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Magische Momente

Überraschendes

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Genau hinsehen, nicht dran vorbeigehen, einfach probieren! > > >

6 x Erstaunliches

Hätten Sie das gewusst? > > >

6 x Typisch

Dafür fährt man an den Bodensee > > >

6 x Durchatmen

Entspannen, wohlfühlen, runterkommen > > >

6 x Einfach unbezahlbar

Erlebnisse, die für Geld nicht zu bekommen sind > > >

6 x Für Kinder

Langeweile verboten! > > >

© Margit Kohl

Einschlafen unterm Sternenhimmel, Aufwachen zwischen blühenden Obstbäumen im Bubble-Hotel

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Das ist...

der Bodensee

Die großen Themen rund um das Schwäbische Meer. Lassen Sie sich inspirieren!

© DuMont Bildarchiv / Johann Scheibner

Auf Felchenjagd

Rolf Meier jammert nicht. Auch wenn sein Fang gerade mal dafür reicht, seine eigene Gaststätte im schweizerischen Ermatingen mit frischem Fisch zu versorgen. Der 50jährige Berufsfischer ist in jungen Jahren als Globetrotter um die Welt gereist und weiß es heute zu schätzen, dass er am Bodensee in einer der schönsten Landschaften an der frischen Luft arbeiten kann. »Kein Stress, kein Chef – mir geht’s gut«, sagt Meier. Dafür nimmt er gerne in Kauf, dass er jeden Tag bei Wind und Wetter um 4 Uhr früh raus muss, auch wenn die Fische immer weniger werden.

© DuMont Bildarchiv / Johann Scheibner

NOCH 1975 arbeiteten etwa 400 Fischer am Bodensee. Heute versuchen nur mehr etwa 100 Berufsfischer, von ihrem Fang zu leben und die Gastronomie zu versorgen. Nicht wenige von ihnen bangen um ihre Existenz, denn die Fangerträge gehen kontinuierlich zurück.

Die Fischforschungsstelle Langenargen kennt den Grund: Moderne Kläranlagen sorgen inzwischen für so sauberes Wasser, dass kaum mehr Algen wachsen. Doch wo keine Algen gedeihen, gibt es auch keine Wasserflöhe. Beide sind jedoch die wichtigsten Nahrungsquellen der Fische. Für 2015 ermittelte die Langenargener Fischforschungsstelle eine Jahresfangquote für den gesamten Bodensee von 419 Tonnen, im Jahr zuvor waren es noch 589 Tonnen – Tendenz weiter fallend.

Bald werden also viele Fischer sich anderweitig ein Zubrot verdienen müssen. Der Druck steigt auch durch die zunehmende Menge billiger Importfische, denn für viele zählt noch immer der günstigste Preis bei Lebensmitteln. »Importfisch stammt oft aus asiatischen Zuchtanstalten, wofür man Urwald rodet und die Tiere mit Antibiotika gesund hält«, sagt Meier. Auch deshalb nimmt der Fischer manchmal Gäste mit auf den See, damit die sich ein Bild von seiner Arbeit machen können.

Fremdlinge und Feinde

In den letzten Jahren verbreiteten sich auch im Bodensee immer mehr fremde Fischarten, die mit den einheimischen Tieren ums eh’ schon schmaler gewordene Futter kämpfen. Um dem Rückgang des Fischbestandes etwas entgegenzusetzen, ziehen Fischbrutanstalten heimische Fische heran und setzen sie See aus. Am bekanntesten und als Speisefisch sehr beliebt sind die Felchen, gefolgt von den Barschen, die am deutschen Seeufer Kretzer und auf der Schweizer Seite Egli heißen. Und natürlich auch Forellen, Saiblinge, Brassen, Barben, Zander und Hechte.

Zur ungeliebten Konkurrenz zählen die Fischer auch den Kormoran. Ihrer Behauptung, dass die Vögel für den Rückgang des Bestands verantwortlich seien, halten Naturschützer allerdings entgegen, es habe auch schon ohne Kormorane schlechte Fangquoten gegeben.

© Fischer Meier

Bedrohte Existenz: Die Fischer am Bodensee können bald nicht mehr vom Fischfang allein leben. Es gibt immer weniger zu fangen.

Große Mühe, wenig Ertrag

Für die Berufsfischer ist es ein Kampf an mehreren Fronten. Während sich die Politik inzwischen für das Einrichten von Aquakulturen stark macht, lehnen das die meisten Fischer ab. Sie sehen Risiken fürs Ökosystem und befürchten zusätzliche Konkurrenz durch Preisdumping. Weshalb viele von ihnen für eine geringfügige und kontrollierte Erhöhung des Phosphatgehalts im Wasser plädieren, die unbedenklich für die Trinkwasserqualitiät und die Gesundheit der Menschen bliebe, aber wieder mehr Fische ernähren könnte.

»Klinisch rein muss der See ja auch nicht sein«, meint Rolf Meier. Für ihn ist ohnehin nur der Wildfisch der echte Bodenseefisch. Schließlich verstehen sich Fischer wie er, die einen der ältesten Berufe am Bodensee ausüben, eindeutig als Jäger und nicht als Bauern.

Frisch Auf Den Tisch

Noch liegt der See komplett im Dunkeln. Bereits um vier Uhr morgens fährt Rolf Meier jeden Tag mit seinem kleinen Fischerboot hinaus auf den Untersee. Sehr früh aufstehen muss also, wer den Berufsfischern einmal bei der Arbeit zusehen will, wenn er die ausgesetzten Netze vom Vorabend einholt. Der Lohn: ein fantastischer Sonnenaufgang und ein Frühstück mit fangfrischem Fisch in Rolf Meiers Gasthof Seegarten im schweizerischen Ermatingen.

Leise Giganten

Sieht man einen Zeppelin elegant und leise über den Bodensee gleiten, denkt man sofort an entschleunigtes und entspanntes Reisen. Das Luftschiff fliegt mit gerade mal 70 km/h und nicht höher als 300 Meter, sodass die Fluggäste in der Kabine sogar die Fenster öffnen können, um schöne Fotos zu schießen.

© DuMont Bildarchiv / Johann Scheibner

MIT den Zeppelinen begann eine neue Ära der Luftfahrt. In Deutschland ging er in Friedrichshafen erstmals an den Start. Schon 1937 aber kam das Aus, als die »Hindenburg« bei der Landung in Lakehurst nahe New York Feuer fing. Erst seit 1997 werden in Friedrichshafen wieder Zeppeline gebaut.

Die frühen Zeppeline waren alles andere als gemächliche Fortbewegungsmittel. Schließlich sollten sie den großen Oceanlinern Konkurrenz machen und waren für Passagiere gedacht, die es eilig hatten. Ein Zeppelin schaffte es über den Atlantik nach Nord- oder Südamerika in der Hälfte der Zeit, die ein Schiff brauchte. Auch an Luxus hatten die Zeppeline einiges zu bieten. Es gab natürlich Schlafkabinen, ein Restaurant, einen Lese- und Schreibraum, einen Gesellschaftsraum mit Piano und einen Rauchersalon. Einiges davon kann man heute noch in einem originalgetreuen Teilnachbau der »Hindenburg« im Zeppelinmuseum in Friedrichshafen sehen.

Fliegende Zigarren

Auf die Idee, Luftschiffe zu bauen, kam Ferdinand Graf von Zeppelin im Amerikanischen Bürgerkrieg, als er 1863 als württembergischer Leutnant das Geschehen dort beobachtete. Er war fasziniert von den Ballons, mit denen die Nordstaatler die Südstaatler auskundschafteten. Fortan träumte er von einem lenkbaren Fluggerät für den Personen- und Frachttransport über weite Strecken. 1911 gelang ihm der Durchbruch mit seinen »fliegenden Zigarren« am Himmel. Den größten Erfolg verzeichnete die »Graf Zeppelin«, der 1929 ein triumphaler Flug in sechs Etappen rund um den Globus gelang.

1934 bauten die Zeppelin-Werke in Friedrichshafen den bis dahin größten Zeppelin, die 245 m lange »Hindenburg«, die 1936 den Linienverkehr zwischen Frankfurt am Main und New York aufnahm. Die Landung des majestätischen Luxusliners war immer auch ein großes Medienereignis. So kam es, dass am 6. Mai 1937 neben vielen Zuschauern auch Presseleute die Ankunft der »Hindenburg« auf dem Flughafen Lakehurst erwarteten – und dokumentieren mussten, wie sie Feuer fing. Denn ihren Auftrieb erhielten die Zeppeline durch leicht entzündbaren Wasserstoff; nicht entzündliches Helium, wie es heute verwendet wird, war damals schwer zu beschaffen. Diese Katastrophe bedeutete das Ende der Luftschifffahrt; 1940 ließen die Nazis die Werfthallen sprengen.

Abgehoben

Sanft und fast unbemerkt steigt der weiße Riese in die Höhe. Bald schon können sich die Passagiere in der Kabine frei bewegen und durch große Panoramafenster die atemberaubende Aussicht genießen: Unter ihnen ziehen geometrisch angeordnete Äcker, kleine Dörfer, Schlösschen und smaragdgrün leuchtende Buchten vorbei. Zwar gibt es an Bord keinen mondänen Luxus wie früher, doch wird den Passagieren die Ankunft mit einem Graf-Zeppelin-Perlwein versüßt (www.zeppelinflug.de).

Vom Blimp zum NT

Die Zeit der Giganten schien endgültig vorüber. Die heliumgefüllten »Blimps«, die man zuweilen als fliegende Litfaßsäulen über Deutschland erblickt, sehen zwar wie Zeppeline aus, sind aber keine, da ihnen das starre Innengerüst fehlt. Doch der Zeppelin erlebte seine Wiedergeburt, als 1997 in Friedrichshafen der erste, halbstarre Zeppelin NT (»Neue Technologie«) für Rund- und Forschungsflüge startete (Baedeker Wissen >>>).

Zeppelinpiloten gibt es heute weltweit weniger als Astronauten. In Friedrichshafen sind es gerade mal sechs, die abwechselnd die beiden im Einsatz befindlichen Zeppeline fliegen. Darunter ist Katherine Board, die erste und einzige Zeppelinpilotin der Welt. Die Britin fliegt Passagiere ab Friedrichshafen für halb- bis zweistündige Rundflüge über den Bodensee und beruhigt schon mal die Skeptiker. Die neuen Zeppeline sind nicht mit Wasserstoff, sondern mit Helium gefüllt. Und: »Selbst wenn alle drei Motoren ausfallen, machen wir keinen Sturzflug, sondern schweben langsam nach unten«, sagt die Pilotin lächelnd.

© akg-images

Auf dem Bodensee um 1915: Die »LZ 6« wird aus ihrem Hangar gezogen.

Einer Für Alle

Eine kleine Länderreise durch vier Staaten – am Bodensee ist das an einem Tag problemlos zu machen. Wo sonst könnte man ohne Visum und große Verständigungsprobleme am Morgen in Deutschland frühstücken, das Mittagessen in der Schweiz auf dem 2500 m hohen Säntis einnehmen, abends in Österreich große Oper auf einer der schönsten Freilichtbühnen der Welt erleben und vielleicht für einen Absacker noch kurz nach Liechtenstein fahren?

© DuMont Bildarchiv / Johann Scheibner

GLEICH vier Nationen verbindet der Bodensee: Deutschland, Österreich, die Schweiz und Liechtenstein. Bei einer Seeumrundung lassen sich also regionale Besonderheiten und Kuriositäten entdecken. So ist zum Beispiel die Grenzziehung im See bis heute nicht eindeutig geregelt.

Wer es gemächlich liebt, kann die vielfältigen Landschaften, Kulturen und kulinarischen Genüsse auf dem 260 Kilometer langen Bodensee-Radweg erkunden. Auch die Personenschifffahrt sorgt mit sehr vielen Fährverbindungen dafür, dass man die Ländergrenzen am See meist nicht wahrnimmt.

Grenzen?

In Baden-Württemberg und der Schweiz geht man davon aus, dass die Grenze zwischen beiden in der Seemitte verläuft, während man in Bayern und Österreich den ganzen Bodensee als gemeinsames Hoheitsgebiet betrachtet. Österreich vertritt zudem die so genannte Haldentheorie, wonach der Großteil des Sees zwar gemeinschaftliches Gebiet ist, nicht aber die Halde, jener Abschnitt in Ufernähe, der weniger als 25 Meter tief ist und damit zum Anrainerstaat gehöre. Doch auch ohne geklärte Rechtsverhältnisse lebt man recht pragmatisch und problemlos.

Auch an Land hat sich manches Kuriosum erhalten. So ist die 1300-Einwohner-Gemeinde Büsingen am Hochrhein eine deutsche Exklave mitten in der Schweiz, und hat daher gleich zwei Postleitzahlen: D-78266 und CH-8238. Das Leben regelt ein Staatsvertrag von 1967, der Büsingen politisch Deutschland und wirtschaftlich der Schweiz zuordnet. Deshalb zahlt man mit Franken, ihr Einkommen müssen die Büsinger aber in Deutschland versteuern.

Auch das Tägermoos ist ein einmaliges Konstrukt. Dieses etwa 150 Hektar große Ackerland ist zwar Schweizer Staatsgebiet, gehört aber seit über 500 Jahren zur Gemarkung Konstanz. »Ich wohne in Deutschland und arbeite auf meinen Feldern in der Schweiz«, sagt der Bio-Gemüsegärtner Dieter Schächtle aus Konstanz. Er bewirtschaftet schon seit 30 Jahren die von den Eltern geerbten Felder. Die Steuern fürs Treibhaus führt er aber an das eidgenössische Finanzamt ab, und sein Gemüse darf er in der Schweiz steuerfrei verkaufen.

Um Müller-Thurgau-Reben endlich auch in Deutschland anbauen zu können und dem Weinbau daheim wieder auf die Beine zu helfen, haben Winzer aus Hagnau und Immenstaad 1925 Reben aus dem schweizerischen Ermatingen bei Nacht und Nebel über die Grenze geschmuggelt.

© mauritius images / imageBROKER / Alexander Schnurer

»Kunst statt Maschendraht«: Unter diesem Motto wurde die Ländergrenze zwischen Kreuzlingen und Konstanz mit 22 Skulpturen markiert.

Kunst Verbindet

Ein Spaziergang entlang der Grenze. Ohne Zaun, aber mit viel Kunst. Während zwischen vielen Ländern wieder Zäune gebaut werden, öffnet am Bodensee die Kunst Grenzen. Statt einer Sperre stehen an der deutschschweizerischen Grenze zwischen Konstanz und Kreuzlingen 22 Skulpturen des Künstlers Johannes Dörflinger. Die acht Meter hohen Tarot-Figuren aus rotem Edelstahl symbolisieren alte Weisheiten und menschliche Sehnsüchte (www.kunstgrenze.org).

Einkaufstourismus

Auch Hermann Hesse, der eine Zeitlang in Gaienhofen auf der Höri lebte, ruderte zum Einkaufen lieber hinüber nach Steckborn in die Schweiz: »Ich kann schon den ganzen Zolltarif für Küchensachen usw. auswendig, ziehe aber womöglich das Schmuggeln vor«, schrieb er damals an einen Schriftstellerkollegen.

Heute fahren die Schweizer zum Einkaufen gerne nach Deutschland (zum Ärger Parkplatz suchender Konstanzer) oder Österreich, denn der Franken ist seit 2015 nicht mehr an den Euro gekoppelt und hat eine starke Aufwertung erfahren. Über die Jahre hinweg profitiert allerdings einmal die eine und dann wieder die andere Region davon. Der Gast am Bodensee kann sich von Allem immer das Beste heraussuchen.

Da Blüht Dir Was!

Kaum ein Schloss, das nicht mit schönen Gärten aufwarten kann. Schließlich gilt der Bodensee als Wiege der europäischen Gartenbaukunst. Sogar viele Privatgärten öffnen im Sommer ihre Pforten. Gleich eine ganze Insel voller Blumen und Bäume kann man auf der Mainau erleben. Hier sprießt, grünt und blüht es das ganze Jahr über.

© mauritius images / tbkmedia.de / Alamy

PARADIESISCHER kann man kaum aufwachsen. Graf Björn Bernadotte und seine Geschwister sind auf der Mainau groß geworden. Für sie war die 45 Hektar große Insel ein riesiger Abenteuerspielplatz. Sie kletterten auf Bäume und versteckten sich in Büschen. »Zum Leidwesen mancher Gärtner«, wie Graf Björn heute einräumt. Der 42-Jährige lebt mit seiner Frau im Nordflügel des Schlosses und hat zusammen mit seiner Schwester Bettina die Geschäftsführung der Mainau GmbH inne.

Mit der Liebe nahm auf der Mainau alles seinen Lauf. Bettinas und Björns Vater, Graf Lennart Bernadotte, verzichtete auf seine Rechte am schwedischen Thron und heiratete eine Bürgerliche. 1932 ließ er sich auf der dem schwedischen Königshaus gehörenden Mainau nieder und wandelte die damals verwilderte Insel in ein Blumenparadies um. Um sein Werk zukunftssicher zu machen, brachten der Graf und seine zweite Ehefrau Sonja die Mainau 1974 in die gemeinnützige Lennart-Bernadotte-Stiftung ein, die Hauptgesellschafterin der Mainau GmbH ist.

Blüten und Blätter

Inzwischen besuchen jährlich mehr als eine Million Touristen die Blumeninsel. Dank des milden Bodenseeklimas gibt es hier das ganze Jahr über besondere Blütenpflanzen zu bestaunen. Von März bis Mai bilden Schneeglöckchen, Krokusse, Narzissen und Tulpen einen prächtigen Blütenteppich. Üppig blühende Bougainvilleen und der schwere Duft der Engelstrompeten zeugen davon, dass der Sommer auf der Insel eingekehrt ist. Während die uralten Wildrosen nur in der warmen Jahreszeit blühen, erfüllen neuere Züchtungen die Luft das ganze Jahr mit ihrem Duft. Am Südhang leuchten im Herbst Tausende von Dahlien in kräftigsten Farben.

Nicht nur an ruhigen Wintertagen ist das Arboretum ein Geheimtipp, eine Sammlung jahrhundertealter Bäume im Herzen der Insel. Auch an sehr belebten Sommertagen findet Graf Björn hier immer einen Platz zum Durchatmen. »Ich bin ein großer Freund unserer Bäume, sowohl der altehrwürdigen Baumriesen wie auch vom großen Ginkgo an der Schlosskirche. Wenn er seine goldgelbe Herbstfärbung annimmt, dann kann ich mich daran nie satt sehen«, sagt er. Viele Mainau-Bäume bergen spannende Geschichten, wie das letzte noch erhaltene Exemplar einer ganzen Allee von Maulbeerbäumen. Großherzog Friedrich I., der die Mainau als Sommerresidenz nutzte, ließ sie pflanzen, weil Seidenraupen deren Blätter gerne fressen. Die Tiere sollten die Seide für das Hochzeitskleid seiner Tochter Victoria, der Großmutter Graf Lennarts, liefern. Doch die Bäume gediehen auf der Insel einfach nicht.

Adelige Ableger

Tulpen und Flieder stehen in voller Blüte, wenn die Grafenfamilie Ende Mai zum jährlichen Inselfest lädt. Dann sind nicht nur viele Gartenprofis auf der Mainau anzutreffen, die Tipps und Tricks für die Gartenarbeit geben, man kann auch neueste Raritäten aus der Blumen- und Pflanzenwelt kaufen. Wer sich ein paar schöne Blumenzwiebeln aus gräflicher Aufzucht als Andenken mit nach Hause nimmt, kann vielleicht bald seine eigene Blumeninsel pflanzen (www.mainau.de).

Jenseits der Mainau

Was in England eine lange Tradition hat, wird nun auch in Deutschland immer beliebter: Gärten als Reiseziel. Am Bodensee gibt es jede Menge davon. Kaiser Napoleon III. etwa ließ rund um Schloss Arenenberg am Südufer des Untersees von dem berühmten Landschaftsarchitekten Fürst Pückler einen grandiosen Park anlegen. Die Kartause Ittingen bei Stein am Rhein wartet mit einem mittelalterlichen Garten auf und sowohl am Schloss Salem als auch am Schloss Meersburg fallen die durchkomponierten Barockgärten auf. Auch die Künstlergärten von Hermann Hesse und Otto Dix, die beide am Untersee zu Hause waren, gehören zur regionalen Gartenbaukultur.

Anruf genügt

Wem dann noch immer eine Idee für die heimische Balkon- oder Gartenbepflanzung fehlt oder wer verzweifelt ist, weil die Lieblingszimmerpflanze auf dem Fensterbrett gelbe Blätter hat, dem steht jeweils am Mittwochnachmittag das Grüne Telefon der Insel Mainau unter 07531 30 33 33 (oder per E-Mail: gruenes-telefon@mainau.de) mit Rat zur Seite.

Von Mönchen und Möhren

Sie sind zurück. Seit 2001 leben auf der Reichenau wieder Benediktiner. Nachdem die letzten Mönche die Insel 1803 im Zuge derSäkularisierung verlassen mussten, wollen PaterStephan und Pater Hugo die Reichenau wieder zu einem Ort des gelebten Glaubens machen.

© Reinhard Schmid / HUBER IMAGES

»EINE Insel mit drei Kirchen ist ein ganz besonderer Ort. Da spürt man noch immer, wie wichtig die benediktinische Tradition hier ist, denn nur über den Damm besteht eine Verbindung nach draußen«, sagt Pater Stephan.

Frühe Spitzenkunst

Der heilige Pirmin gründete 724 das-Kloster, das sich rasch zu einem kulturellen und wissenschaftlichen Zentrum Mitteleuropas entwickelte. Karl der Große berief Abt Waldo, erster Klostervorsteher von 786 bis 806, zum Erzieher seines Sohnes Pippin, und Waldos Nachfolger reiste im Auftrag des Herrschers nach Byzanz. Berühmtester Abt des Klosters ist aber Walahfrid Strabo (reg. 838 – 849), ein Dichter und Gelehrter, der eines der ganz frühen Werke zur Gartenbaukunst schrieb.

Unter Abt Witigowo begann die Blütezeit der Reichenauer Buchmalerei. Im Scriptorium entstanden im 10. und 11.Jh. Handschriften, von denen viele heute zum UNESCO-Weltdokumentenerbe gehören. Dabei schrieben und malten die Mönche meist nicht für den Eigenbedarf, sondern für auswärtige Auftraggeber. Mit solch aufwändig illustrierten Codices beeinflusste die Reichenauer Malerschule die Kunst in ganz Europa.

Die Handschriften sind heute über viele europäische Museen und Bibliotheken verstreut. Auf der Reichenau lassen sich nur noch Faksimiles bestaunen.Umso mehr sind die zum UNESCO-Weltkulturerbe zählenden drei romanischen Kirchen Zeugen der großen Vergangenheit. Von außen wirken sie eher unscheinbar, bergen aber außerordentliche Kostbarkeiten. St. Georg in Oberzell etwa ist mit Wandmalereien ausgestattet, die zu den grandiosesten Zeugnissen ottonischer Kunst gehören.

© DuMont Bildarchiv / Johann Scheibner

Bei »Campus Galli« wird wie im Mittelalter gearbeitet. Eine schweißtreibende Sache.

Lebendige Tradition

Christliche Traditionen sind auf der Reichenau immer noch lebendig. Bis heute gibt es drei kirchliche Feiertage, die nur auf der Insel begangen werden: das Heiligblut-Fest, das Markusfest und Mariä Himmelfahrt. In feierlichen Prozessionen werden dann die Reliquienschreine über die Insel getragen. Fast den ganzen Rest des Jahres bestimmen aber Gurken, Salatköpfe und Möhren den Inselalltag, denn viele Einwohner leben vom Gemüseanbau.

Der im frühen 9. Jh. auf der Reichenau entstandene St. Galler Klosterplan (im Besitz der Stiftsbibliothek St. Gallen), lässt viele, die sich für das Mittelalter begeistern, nicht los. In Meßkirch rund 55 km nördlich von der Reichenau entsteht in einem Waldstück ein Klosterbau, der auf dem Reichenauer Plan fußt. Mit wissenschaftlicher Unterstützung verwenden die Handwerker und Ehrenamtlichen, des Projekts »Campus Galli«, ausschließlich mittelalterliche Arbeitstechniken. Jeder darf mitmachen. In 40 Jahren soll alles fertig sein (www.campus-galli.de).

© Travel Collection / Lookphotos

Pater Stephan bringt das Mönchtum wieder zurück nach Reichenau.

Kloster Reloaded

Schon kurz nach 6 Uhr morgens versucht die kleine Gemeinschaft der benediktinischen Mönche auf der Reichenau, einen alten Kraftort wieder mit Leben zu füllen. Mehrmals täglich erklingt dann in der Cella St. Benedikt in der Egino-Kapelle von Niederzell das Stundengebet der Mönche. Jeder, der will, kann daran teilnehmen und dabei das Klosterleben kennenlernen. Nur montags nehmen sich auch die Mönche der Reichenau eine Auszeit.

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Touren

Durchdacht, inspirierend, entspannt

Mit unseren Tourenvorschlägen lernen Sie die besten Seiten des Bodensees kennen.

© Andreas Strauss / LOOK-foto

Unterwegs Am Bodensee

Ob mit dem Fahrrad oder auf Schusters Rappen, ob im Auto, per Schiff oder im Zug: Die Bodenseeregion lässt sich auf ganz verschiedene Weise erkunden. Rund um den See locken bezaubernde Landstädtchen, Burgen, Schlösser und facettenreiche Naturlandschaften.

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Radeln und Wandern

Die Rad- und Wanderwege in der Bodenseeregion führen meist direkt am Wasser entlang. Wandervereine und Touristiker haben zahlreiche Routen entworfen, die zu den großen Sehenswürdigkeiten führen und perfekt ausgeschildert sind. Auf deutscher Seite herrschen die Markierungen des Schwarzwaldvereins (Raute) und seines Hauptwanderwegs (Balken) vor. Im österreichischen Vorarlberg geben die Wegweiser den Schwierigkeitsgrad sowie das Ziel und die ungefähre Gehzeit bis dorthin an. Die meisten Wanderwege am See sind leicht begehbar (gelbe Markierung). Die Wegweiser in der Schweiz sind gelb-weiß mit gelben Rauten. Ein blauer Punkt mit schwarzem Pfeil kennzeichnet den bekanntesten Weg, den Bodensee-Rundwanderweg (Urlaub aktiv). Nicht weniger beliebt ist der Bodensee-Radweg (Tour 1 >>>) mit einem Radler mit blauem Hinterrad als Logo. Beide Touren weisen nur wenig Steigung auf, so dass sie relativ leicht zu bewältigen sind. Beeindruckende Seeerlebnisse sind garantiert. Zudem kann man sich je nach Geschmack und Kondition einzelne Streckenabschnitte heraussuchen. Besonders attraktiv sind Abkürzungen mit dem Schiff.

Mit dem Schiff geht’s schneller

Zuverlässig bringen die Schiffe der Weißen Flotte ihre Passagiere zum Zielhafen. Vor allem die Strecken Friedrichshafen – Romanshorn (quer über den Obersee) und Meersburg – Konstanz sind stark frequentiert. Diese Fähren verkehren ganzjährig und nehmen Autos mit. Auch die Linien- und Ausflugsschiffe steuern zahlreiche Häfen am See an. Einige Routen werden jedoch nur von März/April bis Ende Oktober bedient (Praktische Informationen/Schifffahrt >>>).

Bus und Bahn

In allen drei Anrainerstaaten ist der öffentliche Nahverkehr perfekt ausgebaut. Vor allem das fein austarierte, pünktliche Bahn- und Postbussystem der Schweiz bringt die Gäste auch in die hintersten Winkel.

Abgaben-Allerlei fürs Auto

Auch im PKW lässt sich die Bodenseeregion recht komfortabel erkunden. Allerdings laufen Autofahrer in Deutschland auf der parallel zum Nordufer verlaufenden B 31 während der Hauptsaison Gefahr, im Stau stecken zu bleiben. Parkplätze sind oft Mangelware. In Vorarlberg gilt ab dem Pfändertunnel für die Autobahn die Mautpflicht, auch die Schweizer erheben für die Nutzung ihrer Autobahnen eine Gebühr (Praktische Informationen/Verkehr >>>). Wer Zeit mitbringt, kann aber auch in Österreich und in der Schweiz kostenlos auf Landstraßen den See entlangfahren. Einige deutsche Gemeinden am See verlangen eine Feinstaubplakette an den Autos.

Bodensee-Radweg

Länge: 273 km | Dauer: 7 – 8 Tage

Tour 1

Der Bodensee-Radweg zählt zu den beliebtesten Radwegen Europas. Auf dieser Tour lernt man die vielen Gesichter des Bodensees auf besonders gesunde und umweltschonende Art kennen.

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Im Uhrzeigersinn um den See

Die weitgehend flache Strecke führt um alle drei Teile des Sees herum und verläuft in allen Anrainerstaaten meist in Ufernähe. Lediglich an der Alpenrheinmündung schlägt sie zur Umgehung des Deltas einen Bogen landeinwärts. Auch die topografischen Gegebenheiten am Südufer des Überlinger Sees zwischen Bodman und Wallhausen lassen eine Streckenführung in Ufernähe nicht zu. Die meisten Radler umrunden den Bodensee im Uhrzeigersinn, denn dann können sie auf der Seeseite der Straßen fahren.

Welches Rad?

Die Wege sind asphaltiert oder geschottert, meist bestens in Schuss und lassen sich gut mit einem gewöhnlichen City- bzw. Trekking-Rad befahren. Dank der guten Unterkunfts- und Transportmöglichkeiten kann man die Tagesstrecken individuell planen, selbst Kinder, Untrainierte und Senioren können die Tour so bewältigen. Ganz entspannt radelt es sich in einer Woche um den gesamten See. Natürlich gibt es auch Cracks, die die Tour in zwei Tagen herunterreißen. Sightseeing, ein Bad im See, die Einkehr in einen Landgasthof und andere schöne Dinge bleibt dann aber keine Zeit.

Wo geht’s lang?

Der Radweg ist, bis auf wenige Abschnitte, einheitlich ausgeschildert. Sein Logo zeigt einen Radler mit blauem Hinterrad. Alle Unterlagen – auch ein Prospekt mit den Radweg-Hotels – sind beim Bodensee-Radweg Service in Konstanz erhältlich (s. u.). Radwanderführer und Radwanderkarten für den Bodensee-Radweg gibt es im Buchhandel.

Wo schlafen?

Zum Übernachten stehen zahlreiche Hotels, Gasthöfe, Jugendherbergen und Heuhotels zur Verfügung. Vor allem in der Sommersaison sollte man unbedingt im Voraus buchen. Die Radweg-Hotels bieten einen besonderen Service: Sie transportieren das Gepäck der Gäste kostenlos von einem Ort zum nächsten (www.radweg-hotels.com). Aber auch der Bodensee-Radweg Service, ein gewerblicher Reiseveranstalter, befördert das Gepäck der Radler. Dieser Service muss spätestens am Vortag bis 16 Uhr unter Tel. 07531 8 19 93-29 bestellt werden (www.bodensee-radweg.com). Am Obersee, also zwischen Meersburg, Lindau, Bregenz und Konstanz, ist der Gepäcktransport nur in Richtung des Uhrzeigersinns möglich.

Von Konstanz nach Stein am Rhein

Als Ausgangspunkt für die Bodensee-Runde haben wir Konstanz, die größte Stadt am Bodensee, gewählt, Man kann die Tour natürlich auch an jedem anderen Ort beginnen. Konstanz bietet sich an, weil es hier viele Unterkünfte gibt und auch die Anreise mit den öffentlichen Verkehrsmitteln besonders einfach ist. In Konstanz bietet sich als Einstieg ein kurzer Abstecher zur UNESCO-Welterbe-Insel   Reichenau mit den berühmten Kirchen an, allen voran St. Georg – die romanischen Wandmalereien dort sind fast schon ein Muss!

Die eigentliche Tour beginnt am Konstanzer Bahnhof und führt zunächst in die mit Konstanz fest verwachsene Schwesterstadt   Kreuzlingen. Die folgenden 33 km (ca. 2,5 Std.) radelt man durch Schweizer Territorium. Auch wenn der Euro als Zahlungsmittel im Grenzgebiet im allgemeinen akzeptiert ist, sollte man immer ein paar Franken dabei haben. Sehr lohnend ist ein Schlenker zum Schloss Arenenberg bei Ermatingen, wo Napoleon III. seine Jugend verbrachte. Gute Küche bietet das Bistro im Schloss, fantastische Aussicht hingegen der Schlosspark, der übrigens gratis zugänglich ist. Radelt man weiter, taucht auf der anderen Seite des Untersees die Halbinsel Höri auf, die es Hermann Hesse so angetan hatte. Rasch ist   Stein am Rhein erreicht. Die malerische Altstadt mit ihren zahlreichen prachtvoll bemalten Fachwerkhäusern lohnt einen längeren Zwischenstopp. Rund um den Marktplatz lassen sich die schönsten Fassaden bestaunen. Lust auf den köstlichsten Schweizer Käse? Dann gleich hier bei »Chaes Graf« Proviant besorgen (Oberstadt , www.chaes-graf.ch).

Auf der Höri

Jenseits von Stein am Rhein ist der erste Ausflug in die Schweiz auch schon wieder zu Ende. Nun führt der Bodensee-Radweg auf die berühmte Halbinsel Höri. Gott selbst soll angeblich nach der Erschaffung der Höri als seinem Meisterstück sein Schöpfungswerk mit den Worten »jetzt hör‘ i auf« beendet haben. Tatsächlich zählt dieses kleine Fleckchen Erde zu den schönsten Ecken am Bodensee. In Hemmenhofen erinnert das Otto-Dix-Haus an den großen Maler. Der Nachbarort Gaienhofen hingegen steht ganz im Zeichen von Hermann Hesse. Anschließend muss in die Pedale getreten werden, bis in Horn der höchste Punkt erreicht ist und man einen grandiosen Blick auf die Insel Reichenau und den Untersee genießen kann.

Von Radolfzell nach Meersburg

An Gundholzen und Iznang vorbei verlässt man den Malerwinkel Höri und erreicht Radolfzell. Von dort aus würde die klassische Bodensee-Radweg-Route um den gesamten Bodanrück herumführen. Dessen schönster Teil, das nördliche Steilufer, ist jedoch für Radler nicht zugänglich. Unsere Variante erspart Ihnen die beträchtliche Steigung zwischen Wallhausen und Liggeringen und führt direkt von Radolfzell über Güttingen nach Bodman am Überlinger See. Ab Ludwigshafen entspricht die Route Tour 3 >>>, die die hübschen Ferienstädtchen Überlingen (Abstecher zur Wallfahrtskirche Birnau bei Nussdorf),   Uhldingen-Mühlhofen mit dem Pfahlbaumuseum und das malerische Meersburg.

Von Friedrichshafen nach Lindau

Der Radweg führt nun sehr schön immer am Ufer entlang zum Winzerstädtchen Hagnau, nach Immenstaad und weiter zur Zeppelinstadt Friedrichshafen  –  ein klares Kontrastprogramm zur bisherigen Idylle: Flugplatz, Industrieanlagen und Gewerbegebiete zeigen an, dass man sich in der wichtigsten Industriestadt am Bodensee befindet. Als Radler durchfährt man diese Zone nur ganz kurz, passiert Schloss, Zeppelindenkmal, Parkanlagen und erreicht am Hafen schließlich das Zeppelin Museum. Kaum hat man die Häuser von Friedrichshafen hinter sich gelassen, dürfte Naturfreunden das Herz aufgehen: Der Radweg führt mitten durchs Eriskircher Ried. Von Ende Mai bis Anfang Juni blühen hier die Sibirischen Schwertlilien, eine heimische, selten gewordene Blütenpflanze, deren Verbreitungsgebiet sich bis nach Sibirien erstreckt. Das ganze Frühjahr brüten im Röhricht Vögel. Nächste Station ist Langenargen; hier lädt das Café im schön gelegenen Schloss Montfort zu einer Rast ein. In Kressbronn sollte man nicht versäumen, sich die Argen-Hängebrücke, die älteste ihrer Art in Deutschland, anzuschauen. Am Malerwinkel kurz hinter Nonnenhorn bildet die viel fotografierte Ansicht des Bodensees mit dem Zwiebelturm von St. Georg in Wasserburg einen Blickfang. Schließlich erreicht man über den Eisenbahndamm die herrlich gelegene Inselstadt Lindau. Hier sollte man unbedingt ein wenig Zeit einplanen, um sich in der autofreien Altstadt umzusehen und einen Blick auf den berühmten Bayerischen Löwen an der Hafeneinfahrt zu werfen.

Von zum Rheindelta

Östlich von Lindau passiert man nun die Grenze zu Österreich und gelangt nach Bregenz, die Hauptstadt Vorarlbergs. Hier bietet sich die »Mili«, ein historisches Badehaus, das an der Bregenzer Stadtgrenze in den See hinaus gebaut ist, für einen Zwischenstopp an. Ein nicht nur bei Radlern beliebter Platz für eine Pause sind aber auch die Sunset-Stufen an der Seepromenade. In Bregenz ist der östlichste Punkt der Tour erreicht. Richtung Westen passiert der Radweg die Bregenzer Ach, den Rhein und den Alten Rhein, die alle drei in den Bodensee münden. Zwischen Hard und der Halbinsel Rheinspitz dehnt sich das Rheindelta aus, das größte Süßwasserdelta Europas und das wichtigste Vogelschutzgebiet am Bodensee. Wer ein Fernglas zur Hand hat, kann hier Reiher, Flussseeschwalben und viele andere gefährdete Wasservögel beobachten.

www.hard-sport-freizeit.at

Vom Rhein zurück nach Konstanz

Nachdem der Rhein überquert ist, befindet man sich wieder auf Schweizer Gebiet. Der erste größere Ort ist die alte Handelsstadt  Rorschach. Die Route verläuft nun weiter entlang des Seeufers. Was fehlt, ist die Aussicht auf die schneebedeckten Gipfel der Alpen, die auf der deutschen Seite für so eindrucksvolle Bilder gesorgt haben. Dafür freuen sich Radler über die gepflegten Asphaltwege, auf denen man es in 1,5 Stunden bis nach Romanshorn schafft. Am größten Hafen des Sees geht es immer recht geschäftig zu. Vor allem Autofahrer nutzen die kurze Fährverbindung ans deutsche Ufer nach Friedrichshafen. Schnurgerade führt der Weg nun bis Kreuzlingen und dann nach Konstanz zum Ausgangspunkt der Tour auf deutscher Seite.

6x Unterschätzt

Genau hinsehen, nicht dran vorbeigehen, einfach probieren!

1. Teure Schweiz

Eine Bratwurst mit Pommes kostet 15 € und ein normales Hauptgericht zwischen 40 und 50 €. Bei einem Urlaub in der Schweiz sollte man ein Drittel höhere Reisekosten einkalkulieren.

2. Instabil >>>

Seit 1573 wechselt eine Johannes-Büste bei einer Seegfröne den Standort. Zuletzt wurde sie 1963 von Münsterlingen nach Hagnau getragen. Ob sie je wieder zurückkehrt, ist wegen des Klimawandels ungewiss.

3. Parkplatznot

Die Parkflächen sind rund um den See knapp. Am besten lässt man das Auto am Hotel stehen und nimmt ein Fahrrad, den Bus oder ein Schiff.

4. Literatur >>>

Das Festival »WortMenue« findet alle zwei Jahre in Überlingen statt. Auf Dinnerparties lesen dann Autoren aus den drei Anrainerstaaten Texte, die sich ums Schlemmen drehen.

5. Short Cuts

Wer den See umrundet, hat oft 300 km mehr auf dem Kilometerzähler. Mit Autofähren kann man sich viel Fahrerei ersparen. (Friedrichshafen >>>, Konstanz >>>, Meersburg >>>, Romanshorn >>>)

6. Kurios >>>

Dass die mit 57 cm Breite schmalste Hausfassade Europas in Bregenz sage und schreibe 60 m² Wohnfläche verbirgt, liegt daran, dass das Haus nach hinten breiter wird.

© DuMont Bildarchiv / Johann Scheibner

Künstler und Kirchen

Länge: 70 km | Dauer: 2 Tage

Tour 2

Zu der Tour rund um den Untersee gehören gleich zwei Inseln: die Reichenau, die mit ihren drei romanischen Kirchen zum Weltkulturerbe der UNESCO gehört, und die Blumeninsel Mainau. Von da aus geht es nach Konstanz und weiter durch die Schweiz nach Stein am Rhein. Der Rückweg führt über die legendäre Halbinsel Höri, den Zufluchtsort von Schriftstellern und Malern.

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Von Radolfzell auf die Mainau und die Reichenau

Die Tour beginnt in Radolfzell, wo die malerische Altstadt zu einem Bummel einlädt. Sehenswert ist insbesondere das gotische Münster. Mittwoch- oder samstagvormittags kann man den Markt rund ums Münster besuchen. Sieben Kilometer südwestlich kommt man durch Allensbach, bekannt als Ort der Demoskopie. Kurz hinter Hegne muss man sich entscheiden: zuerst auf die Insel Reichenau oder auf die Mainau? Fällt die Wahl auf die Blumeninsel, was vor allem bei gutem Wetter nahe liegt, biegt man von der Bundesstraße 33 ab Richtung Norden und überquert den Bodanrück. Hinweisschilder führen zum Parkplatz, von dem aus eine Brücke auf die Mainau führt. Für den Besuch sollte man mindestens einen halben Tag einplanen. Auf der Mainau herrscht kein Mangel an Einkehrmöglichkeiten, und ein großer Kinderspielplatz bietet den Kids viel Freizeitspaß. Um auf die Reichenau zu gelangen, fährt man wieder zurück auf der B 33 und erreicht über einen kurzen Damm die Klosterinsel mit den drei berühmten romanischen Kirchen, die seit 2000 auf der UNESCO-Welterbeliste stehen. Schön ist der Kräutergarten beim Münster St. Maria und Markus in Mittelzell, der nach Plänen von Walahfrid Strabo, von 838 bis 849 Abt auf der Reichenau, angelegt wurde. Im »Küferstüble« lassen sich die Weine der südlichsten Weinbauregion Deutschlands genießen.

Spiegelberg 17 | Tel. 07534 555 | Mi. – Mo. ab 17.30 Uhr http://kueferstueble.de

Zwischenstopp in Konstanz

Nächster Etappenpunkt ist Konstanz, Hauptort des Bodenseeraums. Das Münster dort ist ein bedeutendes Werk der Romanik. Zu weiteren Höhepunkten zählen das Rosgartenmuseum und die Statue der »Imperia« an der Hafeneinfahrt. Bei Schlechtwetter bietet das SeaLife eine ideale Alternative zum Radeln. Rund um die Marktstätte mit ihren Geschäften, Cafés und Restaurants schlägt das Herz der Bodensee-Metropole. Im Hörnle, einem der nettesten Seebäder am Bodensee, kann man sich gratis in die Fluten stürzen. Wer es komfortabler mag, gönnt sich in der Bodensee-Therme eine Auszeit (www.therme-konstanz.de). Im schweizerischen Kreuzlingen lohnt ein Spaziergang in der naturnahen Seeuferanlage.

Von Kreuzlingen zurück nach Radolfzell

Man fährt nun in der Schweiz auf der Bundesstraße 13 nach Westen und erreicht den alten Fischerort Ermatingen. Westlich davon erhebt sich hoch über dem Untersee Schloss Arenenberg, das schönste Schloss am Bodensee (Tour 1 >>>). An der Bundesstrasse folgt nun Steckborn, dessen Ortsbild von malerischen Fachwerkhäusern geprägt ist. Dann geht es weiter die Schweizer Seite des Untersees entlang bis nach Stein am Rhein, das mit einem geschlossenen historischen Ortskern aufwarten kann. Die Route führt nun wieder aus der Schweiz heraus auf Halbinsel Höri, deren idyllischen Landschaft viele ruhige Orte bietet. Die Höri ist als Wohnort berühmter Künstler bekannt: In Gaienhofen lebte der Dichter Hermann Hesse und in Hemmenhofen der Maler Otto Dix. Beiden Künstlern sind vor Ort Museen gewidmet. Von der Höri erreicht man weiter nördlich bald wieder den Ausgangspunkt Radolfzell. Noch Zeit, sich die Füße zu vertreten? Dann auf die Halbinsel Mettnau, wo erstklassige Plätze für die Vogelbeobachtung winken.

Auf in Die Steinzeit

Länge: 30 km | Dauer: 1 – 2 Tage

Tour 3

Diese Tour versammelt viele Attraktionen wie die Barockkirche Birnau und das Pfahlbaumuseum in Unteruhldingen auf kleinstem Raum und ist ideal für Leute, die wenig Zeit mit an den Bodensee bringen, aber dennoch viel sehen möchten. Wenn man die Insel Mainau weglässt, ist sie sogar in einem Tag zu schaffen.

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Von Stockach nach Meersburg

Ausgangspunkt der Tour ist Stockach, das »Tor zum Bodensee«. Fährt man von Stockach die B 31 nach Süden, kommt man durch den Erholungsort Ludwigshafen, Teil der Doppelgemeinde Bodman-Ludwigshafen. Die Bundesstraße führt nun am Ostufer des Überlinger Sees bis nach Sipplingen. Wer sich für Technik interessiert, sollte eine Führung bei der Bodenseewasserversorgung einplanen. Diese beansprucht einen halben Tag; man muss sich jedoch vorab anmelden und einen Ausweis vorlegen. In Überlingen empfiehlt es sich, an der schönen langen Uferpromenade zu flanieren. Nicht verpassen sollte man Peter Lenks Bronzebrunnen »Bodenseereiter« auf dem Landungsplatz an der Schiffsanlegestelle. Die zentrale Skulptur dieses kuriosen Brunnens zeigt den Schriftsteller Martin Walser und hat wie andere Werke Lenks für Aufregung gesorgt. Das gotische Münster besitzt einen meisterhaft geschnitzten Hochaltar von Jörg Zürn.

Drei Kilometer entfernt thront die prächtige, barocke Wallfahrtskirche Birnau auf einem Weinhang über dem Überlinger See. Im Mai herrscht in dem Barockjuwel besonders viel Andrang, weil sich dann dort viele Paare trauen lassen. Mitten hinein in die Vorgeschichte führt das Pfahlbaumuseum in  Uhldingen-Mühlhofen, eine der Hauptattraktionen am Bodensee. In den Nachbauten prähistorischer Pfahlhütten wird der Alltag der Menschen in der Stein- und in der Bronzezeit wieder lebendig. Besonders reizvoll ist ein Schiffsausflug zur Insel Mainau, das Blumenparadies mit dem mediterranen Flair.

Zurück am Ostufer, gelangt man auf der Uferstraße zu dem malerischen Städtchen Meersburg, dem Touristenort schlechthin. Das sollte jedoch niemanden davon abhalten, diesen wirklich schönen Flecken mit seinen imposanten Fachwerkhäusern zu besuchen. Auf der Meersburg taucht man nicht nur in die Welt des Mittelalters, sondern auch in die von Annette von Droste-Hülshoff ein. Die Dichterin verbrachte ihre letzten Lebensjahre auf der Burg, ihre Wohnräume können besichtigt werden. Bei einer Weinprobe im benachbarten Staatsweingut kann man den Tag dann entspannt ausklingen lassen.

Z

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© DuMont Bildarchiv / Johann Scheibner