2 Jahre später

Inhaltsverzeichnis

 

1. Kai, 15

2. Arthur, 15

3. Kai

4. Arthur

5. Kai

6. Arthur

7. Kai

8. Arthur

9. Kai

10. Arthur

11. Kai

12. Arthur

13. Kai, 17

14. Arthur, 17

15. Kai

16. Arthur

17. Kai

18. Arthur

19. Kai

20. Arthur

21. Kai

22. Arthur

23. Kai

24. Arthur

25. Kai

26. Arthur

27. Kai

28. Arthur

29. Kai

30. Arthur

31. Kai

32. Arthur

33. Kai

34. Arthur

35. Kai

36. Arthur

37. Kai

38. Arthur

39. Kai

40. Arthur

41. Kai

42. Arthur, 18

Impressum

 

2 Jahre später

Text Copyright © 2017 Regina Mars

Alle Rechte am Werk liegen beim Autor.

Regina Mars

c/o

Papyrus Autoren-Club,

R.O.M. Logicware GmbH

Pettenkoferstr. 16-18

10247 Berlin

regina@reginamars.de

www.reginamars.de

 

Alle Rechte vorbehalten

 

Lektorat: Brunhilde Witthaut

http://www.brunhilde-witthaut.de/

 

Umschlagbild und Umschlaggestaltung: Regina Haselhorst

Illustration Copyright © Regina Haselhorst

www.reginahaselhorst.com

 

Die Handlung und alle handelnden Personen sind frei erfunden. Jegliche Ähnlichkeit mit lebenden oder realen Personen wäre rein zufällig.

Reale Personen wären auch vernünftig genug, Safer Sex zu praktizieren, im Gegensatz zu den Fantasiegestalten in diesem Roman. Die müssen sich darum keine Sorgen machen, da es sie nicht gibt.

Aufgrund vereinzelter homoerotischer Szenen ist dieses Buch nur für Personen über 18 Jahren geeignet. Ja, es enthält schwulen Sex. Gern geschehen.

Teil 1: Villa Blau

 

1. Kai, 15

 

Kai öffnete die Tür und da stand er.

Der Gentleman.

Gepflegt, in einem perfekt geschnittenen Hemd, auf das die Sonne fein gesprenkelte Flecken warf. Seine rostbraunen Haare waren akkurat frisiert und der Seitenscheitel zog eine unverrückbare Grenzlinie durch den glänzenden Schopf.

Sofort wollte Kai sich in die eigenen Haare greifen, um sie zu ordnen. Als ob das möglich gewesen wäre. Einmal hatte er versucht, die ausgebleichten Strähnen in etwas zu verwandeln, das nicht wie ein elektrisierter Staubwedel aussah. Stundenlang hatte er sie gebürstet. Hatte nichts gebracht.

Die Augen des Gentlemans weiteten sich, als er Kai erkannte. Er erkannte ihn? Irgendwie machte das Kai ein wenig stolz. Sein Herz legte einen Trommelwirbel hin, während sich alles andere zu verlangsamen schien. Die Vögel zwitscherten gedehnter, der Wind in den Pappeln rauschte dröhnend träge und das Lächeln, das sich auf dem Gesicht des Gentlemans ausbreitete, erschien im Zeitlupentempo. Erst tauchten blitzende, gerade Zähne auf, dann tiefe Grübchen, und dann verengten sich seine Augen zu leuchtenden Schlitzen.

Er sah so schmerzhaft vollkommen aus. Wie alt mochte er sein? Kaum älter als Kai. Kaum älter als fünfzehn.

Er wurde sich bewusst, dass er den Kerl anstarrte. Aber ihm fiel nichts ein, was er sagen konnte. Sein Kopf, in dem sonst hundert Rädchen gleichzeitig ratterten, war wie leergefegt.

Zum Glück sagte der Gentleman etwas. Etwas Magisches.

»Hallo.«

Kais Knie verwandelten sich in Gelee.

 

2. Arthur, 15

 

»Fahr schon mal vor«, hatte seine Mutter gesagt. »Wir kommen nach, sobald wir können.«

Irgendeine wichtige Besprechung mit dem Label. Arthur kannte das schon. Trotzdem konnte er nichts gegen die Leere in seinem Bauch tun. Hunger war das nicht. Das war etwas anderes. Seit er klein war, war er seinen Eltern hinterhergerannt. Erst auf rundlichen Stummelbeinchen, dann auf immer längeren. Aber sie waren nie lang genug geworden, um die beiden einzuholen. Immerzu sah er nur ihre Rücken.

Er kannte es nicht anders. Besprechungen, Termine, wichtige Meetings. Arbeit rund um die Uhr. Selbst in den Sommerferien. Selbst jetzt.

Drei Tage lang hatte er sie für sich gehabt. Klar hatten sie jede Mahlzeit durchtelefoniert, aber zwischendurch, für eine oder zwei Stunden, waren sie eine Familie gewesen.

Sie hatten ihn aus der Sprachschule, die er als Zweitbester abgeschlossen hatte, abgeholt und noch ein paar Tage in Paris verbracht. Dann wollten sie in das Ferienhaus weiterziehen, das sie im letzten Jahr gekauft hatten. Das im Schwarzwald, umringt von Bäumen und gewärmt von der süddeutschen Sonne. Heimaturlaub lag voll im Trend, behauptete seine Mutter. Urlaub zuhause waren die neuen Malediven, das sagten auch all ihre Freunde.

Aber so toll hatten sie es im letzten Sommer wohl doch nicht gefunden. Als Arthur abreisebereit die Stufen ihrer Pariser Suite herunterkam, hatten sie ihm eröffnet, dass sie sich noch um etwas kümmern mussten. Eine Besprechung halt. Wie immer.

Er war alleine geflogen, hatte alleine ein Taxi genommen, alleine einen horrenden Betrag dafür gezahlt und war schließlich vor ihrer Ferienvilla gelandet. Villa Blau hieß sie.

Der Kies knirschte unter seinen italienischen Lederschuhen, als er ausstieg. Die Nachmittagssonne wärmte seine Kopfhaut und die Ruhe hier überraschte ihn. Nach drei Tagen Paris war es beinahe unheimlich. Der Wald hinter dem Gebäude war so dicht, dass sich alle Details in Schwärze verloren.

Als das Taxi hinter ihm startete und Steinchen verspritzend abfuhr, beschloss Arthur, das Beste daraus zu machen. Das Beste daraus, dass er ganz allein hier festsaß. Vielleicht gab es andere Leute in seinem Alter. Im angrenzenden Dorf oder der nahen Kleinstadt. Vielleicht fand er in der Bibliothek ein Buch auf Französisch oder gar Tschechisch und niemand würde ihn davon abhalten, etwas derart Nutzloses zu lesen.

Vielleicht würde er den Luchs wiedersehen.

Letztes Jahr, als sie das erste Mal hier Urlaub gemacht und seine Eltern beide während des Frühstücks am Telefon gehangen hatten, hatte er ein leises Geräusch vernommen. Aus den Bäumen, die die Villa umgaben.

Der Mischwald begann direkt hinter dem hohen Holzzaun, der die Terrasse einrahmte. In einer der dichten Kronen hatte sich etwas bewegt. Fast unmerklich, aber da war eindeutig ein Geräusch gewesen.

Zwei helle Augen. In einer Eiche, umgeben von dunklem Blattwerk. Arthur war zu Stein erstarrt. Die Kaffeetasse halb zum Mund gehoben, hatte er da gesessen und den Luchs angeglotzt.

Der Luchs war natürlich kein echter Luchs, sondern ein Junge in seinem Alter. Vierzehn war Arthur damals gewesen. Ungeschickt, unsicher, auf verzweifelte Art freundlich und mit Babyspeck an Wangen und Bauch. Der Junge, der da oben auf dem Ast hockte, geduckt wie eine sprungbereite Katze, hatte keinen Babyspeck. Er war schlank, nein, mager. Ungepflegt wie ein wildes Tier, mit einem ausgebleichten Pullover und einer Löwenmähne, die nach allen Seiten abstand.

Arthur hatte ihn nur angaffen können. Er hatte noch auf den Ast gestarrt, als der Luchs längst zusammengezuckt und im Blattwerk verschwunden war. Arthur hatte ein Rascheln auf der anderen Seite des Stamms gehört, als er weggelaufen war. Über den Blätterteppich, durch den düsteren Wald. Den Wald, vor dem Arthur sich fürchtete.

Aber der Luchs hatte sich nicht gefürchtet. Der war Arthur wie eine Wildkatze erschienen, ungezähmt und … frei. Etwas an ihm ließ ein wildes Sehnen in Arthur entstehen. Ein hartes Ziehen, einen Wunsch nach … Er wusste es nicht.

Aber als er sich umgesehen hatte, auf seine Eltern geschaut hatte, die immer noch telefonierten, die gepflegte Terrasse, den Zaun, der sie umgab … Da war er sich vorgekommen wie ein fetter Welpe, der sein Leben in einer Wohnung verbracht hatte. Ein Schoßhündchen. Irgendwie war er das auch.

In den nächsten Tagen hatte er versucht, seine Furcht zu überwinden und den Wald zu erforschen, stets in der Hoffnung, den Luchs wiederzusehen. Hatte er nicht. Und immer, wenn die Villa außer Sichtweite geraten war, hatte es ihn in der düsteren Stille des Waldes gegruselt. Also hatte er jedes Mal kehrtgemacht und war zurück in die Zivilisation geflüchtet.

Aber nun war er fünfzehn. Fast erwachsen. Arthur straffte sich und sah an der verschnörkelten Fassade der staubblauen Villa empor. Riesige Hängepflanzen ergossen sich aus jedem der orientalisch anmutenden Fenster. Die waren einer der Gründe gewesen, aus denen seine Mutter das Gemäuer gekauft hatte. Sie ließen die Villa exotisch wirken, mehr als die anderen Gebäude in der Gegend. Auch der Pool im Innenhof, der mit türkisblauem Mosaik gekachelt war, trug zu diesem Eindruck bei.

Arthur holte tief Luft. Diesmal würde er sich nicht vor dem Wald fürchten. Und vielleicht würde er den Luchs-Jungen wiedersehen, wenn er sich weit genug hineinwagte.

Mit hoch erhobenem Kopf ging er auf die Eingangstür zu. Herr Petersen war da und würde ihn empfangen, hatte seine Mutter gesagt. Der Gärtner. Wenn Arthur sich so umsah, schien der den Kampf gegen das wuchernde Gestrüpp zu verlieren. Aber Herr Petersen war im letzten Jahr schon krumm und recht schwächlich gewesen, also …

Es war nicht Herr Petersen, der die Tür öffnete. Es war der Luchs.

Arthur erkannte ihn sofort. Er war größer und noch magerer geworden, aber seine Augen waren so hell wie eh und je. Und seine Haare noch chaotischer. Und der Luchs erkannte ihn. So, wie dessen Augenbrauen nach oben wanderten, wie sein schmaler Mund sich öffnete … Er erinnerte sich an Arthur! Das machte ihn seltsam stolz. Er hielt sich nicht für sehr erinnernswert. Bevor er es verhindern konnte, breitete sich ein dämliches Lächeln auf seinem Gesicht aus.

»Hallo«, sagte er.

Der Luchs schwieg einen Moment lang. Er wirkte wieder wie eine Wildkatze, bereit zur Flucht. Als könnte er jederzeit die uralte Tür zuschlagen. Oder in einem Sprung über Arthur hinwegsetzen und in den Wald türmen. Aber er blieb.

»Hallo«, entgegnete er schließlich. Seine Stimme war rau, als wäre er erkältet.

»Ich …« Arthur wusste nicht genau, was er sagen sollte. »Ich bin Arthur von Hasslach. Ich bin schon von Paris aus vorgefahren. Meine Eltern kommen nach.«

Was laberst du da für einen Blödsinn?, dachte er. Du klingst wie ein Kleinkind. Du bist ein Mann, reiß dich zusammen!

»Du bist den ganzen Weg allein gefahren?«, fragte der Luchs und legte den Kopf schief. Er schien tatsächlich beeindruckt davon, dass Arthur seinen rundlichen Hintern erst in einen Flugzeugsitz und dann in ein Taxi verpflanzt hatte.

»Keine große Sache.« Arthur versuchte, mit jeder Faser seines Seins cool zu wirken. »Ich bin auch schon von Kuba nach Berlin geflogen.«

Jetzt klingst du wie ein Angeber, du Idiot.

Der Luchs nickte bedächtig.

»Wir dachten, ihr kommt später«, sagte er. »Ich sollte gar nicht hier sein. Mein Vater kümmert sich noch um den Innenhof.«

»Dein Vater?« Erst Sekunden später brachte Arthur es zusammen. »Herr Petersen ist dein Vater?«

Der Luchs nickte wieder. Gesprächig schien er nicht zu sein. Aber er trat zur Seite und ließ Arthur passieren. Er bot sogar an, ihm mit dem Gepäck zu helfen, aber Arthur lehnte ab. Natürlich lehnte er ab. Wie würde er denn aussehen, wenn er zu schwach war, zwei Koffer die Treppe hochzuschleppen? Er gab sich Mühe, sein Keuchen zu unterdrücken, als er es bis in den Flur geschafft hatte. Dort ließ er sie zu Boden fallen und folgte dem Luchs in den nach Chlor duftenden Innenhof. Je länger er hinter dem schmalen Rücken herging, desto mehr durchwühlte er sein Gehirn nach etwas, das er sagen konnte.

»Wie heißt du?«, brachte er schließlich heraus. Betont cool hakte er die Daumen in die Schlaufen seiner Jeans.

»Kai.« Der Luchs sah ihn an.

»A-Ach so.« Mist, hatte er das kleine Stottern bemerkt? Arthur wusste nicht, was mit ihm los war. Sein Herzschlag hämmerte in seinem Hals und er spürte den anderen Jungen, als würde er Elektrizität verströmen, durch die Luft oder so. Er schluckte.

»Hilfst du deinem Vater im Garten?«, fragte er. Der Luchs, nein, Kai, nickte.

»Ich soll nicht hier sein«, sagte er und blickte Arthur an. »Kannst du deinen Eltern nichts verraten?«

»Klar.« Arthur zuckte lässig mit den Achseln. »Aber warum? Du hilfst doch.«

»Ich bin …« Der Blonde schien zu überlegen, wie er das ausdrücken sollte. »Ich habe deine Mutter mal getroffen. Angeblich war ich nicht nett.«

»Wer sagt das?«

»Mein Vater. Und deine Mutter. Ich hab irgendwas gesagt …« Kai kratzte sich den Hals. »Ich war unhöflich. Das bin ich manchmal, auch wenn ich das nicht will.«

»Aha.«

Was sollte er darauf antworten? Egal, denn sie betraten den Innenhof. Der wurde fast gänzlich von einem römisch anmutenden Schwimmbecken mit Mosaikmuster eingenommen. Sonnenstrahlen brachten das Wasser zum Glitzern. Der Hof war zu drei Seiten eingerahmt von Wänden voll verschnörkelter Fenster und Balkone, die vor Hängepflanzen überquollen. Die vierte Seite ging auf die Terrasse hinaus, auf der Arthur damals mit seinen Eltern gefrühstückt hatte. Dort war ein gebeugter Mann damit beschäftigt, die Fugen der Bodenfliesen von Moos zu befreien. Er sah auf, als sie näherkamen. Dann sprang er förmlich in die Höhe.

»Arthur.« Er lächelte, ein wenig verzweifelt. »Ich bin fast fertig mit dem Boden. Ich schätze, morgen könnt ihr sicher hier frühstücken. Es tut mir leid, dass es etwas länger gedauert hat …«

»Lassen Sie sich ruhig Zeit«, sagte Arthur. Er sah den grauhaarigen Mann an, den er für älter gehalten hatte, als er sein konnte. Schließlich war er Kais Vater. Sie sahen sich nicht sehr ähnlich. »Ich … Machen Sie bitte genug Pausen. Meine Eltern kommen erst in ein paar Tagen nach und mir ist es egal, wie es aussieht.«

Herr Petersen nickte, scheinbar erleichtert. Er wirkte ständig, als hätte er Schmerzen. Hatte er vielleicht auch, krumm, wie er war. Kai ging zu ihm, mit der natürlichen Eleganz einer Wildkatze, aber Petersen schüttelte den Kopf.

»Ich schaff das schon alleine, Junge. Mach du doch was mit Arthur. Er ist ja ganz allein hier.«

Die Worte waren nicht so gemeint gewesen, aber sie schmerzten. Arthur war allein. Egal, denn nun wandte Kai sich zu ihm um und sein Herzschlag nahm wieder an Fahrt auf. Was sollte er sagen? Kai schwieg, also musste er etwas sagen, nur was? Es musste etwas Cooles sein, etwas total Lässiges, und …

»Zeigst du mir das Haus?«, fragte Kai.

»Hast du es denn noch nicht gesehen?« Arthur runzelte die Stirn.

»Nur den ersten Stock. Paps meint, ich soll mich davon fernhalten.«

»Du machst zu viel kaputt, Junge.« Petersen schüttelte den Kopf. »Du bist einfach zu wild.«

Ein Hauch Röte erschien auf Kais Wangen. Arthur lächelte. Nein, er durfte nicht lächeln. Er musste cool bleiben.

»Ich bin auch zu wild«, log er. »Komm mit, ich zeig dir alles.«

Ein Mini-Lächeln erschien in Kais Gesicht.

»Super.« Es wurde zu einem kleinen Grinsen, das so rasch verschwand, wie es aufgetaucht war.

»Super«, wiederholte Kai, steckte die Hände in die Hosentaschen und räusperte sich.

 

Arthur verbrachte die nächste Stunde zwischen Panik und überschäumender Freude. Er schaffte es, keine Miene zu verziehen, als sie durch die Bibliothek gingen. Gigantische Holzregale voll dicker Wälzer schraubten sich in die Höhe und verschlugen ihm fast den Atem. Aber er zwang sich, nur: »Bibliothek. Bücher halt« zu sagen und mit den Achseln zu zucken.

Bücher waren schließlich nicht cool. Und Kai schien derselben Ansicht zu sein. Der murmelte irgendetwas Desinteressiertes. Überhaupt sagte er wenig. Aber er wich nicht von Arthurs Seite. Er präsentierte ihm all die sonnigen Zimmer, die Eingangshalle und sein Schlafzimmer mit dem frisch bezogenen Bett. Die Haushälterin war schon dagewesen.

Er machte sich fast in die Hose, als er durch eines der Fenster aufs Dach stieg, nur, um Kai zu beweisen, wie wild er war.

»Nette Aussicht, was?«, sagte er.

Er fürchtete sich entsetzlich, aber er wollte sich vor Kai keine Blöße geben. Der kletterte wie ein Äffchen höher und stellte sich breitbeinig auf den Dachgiebel, ohne sich irgendwo festzuhalten. Arthur kriegte kaum noch Luft, als ein Wind aufkam und Kais helle Haare in sein Gesicht wehte. Der Wind roch nach Holzkohle und frisch geschnittenem Gras. Er spürte die Sonne im Nacken.

»Ich kann mein Haus von hier aus sehen«, rief Kai und grinste wieder. Seine Luchsaugen glänzten. »Guck mal, da hinten.«

Mit angehaltenem Atem krabbelte Arthur die vollkommen verrostete Leiter zum Giebel hoch. Nicht nach unten sehen, nicht nach unten sehen. Er schwang ein zu pummeliges Bein über die Ziegel, so dass er rittlings oben saß. Mehr ging nicht, wirklich nicht. Wenn er sich wie Kai hinstellte, würde er abstürzen, soviel war klar. Weit unter sich sah er den Rasen, viel zu winzig.

»Welches ist es?«, rief er gegen den Wind und hoffte, dass er nicht so bleich aussah, wie er sich fühlte.

»Das da, hinter dem roten Fachwerkhaus!« Kais magerer Finger zeigte in die Richtung. Arthur kniff die Augen zusammen.

»Wo denn? Ich sehe nur diese Bruchbude mit dem löchrigen Dach …« Mist. Mist! Kais helle Augen schauten ihn an. Blinzelten. Arthur kippte fast um, so hastig richtete er sich auf. »Äh, ich … Ich meine … Das sieht … Das ist nicht …«

Mistmistmist, jetzt war er ein Arschloch und uncool und …

Kai lachte.

»Schon gut«. Er schüttelte den Kopf »Ich weiß selbst, was für ein Schuppen das ist. Aber meistens regnet es nicht rein und wir haben auch keine Ratten. Ist denen wohl zu zugig.«

»Äh, ich …« Arthurs Gehirn ließ ihn im Stich. »Echt?«

»Ja.« Kai nickte ernsthaft. »Die letzten haben uns beim Auszug einen Beschwerdebrief geschrieben, weil wir zu sehr stinken. Eingebildete Viecher.«

Ein Kichern drang aus Arthurs Kehle, voll unmännlich.

»So schlimm riechst du gar nicht«, murmelte er. Er spürte das kleine Lächeln, das seine Mundwinkel kräuselte. »Aber vielleicht steht der Wind auch günstig.«

Kai schnaubte. »Als ob du das merken würdest, du Snob. Du müffelst doch zehn Meilen gegen den Wind nach Parfüm.«

Arthur wollte schon an seinem Kragen schnuppern, als er das Glitzern in Kais Augen erkannte.

»Was verstehst du denn von Parfüm?« Er hob eine Augenbraue. »Hast du überhaupt schon mal ein Bad von innen gesehen?«

»Klar, in einem IKEA-Katalog. Mit denen decke ich mich nachts zu, wenn es zu sehr regnet.«

Arthur lachte, als wäre es das Witzigste, was je jemand gesagt hatte. Aber irgendwie kam es ihm so vor. Er entspannte sich immer mehr.

Während sie vom Dach kletterten, erfanden sie munter Geschichten von Kais angeblicher Armut und Arthurs Dekadenz. Als Arthur behauptete, er würde sich mit Blattgold den Arsch abwischen und mit Diamantstaub nachpudern, wäre Kai vor Lachen fast vom Dach gefallen.

Irgendwie schafften sie es, heil zurück in den Innenhof zu kommen. Herr Petersen packte gerade sein Werkzeug zusammen. Kai schoss praktisch auf ihn zu, um ihm die Arbeit abzunehmen. Der alte Mann war grau im Gesicht.

»Ich trag das zum Auto«, sagte Kai und Arthur erinnerte sich an die Rostlaube, die er in der Einfahrt gesehen hatte.

»Ich helfe dir.«

Irgendwie wollte er nicht, dass Kai und sein Vater schon gingen. Vor allem Kai … Aber Arthur konnte ihn schlecht fragen, ob er blieb, oder? Auch wenn der Gedanke, ganz allein in dem riesigen Gebäude zu übernachten, umgeben von düsterem Wald, ihm eine Gänsehaut verursachte. Also schleppte er einen Rechen zu dem grünen Transporter.

»Arthur«, sagte der Alte. »Kommst du hier zurecht?« Sein wettergegerbtes Gesicht drückte eindeutige Zweifel aus. »Du weißt schon, so ganz alleine?«

Arthur warf Kai einen Seitenblick zu und richtete sich zu seiner vollen Größe auf.

»Na klar«, sagte er lässig. »Der Kühlschrank ist ja voll und das Bett gemacht. Ich hab doch keine Angst im Dunkeln oder so.«

Er hatte panische Angst im Dunkeln, immer noch.

»Wenn du meinst …« Der Alte zögerte. »So olle Gebäude können nachts komische Geräusche machen. Das ist ganz normal, hörst du? Du musst dich da nicht fürchten.«

»Ich?« Arthur versuchte, die Gänsehaut aus seinem Nacken zu vertreiben. »Ich fürchte mich doch nicht, ich … Das ist total … spannend.«

»Das stimmt.« Kai nickte. »Ich würde gern mal in so einem alten Gruselkasten pennen.«

Hoffnung stach in Arthurs Herz.

»D-dann bleib doch hier.« Mist, wieder gestottert. »Du kannst hier schlafen, wenn du willst. Äh, wenn du dich traust.«

»Klar trau ich mich.« Kai sah ihn spöttisch an. »Ich hab keine Angst vor den paar Untoten im Garten.«

»Den Unto…« Arthur schnaubte. »Witzig. Ich wette, du kommst nachts rübergeschlichen, wenn du Schiss kriegst. Ich wette, du … du heulst vor Angst, sobald das Licht ausgeht.«

»Und du, puller dich nicht ein, Fettsack, weil …« Kai wurde von seinem Vater unterbrochen, der ihm einen strengen Blick zuwarf. »Wieder zu unhöflich?«, fragte er und schien wirklich erstaunt.

»Ja.« Herr Petersen seufzte. »Aber irgendwann kriegst du es schon noch hin.«

»Mir macht das nichts aus«, behauptete Arthur und es stimmte fast. Bemerkungen über sein Gewicht taten ihm immer weh, aber … na ja, er hatte Kai ja auch geärgert.

»Gut, dann lass dich nicht von dem Kleinen nerven«, sagte der Alte und öffnete die Tür des Wagens. »Er meint es nicht so. Findet nur manchmal das richtige Maß nicht.«

Kai sah zu Boden, als sein Vater ihn »Kleiner« nannte. Fast schien es, als würden seine Ohren ein wenig rot. Aber sein Gesicht war ausdruckslos.

»Mach’s gut, Kleiner. Ich bring dir morgen frische Unterwäsche mit. Und du kannst mir beim Rasenmähen helfen.«

Kai brummte etwas Unverständliches.

Der Transporter fuhr ab, der Kies knirschte, der Motorenlärm verklang und sie waren allein. Arthur biss sich auf die Lippen, um ein nervöses Seufzen zu unterdrücken. Er kapierte nicht ganz, was mit ihm los war. Kai stand direkt neben ihm, so dicht, dass er seine Wärme zu spüren glaubte. So dicht, dass sein Geruch nach Seife und Motoröl in Arthurs Nasenlöcher drang.

»Was jetzt?«, fragte Kai. Als ob Arthur das gewusst hätte. Ihm musste etwas total Cooles einfallen, sofort, etwas, das ihn wie einen Rebellen wirken ließ, der …

Oh, richtig.

»Schauen wir mal, was die Bar hergibt?«, fragte er und freute sich, dass Kai überrascht wirkte.

Ich bin ein Genie, dachte er.

 

3. Kai

 

Kai hatte nie etwas Härteres getrunken als Bier. Einmal. Und da hatte er nur an der Pilsdose seines Vaters genippt und beschlossen, das nie wieder zu tun. Ekelhaftes Gesöff. Aber nun konnte er sich keine Blöße geben.

»Die Bar. Klar«, sagte er und zuckte lässig mit den Achseln. Das tat er gerade alle drei Minuten und er hoffte, dass Arthur nicht auffiel, wie gespielt es war.

Eben hatte er sich richtig wohl gefühlt. Eben, als sie vom Dach runtergeklettert waren und sich über sich und den anderen lustig gemacht hatten. Da hatte er sich entspannt. Jetzt war da wieder die absolute Panik, dass Arthur ihn seltsam finden könnte. Alle fanden ihn seltsam. Die anderen in seiner Klasse, die Nachbarn, selbst sein Vater. Irgendetwas Essentielles fehlte ihm. Und Arthur durfte das nicht merken. Also atmete Kai tief ein und folgte ihm ins Haus.

Er mochte es, wie Arthur sich bewegte. Vorsichtig, aber irgendwie nobel. Als hätte er das tausendmal gemacht, öffnete der die große Holzvitrine im Wohnzimmer und studierte den Inhalt. Wie ein Weinkenner, mit der angeborenen Selbstsicherheit des Adels. Ein Gentleman halt. Kein abgerissener Straßenköter wie Kai.

»Was denkst du?«, fragte Arthur. »Was sollen wir nehmen?« Seine dunklen Augen bohrten Löcher in Kais Seele.

Keine Ahnung, wollte Kai sagen. Aber er legte den Kopf schief, hob die Hand in gespielter Vornehmheit ans Kinn und sah das Arsenal der Flaschen an. Jedes Label sagte ihm gleich wenig. Schließlich streckte er die Hand nach einer dunkelgrünen Pulle mit weißem Etikett aus.

Arthur nickte anerkennend, als er sie ihm hinhielt und Kai wäre vor Erleichterung fast gestorben.

»Gute Wahl«, sagte Arthur. »Ich schau mal nach den Gläsern.«

»Da sind doch welche«, sagte Kai und deutete auf das Regal an der Wand. Arthur lachte und ihn beschlich die Ahnung, dass er etwas Blödes gesagt hatte.

»Das sind Cognacgläser.« Arthur schüttelte den Kopf. »Wir brauchen Whiskygläser.«

»Pff, du Schnösel. Glas ist Glas«, versuchte Kai, sich zu retten und Arthur lachte noch lauter. Er war so selbstbewusst.

 

Zehn Minuten später lagen sie in bequemen Walnussholzliegen vor dem Pool und schauten zu, wie die letzten Sonnenstrahlen auf der Wasseroberfläche tanzten. Weit entfernt versetzte etwas die Tiere des Waldes in Aufruhr. Die Vögel stießen kreischende Warnlaute aus und leises Flattern war zu hören. Aber das war weit entfernt. Hier im Innenhof war es warm und friedlich.

Arthur goss Whisky in sechseckige, stummelige Gläser und Kai beobachtete, wie seine dichten Wimpern sich senkten. Arthurs Hand schien ein wenig zu zittern, vielleicht, weil die Flasche schwerer war, als sie aussah.

»Auf das Leben«, sagte Arthur, wie ein verdammter Gentleman, und Kai fiel mal wieder nichts ein, was er sagen konnte.

Also nickte er nur und stieß mit Arthur an. Über dem kleinen Tisch, dessen Mosaikmuster das des Pools wiederholte. So cool wie möglich setzte Kai das Glas an die Lippen. Der beißende Geruch des Gesöffs stieg in seine Nase und brachte seine Augen zum Tränen.

Nicht verschlucken, dachte er. Egal, was du tust, nicht verschlucken.

Er schaffte es, das Zeug herunterzukippen, ganz. Es brannte sich durch seine Speiseröhre wie Säure und es kostete ihn übermenschliche Anstrengung, es nicht gleich wieder auszuspucken.

Arthur starrte ihn an. Mist, dessen Glas war noch halb voll. Kippte man das Zeug etwa nicht runter?

»Nicht schlecht.« Arthurs Stimme klang kratzig. »Trinkst du immer so schnell?«

»Du etwa nicht?« Kai gab sein Möglichstes, um herausfordernd zu schauen, obwohl sein Hals schmerzte, als hätte er einen Wacholderbusch verschluckt.

»Doch. Klar.« Einen Moment lang schaute Arthur verunsichert und Kai fragte sich, ob er vielleicht auch keine Ahnung hatte, was er tat … Aber das war nur Wunschdenken. Sekunden später war er wieder absolut souverän.

Arthur setzte das Glas an die vollen Lippen und trank es aus.

Dann schenkte er ihnen nach.

 

Eine Stunde später war es dunkel und sie waren stockbesoffen. Kai war noch nie stockbesoffen gewesen. Er hasste es. Er hasste das Drehen in seinem Kopf, das leise Rauschen, das hinter allem lag und das nicht aus der Poolpumpe kam, und das wattige Gefühl in den Händen und im ganzen Körper. Aber er liebte den Glanz in Arthurs Augen, als der ihm, leicht lallend, etwas erzählte. Waren die schwarz? Leider war ihr Gespräch, ohne dass Kai es gewollt hatte, auf das übelste Thema überhaupt gekommen: Mädchen.

»Ich hab sie mit in mein Zimmer geschmuggelt, über den Balkon, und dann haben wir es getan. Im Stehen«, behauptete Kai, der nie auch nur jemanden geküsst hatte. Aber vor Arthur konnte er nicht zurückstecken, oder? Der hatte gerade erzählt, wie er seine Lehrerin nachts im Klassenzimmer gepimpert hatte. Wie uncool wäre Kai bitte, wenn er nicht mithalten könnte?

»Auch von hinten?«, fragte Arthur mit fachmännischem Blick.

»Klar. Und … und auf der Weide, hinten bei Bauer Schulte.« Angeblich hatte das der Bruder von Tobias mit seiner Freundin gemacht und ganz sicher war Kai da auch nicht. Aber er musste mithalten. Sich konzentrieren. Egal, wie sehr sich der blöde Innenhof drehte.

»Nicht schlecht.« Schwankend setzte Arthur sich auf und hob sein Glas. Kai stieß mit ihm an, versuchte es zumindest. Irgendwie glitt sein Glas an Arthurs vorbei und er fiel vornüber. Seine Stirn stieß gegen Arthurs. Zum Glück nur leicht und plötzlich füllten dessen Augen sein ganzes Blickfeld aus. Dunkel und traurig, mit tiefschwarzen, riesigen Pupillen. Wunderschön.

Kai erstarrte. Arthur bewegte sich ebenfalls nicht. Und … etwas Warmes strich über Kais Lippen. Heißer Atem. Köstlich und beißend vom Whisky. Das Summen verstummte, die Poolpumpe verstummte und das Zirpen der Grillen verschwand.

Mist.

Er wollte …

Als ihm klar wurde, was er wollte, schreckte Kai zurück. Eine Gänsehaut überzog seinen ganzen Körper. Seine Hand krampfte sich um das Whiskyglas, die andere, er wusste nicht, welche, in den weichen Stoff der Liege.

Nein. Scheiße, verdammt, Arthur durfte nichts merken, er war ja … Er war verrückt. Aber es stimmte: Er wollte Arthur küssen.

Kai traute sich kaum, den Kopf zu heben und Arthur anzusehen. Dessen Augen waren noch dunkler geworden und er schaute Kai an. Öffnete den Mund.

»Willst du …« Arthur verstummte und riss die Augen auf.

Er schlug die Hände vor den Mund, aber es nutzte nichts. Ein nasser Strahl drang zwischen seinen Fingern hervor und dann war das Mosaikmuster des Tischs unter einer Kotzlache verschwunden. Er krümmte sich vornüber, die Finger in die Lehne des Stuhls gekrallt und würgte, als wollte er seine Innereien loswerden.

Kai wusste nicht, was er tun sollte. Vorsichtig stellte er das Glas auf die Liege und hob die Hand, um Arthurs Kopf zu tätscheln. Beim ersten Versuch verfehlte er ihn (blöder Schwindel), aber beim zweiten Mal berührten seine Finger seidig weiche Haare. Andächtig durchkämmte er sie, die Lippen zu einem dämlichen Lächeln verzogen, während Arthur den Tisch voll reiherte. Der Moment erschien ihm vollkommen und absolut magisch. Die schimmernde Mähne zwischen den Fingern, die Wärme von Arthurs Kopfhaut, die Geräusche des Sommers in der Dunkelheit, das trockene Rauschen der Bäume … Einen Augenblick lang mochte er sogar dieses hilflose, besoffen-wattige Gefühl im ganzen Körper.

Irgendwann atmete Arthur nur noch schwer. Der bittere Geruch von Kotze lag in der Luft und seine Wangen glühten.

»Tut mir leid«, murmelte er. »Tut mir echt leid, ich … Tut mir leid.«

»Schon gut«, flüsterte Kai. Er sollte wirklich aufhören, Arthurs Kopf zu tätscheln. Ach, nur noch einmal … Arthur sah auf und endlich holte ihn die Realität ein. Halbwegs. Genug, um endlich die Hände von den seidigen Haaren zu lassen und zurück in die Liege zu sinken.

»Uah.« Arthur sah angewidert auf die nass glänzende Tischplatte. Die leere Whiskyflasche war bis an ihren Rand gespült worden. Er wischte sich die Hände am Hemd ab.

»Bestimmt hast du was Schlechtes gegessen«, lallte Kai. Ihm war übel.

»Ne.« Arthur schüttelte den Kopf. Seine Augen glänzten feucht. »Ich bin nur … ich bin …« Er sah zu Boden. »Ich hab noch nie Whisky getrunken. Oder irgendwas. Ich bin so peinlich.«

Kai blinzelte. Starrte Arthur an, der wie ein Häufchen Elend in der Liege hing.

»Ich … ich auch nicht«, brachte er hervor. Etwas stieg in seiner Kehle auf. Ein Lachen und … etwas anderes. »Ich hab noch nie ein Mädchen geküsst.«

»Was?« Jetzt war es an Arthur, ihn anzuschauen, als erblickte er ihn zum ersten Mal. Sein Kopf fiel zur Seite. »Echt?«

Kai nickte. Der Schwindel wurde immer stärker. Aber ein wunderbares Gefühl dehnte sich in ihm aus, genau gleichzeitig mit dem Lächeln, das sich in Arthurs Gesicht ausbreitete.

»Ich …« Ein Lachen drang aus Arthurs Kehle. »Ich auch nicht.«

Sie prusteten beide los. Krümmten sich vor Lachen. Dann kotzte Kai quer über den Boden.

Aber es war nicht so schlimm. Erstmal war er froh, das widerliche Gesöff loszuwerden. Und dann war da Arthurs Hand, die über seine Kopfhaut fuhr, immer und immer wieder. Irgendwie zärtlich.

 

4. Arthur

 

Da war etwas Warmes unter seiner Wange. Feucht und warm. Ein vollgesabbertes Shirt. Und darunter ein Brustkorb, der sich hob und senkte und seinen Schädel hob und senkte. Seinen Schädel, der hämmerte wie … ein Hammer? Ein besserer Vergleich fiel ihm nicht ein. Die Schmerzen waren zu groß.

Arthur öffnete vorsichtig ein Auge und blinzelte in die Morgensonne. Kühle Luft kroch über seine bloßen Arme, die das kurzärmelige Hemd freiließ. Er sah die Lehne des Liegestuhls. Seine eigene Hand. Und das verblichene Grüngrau von Kais Shirt, auf dem er lag.

Er lag auf Kai. Zumindest mit dem Kopf (der von Minute zu Minute heftiger pochte) und mit einem Arm. Irgendwann in der Nacht hatte er sich an ihn gekuschelt.

Wie war er hierhergekommen? Warum waren sie nicht ins Bett gegangen? Alle Stellen, die nicht den warmen Leib neben ihm berührten, fröstelten und waren nass vom Morgentau. Aber da, wo er ihn berührte … Er roch Kai, mehr als gestern. Geschnittenes Gras und Motoröl waren noch da, aber darunter lag etwas Wildes, Würziges. Wie ein frisch gezündeter Feuerwerkskörper.

Über sich hörte er ein leises Murmeln. Dann wieder regelmäßige Atemzüge. Kai schlief. Aber wenn Arthur aufstehen würde, würde er aufwachen, oder? Und er hatte keine Ahnung, wie er reagieren würde und ob das seine oder Kais Idee gewesen war, dass sie hier lagen, und …

Ein leichter Wind kam auf und trug einen weiteren Geruch an ihn heran. Igitt. Bitterkeit und Galle. So ähnlich wie der fiese Geschmack in seinem Mund … Ach, Kacke. Er wollte sich vor Scham zusammenkrümmen, als er an gestern Abend dachte. Er hatte … Er hatte sich total zum Trottel gemacht, vor Kai, der … Moment mal, der genau so geschummelt hatte? Richtig, Kai hatte auch noch nie getrunken. Oder geküsst.

Sie hatten gelacht, zusammen, dann hatte Kai sich auch übergeben und dann hatten sie weitergelacht, die halbe Nacht geredet, über alles und nichts, zumindest wusste er nicht genau, über was. Und dann mussten sie eingeschlafen sein. Nein. Er erinnerte sich und sein Herzschlag stolperte.

Kai war eingeschlafen und er hatte ihn nicht wach bekommen. Er hatte ihn nicht ins Bett tragen können und hatte sich daher zu ihm gelegt, um ihn zu wärmen. Total logisch. Zumindest war es ihm gestern so vorgekommen.

So ein Mist. Es war wirklich meine blöde Idee. Ich muss weg von hier, bevor er aufwacht.

Einen Moment lang genoss er noch das leise Pochen von Kais Herzschlag am Ohr. Dann spannte er die Muskeln an, einen nach dem anderen, und erhob sich, Millimeter um Millimeter.

Kai schlug die Augen auf.

»Mwas?«, krächzte er. Sein Gesicht war blass unter der Sommerbräune. Verwirrt blinzelte er und schaute Arthur an. Arthur, der halb auf ihm hing, die Hände links und rechts von Kais Körper aufgestützt.

»Äh, ich … glaube, ich wollte dich wärmen«, stotterte er und spürte, wie ihm die Röte in die Wangen kroch.

»Was?« Kais Augenbrauen schoben sich zusammen. Zwei kleine Falten erschienen.

»Ich hab mich zu dir gelegt, weil ich dich wärmen wollte. Du bist eingeschlafen. Und ich konnte dich nicht wecken.« Arthurs Gesicht war kurz vor dem Schmelzpunkt. »Und anscheinend dachte ich, es wäre eine supergute Idee, mich neben dich zu legen. Äh.«

»Ach so.« Kai fuhr sich durch die Haare, die immer mehr einem sturmgebeutelten Vogelnest glichen. Dann blitzten seine Eckzähne auf. Dieses Lächeln war echt … süß. »Die Idee war nicht schlecht. Mir ist warm. Aber ich glaub, mein Arm ist eingeschlafen.«

»Oh, sorry.« Arthur richtete sich auf. Kühle Morgenluft kroch unter seine feuchten Klamotten.

»Schon gut.«

Sie sahen sich um.

»Wir sollten aufräumen, bevor mein Vater kommt«, sagte Kai mit unbewegter Miene. »Und putzen.«

»Gute Idee.« Arthur verzog das Gesicht. Es war ein ekelhafter Anblick, vor allem der verklebte Tisch. Mit Schaudern erkannte er die Reste des Thunfischsandwichs, das er am Flughafen gekauft hatte.

»Ich geh nur eben pissen, dann können wir loslegen.« Kai gähnte. Arthur wollte ihn gerade fragen, ob er wüsste, wo das Bad war, als er aufstand. Anscheinend wusste er es.

Oder … Schockiert sah Arthur zu, wie Kai sich vor einen der großen Blumenkübel stellte und die Hose öffnete. Ein Plätschern erklang. Arthur sah sprachlos zu, wie der schmale Rücken sich entspannte.

Dieser Typ war ein Barbar! Ein Geschöpf des Waldes, vollkommen unberührt von der Zivilisation und den Regeln des Anstands und sowas wie … Scham.

Arthur zögerte. Dann stand er auf, stellte sich an den nächstbesten Blumentopf, öffnete seinen Gürtel und zog seinen Reißverschluss herunter. Es war seltsam befreiend.

Sie schafften es, trotz ihrer hämmernden Schädel, die Spuren des Besäufnisses zu beseitigen. Kai schaffte es. Arthur, der noch nie geputzt hatte, stellte sich total dämlich an. Aber als sie fertig waren, blitzte der Mosaikboden und die Flecken auf den Liegen waren fast verschwunden.

»Glaubst du, das merkt noch einer?« Kai legte den Kopf schief.

»Hoffentlich nicht.« Arthur räusperte sich. »Ich hoffe, meinen Eltern fällt nichts auf.«

»Du hast doch gesagt, die hängen eh nur an ihren Handys und bemerken nicht, was um sie herum passiert.«

»Was?« Arthur zuckte zusammen. »Das hab ich erzählt?«

Kai nickte. Seine Luchsaugen waren so intensiv, dass Arthur es kaum schaffte, den Blick zu halten.

»Du hast gesagt, du wärst ganz alleine.« Kais Stimme schien nach dem Kampftrinken noch rauer. »Soll ich hierbleiben? Ein paar Tage?«

Kais Hand öffnete und schloss sich, als wollte er sich an irgendetwas festhalten. Arthur verharrte. Mist, er war so erbärmlich. Er durfte auf keinen Fall zeigen, wie einsam er war, obwohl er sich nichts mehr wünschte, als dass Kai hierblieb. Andererseits hatte er sich gestern eh schon blamiert. Kai wusste, dass er eine peinliche Jungfrau war. Und er wollte trotzdem hierbleiben.

»Ja«, brachte er hervor. »Wenn dir das nicht zu langweilig ist.«

Kai schüttelte den Kopf.

»Nie. Ich … Zeigst du mir nochmal die Bücherei?«

»Klar, warum?«

»Ich hab gelogen.« Kai grinste schief. »Ich mag Bücher. Bin eine totale Leseratte, nur … na ja …«

»Meine Freunde sagen, dass Lesen langweilig ist«, platzte Arthur heraus. »Dass das nur bescheuerte Streber und alte Leute machen, aber ich … ich mag das.«

»Ich auch.« Kai schien richtig aufgeregt. »Am meisten mag ich Krimis. Gangstergeschichten. Mit Schießereien und so. Und so richtig dicke Fantasyschinken mit zehn Bänden.«

»Die haben wir bestimmt. Komm mit!« Arthur wirbelte auf dem Absatz herum und stürmte ins Haus. Kai folgte ihm.

 

Als der rostige Transporter vorfuhr, saßen sie auf einem kleinen Balkon im ersten Stock. Lesend, die Rücken gegen die Gitterstäbe gelehnt. Neben ihnen lagen stapelweise Bücher und ein halbleerer Teller mit Butterbroten. Immer wieder musste Arthur von seinem tschechischen Historienkrimi aufschauen, um Wörter nachzuschlagen. Und jedes Mal gönnte er sich einen Blick auf Kai, dessen sonnengebräunte Haut im Licht schimmerte. Kais Gesicht war so konzentriert, dass er es bestimmt nicht bemerkte.

 

5. Kai

 

Arthur sah ihn an und Kai war ganz kribbelig vor Freude. Er wusste nicht, wieso. Aber er spürte den dunklen Blick auf sich.

Er würde hierbleiben. Ein paar Tage lang. Ein paar Tage in diesem gigantischen, wunderschönen Haus mit der unendlichen Bibliothek und vor allem: mit Arthur. Es kam ihm wie ein Wunder vor.

Die Villa Blau wirkte verwunschen, wie eine Märchenvilla. Mit all den Schlingpflanzen, dem Efeu, das in den sonnendurchfluteten Innenhof wuchs, mit den verschnörkelten, schmiedeeisernen Gittern, den leise flüsternden Baumwipfeln in der Ferne … Fast unwirklich. Erst das röhrende Keuchen des alten Transporters brachte die Realität zurück. Er seufzte leise.

»Das ist mein Vater«, sagte er und stand schweren Herzens auf. »Ich muss ihm helfen.«

»Oh. Ich kann auch helfen.«

»Das wird er nicht zulassen.« Kai lächelte. »Ich würd mich natürlich freuen. Äh, dass mir jemand Arbeit abnimmt.«

»Junge!«, hörte er seinen Alten rufen. Kai atmete ein. Er hoffte, dass man ihm die letzte Nacht nicht ansah. Hoffte es sehr.

»Ich … fahr mittags mit ihm heim und packe ein paar Sachen«, sagte er zögernd. Nicht, dass Arthur es sich anders überlegt hatte. Aber der lächelte.

»Gut. Ich sage der Haushälterin, dass sie für Zwei kochen soll.«

»Was? Nein!« Meinte er das ernst? »Ich muss doch nicht bekocht werden! Und die Haushälterin ist Frau Montag, die kann mich nicht leiden!«

»Was? Wieso kann sie dich nicht leiden?« Arthur wirkte ernsthaft erstaunt. Tat irgendwie gut.

»Nichts, kein Grund, ich …« Mist, war die Wirklichkeit dabei, ihn wieder einzuholen? Arthur sah ihn von unten her an.

»Weißt du«, sagte der bedächtig. Eine Stimme wie Samt hatte der Kerl. »Ich hab dir gestern fast über die Füße gekotzt und … na ja, du weißt, dass ich noch nie … dass ich überhaupt keine Erfahrung mit nichts hab und dass ich ein langweiliger Bücherwurm bin und nicht mal meine Eltern sich besonders für mich interessieren. Vor mir musst du echt keine Geheimnisse haben. Du hast mich in der Hand.« Ein scheues Lächeln.

»Du mich doch auch.« Auf mehr als eine Art. Kai verzog das Gesicht. »Ist auch keine große Sache. Sowas hält sich auf dem Dorf halt ewig. Hab gehört, woanders wär das nicht so. Gelesen.« Er räusperte sich. »Na, ich bin mit ihrem Sohn in der Grundschule gewesen. Markus. Und irgendwann gab’s ’ne Läuseplage und es gab einen Infoabend für Eltern und Schüler dazu und … Natürlich dachten alle, ich wäre schuld.«

»Du? Warum?«

»Ich bin an allem schuld.« Kai seufzte. »Weiß nicht, ob du das erkennst, so als reicher Adliger, aber ich bin … Sogar für arme Leute sind Paps und ich … arm. Das Shirt hier hab ich von so einem Wohltätigkeitsverein und … Na, wenn irgendwer Läuse hat, ist es natürlich die Zecke, die in einer Bruchbude haust. Ich also. Sie wollten mich isolieren, damit es nicht wieder ausbricht. Ich sollte einen Tisch für mich alleine bekommen. Ganz hinten in der Ecke, damit Frau Montag nicht nochmal das ganze Bettzeug waschen und ihre Familie mit Läuse-Shampoo behandeln muss. Dabei hatte ich gar keine Läuse. Die Ersten, bei denen sie die gefunden haben, waren Markus und Horst. Aber sie hat darauf bestanden, dass ich«, ein bitterer Geschmack kroch in seinen Mund, »isoliert werde, zum Wohle aller. Ich glaub, sie hat schon kapiert, dass ihr eigener Sohn die Quelle war und wollte, dass … Sie wollte wohl, dass das keiner merkt. Sowas hängt einem hier ewig nach.«

»Und deshalb hasst sie dich?«

»Njaa …« Kai kratzte sich am Hals. »Paps hat mir das nachher erklärt. Anscheinend hätte ich das nicht auf der Veranstaltung sagen sollen, vor allen. Dass ich keine Läuse hab und dass Markus der Erste war, der sich gekratzt hat. Und dass sie mir nicht die Schuld in die Schuhe schieben soll, weil wir kein Geld haben. Das war alles, echt. Ich wusste nicht … Manchmal kapiere ich sowas nicht. Was man wo sagt und wie.«

»Nein, das hab ich gemerkt.« Seltsamerweise lächelte Arthur.

»Paps meint, das hätten wir mit ihr alleine besprechen sollen. Stimmt das?«

»Ja, wahrscheinlich.« Arthurs Lächeln wurde noch breiter. »Außerdem pullert man normalerweise nicht in Blumenkübel und nennt Leute Fettsäcke.«

»Oh, ich meinte nicht, dass du schlecht aussiehst …«, stotterte Kai. Du siehst total gut aus, dachte er, aber selbst er wusste, dass man sowas nicht zu einem anderen Jungen sagte. »Und Mann, diese Kübel stehen doch eh draußen, die … Was meinst du, woraus Dünger ist?«

»Ich habe keine Ahnung.«

»Echt?« Aber bevor Kai das weiter erläutern konnte, hörte er seinen Vater erneut rufen. »Ich bin im Wald aufgewachsen«, erklärte er deshalb noch schnell und wandte sich um.

»Was? Bist du von Wölfen großgezogen worden?«

Er drehte sich wieder um. Ja, Arthur war ernst. Er schaute ihn an, fast … bewundernd.

»Natürlich nicht! Was für Wölfe?«

»Ich hab gehört, es gibt sie wieder. Hast du schon welche gesehen?«

»Nein, und sie haben mich nicht großgezogen.« Kai verschränkte die Arme. »Ich hab … Ich erklär das später.«

»Junge!«, rief sein Vater und inzwischen klang er etwas gereizt.

»Komme!«, brüllte Kai und verließ schweren Herzens den Raum. Ob Arthur überhaupt irgendwas von dem kapiert hatte, was er erzählte? Der war aus einer anderen Welt, eindeutig.

 

Während er den Rasen neben der Einfahrt mähte, schaute er immer wieder zur Villa hoch. Einmal glaubte er, eine Bewegung hinter einem der schnörkeligen Fenster zu sehen. Vielleicht bildete er sich das auch nur ein.

Der Schweiß tropfte ihm runter und durchnässte sein Shirt. Alle heulten rum, dass der Sommer nicht richtig in Fahrt kam, aber wenn man arbeitete, war es warm genug. Viel zu warm. Er stank. Gestern schon waren seine Sachen nicht frisch gewesen und jetzt roch er wie eine Sickergrube. Ob Arthur das gemerkt hatte? Heute Morgen, als er … halb auf ihm gelegen hatte. Kai schluckte. Es hatte sich gut angefühlt. Viel zu gut, dafür, dass er so wenig davon mitbekommen hatte. Ob er das nochmal … Aber dazu hätten sie sich nochmal besaufen müssen und das würde er nie wieder tun. Nie wieder.

Sein eigener Gestank mischte sich mit den Abgasen des Rasenmähers. Grüne Halme klebten ihm an den Hosenbeinen, und als er sich durch das Gesicht wischte, merkte er, dass sie bis zur feuchten Stirn hochgeflogen waren.

»Du müffelst, Junge«, sagte Paps, als er endlich mit dem Mähen fertig war. »Sobald wir zuhause sind, springst du unter die Dusche, ist das klar?«

»Klar.« Er nickte. »Hab ich noch frische Klamotten?«

»Was fragst du mich? Du hast die letzte Wäsche gemacht.«

Richtig. Mit Arthurs feinen Hemden konnte er nicht mithalten, aber zumindest wollte er nicht mehr stinken.

»Ich bleib ein paar Tage hier bei Arthur«, sagte er und rollte das Kabel auf, um seinem Vater nicht in die Augen blicken zu müssen.

»Tust du das?« Sein Alter wirkte erstaunt. Klar, sonst übernachtete er höchstens mal bei Manolja. Und deren Eltern fanden das gar nicht gut. »Hat Arthur dich eingeladen?«

Kai nickte. Er versuchte, nicht stolz zu grinsen.

»Na dann …« Paps kratzte sich an der faltigen Wange. »Aber du kommst heim, sobald seine Eltern sich ankündigen, klar?«

»Klar.«

»Gut. Na, und arbeiten kannst du ja trotzdem hier. Wenn wir fertig sind, könntest du sogar ein paar Tage Urlaub haben, was?«

»Das wäre mal ’ne Abwechslung.« Kai sah auf den Rasenmäher vor sich. »Kommst du klar?«

»Ob ich klarkomme?« Sein Vater prustete entrüstet. »Natürlich komme ich klar. Als ob ich einen Hänfling wie dich bräuchte, um mir die Arbeit abzunehmen.«

Sie wussten beide, dass das eine Lüge war.

 

Später, gegen Mittag, als sie über den Baumarktparkplatz gingen, schob Kai den schweren Einkaufswagen. Schon jetzt hatte er mehr Kraft als sein Vater. Zumindest schmerzte sein Rücken nicht bei jedem Handschlag.

Er hatte ein schlechtes Gewissen. Ein verdammt schlechtes, aber ein paar Tage in der Villa waren mehr, als er sich je erträumt hatte … Irgendwie. Er kapierte nicht ganz, was los war. Aber er wollte bei Arthur sein. Eine Erinnerung blitzte in seinem Kopf auf, zu kurz, um sie richtig fassen zu können. Außerdem konnte sie nicht stimmen. Er hatte doch nicht … Hatte er echt gedacht, dass er Arthur küssen wollte? Nein. Bestimmt nicht.

Sie luden Säcke voll Gartenerde und Dünger in den Transporter. Kai achtete darauf, immer die schwereren zu übernehmen. Der Himmel war trüb und bedeckt, doch die Luft war schwülwarm. Paps’ wettergegerbter Nacken glänzte vor Schweiß. Er knallte die Tür des Transporters zu. Scheppernd fiel sie ins Schloss.

»Bring du den Wagen weg.« Paps streckte sich ächzend. »Du brauchst die Bewegung, Moppel.«

Kai, laut der Schulärztin an der Grenze zum Untergewicht, schnaubte.

»Ich mach das, aber nur, weil du zu fett bist, um dich zu bewegen.«