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Wilfried A. Hary, Werner K. Giesa

STAR GATE 171-172: Alarm auf Terra

„Die Zukunft der Erde – und Angriff der Riesenlibellen!“


Nähere Angaben zum Hauptautor und Herausgeber der Serie Wilfried A. Hary siehe hier: http://de.wikipedia.org/wiki/Wilfried_A._Hary


BookRix GmbH & Co. KG
80331 München

STAR GATE – das Original 171-172:

 

Alarm auf Terra

Wilfried A. Hary und Werner K. Giesa:

Das Randall-Team ist zurück – und der Kampf beginnt!“

 

Das Randall-Team kehrt mit seinem neuen Raumschiff EXCALIBUR zurück zur Erde, gewissermaßen mit einem Knalleffekt. Das löst planetenweit einen Alarm aus.

Während die kyphorische Besatzungsmacht noch Ursachenforschung betreibt, rüsten sich die Rebellen zum Aufstand. Und dies birgt tödliche Risiken nicht nur für sie, sondern für die ganze Erde…

Impressum


Urheberrechte am Grundkonzept zu Beginn der Serie STAR GATE - das Original:

Uwe Anton, Werner K. Giesa, Wilfried A. Hary, Frank Rehfeld

Copyright Realisierung und Folgekonzept aller Erscheinungsformen (einschließlich eBook, Print und Hörbuch) by www.hary-production.de

Diese Fassung: © 2018 by HARY-PRODUCTION ISSN 1860-1855

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 Coverhintergrund: Anistasius * Logo: Gerhard Börnsen


1


Im kyphorischen Hauptquartier in Detroit hatte der Blitz eingeschlagen. So zumindest sah es aus, warf man einen Blick auf die Offiziere, Verwaltungsbeamten und Soldaten, die diskutierten, hin und her eilten und doch nicht viel erreichen konnten. Nur die craahlschen Söldner ließ alles kalt. Sie waren dazu da, zu kämpfen und zu bewachen, nicht aber sich Gedanken über Strategie und Überraschungsangriffe zu machen.

Tanya Genadas Vergleich hingegen mit einem Hühnerstall, in dem der Fuchs räubert, traf den Kern.

In einem großen Saal hatte sich die Führungsspitze der auf Terra stationierten Kyphorer eingefunden. Selbst The-Faro, der Gouverneur von Terra und damit sogar der Vorgesetzte von Kar-Nol, der Heerführer und Oberbefehlshaber der Invasionstruppe, hatte sich herabgelassen, zu erscheinen. Die aktuelle Lage war doch wichtiger als sein Versuch, das terranische Schachspiel zu erlernen.

Kar-Nol, sein Stellvertreter, erstattete offiziellen Bericht. Zwei Verwaltungsbeamte, ein paar Assistenten und einige Rottenoffiziere waren ebenfalls zugegen. Eine riesige Holographie, die gut ein Drittel des Raumes ausfüllte, zeigte den Luftraum über der Erde.

Einer der Flottenoffiziere kommentierte:

„Die Aufnahme wurde von einem unserer Überwachungssatelliten gemacht und gespeichert“, erklärte er. „Sie zeigt den Luftraum über dem Golf von Bengalen.“

Wo der auf der Erde zu finden war, wussten die Anwesenden.

„Raumkampfschiff KY-OF2318 unter Kommandant Gor-Gol wurde aus dem Wachorbit beordert, um die Gleiter der Rebellen abzufangen und notfalls zu zerstören“, fuhr der Offizier fort.

Die Anwesenden glaubten, frei in der Luft zu schweben. Die holographische Aufzeichnung war perfekt. „Unten“ waren die ausgedehnten Wassermassen, an den Rändern die Ufergebiete.

„Taktische Falschfarbenprojektion“, sagte jemand.

Schlagartig wechselte das Bild. Die Konturen blieben, aber die Farben änderten sich. Die Wasserfläche hellgrau, die Landstriche etwas dunkler. Zwei gelbe Punkte waren zu sehen.

„Der Farbverlauf geht von gelb zu rot und kennzeichnet die Flughöhe. Gelb ist in Bodennähe“, wurde erklärt.

The-Faro bewegte sich nicht. Mit ausdruckslosem Gesicht betrachtete er die dreidimensionale Projektion.

Kar-Nol war nervöser. Seit über hundert Jahren war er als militärischer Führer der Invasionstruppen nach einer Besetzung stets Stellvertreter des politischen Führers und tat alles, um dies irgendwann zu ändern. Eine Schlappe wie diese, die zwar nicht allein ihm anzulasten war, aber immerhin in >seinem< Sonnensystem geschehen war, sorgte nicht gerade für Pluspunkte.

The-Faro konnte Ruhe bewahren. Er hatte den Höhepunkt seiner Karriere erreicht. Er hätte höchstens noch in die Regierung Kyphoras aufsteigen können, indem er dort Vorsitzender des Kronrates geworden wäre. Aber das war ja schon sein Bruder Rhe-Faro, und wieso hätte er diesen jemals ablösen wollen? Er mochte sowieso keine Intrigen unter Kyphorern, ganz im Gegensatz zu seinem ewigen Rivalen Kar-Nol.

The-Faro konnte auch nicht degradiert werden. Nicht nur, weil sein Bruder eben das mächtigste politische Wesen der Galaxis war, sondern seine Verdienste waren einfach zu groß.

Was immer auch geschehen würde, der Herr des Planeten Terra hatte sein Schäfchen auf jeden Fall im Trockenen, wie die Irdischen zu sagen pflegten.

Von rechts näherte sich jetzt ein dunkelroter Punkt, der allmählich heller wurde und sich dem Orange-Bereich näherte. Das bedeutete, dass er tiefer ging. Auch die Form war zu erkennen. Es war eine große fliegende Pyramide mit dreieckigem Grundriss. Die Form der kyphorischen Raumschiffe wurde durch das Transitionssystem vorgegeben. Für die interstellaren Flüge bedienten sie sich einer Abwandlung des Transmitter-Prinzips, und dafür war nun einmal die exakte Pyramidenform notwendig. Nur so konnten entsprechende Energien freigesetzt werden, die entweder im Innern eines STAR GATES die zu befördernden Personen oder Güter in die Empfangsstation versetzten oder außerhalb eines interstellaren Sternenschiffes eben das ganze Raumschiff.

Dazu musste das betreffende Raumschiff lediglich die Ekliptik - genauer: die Massenballung - verlassen, weil diese das Prinzip unmöglich machte. Dabei war die Geschwindigkeit von sekundärer Bedeutung. Ein solches Raumschiff brauchte nur mit der Spitze das Ziel anzupeilen, bevor das Fluoreszenzfeld gezündet wurde. Natürlich wurde ein solcher Sprung umso ungenauer, je weiter die Entfernung war. Also wurden in der Regel nur Sprünge über wenige Lichtjahre weit durchgeführt, außer in ausgesprochenen Notfällen oder wenn dazwischen keine weitere Massenballung sich befand, um dort Zwischenstation zu machen. Und die Materialisation geschah in der Massenballung am Ziel ganz von allein: Das war ein Naturgesetz.

Anders waren Reisen von Stern zu Stern - schneller als das Licht - nicht möglich. Zumindest hatte sich kein anderes Transitionsprinzip im Bund von Dhuul-Kyphora durchsetzen können.

Der Pyramidenraumer, die KY-OF-2318, stoppte sein Tiefergehen. Der Farbton blieb nun konstant, während der Pyramidenraumer sich den noch weit unter ihm fliegenden beiden Gleitern näherte.

„Wir erleben gleich, was zur Zerstörung der KY-OF 2318 führte“, sagte der kommentierende Offizier heiser.

Der Pyramidenraumer eröffnete aus großer Höhe das Feuer. Der Strahlenimpuls wurde kenntlich gemacht. Er verfehlte die beiden Gleiter knapp.

„Wir wissen nicht, ob Kommandant Gor-Gol absichtlich nur einen Warnschuss abgeben ließ, oder ob es sich um einen Fehlschuss handelte. Doch sehen Sie weiter.“

Es blieb unklar, ob der Pyramidenraumer noch einen weiteren Schuss abfeuern wollte.

Plötzlich war da ein anderer Impuls. Er raste mit enormer Geschwindigkeit herbei, aus den Tiefen des Weltraums kommend, offensichtlich sogar von außerhalb der Ekliptik – obwohl er augenscheinlich in einem Maße die Geschwindigkeit verringerte, wie es aus kyphorischer Sicht völlig unmöglich erschien. Sie glaubten beinahe an eine Fehlmessung, aber dafür war ihre Messtechnik zu fortschrittlich - eigentlich.

„Stopp!“

Die Wiedergabe erstarrte.

Die Erklärung:

„Das fremde Objekt erschien einfach aus dem Nichts, aus Richtung außerhalb der Massenballung, also nicht mit Ursprung innerhalb des Sonnensystems, wie die Richtungsanalyse eindeutig beweist. Es war gewissermaßen einfach da und entschleunigte sogleich mit unvorstellbaren Werten. Und es flog auf Kollisionskurs mit der 2318.“

„Weiter!“

Fast sah es so aus, als müssten das Fremdobjekt und die Pyramide einander berühren, und in diesem Augenblick nahmen die meisten Anwesenden, die den Film noch nicht kannten, auch an, ein Zusammenstoß sei die Ursache für die Vernichtung der 2318 gewesen.

Aber dann zuckte ein Schuss aus dem UFO. Der Pyramidenraumer verwandelte sich fast in der gleichen Sekunde in einen Feuerball, dessen Randzone das UFO durchflog.

„Stopp!“, befahl der Kommentator erneut.

Die Holographie wurde zum Standbild. In der Falschfarbenwiedergabe war die Feuerwolke der Explosion nur ein gezacktes Sternsymbol, an dem die Kugel des UFOs bereits vorbei war.

„Echtwiedergabe. Vergrößerung stufenlos“, befahl der Offizier.

Schlagartig wechselte das Bild wieder. Aus dem Symbol wurde eine feurige Wolke, rötlich glühend und in schwarzen Wolken aufglühende Trümmerstücke nach allen Seiten schleudernd. Fast eine ganze Gitterseite des Pyramidenraumers wurde brennend abgesprengt. Die verglühenden Teile waren anschließend in den Golf gestürzt.

Das UFO im Zentrum der Projektion wuchs rasend schnell heran. Die Vergrößerung drängte die eingefrorene Feuerwolke zur Seite und aus dem Bildbereich.

Deutlich war plötzlich das fremde Objekt zu erkennen. Ein Dodekaeder, ein aus insgesamt zwölf Fünfecken zusammengesetzter Raumkörper. Triebwerks- und Schleusenöffnungen waren zu sehen, Funk- und Waffenantennen. Als das Objekt die gesamte Holographie ausfüllte, wurde die Vergrößerung gestoppt.

„Was ist das? Ihr Sternengötter, was ist das für ein Ding?“, keuchte einer der Kyphorer erschrocken. „Doch kein Raumer?“

Es war ein Raumschiff! Daran gab es keinen Zweifel.

Das Dodekaeder-Schiff war nicht einmal halb so groß wie der kyphorische Kampfraumer. Und es sah dennoch außerordentlich bedrohlich aus.

„Ist jemandem unter den Anwesenden dieser Raumertyp bekannt?“, schnarrte The-Faro wie eine Maschine.

Schweigen. Niemand hatte jemals ein Dodekaeder-Schiff gesehen oder von seiner Existenz gehört.

„Damit müssen wir davon ausgehen, dass Unbekannte über dem Planeten Terra erschienen sind. Unbekannte, die entweder mit den Terranern verbündet sind oder mit ihnen identisch!“

„Aber das ist doch ein Widerspruch!“, schrie einer der Verwaltungsbeamten erregt.

The-Faro verneinte:

„Kein Widerspruch. Wir wissen, dass die Rebellen mindestens einen Stützpunkt in einem anderen System unterhalten. Vielleicht haben sie dort ein Raumschiff konstruiert. Denn meine erste Annahme, dass es sich um Unbekannte handeln könnte, halte ich für unwahrscheinlich. Ein Fremdvolk, das die überlichtschnelle Raumfahrt beherrscht, ist eher uns bekannt als den Terranern.“

„Lächerlich“, wandte Kar-Nol ein. Auch wenn The-Faro sein politischer Vorgesetzter war, hatte er als ranghöchster Offizier innerhalb es Bundes von Dhuul-Kyphora ein Recht auf freie Meinungsäußerung. „Eure Erhabenheit mögen bedenken, dass überlichtschnelle Fortbewegung nur mittels des uns bekannten Transistionsprinzips möglich ist. Sehen aber Eure Erhabenheit oder einer der anderen Anwesenden an dem Raumer etwas, das auch nur entfernt einer Pyramide ähnelt?“

Wieder Schweigen.

„Also kann es kein interstellares Schiff sein“, glaubte Kar-Nol damit bewiesen zu haben. „Haben die Rebellen innerhalb des Systems noch Stützpunkte, die wir nicht kennen und die als Raumschiffswerft dienen könnten?“

Abermals Schweigen. Der Dodekaeder blieb ein ungelöstes Rätsel!

Aber dann schüttelte The-Faro entschieden den Kopf:

„Wie auch immer, aus innerhalb des Sonnensystems kann das Ding nicht stammen, sonst hätten die unbedeutenden Kleinkolonien im Bereich von Venus, Mars oder des Asteroidengürtels nicht so lange gewartet. Und sie hätten einen möglichen Gegenschlag unsererseits auf keinen Fall riskiert. Ich bin sogar überzeugt davon, dass sich das Problem dort längst von selbst gelöst hat. Wie hätte ein Mensch dort so lange überleben können, ohne Unterstützung von der Erde aus? Das ist ja auch der Grund, wieso ich uns die Mühe erspart habe, das gesamte Sonnensystem zu durchkämmen: Es war völlig unnötig. Und auch Alpha Centauri kommt nicht in Frage. Die Abkömmlinge der Menschheit dort sind uns nicht nur bestens bekannt, sondern werden seit Jahren lückenlos überwacht, wie jeder weiß.“

„Normalwiedergabe. Weiter“, befahl der Kommentator indessen, ohne eine Reaktion auf die Ansprache The-Faros zu zeigen.

Abrupt zeigte sich das Fremdobjekt wieder in >normaler< Größe. Auch der Feuerball war zu sehen, der beim Weiterlaufen der Aufnahme kleiner wurde und dem Meer entgegenstürzte. Der Dodekaeder dagegen raste weiter und verschwand schließlich aus dem Erfassungsbereich des Überwachungssatelliten, obgleich dessen Kamera mehrmals anders eingestellt wurde, um ihn optisch zu verfolgen.

Der Dodekaeder zog beim schnellen Atmosphärenflug einen Glutschweif hinter sich her wie ein Komet.

„Der Überwachungssatellit verlor das UFO schließlich aus der Optik“, erklärte der Offizier überflüssigerweise. „Andere Satelliten konnten es nicht mehr übernehmen. Unser Überwachungsnetz ist noch zu klein. Ich schlage vor, dass wir mit erster Dringlichkeit weitere Satelliten anfordern, noch vor jedem anderen Nachschub. Wir müssen die totale Kontrolle über diesen Planeten ausüben können und nicht nur über diesen.“

„Wir werden sehen. Haben die Wachraumer im Orbit das UFO nicht orten können?“, fragte The-Faro scharf.

„Sie orteten es kurz, aber noch ehe sie sich darum kümmern konnten, war es schon wieder verschwunden.“

The-Faro klatschte mit der Handfläche auf die Tischplatte vor ihm.

„In Kürze werden neue Anweisungen ergehen“, sagte er. „Ich danke Ihnen für die Vorführung der Aufzeichnung. Ich glaube, wir haben die Terraner bis heute sehr unterschätzt.“

Es war gut, dass er die Gedanken Kar-Nols nicht lesen konnte, denn dessen Nervosität war plötzlich neuer Zuversicht gewichen: Waren diese Vorgänge denn nicht ideal dazu geeignet, noch einen weiteren Versuch zu starten, die totale Vernichtung der Erde durchzusetzen? Ehe er doch noch auf dieser Dreckswelt versauerte. Er sah es nämlich als eine echte Strafe an, sein Talent als Oberheeresführer hier zu verschwenden – und dann auch noch unter dem Kommando eines Politikers wie The-Faro, den er zutiefst verabscheute.