Manfred Böckl

Prophezeiungen
zum
Dritten Weltkrieg

Wann und wie wird es passieren?
Welche Teile Europas sind betroffen?
Wie und wo kann man in Bayern überleben?

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ISBN 978-3-95587-744-6

© 2018 SüdOst Verlag in der Battenberg Gietl Verlag GmbH, Regenstauf

Datenkonvertierung: le-tex publishing services GmbH, Leipzig

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Inhalt

Einführung

Erster Buchteil
Die Propheten und ihre Visionen von der Globalkatastrophe

Andreas Stormberger

Mühlhiasl

Sepp Wudy

Alois Irlmaier

Der Waldhirte Prokop

Josef Kronschnabl

Berta Hacker

Der Bauer aus Selb

Der Zellertaler Bauer

Bartholomäus Holzhauser

Der Bauer aus dem Waldviertel

Der Blinde Hirte von Prag

Die Sibylle von Prag

Der Mönch von Wismar

Der Eismeerfischer Johansson

Johannes von Jerusalem

Merlin

Zweiter Buchteil
Aussagen der Visionäre zum zeitlichen und geographischenAblauf der Globalkatastrophe

Das große Szenario der „Apokalypse“

Dritter Buchteil
Die Auswirkungen der Globalkatastrophe auf Bayern

Wann und zu welcher Jahreszeit wird die „Apokalypse“ über Bayern hereinbrechen?

Welche Informationen geben die Visionäre über den Kriegsverlauf in Bayern?

Was raten die Propheten für die Zeit der dreitägigen Finsternis?

Welche Regionen und Orte in Bayern bieten während des Krieges relative Sicherheit?

Welche Folgen wird die Globalkatastrophe in ökologischer und medizinischer Hinsicht haben?

Wie werden die Reste der bayerischen Bevölkerung einen Neuanfang versuchen?

Welche Entwicklung wird Bayern in der Epoche nach der Globalkatastrophe nehmen?

Nachwort

Verwendete Literatur

Einführung

„Eure Häuser werden zu Fuchs- und Wolfshütten werden!“ So lautet einer der Kernsätze in den Weissagungen des Aschenbrenners und Visionärs Andreas Stormberger, der im 18. Jahrhundert im Glashüttendorf Rabenstein bei Zwiesel im Bayerischen Wald lebte und in gewisser Weise ein Vorläufer des sehr viel bekannteren Bayerwaldpropheten Mühlhiasl war. Mit seinem schaurigen Bild von den Glasmacher- und Bauernanwesen, in denen keine Menschen mehr wohnen, sondern nur noch wilde Tiere hausen, umschreibt der Stormberger äußerst griffig den völligen Zusammenbruch der modernen Zivilisation – und seine Vorhersage deckt sich mit den beklemmenden Visionen zahlreicher anderer Hellsichtiger, die allesamt eine Globalkatastrophe prophezeiten, welche der Menschheit im 21. Jahrhundert droht.

Im Zusammenhang mit dieser Menschheitskatastrophe sprach der Mühlhiasl vom „Weltabräumen“; einen Dritten Weltkrieg, den er infolge eines ökologischen und sozialen Desasters ebenfalls toben sah, bezeichnete er als den „Bänkeabräumer“, und die visionären Worte des Mühlhiasl haben großes Gewicht, denn er sagte bereits um das Jahr 1800 den Ausbruch des Ersten und des Zweiten Weltkrieges zeitlich präzise voraus. In der Mitte des 20. Jahrhunderts wiederum warnte der oberbayerische Brunnenbauer, Rutengänger und Prophet Alois Irlmaier vor einer Globalkatastrophe und schilderte deren grauenhafte Auswirkungen auf Europa in vielen Details; dasselbe tat wenige Jahrzehnte später ein paranormal veranlagter österreichischer Landwirt, der als „Bauer aus dem Waldviertel“ in die Prophezeiungsliteratur eingegangen ist.

Kurz vor und nach der Jahrtausendwende traten in Altbayern mehrere weitere Visionäre an die Öffentlichkeit, welche erschreckende Vorhersagen für die nahe Zukunft machten. Die Oberpfälzerin Berta Hacker, die 2004 verstarb, hatte unter anderem einen nuklearen GAU mit fürchterlichen Folgen für Bayern, die Tschechische Republik und Österreich erschaut. Der Rutengänger und Gastwirt Josef Kronschnabl aus dem Bayerischen Wald, der 2001 unter spektakulären Umständen zu Grabe getragen wurde, hatte vor seinem Tod immer wieder beschwörend auf die Gefahren hingewiesen, welche von den aggressiven Ultrakurzwellen der Mobiltelefone, der sogenannten „Handys“, ausgehen. Er warnte vor schwersten Gehirnschäden bei Menschen und Tieren aufgrund der elektronischen Umweltverseuchung und prophezeite ferner ein gesellschaftliches Debakel, das schon in Bälde von den weitverbreiteten Computerspielen, insbesondere den „Killerspielen“, verursacht werden würde. Außerdem wurden die Visionen von zwei Bauern aus dem oberfränkischen Selb und dem Zellertal im Bayerwald bekannt; beide Landwirte, die noch leben, aber anonym bleiben möchten, hatten Gesichte, in deren Verlauf sie entsetzliche Kriegs- und Katastrophenszenen erblickten.

Was die Bauern aus Selb und dem Zellertal erschauten, spielte sich vorwiegend in ihrer engeren nord- oder ostbayerischen Heimat ab; andere Propheten wieder hatten Visionen, in denen sie das Wüten der Globalkatastrophe quasi von kontinentaler oder sogar kontinentübergreifender Warte aus beobachten konnten. Solche Paranormale waren vor allem der norwegische Eismeerfischer Anton Johansson, der 1929 verstarb, und der Mönch von Wismar, der seine Prophezeiungen Anno 1709 niederschrieb. Aber auch die Sibylle von Prag (ca. 1570 – 1658) und der Blinde Hirte von Prag, der im 14. Jahrhundert lebte, hinterließen uns Weissagungen von überregionaler Bedeutung, und dasselbe gilt für den britannischen Druiden Myrddin, respektive Merlin (ca. 450 – 520) sowie den Tempelritter Johannes von Jerusalem, der sein „Buch der Prophezeiungen“ Anno 1117 verfasste.

Darüber hinaus existieren einschlägige visionäre Aufzeichnungen des Salzburger Klerikers Bartholomäus Holzhauser (17. Jahrhundert), des Bayerwaldhirten Prokop (1887 – 1965) und des Bauernknechts Sepp Wudy aus dem Böhmerwald, welcher – ganz wie er es vorhergesagt hatte – als Soldat im Ersten Weltkrieg fiel. Von Holzhauser stammt eine Weissagung, welche das Schicksal der ganzen Welt betrifft; Wudy und Prokop hatten Schauungen, die sich eher auf ihr lokales Umfeld bezogen – und wenn man die regionalen und überregionalen Prophezeiungen all der genannten Hellsichtigen miteinander kombiniert, dann entsteht ein erschütterndes Szenario: ein Schreckensgemälde, das sehr viele verschiedene Facetten der drohenden Menschheitskatastrophe zeigt.

Im ersten Teil dieses Buches sollen die „apokalyptischen“ Visionen der oben aufgeführten Propheten im genauen Wortlaut vorgestellt werden, wobei deutlich werden wird: Die teils schon vor Jahrzehnten, teils bereits vor Jahrhunderten oder in Merlins Fall sogar vor eineinhalb Jahrtausenden abgegebenen Weissagungen gewinnen angesichts der fatalen Entwicklungen in unserer Zeit plötzlich brandaktuelle globale Brisanz. Im zweiten Buchteil sollen die Schauungen zusammenfassend interpretiert werden; im dritten Buchteil soll sodann die Frage gestellt werden: Wie wird sich das „Große Weltabräumen“, so es denn tatsächlich über uns hereinbricht, speziell in Bayern auswirken? Auch darauf geben die Visionäre des süddeutschen und teilweise des böhmischen Sprachraumes verblüffend klare Antworten; beispielsweise nennen sie Landstriche und Orte, wo die Menschen Schutz vor der Vernichtung finden können.

Doch ehe wir uns damit beschäftigen, wollen wir die zutiefst aufwühlenden Weissagungen über die Globalkatastrophe kennenlernen, wobei zu beachten ist, dass ein Teil der Prophezeiungs-Zyklen gekürzt wurde, um ihre Kernaussagen hinsichtlich der Menschheitskatastrophe um so deutlicher hervortreten zu lassen.

Erster Buchteil


Die Propheten und ihre Visionen von der Globalkatastrophe

Andreas Stormberger

Der Stormberger, auch Starnberger oder Sturmberger genannt, lebte als Aschenbrenner (Hersteller von Pottasche, die von Glasmachern benötigt wurde) im Dorf Rabenstein bei Zwiesel im Bayerischen Wald. Er wurde irgendwann in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts geboren; Anno 1766 wird er in einer Lohnabrechnung der Rabensteiner Glashütte greif bar, und vermutlich aus derselben Zeit stammt die älteste Aufzeichnung seiner Visionen, die von dem damaligen Glashüttenmeister angefertigt wurde.

***

„Es werden in allen Orten neue Einrichtungen da sein. Doch die alten würden viel besser sein. In allen Städten wird es auf die neue Art sein, und die gescheckerte Tracht wird hochgeachtet werden.

Hier im Wald werden große Häuser wie Paläste gebaut werden. Mit der Zeit aber werden sie wieder zu nichts werden, und in manchen von ihnen werden dann die Füchse und Hasen ihre Jungen aufziehen.

Der Hochmut wird in den Städten einreißen, und kein Mensch wird mehr nach seinem Stand leben. Danach wird sich ein großer Krieg erheben und wird sich immer mehr ausbreiten und wird viel Blut und Menschenleben kosten. Dieser Krieg wird eine lange Zeit andauern, dann endet er plötzlich, und es wird in Bayern übel ausschauen.

Ein Streifen neben dem Böhmerwald wird bleiben, wo man den größten Sturm mit drei Laib Brot überleben kann, wenn man noch Brot hat. Und wer am Donaustrom noch eine Kuh findet, der soll ihr eine silberne Glocke umhängen.

Die Leute werden vor dem Hunger und dem Sterben davonrennen. Sie werden in andere Länder laufen, die im Krieg entvölkert worden sind, und wo keiner mehr lebt. Dort werden eure Nachkommen von vorne anfangen, und eure Häuser hier im Wald werden zu Fuchs- und Wolfshütten werden.

Wer es überleben will, der muss einen Eisenkopf haben. Nach dem großen Krieg werden die Leute wieder froh sein, wenn einer den anderen sieht, und die Leute werden so wenig sein, dass man sie leicht zählen kann.“

Mühlhiasl

Der wohl berühmteste bayerische Prophet wurde im September 1753 in Apoig (Gemeinde Hunderdorf) im heutigen Landkreis Straubing-Bogen geboren und starb vermutlich 1809 in Rabenstein bei Zwiesel. Mit bürgerlichem Namen hieß er Matthäus Lang; zunächst bewirtschaftete er die Apoiger Klostermühle, die er von den Prämonstratensermönchen der nahegelegenen Abtei Windberg gepachtet hatte. 1801 jedoch vertrieben ihn die Mönche von der Mühle, und von da an führte Matthäus Lang ein unstetes Dasein. Teils war er als wandernder Mühlenarbeiter tätig; teils verdiente er seinen Lebensunterhalt als Köhler und Waldhirte in den Forsten des Rabensteiner Glashüttengutes, und in dieser Zeit hatte er offenbar auch seine großen Visionen. Nach seinem Tod wurde der Mühlhiasl, welcher der katholischen Kirche stets ablehnend gegenübergestanden hatte, „schändlich“ in einem ungeweihten Grab außerhalb der Zwieseler Friedhofsmauer verscharrt. Seine Prophezeiungen aber blieben in der Volksüberlieferung lebendig, und heute lässt sich sagen, dass sie sich bereits vielfach bewahrheiteten.

Unter anderem verkündete Matthäus Lang: „Wenn auf dem Zwieseler Kirchturm die Birkenbäume wachsen und so lang wie eine Fahnenstange geworden sind, geht’s an!“ – und im Sommer 1914, als der Erste Weltkrieg ausbrach, waren hinter einer umlaufenden Brüstung unterhalb der Kirchturmspitze tatsächlich die vom Mühlhiasl beschriebenen Birken aufgeschossen. Ebenso exakt machte Matthäus Lang den Beginn des Zweiten Weltkrieges am Bau einer neuen Donaubrücke in Straubing fest; auch eine Reihe weiterer einschneidender Ereignisse wie etwa die Weltwirtschaftskrise in den Zwanziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts oder das gegenwärtige Waldsterben sagte der Mühlhiasl richtig voraus – und deshalb kann kaum ein Zweifel daran bestehen, dass auch seine Visionen von einer Globalkatastrophe keine Hirngespinste waren.

***

„Eine Zeit kommt, wo die Welt abgeräumt wird und die Menschen wieder wenig werden.

Wenn alles drunter und drüber geht, dann ist die Zeit da. Wenn sich die Bauern gewanden wie die Städter und die Städter wie die Narren, und wenn man Männlein und Weiblein zuletzt nicht mehr auseinanderkennt, dann ist es nicht mehr weit hin. Wenn man Winter und Sommer nicht mehr auseinanderkennt, und wenn die kurzen Sommer kommen, dann steht es nimmer lang an.

Vom Hennenkobel bis zum Rachel wird man durch keinen Wald mehr gehen müssen. Wenn der Wald ausschaut wie dem Bettelmann sein Rock und ebenso viele Löcher hat, dann kommt die Zeit.

Gesetze werden gemacht, werden aber nicht mehr ausgeführt. Das Holz wird so teuer wie der Zucker, es langt aber. Einerlei Geld kommt auf.

Von Osten her wird es kommen und im Westen aufhören. Sobald es angeht, ist einer über dem anderen. Raufen tut alles. Wer etwas hat, dem wird’s genommen. Dann geht es los wie das Donnerwetter in der Luft. Wenn ihr in der Frühe aufsteht und zum Fenster hinausschaut, schauen sie schon herein auf euch. Denn sie kommen wie der Dieb in der Nacht.

Wenn einer noch nicht im grauen Rock drinnen ist, kommt er nicht mehr hinein. Wilde Leute kommen herein und vernichten alles.

In jedem Haus ist Krieg. In den Städten geht alles drunter und drüber. Kein Mensch kann mehr dem anderen helfen. Sie werden sich Zäune ums Haus machen und auf die Leute schießen. Die reichen und noblen Leute werden umgebracht. Wer feine Hände hat, wird totgeschlagen. Der Städter läuft zum Bauern aufs Feld und sagt: Lass mich ackern! Der Bauer erschlägt ihn mit der Pflugreut’n.

Zuvor werden viele Häuser gebaut wie Paläste, und dann werden einmal die Brennnesseln aus den Fenstern wachsen. In Zwiesel werden so große Häuser gebaut, dass man von ihren Dächern über die ganze Stadt schauen kann. Sie werden aber nicht lange stehen und werden zerstört werden. Es werden große Häuser gebaut werden. Aber die Besitzer möchten gern mit dem Häuselmann tauschen, weil solche Steuern kommen, dass sie nicht einmal die Großen bezahlen können. In den Glaserhäusern werden die Brennnesseln zu den Fenstern herauswachsen.

Jeder wird einen anderen Kopf aufhaben, und eins wird das andere nicht mehr mögen. Der Bruder wird den Bruder nicht mehr kennen und die Mutter die Kinder nicht. Zwei Holzhauer sitzen auf einem Stock und dürfen einander nicht trauen.

Gesetze werden gemacht, die niemand mehr achtet, und Recht wird nicht mehr Recht sein. Keiner denkt daran, dass das göttliche Strafgericht kommt.

Die Rotjankerl werden auf den neuen Straßen herankommen. Aber über die Donau kommen sie nicht. Über den Hennenkobel und den Falkenstein werden sie kommen. Über die Brücke vom Schwarzen Regen werden Soldaten ziehen.

Dann wird der Teufel ohne Füße und Kopf über das Waldgebirge reiten. Er wird alle Farben haben und sein wie Glas.

Die Schwarzach-Mühle braucht kein Wasser mehr, weil so viel Blut daherschwimmt. Ein Blutbach wird zu Tal rauschen. Der Blutbach wird die morschen Mühlenräder aufschrecken, die im Geröll ausgetrocknet und in wildklunsigen Rinnen erdürstet sind.

Die letzte Schlacht wird sein vom Kalten Baum bis zum Schwarzen Wasser; dort, wo die Kirche verkehrt steht. Die letzte Schlacht ist bei der Neuerner Trat. So viel Feuer und Eisen hat noch keiner gesehen.

Der letzte Krieg wird der Bänkeabräumer sein. Er wird nicht lange dauern. Es wird so schnell gehen, dass kein Mensch es glauben kann, aber es gibt viel Blut und Leichen. Es wird so schnell gehen, dass einer, der beim Rennen zwei Laib Brot unterm Arm hat und einen davon verliert, sich nicht darum zu bücken braucht, weil er mit einem Laib auch langt.

Die Leute vom Forellenwasser, die sich am Fuchsenriegel und am Falkenstein verstecken, werden gut überdauern. Versteckt euch in den Wäldern im Perlbachtal und beim Buchberg, auf der Käsplatte bei Englmar und im Bergwerk zu Bodenmais; im Gäu draußen in den Kornmanndeln.

Die wenigen, die übrigbleiben, werden sich schutzsuchend aus der ganzen Umgebung innerhalb der Windberger Klostermauer sammeln. Aber dann werden sie Steine zu Brot backen und Brennnesseln essen. Man wird sagen: Ich habe Graswurzeln gegessen.

Alles wird dann durcheinander sein. Wer’s überlebt, muss einen eisernen Kopf haben.

Es wird nichts nützen, wenn die Leute wieder fromm werden und die alten Kruzifixe wieder aus den Schränken hervorholen. Sie werden krank, kein Mensch kann ihnen helfen.

Im ganzen Wald wird kein Licht mehr brennen, und das wird lange dauern. Es wird erst vorbei sein, wenn kein Totenvogel mehr fliegt. Danach sind wenig Leute. Zur Nacht zündet einer ein Licht an und schaut, wo noch jemand eins hat. Wer eine Kronwittstaude sieht, geht drauflos, ob’s nicht ein Mensch ist.

Wenn man an der Donau und im Gäuboden noch eine Kuh findet, muss man ihr eine silberne Glocke anhängen. Einem Ross muss man ein goldenes Hufeisen aufschlagen. Im Wald drinnen krähen noch Gickerl.

Das Bayerland im besonderen wird verheert und verzehrt von seinem eigenen Herrn. Am längsten wird’s stehen, am schlechtesten wird’s ihm gehen. Das Böhmerland wird mit dem eisernen Besen ausgekehrt.

Hinter einer Arschlingskirche, wo der Altar nach Osten schaut, unter zwei Lindenbäumen, da kommen sie zusammen, die Großen. Sie geben einander die Hände und sagen: Was haben wir angefangen!

Die Pfarrer werden sich Hände und Gesichter anrußen, damit man sie nicht erkennt. Der Glauben wird so dünn, dass man ihn mit der Geißel abhauen kann.

Der Fuhrmann haut mit der Geißel auf die Erde und sagt: Da hat die Straubinger Stadt gestanden.

Nachher, wenn die Welt abgeräumt ist, kommt eine schöne Zeit. Die es überstanden haben, werden sich grüßen: Bruder, lebst du auch noch?

Dann kannst du dir um ein goldenes Zehn-Mark-Stückl einen Bauernhof kaufen und um ein Zwanzig-Mark-Stückl eine Villa. Aber zuerst musst du auswandern.

Der erste Schub tut mit Freuden fort. Der zweite geht auch noch gern. Die Dritten aber wollen nicht mehr, weil man von den Ersten und Zweiten nichts mehr hört und sieht. Die Dritten werden auf den Wagen gebunden. Die müssen fort. Die gehen in ein anderes Land, wo es warm ist.

Das wird nicht nur bei uns, sondern auf der ganzen Welt so sein, und Recht wird wieder Recht sein, und der Friede wird tausend Jahre gelten.

Aber einmal – und das ist weit – wird man Sommer und Winter nicht mehr auseinanderkennen, und die Sonne wird nicht mehr scheinen. Denn alles hat ein Ende, auch diese Welt.“

Sepp Wudy

Der böhmisch-bayerische Hellseher lebte vor dem Ersten Weltkrieg im grenznahen Frischwinkel des heute tschechischen Böhmerwaldes und arbeitete dort als Bauernknecht. Als er 1914 zum Militär eingezogen wurde, erklärte er gegenüber seinem Dienstherrn: „Ich komme nicht wieder, weil ich in Eis und Schnee sterben muss!“

Tatsächlich fiel Sepp Wudy als Soldat im Ersten Weltkrieg. Seine Prophezeiungen aber überlebten, denn der Frischwinkler Bauer hatte in einem Schreibkalender aufgezeichnet, was sein Knecht vor 1914 geweissagt hatte.

***

„Das ist nicht der letzte Krieg, denn dann wird bald wieder einer sein, und dann erst kommt der letzte. Einer wird schrecklicher als der andere.

Wenn du es erleben tätest, könntest du deinen Vetter in Wien von deiner Stube aus sehen, und wenn du ihn schnell brauchen würdest, könnte er in einer Stunde da sein.

Der Böhmerwald wird einmal versengt werden wie ein Strohschübel.

Rennt nicht davon, wenn die grauen Vögel fliegen; woanders wird es noch schlechter sein.

Es geht dem Ende zu, und das hat schon angefangen. Es wird dann wieder so sein wie vor hundert Jahren. So wird es die Leute zurückwerfen, und so werden sie für ihren Übermut bestraft.

Du hast das Essen vor dir und darfst es nicht essen, weil es dein Tod ist. Und du hast das Wasser im Grandl und darfst es nicht trinken, weil es auch dein Tod ist.

Aus dem Osser kommt noch eine Quelle, da kannst du trinken.

Die Luft frisst sich in die Haut wie ein Gift. Leg alles an, was du an Gewand hast, und lass nicht das Nasenspitzl herausschauen.

Setz dich in ein Loch und warte, bis alles vorbei ist; lange dauert’s nicht. Oder such dir eine Höhle am Berg.

Wenn dir die Haare ausfallen, hat es dich erwischt. Nimm ein Kronwittbirl (Wacholderbeere) in den Mund, das hilft. Und sauf keine Milch, acht Wochen lang.

Es wird schlimm, und die Nachgeborenen müssen erst wieder schreiben und lesen lernen.

Der Anlass wird sein, dass die Leute den Teufel nicht mehr erkennen, weil er schön gekleidet ist und ihnen alles verspricht.

Wenn kein Uhmanndl mehr schreit und die Hasen zum Haus kommen und umfallen, dann geh weg vom Wasser und mähe kein Gras.

Dann gibt es keine Grenze mehr gegen Bayern, aber wo du dann bist, kann ich nicht sagen.

Aber was sage ich! Dich geht es ja nichts mehr an, aber sage es deinen Kindern und Kindskindern. Die haben damit zu tun und erleben am Ende die ganze Geschichte.

Ich verstehe auch die Leute nicht, dass sie gar keinen Herein haben. Und sie werden alleweil schlimmer und gottloser, so dass es so kommen muss. Und, wie gesagt, es wird wieder sein wie vor hundert Jahren.

Sehen täte ich noch mehr, aber ich kann es nicht begreifen und nicht sagen.

Mit dem Glauben geht es bergab, und alles wird verdreht. Es kennt sich niemand mehr aus. Die Oberen glauben schon gar nichts mehr, die kleinen Leute werden irre gemacht. In der Kirche spielen sie Tanzmusik, und der Pfarrer singt mit. Dann tanzen sie auch noch, aber draußen wird das Himmelszeichen stehen, das den Anfang vom großen Unheil ankündigt.

Es steht gegen Norden ein Schein, wie ihn noch niemand gesehen hat, und dann wird ringsum das Feuer aufgehen.

Geh nach Bayern; dort hält die Muttergottes ihren Mantel über die Leute, aber auch dort wird alles drunter und drüber gehen.