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WILLIAM VOLTZ

 

 

 

DER

DOPPELGÄNGER

 

Erzählungen

 

 

 

 

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WING Publishing

Inhalt

 

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Inhalt

Über den Autor

Der Dolmetscher

Der Doppelgänger

Urlaub auf Morunguma

Pionierkomplex

Totenwache

Impressum

 

Über den Autor

 

William Voltz wurde am 28.Januar 1938 in Offenbach geboren. Er interessierte sich bereits in früher Jugend für Science Fiction, wurde Mitglied im SFCD und war Mitbegründer des SF-Clubs STELLARIS in Frankfurt.

William Voltz begann mit dem Schreiben von Kurzgeschichten und auch ein Buch mit dem Titel STERNENKÄMPFER wurde veröffentlicht. Für seine Stories, die sich großer Beliebtheit erfreuten, bekam er im Jahr 1961 den »Besten Fan-Autor Preis«.

Sein Engagement ebnete ihm 1962 den Weg ins damals noch junge und kleine PERRY RHODAN - Team.

Bis zu seinem viel zu frühen Tod am 24. März 1984 schrieb der Autor nicht nur für diese und andere Serien, sondern veröffentlichte auch Serien unabhängige Romane und Kurzgeschichten.

Bookwire gab uns die Möglichkeit, diese William Voltz Veröffentlichungen als e-books anzubieten.

Der Dolmetscher

 

Prolog

 

Von allen Forschungsschiffen, die in den Weltraum entsandt wurden, ist die FARRIER das kleinste. Direktor ist Chill Brennan, und ich, Clint Anson, bin sein Stellvertreter. Obwohl die FARRIER so klein ist, kann sie sich mit jedem anderen Schiff der Forschungsflotte messen.

Am 482. Tag unserer Reise führten uns die Masseanzeiger zu dem fremden Schiff. Es war winzig und primitiv gebaut, nur für den Zweck geschaffen, seine Last durch das Universum zu tragen. Der unbekannte Flugkörper bewegte sich im freien Fall. Er war aerodynamisch geformt, ein Zeichen dafür, dass er von einem Planeten mit einer Atmosphäre gestartet war. Außerdem wiesen diese Einzelheiten darauf hin, dass der Stand der Entwicklung, den die Raumfahrt dieser fremden Rasse erreicht hatte, nicht besonders groß war.

Ich bilde mir nichts auf unsere Errungenschaften ein, aber unsere Schiffe können – gleich welche Form sie haben – überall landen und starten.

Als Direktor Brennan von unserer Entdeckung hörte, nahm er sofort das Kommando in seine Hände. Er war verärgert, dass er im Augenblick der Kontaktaufnahme in seiner Kabine weilte.

Die Wahrscheinlichkeit, dass gerade die FARRIER auf das fremde Schiff stieß, war so gering, dass sie sich kaum noch in Zahlen ausdrücken lässt.

Ich muss Brennan zugestehen, dass er bei der Bergung sehr umsichtig zu Werke ging. Bevor er überhaupt etwas unternahm, sendete er verschiedene Funksprüche, auf die jedoch das unbekannte Schiff nicht reagierte.

Brennan ließ ein Beiboot bemannen und schickte Techniker auf das fremde Schiff. Sie stießen auf keinen Widerstand, als sie Stahlwände des Fremden aufschnitten und eindrangen.

Sie berichteten Brennan, dass sich an Bord ein Tank befinde, der mit einer grünlichen Flüssigkeit gefüllt sei. Darin, so teilten sie uns aufgeregt mit, schwimme ein seltsames Wesen, das offensichtlich ohne Bewusstsein sei.

Brennan befahl ihnen, nichts anzurühren und schickte das zweite Beiboot mit den Ärzten hinüber.

Die Mediziner bestätigten den Bericht der Techniker. Offensichtlich lag das Wesen in einer Art Nährflüssigkeit und wurde in Tiefschlaf gehalten.

»Was passiert, wenn wir es aus dem Tank herausholen?«, fragte Brennan.

Wir konnten hören, wie die Ärzte miteinander berieten, dann sagte Hazelhurst, ihr Sprecher: »Es kann sein, dass es dabei stirbt. Von seinem Körper führen Anschlüsse zu Geräten, die oberhalb des Tanks angebracht sind. Wir müssten sie entfernen, wenn wir das Wesen herausholen.«

Chill Brennan zögerte keine Sekunde. Ich weiß, dass er in diesem Augenblick nur an seinen Erfolg, nicht aber an die Sicherheit des Fremden dachte. Der Direktor würde ungeheures Aufsehen erregen, wenn er mit einer unbekannten Rasse Kontakt aufnehmen konnte. Man würde ihn befördern.

Während des ganzen Fluges hat Brennan übrigens niemand im Zweifel gelassen, dass er die FARRIER nur als Sprungbrett betrachtete.

»Holen Sie das Ding aus dem Tank!«, befahl Brennan. »Seien Sie jedoch vorsichtig damit.«

»Ihre Sorge ist verständlich, Direktor«, entgegnete Hazelhurst mit kaum zu überhörender Ironie.

Sie arbeiteten mehrere Stunden, dann ertönte Hazelhursts Stimme wieder aus dem Lautsprecher.

»Er lebt, Direktor!«, rief der Arzt. Triumph ließ seine Stimme schrill erscheinen. »Wir haben den Fremden zum Leben erweckt.«

Brennans Gesicht rötete sich. Ich sah, wie er sich unbewusst straffte.

»Bringen Sie ihn an Bord der FARRIER«, ordnete er an.

So fanden wir Fenriss, den Dolmetscher.

Viel haben wir nie über ihn erfahren, aber wenn es jemand gibt, der das wenige, was wir über ihn wissen, berichten kann, dann bin ich es.

 

*

 

Ich erblickte Fenriss in dem Augenblick, als ich die Schwelle zur Bibliothek überschritt. Sein schmächtiger Körper war über eine Mikrospule gebeugt, die er vor sich auf dem untersten Sockel des Regals liegen hatte. Unsere Tische kann er nicht benutzen, sie sind zu hoch für ihn.

Es war der 1237. Tag unserer Reise.

Fenriss muss meinen intensiven Blick gespürt haben, denn er sah plötzlich auf. Er richtete sich sofort auf, aber es war keine Spur von Unterwürfigkeit – eher ein stummer Trotz – in seinem Verhalten.

»Lassen Sie sich nicht stören«, sagte ich. Dabei versuchte ich leise zu sprechen, denn ich weiß, dass unsere Stimmen seinen empfindlichen Ohren weh tun.

Seine dunklen Augen, in denen Traurigkeit lag, schauten mich ruhig an. Ich verstand die unausgesprochene Frage in seinem Blick.

»Der Direktor wird nichts erfahren«, sagte ich.

Er bedankte sich mit einem Nicken. Dreißig Tage nach seiner Rettung hatte er begonnen, unsere Sprache zu erlernen. Jetzt beherrschte er sie perfekt. Er hatte sich Kenntnisse in fünfzehn verschiedenen Sprachen raumfahrender Rassen angeeignet. Darin war Fenriss ein Genie.

Direktor Brennan benutzte ihn als Dolmetscher, sobald die FARRIER auf einem Planeten landete, um mit Eingeborenen Kontakt aufzunehmen. Mit Hilfe der Übersetzungsmaschinen bewältigte Fenriss jede Sprache in der Hälfte der Zeit, die einer von uns benötigt hätte.

Eines war jetzt schon sicher: Die Rückkehr der FARRIER würde zu einem Triumph für Chill Brennan werden. Mit Fenriss besaß der Direktor einen überzeugenden Beweis seiner Fähigkeiten. Brennan bildete sich ein, dass er gut mit fremden Intelligenzen umgehen könnte. Chill Brennan war überzeugt davon, dass man ihn zum Admiral ernennen und ihm den Befehl über eine Flotte geben würde.

Ohne mich weiter zu beachten, arbeitete Fenriss weiter. Seine Abgeschlossenheit war verständlich, schließlich war er allein unter einer fremden Rasse. Sein zarter, fast durchsichtig scheinender Körper sah zerbrechlich aus. Fenriss war nicht gerade ein angenehmer Anblick, aber mit der Zeit gewöhnte man sich an ihn.

»Was studieren Sie, Fenriss?«, fragte ich sanft.

Er wies auf die Mikrospule und schob sie in den Vergrößerer, den Brennan speziell für ihn hatte anfertigen lassen. Fenriss hatte das Gerät aus seiner Kabine mitgebracht und hier aufgestellt.

»Ich setze mich mit den verschiedenen Dialekten der Oumer auseinander«, erwiderte er. Die Art, wie er unsere Sprache beherrschte, faszinierte mich immer wieder. Seine Stimme vermochte den trockenen Worten einen farbigen Klang zu verleihen.

»Als Dolmetscher sind Sie unersetzlich, Fenriss«, sagte ich lächelnd. »Ich hoffe nur, dass Sie sich nicht überarbeiten.«

Seine folgende Frage riss mich in den Abgrund seiner grenzenlosen Einsamkeit.

»Was sollte ich sonst tun, Clint?«

Ich vermied es, ihn direkt anzusehen.

Gewiss, wir hatten ihn wahrscheinlich vor dem Tode gerettet, aber was war das für ein Leben, das wir ihm boten? Zwar konnte er sich an Bord der FARRIER frei bewegen, doch niemand sah es gern, wenn er in öffentlichen Räumen auftauchte.

Direktor Brennan würde einen Weg finden, Fenriss von der Bibliothek fernzuhalten, wenn er von dessen Anwesenheit dort erfuhr. Zwischen Brennan und dem Dolmetscher bestand eine unausgesprochene Feindschaft. Fenriss, der in seiner hoffnungslosen Situation nie den Stolz verloren hatte, brachte Brennan nicht das Maß an Achtung entgegen, das der Direktor erwartete. Brennan hatte wiederholt zum Ausdruck gebracht, dass er damit rechnete, von Fenriss in absehbarer Zeit einen Bericht über die Heimat des Dolmetschers zu erhalten. Als Fenriss nicht darauf reagiert hatte, war Brennan deutlicher geworden, doch der Fremde verweigerte auf die Frage jede Auskunft.

So blieb er für alle, die sich an Bord der FARRIER befanden, ein geheimnisvolles Wesen, von dem man nur wusste, dass es ein Genie im Übersetzen fremder Sprachen war.

Ich erinnere mich noch deutlich an jene Worte, die Brennan bei einer Offiziersversammlung auf der FARRIER gesagt hatte:

»Dieser Fenriss ist mir unheimlich. Manchmal glaube ich, dass er tief in seinem Innern einen schrecklichen Plan verbirgt und nur auf eine passende Gelegenheit wartet, ihn auszuführen.«

 

*

 

Am 1256. Tag nach unserem Aufbruch rief mich Brennan in seine Kabine. Dazu konnte ihn nur ein besonderer Grund veranlasst haben, denn der Direktor ist ein Gegner jeder privater Zusammenkunft der Offiziere.

Ich klopfte gegen die schmale Holztür.

»Kommen Sie herein, Clint – die Tür ist nur angelehnt.«

Man kann Brennan nicht nachsagen, dass er besondere Vergünstigungen für sich verlangte, weil er Direktor war. Seine Kabine unterschied sich durch nichts von denen anderer Mannschaftsmitglieder. Sie war klein, einfach eingerichtet und von peinlicher Sauberkeit.

Ich trat ein und sah Brennan am Tisch sitzen, seine knochigen Arme aufgestützt. Ich grüßte und schloss die Tür hinter mir.

Er deutete auf das Bett. »Setzen Sie sich.«

Er gab sich große Mühe, freundlich zu erscheinen. Irgendwie passte das jedoch nicht zu ihm. Ich beobachtete ihn und merkte, dass es ihm schwerfiel, mir zu erklären, warum er mich hatte rufen lassen.

»In letzter Zeit bemerkte ich, dass Sie oft mit dem Fremden zusammen sind«, sagte er schließlich.

Unwillkürlich versteifte sich meine Haltung. Wahrscheinlich wollte er mir verbieten, mich weiter mit Fenriss zu treffen.

»Das stimmt«, sagte ich.

»Man kann ohne Übertreibung sagen, dass Sie ihn besser kennen als jeder andere an Bord der FARRIER.«

»Das ist möglich, Direktor«, erwiderte ich, nicht mehr sicher, worauf er hinauswollte.

Brennan stand auf und durchmaß die Kabine mit wenigen Schritten. Ich konnte sehen, dass er erregt war.

»Fenriss ist ein wichtiger Faktor unserer Forschungsreise. Er ist die phantastischste Entdeckung der FARRIER überhaupt. Die Wissenschaftler werden sich um ihn reißen, sobald wir wieder zu Hause sind.«

Ich konnte mir vorstellen, wie Fenriss von Labor zu Labor, von Vortrag zu Vortrag gereicht wurde. Er begann mir leid zu tun.

»Natürlich ist Fenriss ein großer Erfolg für die FARRIER«, fuhr der Direktor fort. »Wir bringen etwas mit, was alles andere in den Schatten stellen dürfte. Doch unser Triumph kann nicht vollkommen sein, wenn wir nicht herausfinden, wer Fenriss eigentlich ist und woher er kommt. Wir müssen ein fertiges Konzept zu bieten haben, wenn wir landen. Es geht nicht, dass wir über ein unbekanntes Wesen, das sich lange Zeit an Bord befand und das zudem noch unsere Sprache spricht, überhaupt nichts wissen. Das würde unser Ansehen schmälern.«

Brennan sprach von unserem Ansehen und meinte sein eigenes.

»Er will aber offensichtlich nicht über diese Dinge reden«, wandte ich ein.

Brennan unterbrach sein ruheloses Umherwandern.

»Sie müssen ihn beeinflussen, Clint«, sagte er scharf. »Sie sind ständig bei ihm und sprechen mit ihm. Versuchen Sie, ihn auszuhorchen. Es ist sehr wichtig, dass wir mehr über ihn erfahren.«

»Es ist sinnlos, Direktor«, sagte ich und stand auf. »Ich kenne Fenriss gut genug, um zu wissen, dass er nur das sagt, was er sagen will.«

»Ich hoffe, dass sich dies ändert«, erklärte Brennan. »Ich möchte nicht zu Mitteln der Gewalt greifen.«

Ich erschrak. Es war unverkennbar, dass Brennan alles versuchen würde, um sein Ziel zu erreichen. Die Vorstellung jedoch, dass man Fenriss' schwächlichen Körper voll Drogen pumpen würde, um dann die Wahrheit aus ihm hervorzuholen, rief Gefühle des Ekels in mir wach.

»Dr. Hazelhurst sagte, dass er dabei sterben kann«, erinnerte ich den Direktor. »Auf jeden Fall wird er lange Zeit krank sein.«

»Diese Ärzte versuchen ihre Unwissenheit immer hinter einem geheuchelten Verantwortungsgefühl zu verbergen«, sagte Brennan grimmig. »Ich habe Ihnen erklärt, wie ich über Fenriss denke. Richten Sie sich danach, Clint.«

»Jawohl, Direktor!«

Ich ging hinaus und zog mich in meine Kabine zurück. Es war mir klar, dass Brennan mich mit der Drohung eines gewaltsamen Verhörs nur unter Druck setzen wollte. Trotzdem war ihm zuzutrauen, dass er es damit versuchen würde. Fenriss wusste davon nichts. Ich beschloss, ihm gegenüber kein Wort zu verlieren, das auf die Absichten des Direktors hingedeutet hätte. In seinem Stolz hätte Fenriss vielleicht Dinge getan, für die er später hätte leiden müssen.

Wie kam ich eigentlich dazu, für ein fremdes Wesen mehr Sympathie zu fühlen als für einen Angehörigen meiner eigenen Rasse? Es war etwas in Fenriss' Art, das mich beeindruckte. Am Anfang hatte ich Mitleid mit dem Dolmetscher empfunden, doch Fenriss' sicheres Auftreten hatte dieses Gefühl bald verschwinden lassen.

Ich achtete das einsame Wesen, das schweigend und beharrlich jede Sprache studierte, über die wir Unterlagen an Bord hatten. Manchmal jedoch, wenn ich in die dunklen Augen blickte, sagte ich mir, dass Fenriss einen Grund haben musste, um über alles zu schweigen, was seine Vergangenheit betraf.

 

*

 

Direktor Brennan perforierte mit einer Zirkelspitze die vor ihm liegende Sternenkarte. Auf diese Weise markierte er den Weg der FARRIER auf dem Papier.

Ich starrte aufmerksam auf den Bildschirm, wo sich die Sonne des fremden Systems deutlich abzeichnete. Die FARRIER raste mit unverminderter Beschleunigung darauf zu.

Ich wusste, dass Brennan jetzt über die Funksignale nachdachte, die wir aus jenem System empfingen. Wahrscheinlich überlegte er, ob wir einen der Planeten anfliegen sollten.

»Clint!«, rief er plötzlich.

Ich schwang den Ausleger meines Sessels zu ihm hinüber. Brennan betrachtete mich mürrisch. Seit unserer Unterredung über Fenriss hatten wir kaum noch miteinander gesprochen.

Wir schrieben den 1274. Tag unserer Reise.

»Was wissen wir über dieses System?«, erkundigte er sich. Er stocherte mit dem Zirkel auf dem fraglichen Punkt. Die Sonne war nicht in der Karte eingezeichnet.

»Es ist fremd, Direktor«, entgegnete ich. »Niemals zuvor hat eines unserer Schiffe in diesem Sektor Forschungen betrieben. Wir sind das erste Schiff, das in dieses Gebiet eindringt. Ich weiß nicht, ob es gut ist, wenn wir irgendwo landen.«

»Was ist mit den Funksignalen?«, fragte Brennan, ohne auf meinen Einwand zu achten.

Wills, der Funktechniker, antwortete:

»Wir empfangen sie in regelmäßigen Abständen, Direktor.«

»Was schlagen Sie vor?«, fragte ich Brennan.

Er blickte mich prüfend an und sagte langsam, als hätte er diesen Entschluss erst beim Sprechen gefasst: »Schaffen Sie mir diesen Zwerg Fenriss herbei, Clint. Er soll sich mit den Signalen beschäftigen.«

Er wollte meine Freundschaft mit dem Dolmetscher vor den anderen Offizieren anprangern, aber das störte mich nicht. Er hätte Fenriss auch über Bordfunk anfordern können. Ich verließ ohne Widerspruch den Kommandoraum.

Brennans Strebertum würde ihn noch eine Unklugheit begehen lassen. Er war dazu imstande, auf einem völlig unbekannten Planeten zu landen. Ich fragte mich, ob es Fenriss gelingen würde, den Sinn der Funksignale zu entwirren.

Ich fand den Fremden in seiner Kabine. Er lag auf dem Bett und hatte die Augen geschlossen.

»Hallo, Clint!«, sagte er.

»Brennan will Sie im Kommandoraum haben«, verkündete ich. »Wir empfangen unverständliche Funksignale von einem Sonnensystem, dem wir uns nähern.«

Fenriss kroch aus dem Bett, das viel zu groß für ihn war. Als er aufstand, reichte er mir bis zur Hüfte.

»Wahrscheinlich vermutet der Direktor, dass ich die Signale in Sekunden entschlüsseln kann«, sagte er bissig.

Natürlich hätte Brennan niemals einen derartigen Anspruch erhoben. Auch nicht gegenüber einem Genie, wie Fenriss es war.

»Sie mögen ihn nicht«, stellte ich fest.

Er blickte mich ernst an. »Sollte ich das?«, fragte er ruhig.

Wir gingen gemeinsam zum Kommandoraum. Ich ließ Fenriss den Vortritt.

Sofort sagte Brennan: »Ich wünsche, dass Sie vor ihm einen Raum betreten, Clint!«

Ich errötete, schob mich an Fenriss vorbei und kehrte in den Sessel zurück. Brennan hatte eine rücksichtslose Art, jemanden bloßzustellen.

»Wills«, klang Brennans Stimme auf. »Geben Sie Fenriss alles, was er zu seiner Arbeit benötigt.«

Stumm nahm der Dolmetscher das Material entgegen. Für eine Weile war jeder von uns mit seiner Arbeit beschäftigt. Ab und zu blickte ich zu dem Fremden hinüber, doch Fenriss war so in seine Arbeit vertieft, dass er es nicht merkte. Nach einer Weile stand er auf.

»Wohin gehen Sie?«, fragte Brennan ungeduldig.

Fenriss ließ sich gerade soviel Zeit für seine Antwort, um Brennan zornig zu machen.

»Ich benötige Unterlagen aus meiner Kabine«, sagte er. Seine Stimme erschien mir erregt, und heute weiß ich, dass ich recht hatte. Damals schien ich jedoch der einzige zu sein, der etwas von Fenriss' Gefühlen merkte.

»Beeilen Sie sich!«, knurrte Brennan.

Fenriss' Abgang war eine stumme Revolte gegen den Direktor. Trotz seiner geringen Größe brachte es der Dolmetscher fertig, arrogant auszusehen.