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Über dieses Buch:

Glücksrezept mit Chaosgarantie … Den Studienabschluss frisch in der Tasche und den heiratswilligen Freund als attraktives Accessoire stets an der Seite – eigentlich könnte die Architekturstudentin Ella rundum glücklich sein. Doch in Wahrheit fühlt sie sich in ihrem Leben nur als Zuschauerin. Als im Unternehmen ihrer Familie in Spanien der Notstand ausbricht, ist Ella deswegen nur zu gern bereit, dort einspringen. Dabei stolpert sie dem charmanten Spanier Miro in die Arme und mit ihm geradewegs ins Abenteuer … oder ins Chaos?

Über die Autorin:

Ana Capella ist das Pseudonym einer 1963 geborenen Autorin. Nach ihrem Studienabschluss in Wirtschaftswissenschaften, Psychologie und Französisch wanderte sie nach Spanien aus, wo sich auch heute noch mit ihrem französischen Mann und ihren vier Kindern lebt. Unter ihrem zweiten Pseudonym Lea Korte veröffentlichte die Autorin bereits zahlreiche historische Romane, in denen sich die reiche Kultur und Geschichte ihrer Wahlheimat widerspiegeln.

Bei dotbooks veröffentlichte die Autorin auch ihre Romane »Sommerkuss und Meeresglitzern«, »Sommerblumenträume« und »Sommerduft und Strandgeflüster«.

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Aktualisierte eBook-Neuausgabe Juli 2018

Dieses Buch erschien bereits 2000 unter dem Titel »Chaos an der Costa Brava« bei Wilhelm Heyne Verlag, GmbH & Co. KG, München, und 2015 bei dotbooks GmbH, München

Copyright © der Originalausgabe 2000 by Wilhelm Heyne Verlag, GmbH & Co. KG, München

Copyright © der Neuausgabe 2015 dotbooks GmbH, München

Copyright © der aktualisierten Neuausgabe 2018 dotbooks GmbH, München

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.

Titelbildabbildung: Nele Schütz Design unter Verwendung von Bildmotiven von shutterstock/SMIRNOVA IRINS, shutterstock/Elena Yukusheva und shutterstock/mhatzapa

eBook-Herstellung: Open Publishing GmbH (rb)

ISBN 978-3-96148-237-5

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Ana Capella

Sommerregenküsse

Roman

dotbooks.

dedicat a un poble de l’Empordà molt especial on hem trobat molts amics entranyables

1. Kapitel

Schon seit einer ganzen Weile suchten Ella, ihr Freund Felix Hohenbach und ihre Busenfreundin Nadine in den Bistros und Cafés des Frankfurter Flughafens nach einem freien Tisch, um vor Ellas Abflug nach Spanien noch einen Cappuccino miteinander zu trinken. Endlich bemerkte Ella, dass an einem der Tische direkt neben dem Eingang der Eisdiele ein Pärchen bezahlte und gleich darauf aufstand. Aufgeregt versetzte sie Felix einen Rippenstoß.

»Mensch, Felix, das ist unsere Chance!«

Statt sofort loszurennen, blickte Felix jedoch nur prüfend in die von Ella angedeutete Richtung und wiegte unschlüssig den Kopf. Seufzend drückte Ella ihm ihre Umhängetasche in die Hand, versetzte Nadine noch einen kameradschaftlichen Knuff in die Seite und rannte los. Ohne zu zögern umlief sie die drei älteren Damen, die gerade ihren fahrbaren Koffer zu Fall gebracht hatten, drängte sich charmant lächelnd durch eine Gruppe kamerabehängter Japaner hindurch, schob ein herumhopsendes Kind mit einem ausgelassenen »Hoppla, hier komme ich!« beiseite und sank kurz darauf mit glücklichem Siegerlachen in einen der vier Korbstühle des von ihr eroberten Tisches. Nadine, die ihr nicht weniger zielstrebig gefolgt war, nahm ihren Stuhl nur Sekunden später in Beschlag. Felix hingegen schlenderte erst einmal zu den drei Damen und zeigte ihnen, wie sie ihren Koffer ziehen mussten, um künftige Missgeschicke zu vermeiden, machte dann einen höflichen Bogen um die Japaner und ließ schließlich auch noch ein paar adrett gekleideten Stewardessen der Lufthansa den Vortritt. Bis er sich auf einen der beiden freien Stühle bei den Frauen setzte, waren diese längst in ein äußerst angeregtes Gespräch vertieft.

Da bisher weder Ella noch Nadine auf den Kellner geachtet hatten, winkte Felix ihn herbei und bestellte die Cappuccinos. Auch als der Kellner etwas später ihre üppigst mit Sahne bedachten Tassen servierte, unterbrachen Ella und Nadine ihr Gespräch nicht mal für eine Sekunde; man hätte meinen können, die beiden würden sich monatelang nicht mehr sehen – und nicht nur die zwei mageren Wochen, die Ella bei ihrem Vater und ihrer Stiefmutter verbringen wollte. Eine Weile hörte Felix den beiden zu, unterdrückte ein gelangweiltes Gähnen und beobachtete dann die Leute, die aus beiden Richtungen an dem Eiscafé vorbeiströmten: der eine gehetzt mit wehendem Haar und beständig auf seine Armbanduhr geheftetem Blick, der andere ziellos umherschlendernd, ein dritter, der ständig neu stehen blieb, sich wie ein Kreisel um die eigene Achse drehte und dabei in die Luft starrte, als ob die ihm sagen könnte, wohin er seine Schritte lenken sollte … Ja, eine ganze Zeit sah Felix den Vorüberziehenden zu, doch einzig ein Liebespärchen, das sich heftig küsste und schließlich mit wehmütigem Winken auseinander ging, vermochte seine Blicke länger als nur für einen Moment auf sich zu ziehen.

Als Felix nur wenig später erneut ein Gähnen unterdrücken musste, schaute er zu Ella, was diese jedoch nach wie vor ignorierte. Felix krauste die Stirn, beugte sich über seine Cappuccinotasse und machte sich daran, die Sahne unterzurühren. Erst als er dies schon eine ganze Weile und mit zunehmender Heftigkeit tat, unterbrach Ella ihr Gespräch und wandte sich ihm mit sichtlicher Verärgerung zu.

»Mein Gott, Felix, welches Verbrechen habe ich denn jetzt wieder begangen?«

»Welches – was?« Irritiert blickte Felix auf und wurde dann angesichts Ellas gereizter Miene ebenfalls ärgerlich. »Was ist denn nun schon wieder los?«

»Diese Frage solltest wohl eher du mir beantworten, schließlich rühre nicht ich so vorwurfsvoll in meiner Tasse herum!«

»Was soll denn das heißen? Ich werde doch wohl noch meine Sahne unterrühren dürfen!«

»Solange du dabei nicht nervtötend herumklapperst, schon. Aber du klapperst dabei nervtötend herum. Und zwar absichtlich!« Ohne das leiseste Klirren zu verursachen, legte Felix den Kaffeelöffel auf seiner Untertasse ab und streckte Ella die leeren Hände entgegen. »Ist Ihnen jetzt wohler, gnädige Frau?«

»Verdammt, Felix, nein! Und wenn du dich darüber ärgern solltest, dass ich mich mal fünf Minuten lang mit jemand anderem als mit dir unterhalte …«

»Fünf Minuten?« Felix ließ ein ungläubiges »ah!« ertönen.

»Seit wir aus dem Auto gestiegen sind, hast du keine Silbe mehr mit mir gewechselt! Aber selbst dazu habe ich nichts gesagt. Und auch nicht gerührt!«

Beschwichtigend hob Nadine die Hände. »Jetzt streitet euch doch nicht! Immerhin werdet ihr euch gleich zwei Wochen lang nicht mehr sehen!«

»Apropos nicht sehen …« Felix fuhr sich mit allen zehn Fingern durch seine dicken blonden Locken und machte dabei ein Gesicht, als wolle er mit dieser Geste zugleich auch einen Schlussstrich unter ihre kleine Auseinandersetzung ziehen. Und tatsächlich schlug er gleich darauf einen ganz freundlichen, fast schon besorgt klingenden Umgangston an. »Hast du dir eigentlich etwas zum Lesen eingepackt?«

Ella schüttelte den Kopf. »Wozu? Ich glaube kaum, dass ich mich bei meinem Vater langweilen werde!«

»Wenn du damit auf das Chaos anspielst, das er bisweilen veranstaltet, dürftest du wohl Recht haben.« Die Erwähnung von Ellas Vater ließ einen Hauch gutmütigen Neids in Felix’ Stimme mitklingen. »Aber ich dachte bei meiner Frage ohnehin nur an den Flug. Diese zwei Stunden im Flieger können einem endlos erscheinen, wenn man nichts hat, womit man sich beschäftigen kann.«

Ella seufzte. »Und was soll ich deiner Meinung nach jetzt tun? Vielleicht noch mal schnell in die Stadt ins Bücherstübchen fahren und erst eine Maschine später fliegen?«

»Es wäre wahrscheinlich einfacher, wenn ich dir da drüben am Kiosk ein paar Zeitschriften hole …« Felix zog die Augenbrauen hoch und schnaufte dazu durch die Nase – und Ella verstand nur zu gut, was er damit sagen wollte: Warum musst du immer gleich so schroff reagieren! Ich meine es doch nur gut mit dir! – Ja, ja, ja!, dachte Ella. Nur gut! – Aber je länger sie Felix kannte, desto weniger konnte sie es ertragen, dass er es immer nur gut mit ihr meinte. Und nicht weniger ärgerlich fand sie, dass sie auf diese Blicke stets passend reagierte, denn auch jetzt kam sie sich prompt wieder undankbar und kratzbürstig vor und meinte wie zur Entschuldigung: »Ja, natürlich hast du Recht. Eine Illustrierte für den Flug wäre wirklich nicht schlecht.«

»Na also!« Befriedigt stand Felix auf. »Dann gehe ich dir rasch eine kaufen. Aber trink in der Zwischenzeit deinen Kaffee aus. In spätestens einer Viertelstunde musst du in der Abflughalle sein!«

Als ob ich nicht selbst wüsste, wann ich wo zu sein habe! Ella spürte ein neues Brodeln in sich aufsteigen, schaffte es aber, ihre Worte nicht laut werden zu lassen, denn irgendwie fand sie, dass jetzt, so kurz vor dem Abflug, wohl wirklich nicht der richtige Zeitpunkt war, um sich mit Felix auf eine Grundsatzdiskussion einzulassen. Als Felix außer Hörweite war, musste sie ihren Gefühlen aber wenigstens Nadine gegenüber mit einem tiefen Seufzer Luft verschaffen: »Kannst du mir einmal verraten, wie ich es schaffe, diesen Mann jetzt schon seit vier Jahren Tag für Tag auszuhalten?!«

Nadine lachte belustigt auf. »Ein bisschen was von Hund und Katz habt ihr allerdings. Deswegen verstehe ich auch nicht, wie ihr erwägen könnt zu heiraten.«

»Was heißt da ›erwägen‹? Du kennst doch Felix und seinen Planungswahn! Solange er während des Studiums seine Häuser planen konnte, ließ es sich ja noch aushalten, aber seit wir mit der Uni fertig sind, erstellt er noch fürs Zähneputzen Ablaufpläne und Richtzeiten. Und nichts anderes ist dieser Heiratsplan!«

»Aber du hast ja gesagt?«

»O nein! Ich habe vielleicht gesagt–und dass ich es mir überlegen werde. Außerdem hängt sowieso alles davon ab, ob Felix wirklich in diese Architektengemeinschaft aufgenommen wird. Ein Felix Hohenbach heiratet nicht, wenn er nicht genau weiß, dass er auch wirklich für zwei Leute sorgen kann!«

»Wogegen sich rein gar nichts sagen lässt – zumal du tatsächlich noch keinen Job in Aussicht hast.«

»Sagen wir einmal so: es ließe sich nichts dagegen sagen, wenn dahinter nicht Felix’ ewige ›Ich sorge für alles‹-Manie stecken würde. Ganz ehrlich: damit raubt er mir allmählich den letzten Nerv!«

»Womit wir wieder bei eurem Hund-und-Katz-Verhältnis angekommen wären!« Nadine grinste. »Jetzt mal ganz im Ernst: warum hast du nicht gleich nein gesagt?«

»Weil … weil …« Hilflos zuckte Ella mit den Schultern und warf Felix, der noch immer kritisch den Zeitschriftenständer durchforstete, einen nachdenklichen Blick zu. Und gerade, als würde er ihren Blick bemerkt haben, hob dann auch Felix den Kopf und erwiderte ihn mit so viel fürsorglicher Liebe, dass Ella erneut Gewissensbisse bekam. Schnell wandte sie den Blick ab, nahm ihren Kaffeelöffel und schnitt damit in ihrer Sahne herum.

»Mein Gott, warum ich nicht gleich nein gesagt habe … Es ist ja nicht so, dass Felix nur nervige Eigenschaften hat. Meistens kommen wir sogar ganz gut miteinander aus und irgendwie liebe ich ihn ja auch.«

»Und wie oft – außer gerade eben – ist dir das in den letzten Monaten aufgefallen?«, fragte Nadine noch breiter grinsend weiter.

Ella sah sie einen Moment lang irritiert an, aber da kam Felix bereits zurück, und so brauchte sie auf diese Frage weder Nadine noch sich selbst eine Antwort zu geben.

»Hier, ich hab’ dir gleich zwei mitgebracht!« Höchst zufrieden reichte Felix Ella eine Brigitte und eine Cosmopolitan. »Die dürften deinem Geschmack entsprechen.«

»Na ja, so in etwa.« Ella bemühte sich, ihre Unzufriedenheit mit seiner Wahl runterzuschlucken, aber letztlich musste sie es doch loswerden. »Wie kommst du eigentlich auf die Idee, dass Frauen sich nur für solche Zeitschriften interessieren? Schließlich habe ich doch genau wie du Architektur studiert! Für dich selbst hättest du unter Garantie Ambiente und die Frankfurter Rundschau gekauft – warum also nicht für mich?«

»Dir soll mal einer was recht machen!« Kopfschüttelnd nahm Felix seine leichte Sommerjacke von der Stuhllehne und warf sie sich über die Schulter. »Außerdem hättest du ohne mich jetzt überhaupt keine Zeitschrift!«

»Ja, ja! Wie könnte es auch anders sein, als dass du in allem Recht behältst!« Missmutig stopfte Ella die beiden Zeitschriften in ihre Umhängetasche und gab dem Kellner ein Zeichen, dass sie bezahlen wollte – aber natürlich bestand Felix darauf, die Rechnung zu begleichen.

Als Ella kurz darauf mit Felix und Nadine an der Personenkontrolle ankam, merkte sie, wie sich ein flaues Gefühl in ihr breit machte. Beklommen blickte sie zu Felix hinüber, hoffte, dass ihm der Abschied nicht leichter fiel – und stellte zu ihrer großen Beruhigung fest, dass auch Felix den Streit längst vergessen hatte und zudem alles andere als glücklich aussah.

»Ja, Ella, jetzt wird es Ernst …« Felix reichte ihr ihre Reisetasche und drückte dabei kurz, aber kräftig ihre Hände. »Von jetzt an musst du selber auf dich aufpassen!«

»Ich werde mir Mühe geben!« Ella boxte ihm betont lässig gegen den Oberarm und schickte dann noch ein Lachen hinterher, das zunächst einigermaßen munter klang, dann aber schnell in einem kläglichen Aufschluchzen ertrank.

»Mensch, Felix!« Heulend warf Ella sich an Felix’ behaglich breite Brust.

»Aber Ella, es ist doch nur für zwei Wochen!« Felix strich ihr mit der einen Hand über ihr langes, dunkles Haar und drückte sie mit der anderen fest und fester an sich heran. »Und wenn ich von der Architektengemeinschaft schon in den nächsten Tagen eine positive Antwort kriege, komme ich auch gleich nach!«

»Ganz bestimmt?«

»Aber klar doch! Was denkst du denn?!« Wie zur Bekräftigung klopfte Felix Ella noch einmal auf den Rücken, ließ sie dann los und zog aus der Hosentasche seiner Jeans ein stark nach Bügelstärke riechendes Stofftaschentuch hervor, mit dem er ihr die Tränen von den Wangen tupfte. »Außerdem weißt du ganz genau, dass ich es sowieso lieber gesehen hätte, wenn du erst in ein paar Wochen gefahren wärst – dann hätte ich nämlich von vornherein mitfahren können! Aber wie immer musste ja auch diesmal wieder alles nach deinem Kopf gehen!«

»Ach, manchmal verstehe ich mich selber nicht …« Kleinlaut kramte Ella aus ihrer Umhängetasche ein Tempotaschentuch hervor und schnäuzte sich heftig. »Ich dachte eben, ein bisschen Abstand würde uns auch einmal gut tun. Schließlich hängen wir sonst rund um die Uhr aufeinander!«

»Ich weiß doch. Und zwei Wochen sind ja auch keine Ewigkeit.«

Ella schniefte noch einmal und nickte schließlich. »Also dann: pass auf dich auf – du Oberlehrer!«

»Du auch auf dich, du Wirrkopf! Und grüß deinen Vater! Seine Angelina natürlich ebenso! Und halt!« Ella war eben an der Reihe, von der Sicherheitsbeamtin abgetastet zu werden, als Felix sie am Handgelenk packte und noch einmal zurückzog. »Du willst doch wohl nicht etwa ohne einen ordentlichen Abschiedskuss abreisen, oder?«

»Wo du das jetzt so sagst – nein, eigentlich nicht!« Lachend fiel Ella dem schon wieder pikiert dreinblickenden Felix um den Hals, küsste ihn sogar noch um einiges mehr als nur ›ordentlich‹, winkte Nadine zu und verschwand schließlich mit den anderen Passagieren in der Abflughalle.

»Na, endlich geht es los!«

Kaum spürte Ella den feinen Ruck des Anfahrens des Flugzeuges, sank sie entspannter in die samtigen Polster ihres Sitzes zurück und schaute erwartungsvoll durch das kleine Fenster an ihrer rechten Seite hinaus. Schnell verschwanden die anderen Flugzeuge aus ihrem Sichtfeld und gaben den Blick auf das weiträumige Flughafengebäude frei, das, je lauter und heller die Motoren dröhnten und fiepten, umso kleiner und unscheinbarer wurde. Und dann spürte Ella endgültig diesen sanften Ruck, der sie einen Moment lang tiefer in ihren Sitz drückte und das Abheben des Flugzeugs begleitete. Rundum glücklich und zufrieden seufzte sie: Jetzt konnte sie nichts mehr aufhalten!

Überhaupt konnte Ella es auf einmal kaum mehr erwarten, wieder bei ihrem Vater und Angelina zu sein. Über ein halbes Jahr hatte sie die beiden jetzt schon nicht mehr besucht, weil sie rund um die Uhr für ihre letzten Examensprüfungen hatte lernen müssen. Und ob sich diese Plackerei gelohnt hatte – Ella bezweifelte es. Klar, ihren Abschlussnoten hatte es zu einem guten Schliff verholfen, aber so rar, wie Stellen für Innenarchitekten (und noch mehr für Innenarchitektinnen!) waren, würde ihr auch das nicht viel helfen, und bisher hatte sie sowieso noch keine Lust gehabt, sich irgendwo zu bewerben. Wenn Ella ehrlich zu sich war, musste sie zugeben, dass es sogar noch mehr war, als nur ›keine Lust‹ zu haben. Regelrechte Beklemmung empfand sie bei dem Gedanken, jetzt die Uni gegen einen Arbeitsplatz tauschen zu müssen, und sie wusste auch warum: es lag so etwas Endgültiges, so etwas Fertiges und Festgefahrenes in diesem Schritt. Und wenn sie dann noch Felix heiratete … mein Gott, dachte Ella, dann kann ich meine Memoiren ja schon gleich heute bis ins letzte Detail ausarbeiten. Und je länger Ella über dieses Thema nachdachte, desto mehr spürte sie, wie sich ihr Brustkorb verengte und eine wilde, verzweifelte Sehnsucht in ihr aufkam, dass das doch nicht schon alles gewesen sein konnte. Verdammt, es musste doch mehr geben als in irgendeinem Frankfurter Büro zu hocken, auf ein Häuschen im Grünen zu sparen und die obligatorischen zwei Kinder in die Welt zu setzen. Es musste doch auch Raum für Träume geben – und einen Mann, der diese Träume mit träumte! Und wenn sie es sich genauer überlegte, brauchte sie ihren Blick gar nicht einmal so weit schweifen lassen: ihr Vater und Angelina waren das beste Beispiel dafür, dass es auch anders ging. Glücklicher als die beiden konnten zwei Menschen miteinander und mit ihrem Leben nicht sein! Wie aber brachten sie es fertig, dass jeder von ihnen seinen Traum verwirklichte und sie trotzdem so gut miteinander auskamen? Immerhin so gut, dass ihre Liebe jetzt schon seit bald 15 Jahren jedes Jahr größere Blüten trieb! Ein chaotisch-konfuser Maler und eine allgemein beliebte, überaus korrekte Immobilienmaklerin …

Was Ella an der Beziehung der beiden noch mehr faszinierte, war, dass sie ihren Vater von früher her ganz anders in Erinnerung hatte, als er heute war. Immerzu knurrig und schlecht gelaunt war er da gewesen, ein stinkbequemer Pascha, dem die Worte Pflicht und Verantwortung bestenfalls ein müdes Zucken der rechten Augenbraue entlockt hatten. Sechs Jahre alt war sie gewesen, als ihre Mutter ihren Vater vor die Tür gesetzt hatte. Für ihre Mutter war es ein Befreiungsschlag gewesen, für sie der traurigste Tag ihres Lebens, denn wenn ihr Vater einen seiner guten Tage gehabt hatte, war es auch toll mit ihm gewesen: jede Menge Dummheiten hatte er dann mit ihr gemacht, sie immerzu geherzt und geküsst und sie mit zu seinen Malerkollegen genommen, die dann um die Wette Skizzen von ihr gemacht hatten. Manchmal war er auch mit ihr in den Zoo gegangen und hatte ihr vor den Tigerkäfigen gruselige Geschichten erzählt und sie dann spätabends noch so lange Karussell fahren lassen, bis ihr ganz schwindlig davon geworden war.

Ein paar Jahre nach der Trennung von ihrer Mutter hatte ihr Vater dann Angelina kennen gelernt. Nur für eine Woche Osterferien war Ella damals bei ihm gewesen, und so wenig sie mit ihren elf Jahren auch vom Leben wusste, so klar war ihr geworden, dass diese schöne, fremde Frau an ihrem Vater Wunder vollbrachte. Ein Lächeln von Angelina genügte und ihr stockbequemer, extrem egoistischer Vater sprang auf und half ihr in die Jacke, kaufte ihr Orchideen und stand sich in Modegeschäften die Beine in den Bauch. Weich hatte Angelina ihn gemacht, freundlich und sanft, aus dem grummelnden, dröhnenden Koloss ganz unerwartete, fürsorgliche und geduldige Seiten herausgelockt. Und sie liebten sich. Der eine den anderen, jeden Tag aufs Neue und immer noch ein bisschen mehr.

Vom ersten Augenblick an hatte auch Ella sich damals zu der heiteren, warmherzigen Frau mit dem perlenden Lachen hingezogen gefühlt, und während ihre Mutter sich in den folgenden Jahren zielstrebig von ihrem abgewetzten Lokalredakteurstuhl zum weichgepolsterten Chefredakteursessel einer großen Tageszeitung hinaufgearbeitet hatte, war Angelina für sie immer mehr der Mensch geworden, zu dem sie sich mit ihren Fragen und Problemen hingeflüchtet hatte. Klar, Verlass war auch auf ihre Mutter stets gewesen, aber in sie hineinsehen, das hatte immer nur Angelina gekonnt – und dies sogar übers Telefon. Eine Sternschnuppe hatte ihr Vater Angelina einmal genannt, eine Sternschnuppe, die vom Himmel herabgefallen und Mensch geworden war – und Ella wusste, wie Recht er damit hatte.

»Ach, Angelina«, seufzte Ella plötzlich in Gedanken auf. »Wenn ich doch nur immer bei euch leben könnte!«

Fast erschrocken setzte sie sich im gleichen Moment auf. Aber warum sollte ich das denn nicht können, jetzt, wo ich mein Studium abgeschlossen habe?! Warum sollte ich mir nicht dort eine Arbeit suchen? Mir Zeit nehmen und herumprobieren? Und vielleicht sogar Felix Felix sein lassen und mir stattdessen lieber einen Mann suchen, mit dem ich auch eine Chance habe so glücklich zu werden, wie Angelina es mit meinem Vater ist?!

Und je länger Ella darüber nachdachte, warum sie das zähe, gravitätisch ernste Dasein zwischen ihrer Mutter und Felix nicht gegen das sonnig-warme Leben bei Angelina und ihrem Vater eintauschen sollte, desto weniger Gründe fielen ihr dafür ein. Schließlich hatte Angelina sie ja schon oft genug eingeladen, einmal länger als nur die üblichen paar Wochen Ferien bei ihnen zu bleiben; Platz hatten die beiden in ihrem Haus auch genug und sobald sie eine Arbeit gefunden hatte, konnte sie sich ja auch eine eigene Wohnung suchen! Wieder und wieder schüttelte Ella den Kopf und fragte sich, warum ihr diese Idee nicht schon längst gekommen war.

2. Kapitel

Ella war eine der Ersten, die ihren Koffer auf dem Fließband der Gepäckausgabe des Barcelonaer Flughafens entdeckte. Beherzt packte sie ihn an seinem abgewetzten Ledergriff, wuchtete ihn hoch und ließ ihn gleich darauf wieder mit einem Ächzen neben sich zu Boden sacken. Natürlich war ihr Koffer auch in Frankfurt schon schwer gewesen, aber so schwer?

Unschlüssig wischte Ella sich mit dem Handrücken ein paar Schweißperlen von der Stirn, stützte dann die Hände in die Hüften und blickte zum Ausgang. Gut 70 Meter durch diesen stickig heißen, fensterlosen Gebäudeteil mochten bis dahin noch vor ihr liegen. Ella fiel auf, dass einige ihrer Mitreisenden sich von irgendwoher diese praktischen Gepäckwagen besorgt hatten. Doch genau wie die anderen Male, die sie hier angekommen war, konnte sie auch heute kein einziges dieser Gefährte unbenutzt herumstehen sehen.

Ach, was soll’s, sagte Ella sich schließlich. Für einen Hünen wie ihren Vater war es ohnehin kein Problem, den Koffer und die leider auch nicht viel leichtere Reisetasche mit der Muskelkraft seiner Arme zum Auto zu befördern. Und die paar Meter bis zum Ausgang würde sie schon auch noch ohne mechanische Hilfe bewältigen. Entschlossen hängte sie sich ihre Umhängetasche über die Schulter, packte den Griff des Koffers mit der rechten, den der Reisetasche mit der linken Hand und schob sich zugleich mit einem Schwall Mitreisender dem Ausgang entgegen.

Schon als Ella noch gut zehn Meter von der automatischen Schiebetür des Ausgangs entfernt war, öffnete diese sich für ein vor ihr gehendes Rentnerehepaar. Ella erhaschte einen Blick nach draußen und fühlte, wie ihr Herz angesichts der wild durcheinander wogenden Köpfe der Wartenden heftiger schlug. Mensch, Papa!, freute sie sich, vergaß darüber sogar, dass ihr die Griffe ihrer Gepäckstücke tiefer und tiefer ins Fleisch schnitten, und brachte die paar ihr noch fehlenden Schritte nach draußen fast schon im Laufschritt hinter sich.

Als Ella in die Vorhalle hinaustrat, konnte sie sich aber keineswegs gleich nach ihrem Vater umsehen. Das Tageslicht empfing sie mit einer derart beißenden Kraft und Helligkeit, dass sich ihre Augen erst nach und nach an das neue Licht gewöhnen mussten. Mein Gott, stöhnte Ella voller Behagen, wie hatte sie nur vergessen können, wie viel strahlender und durchdringender das Sonnenlicht hier war?! Sonnenlicht, ja, warmes, prickelndes Sonnenlicht flutete ihr entgegen, denn der Architekt des Flughafens hatte den Reisenden offensichtlich schon gleich bei ihrer Ankunft klarmachen wollen, dass sie hier im Reich des Lichts wandeln würden, und darum die ganze südliche Front des Flughafengebäudes von oben bis unten verglast.

Noch immer blinzelnd versuchte Ella unter der Hydra aufgeregt durcheinander zappelnder und rufender Köpfe den ihres Vaters auszumachen, konnte ihn aber nicht entdecken. Sie sah, wie das Rentnerehepaar in die Arme einer jungen Frau sank, worauf sie alle vor Glück weinten; sah, wie ein verschüchtert wirkender junger Mann auf eine nicht weniger verschüchterte junge Frau zuging und dann einen hübschen, kleinen Strauß roter Rosen hinter seinem Rücken hervorzauberte, und sah, wie eine junge Frau mit straff geflochtenem Zopf und dunkelblauem Kostüm ein Schild mit der Aufschrift ›TUI-Reisende bitte hierher‹ hochhielt und damit wie ein Magnet einen ganzen Schwung ihrer Mitreisenden anzog. Und schließlich fiel Ella noch etwas auf: dass sie als letzte übrig geblieben war. Prompt fühlte sie sich damit aufs Ärgste an ihre Kindheit erinnert. Beim Ballettunterricht war’s, wenn sie als einzige noch auf der Holzbank im Umkleideraum hockte, und später beim Kindergeburtstag, im Schulhof, nach dem Basketball …

Ella merkte, wie sich in ihrem Hals ein Kloß breit machte, und stampfte wütend mit dem Fuß auf. O nein, sie brachte er nicht mehr zum Heulen. Das dürre, kleine Mädchen mit den traurigen Rattenschwänzen war ihm vielleicht nicht gewachsen gewesen, aber sie war nicht mehr dürr, sie hatte endlich die Pölsterchen an den wichtigen Stellen bekommen und war dazu immerhin eins vierundsiebzig groß! Auch ihr dickes, langes offenes Haar, ihre großen, dunklen Augen, ihre gerade Nase und ihr munterer, kleiner Mund zeugten davon, dass es sich bei ihr nicht mehr um ein hilfloses Geschöpf handelte. O ja, sie war erwachsen geworden, in einigen Bereichen dank der Enttäuschungen, die ihr Vater ihr während ihrer frühen Kindheit immer wieder zugemutet hatte, sogar schon vor der Zeit. Und deswegen dachte sie jetzt keineswegs daran, in Tränen auszubrechen!

Mit neuer Entschlusskraft schnappte Ella sich Koffer und Reisetasche, schleppte beides zum Informationsschalter und fragte in zwar gebrochenem, aber dafür um so lauteren Spanisch, ob jemand eine Nachricht für Ella van Roques hinterlassen hatte.

»Para Ella van Roques? Un momento.« Die Dame blickte fragend zu ihrer Kollegin, doch schließlich schüttelten beide den Kopf. Wieder fühlte Ella, dass ihr Hals enger wurde, warf dann aber ihr Haar zurück und ging mit erhobenem Kopf hinüber zu der Bank, die dem Informationsschalter gleich gegenüberstand. Und heulen tat sie wirklich nicht.

Während der nächsten Stunde pendelte Ella beständig zwischen dem Münzfernsprecher und ihrer Holzbank hin und her, hatte im Haus ihres Vaters aber doch nur immer den Anrufbeantworter erreicht und eigentlich ihrem Vater auch gar nichts anderes raten wollen: Schließlich waren es von Palamós, wo er wohnte, bis zum Flughafen gut zwei Stunden Fahrzeit, und die wollte er ja allerdings hoffentlich nicht erst jetzt hinter sich bringen!

Auch ausrufen lassen hatte Ella ihren Vater jetzt schon einige Male, was ihn jedoch ebenfalls nicht herbeigezaubert hatte, und irgendwie hatte Ella auch das nicht erwartet: schließlich war die Halle hier kaum größer als ein Fußballplatz und so übersichtlich, dass man sich einfach nicht verfehlen konnte.

Je länger Ella ernsthaft darüber nachdachte, ob ihr Vater sie tatsächlich wieder einmal vergessen haben sollte, desto unwahrscheinlicher erschien es ihr. Natürlich vergaß ihr Vater die Welt um sich herum, wenn er an einem seiner riesigen Ölgemälde arbeitete, aber außer ihm gab es ja auch noch Angelina und die vergaß nie etwas. Ganz sicher kannte Ella keinen weiteren Menschen, der ein so zuverlässiges und elefantenmäßiges Gedächtnis hatte wie Angelina. Am deutlichsten war dies für Ella immer dann geworden, wenn sie im Sommer ein paar Wochen in Angelinas Immobilienbüro mitgearbeitet hatte. Während sie selbst den Turbulenzen im Büro immer mit einer Unzahl selbstklebender Notizzettel Herr zu werden versucht hatte (wobei sie letztlich aber auch noch Notizzettel benötigte, um gewisse andere Notizzettel auch beizeiten wieder zu finden), brauchte Angelina weder das noch ein Telefonregister, Adressbuch oder einen Kalender. Sie behielt alle wichtigen Daten einfach so im Kopf. Wenn Ella sie fragte, wie sie das anstellte, lachte Angelina immer nur und meinte, dass sie es so ›am praktischsten‹ fand: »Nur so habe ich wirklich immer alle wichtigen Informationen bei mir!«

Und eben darum und weil Angelina die Zerstreutheit von Ellas Vater aus eigener leidvoller Erfahrung kannte, konnte Ella sich immer weniger vorstellen, dass nicht wenigstens Angelina auf die rechtzeitige Abfahrt ihres Vaters zum Flughafen geachtet haben sollte. Aber wenn seine Zerstreutheit nicht der Grund für sein Nichterscheinen war – was war es dann?!

Als noch eine weitere Stunde verstrichen war, war Ellas Verstimmung vollends echter Sorge über den Verbleib ihres Vaters gewichen. Und was sie ebenso irritierte, war, dass auch ihre Versuche, Angelina im Büro zu erreichen, alle erfolglos geblieben waren. Selbst wenn Angelina mit einem Kunden unterwegs war oder sich vielleicht sogar die Zeit hatte nehmen können, mit ihrem Vater mitzufahren, hätte doch wenigstens die gute, alte Carmen ihren Anruf entgegennehmen müssen!

Endlich beschied Ella, dass weiteres Warten reine Zeitverschwendung war. Wenn sie sich ein Taxi zum Bahnhof von Barcelona nahm, sollte sie von dort eigentlich einen Zug nach Gerona bekommen können. Eine gute Stunde Fahrzeit rechnete Ella dafür ein; vom Geronaer Bahnhof wollte sie dann noch einmal telefonieren und den restlichen Weg nach Palamós notfalls auch wieder mit dem Taxi zurücklegen – was sie sicherlich eine schöne Stange Geld kosten würde: schließlich waren es von Gerona nach Palamós noch einmal über 40 Kilometer!

Noch ein letztes Mal blickte Ella sich suchend in der Vorhalle des Flughafens um, stand dann auf, krallte ihre Finger um die Griffe ihres Gepäcks und wuchtete es dem Ausgang entgegen.

Als Ella aus der Vorhalle des Flughafengebäudes hinaustrat, verschlug es ihr im ersten Moment fast den Atem. Ganz sicher war ihr hier Anfang Juli noch nie eine solch immense Hitze entgegengewallt! Mit einem gequälten Seufzer schleppte sie sich samt ihrem Gepäck zu dem Taxifahrer weiter, der mit seinem Wagen den Kopf der Taxi-Schlange bildete, und war froh, als er ihr wenigstens den Koffer sofort abnahm. Ella schaute ihm einen Moment lang zu, wie er ihre Sachen im Kofferraum seines gelbschwarzen Taxis verstaute, betrachtete sich dann ihre malträtierten Finger und strich von der Handfläche ausgehend wieder Blut in sie hinein. Auch durch das Menschengewimmel hier draußen ließ sie immer wieder einen Blick schweifen. Einmal schien es ihr sogar, als ob tatsächlich jemand ihren Namen rief. Da sie aber trotzdem keine Spur von den dicken, grau melierten Locken ihres Vaters erspähen konnte, entschied sie, dass sie allmählich wohl schon unter akustischen Halluzinationen litt.

Nicht eben bester Laune öffnete Ella schließlich die Beifahrertür des Taxis und machte unwillkürlich einen Schritt zurück, als sie merkte, welch brütende Hitze erst in diesem dunklen Gefährt auf sie wartete. In dem Bemühen, durch fächelndes Öffnen und Schließen ihrer Tür wenigstens ein bisschen Luft in den Wagen zu bekommen, wartete sie, bis der Fahrer eingestiegen war, und sank dann ergeben neben ihm auf die knallheißen Polster. Lieber Gott, ihr Urlaub fing ja viel versprechend an!

Gerade in dem Moment, als Ella die Wagentür zuschlug, hörte sie erneut jemanden ihren Namen rufen. »Ella! Ella, so warte doch!« Und als sie jetzt ihren Kopf aus dem Fenster streckte, entdeckte sie ihren Vater auch sofort. Heftig winkend lief er auf das Taxi zu.

»Papa!« Erleichtert drückte Ella die Wagentür wieder auf, sprang hinaus und fiel ihrem Vater in die Arme. »Ach, Papa, ich dachte schon, du kommst überhaupt nicht mehr!«

»Tut mir leid, wirklich! Als ich eben mit dem Wagen vorbeigefahren bin, habe ich ja auch schon einmal nach dir gerufen.« Juraj van Roques erwiderte die herzliche Umarmung seiner Tochter nur kurz.

Irritiert blickte Ella zu ihrem Vater auf. »Ist was? Ich meine …«

»Leider ja.« Juraj van Roques nickte und machte zugleich eine ungeduldige Geste, um Ella zur Eile anzutreiben. »Und deswegen muss ich auch sofort zurück. Und frag mich jetzt nichts; das würde uns nur noch mehr aufhalten. Sag mir lieber, wo dein Gepäck ist!«

Verwirrt zeigte Ella auf den Kofferraum des Taxis. Sofort winkte Juraj van Roques den Fahrer aus seinem Wagen heraus, drückte ihm ein fürstliches Trinkgeld in die Hand, nahm dafür die Koffer entgegen und lief einfach los:

Ärgerlich hastete Ella hinter ihm her. »So verstockt, dass du mich noch nicht einmal vorwarnen kannst, wenn du losrennst, musst du ja vielleicht trotzdem nicht sein! Wo steht dein Wagen überhaupt?«

Ohne seine Schritte zu verlangsamen, zeigte Juraj van Roques mit dem Kinn auf einen Punkt vor ihnen. »Da hinten. Im Halteverbot.«

Ellas Augen suchten die Straße vor ihnen ab, aber obwohl ihr Vater die zahlreichen Roststellen seines roten Mercedes mit kleinen, frechen Teufelchen übermalt hatte und der Wagen somit wirklich mehr als auffällig war, konnte sie ihn nicht entdecken.

»Wo soll dein Auto stehen?«

»Na da, der silbergraue Seat!«

Endlich entdeckte Ella den Kleinwagen, auf dessen Fahrertür ein Werbeaufdruck von Angelinas Immobilienbüro prangte, und konnte ein enttäuschtes »Ach, mit dem fahren wir …« nicht unterdrücken.

»Jetzt lass das Meckern! Und trödel nicht so herum! Ich habe dir doch gesagt, dass ich es eilig habe!«

Ella lief etwas schneller, bis sie auf einer Höhe mit ihrem Vater war, und blickte dann zu ihm auf. Halb erwartete sie, dass er ihr endlich ein, vergnügtes »Reingefallen, reingefallen!«, zurief, doch war die Miene ihres Vaters so finster und verschlossen, dass sie diese Hoffnung schnell wieder aufgab.

Nur mit viel Wenden und Drehen brachte Juraj van Roques den Koffer seiner Tochter in dem allzu kleinen Kofferraum des Wagens seiner Frau unter, drückte die Reisetasche dann auf die Rückbank und machte Ella ein Zeichen, endlich einzusteigen. Murrend befolgte Ella seine Aufforderung und fragte sich, ob die Fahrt mit dem Taxifahrer nicht doch die charmantere Art des Reisens gewesen wäre. Tatsächlich sprach ihr Vater dann auch bis zu der Autobahnauffahrt kein Wort. Nachdem Ella erst beleidigt mitgeschwiegen hatte, platzte sie mit ihrem Ärger dann doch hervor.

»Wenn du mich schon stundenlang warten lässt, könntest du dich hernach wenigstens entschuldigen. Und dann könntest du jetzt vielleicht auch endlich mit der Sprache herausrücken, warum du so schnell zurück musst!«

»Weil Angelina einen Unfall hatte.«

»Weil sie was hatte?« Erschrocken fuhr Ella zu ihrem Vater herum. »Aber wann denn? Und warum?«

»Gestern Abend ist es passiert. Mit dem Auto. Direkt in der Kurve zu unserem Haus.« Juraj van Roques ließ ein wütendes Schnaufen ertönen. »Und alles nur wegen der verdammten Fenster!«

»Wegen der Fenster?«

»Ja! Gestern war es mindestens ebenso heiß wie heute, deshalb hatte Angelina morgens die Fenster im ersten Stock offen gelassen. Als es dann am frühen Abend diesen unglaublichen Wolkenbruch gab, hatte sie Angst, dass es uns das ganze Haus überschwemmen würde.« Ungläubig schüttelte Juraj van Roques den Kopf. »Wenn Angelina in ihrem Büro geblieben wäre, wäre sie jetzt noch völlig heil und unversehrt. Völlig, verstehst du? Und .dann hätte meine Madame Übereifer ja überhaupt erst einmal zu Hause anrufen können, um festzustellen, ob ich inzwischen nicht zurück war. Aber nein, Angelina musste in den Wagen springen und in diesem Weltuntergangswetter nach Hause fahren, um ein paar verdammte Fenster zu schließen! So, wie es geschüttet hat, hatte das Haus sich außerdem sowieso innerhalb weniger Sekunden in ein Schwimmbad verwandelt. Wirklich: bis ich aus meinem Atelier hochgelaufen war, stand schon alles unter Wasser!«

»Und wie ist der Unfall passiert?«

»Letztlich hatte Angelina noch Glück im Unglück, weil sie gestern meinen Wagen hatte. Diesen Papp-Seat hier hätte es gleich ganz niedergewalzt! Der Regen war so heftig und stark, dass das Wasser bald nirgendwo mehr abfließen konnte. An etlichen Stellen kamen Hänge ins Rutschen. Gerade als Angelina mit dem Wagen in unsere Straße einbiegen wollte, kam der Bauaushub von dem neu gebauten Haus rechts unten an der Kurve ins Rutschen. Angelina hat wohl noch versucht, den Schlammmassen auszuweichen, die auf sie zukamen, aber es war zu spät. Das Auto geriet auf der Lehmpampe ins Schleudern und knallte mit dem Heck gegen eine Pinie. Und die donnerte daraufhin mit einem solchen Schlag auf das Autodach, dass ich es bis in unser Haus am oberen Ende der Straße hören konnte!«

»Und Angelina?« Ella spürte, wie ihr Herz plötzlich bis zum Hals schlug. »Ihr … ihr ist doch hoffentlich nichts passiert?«

»Leider doch.« Juraj van Roques strich mit einer energischen Handbewegung sein dickes, gut kinnlanges Haar über die Stirn in den Nacken zurück. »Ihr rechter Unterarm ist mehrfach gebrochen, dazu hat sie Prellungen, Schürfwunden und einen schweren Schock. Am schlimmsten aber ist die Kopfverletzung. Scheinbar ist sie bei dem Aufprall mit dem Kopf gegen den Türholm geknallt. Der Arzt von gestern Abend meinte, es sei nur eine kleine Platzwunde und eine leichte Gehirnerschütterung, aber heute früh hieß es auf einmal, es könnte auch mehr dahinter stecken. Gegen Mittag haben sie sie runter zur Computertomographie gebracht; wenn ich nachher wieder hingehe, wird das Ergebnis also vorliegen. Gebe Gott, dass sie bloß nichts weiter gefunden haben!«

Während der übrigen Fahrt sprach Ella kein Wort mehr. Sie sah ja, dass ihr Vater mit seinen Gedanken ohnehin nur bei seiner Frau war, und auch sie betete, dass hinter Angelinas Kopfverletzung nichts Schlimmeres steckte. Um auf andere Gedanken zu kommen, warf Ella schließlich einen Blick auf die überraschend grüne Landschaft des Hinterlandes, konnte sich aber auch damit nicht wirklich ablenken.

Auch als sie später von der Autobahn abfuhren und ihren Weg auf der Nationalstraße in Richtung Palamós fortsetzten, dort durch kleine Pinien- und Korkeichenwälder und die luftigen Pappelalleen der Ortschaften fuhren, schaffte Ella es noch nicht, ihre Sorgen um Angelina wegzudrängen. Erst der Anblick von Palamós selbst, mit den sanften umhüllenden Hügeln und der vorgelagerten, flach und offen zum Meer hinlaufenden Ebene, brachte etwas Ruhe in sie zurück. Mein Gott, dachte Ella mit einem tiefen Seufzen, wie schön es hier doch ist.

Als sie noch ein Stück weiter in die Stadt hineingefahren waren, tauchte zu Ellas rechter Seite schließlich der Strand und das Meer auf und wenig später auch der alte Fischerhafen mit dem Stadthügel und der Altstadt im Hintergrund. So weiß und strahlend, als seien sie gerade erst gestern frisch für sie gekalkt worden, blitzten Ella die schönen, alten Häuser in der Mittagssonne entgegen, und auch der alte Glockenturm, das Wahrzeichen der Stadt, schien ihr »Hola! Da bist du ja wieder!«, zuzurufen. Ella spürte, wie ihr ganz warm bei seinem Anblick wurde. Ihr war, als sei sie heimgekehrt.

Für Ellas Bedürfnis ließ ihr Vater die Strandpromenade viel zu schnell hinter sich. Zügig bog er jetzt in einen Randbezirk der Altstadt ein, um weiter zu seinem Haus nach ›La Fosca‹ zu fahren, einer nur wenige Kilometer nördlich von Palamós gelegenen Wohnsiedlung, die trotz allem Tourismus noch idyllisch geblieben war und herrliche Sandstrände hatte. Immer wieder hob einer der alteingesessenen Fußgänger die Hand, um Ellas Vater zu grüßen. Ella schaute sich derweil die Häuser an: schmale, zwei- bis dreistöckige, überwiegend weiße Häuser säumten Hauswand an Hauswand ihren Weg. Sie alle zeigten die für diese Gegend so typischen schmalen, hohen doppelflügeligen Fenster und Türen, die um diese Tageszeit entweder von innen mit weißen Klappläden oder von außen mit langen, ausgeblichenen Holzrollos vor der Sonne geschützt waren. Auch mindestens einen Balkon besaß jedes Haus, der allerdings so schmal war, dass er für kaum mehr als zum Heraustreten dienen konnte. Ein weiteres Merkmal dieser Häuser waren die Gitter vor den Fenstern im Erdgeschoss und das schwere, schmiedeeiserne Geländer um den Balkon. Doch so ähnlich die Häuser von ihrer Architektur und Aufteilung auch waren – zwei wirklich gleich aussehende gab es dennoch nicht. Während die eine Fassade makellos und frisch geweißt war, blätterte am Nebenhaus der Putz ab, am nächsten zeichneten rostbraune Farbrinnsale, die vom Balkongeländer abgingen, ihre Spuren an die Wand und die Fassade des folgenden Hauses war mit protzigen Natursteinen verkleidet. Ein Haus hatte hellblau lackierte Fensterrahmen und Türen, das nächste grüne, an den Fensterrahmen eines anderen Hauses war schon lange überhaupt keine Farbe mehr, so sehr hatten Sonne, Regen und die Fäulnis dem Holz zugesetzt. Auch ein paar rote Geranien, tieflilafarbene Bougainvilleas und die speckigen Blätter verschiedener Sukkulentenarten, die bisweilen neben einer Haustür oder auf einem dieser Austritte der Hitze und Trockenheit trotzten, brachten Farbe und Eigenleben ins Bild, zumal manche dieser Blumen in schmucke Terrakottatöpfe, andere aber lediglich in alte Putzeimer oder leere Farbtöpfe gepflanzt worden waren. Und je länger Ella sich diese Häuser und die in sie gegrabenen Spuren von Leben betrachtete, dieses bunte, friedliche Nebeneinander von Alt und Neu, Gehegt und Verlebt, desto mehr verstand sie wieder einmal, wieso ihr Vater nicht im samstäglich frisch gefegten Deutschland, sondern lieber hier lebte und malte.

Als sie den Pinienwald von ›La Fosca‹ erreicht hatten, blickte Juraj van Roques seine Tochter an und sagte ihr, dass er sie gleich nur am Haus absetzen und selbst weiter zu Angelina fahren würde. »Ich muss doch wissen, was bei der Computertomographie herausgekommen ist!«

Ella nickte. »Und du meinst nicht, dass ich …?« Unsicher sah sie zu ihm hinüber. »Ich meine, vielleicht könnte ja auch ich Angelina einen Moment lang sehen?«

»Aber natürlich kannst du das!« Ein erfreutes Lächeln entspannte für einen Moment Juraj van Roques’ Miene. »Ich dachte nur, du wolltest lieber erst auspacken und duschen.«

»Als ob mir das weglaufen würde!« Ella nickte ihrem Vater aufmunternd zu und im nächsten Moment wendete Juraj van Roques bereits den Wagen.

»Da ist es!«

Ella sah, wie ihr Vater auf ein ehemals wohl weißes, mehrstöckiges Gebäude zeigte, das wie auf einer Insel im Herzen eines in den sechziger Jahren entstandenen Wohnviertels mit überwiegend fünfstöckigen Mehrfamilienhäusern lag. Die Mühe, nach einem Parkplatz zu suchen, machte ihr Vater sich nicht. Sobald er die erste kleine Lücke in der langen Reihe von Fahrzeugen entdeckte, die am Rand der ohnehin schon schmalen Bürgersteige abgestellt waren, zwängte er seinen Wagen hinein, wobei vor Ellas innerem Auge auf einmal das Bild ihres Frankfurter Anwohnerparkausweises auftauchte und sie deswegen grinsen musste.

Kühl und nüchtern, aber bei weitem nicht so steril und chromblitzend wie die deutschen Krankenhäuser, die Ella kannte, empfing sie wenig später der weite Eingangsbereich des Krankenhauses. Juraj van Roques führte seine Tochter an dem reichlich verkratzten, ehemals wohl weißen Tresen vorbei, an dem zwei Krankenschwestern Auskünfte, Wartenummern und von einem laut ratternden Drucker ausgespuckte Aufkleber verteilten. Kurz darauf erreichten sie den Aufzug und kaum waren sie oben im zweiten Stock ausgestiegen, steuerte Juraj van Roques auch schon auf die breite, weiße Tür von Angelinas Zimmer zu.

»Señor van Roques! Warten Sie! So warten Sie doch!«

Juraj van Roques drehte sich zu der rundlichen Krankenschwester um, die ihnen eilig nachgetrippelt kam. Nur zu leicht war ihm anzusehen, wie sehr ihn diese Verzögerung verdross. »Was gibt es denn?«

»Ihre Frau ist noch nicht wieder zurück. Der Chefarzt hat die Computertomographie verschoben, weil er persönlich dabei sein wollte.«

»Der Chefarzt?« Juraj van Roques’ Stimme schwoll kehlig an. »Geht es meiner Frau denn schlechter?«

»Aber nein!« Die Krankenschwester schüttelte begütigend den Kopf. »Wir versuchen nur, unseren Patienten die bestmögliche Behandlung zukommen zu lassen – und hoffen, dass sie und ihre Angehörigen uns dafür ein bisschen mehr Vertrauen entgegenbringen, als Sie es bisher getan haben!« Die Krankenschwester nickte ihm noch einmal aufmunternd zu und verschwand dann in einem der anderen Krankenzimmer.

Düsteren Blickes sank Juraj van Roques auf einen der Holzstühle, die für Besucher im Gang bereitstanden, und ließ seinen Kopf gegen die kahle Wand zurücksinken. Ella setzte sich neben ihn und nahm schüchtern seine Hand. »Mensch, Papa, reg dich doch nicht so auf und sei wirklich lieber froh, dass der Chefarzt persönlich und nicht irgend so ein Anfänger nach ihr sieht!«

»Chefarzt oder Anfänger – die Schwester sieht das schon richtig. Ich habe allerdings kein Vertrauen zu diesen Weißkitteln!« Ungehalten stieß Juraj van Roques einen Schwall Luft heraus. »Du siehst doch, was die für ein Durcheinander veranstalten: gestern Abend hatte Angelina angeblich nur eine harmlose Gehirnerschütterung, heute früh, um die Frühstückszeit, als ich von hier weg bin, hieß es plötzlich, ganz so harmlos sei die Verletzung vielleicht doch nicht, und jetzt haben sie sogar den Chefarzt gerufen!«

»Um die Frühstückszeit bist du hier weg?« Verwirrt setzte Ella sich auf. »Um die Frühstückszeit?«

Juraj van Roques nickte. »Angelina hat mich ja regelrecht rausgeworfen. Sie wollte, dass ich das Wasser aufwische, bevor ich dich abhole.«

»Sie wollte … bevor …« Ella schüttelte den Kopf, als sei sie sich nicht sicher, ob sie richtig gehört hatte. »Aber wenn du nicht hier im Krankenhaus, sondern zu Hause warst und Angelina dich offensichtlich noch am Morgen daran erinnert hat, dass du mich abholen musst – wo, zum Teufel, hast du dann die ganze Zeit gesteckt?«

»Wo, wo, wo!« Juraj van Roques hob die Arme. »In meinem Atelier natürlich! Als ich mit dem Wischen fertig war, wusste ich nicht mehr wohin mit meiner Nervosität, und so habe ich versucht, mich mit Malen abzulenken.«

»Willst du damit allen Ernstes sagen, dass du erst dann losgefahren bist, nachdem ich das erste Mal auf deinen Anrufbeantworter gesprochen hatte?«, unterbrach Ella ihn empört. »Und dass du den Nerv hattest, dann noch nicht einmal den Hörer abzuheben, um mir wenigstens Bescheid zu geben?«

»Aber dafür bin ich dann auch wirklich sofort losgefahren!«

»Na super, wirklich: absolut erste Sahne! Ich werd’s auch ganz gewiss in meinen Memoiren vermerken!« Wütend sprang Ella von ihrem Stuhl auf und rannte davon, bevor ihr noch etwas herausrutschen konnte, was sie später vielleicht bereuen würde.