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MICHAEL HERBST

Lebendig

VOM GEHEIMNIS
MÜNDIGEN CHRISTSEINS

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ISBN 978-3-7751-5880-0 (E-Book)

Datenkonvertierung E-Book: CPI books GmbH, Leck

© 2018 SCM Hänssler in der SCM Verlagsgruppe GmbH

Soweit nicht anders angegeben, sind die Bibelverse folgender Ausgabe entnommen:

Umschlaggestaltung: Kathrin Spiegelberg, Weil im Schönbuch

Inhalt

Über den Autor

Einleitung
Was ist das: lebendiges, mündiges Christsein?

Erster Teil
Die Grundlage von allem: Gnade

1. Was bedeutet es, ein Jünger oder eine Jüngerin von Jesus zu sein?

2. Liebe – Der tiefste Grund für lebendiges, mündiges Christsein

3. Freude – die kleine Schwester der Gnade

Zweiter Teil
Veränderung ist möglich

1. Gott auf Wohnungssuche – Gottes Geist in unserem Leben

2. Vom Geist getrieben – Die Kraft zur Veränderung

3. Taufe – Zeichen der Freiheit

4. Innere Antreiber und das Führen des Heiligen Geistes

5. Allmählich wachsen

Dritter Teil
Lebendiges, mündiges Christsein einüben

1. Einüben: Alles dreht sich um Jesus!

2. Einüben: Auf Jesus hören lernen

3. Einüben: Beten lernen

4. Einüben: In Gemeinschaft

Vierter Teil
Lebendiges, mündiges Christsein „am Montag“

1. Nachfolge am Montag: Ein Gebet für alle Tage

2. Nachfolge am Montag: Lauter Entscheidungen

3. Nachfolge am Montag: Money, Money, Money

4. Nachfolge am Montag: Gartenarbeit jenseits von Eden

5. Nachfolge am Montag: Sex als Bundeszeichen

6. Nachfolge am Montag: Das Abenteuer der Ehe

7. Nachfolge am Montag: Die Zeit auskaufen

Fünfter Teil
Lebendiges, mündiges Christsein in den finsteren Tälern

1. Jesus nachfolgen, wenn Gebete nicht erhört werden

2. Jesus nachfolgen, wenn Pläne scheitern

3. Jesus nachfolgen, wenn wir in unsere Abgründe schauen müssen

4. Jesus nachfolgen, wenn unsere Schwächen wehtun

Sechster Teil
Auf Sendung als lebendige, mündige Christen

1. Auf Sendung: Begabt

2. Auf Sendung: In unsere Netzwerke

3. Auf Sendung: »The finest hour«

4. Auf Sendung: Unvollkommen, aber berufen und gesandt

Zum guten Schluss?

Anmerkungen

Über den Autor

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Michael Herbst (Jg. 1955) ist seit 1996 Professor für Praktische Theologie in Greifswald und seit 2004 Direktor des Instituts zur Erforschung von Evangelisation und Gemeindeentwicklung. Er predigt bei GreifBar und ist ein gefragter Redner.

Einleitung

Was ist das: lebendiges, mündiges Christsein?

Als Jugendlicher kam ich – eher durch Zufall, denn mein Elternhaus war alles andere als »kirchlich« – mit dem CVJM in Berührung. Die Möglichkeit, dort Tischtennis und Doppelkopf zu spielen, war das eigentlich Attraktive für mich. Dass dort vom Glauben die Rede war, nahm ich gleichsam als »Risiko und Nebenwirkung« hin. Das änderte sich in der Gemeinschaft mit vielen Gleichaltrigen – aber erst nach einigen Jahren.

Mit 17 Jahren wurde ich ehrenamtlicher Mitarbeiter im CVJM. Unser CVJM-Sekretär Hermann Hoyer versammelte uns nach dem Gottesdienstbesuch am Sonntagmorgen und las mit uns theologische Texte, vor allem einen: Dietrich Bonhoeffers kleine Schrift über »Gemeinsames Leben«.1 Fremd war das, verstörend, teilweise ärgerlich. Geduldig führte uns Hoyer in die Denkweise Bonhoeffers ein. Später lasen wir den mindestens ebenbürtigen und sicher ähnlich provokanten Bonhoeffer-Titel: »Nachfolge«.2 Hier investierte ein Leiter in das Christsein junger Leute, bei denen er Potenzial sah. Etliche von uns studierten später Theologie und gingen in den hauptamtlichen Dienst.

Prägte mich »Gemeinsames Leben« hinsichtlich der Bedeutung von verlässlicher christlicher Gemeinschaft für den persönlichen Glauben, so formte »Nachfolge« mein Denken über die »teure Gnade«: Es ist Gnade, mit Jesus Christus leben zu dürfen, es kostet seinen Preis, aber es bedeutet Gnade, wenn er jeden einzelnen Lebensbereich nach seinem guten Willen umbaut. Es ist Gnade, unter dem unbeirrbaren Ja Gottes leben zu dürfen und angesichts dieser tragenden Treue furchtlos die Baustellen im eigenen Leben anzugehen. Mit diesen Texten, die uns eigentlich hoffnungslos überforderten, war eine wichtige Spur gelegt, um mich weiter mit der praktischen Gestalt des christlichen Lebens zu beschäftigen.

Dieses Buch beschreibt nun, was wir am Institut zur Erforschung von Evangelisation und Gemeindeentwicklung in Greifswald und auch bei »GreifBar«, unserem Werk im Pommerschen Evangelischen Kirchenkreis, gern als »lebendiges, mündiges Christsein« bezeichnen.

Warum dieser Begriff?

Die Bezeichnung »Christsein« statt »Jüngerschaft« hat mit einer gewissen Abneigung zu tun, englische Begriffe so nah am Original wie möglich zu übersetzen. Aus dem schönen englischen Wort »leadership« wird dann »Leiterschaft«, ein Wort, das der Duden nicht kennt. »Leitung« ist das, was dem Gemeinten am nächsten käme, »Leitungsdienst« wäre theologisch auch pfiffig.

Ähnlich geht es mir mit dem englischen »discipleship«, welches das Leben des »disciples« mit allen seinen »disciplines« fein zusammenbringt und oft mit »Jüngerschaft« wiedergegeben wird. Dieses Wort gibt es tatsächlich im Duden, aber wirklich schön ist es nicht. Das liegt an der Silbe »schaft«3, die im Deutschen eine Personengruppe bezeichnet (z.B. Zuhörerschaft, Mannschaft), einen Zustand (z.B. Mitgliedschaft) oder das Ergebnis eines Geschehens (z.B. Erbschaft). Diese Begriffe sind alle eher statisch als dynamisch und für mich daher nicht passend. Unser Christsein sollte nämlich durch zwei Attribute näher bestimmt sein: Es sollte lebendig sein und mündig, eine dynamische Beziehung eines Ich zu einem Du. Das Christsein drückt sich auch in Glaubenswahrheiten aus, aber in seinem Kern ist es die Beziehung zum dreieinigen Gott, zu diesem spezifischen göttlichen Haushalt aus Vater, Sohn und Heiligem Geist. Es ist ein Hören und Reden, ein Empfangen und Weitergeben, ein Begnadetwerden und Anbeten, ein Vertrauen und Gesandtwerden. Wie bleibt unser Glaube, den wir irgendwann geschenkt bekommen haben, lebendig und vital? Wie kann er unser Leben prägen und nicht nur eine religiöse Auffassung sein? Wie kann ein Ich wirklich ein Ich sein (also mündig) und in einer intensiven Gemeinschaft mit Gott leben (nämlich lebendig)?

Lebendig

Im »Tagebuch eines Landpfarrers« beschreibt Georges Bernanos das Leiden eines Priesters, der mit Schrecken wahrnimmt, dass sein Glaube seinem Leben nicht mehr Gestalt und Richtung gibt. »Nein, ich habe den Glauben nicht verloren. Der Ausdruck ›den Glauben verlieren‹, so wie man seinen Geldbeutel verliert oder einen Schlüsselbund, ist mir übrigens immer ein wenig albern vorgekommen … Man verliert nicht den Glauben, aber er hört auf, dem Leben Form zu geben. Das ist alles.«4 Was kann geschehen, um das zu verhindern?

Wir haben viele getaufte Mitglieder in unseren Gemeinden, die nie etwas anderes erlebt haben als eine Zugehörigkeit zur Kirche, die dem Leben höchst marginal Form gibt: an Weihnachten und Erntedank, bei Geburten, Hochzeiten und Todesfällen oder durch eine gewisse ethische Verpflichtung, Nächstenliebe zu zeigen und sich um Integrität zu bemühen. Für sie liegt so etwas wie »Nachfolge«, »Gemeinsames Leben« oder das Leitbild eines Lebens als Jüngerin bzw. Jünger ganz fern. Sie sind immer noch in der Kirche, aber auf Distanz. Die Zugehörigkeit wird »bei Gelegenheit« aktiviert.

Der Verlust, der damit einhergeht, besteht aus meiner Sicht darin, dass Menschen die spezifische Gnade nicht erleben, mit Gott im Alltag verbunden zu sein: sein Ohr zu haben, seine Weisungen zu hören, seine Ermutigung zu erleben, jeden Morgen neu mit ihm anzufangen, allmählich zum Guten verwandelt zu werden, im Scheitern Trost zu erleben. Es geht bei einem lebendigen Christsein um dieses alltägliche Leben mit Gott.

Um diese Frage tobt in der evangelischen Kirche und in der evangelischen Theologie ein Streit. Ist die distanzierte Mitgliedschaft eine moderne Variante der christlichen Existenz, die wir einfach als legitime Variante des Christseins zu respektieren haben? Oder entgeht Menschen etwas, wenn sie nur »bei Gelegenheit« eine kirchliche Dienstleistung in Anspruch nehmen? Urteilen wir über den Glauben anderer, wenn wir mit einer gewissen Sorge auf Menschen schauen, die zwar zur Kirche gehören, aber nach eigener Auskunft nur ein loses Verhältnis zur Gemeinde oder zu Gebet, Abendmahl usw. haben?

Fast könnte man denken, man mute den Menschen etwas Ungehöriges, eine unnötige Last extremer Frömmigkeit zu, wenn man sagt, das sei nicht das, was Christsein ausmache. Aber hier soll keine Last auferlegt werden. Das lebendige Christsein ist nicht das »Sonderpfündlein« extrem frommer Menschen. Es geht um eine offene Tür: Das Leben mit Gott im Alltag des Lebens steht uns offen. Wir verpassen so viel, wenn wir daran vorübergehen.

Das gilt im Übrigen für alle Menschen: Dass unser Glaube lebendig ist und lebendig bleibt, ist ja nicht einfach ausgemacht oder durch einen Entschluss, den wir irgendwann einmal gefasst haben, für immer entschieden. Es braucht etwas, das Martin Luther in der ersten der 95 Thesen als »tägliche Buße« bezeichnet hat. Es braucht ein tägliches Neuanfangen, ein Heimkehren nach längerer Abwesenheit oder ein erstauntes Beginnen, wenn jemand schon lange der Form nach dazugehört hat und nun entdeckt, dass es im Glaubensleben mehr gibt als die Mitgliedschaft in einer ehrwürdigen religiösen Institution.

Vielleicht geht es vor allem um die Sehnsucht: die Sehnsucht nach der lebendigen Beziehung des Jüngers oder der Jüngerin zum Meister, des Sohnes oder der Tochter zum Vater, des Geschöpfes zum Schöpfer.

Mündig

Das Christsein soll nicht nur lebendig sein, sondern auch mündig werden. Mündig wird man in unseren Breiten mit 18 Jahren. Das schließt Rechte und Pflichten ein, die man erwirbt, weil einem nun Selbstständigkeit zugetraut wird und die Fähigkeit, eigenständige Urteile zu fällen. Ein mündiger Mensch spricht für sich selbst. Er ist aber auch haftbar, verantwortlich für sein Tun.

Immanuel Kant schrieb im Jahr 1784: »Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbst verschuldeten Unmündigkeit. Unmündigkeit ist das Unvermögen, sich seines Verstandes ohne Leitung eines anderen zu bedienen. Selbst verschuldet ist diese Unmündigkeit, wenn die Ursache derselben nicht am Mangel des Verstandes, sondern der Entschließung und des Mutes liegt, sich seiner ohne Leitung eines anderen zu bedienen. ›Sapere aude! Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!‹ ist also der Wahlspruch der Aufklärung.«5

Nun könnte man zusammenzucken: Geht es in diesem Buch um Aufklärung? Oder man könnte zweifelnd fragen: Seit wann sollte solche Mündigkeit ausgerechnet mit dem Glauben zusammenhängen? Ist nicht der Glaube das beste Mittel, um Menschen auch weiterhin in Unmündigkeit verharren zu lassen?

In der Tat ist das, worum es hier geht, nicht dasselbe, was Kant vorschwebte, denn beim Christsein geht es darum, sich »mit Leitung eines anderen« seines Verstandes zu bedienen. Aber es geht auch darum, sich seines Verstandes zu bedienen und zu eigenständigem Urteilen, Entscheiden und Wollen aus Glauben zu finden. Das verbinde ich mit der Behauptung, dass der Glaube mündig macht, frei und nicht ängstlich, entscheidungsstark und nicht zögerlich, urteilsfähig und nicht fremdgesteuert. Mündig wäre ein Glaube, dessen erkennbare Frucht innerlich erwachsene Menschen sind, die in der Lage sind, ihr Leben zu gestalten, Probleme zu bewältigen, Grenzen auszuhalten und ihr Potenzial abzurufen, wie es auf Fußballerisch immer so schön heißt. Es darf in unseren Gemeinden nicht nur um die Frage gehen, wie Erwachsene zum Glauben finden, sondern es muss auch um die Frage gehen, wie Glaubende erwachsen werden.

Mich leitet an dieser Stelle seit Langem ein Abschnitt aus dem Epheserbrief, der diese Zielvorgabe vitaler Gemeinden präzise beschreibt:

Derselbe [Christus] war es auch, der jedem seine Gaben geschenkt hat: Die einen hat er zu Aposteln gemacht. Andere zu Propheten oder zu Verkündern der Guten Nachricht. Und wieder andere zu Hirten oder Lehrern. Deren Aufgabe ist es, die Heiligen für ihren Dienst zu schulen. So soll der Leib von Christus aufgebaut werden. Am Ende sollen wir alle vereint sein im Glauben und in der Erkenntnis des Sohnes Gottes. Wir sollen zu vollendeten Menschen werden und reif genug, Christus in seiner ganzen Fülle zu erfassen. Denn wir sollen nicht mehr wie unmündige Kinder sein – ein Spielball von Wind und Wellen im Meer zahlreicher Lehren. Sie sind dem falschen Spiel von Menschen ausgeliefert, die sie betrügen und in die Irre führen. Dagegen sollen wir an der Wahrheit festhalten und uns von der Liebe leiten lassen. So wachsen wir in jeder Hinsicht dem entgegen, der das Haupt ist: Christus.

Epheser 4, 11-15

Der Apostel markiert hier sozusagen die Bildungsziele einer vitalen christlichen Gemeinde. Da gibt es begabte und beauftragte Menschen, die vielleicht sogar ein Amt bekleiden. Deren vornehmste Aufgabe besteht darin, »die Heiligen für ihren Dienst zu schulen« oder nach Luther »zuzurüsten«. Und dann wird beschrieben, wie der Glaube mündig wird. Der Glaubende kann das Geheimnis Christi tiefer und umfassender erfassen. Erkenntnis wächst – das hat mit Wissen und Nachdenken zu tun. Der Glaube verlässt ein Stadium, in dem er unmündig war, nur an andere angelehnt, abhängig von Stimmungen, auf »Milch« angewiesen statt auf »feste Speise« (vgl. Hebräer 5, 11-14). Der Glaube wird urteilsfähig, er kann die Geister unterscheiden (z.B. 1. Johannes 4, 1-3) und »Lehren« prüfen. Er wird belastbar, stetig und klar. Die Wahrheit, die der Glaube erkennt, verknüpft sich mit der Liebe, die ihn leitet. Das bewahrt vor Starrsinn und Rechthaberei. Um die Gesundheit solcher Glaubensprozesse zu prüfen, hilft es, zu fragen: Werde ich am Ende stärker in meiner Liebe und Beziehungsfähigkeit, zugewandt und dienstbereit, mitfühlend und respektvoll? Oder macht mich das alles eher überheblich, besserwisserisch, kalt und distanziert? In gesunden Gemeinden gibt es einen gesunden Ehrgeiz der Gemeinde und der einzelnen Christen, eine Art Koalition für das Erwachsenwerden im Glauben.

Im Grunde brauchen wir also nicht nur »Kurse zum (Anfangen mit) Glauben«, sondern auch »Kurse (zum Wachsen) im Glauben«. Das Emmaus-Material, das an den Emmaus-Kurs anschließt, bietet dazu einiges.6 Gordon MacDonald, einer der Theologen, die mich im Blick auf die praktische Gestalt des Glaubens am meisten geprägt haben, hat mit seinem Buch »Tiefgänger«7 die Richtung gewiesen, in die wir mit unseren Gemeinden gehen sollten: ein strukturiertes, begrenztes, vielfältiges Programm für Menschen, die im Glauben weiterkommen wollen. Das ist nach meiner Kenntnis bisher in Deutschland kaum umgesetzt worden. Vielleicht bietet dieses Buch einige Hilfestellungen für Gemeinden, die mit ihren Gemeindegliedern erste Schritte in diese Richtung gehen wollen.

Ich glaube, dass diese Frage auch über die Zukunft unserer Gemeinden und unserer Kirchen entscheidet. Vitale Gemeinden investieren in lebendiges, mündiges Christsein. Gerade im Umbau unserer Volkskirchen von kulturdominierenden Großkirchen zu öffentlichen, missionarischen Minderheitskirchen, in der Transformation von pfarrzentrierten Betreuungskirchen zu Kirchen des allgemeinen Priestertums ist dies eine der wichtigsten »Baustellen«. Vitale Gemeinden brauchen lebendige, mündige Christen.

Christsein!

Lebendig und mündig – so sei also unser Christsein. Und Christ ist, wer zu Christus gehört, wer ihn kennt und ihm vertraut. Doch es gibt eine gewisse Zurückhaltung in der von Martin Luther inspirierten Theologie gegenüber Begriffen wie »Wachstum« oder »Heiligung«. Luther lag an der Veränderung des Lebens, am Gehorsam gegenüber Gottes Geboten und an einer heilsamen Umgestaltung des Daseins unter der Regie Gottes. Aber er fürchtete eine Rückkehr in das unselige Streben, sich von der Gnade unabhängig zu wähnen und auf eigene Werke zu setzen. Er fürchtete beides: die Verzweiflung dessen, der an seinem Bemühen scheitert, wie die Arroganz dessen, der sich mit seinem Bemühen erfolgreich aus den Niederungen des Lebens aus Gnade allein »befreit«.

Wir leben davon, dass Christus für uns gestorben und auferstanden ist. Wir leben von dem wunderbaren Tausch: Alle unsere Sünde liegt auf ihm, alle seine Gerechtigkeit liegt auf uns. Darüber müssen wir nie hinauskommen. Darüber können wir nie hinauskommen. Lebendig und mündig wird unser Christsein nicht durch allmählichen »Ausgang« aus der fröhlichen Abhängigkeit von Jesus Christus, sondern durch ein tieferes Hineinfinden in diese Abhängigkeit: allein Christus, allein die Schrift, allein die Gnade, allein der Glaube. Lebendiger und mündiger Glaube ist gerade nicht mit sich selbst beschäftigt, er sonnt sich nicht im eigenen Vorankommen und er grämt sich nicht wegen der eigenen »Abgründe«. Er übt täglich die Grundübung des Glaubens ein: den Blick wegzuheben von uns selbst und aufzuschauen zu Jesus, dem Anfänger und Vollender unseres Glaubens (vgl. Hebräer 12, 1-3).

Zum Schluss (oder besser: zum Anfang)

Sie können die Kapitel in diesem Buch einfach der Reihe nach persönlich studieren. Sie können diese Texte aber auch zur Grundlage von Gesprächen in Ihren Hauskreisen und Mitarbeitendenteams machen. In den Anmerkungen finden Sie Hinweise auf einige Autoren und Prediger, die ähnlich wie Gordon MacDonald mein Nachdenken über lebendiges, mündiges Christsein gefördert haben, vor allem John Ortberg, aber auch Timothy Keller und Bill Hybels.

Meine Hoffnung ist, dass die Lektüre Ihnen Freude bereitet und Ihnen hilft, lebendiges, mündiges Christsein zu (er)leben. Ganz praktisch danke ich denen, die sich dieses Manuskriptes angenommen haben: meinem studentischen Mitarbeiter Matthias Trumpp, Annalena Pabst vom SCM-Verlag und meiner Lektorin Christiane Kathmann. Mein Dank gilt abschließend den Gemeinschaften und Menschen, bei denen ich selbst lebendiges und mündiges Christsein kennenlernen und einüben konnte: dem CVJM in Bielefeld, der SMD-Gruppe in Erlangen, meinem Lehrer Manfred Seitz, der während der Arbeit an diesem Buch in hohem Alter verstorben ist, der Ev. Matthäus-Kirchengemeinde in Münster, der gesamten, insbesondere internationalen Arbeit von Willow Creek, vielen guten Impulsen aus der Bewegung der »fresh expressions of church« in England, insbesondere Bischof John Finney, der GreifBar-Gemeinde in Greifswald und meinem wunderbaren Team am Institut zur Erforschung von Evangelisation und Gemeindeentwicklung sowie last, but certainly not least meiner Frau Christiane, mit der ich diesen Weg im Glauben seit bald vierzig Jahren teilen darf.

Weitenhagen, 1. Februar 2018

Michael Herbst

[ Zum Inhaltsverzeichnis ]

imageErster Teil Die Grundlage von allem: Gnade

1. Was bedeutet es, ein Jünger oder eine Jüngerin von Jesus zu sein?

Denken Sie einmal an Ihre Gemeinde. Was fällt Ihnen ein? Wie geht es Ihrer Gemeinde gerade? Ich muss oft darüber nachdenken, wie es um unsere Gemeinde steht. Und dann denke ich an viele schöne Erlebnisse, die Taufe von vier iranischen Flüchtlingen, manche Highlights bei GreifBar in der Stadthalle, wenn Kunst und Wort Gottes sich ganz nah kommen, viele Gottesdienste, bei denen der Klang der Lieder plötzlich sehr lebendig war oder bei denen beim Abendmahl plötzlich etwas wahrhaft Heiliges zu spüren war. Vor allem denke ich an Menschen, die in unserer Gemeinde zum Glauben gekommen sind und deren Leben sich verändert hat, ich denke an den Einsatz, den Menschen für unsere Gemeinde bringen. Ich denke aber auch an die Niederlagen, die wir erlitten haben, Menschen, die uns verlassen haben, Gäste, die nicht gekommen sind. Ich denke an Wunden, die mancher Konflikt geschlagen hat, an Schuld, auch eigene, an Schmerz. Und dann denke ich an offene Fragen: Wie es wohl weitergeht, ob es sich überhaupt noch lohnt, Herzblut, Lebenszeit, Geld und Gaben zu investieren. Wo wir zukünftig unsere Schwerpunkte setzen und welche Menschen wir neu gewinnen können. Wie wir aufs Neue Leidenschaft und Freude für das bekommen können, was wir zusammen tun.

Schöne Erlebnisse, schmerzhafte Niederlagen und offene Fragen. Warum tun wir uns das eigentlich an? Warum tun wir, was wir tun? Warum tun wir es in den guten und den schlechten Tagen? Warum werden wir es auch in der Zukunft tun, unverdrossen, mit großem Einsatz und hoffentlich mit Leidenschaft und Freude? Warum gibt es unsere Gemeinde und wozu sind wir auf diesem Planeten?8 Was hat das mit mündigem Christsein zu tun?

Das »Warum« der Gemeinde

Jesus hat am Ende seiner Wanderung auf diesem Planeten noch einmal grundsätzlich geklärt, wozu es Gemeinde geben wird. Was hatte er im Sinn, als er so etwas wie »Gemeinde« ins Leben rief? In Matthäus 28, 16-20 kann man das nachlesen:

Die elf Jünger gingen nach Galiläa. Sie stiegen auf den Berg, wohin Jesus sie bestellt hatte. Als sie Jesus sahen, fielen sie vor ihm nieder. Aber einige hatten auch Zweifel. Jesus kam zu ihnen und sagte: »Gott hat mir alle Macht gegeben, im Himmel und auf der Erde! Geht nun hin zu allen Völkern und macht die Menschen zu frommen Christen und Kirchenmitgliedern: Tauft sie im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes! Und lehrt sie, alles zu tun, was ich euch geboten habe. Und seht doch: Ich bin immer bei euch, jeden Tag, bis zum Ende der Welt!«

Okay, das war nicht ganz richtig. Jesus hat nicht gesagt: Macht alle Menschen zu frommen Christen. Er hat sicher auch nicht gesagt: Macht alle Menschen zu Kirchenmitgliedern. Er hat gesagt: »Macht die Menschen zu meinen Jüngern und Jüngerinnen«, das heißt, zu lebendigen, mündigen Nachfolgern und Nachfolgerinnen von Jesus.

Mitglied in einer Kirche oder Gemeinde zu sein, ist gut, aber es bedeutet noch lange nicht, in einer lebendigen, das ganze Leben prägenden Beziehung zu Jesus zu stehen. Dass Menschen einfach nur Mitglieder sind, die ab und an den Service in Anspruch nehmen, aber in ihrem Alltag nichts von der Gegenwart Gottes erleben, das war nicht die Absicht von Jesus. Doch was spricht gegen die Formulierung fromme Christen? Fromme Christen haben nicht immer den besten Ruf. Für Außenstehende sind Christen oft so etwas wie moralinsaure, homophobe, bildungsfeindliche, vorurteilsbeladene Frömmler, die nicht an Dinosaurier glauben, aber gewiss sind, dass sie die Einzigen sind, die in den Himmel kommen, und denen außerdem heimlich der Gedanke gefällt, dass alle anderen in der Hölle landen.9 Da bekommt man kaum Lust, dazuzugehören!

Jesus redet nicht von Kirchenmitgliedern, er redet nicht von Frömmlern. Übrigens kommt das Wort »Christ« im Neuen Testament nur dreimal vor, das Wort »Jünger« dagegen 269-mal. Auf Griechisch steht dort »mathetäs«, das heißt so viel wie »Schüler« oder »Lehrling« und schließt sowohl Männer als auch Frauen ein. Im Folgenden verwende ich das Wort »Jünger« auf diese Weise, gemeint sind Männer und Frauen. Das Neue Testament ist ein Buch von Jüngern über das Leben von Jüngern, geschrieben für Jünger und solche, die es werden sollen. Und der Auftrag an die Zwölf lautet: Macht zu Jüngern. Helft Menschen, Jünger zu werden. Geht auf Menschen zu und erzählt ihnen vom Leben als Jünger. Tut alles, damit Menschen Lust darauf bekommen, Jünger zu werden. Gewinnt möglichst viele für ein Leben als Jünger. Am Anfang des Evangeliums sagt Jesus zu einem kleinen Kreis von Menschen: Werdet meine Jünger. Folgt mir nach. Am Ende des Evangeliums sagt Jesus zu diesem kleinen Kreis von Menschen: Zieht die Kreise immer weiter. Alle sollen werden können, was ihr seid: Jünger. Mündig und lebendig.

Der amerikanische Autor Simon Sinek hat das einmal in einem TED-TALK entfaltet.10 Er zeigt, dass wirklich lebendige und erfolgreiche Unternehmungen auf Erden ein »Warum« haben, und weil sie dieses Warum haben, haben sie ein »Was« und ein »Wie«. Nicht andersherum! Apple ist nicht erfolgreich, weil Steve Jobs gesagt hat: Wir machen Computer und andere Geräte und wir machen das so und so, sondern weil Steve Jobs eine Vision hatte: davon, dass Menschen auf der ganzen Erde miteinander verbunden werden, dass alle überall Zugang haben zu Informationen, zu Bildung, auch zu Unterhaltung, und dass dies alles möglichst einfach und intuitiv zu nutzen sein sollte. Er hatte ein »Warum« und darum hatte er ein »Was« und auch ein »Wie«.

Wenn wir nur ein »Was« haben, dann sagen wir: »Wir machen zum Beispiel solche Veranstaltungen und wir spielen freitags Fußball, samstags treffen wir uns mit Kindern und Jugendlichen und sonntags organisieren wir mit einigem Aufwand Feiern mit Musik und einer laaangen Rede.« Wenn wir nur das sagen (oder denken), wird uns irgendwann die Luft wegbleiben und die Freude und die Leidenschaft werden immer mehr schrumpfen. Warum sollten wir das alles auch tun ohne ein »Warum«?

Unser »Warum« heißt: Wir wollen selbst lebendige und mündige Nachfolger von Jesus sein, Jüngerinnen und Jünger, und wir wollen andere gewinnen, dass sie auch Jüngerinnen und Jünger werden. Warum? Weil dies das Beste ist, was Menschen auf Erden angeboten wird. Weil es stimmt, was Dallas Willard über diese besondere Verbindung zu Jesus sagt: »There is no problem in human life that apprenticeship to Jesus cannot solve.«11 Es gibt kein Problem im menschlichen Leben, das in der Schule von Jesus nicht gelöst werden könnte. Furcht, Gier, Rassismus, Hunger, Gewalt, Einsamkeit, Schuld, Tod, Leiden, Zurechtweisung, persönliche Enttäuschungen, gemeinsame Niederlagen, Scheidung, Bitterkeit, Sucht, Hass – das alles kann in der Schule von Jesus gelöst werden. Das schließt ein: Vergebung meiner Schuld, Versöhnung nach langem Streit, Befreiung von Abhängigkeiten, Mut zu neuen Schritten, Geduld im Leiden, Kraft, Unveränderliches zu tragen, Hoffnung über den Tod hinaus. Darum gibt es nichts Besseres, was Menschen geschehen kann, als dass sie Jüngerinnen und Jünger von Jesus werden.

Merkmale lebendigen, mündigen Christseins

Wenn wir uns das Matthäus-Evangelium als Ganzes anschauen, dann können wir noch genauer sagen, wie ein Jünger lebt und was ihn ausmacht:

Ein Jünger lernt bei Jesus, wie das Leben funktioniert, und dadurch verändert es sich. In der Bergpredigt steht eine Menge darüber: ohne Sorge, ohne Hass und Arroganz, mit einem offenen Herzen und einer großzügigen Hand für Arme, mit einer natürlichen Frömmigkeit, in ehelichen Beziehungen, in denen Sexualität ihren rechten Ort findet usw. Wenn ein Jünger lange außerhalb dieser Schule gelebt hat, lernt er manches neu, muss manches verlernen, neu einordnen und anders einüben. Der Clou besteht darin, keinen Lebensbereich vor dem Meister und Lehrer zu verschließen. Die Freude besteht darin, zu erleben, dass das guttut.

Ein Jünger wird darum Jesus mehr lieben als jeden anderen und alles andere. Je tiefer er versteht, welches Privileg es ist, mit Jesus unterwegs zu sein, desto tiefer wird seine Liebe zu Jesus sein. Alle anderen Beziehungen ordnen sich dahinter ein. Und das tut gut. Es tut gut, wenn mein Ehepartner nicht mein Herr und Heiland sein muss. Auch der Ehe tut das gut. Es tut gut, wenn mein Geld nur ein Mittel ist, und Jesus den Umgang mit dem Geld steuert. Es tut gut, Jesus mehr zu lieben als alles andere.

Ein Jünger wird sich von Jesus an die Arbeit stellen lassen. Jesus hat seine Jünger eine ganze Weile zuhören und zuschauen lassen. Doch dann hat er gesagt: »Jetzt seid ihr dran. Jetzt dürft ihr meine Arbeit in eurer kleinen Welt tun. Heilen und vergeben, trösten und herausfordern, mahnen und erklären. Ihr werdet dabei Schritt für Schritt eure Grenzen erweitern und mehr und anderes tun, als ihr euch jetzt vorstellen könnt. Ihr werdet dabei spüren, wie reich euer Leben wird, wenn ihr meinem Warum dient.«

Ein Jünger ist nicht allein. Ein Jünger hat immer andere, und zwar bestimmte andere, mit denen zusammen er Jünger ist. Jesus hat seine Jünger als Gemeinschaft geformt. Die Menschen in seiner Gruppe hätten sonst nie zueinander gefunden. Sie waren füreinander nicht nur nette Freunde, sie waren eine Zumutung und eine Herausforderung. Aber Jesus will das genau so: dass wir verlässliche Weggefährten werden in der Gemeinde der Jünger. Ein Jünger kann nicht allein für sich Jünger sein.

Einen Jünger lässt Jesus nie im Stich. Wenn man die Geschichte in den Evangelien von vorne bis hinten liest, dann muss man manchmal den Kopf schütteln: Die Jünger bekommen es so oft nicht geregelt, sie sind dermaßen häufig völlig schiefgewickelt, sie enttäuschen Jesus, sie lassen ihn im Stich, sie sind mit ihren kleinen Selfie-Projekten beschäftigt, sie verstehen ihn komplett falsch – und Jesus entlässt sie nicht. Noch am Ende, nach allem, was sie erlebt hatten, was unter anderem eine Auferstehung von den Toten einschließt, heißt es: »Aber einige hatten auch Zweifel« (Matthäus 28, 17). Tolle Truppe! Doch Jesus hält zu ihnen. Er bleibt den Treulosen treu. Er fängt wieder von vorne mit ihnen an. Er sagt es noch einmal. Er vergibt noch einmal. Er sucht ihr Herz noch einmal. Er kann nicht anders. Er will nicht anders. Er lässt nicht los. Niemals. Davon leben Jünger. Es geht hier nie um die Kraft und Kompetenz der Jünger. Es geht um die Kraft und Kompetenz von Jesus. Der leistet am Ende ein riskantes Versprechen, fast einen Eid: Ich bin bei euch, immer und überall, bis zum Ende!

Darum geht es in der Gemeinde: um diese eine Festlegung im Leben. Dallas Willard sagt: »Ein Jünger ist derjenige, dessen höchstes Ziel es ist, sein Leben so zu leben, wie Jesus es leben würde, wenn er an seiner Stelle wäre.«12 Eine Zeit lang trugen viele junge Christen ein WWJD-Armband: »What would Jesus do?« – »Was würde Jesus tun?« Das ist die große Frage. Unser Warum ist die Erkundung dieses Lebens. Wir wollen an der Hand von Jesus leben lernen und dabei mündig und lebendig werden. Unser Warum ist die Einladung an Menschen, die uns etwas bedeuten: Komm, lerne mit mir, an der Hand von Jesus zu leben. Das ist eine Festlegung: Ich will bei diesem Meister und Lehrer bleiben und alles von ihm lernen, was er mir über diese Kunst zu leben beibringen kann. Das Handwerk, das der Lehrling hier lernt, ist das Leben, nicht die Mitgliedschaft in einer Kirche, nicht eine seltsame Frömmelei, nicht der Erfolg einer Organisation. Die Schule, in die wir als Schülerinnen und Schüler von Jesus gehen, ist das Leben. Wir lernen, wie es gelingen kann. Denn es gibt kein irdisches Problem, das in der Schule von Jesus nicht gelöst werden könnte. Darum bitten wir Jesus, dass wir bei ihm sein dürfen, um von ihm zu lernen, wie er zu leben.

Das gilt in allem, was wir tun: Wie kann ich mit Jesus und wie Jesus Ärztin sein oder Krankenpfleger, Mutter oder Vater? Wie kann ich mit Jesus und wie Jesus eine Gemeinde oder einen Hauskreis leiten, studieren oder meine Arbeit tun, in der Familie leben, allein sein, auf eine Ehe zugehen, alt werden, Auto fahren, mein Geld verteilen, meine Gefühle im Griff behalten? Wie kann ich mit Jesus und wie Jesus verbindlich und treu werden in meinem Dienst oder Leid tragen? Was würde er jetzt tun, wäre er an meiner Stelle? Was möchte er jetzt tun, weil er ja mit mir an meiner Stelle ist?

Jeder Mensch ist irgendjemandes Jünger. Irgendjemandem folgen wir immer. Es ist nur die Frage, wem wir folgen, nicht ob wir überhaupt jemandem folgen. Und dann ist letztendlich die Frage, ob der, dem wir folgen, guttut, aufbaut, entfaltet, mündig macht, zum Blühen bringt, durch Täler führt, in der Tiefe trägt, im Versagen aufrichtet, durch den Tod hindurchrettet. Das ist die Frage. Bei Jesus ist sie beantwortet. Darum gibt es nichts Größeres, als sich in der Schule von Jesus einzuschreiben, als die Lehre des Lebens bei ihm zu beginnen und sein Jünger zu werden. Das »Warum« gesunder Gemeinden ist es, diese Möglichkeit möglichst niemandem vorzuenthalten. Wir können bei denen beginnen, die uns nah sind oder die wir lieben. Alles, was wir als Gemeinde veranstalten, ist immer Mittel zum Zweck und niemals der Zweck selbst.

Jünger lernen bei Jesus, wie das Leben funktioniert. Wir wollen unser Herz daran gewöhnen, ihn mehr zu lieben als alles andere. Wir sind von ihm in der Gemeinde zusammengebracht worden. Aber dann lernen wir einander kennen: Unvollkommen, störrisch, eigensinnig, manchmal sprunghaft, immer mal für eine böse Überraschung gut, keineswegs vollkommen. Doch Jesus lässt nicht los. Und dann lassen wir auch nicht los. Nicht voneinander. Nicht von unserem Warum. Dann beten wir um die Wette, bis wir wieder froh und leidenschaftlich sind und die nächsten Schritte sehen und gehen.

Fragen zum Nachdenken

Haben Sie diesen Schritt schon einmal getan, ein Jünger oder eine Jüngerin von Jesus zu werden? Oder haben Sie diesen Schritt zwar schon einmal getan, sind aber irgendwie ein bisschen aus der Bahn geraten? Dann ist es an der Zeit, sich bei Jesus anzumelden oder zurückzumelden, sich sozusagen neu bei ihm zu immatrikulieren, nein, mehr noch, das eigene Leben in seine Hand zu legen. Jesus, lieber Herr und Meister, hör auf unser Sehnen, unseren Wunsch, bei dir das Leben zu lernen, unseren Willen, uns dir anzuvertrauen, und bestätige in uns, dass genau das dein Wunsch und Wille ist.

Die zweite Frage gilt der Gemeinde: Nach allen guten Erlebnissen, trotz aller Niederlagen und Schmerzen, in allen unsicheren Fragen sendet uns Jesus aufs Neue in unsere Lebenswelt. Vor ihm denken wir an Menschen in unserem Umfeld, an Freunde, Nachbarn, Kollegen, Verwandte. Er erinnert an das »Warum«: Macht Menschen zu meinen Jüngerinnen und Jüngern. Und er fragt: Willst du dich senden lassen? Wollt ihr euch wieder auf den Weg machen? Unsere Antwort könnte sein: »Hier bin ich, sende mich« (Jesaja 6, 8).

2. Liebe – Der tiefste Grund für lebendiges, mündiges Christsein

Gott ist nicht der liebe Gott, aber er ist Liebe! Ohne Umschweife redet der Apostel Johannes vom Kern des Glaubens: »Gott ist Liebe« (1. Johannes 4,16). Gott und Liebe gehören so sehr zusammen, dass ich nicht angemessen von Gott reden kann, ohne zu bekennen: Er ist Liebe.

Nun können wir uns so an die größten und gewaltigsten Sätze gewöhnen, dass sie uns nicht vom Hocker reißen. Deutschland wird Weltmeister, der Chef gibt eine Gehaltszulage, der Urlaub steht vor der Tür, die Regierung senkt alle Steuern, das begeistert uns, aber »Gott ist Liebe«? – Hast du noch etwas Neues, Spannenderes zu sagen? Nein, habe ich nicht! Weiter komme ich nicht, sagt Johannes: »Gott ist Liebe.« Wir müssen uns Gottes Innen- und Gottes Außenpolitik anschauen, um ein bisschen besser zu begreifen, worum es hier geht.

Gottes Außen- und Innenpolitik

»Gott ist Liebe«, das ist eine Aussage über Gottes Innenpolitik. Christen glauben an einen Gott, von dem wir als dem einen Gott immer nur so reden können, dass drei Personen ins Spiel kommen: der Vater, der Sohn und der Heilige Geist. Der Grund dafür ist einfach: Gott ist seinem Wesen nach Liebe. Er ist nicht einsam, sondern dreisam. Er ist von Ewigkeit her ein Liebesbund, nicht erst dadurch, dass er uns Menschen ins Leben ruft. Von aller Ewigkeit her ist er der Vater, der den Sohn liebt, der Sohn, der den Vater ehrt, und der Geist, der Vater und Sohn als Band der Liebe verbindet. »Gott ist Liebe.« Nicht nur in seiner Außenpolitik, sondern auch in seiner Innenpolitik. Seit dem hohen Mittelalter stellen Künstler dieses Geheimnis mit dem Bild des »Gnadenstuhls« dar.13 Der Vater thront als der König in der Mitte. Er hält den Sohn auf seinem Schoß, und zwar als den Gekreuzigten. Über beiden schwebt der Heilige Geist in Gestalt einer Taube. Von Ewigkeit her ist Gott Liebe, ein ungetrübtes Miteinander, ein Verhältnis voller Hingabe, ein Bund unermesslicher Freude aneinander, Vater und Sohn und Heiliger Geist.

Davon wissen wir, weil wir Gottes Außenpolitik kennengelernt haben. Der Apostel Johannes macht das glasklar: Gottes Liebe zeigt sich daran, dass Gott seinen einzigen Sohn in die Welt gesandt hat, damit wir durch ihn leben sollen (1. Johannes 4,9). Was das bedeutet, wird am Bild vom Gnadenstuhl mehr als deutlich: Der Sohn im Schoß des Vaters ist der Gekreuzigte. Wenn der Vater den Sohn zu uns sendet, wissen Vater, Sohn und Heiliger Geist, was das bedeutet: nämlich Hingabe, Leid, Schmerz, Tod, Opfer! Für alles Weitere ist das entscheidend: Liebe ist bei Gott Opfer und Hingabe. Liebe ist kein billiges Gefühl. Liebe ist keine unverbindliche Sympathie. Liebe sieht den armen Menschen und kann nicht anders, als sich für ihn zu opfern. Liebe verlässt die Komfortzone und begibt sich mitten ins Getümmel. Liebe wendet sich dem widerspenstigen Geliebten zu, ohne ihn zähmen zu können. Liebe zahlt den höchsten Preis, wenn es darauf ankommt. Liebe gibt lieber sich selbst in den Tod, als den Geliebten preiszugeben. Das ist Gottes Liebe.

Das Kreuz ist der Ausweis der Liebe

Das Kreuz ist der eine entscheidende Ausweis der Liebe: »für dich« heißt es hier stets. Das heißt auch: »an deiner Stelle«. Eigentlich hätten wir nichts anderes verdient, als dort zu hängen. Das Kreuz sagt weiter: »zu deinen Gunsten«. Hier geschieht der große Austausch: Christus hat sich alles auf seine Schultern laden lassen, was uns beschwerte und von Gott trennte. Und er reicht uns vom Gnadenstuhl entgegen, was sonst nie und nimmer unseres hätte werden können: Leben, Vergebung, Erneuerung, Gemeinschaft mit Gott. Anders war uns nicht zu helfen. So ist uns für immer und ewig geholfen: Liebe ist Hingabe an uns, Liebe ist Opfer, Liebe ist im Kreuz Christi: für uns, an unserer Stelle, zu unseren Gunsten.

Gottes Wesen ist opferbereite Liebe. Diese Liebe ist nicht etwas, was zu Gott hinzuaddiert würde, nichts, was er sich gelegentlich zulegt und was er darum auch wieder ablegen könnte. Die Liebe ist keine Tugend, keine antrainierte Fähigkeit. Jedes bisschen an Gott ist vielmehr durchtränkt, geformt, bewegt, bestimmt und durchwebt von der Liebe, und zwar von der Liebe zu uns. Von nichts anderem könnte man das in gleicher Weise behaupten, nicht von Gottes Gerechtigkeit, nicht von Gottes Kraft, auch nicht von Gottes Wissen. Mit nichts anderem sollen wir Gott so identifizieren wie mit Liebe.

Gottes Wesen ist Liebe, und diese Liebe gilt uns. Wir sind von Gott geliebt, egal ob wir es wissen oder nicht, ob wir es fühlen oder nicht, ob wir meinen, es zu verdienen, oder nicht, ob wir gerade gut drauf sind oder völlig neben der Spur. Wir sind in seinem Herzen. Wir stehen vor seinen Augen. Wir bewegen sein Empfinden. Wir rühren ihn zu Tränen. Wir bringen ihn zum Lachen. Wir sind von ihm umsorgt und umgeben, getragen und erhalten, begabt und gesendet, und das aus einem Grund: weil er uns so liebt. Johannes sagt an anderer Stelle: »Die Liebe besteht nicht darin, dass wir Gott geliebt haben, sondern dass er uns geliebt hat. Er hat seinen Sohn gesandt, der für unsere Schuld sein Leben gegeben hat. So hat er uns mit Gott versöhnt« (1. Johannes 4,10). Bei Plato heißt es, dass sich die Liebe immer auf etwas richtet, was durch seine Liebenswürdigkeit anziehend ist. Etwas ist irgendwie attraktiv und liebenswert, und dann lieben wir es. Bei Gottes Liebe ist das anders, und anscheinend haben wir ein Leben lang damit zu tun, das nachzubuchstabieren: Gottes Liebe findet das Liebenswürdige nicht vor, sondern schafft es erst, so hat es Martin Luther 1518 formuliert. Noch spitzer schreibt er: »Die Sünder sind darum schön, weil sie geliebt werden; nicht darum werden sie geliebt, weil sie schön sind.«14 Liebe macht schön! Darum ist die Gemeinde eine schöne Versammlung oder eine Versammlung der Schönen.

Die schenkende und die empfangende Liebe

Wie sähe dann die Liebe auf unserer Seite aus? Wenn es heißt, wir sollten nun auch lieben, weil uns der liebende Gott mit Liebe zuvorgekommen ist, dann denken wir natürlich zuerst: »Okay, jetzt sind wir an der Reihe. Jetzt sollen wir auch so lieben, wenigstens ansatzweise, wie wir es bei Gott sehen. Es geht jetzt um unsere Liebestaten.« Das ist nicht ganz falsch, aber voreilig. C.S. Lewis unterscheidet zwei Arten der Liebe: die schenkende und die empfangende Liebe.15 Die schenkende Liebe ist die starke Liebe, die sich für andere hingibt und einsetzt. Die empfangende Liebe ist eine Tochter der Armut. Sie ist bedürftig und angewiesen auf das Schenken des anderen. Beide sind nötig. Die schenkende Liebe verhält sich zur empfangenden wie das Negativ zum Positiv. Damit ist nicht gemeint wie das Gute zum Bösen, sondern vielmehr wie die Kuchenform zum Kuchen selbst. Unsere Liebe ist zunächst und auf Dauer empfangende Liebe. Wir sind der Liebe Gottes bedürftig. Wir bleiben dieser Liebe bedürftig. Wir wachsen niemals darüber hinaus. Und das ist gut und genug. Käme nicht mehr aus unserem Leben heraus als dieses, dass wir der Liebe Gottes bedürftig gewesen wären und uns ihr in empfangender Liebe entgegengestreckt hätten, so wäre es schon gut, schon genug, schon ausreichend. Gottes bedürftig zu sein und zu bleiben, ehrt Gott und gibt ihm Raum, zu sein, was er ist: schenkende Liebe ohne Maßen. Darum geht es: Kommen Sie zum Gnadenstuhl. Lassen Sie sich beschenken. Lassen Sie es sich sagen. Sie können es schmecken im Abendmahl. Sie können es fühlen durch den Zuspruch des Segens, durch das Kreuzzeichen auf Ihrer Stirn oder durch all das Gute, das Sie empfangen. »Für dich, nichts als Liebe.«

Zurück zum Gnadenthron

Erst dann wird spannend, was Johannes noch sagt: Diese Liebe hat eine innere und eine äußere Folge (vgl. 1. Johannes 4,17-21). Die innere Folge ist Zuversicht. Die äußere Folge ist Liebe untereinander zu den Schwestern und Brüdern, denn Gottes Wesen färbt auf uns ab. Wer sich in Gottes Nähe aufhält, verändert sich: Da wachsen innere Stärke, Gewissheit und Zuversicht. Da wächst die Fähigkeit, andere zu lieben, hingebungsvoll und auch zum Opfer bereit. Johannes spricht nicht nur von dem, was sich tut, sondern auch von dem, was sich nicht tun soll: Der Zuversicht widerspräche die Furcht, der Liebe der Hass. Das soll nicht sein: Furcht statt Zuversicht, Hass statt Liebe. Und das kann Johannes auch begründen: Wenn Gott uns so liebt und alles Nötige tat, warum sollten wir uns vor dem letzten Urteil dann noch fürchten? Das wäre doch wieder nur unser altes Misstrauen, das Gott nicht über den Weg traut. Wenn Gott uns so liebt, wie könnten wir dann den anderen hassen? Wer behauptet, Gott zu lieben, den er nicht sieht, aber seinen Bruder hasst, den er sieht, der ist ein Lügner (vgl. 1. Johannes 4,20). Das passt nicht zusammen.

Im Grunde wissen wir das auch. Und wenn wir ein bisschen länger im Glauben unterwegs waren, leiden wir daran: Warum nur spielt mein Herz, mein Gewissen, mein Gefühl mir immer wieder Streiche und traut der Liebe Gottes nicht über den Weg? Und wie kommt es, dass Gottes zuvorkommende und mitfühlende Liebe so wenig auf mich abfärbt? Wir wissen doch: Das sollte eigentlich ganz anders sein. Wenn wir dann solche Worte hören, wird es gefährlich, denn dann könnte es passieren, dass wir uns immer mehr in uns selbst verdrehen, immer mehr mit uns selbst befassen und um uns selbst bemühen.

Zum Beispiel: Wir sollen uns doch nicht fürchten! Wer sich fürchtet, beweist nur, dass die Liebe in ihm noch nicht ganz angekommen ist. Also denke ich: Fürchten soll ich mich nicht, fürchte ich mich doch, ist etwas mit mir grundverkehrt, darum muss ich mich vor meiner Furcht fürchten und fürchte mich umso mehr. Und was ist das Ergebnis? Ich bin völlig mit mir selbst beschäftigt.

Oder: Wir sollen doch den anderen lieben. Mit den Netten geht das ja noch einigermaßen, aber warum gibt es hier so viele Nervige? Doch ich soll sie lieben, sonst bin ich am Ende ein Lügner. Also quetsche ich so viel angestrengtes Lieben aus mir heraus wie nur möglich. Aber dann erwische ich mich dabei, dass ich schlecht von anderen denke, hinter ihrem Rücken rede, spitze Kommentare abschieße und mich keinen Deut um die Not der anderen schere. Am Ende bin ich wieder völlig mit mir beschäftigt.

So geht es also nicht. Es geht nur eines: zurück zum Gnadenthron. Weg von mir selbst. Weg von dem Versuch, Gott gute Gründe zu liefern, warum er mich doch lieben müsste. Schluss damit! Weg von dem Versuch, in mir warme und gewisse Gefühle zu erzeugen oder aus eigener Kraft alle zu lieben. »Gott ist Liebe«, ich bin es nicht! Gott ist Gewissheit, ich nicht. Gott ist Kraft zum Lieben, Erbarmen, Mitfühlen, ich nicht. C.S. Lewis lässt in seinen »Dienstanweisungen für einen Unterteufel« einen Teufel dem anderen Folgendes erklären: Wenn die Aufmerksamkeit der Menschen dem Feind selbst gilt (er meint damit Gott), dann sind die Teufel besiegt. Deshalb müssen sie dies verhindern. Er erläutert auch, wie das geht: »Der einfachste Weg ist der, ihr Augenmerk von Ihm weg auf ihr eigenes Ich zu richten. Halte sie dazu an, nur auf ihren Seelenzustand zu achten und in sich durch eigene Anstrengung gewisse Gefühle zu erregen. Wenn sie vorhaben, Ihn um Nächstenliebe zu bitten, dann lasse sie stattdessen versuchen, nachsichtige Gefühle gegen sich selbst zu schaffen, ohne zu merken, was sie eigentlich tun. […] Wenn sie sagen, sie bitten um Vergebung, dann lasse sie sich anstrengen, das Gefühl der Vergebung zu erlangen. Lehre sie den Wert jedes Gebetes nach der Befriedigung einschätzen, die das von ihnen erregte Gefühl ihnen bringt.«16

Wie also kommen wir weg aus dieser Drehung um uns selbst? Durch Umkehr, genauer gesagt, durch Buße! Das bedeutet: Ich bekenne meine Lieblosigkeit dem Bruder gegenüber, ich räume mein notorisches Misstrauen Gott gegenüber ein – und wende mich ab von mir, hin zum Gnadenstuhl. Gottes Wesen ist immer noch Liebe. Erstaunlich genug! Es war gestern so, ist heute so und wird morgen so sein. Darum kann es im Blick auf mein Gestern, Heute und Morgen nur heißen: Umkehr, Freude der Buße. Ich darf mich abkehren von meinem Versagen. Ich darf mich wegwenden von meinem Misstrauen. Ich muss meinen Gefühlen nicht trauen. Hin zum Gnadenstuhl!!

Ich drehe es noch einmal um: Was ist das Problem von uns alten Sündern? Der Theologe Oswald Bayer sagt: Der Sünder ist in erster Linie ein Kostverächter.17 Er verweigert die Liebe, die ihm gilt. Er ist ein geistlicher Suppen-Kaspar, der sich gnadenlos selbst abstrampelt. »Meine Suppe ess’ ich nicht!«18 Das muss nicht sein, sagt Johannes, denn »Gott ist Liebe.«

Dann erst kann zum Schluss auch wirklich davon geredet werden, dass Zuversicht und Liebe gedeihen. Sie gedeihen nicht, indem wir an unseren Gefühlen herumschrauben und uns ein bisschen mehr Mühe geben. Sie gedeihen, sobald wir uns selbst vergessen und ganz auf den Gnadenstuhl ausgerichtet sind. Wer liebt, sieht und sieht nicht. Er sieht den anderen, er sieht die unausgesprochene Bitte und die ausgestreckte Hand des anderen. Er sieht die bittende Seele derer, die am Wegesrand sind. Und er sieht sich selbst nicht. Es ist wie mit einem gesunden Auge: Es sieht sich selbst nicht, aber es sieht den anderen.

Die Liebe sieht den armen Lazarus, der vor der eigenen Haustür liegt. Sie geht nicht kalt an der Not des anderen vorüber. Sie lässt sich berühren. Sie empfindet die Not des anderen wie eine eigene. Sie packt zu und tut, was nötig ist. Sie opfert die eigene Bequemlichkeit. Sie ehrt den Armen. Sie gehorcht dem Gebot. Denn auch und gerade für den Lazarus gilt ja: »Gott ist Liebe.« Die Liebe sieht die Frau, deren Leben ein einziges Chaos ist. Sie nimmt wahr, wonach diese sich sehnt. Sie ehrt die Ehrlose. Sie trinkt aus einer Dose mit der Verachteten. Sie spricht an, was gesagt werden muss, auch wenn es wehtut. Sie öffnet den Blick auf ein anderes Leben, das möglich wäre. Denn auch für sie gilt ja unverdientermaßen: »Gott ist Liebe.«

Je mehr wir wachsen, umso wichtiger wird es, dass wir sehen lernen und nicht übersehen. John Ortberg erzählt von einer 70-jährigen Frau, korpulent, mit Haarausfall und Arthritis, die eine Liebesaffäre hat.19