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Fußnoten

Georg Büchmann, Geflügelte Worte. Der Zitatenschatz des deutschen Volkes, vollst. neu bearb. von Gunther Haupt und Winfried Hofmann, Berlin 321972, S. 500.

Rudolf Walter Leonhardt, Argumente pro und contra, München 1974, S. 222.

Gustav Adolf Seeck, Die griechische Tragödie, Stuttgart 2000, S. 216.

Walter Jens, Die Bauformen der griechischen Tragödie, München 1971, S. 12.

Aristoteles, Poetik, in: A., Hauptwerke, ausgew., übers. und eingel. von Wilhelm Nestle, Stuttgart 1953, S. 342.

Klaus Aichele, »Das Epeisodion«, in: Jens (s. Anm. 4), S. 47.

Mario Leis / Nancy Hönsch, »Die antike Tragödie«, in: Sophokles, Antigone, hrsg. von M. L. und N. H., Stuttgart 2016 (Reclam XL. Text und Kontext. 19244), S. 70 ff.

Menge-Güthling, Enzyklopädisches Wörterbuch der griechischen und deutschen Sprache, Teil I: Griechisch–Deutsch, Berlin-Schöneberg 1954, S. 462.

Mario Leis / Nancy Hönsch: »Rezeptionsgeschichte«, in: Sophokles, Antigone (s. Anm. 7), S. 86 ff.

Aristoteles (s. Anm. 5), S. 336.

Aristoteles (s. Anm. 5), S. 345.

Seeck (s. Anm. 3), S. 16.

»Sophokles: Leben und Zeit«, in: Sophokles (s. Anm. 7), S. 65.

Lexikon der Alten Welt, hrsg. von Carl Andresen [u.a.], Bd. 2: Haaropfer – Qumrān, Tübingen/Zürich 1994, Spalte 2389.

Ernst Meyer, Einführung in die antike Staatskunde, Darmstadt 1968, S. 68.

Meyer (s. Anm. 15), S. 69.

Meyer (s. Anm. 15), S. 69.

Victor Ehrenberg, Sophokles und Perikles, München 1956, S. 35.

Frank Kolb, »Polis und Theater«, in: Gustav Adolf Seeck (Hrsg.), Das griechische Drama, Darmstadt 1979, S. 504.

Ehrenberg (s. Anm. 18), S. 34.

Menge-Güthling (s. Anm. 8), S. 388: kerýkeion ist der Heroldsstab; kéryx der Herold; Ausrufer, kerýkeuma die Botschaft.

Menge-Güthling (s. Anm. 8), S. 473.

Menge-Güthling (s. Anm. 8), S. 473.

Ehrenberg (s. Anm. 18), S. 36.

Ehrenberg (s. Anm. 18), S. 35.

Ehrenberg (s. Anm. 18), S. 39.

Ehrenberg (s. Anm. 18), S. 112.

Grundzüge der Geschichte. Oberstufe / Ausg. B, Bd. 1: Von der Urzeit bis zum Zeitalter des Absolutismus, bearb. von Rudolf Weirich und Gerhart Bürck, Frankfurt a.M. [u. a.] 1966, S. 60.

Max Pohlenz, Gestalten aus Hellas, München 1950, S. 215.

Harenbergs Lexikon der Weltliteratur. Autoren – Werke – Begriffe, Dortmund [o. J.], Bd. 5, Spalte 2701.

Pohlenz (s. Anm. 29), S. 220.

Christian Meier, Die politische Kunst der griechischen Tragödie, München 1988, S. 7.

Meier (s. Anm. 32), S. 7.

Pohlenz (s. Anm. 29), S. 216 f.

Pohlenz (s. Anm. 29), S. 217.

Ernst Buschor, Über das griechische Drama, Zürich/München 1979, S. 9.

Buschor (s. Anm. 36), S. 9.

Pohlenz (s. Anm. 29), S. 216.

Pohlenz (s. Anm. 29), S. 216.

Lexikon der Alten Welt (s. Anm. 14), Spalte 2457.

Grundzüge der Geschichte (s. Anm. 28), S. 63.

Buschor (s. Anm. 36), S. 11.

Eberhard Hermes, Interpretationshilfen: Der Antigone-Stoff, Stuttgart [u. a.] 2001, S. 14.

Hermes (s. Anm. 43), S. 14.

Georg Wilhelm Friedrich Hegel, »Vorlesungen über die Philosophie der Religion«, in: Marion Giebel, Erläuterungen und Dokumente. Sophokles, »Antigone«, Stuttgart 1992, S. 60 f.

Georg Steiner, »Die Antigonen«, in: Giebel (s. Anm. 45), S. 78.

Jeffrey Eugenides, Middlesex, Reinbek b. Hamburg 2003, S. 462.

Peter von Matt, Verkommene Söhne, mißratene Töchter. Familiendesaster in der Literatur, München/Wien 1995; S. 115.

Antigone, die thebanische Königstocher, ist eine der berühmtesten Frauenfiguren der europäischen Theatergeschichte. Ihr Leitspruch »Nicht mitzuhassen, mitzulieben bin ich da«, aus der Mitte des Dramentextes entnommen, hat immer wieder Beifall

Die ThematikTragödie des Sophokles, in deren Mittelpunkt Antigone steht, handelt von einer Staatskrise, in der sich Antigone, die Tochter des verbannten Königs Ödipus, entgegen den Anordnungen des neuen Königs für die Bestattung des Bruders einsetzt und sich dabei auf ein höheres göttliches Recht beruft, das den vom Staat erlassenen Anordnungen überlegen sei. Es geht also um Macht und Recht, um eingeforderten Gehorsam und das Recht auf Widerstand gegen herrscherliche Willkür.

Antigone und ihre Geschwister Ismene, Polyneikes und Eteokles sind Gestalten aus der griechischen Der thebanische SagenkreisSagenwelt. Theben, die Hauptstadt Böotiens, einst Mittelpunkt eines Königreichs, heute ein kleines bescheidenes Landstädtchen, ist ihre Heimat. Ihre Eltern sind Ödipus, der aus Theben vertriebene Tyrann, und dessen Gattin Iokaste, die sich selbst das Leben nahm, als die Untaten ihres Mannes bekannt wurden. Die ganze Familiengeschichte gehört zum sogenannten thebanischen Sagenkreis.

Diese Sagen aus geschichtlicher Vorzeit waren die Hauptstoffquelle für die Dramatiker in Athens Blütezeit. Wichtigster Schauplatz für ihre Dramen war Athens Das Dionysostheater in AthenDionysostheater. Hier erfuhren die meisten der uns überlieferten Tragödien ihre erste

Drei Tragödiendichter fanden schon in der Antike höchste Anerkennung und gelten auch heute noch als Klassiker: Aischylos, Sophokles und Euripides. Der Tragödiendichter SophoklesSophokles, der mittlere, der nach eigenen Aussagen von Aischylos lernte und später in Euripides einen Konkurrenten erhielt, wurde 497 oder 496 v. Chr. in Athen geboren und starb in seiner Heimatstadt im Jahr 406 oder 405 v. Chr. Insgesamt schrieb er 123 Dramen. Davon sind sieben Tragödien vollständig erhalten. Sie waren schon in der Antike zu einer besonders anerkannten Auswahl zusammengefasst. Die Tragödie Antigone gehört ebenso wie König Ödipus und Ödipus auf Kolonos, weitere Werke des Dichters Sophokles, stofflich zum thebanischen Sagenkreis, der Bedeutung nach zum klassischen Repertoire altgriechischer Tragödiendichtung – und damit zum literarischen Weltkulturerbe.

Aktuell oder antiquiert?Trotzdem ist die Frage berechtigt, ob eine Tragödie, die aller Wahrscheinlichkeit nach im Jahre 442 v. Chr. im alten Griechenland aufgeführt wurde und einen Stoff behandelt, der damals schon uralt war, das Interesse von Zuschauern und Lesern des 21. Jahrhunderts beanspruchen kann. Zugespitzt lautet die Frage, ob das, was in diesen Stücken geboten

Die Personen, die in der Tragödie Antigone aufeinandertreffen, sind Bürger einer Stadt beziehungsweise eines Stadtstaates. Sie leben in einer Krisenzeit und haben alle ihre eigenen Konflikte zu lösen. In problematischen Situationen haben sie Entscheidungen zu treffen, für die sie Begründungen suchen und die sie vor anderen rechtfertigen müssen. Als führende Politiker auf der einen Seite und als gelenkte Bürger auf der andern stehen sie vor den konkreten Grundfragen der PolitikFragen: Was darf der Staat von dem einzelnen Bürger verlangen? Welche Pflichten haben die Bürger gegenüber dem Staat? Wo sind die Grenzen der Selbstbestimmung des Einzelnen, und wo sind die Grenzen der Verfügungsgewalt des Staates? Jede einzelne Frau – hier vor allem: Antigone und Ismene – und jeder einzelne Mann – hier vor allem Kreon, der Herrscher, und Haimon, sein Sohn – haben zu fragen: Was soll ich tun? Und: Was ist die Grundlage meines Tuns?

Diese Fragen werden in dem Drama gestellt, jedoch nicht endgültig beantwortet. Die Konflikte lösen sich nicht wohlgefällig auf; die auf die Bühne gebrachte Geschichte endet tragisch: Kein Grund zur Resignation, sondern Aufforderung zur produktiven Auseinandersetzung!

Eine Entscheidung kann das Theater- und Lesepublikum erst treffen, wenn es sich gründlich mit dem Werk auseinandergesetzt hat. Dabei hat es der Betrachter im Theater sicherlich leichter, da ihm das

Ein wichtiger Grund, sich mit dem übersetzten Text einer klassischen griechischen Tragödie zu beschäftigen, ist sicherlich auch darin zu sehen, dass das griechische Theater die gesamte Die Tradition des europäischen TheatersTradition des europäischen Theaters begründet. Wer die Geschichte dramatischer Dichtung kennenlernen will, muss bei den Ursprüngen in der Antike beginnen. Nur so wird er das jeweils Neue und Moderne angemessen einschätzen können.

Bei einer historisierenden Betrachtung darf es jedoch nicht bleiben, wenn man dem Vorwurf entgehen will, einen insgesamt überflüssigen Museumsbesuch in einem Antikensaal mit zufällig erhaltenen Marmorfiguren absolviert zu haben. Es gilt vielmehr, die Herausforderung zur Diskussion anzunehmen, die in den Texten angelegt ist und die sich über Jahrhunderte erhalten hat: »Irgend etwas muss schon dran sein an dem, was geblieben ist … hundert Jahre … tausend Jahre. Etwas, woraus sich wohl doch lernen lässt.«2

Das tragische Ende der Antigone ist Teil der Familiengeschichte, in deren Mittelpunkt Thebens Herrscher Laios und Ödipus stehen. Ohne Kenntnis der Vorgeschichte sind die Zusammenhänge des tragischen Geschehens kaum zu verstehen.

Die Vorgeschichte der in der Tragödie gezeigten Handlung

Theben, die reiche Hauptstadt Böotiens, wurde im Auftrag der Götter von Kadmos gegründet. Einer seiner Enkel, Labdakos, übergab die Herrschaft an Die Vorgeschichte: Laios, Ödipus, IokasteLaios, der den Zorn der Götter erregte, als er den Sohn eines Königs entführte. Deshalb war ihm vom Delphischen Orakel angekündigt worden, dass er einst von seinem eigenen Sohn umgebracht werde. Laios glaubte dem Schicksal dadurch entgehen zu können, dass er das Kind, das seine Frau Iokaste zur Welt brachte, aussetzen ließ, nachdem diesem vorher die Füße durchstochen wurden. Doch dieses Kind wurde von einem Hirten gerettet und dem kinderlosen Herrscherpaar in Korinth anvertraut. Hier wuchs es unter dem Namen Oidipus (Schwellfuß) auf.

Als dem Herangewachsenen Zweifel kommen, ob er der leibliche Sohn seiner Eltern ist, Die Vorhersehungbefragt er seinerseits das Delphische Orakel und erhält den Hinweis, er werde seinen Vater töten und seine Mutter heiraten. Um das zu vermeiden, beschließt er, nicht

Sein Weg führt ihn nach Theben, wo eine Sphinx, ein sagenhaftes Unwesen, die Stadt bedroht. Ödipus befreit die Stadt, wird als Retter gefeiert, der die

Abb. 1: Stammbaum der Antigone

Dann wird Theben von der Pest befallen. Das Delphische Orakel erklärt, die Stadt werde erst von dieser Pest befreit, wenn der Mord an König Laios, dem Vorgänger des Ödipus, aufgeklärt sei. Die Untersuchungen ergeben, dass Ödipus unwissentlich seinen eigenen Vater erschlagen hat, als er auf dem Rückweg vom Delphischen Orakel mit einem adligen Herrn in Streit geriet, der ihn vom Weg treiben ließ. Nun ist auch klar, dass Iokaste, die Gattin seines Vorgängers, zugleich seine Mutter und seine Gemahlin ist.