Anna Ruhe

Die Duftapotheke

Das Rätsel der schwarzen Blume

Mit Illustrationen von
Claudia Carls

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Anna Ruhe wurde in Berlin geboren. Nach einem Abstecher an die englische Küste studierte sie Kommunikationsdesign und Illustration und arbeitete einige Jahre als Grafikdesignerin in großen und kleinen Designbüros. Spannende Geschichten hatte sie schon immer im Kopf, mit dem Schreiben begann sie nach der Geburt ihrer zwei Kinder. Mit ihrer Familie lebt sie in Berlin.

Claudia Carls erklärte in ihrer Kindheit abwechselnd, Schriftstellerin oder Künstlerin werden zu wollen, bis sich dieser Konflikt mit dem Beschluss, Buchillustration zu studieren, schließlich auflösen ließ. Als Diplom-Designerin lebt und arbeitet sie in Hamburg und gestaltet Bilderbücher, Kinder- und Jugendbücher, Sachbücher und Plakate.

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Für Luk & Milo

1 Auflage 2018
© 2018 Arena Verlag GmbH, Würzburg
Alle Rechte vorbehalten
Cover und Illustrationen: Claudia Carls
Gestaltung der Handschriften: Anna Ruhe
Poster, Illustration: Claudia Carls
Poster, Layout: Clara Vath
ISBN 978-3-401-80779-9

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1. Kapitel

Ein vertrauter Duft, der nicht hierhergehörte, stieg mir in die Nase. Es roch ziemlich muffig. Nach Erde. Ich stand in der Tür, die ins Gewächshaus führte, und hielt immer noch die Messingklinke in meiner Hand. Wie eine Mauer stellte sich mir der Geruch entgegen, fast als wollte er mich aufhalten. Ich kannte diesen Duft gut. Er bedeutete nicht nur Ärger und rüttelte mich sofort hellwach, er erinnerte mich auch an Willem Boer, unseren alten Gärtner, und das war alles andere als gut.

Hinter mir rannte jemand über den Kiesweg. Ich drehte mich um und sah Mats auf mich zukommen.

»Hey, Luzie, warte mal!«, rief er und kam drei Schritte von mir entfernt zum Stehen. Er grinste breit, zu breit, und ich sah viel zu spät, dass er ein braunorangenes Glasfläschchen hinter seinem Rücken hervorholte. Mit einem Plopp öffnete er den Flakon und schon umnebelte uns eine orangene Wolke. Funken glitzerten in der Luft und blendeten mich. Alles roch auf einmal nach Anis und Zitrone.

»Wie wär’s mit ›Einem Hauch Veränderung‹ aus der Abteilung: Täuschende Düfte?«, fragte Mats und lachte noch, während an mir schon alles anfing zu kribbeln und zu kitzeln.

Und nicht nur das: Mein ganzer Körper fühlte sich plötzlich an wie eine Kugel Knete, die jemand mit seinen Händen bearbeitete. Erst kam es mir vor, als würde ich in mich zusammenfallen, dann dehnte sich wieder alles aus und mir war, als würde mich jemand an Armen und Beinen in die Länge ziehen. Meine Hände, Füße, sogar mein Gesicht, alles wurde ganz wabbelig, bis ich nur noch Sternchen sah und die orangenen Duftschwaden um uns herum verschwanden.

Mir rutschte die Kinnlade runter, weil vor mir überhaupt kein Mats mehr stand. Stattdessen musterte mich sein großer Bruder Leon und zog eine alberne Grimasse, bevor er sich über mich schlapplachte.

Erschrocken drehte ich mich zu den Glasscheiben des Gewächshauses um und versuchte, mich darin zu spiegeln. Irgendwie wirkte ich größer als sonst. Meine Füße steckten in schweren Arbeitsschuhen und um meine Beine schlackerte eine Latzhose, die auch nicht zu mir gehörte. Mit meinen Fingern strich ich über meinen Kopf und entdeckte, was ich befürchtet hatte: ein speckiges Basecap über schütteren grauen Locken. Normalerweise waren meine Haare aber hellbraun und glatt, schnittlauchglatt! Auch meine Hände waren auf einmal anders – riesig irgendwie. Männerhände waren das! Alte Männerhände! Mir wurde ganz heiß, weil ich jetzt wusste, in wen Mats mich verwandelt hatte.

Ich sah aus wie Willem!

»Was soll das?« Meine Stimme klang viel zu tief und genauso mürrisch wie die des alten Gärtners. Ärgerlich riss ich mir das Basecap vom Kopf und schleuderte es Mats entgegen, der sich vor Lachen gar nicht mehr einkriegte und dabei auch noch aussah wie der blöde Leon.

»Ach, komm schon! Das ist der lustigste Duft von allen. Benno und ich haben ihn gestern in der Duftapotheke gefunden.« Mats verkorkte den orangenen Flakon und schob ihn zurück in seine Hosentasche. »Der lässt einen echt aussehen wie jemand, an den man gerade denkt. Ist doch verrückt, oder?« Mats grinste und ich war erleichtert, als er sich langsam wieder in sich selbst verwandelte. »Jetzt guck doch nicht so streng!«

Ich verschränkte die Arme. »Ich guck überhaupt nicht streng!«

»Doch. Tust du!« Mats kam näher und gab mir einen Stups auf den Oberarm. »Ich kann ja nicht wissen, dass du gerade an Willem denkst. Ich hätte gewettet, du denkst eher an den Nachbarsjungen.«

Jetzt konnte ich mir ein Lächeln nicht mehr verkneifen. »Aha? Und an welchen der zwei Nachbarsjungen genau?«

»Na, an den gut aussehenden natürlich!« Mats zwinkerte und ging geradewegs an mir vorbei.

»Den blonden also?«, rief ich hinterher.

Mats hob eine seiner Augenbrauen und strich sich sichtlich empört durch die dunklen Locken. »Was? Das meinst du jetzt nicht ernst, oder? Leon und gut aussehend? Das hab ich ja noch nie gehört.«

Ich freute mich heimlich über meine kleine Rache und boxte ihn ebenfalls auf den Oberarm. »Jetzt mach endlich! Wir sind längst unten verabredet. Die anderen warten bestimmt schon.«

Doch Mats setzte sich nur langsam in Bewegung. »Du findest wirklich, dass Leon gut aussieht?«

Ich verdrehte nur die Augen und ging weiter ins Gewächshaus hinein. Dabei fiel mir wieder ein, warum ich an Willem gedacht hatte, und wandte mich noch mal zu Mats. »Riechst du das gar nicht?«

Mats sog die dampfige Pflanzenluft tief ein, zuckte dann aber nur mit den Schultern. »Nö. Was genau meinst du denn?«

Nachdem ich die Glastür hinter uns geschlossen hatte, schnupperte ich selbst noch einmal. Eigenartig, jetzt roch ich es auch nicht mehr. Der dunkle modrige Geruch war verflogen oder Mats’ alberner Scherz mit »Einem Hauch Veränderung« übertönte alles. Vielleicht hatte ich ihn mir aber auch nur eingebildet? In letzter Zeit träumte ich so oft von Willem und davon, was im Sommer passiert war, dass mich wahrscheinlich ständig alles an ihn erinnerte. Bestimmt lag es nur daran!

»Ich dachte, es riecht nach modriger Erde«, sagte ich. »Du weißt schon. Deshalb hab ich auch gerade ausgesehen wie Willem. Kurz hab ich gedacht, er wäre zurückgekommen.«

Mats’ Grinsen fror sofort auf seinem Gesicht ein. »Das glaube ich nicht. Willem kommt doch nicht einfach so zurück. Und selbst wenn, dann traut der sich nicht mal eben in die Duftapotheke runter. Erstens kann er sich bestimmt denken, dass Hanne alles vor ihm gesichert hat. Sie hat ja sogar die Schlösser ausgetauscht. Und zweitens weiß Willem doch, dass wir die Düfte aus der Apotheke gegen ihn anwenden können.«

Ich verzog nur missmutig die Lippen. Ob eingebildet oder nicht, der Geruch machte mir trotzdem Sorgen. Schließlich hatte Willem mit den Düften noch vor einigen Wochen ein riesiges Chaos ausgelöst, bei dem nicht nur meine Eltern alles – absolut alles – vergessen hatten, sondern auch eine ganze Menge anderer Leute. Wenn mir etwas Angst machte, dann der gruselige alte Gärtner, den wir gerade erst mit aller Kraft von hier vertrieben hatten.

Vorsichtig lief ich neben Mats zwischen den Blumenbeeten und Kübeln entlang, darauf bedacht, auf keine der Duftfallen zu treten, die Hanne wegen Willem überall ausgelegt hatte. Die hatten es nämlich wirklich in sich.

Trotzdem, ich sollte mich nicht so verrückt machen! Im Grunde hatte Mats nämlich recht, also schob ich meine Gedanken an Willem beiseite und konzentrierte mich auf das, was wir vorhatten.

Die wuchernden Pflanzen um uns herum bereiteten sich auf das Ende des Sommers vor. Überall lagen herabgefallene Blüten, die auf dem Boden anfingen zu welken. Ich liebte dieses uralte Gewächshaus mit seinen Hunderten Blumen und Kräutern, den hüfthohen Beeten und Zierbäumchen in Tontöpfen.

Das Glashaus sah ungewöhnlich aus. Nicht nur weil es schon so alt war, es fiel vor allem auch deshalb auf, weil es fast genauso groß war wie die Häuser drum herum. Es lag hinter der Villa Evie – unserem berühmt-berüchtigten Zuhause, das uns die letzte Zeit Rätsel über Rätsel aufgegeben hatte. Noch bis vor Kurzem hatte ich mir nichts Schlimmeres vorstellen können als unseren Umzug hierher. Aber nach allem, was passiert war, sah ich das jetzt völlig anders. Die Villa Evie hatte nicht nur mein ganzes Leben auf den Kopf gestellt, sie war auch das größte Glück, das mir passieren konnte.

Früher war mir ständig alles peinlich gewesen und ich hatte mich nur ungern mit fremden Leuten unterhalten, so schüchtern war ich. Doch seit ich meinen ersten magischen Duft gemischt hatte, der alles Mögliche veränderte, war mir klar geworden, dass auch ich selbst etwas in dieser Welt verändern konnte. Und das war ein großartiges neues Gefühl, das ich bislang nicht kannte.

Daran konnten nicht mal die vielen Nachbarn etwas ändern, die sich wahrscheinlich, schon seit es die Villa Evie gab, schräge Geschichten über das Haus erzählten. Aber das hatte natürlich auch seinen Grund. Die Nachbarn kannten ihn nur nicht.

Stattdessen gab es alle möglichen Gerüchte: von alten Hexenmeistern, die hier früher angeblich gelebt hatten, oder gruseligen Alchemisten-Treffen bis hin zu Geistergeschichten. Völliger Unsinn natürlich, auch wenn unser alter Klapperkasten trotzdem ein Geheimnis hütete. Eins, das so unglaublich war, dass es sich tief unter den Mauern vor neugierigen Blicken versteckte. Und genau zu diesem Versteck waren Mats und ich gerade auf dem Weg.

Ich lief zwischen der Palme und dem umgeknickten Ginkgobaum hindurch zum Geräteschuppen. Die Tür war nur angelehnt, also schlüpften Mats und ich hindurch. Jeder, der die Villa Evie und ihr Gewächshaus noch nie von innen gesehen hatte, würde sich gleich wundern. Aber für uns war das alles längst das Normalste der Welt. Ich bückte mich und zog an dem Hebel am Boden, der sich zwischen den vielen leeren Blumentöpfen, Harken und Schaufeln versteckte. Schon quietschten die Steinplatten unter unseren Füßen und begannen, sich zu bewegen.

Wie auf einem Karussell drehten wir uns einmal im Kreis. Jetzt lag die Wand mit den Harken und Schaufeln nicht mehr vor, sondern hinter uns und ich hüpfte als Erste Stufe um Stufe die Treppe hinunter, die sich vor uns auftat.

Unten im Flur angekommen zwinkerte ich wie immer Daan de Bruijn zu, der 1869 die Duftapotheke gegründet hatte und uns aus den vielen Schwarz-Weiß-Fotos an der Wand entgegenblickte. Eilig lief ich weiter zur Tür am Ende des Gangs. Dahinter hörte ich schon die vertraute Stimme meines kleinen Bruders Benno. Ich schob die Holztür auf und für eine Sekunde schloss ich die Augen, um mich von dem einzigartigen Mischmasch aus Düften begrüßen zu lassen. Als ich die Augen wieder öffnete, leuchtete mir das bunte Funkeln und Sprudeln aus den Regalen entgegen. Da war es, das Geheimnis der Villa Evie: die Duftapotheke!

»Hallo!«, rief Mats und ging an mir vorbei auf den breiten Holztresen zu, um den sich bereits Hanne und Benno drängten.

»Da seid ihr ja endlich.« Hanne lächelte und dabei zogen sich lauter feine Linien um ihre Augen. »Dann kann es ja losgehen!«

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2. Kapitel

Heute war unser Aufräumtag. In den letzten Wochen, seit Willem die Duftapotheke nicht mehr führte und endlich verschwunden war, hatte uns Hanne alles hier unten gezeigt. Hanne van Velden hatte meinen Eltern schließlich nicht nur den größten Teil der Villa Evie verkauft und wohnte jetzt als eine Art Mitbewohnerin in der angrenzenden Dienstbotenwohnung, sie war auch die rechtmäßige Erbin der Duftapotheke. Und seit Willem sie nicht mehr mit seinem »Duft des ewigen Vergessens« besprühen konnte, erinnerte sie sich wieder an jedes Töpfchen, jede Schublade und jeden Flakon hier unten.

In den vergangenen Wochen war sie Schritt für Schritt alles mit uns durchgegangen. Irgendwann, wenn wir einmal genug über die Düfte und ihre Wirkungen wissen würden und uns auch allein um die Apotheke unter der Villa Evie kümmern konnten, würden wir sie von ihr erben. Jedes Mal, wenn ich daran dachte, wurde mir ein bisschen schwindelig vor Aufregung.

Letzte Woche hatten wir eine Art Intensivkurs in Pflanzenkunde und Heilkräuterwissen. Hannes absolutes Lieblingsthema. Wenn man sie nicht stoppte, redete sie stundenlang über die unterschiedlichsten Blüten, Pflanzen und ihre Wirkungen.

Insgeheim hoffte ich, dass mir das endlich weiterhalf bei meiner Suche nach einem ganz bestimmten Duftrezept. Es war ein Duft, den ich für Mats entwickeln wollte oder besser gesagt: für Mats’ Vater. Obwohl ich nicht den leisesten Schimmer hatte, wie ich diesen speziellen Duft herstellen sollte, hatte ich versprochen, wir würden eine Art Gegenmittel finden, mit dem Mats seinem Vater helfen konnte. Der litt nämlich seit vier Jahren unter den Folgen eines schrecklichen Duftunfalls, der in der Villa Evie passiert war.

Wir wussten zwar nicht, wie es dazu gekommen war, doch irgendwie musste Mats’ Vater bei einem Besuch in der Villa den »Lieblosen Duft« eingeatmet haben. Kurz darauf war er jedenfalls auf Nimmerwiedersehen verschwunden und hatte nie wieder von sich hören lassen.

Seit den Sommerferien suchte ich nun also verzweifelt nach einem möglichen Rezept, das die Wirkung des »Lieblosen Duftes« aufheben würde, und Mats wiederum suchte nach der aktuellen Adresse von Thomas Jansen, seinem Vater.

Aber ehrlich gesagt war ich mir trotzdem nicht ganz sicher, ob wir unsere Ausbildung zu Duftapothekern wirklich mit Hannes Heilkräuterwissen beginnen sollten. »Liebloser Duft« hin oder her – Willem konnte trotz aller Vorkehrungen, die wir getroffen hatten, jederzeit zurückkommen. Hanne war zwar felsenfest davon überzeugt, dass sich der alte Gärtner nicht in unsere Nähe trauen würde, solange wir über die Flakons wachten, aber ich war mir da nicht so sicher.

Willem war nicht zu unterschätzen. Früher oder später würde er mehr von seinem »Duft der Ewigkeit« brauchen, wenn er noch länger leben wollte als die 170 Jahre, die er mithilfe der Duftapotheke schon hinter sich hatte. Ohne unser Meteorpulver konnte er den Ewigkeitsduft schließlich nicht mehr herstellen. Außerdem saßen ihm sicher auch die »Ewigen« im Nacken, seine vielen Kunden, die alle den Duft benutzten. Bestimmt sahen die es nicht ein, dass die Duftapotheke ihren Lieblingsduft nicht mehr auslieferte und sie ihr Lebensalter nicht weiter künstlich in die Länge ziehen konnten. Wenn ich nur an die Baronin von Schönblom dachte, die hier immer wieder aufgetaucht war, bekam ich schon eine Gänsehaut. Lustig waren diese Ewigen nicht. Im Gegenteil!

Die Stapel an Bestellungen, die sich seit dem Sommer in unserem Briefkasten häuften, blieben inzwischen zwar aus, trotzdem glaubte ich nicht ganz daran, dass das ein gutes Zeichen war.

»Wo bist du nur wieder mit deinen Gedanken, Luzie?« Hanne hatte ihre Arme in die Seiten gestemmt und sah mich mit erhobenen Augenbrauen an.

Ich hob ebenfalls die Augenbrauen, weil sie mich beim Nichtzuhören ertappt hatte, und setzte mein unschuldigstes Lächeln auf. Benno fuchtelte schon mit einem Staubwedel über den Flakons herum, was mich sofort nervös werden ließ. Hanne hatte ja nicht mitbekommen, wie Benno vor Kurzem noch eines der Fläschchen auf dem Boden zerbrochen hatte und einen Sommertag lang ein Eissturm über die Villa Evie gezogen war. Aber das würde sie bestimmt auch nie erfahren. Das gehörte schließlich noch in die Zeit, in der Willem die Duftapotheke geführt hatte und Hanne vom »Duft des Ewigen Vergessens« wie eine völlig Ahnungslose durch die Gegend gestapft war.

»Was soll ich tun?«, fragte ich sie und sah mich nach etwas um, das gereinigt, aufgeräumt oder sauber gemacht werden musste.

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»Du könntest alle Flakons einmal überprüfen, ob sie noch ausreichend gefüllt sind.« Hanne nickte nur in Richtung Mats, der an einem der Regale stand und die Verschlüsse der Flakons testete.

Es war das Regal mit den »Flüchtigen Düften«, also den Düften, deren Wirkung nach einer gewissen Zeit einfach von selbst wieder verflog. Ich lächelte Mats zu und ging an das Regal neben ihm. Es war eins, mit dem wir uns bislang noch gar nicht beschäftigt hatten. Auf dem Metallplättchen stand die Kategorie »Zeitverkrümmungsdüfte«. Ich hatte keine Ahnung, wozu die überhaupt gut waren. In der Duftapotheke standen Hunderte bunte Flakons, da konnte man gar nicht den Überblick behalten. Bestimmt würden wir noch Jahre brauchen, bis wir sie alle kannten.

Doch bevor ich eins der Fläschchen in die Hand nehmen konnte, hörte ich Hannes Absätze wieder hinter mir über den Boden klackern. »Ach, dieses Regal brauchst du nicht zu überprüfen, Luzie! Das habe ich gestern schon erledigt.« Und schon schob sie mich ein Regal weiter.

»Ist gut«, sagte ich nur und dachte nicht weiter darüber nach. Leider war das Regal, vor dem ich jetzt stand, das mit den »Ewigen Düften«. Kurz schluckte ich. Jedes Mal, wenn ich vor diesen Düften stand, wurde mir ganz heiß. Auf den Brettern vor mir versammelten sich nicht nur ein paar sehr gefährliche Düfte, sondern auch solche, deren Wirkungen sich nicht wieder von selbst verflüchtigten. Es waren Düfte, die man besser niemals öffnete, wenn man sich nicht hundertprozentig sicher war, dass man mit den Auswirkungen umgehen konnte.

Ich strich erst mal nur mit dem Finger über die Holzbretter und beugte mich näher zu den Flakons. Direkt vor mir blubberte eine vertraute gelbe Flüssigkeit in ihrem Fläschchen. Vorsichtig prüfte ich, ob der Verschluss fest genug saß, und ließ ihn schnell wieder los. Mit dem »Duft der Endlichkeit« war wirklich nicht zu spaßen. Das zeigte einem nicht nur die giftige gelbe Farbe, sondern auch die rote Banderole, die den Flakon versiegelte. Extrem gefährlich!, stand darauf. Und das war er auch. Zumindest wussten wir, dass dieser Duft der Grund war, warum sich Willem von uns fernhielt. Er hob nämlich die Wirkung jedes anderen Duftes wieder vollständig auf. Allerdings nicht ohne Nebenwirkungen. Kann gelegentlich tödlich sein!, hatten wir im dazugehörigen Rezeptbuch gelesen. Ein guter Grund, das Ding nicht anzufassen.

Ich ging einen Schritt rückwärts und warf Mats einen fragenden Blick zu. »Vielleicht wäre es sicherer, wenn wir ein paar der Flakons woanders hinstellen? Irgendwo, wo sie keiner aus Versehen umschmeißen oder mitnehmen kann?«

Mats hob einen Mundwinkel, als ich ihm den gelben Flakon zeigte. »Keine schlechte Idee. Nur wohin?«

Wieder klackten Hannes Absätze auf uns zu, bis sie zwischen Mats und mir stehen blieben. Sie warf einen prüfenden Blick auf die Fläschchen vor mir. Dann seufzte sie und strich sich über ihren Rock. »Darüber habe ich auch schon nachgedacht. Wir bräuchten einen Tresorraum oder besser noch ein Versteck, das Willem nicht kennt.«

Ratlos betrachtete ich die Flakons. Wir konnten sie ja schließlich nicht einfach aus der Duftapotheke schleppen und irgendwo im Haus verstecken. Die Gefahr, dass Ma oder Pa oder wer auch immer einen Flakon in die Hände bekam und neugierig öffnete, war einfach zu groß. Die Fläschchen mussten in der Duftapotheke bleiben! Aber hier gab es kein Versteck. Die Duftapotheke selbst war ja schon das Versteck. Nur leider kannte Willem dieses besser als jeder andere …

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3. Kapitel

Nachdem wir gestern alle Flakons in den Regalen einmal gründlich überprüft hatten, waren uns tatsächlich ein paar aufgefallen, in denen nur noch wenig Flüssigkeit sprudelte. Hanne hatte uns für die nächsten Tage aufgetragen, dass wir sie gemeinsam wieder auffüllen sollten – was bedeutete, dass wir unter ihrer Aufsicht neue Düfte herstellen würden!

Obwohl ich noch im Bett lag, kribbelte es in meinem Bauch vor lauter Aufregung. Es fühlte sich an, als wäre ich selbst einer der sprudelnden Flakons.

Ich atmete tief durch, um mich zu beruhigen. Schließlich war es zehn Uhr morgens und mit Hanne würden wir uns erst um zwölf treffen. Am besten, ich lenkte mich irgendwie ab.

Durch die gehäkelte Oma-Gardine, die schon vor unserem Einzug hier gehangen hatte, fielen die Sonnenstrahlen und landeten in Blümchenmustern auf meinem Bett. Noch vor wenigen Wochen fand ich den ganzen alten Kram in der Villa Evie, den Ma und Pa mitgekauft hatten, nur nervig. Aber jetzt war ich froh, dass ich in einem Haus wohnte, das ein uraltes Geheimnis versteckte, um das ich mich kümmern durfte. Ein magisches Geheimnis noch dazu! In welchem Neubauhaus gab es schon so etwas?

Mein Blick streifte durchs Zimmer. Erst über die Risse in der Stuckdecke, dann zur alten Kommode mit dem ovalen Schminkspiegel, der an den Rändern schwarz angelaufen war, und zum Schluss über den roten Samtsessel neben meinem Bett. Alles Dinge, die schon den Duftapothekern vor uns gehört hatten.

Ich lächelte über die vielen Witze, die ich immer über Ma und ihre Liebe zu altem Plunder gemacht hatte. Wie oft hatte ich mir früher gewünscht, meine Mutter wäre einfach nur Verkäuferin oder irgendetwas anderes Stinknormales. Aber Ma war eben Restauratorin, was bedeutete, dass sie sich nicht nur um alte, sondern um uralte Dinge kümmerte. Sie besserte in Kirchen zerbrochene Engelstatuen aus, pinselte verblichene Wandgemälde nach und brachte alles, was alt, kaputt und irgendwie von Bedeutung war, wieder in Ordnung. Ma hatte die Villa Evie wahrscheinlich vor allem deshalb gekauft, weil sie unbedingt ein besonders altes Haus besitzen wollte.

Dass meine Eltern dabei auch einen echten Schatz gratis dazubekommen hatten, der unter ihrer Villa bunt vor sich hin funkelte, wussten sie natürlich nicht. Und ganz sicher würden sie auch niemals davon erfahren. Ich grinste. So gern ich Ma und Pa auch hatte, alles mussten sie nun auch nicht wissen! Außerdem wollte ich mir gar nicht vorstellen, was die beiden mit der Duftapotheke machen würden, wenn sie herausbekamen, was die noch vor ein paar Wochen mit ihnen angestellt hatte.

Ich rutschte aus dem Bett, schlüpfte in meine Jeans und band mir einen Pferdeschwanz. So besonders ich mich als Duftapothekerin auch fühlte, an meinem Aussehen hatte es nichts verändert. Ich sah mit meinen glatten hellbraunen Haaren und den blaugrünen Augen immer noch aus wie das unscheinbarste Mädchen auf der ganzen Welt.

Meine Zimmertür klickte hinter mir ins Schloss und ich lugte hinüber zu Benno. Mein kleiner Bruder saß auf dem Boden, steckte Legosteine zusammen und hörte ein Hörspiel über Dinosaurier. Ich grinste noch breiter: ein Duftapotheker, der noch mit Lego spielte! Das hätte sich der alte Daan de Bruijn, dem wir die zahllosen magischen Flakons zu verdanken hatten, wohl in seinen wildesten Träumen nicht vorstellen können.

»Hi, Benno«, rief ich durch das Dinosauriergebrüll. »Hast du mir noch einen kleinen Rest Marmelade übrig gelassen?«

Benno hob nicht mal den Kopf. Das mit der Marmelade war Streitthema Nummer eins zwischen Benno und Pa. Mein Bruder weigerte sich nämlich, zum Frühstück Brot zu seiner Marmelade zu essen, da konnte Pa reden und drohen, wie er wollte.

Unten hörte ich es klappern, also stieg ich die Treppe hinab ins Erdgeschoss und ging in die Küche. Pa spülte gerade Geschirr und Ma lehnte neben ihm und trocknete ab. Die beiden gackerten leise vor sich hin und warfen sich verschwörerische Blicke zu. Wahrscheinlich riss Pa mal wieder ein paar seiner üblichen Scherze.

»Morgen, mein Schatz!« Ma lächelte mich an, als sie mich hereinkommen sah.

»Morgen.« Ich nickte zur Begrüßung, griff mir eine von ihren frisch abgetrockneten Müslischalen und setzte mich an unseren kleinen runden Küchentisch. Er war das wahrscheinlich wichtigste Möbelstück unserer Familie – und eins der wenigen Dinge, die wir aus Berlin hierhergebracht hatten.

»Na, schon ausgeschlafen?«, fragte Ma und reichte mir die Müslipackung rüber.

Ich brummte zustimmend und goss mir erst mal ein Glas Orangensaft ein. Ich war eigentlich viel zu aufgeregt, um etwas zu essen, schließlich würde ich heute mit Hanne Düfte herstellen! Ich versuchte, mir nichts anmerken zu lassen, aber in Gedanken jubelte ich nur so vor mich hin. Also kniff ich die Lippen zusammen und verrührte in meiner Schale das Müsli kräftig mit der Milch.

»Vielleicht könnten wir heute mal einen Ausflug machen?« Pa wischte sich die Hände an seiner Küchenschürze ab und drehte sich erwartungsvoll zu mir um. »Wär doch schön, die ersten Tage der Herbstferien zusammen zu beginnen.«

Oh nein, bitte nicht! Im Eiltempo suchte ich nach einer Ausrede. »Äh. Ich bin schon verabredet, heute geht es gar nicht!«

Pa hob die Augenbrauen. »Was hast du denn vor?«

Mist! »Na ja«, stotterte ich vor mich hin, »… ich bin mit Mats verabredet und … wir wollten …«

»Mats kann doch einfach mitkommen«, schlug Pa vor, ohne mich ausreden zu lassen. »Ich dachte nämlich, wir fahren die paar Meter rüber über die Grenze und schauen uns eine der holländischen kleinen Käsereien an. Und dann machen wir ein Picknick im Grünen mit frischem Käse und Weißbrot!«

Ich verzog angewidert den Mund. »Nichts gegen Käse, aber … muss das sein?« Wenn eine Sache ganz bestimmt nicht zu meinen Lieblingsbeschäftigungen gehörte, dann das. Das erste und letzte Mal, dass Pa uns in eine »hübsche kleine und familiengeführte Käserei« geschleppt hatte, war Ma von dem beißenden Stinkefußgeruch fast ohnmächtig geworden. Benno und ich mussten sogar mehrmals würgen. Wenn sich etwas echt nicht für jemanden mit einer sensiblen Nase eignete, dann, sich anzuschauen, wie Käse hergestellt wird! Wer hatte schon Lust, Milch beim Schimmeln zuzusehen?

Irgendwas musste mir jetzt einfallen, um Pa von seiner schrecklichen Idee abzubringen.

»Willst du echt, dass uns wieder schlecht wird? Käse ist ja okay, aber Käseherstellung ist nur was für Geruchstaube«, sagte ich, weil Pa sich offensichtlich nicht mehr an die peinlichen Blicke, die Benno und ich für unser Würgen kassiert hatten, erinnerte.

Ma sah zu mir, versenkte ihr Grinsen aber hastig in ihrer Kaffeetasse.

Bevor Pa etwas entgegnen konnte, stand ich, so schnell es ging, auf und schob meinen Stuhl zurück. »Vielleicht ein andermal, ja? Ich bin erst mal duschen!«, rief ich und rannte fast aus der Küche.

Mittlerweile war ich so an die Düfte in unserer Villa gewöhnt, dass sie mir kaum noch auffielen. Aber jetzt stand ich im Flur und roch etwas Neues. Etwas, das sich zwischen das gewohnte Wirrwarr quetschte. Es war ein Duft, der bitter und gleichzeitig angenehm nach Flieder roch. Eigentlich waren ungewohnte Düfte keine Seltenheit in der Villa Evie. Trotzdem beschloss ich, einfach ein bisschen früher als verabredet nach unten in die Duftapotheke zu gehen. Mittlerweile wusste ich ja, dass die vielen Gerüche von dort ins Haus zogen. Die Duftapotheke lag schließlich genau unter den Dielen im Flur.

Ich huschte also in die Dusche, ließ mir das restliche lauwarme Wasser, das der Badeofen noch hergab, über den Körper laufen und zog mich mit Gänsehaut auf den Armen wieder an. So sehr ich unser Zuhause mittlerweile auch mochte, den blöden alten Ofen würde ich nie ins Herz schließen. Fließend warmes Wasser aus dem Hahn – so lange man wollte! – war einfach eine prima Erfindung.

Ich rief Ma und Pa noch ein »Bin mal kurz draußen!« zu und rannte zum Gewächshaus. Doch nachdem ich die Tür zum Schuppen geöffnet und mich in den Flur zur Duftapotheke gedreht hatte, sah ich, dass tatsächlich schon jemand unten sein musste. Über mir zischten nämlich die Gaslampen und leuchteten auf die goldenen Bilderrahmen. Langsam schlich ich mich vorwärts und lauschte auf die Geräusche hinter der schweren Holztür, die am Ende des Flures in die Duftapotheke führte. Entfernt hörte ich ein Knistern, dann undeutliche Stimmen. Sie hörten sich nicht an wie richtige Stimmen, mehr als würden sie aus einem flimmernden Fernseher oder von einer zerkratzten CD kommen.

Ich blieb, wo ich war, und versuchte zu verstehen, was die Stimmen sagten. Eine Männerstimme nuschelte etwas, gefolgt von Stuhlbeinen, die über den Boden kratzten. Wahrscheinlich hatte jemand den alten Samtsessel bewegt. Dann war es still.

Der bittere Fliederduft, der mich hergelockt hatte, wehte mir kräftig entgegen. Schritt für Schritt pirschte ich mich zur Tür und lugte durchs Schlüsselloch. Wer wohl hier unten war? Durch das Loch erkannte ich Hannes langen Rock, der aus dem Sessel hervorlugte. Ich atmete erleichtert auf und wollte gerade die Tür aufstoßen, als ich noch etwas bemerkte. Wie angewurzelt blieb ich stehen. Die Männerstimme knisterte wieder und dann hörte ich jemanden umhergehen, aber es waren definitiv nicht Hannes klackende Absätze.

Erneut drückte ich mich ans Schlüsselloch. Die Duftapotheke sah irgendwie ganz anders aus. Eine Art matter Schleier lag über allem. So wie die Fotos von meinen Großeltern, die nicht mehr in voller Farbe strahlten.

Wieder bewegte sich etwas und auf einmal verstand ich, woher die seltsame Stimme kam. Es war ein Mann in einem hellbraunen Anzug, der aussah, als wäre er aus einem Geschichtsbuch gefallen. Er stand hinter dem Tresen und las in einem der Notizbücher aus der Duftapotheke. Ein Schatten fiel über sein Gesicht, deshalb erkannte ich es nicht richtig. Ich sah nur, dass er helles kurz geschnittenes Haar hatte und dazu eine runde Brille trug, die aus feinem Silber gebogen war.

Aber das Eigenartigste war, dass er fast ein bisschen durchsichtig aussah. So wie ein Geist! Stimmte es vielleicht doch, was sich die Leute über die Villa Evie erzählten?

Mir wurde erst heiß, dann wieder kalt. Ratlos starrte ich weiter durch das Schlüsselloch. Was machte Hanne da bloß? Sie sagte keinen Ton, die ganze Zeit über schon nicht. Ich schielte zum Sessel hinüber und da – endlich! Jetzt sah ich etwas, das alles hier erklärte. Aus dem Sessel, der mit dem Rücken zu mir stand, stiegen nämlich zartrosa Duftwolken auf, die sich im ganzen Raum verteilt hatten.

Mein Herzschlag beruhigte sich. Hanne hatte also einen Duft geöffnet, was bedeutete, dass der Mann nicht echt sein konnte. Uff! Ich streckte den Rücken durch und schob die Tür auf. In die Stille dröhnte das Quietschen der Scharniere.

Sofort sprang Hanne auf, stopfte den Korken zurück in den Flakon und ließ ihn in ihrer Tasche verschwinden. »Was zum Teufel machst du denn hier? Du hast mich fast zu Tode erschreckt!«

»Äh, ich wollte …« Ich stockte, weil der Mann am Tresen anfing, sich langsam aufzulösen, genau wie die Duftschwaden um ihn herum. Mir fiel auf, dass nicht nur der Mann aussah, als ob er aus einer längst vergangenen Zeit gefallen war, sondern auch die halbe Duftapotheke. Die Bücher, die Schrift auf den Metallplättchen – alles wirkte noch älter, als es das eh schon tat. Fast kam es mir so vor, als hätte der Raum eine Reise in die Vergangenheit gemacht. Bevor der Mann wie Rauch über einer ausgeblasenen Kerze verblasste, tauchte er noch eine Feder in ein Tintenfässchen und begann, damit in sein Notizbuch zu schreiben.

»Wir waren doch erst um zwölf Uhr verabredet!«, riss mich Hanne aus meinen Gedanken. Ihre Stimme klang anders als sonst, gereizt und gleichzeitig so, als wäre ihr das hier unangenehm.

Ich öffnete meinen Mund und suchte nach Worten. »Was war das denn gerade? Wer war der Mann?«

»Ach!« Hanne machte eine abwehrende Handbewegung. »Ich habe mir nur vorgenommen, ein paar der Düfte zu testen, ob sie nach so langer Zeit noch eine Wirkung haben. Bei dem hier war ich mir unsicher, ob er überhaupt noch funktioniert. Die Flüssigkeit hat sich so gut wie nicht mehr bewegt.«

Ich schielte zu den Regalen, um zu sehen, welchen Duft Hanne ausprobiert hatte. Sicher war ich mir nicht, aber ich glaubte, eine Lücke bei den »Zeitverkrümmungsdüften« zu erkennen.

Hinter uns tapsten Schritte durch den Flur. »Luuuziiiie!«, hörte ich Benno rufen. Dann stieß mein kleiner Bruder atemlos die Tür auf. »Mona ist am Telefon. Komm!«

Endlich, Mona! Ich hatte schon eine kleine Ewigkeit nicht mehr mit meiner besten Freundin telefoniert.

Hin- und hergerissen warf ich einen letzten Blick auf den Flakon in Hannes Hand. Wollte sie wirklich nur testen, ob der Duft noch funktionierte? Ich war mir unsicher, was ich von ihrer Antwort halten sollte. Warum tat sie plötzlich so geheimnisvoll? Doch bevor ich weiter darüber nachdenken konnte, rief mich Benno schon ein zweites Mal.

Ich verabschiedete mich mit den Worten »Dann bis um zwölf!« von Hanne und folgte Benno zurück in die Villa Evie. Mona war jetzt einfach wichtiger als Hannes Geheimnistuerei. Mein Herz machte richtige Luftsprünge beim Laufen, ich konnte es gar nicht erwarten, mit ihr zu quatschen. Als wir noch in Berlin wohnten, hatten wir uns jeden Tag gesehen. Wie zwei Kletten klebten wir aneinander. Mona fehlte mir hier wirklich … und daran konnte nicht mal die Duftapotheke etwas ändern.

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4. Kapitel

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