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Umschlagillustration (vorne)

Belladonna – Häna, 1939.

Öl auf Leinwand, 92 x 76,2 cm, Privatsammlung.

 

Autor: Janet Souter

Übersetzung: Karin Py

 

Design: Baseline Co. Ltd,

61A-63A Vo Van Tan St.

4. Etage

Distrikt 3, Ho Chi Minh City, Vietnam

 

© Confidential concepts, Worldwide, USA

© Parkstone Press USA, New York

© OKeeffe Estate / Artists Rights Society, New York, USA

© Alfred Stieglitz Estate / Artists Rights Society, New York, USA

 

ISBN: 978-1-78310-642-4

 

Weltweit alle Rechte vorbehalten

Soweit nicht anders vermerkt, gehört das Copyright der Arbeiten den jeweiligen Fotografen. Trotz intensiver Nachforschungen war es aber nicht in jedem Fall möglich, die Eigentumsrechte festzustellen. Gegebenenfalls bitten wir um Benachrichtigung.

Janet Souter

 

 

 

Georgia OKeeffe

 

 

 

 

 

 

INHALTSVERZEICHNIS

 

 

EINLEITUNG

1887-1907
Frühe Jahre: Die Persönlichkeit der Georgia Okeeffe

1907-1916
Der Kampf um ihre Vision in der Welt der Modernen Kunst

1916-1924
Ich Habe der Welt eine Frau Gegeben“

1925-1937
Die Stieglitz-Jahre: Galerien, Ausstellungen, Aufträge

1938-1949
Georgia erlangt Anerkennung als eigenständige Künstlerin

1949-1973
Die Jahre in New Mexico

1973-1986
Die große alte Dame der Kunst

Biographie

Bibliographie

Index

Anmerkungen

Porträt Georgia OKeeffes.

 

 

 

EINLEITUNG

 

 

Georgia O’Keeffe spricht uns mit ihrer Begabung an, das kleinste Detail einer Blume oder die Unendlichkeit der Landschaft im Südwesten der Vereinigten Staaten zu sehen und zu bewundern. Je mehr sie ihre Isolation kultivierte, desto mehr zog sie den Rest der Welt an. Was verleiht ihrem Vermächtnis auch heute noch diese Kraft? Die Menschen erkennen Blumen, Knochen, Gebäude. Aber was in ihren Bildern lehrt uns überhaupt das Sehen? Wir spazieren über den Strand oder wandern auf einem Fußpfad und bemerken kaum eine zarte Muschel oder die feinen Farben eines glatt gespülten Kieselsteins und treten ihn achtlos beiseite. Auf unserem Weg durch die Wüste schützen wir unsere Augen vor den Sonnenstrahlen, zwinkern und übersehen den einsamen Totenschädel, der uns an ein lange vergangenes Leben erinnert. Georgia interessierte sich für all diese Dinge und, mehr noch, sie lenkte unser Augenmerk darauf und zwang uns, sie kennen zu lernen. Sie platzierte sie in einen Kontext, der unsere Vorstellungskraft stimulierte. Die über dem Wüstenhorizont schwebenden Überreste eines Elchschädels oder der auf die harten Umrisse eines New Yorker Wolkenkratzers herabblickende Mond entführen uns für eine kurze Zeit in eine andere Welt.

Ihre Abstraktionen sagen uns, dass das Widerspiel von horizontalen und vertikalen Formen, konzentrischen Kreisen, geschwungenen und diagonalen Linien, also Bildern, die im Geist existieren, auch im Leben vorkommt und wahrgenommen werden sollte. Georgia O’Keeffe spürte dies bereits zu Beginn dieses Jahrhunderts als Kunststudentin, als sie die Bilder anderer Menschen oder Gipstorsos kopierte.

Mit ihrem eigenen Lebensentwurf zeigte sie den Frauen, dass es möglich war, das Beste in sich zu suchen und zu finden, etwas, das heute wesentlich leichter ist als zur Zeit ihrer Jugend. Ihre späteren Jahre können jenen von uns als Rollenmodell dienen, die der Meinung sind, dass das Leben nach sechzig ein einziger Abstieg sei. Bis in ihr zehntes Lebensjahrzehnt hinein fand sie trotz ihrer nachlassenden Sehkraft immer noch Möglichkeiten, auszudrücken, was sie sah und was sie begeisterte.

Wir sehen uns ihre Arbeiten an und sprechen über sie, aber selbst Georgia hatte Schwierigkeiten, ihre Gedanken in Worte zu fassen. Ihre Ideen sind auf der Leinwand zu sehen. Was wir in diesem Buch tun können, ist, ihre Entwicklung, ihre Einflüsse und ihr Streben nach immer neuen Erfahrungen nachzuzeichnen.

Wir können diese Entdeckungen nicht mit Georgia O’Keeffe besprechen. Diese Zeiten sind vorüber. Aber wenn wir uns umsehen, können wir erfahren, dass sie immer noch mit uns spricht.

Ihre Werke sind heute noch so hell, frisch und ergreifend wie vor fast einhundert Jahren. Warum? Weil die in ihrer Ausführung einfachen Bilder ein Gefühl der Ordnung vermitteln, ein Gefühl, dass sie gut geplant sind, trotz ihrer Stabilität aber gleichzeitig ein Vehikel sind, uns dabei zu helfen, die Zerbrechlichkeit einer Blume, die Nacktheit eines ausgeblichenen Schädels und die Elektrizität eines Sonnenuntergangs im Westen zu sehen und zu erforschen.