe kennengelernt. Erst kurz vor ihrer Flucht durch das Star Gate, vor ihrer schweren Verletzung, hatte er ihr mitgeteilt, dass sein Name Uli sei. Uli John Roth. Zum Teufel, er hatte sie die ganze Zeit über angelogen! Er war schuld, dass sie hier festsaß. Er allein. Wenn sie ihn wiedersah, würde sie ihm die Augen auskratzen.

Sie trat durch die enge Tür in den unterirdischen Gang von Aiffes Behausung, und Dunkelheit umfing sie. Eine Dunkelheit, die auch ihr Herz überschattete.