Plötzlich Prinzgemahl

Inhaltsverzeichnis

 

1. Der gemeine Dieb

2. Der Thronerbe

3. Perfekt geplant ist halb versagt

4. Ein rauschender Ball

5. Wertvolle Beute

6. Hochzeitsglocken

7. Die Hochzeitsnacht

8. Familientreffen

9. Tudan

10. Der Morgen danach

11. Ein romantischer Ausflug

12. Wiedersehen

13. Badefreuden

14. Ein Attentat, mal wieder

15. Leben und überleben

16. Übungen

17. Pläne

18. Ein Scheißjob

19. Alltag einer Ehe

20. Zellengenossen

21. Planlos

22. Sabotage

23. Ein beschwerlicher Weg

24. Ein Turnier

25. Abathiy

26. Unterwegs

27. Vor Gericht

28. Mist

29. Ein Traum wird wahr

30. Sterben

31. Daheim

32. Neubeginn in alten Kleidern

Impressum

 

Plötzlich Prinzgemahl

Text Copyright © 2016 Regina Mars

Alle Rechte am Werk liegen beim Autor.

Regina Mars

c/o

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Pettenkoferstr. 16-18

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Alle Rechte vorbehalten

 

Umschlagbild und Umschlaggestaltung: Regina Haselhorst

Illustration Copyright © Regina Haselhorst

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1. Der gemeine Dieb

 

Es gab viele Arten, eine Kutsche vom Himmel zu holen.

Man konnte eine Schwarzpulverbombe an einem Pfeil befestigen, die Lunte anzünden und auf das Gefährt feuern. Bumm! Flammen und Rauch überall. Kutschen-, Menschen- und Pegasusfetzen regneten herunter und der fleißige Dieb musste nur noch die Wertgegenstände herauspicken, die sich zwischen den unappetitlichen Teilen befanden. Das war ein Weg.

Eine weit beliebtere Methode war es, den Pegasus ganz vorne mit einem Pfeil zu erschießen. Die restlichen Tiere schafften es nicht mehr, das Gefährt in der Luft zu halten und schmierten ab. Die Wertgegenstände einzusammeln, war so nicht nur leichter, sondern auch appetitlicher. Einziger Nachteil: Eins der Tiere war tot und die Kutsche flog nicht mehr. Nachdem die Insassen ausgeraubt waren, konnte der Dieb nicht fröhlich in das Gefährt hüpfen und verschwinden.

Aber Nat hatte einen weiteren Weg gefunden. Einen, der es ihm ermöglichen würde, alles zu verwerten: Kutsche, Tiere, Insassen … Alles würde unbeschadet auf dem Boden ankommen und wieder abheben können. Hoffte er zumindest.

»Das klappt doch nie«, sagte Gwenna und zog die Nase kraus. Ungläubig starrte sie auf die Vorrichtung in Nats Händen.

»Und wie das funktionieren wird.« Er grinste. »Du hast ja keine Ahnung, zu was dein kleiner Bruder fähig ist.«

»Doch, hab ich. Deshalb mache ich mir ja Sorgen.«

Er schnaubte leise. Gwenna hätte ihm wirklich mehr Vertrauen entgegen bringen können. Nur, weil er ein- oder zweimal …

»Ich weiß noch genau, wie du beschlossen hast, Müllerbrechts Pegasus zu klauen«, sagte sie.

»Das hat ja auch hingehauen.« Nat verschränkte die Arme. »Und mein Plan war super, das musst du zugeben. So weit wie ich ist noch keiner gekommen.«

Bis auf das Dach des dreistöckigen Fachwerkhauses hatte er es dank seiner Klettergreifhaken geschafft. Nach ganz oben, wo Müllerbrechts kräftiges Tier seinen Schlafplatz hatte. Ein Pegasus mit einer Flügelspannbreite von fast zehn Metern, der alleine eine halbe Tonne Mehl transportieren konnte. Tausend Kronen hätte er für den bekommen, mindestens.

»Ja, ja, deine Pläne sind immer super.« Gwenna lehnte sich auf ihrem Ast zurück und sah in den Himmel. »Leider gehen sie immer schief. Weil du jedes Mal ein Detail vergisst. So wie das Detail, dass du nicht reiten kannst.«

»Ich hätt’s fast geschafft«, murmelte Nat.

Wer hätte auch gedacht, dass der Pegasus so bockig sein würde? Sobald er Nat auf seinem Rücken gespürt hatte, war er losgesaust, hatte gebockt und sich geschüttelt … Ihm wurde immer noch ein wenig mulmig, wenn er daran dachte. Zehn Meter über dem Boden hatte das Vieh ihn abgeworfen. Zum Glück war das nächste Dach, auf dem er gelandet war, sechs Meter hoch gewesen und die nächste Regenrinne vier, der Marktstand mit der löchrigen Markise zwei und das Kopfsteinpflaster … Er schauderte.

»Fast geschafft bedeutet, dass ich dich von einer«, Gwenna bedachte ihn mit einem vorwurfsvollen Blick, »verdammt teuren Heilerin zusammenflicken lassen musste. Dreihundert Kronen hat die Alte mir abgeknöpft.«

»Aber …«

»Und jetzt sei ruhig und konzentrier dich.«

Nat knurrte leise, sah aber ebenfalls nach oben. Um sie herum rauschten die fünffingrigen Blätter. Sie waren auf die größte Kastanie im ganzen Stadtpark geklettert, um nach der Kutsche der Familie von Dübelknecht Ausschau zu halten.

Der Stadtpark war ideal für ihr Vorhaben. Groß, dunkel und still. Nachts verirrte sich niemand hierher, bis auf ein paar Besoffene und Verrückte. Und Diebe, die Besoffene und Verrückte ausraubten. Diebe wie sie. Nur, dass ihre Bande hinter einem weit größeren Fisch her war als den paar Kronen, die ein betrunkener Arbeiter in seinen Taschen hatte.

Dafür ließ sich alles ertragen: der eisige Wind, der unter Nats zerlumpte Klamotten kroch, der harte Ast, dessen Abdruck sich in seinen Hintern grub und das ewige Warten, das seine Arme lahm werden ließ. Seinen Langbogen hatte er neben sich an die zerfurchte Rinde des Stamms gelehnt, damit er ihn gleich packen konnte, sobald die verdammte Kutsche endlich auftauchte.

Das hier war ihre größte Chance. Der Raubüberfall, nach dem sie nie wieder jemanden ausrauben mussten. Na ja, höchstens aus Spaß. Vielleicht würde Nat sich ab und zu aus dem edlen Stadthaus, das er sich kaufen würde, schleichen und auf Diebestour gehen. Um der alten Zeiten willen.

Er kicherte leise. Obwohl die Aufregung in seinem Magen rumorte, konnte er es kaum erwarten, dass es endlich losging …

»Und?«, kam eine heisere Stimme von unten. Robarth klang immer, als hätte er mit einer Mischung aus Glasscherben und Kieselsteinen gegurgelt.

»Noch nichts«, gab Gwenna nach unten weiter.

»S-seid ihr wirklich sicher, dass sie hier lang fliegen?«, fragte Berh zum hundertsten Mal.

»Ja, zur Hölle«, antworteten die anderen vier, wie aus einem Mund.

Die anderen vier, das waren Nat, Gwenna, Robarth und die Zofe. Die Zofe hatte Gwenna letzten Monat in »Kalles Tavernchen« aufgegabelt. Dort hatte sie ihren Frust in Met ersäuft. Na, es zumindest versucht. Der Frust der Zofe war unersäufbar. Nat hatte selten eine so verbitterte Frau getroffen und er war im beschissensten Viertel der Stadt aufgewachsen.

Er mochte die Zofe nicht besonders. Ihre verbissene Miene, ihr überhebliches Getue, ihre Frustfalten und die sich stetig verändernde Geschichte, wie sie ausgepeitscht und aus dem Palast geworfen worden war, obwohl sie nur einen ganz kleinen Hühnchenschlegel geklaut hatte. Und eine ganz alte Decke. Und eine winzige Gallone Wein, einen schon vollkommen abgetragenen Rubinring und ein total wertloses Stück Gold … Na, trotzdem war die griesgrämige Olle die erste Chance, die sie je gehabt hatten, um in den Palast zu kommen.

In den fünf Jahren, die sie dort gedient hatte, hatte sie sich gut umgesehen. Sich eingeprägt, wo sich die kostbarsten Gegenstände befanden und welche davon am schlechtesten bewacht wurden. Und wie der Adel sich verhielt. Das war wertvoll.

Nachdem Gwenna sie mit ins Boot geholt hatte, hatte die Zofe die letzten vier Wochen damit verbracht, Gwenna und Nat beizubringen, sich wie echte Adlige zu benehmen. Elegant zu schreiten, vornehm zu sprechen und die Nase so hoch zu halten, dass es reinregnete.

Gwenna hatte deutlich schneller gelernt als er. Nat konnte es nicht lassen, zu fluchen, sich an den falschen Stellen zu kratzen und Sätze mit »Alter …« zu beginnen. Irgendwann hatten sie entschieden, dass er einen Stummen spielen würde, um wenigstens ein Risiko auszuschließen. Vielleicht wollte Gwenna auch, dass er mal für zwei Stunden die Klappe hielt.

»Wo bleiben die?« Selbst seine sonst ruhige Schwester wurde langsam nervös. Sie senkte die Stimme. »Meinst du, die verdammte Zofe weiß so viel, wie sie behauptet?«

»Das haut schon hin.« Nat lockerte seine Schultern. In der Ferne dröhnten die Glocken der großen Uhr, kaum gedämpft durch das dichte Blattwerk der Kastanie um sie herum. Neun Schläge. »Hörst du? Der Frühlingsball fängt erst um zehn an. Die guten von Dübelknechts haben noch alle Zeit der Welt, um hier rüberzuschweben.«

»Hm.« Gwenna knabberte an ihrem Daumennagel. Ihre dunklen Augen suchten den fast ebenso dunklen Himmel ab. Aber das unbewegte Leuchten der Sterne blieb das einzige Licht.

Nat streckte sich. Gähnte. Atmete tief ein, um die Hummeln in seinem Bauch zu beruhigen. Es würde gut gehen. Bestimmt. Ganz bestimmt.

Ganz, ganz bestimmt.

»Wenn man im Palast erwischt wird, was kriegt man dann nochmal? Hundert Peitschenhiebe oder die Klippe?«, fragte Gwenna, als hätte sie seine Gedanken erraten.

»Die Klippe. Todesstrafe«, brummte er und versuchte, gelassen zu klingen. »Die Zofe ist mit zehn Peitschenhieben davon gekommen, weil sie sie nur mit dem Hühnchenschlegel ertappt haben. Hätten sie gewusst, was sie sonst noch mitgenommen hat …« Er machte eine fallende Bewegung mit der Hand.

»Und wenn sie außerdem noch so getan hätte, als wäre sie adlig …« Gwenna schauderte. »Noch können wir zurück.«

»Wie? Robarth ist dabei.« Nat sah nach unten, wo er zwischen den Blättern einen kleinen Ausblick auf Robarths Stiernacken und seine Metzgerpranken erhaschen konnte. »Denkst du, der lässt uns einfach aussteigen? Da riskier ich lieber die Klippe, als von dem zerkrümelt zu werden.«

»Wir könnten abhauen?«, schlug Gwenna vor, aber ihre Stimme klang äußerst unsicher.

»Wie? Wir sitzen auf einem Baum und der Nackenbrecher steht da unten. Wie sollen wir ihm das erklären?«

»Ach, keine Ahnung.« Gwenna kniff die Lippen zusammen. »Früher oder später sehen wir eh die Klippe. Ob’s für Diebstahl oder Raub oder was anderes ist. Du hättest sie für den Pegasus bekommen und ich für die kleine Trickserei mit den Karten, wenn sie uns erwischt hätten. Dann lieber gleich ein großes Ding drehen.«

»Genau.« Er lächelte ihr zu. »Denk dran, wenn das klappt, haben wir ausgesorgt.«

»Oder kriegen die Todesstrafe.«

»Für was kriegt man inzwischen nicht die Todesstrafe?«, fragte Nat. »Hab gehört, sie verurteilen dich zur Klippe, wenn du ein Mitglied der Wache schlägst. Oder den Kaiser beleidigst. Man kriegt schon zehn Peitschenhiebe, wenn man einen anderen Mann küsst.«

Klang er so gelassen, wie er hoffte? Er hatte Gwenna nie gesagt, dass …

Ein Ruck ging durch seine Schwester.

»Da ist was«, flüsterte sie. »Da drüben.«

Ihr Finger zeigte in den trüben Nachthimmel. Und tatsächlich, ganz weit hinten, dort, wo die Silhouetten der schäbigen Häuser sich vom Nachthimmel abhoben, bewegte sich etwas. Ein winziger Lichtpunkt, der nur langsam größer wurde …

Nat fuhr hoch. Kribblige Aufregung schoss in seinen Körper. Er griff nach seinem Langbogen und verfehlte ihn. Seine Finger streiften das Holz, der Bogen wackelte, rutschte …

Und fiel.

»Du Trottel«, rief Gwenna und hechtete nach vorne. Ihre Hand schloss sich eine Sekunde zu spät und der Bogen verschwand zwischen den Blättern. Fast wäre Gwenna ihm hinterher gefallen, wenn Nat sie nicht gestützt hätte.

»Du Vollidiot, tu was!«, brüllte sie ihm ins Gesicht, anstatt sich zu bedanken. Blitzschnell hangelte er die Äste hinunter. Zweige zerkratzten sein Gesicht und peitschen über seine Arme.

»Alles in Ordnung?«, brüllte Robarth hinauf.

»Ja, ja, alles perfekt«, rief Gwenna. Wenn sie das verpatzten, würden sie sich wegen der Klippe keine Sorgen machen müssen. Robarth würde ihnen bei lebendigem Leib die Haut abziehen.

Der Bogen war auf einem Ast knapp über der Erde gelandet. Nat schnappte ihn sich, streifte ihn über seine Schulter und begann den Aufstieg.

»Wie weit sind sie?«, flüsterte er Gwenna zu.

»Fast da. Beeil dich.«

Der blöde Bogen blieb überall hängen, in jedem verdammten Zweig, in jeder verfluchten Astgabel. Nats Finger krallten sich in die rissige Rinde des nächstbesten Astes. Beinahe geschafft. Er zog sich hoch, schwang sich an seinen ursprünglichen Sitzplatz und streckte die Hand aus. Gwenna reichte ihm den schweren Pfeil.

»Das funktioniert doch nie«, flüsterte sie, ihre Stimme schrill vor Panik.

»Klar funktioniert das.« Er grinste breit, schlang die Beine um den Ast, auf dem er saß, und spannte den Bogen. Die Pfeilspitze war schwer. Sehr schwer, was an der Vorrichtung lag, die er dort angebracht hatte. Ein Lederhandschuh, gefüllt mit Metall. Drei Hufeisen und mehrere kleine Erzstücke, die er beim Schmied besorgt hatte, polsterten ihn aus. Gwenna sah ungläubig auf den Pfeil, der wie ein spindeldürrer Arm mit einer behandschuhten Faust aussah.

»Das kann gar nicht klappen. Das sieht so bescheuert aus.«

»Ein bisschen mehr Vertrauen bitte«, sagte Nat. Sein Arm zitterte jetzt schon vor Anstrengung. Wo war die verdammte Kutsche? Wo …

Dann sah er sie. Ganz nah. Ein paar Bäume entfernt, schwebte sie langsam über die Baumkronen des Stadtparks. Wunderbar tief. Klar, die Familie von Dübelknecht bestand aus Landadligen, die weit weg auf den Schären wohnten. Vermutlich wollten sie alle Eindrücke der Stadt mitnehmen, wenn sie schon einmal da waren.

Hinter der Glasscheibe erblickte er ein kleines Gesicht mit einer gigantischen Perücke darüber, das fasziniert nach unten schaute. An der Seite der ohnehin reich verzierten Kutsche prangte ein goldenes Emblem. Vier braune, geflügelte Pferde zogen sie, zwei vorne, zwei hinten, deren mächtige Flügel die Luft aufwirbelten, so stark, dass ein Hauch über seine verschwitzte Wange strich …

Noch einmal atmete er tief ein. Nur ein Schuss, erinnerte er sich. Wenn er nicht traf, war es vorbei. Dann wären sie gewarnt, dann würden sie abdrehen. Sein zitternder Arm bewegte sich noch einen Millimeter nach hinten, seine verkrampften Finger packten die Sehne fester, fixierten den Kopf des Pegasus, der ganz vorne flog …

Er schoss.

 

2. Der Thronerbe

 

Solan Benajovolan der Fünfte, Prinz des Felsenreichs, und begehrtester Junggeselle des Landes, war der schönste Mann der Welt. Seiner Meinung nach zumindest.

Zufrieden betrachtete er seine schlanke, aber muskulöse Gestalt im goldgerahmten Spiegel seines Ankleidezimmers. Seine Augen waren strahlend blau wie ein Sommerhimmel, seine Haare glänzend schwarz wie Onyx und seine Haut so köstlich karamellfarben wie Milchkaffee. Diesen Ton verdankte er seiner Mutter, die aus dem Nördlichen Wüstenreich gekommen war. Seiner verstorbenen Mutter. Er schenkte seinem Spiegelbild ein huldvolles Lächeln, bevor er sich daran machte, sich anzukleiden.

Er streifte das seidene Unterhemd über, dann das hauchdünne Kettenhemd aus Duranit. Dieses, obwohl kaum dicker als die Seide auf seiner Haut, würde ein mittelgroßes, mittelscharfes Messer abwehren.

Blieb zu hoffen, dass ihn niemand mit einem großen, scharfen Messer angriff.

Die zahlreichen kleinen Knöpfe des Mantels, eines traditionellen Ghars, zu schließen, erforderte Geduld, die der Thronerbe nur zähneknirschend aufbrachte. Aber ließe er sich von einem Diener ankleiden, bestünde die Gefahr, dass dieser Diener ihn umbrachte. So war es seinem Bruder Theolan ergangen.

In einer Lache dunklen Blutes hatten sie ihn gefunden, den stammelnden Diener mit dem Messer in der Hand über sich. Der Mann war natürlich über die Klippe gesprungen für sein Verbrechen. Aber seine Familie hatte vermutlich bis an ihr Lebensende genug zu essen gehabt. Der Adel hielt seine Versprechen, vor allem, wenn er Mörder bezahlte.

Theolan war erst sieben Jahre alt gewesen.

Solan streifte die Hose über, deren verschlungenes Muster türkisfarbene Steppenblumen darstellte. Diese Blumen wuchsen auf der großen Ebene, über die Solans Vorfahren jahrhundertelang gezogen waren, bevor sie sich schließlich im Felsenreich niedergelassen hatten. Hier, im blauen Schloss, direkt am Meer.

Es hatte zwölf Näherinnen über einen Monat gekostet, die Seidenstickerei herzustellen. Nun, nicht zu wenig Aufwand, wenn man bedachte, dass ihre Farben mit Solans wunderschönen Augen konkurrieren mussten. Er streifte die mit Federn besetzten Stiefel aus weichem Otterleder über und verbarg scharfe Dolche in beiden sowie in seinen Ärmeln. Dann war er fertig. Fast. Mit einem Seufzen legte er einen Samtschal zusammen und stopfte ihn unter den Mantel. Nun sah es so aus, als hätte er, trotz seines ansonsten perfekten Körpers, ein Bäuchlein. Unwillig verzog er das Gesicht. Aber was sein musste …

»Raga, meinst du, dieser Anzug wird mir gerecht? Oder ist er doch einen Hauch zu nüchtern?«, fragte er und trat hinter dem Paravent hervor.

Raga, seine alte Amme, betrachtete ihn mürrisch. Sie saß mit überkreuzten Beinen auf Solans ozeangroßem Himmelbett und rauchte. Mit einem schmatzenden Geräusch entließ sie den länglichen Pfeifenstiel aus ihrem Mund.

»Passt«, schnarrte sie.

»Musst du den ganzen Raum mit dem Qualm verpesten?« Solan sah sie streng an. Aber das hatte, wie üblich, keine Wirkung auf die Frau die ihn großgezogen hatte. Gelbliche Zähne erschienen, als sie ihn angrinste.

»Muss meine Nerven beruhigen, kaiserliche Hoheit.« Sie hustete. Als sie wieder sprach, wurde ihre Stimme zu einem ironischen Zwitschern. »Gleich beginnt doch der große Frühlingsball.«

Wie ein junges Mädel klimperte sie mit den Wimpern. Dabei waren ihre Wimpern so weiß wie ihr Haar, das in drei dünnen Zöpfen bis zu ihrer Taille herunterhing.

Solan grinste zurück.

»Hast du vor, dir einen Kerl anzulachen, Raga? Ich habe gehört, heute wären viele begehrte Junggesellen anwesend. Nicht so begehrt wie ich natürlich.«

»Natürlich.« Sie verdrehte die Augen. »Pass auf, dass dich keine schöne Dame bezirzt. Das könnte dich von deinem Spiegelbild ablenken.«

»So schön kann keine Dame sein.« Solan streifte einen winzigen Fussel von seinem Ärmel. »Und du musst dir keine Sorgen machen, denn ich habe nicht vor, zu heiraten. Keine andere könnte deinen Platz in meinem Herzen füllen.«

»Ui.« Raga schien noch eine Spitzfindigkeit loswerden zu wollen, aber ihr Blick wurde unvermittelt ernst. Sie räusperte sich. »Du wirst heiraten, ob du willst oder nicht.«

»Wie bitte?« Solan sah sie misstrauisch an. »Wie meinst du das?«

»Du bist jetzt achtzehn und damit im heiratsfähigen Alter. Erinnere dich, deine Mutter war erst vierzehn, als sie den Kaiser heiratete. Eigentlich war das illegal, aber für Ihre Majestät gelten andere Gesetze. Schon immer.«

»Ja, das tun sie wohl.«

Für einen Moment sank Solans Herz. Er atmete tief ein, um sein Gesicht mit der üblichen Arroganz zu füllen. Raga sah ihn streng an. Selbst hier, allein in seinem Schlafzimmer mit seiner engsten Vertrauten, durfte er seine Maske nicht fallen lassen. Das hatte sie ihm eingeschärft.

»Es gibt Pläne«, sagte sie. Ihre Miene verdüsterte sich. »Du sollst mit Tudans Nichte verheiratet werden.«

»Mit Tudans Nichte?« Solan legte den Kopf schief. Kratzte sich am Kinn. »Sie ist hübsch, aber neben mir wird sie doch recht gewöhnlich aussehen.«

»Du weißt, was ich meine.«

»Dass sie eine Mörderin in mein Schlafzimmer schleusen wollen? Natürlich weiß ich das.« Er ballte die linke Hand zur Faust. »Langsam fragen sie sich wohl, warum das unfähigste seiner Kinder immer noch lebt. Warum sie es nicht geschafft haben, mich zu töten, so wie all die anderen.«

»Es konnte nicht ewig gutgehen«, murmelte sie. »Irgendwann mussten sie Verdacht schöpfen. Ab sofort wird es schwerer werden, die Anschläge abzuwehren.«

»Das schaffe ich schon«, sagte Solan und lächelte. »Schließlich bin ich so klug wie schön, und solange ich dich an meiner Seite habe …«

»Ich werde nicht ewig an deiner Seite sein.« Ihre hellen Äuglein durchbohrten ihn. »Falls du es nicht bemerkt hast: Ich bin scheißalt.«

»Ist mir nicht aufgefallen«, log er. »Du bist doch frisch wie der Morgentau. Man würde dich höchstens auf sechsundzwanzig schätzen. Siebenundzwanzig, maximal.«

Raga rieb ihre faltigen Nasenflügel.

»Danke für das windige Kompliment, aber wir werden handeln müssen. Wir haben nicht mehr viel Zeit. Du weißt, was zu tun ist.«

»Ja.« Seine Schultern sanken. »Aber … ich denke immer noch, dass es eine bessere Lösung gibt, als«, er senkte die Stimme, »meinen Vater zu töten.«

»Wenn es eine gibt, dann nenn sie mir.« Auch Raga wurde leiser. »Er wird dich nicht am Leben lassen. Du bist jetzt achtzehn Jahre alt. Sollte dein Vater sterben, wärst du direkt an der Macht.«

»Aber ich kann doch nicht einfach meinen Vater umbringen«, murmelte Solan. Er fühlte sich wie ein kleiner Junge, der ausgescholten wurde.

»Er hat deine Mutter töten lassen, falls du’s vergessen hast.« Ragas Stimme war stahlhart.

»Hat er nicht. Das war … Tudan, vermutlich.«

»Tudan, der die Drecksarbeit für deinen Vater erledigt, seit sie Knirpse waren.« Raga seufzte. Sie hob die runzligen Hände in einer Geste des Aufgebens. »Aber gut, dann zögert das Prinzlein eben weiter das Unvermeidbare hinaus. Steht ja nur sein Leben auf dem Spiel. Tu wenigstens was gegen deine Heirat.«

»Kein Problem, ich weigere mich einfach«, sagte Solan, wohl wissend, dass es nicht so einfach war.

»Das Wort des Kaisers ist Befehl«, sagte Raga. »Und er wird dir befehlen, das Mädel zu heiraten. Das Einzige, was du tun kannst, ist, ihm zuvorzukommen.«

»Was? Wie?« Er musterte Raga. Ein ungutes Gefühl breitete sich in seinem Magen aus.

»Indem du eine Andere heiratest.«

»Auf gar keinen Fall!«, rief er. Er reckte sich, so dass er hoch über der winzigen Alten aufragte. »Niemals, hörst du?«

»Junge.« Sie seufzte. »Sei doch vernünftig. Wenn der Kaiser dir befiehlt, zu heiraten, musst du es tun. Aber falls du bereits verheiratet bist, wenn er es dir befiehlt, kann er nichts machen. Die Ehe ist ein heiliger Bund, die kann nicht mal der Kaiser beenden.«

»Doch, kann er. Er tut es alle paar Jahre.« Solans Stimme klang flach.

Sein Vater hatte einen Weg gefunden. Einen Weg um, sobald er seiner Ehefrau überdrüssig war, eine neue zu heiraten. Er gab seinem Berater den Auftrag, sich darum zu kümmern, und Tudan … Der ließ die alte entweder vergiften und behauptete, sie sei an einer mysteriösen Krankheit gestorben. Oder er ließ sie wegen Hochverrats hinrichten.

So war es Solans Mutter ergangen. Für einen Moment spürte er die Kälte des Windes auf der Haut, oben auf der Klippe. Es war eine Kälte, die man nie wieder ganz loswurde, wenn man einmal dort gestanden hatte. Er hörte den Schrei, wie den eines kleinen Vogels, als …

Er schüttelte den Kopf.

Vergessen, dachte er. Oder wenigstens verdrängen. Er konnte sich keine Schwäche leisten. Nach außen musste er der arrogante, nichtsnutzige Prinz sein, der absolut keine Gefahr darstellte.

»Ich werde niemanden heiraten«, sagte er mit fester Stimme.

Raga schüttelte den Kopf.

»Das musst du.«

»Ach ja. Wen denn?«

»Ich habe schon ein paar Kandidatinnen im Auge.« Sie zog an ihrer grässlichen Pfeife und runzelte die Stirn, als sie merkte, dass die Glut darin erloschen war. »Du brauchst jemanden, den du lenken kannst. Jemanden, der mit den ganzen Intrigen am Hof nichts zu tun hat. Eine aus dem Landadel vielleicht. Ein unschuldiges Mädel, das auf dich hört.«

»Auf gar keinen Fall heirate ich so eine Landpomeranze! Da könnte ich mich ja gleich mit einer Hühnerfarmerin vermählen!«

»Eine gute Idee.« Raga funkelte ihn wütend an. »Die würde dir vielleicht deine Flausen austreiben.«

»Was für Flausen? Ich bin der Kronprinz, verdammt!« Solan packte seinen federbesetzten Brokatumhang, riss ihn an sich und schritt zur Tür. »Wenn ich heirate, dann eine Frau, die angemessen schön, reich und adlig ist! Und jetzt entschuldige mich, ich habe einen Ball zu besuchen.«

Mit diesen Worten trat er aus der Tür und ließ Raga hinter sich zurück.

Er schäumte immer noch vor Wut, als er den Ahnengang entlanglief. Die rissigen Ölporträts seiner Vorfahren sahen auf ihn herab. Und die seiner toten Geschwister.

 

 

3. Perfekt geplant ist halb versagt

 

Der Pfeil traf das Pferd genau an der Schläfe.

Es zuckte zusammen, sein Flügelschlag wurde eckiger … und sein Kopf sank. Der Pegasus erschlaffte im Geschirr. Selbst von hier aus sahen sie, dass die anderen drei Tiere Schwierigkeiten hatten, die Kutsche in der Luft zu halten. Langsam ging sie zu Boden. Durch die eiskalte Luft hörten sie den Kutscher fluchen.

Nat stieß einen Jubelschrei aus. In Windeseile kletterte er vom Baum, Gwenna dicht hinter sich. Sie landeten neben der Zofe, die als Einzige stehengeblieben war. Robarth und Berh waren bereits losgelaufen, dahin, wo die Kutsche landen würde. Gerade brachen sie durch das Gebüsch, das den kleinen Teich umrandete.

Nat beeilte sich, ihnen zu folgen. Klar, sie hatten sich für diesen Überfall zusammengeschlossen. Aber er traute Robarth durchaus zu, sich die Kutsche zu schnappen und abzuhauen, wenn er und Gwenna nicht schnell genug waren.

»Ich fass es nicht, dass das geklappt hat«, keuchte Gwenna. »Dass auch nur einer von deinen bescheuerten Plänen funktioniert, ist ein Wunder …«

»Hey«, Nat versuchte, ihr während des Rennens eine Kopfnuss zu geben. »Meine Pläne sind genial, ist das klar? In ein paar Minuten sind wir beide gekleidet wie feine Pinkel und auf dem Weg zum Palast …«

Ein dumpfes Krachen. Irgendwo hinter dem Baumdickicht hatte die Kutsche aufgesetzt. Nat korrigierte seinen Kurs nach links, raste über eine klapprige Holzbrücke, rutschte fast im taufeuchten Gras aus, brach durch ein Gebüsch … und war da.

Der Kutscher hatte es geschafft, sein Gespann bis auf eine Lichtung zu dirigieren. Eine beachtliche Leistung, da der vordere Pegasus schlaff im Gestänge hing. Die anderen drei Pferde waren schweißnass und zerrten nervös an ihren Leinen. Die beiden Damen, die auf wackeligen Beinen aus der Kutsche kletterten, wirkten noch viel nervöser …

Nat bremste abrupt.

Zwei Damen? Aber …

»Pfoten in die Luft! Das ist ein Überfall«, schnarrte Robarth und zückte sein Schwert. Nat riss seins ebenfalls aus der Scheide, auch wenn sein Gehirn immer noch den fatalen Fehler in seinem Plan verarbeitete.

Die Damen kreischten. Die drei Männer und Gwenna kamen auf sie zu, alle mit gezogenen Schwertern, die im Sternenlicht schimmerten. Der Kutscher griff an seine Hüfte, wo sein Schwert baumelte. Aber als Robarth auf ihn zusprang, riss er die Hände in die Höhe.

»Schon gut«, krächzte das Männlein. »Ich ergebe mich.«

»Gut.« Robarth hielt ihm seine Schwertspitze unter das Kinn. »Dann mal her mit deinem Zahnstocher.«

»Meinem was?«

»Deinem Schwert«, sagte Nat.

Mit zitternden Händen öffnete der schmächtige Kutscher seinen Gurt und warf Robarth seine Waffe vor die Füße. Der hob sie in einer blitzschnellen Bewegung auf.

»Meins«, sagte er grinsend.

Der gierige Hund. Das Ding war mehr wert als ihre vier schartigen Klingen zusammen. Nat atmete tief ein. Egal. Wenn das funktionierte, würde er sich hundert solcher Schwerter leisten können.

Robarth dirigierte den Kutscher zu den Damen hinüber, die sich wimmernd aneinander klammerten. Ihre Augen waren riesig. Schreckgeweitet. Für einen Moment hatte Nat ein schlechtes Gewissen.

»Alles gut soweit.« Robarth grinste selbstgefällig. »Dann ziehen wir unser Plänchen mal durch, was?«

»Äh.« Nat starrte ihn an. Er hörte Gwenna neben sich wütend stöhnen. »Da ist ein Problem.«

»Was für ein Problem?«, fragte Robarth, im selben Moment, in dem Gwenna »Du Idiot, ich hab gewusst, dass das schiefläuft« sagte.

»Es sind zwei Frauen.« Nat deutete auf die puderperückigen Damen. Beide jung, beide vermutlich hübsch, aber bis zur Unkenntlichkeit geschminkt. »Es sollte noch ein Mann dabei sein.«

»Ja, und?« Robarths Stirnwulst verschob sich fragend. War er wirklich so blöd?

»Wir brauchen ihre Klamotten«, flüsterte Gwenna ihm zu. »Um in den Palast einzudringen. Soll Nat sich etwa das Kleid von der da anziehen?« Sie deutete auf die größere der beiden Damen.

»Ach, scheiße.« Robarth knurrte leise. Er drängte sich an den Frauen vorbei und spähte ins Innere der Kutsche. »Leer. Scheiße.«

»Ja.« Gwenna fuhr sich durch die Haare. Sie schloss die Augen. Als sie Nat und Robarth wieder ansah, wirkte sie wie eine Todeskandidatin, die sich mit ihrem Schicksal abgefunden hatte. »Gut, dann … muss ich das alleine durchziehen.«

»Was?« Nat schüttelte vehement den Kopf. »Auf gar keinen Fall! Das ist viel zu gefährlich.«

»Was sollen wir denn sonst machen? Wir sind fest davon ausgegangen, dass wir ein Männer- und ein Frauenkostüm haben würden.«

»Ja, aber …« Nat fuhr herum und wandte sich an das Dreiergrüppchen, das neben der Kutsche kauerte und sie ängstlich anstarrte. »He! Ihr! Warum habt ihr keinen Mann dabei? Ihr solltet doch euren Bruder Goran mitbringen, oder nicht?«

»E-er ist krank geworden. Heuhusten.« Die Größere der beiden schob sich bebend vor ihre Schwester. Von ihrem Informanten wusste Nat, dass sie Doraliy von Dübelknecht war. Die Kleinere war demnach Coraliy. Die lugte hinter den Puffärmeln ihrer Schwester hervor und schob die hauchdünnen Augenbrauen zusammen.

»Wir wollen auf den Frühlingsball«, zischte sie. »Ich war erst zweimal in der Hauptstadt und erst einmal im Blauen Schloss. Und ich muss den Prinzen heute treffen! Er wird sich in mich verlieben, auf den ersten Blick, und …«

»Fresse!«, brüllte Robarth und sie verschwand hinter dem breiten Rücken ihrer Schwester.

»Was ist denn hier los?« Die Zofe war auch angekommen. Missbilligend betrachtete sie die Kutsche und die beiden Grüppchen davor. »Wo ist der Mann?«

»Gibt keinen.« Nat klatschte in die Hände. »Also wirst du für mich einspringen müssen.«

»Was?« Sie wich zurück. »Ich? Auf gar keinen Fall. So war das nicht vorgesehen …«

»Du musst.« Nat legte seine Hände auf ihre knochigen Schultern. »Gwenna kann da nicht ganz alleine rein. Du kennst dich doch mit den guten Manieren und dem Gehabe und so aus. Viel besser als ich!«

»Nein!«, kreischte sie. Ihre Stimme hallte von den Bäumen wider. »Niemals mach ich das! Das ist viel zu gefährlich!«

Ihre Augen waren winzige Stecknadelköpfe in ihrem verbitterten Gesicht. Nat spürte ihre Anspannung unter seinen Fingerspitzen.

»Aber du musst!« Angst krallte sich in sein Herz. »Wir können Gwenna doch nicht einfach alleine lassen!«

»Also ich kann das.« Sie kniff die Lippen aufeinander.

»Ist schon gut.« Sanft nahm Gwenna sein Handgelenk und löste seine Hände von den Schultern der Zofe. »Ich pack das. Und sie kann sowieso nicht in den Palast gehen. Sie hat da gearbeitet, irgendwer würde sie bestimmt erkennen.«

»Genau!«, keifte die Zofe. »Denkst du, ich begebe mich in Lebensgefahr, nur, damit dein Schwesterherz nicht allein sein muss? So blöd bin ich nicht.«

»Aber ich.« Nat straffte sich. »Gwenni, ich bin bei dir!«

»Guuut.« Sie sah ihn fragend an. »Und wie?«

Nat deutete mit dem Schwert auf die größere der beiden Schwestern.

»Du da! Ausziehen!«

»Was?« Sie erbleichte.

Gwennas Augen wurden groß.

 

Zehn Minuten später, als sie sich beide in die aufgebauschten Kleider gezwängt hatten, versuchte Gwenna immer noch, ihm die Sache auszureden. Dabei passte Doraliys Kleid Nat ausgezeichnet. Er war durchaus kräftig und männlich, das hatten ihm genug Frauen versichert. Aber ein Riese war er nicht. Vielleicht war diese Doraliy sogar ein klein wenig größer als er …

Sein Atem wurde plötzlich aus der Brust gepresst, als die Zofe sein Korsett schnürte.

»Muss das so eng sein?«, motzte er. »Ich krieg keine Luft mehr.«

»Du bist immer noch zu breit. Na, aber so solltest du als Frau durchgehen.«

»Tut er nicht!« Gwenna stöckelte auf sie zu. Sie hatte sich komplett verwandelt. Ihre Mähne war unter einer schwarzen Perücke verschwunden und das Kleid verpasste ihrer athletischen Figur eine Wespentaille. Dafür sorgte vor allem das Korsett, wie Nat am eigenen Leib erfuhr. Er hatte das Gefühl, man könnte ihn mit zwei Händen umfassen, so eng war es.

Sein Kleid war recht hübsch. Moosgrün schimmernd, mit Puffärmeln und einem Stehkragen. Gottseidank war es hochgeschlossen, Nat hatte nämlich kein nennenswertes Dekolleté.

»Das machst du auf keinen Fall, Nat«, zischte Gwenna. »Auf gar keinen Fall! Du siehst überhaupt nicht aus wie … Du siehst aus wie ein Kerl in einem Kleid! Das erkennt doch jeder!«

»Sobald ich ihn geschminkt habe, merkt keiner mehr was.« Die Zofe packte Nats Kinn und drehte es hin und her. »Gut, dass er sich rasiert hat. Na, viel Bartwuchs hatte er von vornherein nicht.«

Frechheit. Immerhin unterstützte sie Nat. Hauptsächlich, um selbst nicht in den Palast gehen zu müssen, aber immerhin.

»Hörst du, Gwenni?« Er grinste ihr zu. »Vielleicht werd ich ja sogar hübscher als du. Ich wette, der Prinz wird mit mir tanzen.«

»Wird er nicht!«, brüllte sie.

»Genau!«, rief Coraliy von Dübelknecht. »Aber mit mir hätte er getanzt!«

Sie und ihre Schwester trugen inzwischen die sackartigen Klamotten gewöhnlicher Gefangener. Robarth war damit beschäftigt, ihre Hände mit Fesseln zusammenzubinden. Das war der Deal gewesen: Sie bekamen die Kutsche und Robarth die Mädchen. Mit denen würde er sich zu den Schären aufmachen und sie gegen ein fürstliches Lösegeld eintauschen. Viel ungefährlicher, als in den Palast einzudringen.

Der Kutscher … Nun, der war tot. Robarth hatte keine Verwendung für ihn gehabt, nachdem sie ihn seiner Klamotten entledigt hatten. Und bevor ihn jemand hatte aufhalten können, hatte er dem armen Kerl die Kehle durchgeschnitten und ihn in den Teich geworfen.

Berh stolperte hinter einem Busch hervor. Die Kleidung des Kutschers war ihm ein wenig zu eng. Aber es war dunkel, ihn würde man auf dem Kutschenhof des Palastes am wenigsten sehen. Ungläubig glotzte er Nat an. Das wallende Kleid, das enge Korsett, seine kurzgeschorenen Haare.

»Das klappt nie«, murmelte er mit grünlichen Wangen. Mist.

»Schmink mich. Schnell!«, flüsterte Nat der Zofe zu.

 

Weitere zehn Minuten später war seine Gesichtshaut reinweiß, seine Wangen von rosafarbenen Punkten geziert, die Augen schwarz umrandet und ein allerliebster Fleck prangte unter seinem rot glänzenden Mund. Und alle starrten ihn an.

»Ich weiß immer noch nicht«, murmelte Berh, aber er wirkte schon fast überzeugt.

Entschlossen stülpte Nat Doraliys Perücke über. Ein Raunen ging durch seine Kumpane und die Gefangenen. Selbst der vorderste Pegasus, der aus seiner Ohnmacht erwacht war, starrte ihn an.

»Scheiße«, stieß Robarth aus. »Er sieht aus wie ein Mädchen. Echt.«

»Ein hässliches Mädchen«, maulte Coraliy von Dübelknecht.

»Aber ein Mädchen.« Gwenna nickte ihm zu. »Gut, du hast mich überzeugt. Zofe, schmink mich und dann geht’s los.«

Die Zofe nickte stumm.

Kurz darauf hob die Kutsche ab.

 

 

4. Ein rauschender Ball

 

»Majestät, es ist solch eine Ehre, Euch endlich kennenzulernen!« Die bleiche Schönheit lächelte Solan bescheiden zu. Nackter Hunger blitzte unter ihren gesenkten Lidern hervor. Das gleiche kalte Glitzern zierte heute die Gesichter aller Junggesellinnen.

Solan verdrehte die Augen. Waren die Frauen noch zudringlicher geworden? Ja, das waren sie. Nun, kein Wunder, dass sich alle auf ihn stürzten. Beim letzten Ball war er zwar schon äußerst begehrt, aber nicht im heiratsfähigen Alter gewesen. Sein einziger Makel. Nun scharte sich eine Meute aus Mädchen um ihn. Ein bunter Wirbel aus Perücken, schillernden Kleidern, raschelndem Stoff und Gekicher umgab ihn wie ein wogendes Meer.

Er seufzte leise.

»Ich bin ebenso erfreut«, leierte er herunter und verneigte sich knapp vor der bleichen Dame. Sie errötete unter der weißen Schminke.

»Majestät, wenn ich es wagen darf.« Sie lächelte. »Ihr seht heute äußerst männlich und viril aus.«

»Danke.« Er nippte an seinem Apfelwein, versuchte, den Mund zu halten und schaffte es nicht. »Aber männlich ist ein Synonym von viril. Ihr habt also zweimal das Gleiche ausgesagt.«

Mist, Raga hatte ihm hundertmal befohlen, sich dumm zu stellen.

»Oh, wie klug Ihr seid!« Eine andere drängelte sich an der Bleichen vorbei. Ihre kleine spitze Nase schien die Luft zu durchteilen. »Ich habe gehört, Ihr gebt Euch dem Studium der Planetologie hin. Das ist so faszinierend! Wollt Ihr mich nicht einmal Euer Fernrohr halten lassen?«

Meinte sie das so zweideutig, wie es klang? Er nickte knapp.

»Sehr gerne, wenn sich die Zeit findet. Ich bin ein vielbeschäftigter Mann.«

»Mit was beschäftigt Ihr Euch denn, Majestät?«, kam eine Stimme aus dem Reigen, der sich schon wieder vergrößert hatte.

»Nun, mit allem Möglichen.« Er sah bedeutungsvoll in die Ferne, weil er wusste, wie sehr das seine Wangenknochen betonte. »Mit der Jagd zum Beispiel. Wie Ihr seht, ist mein Falke ein besonders imposantes Exemplar. Der Schönste seines Jahrgangs.«

Er streichelte den Kopf von Kroke dem Siebten, den er auf einem ledernen Handschuh trug. Der Falke faltete die Flügel neu und krächzte leise. Seine Augen waren verbunden, sonst wäre er bei dem Trubel um ihn herum durchgedreht.

Solan sah über die Köpfe seiner Bewunderinnen hinweg durch den Ballsaal. Es schadete nie, aufmerksam zu sein. Erst beim letzten größeren Ball hatte ein Unbekannter versucht, ihm im Gedränge einen Dolch in die Nieren zu stoßen. Sein Duranit-Hemd hatte das glücklicherweise verhindert.

Die Luft im Ballsaal war stickig und feucht vom Atem hunderter Menschen. Seine Ohren dröhnten von den stetigen Gesprächswellen, die über ihn hinwegrollten. Brumm, dröhn, summ … wenn er die Augen schloss, hörte er einen menschlichen Wespenschwarm. Über ihm spannte sich die Täfelung der Decke wie hölzernes Webwerk. Durch die fein geschnitzten Säulen in den Kaiserfarben Rot, Türkis und Gold hinweg, am anderen Ende des Raums, sah er den Thron seines Vaters.

Er war leer. Niemand befand sich auf dem imposanten Podest. Der reich geschmückte Thronsessel war so verlassen wie die kleineren Sitze links und rechts von ihm. Drei Plätze. Der zur Linken seines Vaters gebührte Solan und der zur Rechten Abathiy. Der Kaiserin. Sie war vermutlich auch der Grund, aus dem der Kaiser fehlte. Abathiy tat ihr Möglichstes, ihm einen Sohn zu schenken, und so kamen die beiden oft nicht vor den Abendstunden aus dem Bett.

Solan verspürte fast etwas wie Bewunderung für Abathiy. Sie war fest entschlossen, ein Kind zu bekommen, obwohl der Kaiser inzwischen so alt und verwittert war, dass seine letzten beiden Ehefrauen kinderlos gestorben waren. Aber Abathiy war so zielstrebig wie ein Hai. Seit ihrer Krönung waren die Mordanschläge auf Solan um ein Zehnfaches gestiegen.

Es war nur natürlich, schätzte er. Wenn sich ein neues Weibchen im Bau ausbreitete, tötete sie die Kinder ihrer Vorgängerinnen. Das war der Lauf der Natur und der der Königshäuser.

Nicht, dass er vorhatte, es ihr leicht zu machen. Er war kein Fohlen mehr.

»Kaiserliche Hoheit, wenn es Euch beliebt, könnten wir alle gemeinsam zur Jagd gehen.« Dieser Vorschlag kam aus dem feucht glänzenden Mund von Tamanoliy von Eisenstein, der begehrtesten Debütantin dieser Ballsaison.

Leider war sie trotz ihrer Schönheit vollkommen ungeeignet als Heiratskandidatin, selbst, wenn es Solan nach einer Ehefrau verlangt hätte. Sie war eine Cousine von Abathiy und mit Sicherheit ihre Spionin. Ebenso wie die bleiche Schönheit hinter ihr. Die Spitznase wäre schon besser gewesen … wenn er sie nicht viel zu oft in der Gesellschaft von Tudan gesehen hatte. Nein, keiner dieser Damen konnte er vertrauen.

Tamanoliy versuchte, Kroke den Siebten zu streicheln, aber der schnappte prompt nach ihrem seidenbehandschuhten Finger. Der Falke war ein schlechtes Haustier. Aber Solan brauchte ihn. Vor einer Viertelstunde hatte er den Vogel an seinem Apfelwein nippen lassen und es als Witz dargestellt. Das Tier hatte überlebt. Kein Gift. Gut.

»Zur Jagd? Das ist eine großartige Idee«, log er und strich über Krokes Schnabel. »Dann könnt ihr alle mein Jagdgeschick bezeugen. Ich will nicht prahlen, aber ich bin bestimmt unter den besten drei Jägern des Landes. Bolun, unser Jagdherr, hat mir erst kürzlich bezeugt, dass ich ein Naturtalent bin.«

Die Menge brach in entzückte Zustimmung aus. Ganz sicher sei er der Beste, behaupteten sie.

Eigentlich hatte der Jagdherr gesagt, dass Solan bestimmt irgendwann zu den besten Jägern des Landes gehören würde, wenn er noch ein paar Jahrzehnte übte. Und das war eine Lüge gewesen. Im Zuge seiner Tarnung stellte Solan sich saudumm an.

Mit einem Mal fühlte er sich beobachtet. Irgendwer …

Ah, da.

Wilde, dunkle Augen starrten ihn an. Für einen Moment sah Solan nichts anderes als ihre Glut. Das pure Leben, das in ihnen tobte.

Dann fiel ihm auf, dass das Gesicht, welches zu diesen Augen gehörte, vollkommen gewöhnlich war. Ein wenig herb sogar, mit dem kantigen Kinn und dem kräftigen Kiefer. Bäuerlich. Selbst die elegant geschwungenen Lippen konnten den Anblick nicht retten.

Die Frau stand nur wenige Schritte von der Meute seiner Verehrerinnen entfernt und starrte ihn an. Anscheinend hatte sie vorbeigehen wollen, und war von seinem Anblick aufgehalten worden. Kein Wunder. Seine Schönheit zu erspähen war, wie direkt in die Sonne zu schauen.

Ganz im Gegensatz zu ihrem Anblick. Je länger er sie betrachtete, desto unmöglicher wurde das Mädchen. Ihre Perücke war gänzlich aus der Mode, hoch aufgetürmt, aber vollkommen ohne die Schlaufen und Schlingen an der Seite, die in diesem Jahr ein absolutes Muss waren. Und ihr Kleid …

»Provinziell«, sagte er und lachte ungläubig.

»Wer?« Tamanoliy wandte sich um. Der Rest der Meute tat es ihr gleich. Das Mädchen mit den wilden Augen zuckte zusammen, als sie plötzlich im Zentrum der Aufmerksamkeit stand. Solans Verehrerinnen brachen in Gekicher aus.

Das Mädchen runzelte die Stirn und sah gleich noch gewöhnlicher aus.

»Was ist?«, fragte sie. Da war ein drohender Unterton in ihrer Stimme. Und wie sie sich hielt! Als wollte sie gleich eine Kneipenschlägerei anfangen.

»Oh, nichts.« Solan ärgerte sich über sich selbst. Wie hatte er sich derart ablenken lassen können? Von den Augen einer so niederrangigen Landpomeranze? Er lächelte milde. »Wir fragten uns nur gerade, von welcher Hühnerfarm Ihr entlaufen seid. Das Kleid habt Ihr vermutlich selbst genäht, nicht wahr?«

Seine Verehrerinnen atmeten schockiert ein, nur, um anschließend wieder in damenhaftes Gekicher zu verfallen. Die Landpomeranze verzog das Gesicht auf äußerst unattraktive Weise. Er rechnete damit, dass sie in Tränen ausbrechen und weglaufen würde. Stattdessen schnaubte sie.

»Wer von uns beiden trägt denn ein Hühnchen spazieren?« Ihr Finger deutete höchst unschicklich auf Kroke den Siebten. »Wenn ich von einer Hühnerfarm komme, dann bist du mein Knecht, Alter.«

Die Meute kreischte schockiert auf. Was … Solan knirschte mit den Zähnen. Was erlaubte sich diese Landpomeranze?

»Was erlaubst du dir, du Landpomeranze?«, knurrte er. »Weißt du nicht, vor wem du stehst?«

»Vor einem Hühnerfarmer und seinen Zuchthennen würd ich mal sagen.« Dieses gewöhnliche Stück warf Solans Verehrerinnen einen skeptischen Blick zu.

»Vor Solan Benajovolan dem Fünften, du Bauernweib!«

Zufrieden sah er sie starr werden. Und sich dann … im Gesicht kratzen? Unglaublich.

»Ups, tut mir leid, Majestät«, sagte das Weib und absolvierte den schlechtesten Knicks, den Solan je gesehen hatte. Machte sie sich über ihn lustig? »Ich bin von den Schären, da kommt man nicht so oft an den Hof. Na, ich geh dann mal …«

Plötzlich war ein anderes Mädchen an ihrer Seite. Genauso geschmacklos gekleidet, aber weit hübscher. Und ihre Miene zeigte die angemessene Panik.

»Bitte entschuldigt meine Schwester, Eure Majestät«, flüsterte sie und knickste, halbwegs ordentlich. »Sie ist zum ersten Mal bei Hofe und hat zum ersten Mal Wein probiert.«

»Hab ich nicht … au«. Die Landpomeranze rieb sich den Arm, in den ihre Schwester sie gekniffen hatte. Mürrisch sah sie Solan an. »Ja, wie gesagt, tut mir leid. Tschüss, äh, auf Wiedersehen.«

Ihre Schwester zerrte sie praktisch von Solan weg, tausend Entschuldigungen murmelnd. Solan kniff die Augen zusammen. Sehr seltsam, wie die beiden sich verhielten.

»Wer waren diese Gestalten?«, fragte er die Spitznase und versuchte möglichst schockiert auszusehen. Die blickte ihn entschuldigend an.

»Das weiß ich leider nicht …«

»Ich weiß es.« Tamanoliy seufzte und wedelte sich mit ihrem Seidenfächer Luft zu. »Sie sind direkt nach mir angekommen. Landadel, von dem man noch nie gehört hat. Die Hässliche ist Doraliy von Dübelknecht und die etwas weniger Hässliche ihre Schwester Coraliy.«

Doraliy von Dübelknecht also. Doraliy mit den wilden Augen. Gut. Nein, nicht gut. Irgendetwas stimmte mit den beiden nicht. Selbst der Landadel hatte bessere Manieren, oder? Obwohl, was wusste er vom Landadel? Er war der Kronprinz, zur Hölle!

Er hätte ihnen nachgeforscht, wenn er in diesem Moment nicht etwas sehr Verdächtiges erblickt hätte.

An einer der geschnitzten Säulen lehnte Erzbischof Jaroslavmir der Vierte, genannt »der Jammerlappen« und jammerte. Das war soweit normal. Aber seit wann stand der alte Hypochonder von seinem Krankenbett auf, um am Frühlingsball teilzunehmen? Der hatte sich doch seit zehn Jahren nur von seinem eingebildeten Krankenlager erhoben, um … den Kaiser zu vermählen. Mit Abathiy, mit ihren Vorgängerinnen …

Ein eiskalter Hauch kroch über Solans Nacken. Kälter als er hätte sein dürfen, in dieser stickigen Schwitzhütte von einem Ballsaal. Ein böser Verdacht keimte in ihm auf.

»Bitte entschuldigt mich, meine Damen.« Er warf ein strahlendes Lächeln in die Runde und erntete verzückte Seufzer. »Ein alter Freund will mich begrüßen.«

Von wegen.

Der Jammerlappen war vollkommen damit beschäftigt, Baron Wesan von Günzelsburg und seiner Frau Martiy die Tücken des Alters zu erläutern, vor allem die der eitrigen Gicht. Er bemerkte Solan erst, als der bereits neben ihm stand.

»Exzellenz.« Dass die rotgeäderten Augen des Alten sich weiteten, als er ihn erblickte, war kein gutes Zeichen. Die Unruhe in Solans Brust verstärkte sich. »Düfte ich wohl eine Minute Eurer Zeit in Anspruch nehmen?«

»Aber natürlich dürft Ihr das, kaiserliche Hoheit.« Jaroslavmir lächelte. Ein weiteres Indiz dafür, dass etwas nicht stimmte. »Ich erzählte Baron von Günzelsburg gerade von dem seltsamen Stechen, das meinen Fuß nun schon seit Tagen plagt. Und es scheint sich immer weiter auszubreiten.«

»Wie unangenehm.« Solan heuchelte Mitleid, so gut er konnte.

Das Ehepaar entschuldigte sich, froh, dem Erzbischof entkommen zu sein. Solan reichte dem Kerl seinen Arm und mit Hilfe des goldverzierten Spazierstocks schaffte er es, ihn fort von dem Trubel und in den nächstbesten Gang zu schaffen. Die Geräusche waren hier gedämpfter. Hier, hinter dem reich bestickten Vorhang, der Zugluft verhinderte.