Inhalt
Titel
Impressum
Widmung
Inhaltsverzeichnis
Vorwort
1961
Jüdisches Poker
Unternehmen Babel
Ein Oldtimer
Brautkauf im Kibbuz
Kettenreaktion
Ein wundertätiger Arzt
Nehmen Sie Platz
Professor Honig macht Karriere
Bitte recht freundlich
Schaschlik, sum-sum, wus-wus
Yigal und die Inquisition
Achimaaz und die Schuhe
Im Zeichen des Kreuzworträtsels
Die Früchte des Mißtrauens
Latifa und die Schwarze Magie
Chamsin und Silberrausch
Eiserner Vorrat
Im Supermarkt
Der Schaukelhengst
Aus absolut sicherer Quelle
Verirrt in Jerusalem
Der perfekte Mord
Besuchszeiten: Montag und Donnerstag
Ich bin Zeuge
Mit Mazzes versehen
Kleine Frühjahrsreinigung
Ein anregender Feiertag
Der Blaumilch-Kanal
Ihre Zimmernummer, Sir
Ohne Mundek geht’s nicht
Gerechtigkeit für Dr. Partzuf
1962
Überwältigung in A-Dur
Kein Weg nach Oslogrolls
Ein lasterhaftes Hotel
Kontakt mit dem Jenseits
Verschwörung der Fröhlichkeit
Wem die Teller schlagen
Und Moses sprach zu Goldstein
Onkel Morris und das Kolossalgemälde
Minestrone alla televisione
Nennen Sie mich Kaminski
Tagebuch eines Haarspalters
Auf Mäusesuche
Ringelspiel
Gibt es einen typisch israelischen Humor?
Seligs atmosphärische Störungen
Poker mit Moral
Liebe deinen Mörder
Der Zug nach St. Petersburg
Dialog unter Fachleuten
Nur keine Rechtsbeugung
Geschichte einer Nase
Zweigleisiges Interview
Im Schweiße deines Angesichts
Ein Sieg der internationalen Solidarität
Der Fisch stinkt vom Kopfe
Ein Vater wird geboren
Kleine Beinchen, trippel-trapp
Vertrauen gegen Vertrauen
Die Medikamenten-Staffette
Warten auf Nebenzahl
Wie man ein Buch bespricht, ohne es zu lesen
Menasche weiß es ganz genau
Gäste willkommen
T-14948
1965
Praktische Winke für den Reisenden
Das Tal der Millionen Schmetterlinge
Zu Auskünften stets bereit
Gondelschlacht
Das Zauberpulver
Spaghetti alla monumentale
Günstige Fahrpreise
Zu Besuch bei meiner Jugend
Pünktlichkeit ist eine Zier
Brillenputzen
Vive l’Empereur
Garçon, une entrecôte!
Die tanzende Großmutter
Die roten Lichter von Amsterdam
Englischer Wetterbericht
Gentlemanlike
Englischer Humor
Unterirdische Abenteuer
Selbstdisziplin
Ich brauche einen Agenten
Abgesichert
Verkaufstechnik
Autokauf
New York ist nicht Amerika
Roulette in Las Vegas
Entspannung
Mitbringsel
1967
Gipfeltreffen mit Hindernissen
Sperrstunde
Wettervorhersage: Neigung zu Regenschirmverlusten
Strafmandat bleibt Strafmandat
Harte Währung
Philharmonisches Hustenkonzert
Es zuckt
Das Rätsel der dritten Schraube
Der kluge Mann baut vor
Tagebuch eines Jugendbildners
Ehrlich, aber nicht offen
Die Macht der Feder
Die Nacht, in der mein Haar ergraute
Der Prozeß (nicht von Kafka – oder doch?)
Erholung in Israel
Wie man sich’s abgewöhnt
Im neuen Jahr wird alles anders
Praktische Winke für den Alltag
Babysitting und was man dafür tun muß
Du sprechen Rumänisch?
Der Kuß des Veteranen
Les Parents terribles
Keine Gnade für Gläubiger
Das siebte Jahr
Seid nett zu Touristen
Sequenz und Konsequenz
Wiener Titelwalzer
Warum Israels Kork bei Nacht hergestellt wird
Kunst und Wirtschaft
1970
Auch die Waschmaschine ist nur ein Mensch
Über den Umgang mit Computern
Was schenken wir der Kindergärtnerin?
Elefantiasis
Wohin das Hündchen will
Ein Fläschchen fürs Kätzchen
Das Geheimnis der Redekunst
Die Russen kommen
Assimilation via Bildschirm
Wie rächt man sich an Verkehrspolizisten?
Kontakt mit Linsen
Die Stimme des Blutes
Rote Haare sind Ansichtssache
Durch den Kakao gezogen
Titel, Tod und Teufel
Des Fiedlers Fluch
Das Glückder eigenen Parklaterne
Der Broadway ist off
Fremd in St. Pauli
Podmanitzki hat endlich Erfolg
Ein weitblickender Theaterleiter
Das Geisterkommando
Alles über Gerschon Messinger
Wie man Freunde gewinnt
Klepto-Philatelie
Aus Neu mach Alt
Hitze
Wo steckt Tuwal?
Das Wunderkind
Aus der Gründerzeit
Ein wirklich guter Freund
Ein Vorschlag, Vorschläge zu machen
Die vier apokalyptischen Fahrer
Buchwerbung
Verschlüsselt
Die Kraftprobe
Das Fernsehen als moralische Anstalt
Ich rufe noch einmal an
Die Rache des Kohlrabi
Hair
Alltag eines Berufshumoristen
1972
Kostenlose Reklame
Telefonokinese
Die lieben Hochzeitsgäste
Ein Schnuller namens Zezi
Eine anständige Aktentasche
Karriere beim Fernsehen
Feine Hausmannskost
Hiob und das Parkverbot
Der Motorrad-Stopper
Das Wunder von Eilat
Toto-Experten
Pedigree
Dressur
Gebrauchsanweisung
Alle Tiere sind schon da
Ein verkehrter Verkehrsunfall
Die Mantelhexen von Wien
Dem Jodeln eine Gasse
Wie heißt »olé« auf hebräisch?
Ich mache Karriere
Die Nacht der langen Messer
Neues von der Kunstbörse
Desdemona oder das blonde Gift
Anleitungen zur Bühnenlaufbahn
Josepha, die Freie
Papi als Schwimmlehrer
So kleben wir alle Tage
Auf dem Trockenen
Kapitel Sex
Die Drehkrankheit
Bargeldloser Verkehr
Wegen Überfüllung geöffnet
Ein Fest für Auge und Ohr
Benzin aus Grapefruitsaft
Es bleibt in der Familie
Die Schlüssel hat Gerschon
Die Sekretärin oder das Ende vom Lied
1973
Eine geschlossene Anstalt
Über das Streichen von Textzeilen
Shakespeare
O Solo mio
Exit
Fünf Tage im Leben eines mittelmäßigen Schauspielers
Ein literarischer Marathon
Hypnotisches Zwischenspiel
Podmanitzki ist pleite
Die Kritiker
Die Leberwurst-Affäre
Aasgeier
Anhaltende Ovationen
Kunstetters Ende
Über die Universalität des Theaters
Qui peut français? Je!
Früh übt sich oder die Abschlußfeier
Der Löw’ ist los
1974
Meine Masseneinwanderung
Wie werde ich wohnhaft?
Kredit auf lange Sicht
À la recherche du temps perdu
Wir kommen von der Stadtverwaltung
Wie man sich die Versicherung sichert
Apollo-11-Mission
Gefahren des Wachstums
Suppenkaspar
Niemand hört zu
Wer nichts fragt, lernt nichts
Wie unser Sohn Amir das Schlafengehen erlernte
Was Sie brauchen, ist ein guter Anwalt
Wunschloses Neujahr
Volk des Telefonbuches
Richtige Nummer – falsch verbunden
Gottes eigene Mafia
Ferner auf dem Programm
Das Fernseh-Taxi
Bankraub wie üblich
Amtshandlung mit menschlichen Zügen
Mit der U-Bahn in die Steinzeit
Sauberkeit
Schnappschütze
Die edle »Karate«-Kunst
Ich kam, sah und durfte nicht siegen
Hundstage
Offenes Gespräch mit einem Hund
Die Affäre Aristobulos
Erholung im Kibbuz
Eine abwechslungsreiche Konversation
Orgie unter Kontrolle
Frankie
Schallplatten ohne Schall
Die vollkommene Ehe
Koexistenz mit Ameisen
Ein Blick hinter die Kulissen der Schlagerindustrie
Wenn ich’s nicht vergesse
Anders als alle anderen
Joe, der freundliche Straßenräuber
Der lange Weg in die Freiheit
Jeder sein eigenes Wettbüro
Unverhoffte Erlebnisse eines Ministers
Ich habe ja so recht
Interview mit mir selbst
1976
Meine Stunde Null
Goldstein, kehre zurück, alles vergeben
Trommeln und Tschinellen
Wie parade ich Hit?
Frau Winternitz gegen Columbo
Kurzer Lehrgang im Profiringen
Warum ich Fußballfan bin
Ein Dichter wird geboren
Ein nicht ganz orthodoxes Gespräch
Kleine Geschenke erhalten Vater und Sohn
Ein Triumph der Technik
Der Kampf mit dem Installateur
Massive Massage
Unterwegs mit der Familie
Wie Napoleon besiegt wurde
Wer die Durchwahl hat, hat die Qual
Übergewicht
Das Trinkgeld-Problem
Die Brille, das unbekannte Wesen
Madeleine
Ein kapriziöses Persönchen
Ein authentisches Interview
Ein dreifaches Jubiläum
Die Bürde des weißen Mannes
Alarm
Befohlener Schutz
Anleitungen zum persönlichen Wohlstand
Erhöhter Einsatz
Kein Prinzip ohne Grundsatz
Der Aufstieg des Jakob Schreibermann
Man ist so alt, wie man ist
1977
Das Einstein-Jossele-System
Auf Ölsuche
Rettungsloses Schweigen
Zur Entlastung des Steuerzahlers
Neue Wege im Geschichtsunterricht
Gangsterfilm in Eigenproduktion
Rohmaterial für drei Geschichten
Werkstatt-Kabarett
Wegweisung
Ein Weltrekord an Dummheit
Der Eskimo-Effekt
Tragisches Ende eines Feuilletonisten
Geteilte Rechnung
Falsch geparkt ist halb gewonnen
Das Fleisch ist nicht immer schwach
Bewunderung à la Jossele
Kleine Spende – großer Dank
Gottes Hand und Josseles Fuß
Gefährlicher Friede
Sulzbaum ist erledigt
Die Sache läuft
Alarm und Seelenfrieden
Franzi ist menschlich
Sepp und Garfinkel
Nie wieder Pornofilm
Ein Denkmal für den Spinat
Freundschaftspreis
Inspektor Fischbaums sechster Sinn
Platonische Liebe
Rom sehen …
Tagungen müssen sein
Fernsehen hat Vorrang
Der Abend des langen Messers
Herzl-Schmerzl
Türkische Früchte
Dingsda
1979
Verwandtschaft bereichert das Leben ungemein
Geschwindigkeitsgrenzüberschreitung
Mein Vetter Egon
O Kalkutta!
Compukortschnoi
Weiblicher Instinkt
Gerschons Witwe
Traktat über die Nächstenliebe
Stille Post
Schluck auf, Schluck ab
»Sag Schalom«
Bitte nicht am Telefon
Paka
Ein Ei, das keinem andern gleicht
Geheimsprache für graue Zellen
Flüssiger Ablauf einer politischen Karriere
Rauchzeichen
Wozu der Lärm?
Vereinfachte Nachrichtenübermittlung
Lieber Besuch
Vergangener Appetit
Herkules und die sieben Kätzchen
Die Sache mit den Socken
Eine gemütliche Zusammenkunft
Ein hochinteresssantes Projekt
Seien Sie versichert
Die Jagd nach dem Yen
Der Mann, der immer Zeit hat
Tagebuch eines Budget-Gestalters
Armut bereichert
Beim Tee wird nicht gestreikt
Der rechte Mann am rechten Platz
Das Telefon, dein Freund und Helfer
»Sonst«
Hintergründiges zum Thema Musik
Beigelpsychologie
Nein, zur Messe geh ich nicht!
Zur Systematik des Klappentextes
Ein hoffnungsloser Einzelgänger
Zufällige Begegnungen
1981
Petersilie ist lustig
Die Liebe der Matrosen
Kettenreaktion
Die Abreibung
Rhapsodie in Grün
Kinderliebe
Ja, Mama
Festival im Ferienlager
Die Kunst des Überlebens als Untermieter
Weibliche Logik
Eine großartige Party
So eine Überraschung
Mit sicherem Instinkt
Fernseh-Früchte
Gloria, Mischa und die Mattscheibe
Was bin ich? Wer bin ich?
Die Stromrechnung
Der Alternativ-Kishon
1982
Der Schmelztiegel
Renanas Weg zur finanziellen Unabhängigkeit
Feiertagsgedanken
Beschwerdeführer leben gefährlich
»A« wie Aufzug
Freud und Praxis
Der Mann am Drücker
Eine kranke Kasse
Das Volk und sein Tribun
Zwischenbilanz
Die Katze als Wille und Vorstellung
Ein Strauß ohne Blumen
Die wundersamen Begleiterschei-
nungen der Elektronik
Conchita
Reisen bildet
Turnen um Taxis
Untergang der Zombies
O Tannenbaum
Der Wundergürtel
Aktion Superton
Schatten eines Riesen
Die Zerstörung des dritten Tempels
Der verwaltete Konkurs
Die Rezensionsschlacht
Selig, die reinen Herzens sind
Bruderschaft in Hollywood
Ich hatt einen japanischen Kameraden …
1984
Totalservice
Urlaub
Gamma-0-Delta ruft Mikro-2-Makro
Emanzipation
J.R.
Wohnungsmarkt
Verfolgungswahn
Geistesblitze
Auskunft
Damenschuhe
Kraftprobe
Linzertorte
Ein Bürger sieht rot
Freiheitsbewegung
Literatur
Genekologie
Terzett
Schlangengrube
Babysitter
Sozialpolitik
Plonski
Öffentlichkeitsarbeit
Schnarcherei
Wohltätigkeit
Dolmetscher
Sparmaßnahme
Karriere
Freitag
Ehrlichkeit
Pädagogik
Inflation
Profi
Eingeschrieben
Butterfly
Phantomzeichnung
Partnerschaft
Schlüsselerlebnis
Autostop
Antiquitäten
Disziplin
Kinnematographie
Fitneß
Petzer
Nikotin
Hörspiel
Trillerpfeife
Schnecken
Bücherschwemme
Kleingedrucktes
Gelbfieber
Telefonvorrang
Gutschein
Eßstreik
Notruf
Post mortem
Wunderwaffe
Bamramstraße
Kinderspiele
1985
Ein vierbeiniger Autofan
1987
Der Fall des Großindustriellen K.
1990
Willkommen im Friedenslager
Sieg der Antiterrorbürokratie
Marx hat gegeben, Marx hat genommen
1991
Genosse Chruschtschows Rede oder Ende des Personenkults
Rettet die Wirtschaft
Einfacher geht es nicht
Ein ganz normaler Wochentag
Der Fluch des Budgets
Sehr geehrter Herr Finanzminister
1992
Nach dem Sündenfall
Das Blinde-Kuh-Spiel
Zigeunerschnitzel auf »Fremde-Gattin-Art«
1994
Geständnis des Apfelwurms an der Polizeistation Himmelpforte im Jahre 3013 v. Ch.
Sprechstunde einfach kompliziert
Ein unheilbarer Fall von Telefonitis
Götter auf sechs Zylindern oder Gaudi bei Audi
Blackprint
Eine fast ungebrochene Zuneigung
Das Hamsterfest oder Brot nach Großmutterart
Ein melancholischer Freudentag oder Karneval der Netzstrümpfe
Generationskonflikt auf literarischer Ebene
Disziplin fängt bei den Eltern an
Der archaische Großvater oder Schonzeit für Regenschirme
Ein praktischer Ratgeber zur professionellen Verleumdung
Ein Tag im Leben eines wahrhaft Gerechten
1996
Omsk bleibt doch hebräisch
Keine Bazillen für Korea
1998
Nicht ohne meine Erdnuß!
Wo die Gerüchte blühen
Nur nicht den Kopf verlieren
Halali!
Enorm in Form
Stegreifkabarett
Die Lokomotivenaffäre
Preiswürdigkeit
Jossele langweilte sich. »Weißt du was?« sagte er endlich. »Spielen wir Poker!«
»Nein«, sagte ich. »Ich hasse Karten. Ich verliere immer.«
»Wer spricht von Karten? Ich meine jüdisches Poker.«
Jossele erklärte mir kurz die Regeln. Jüdisches Poker wird ohne Karten gespielt, nur im Kopf, wie es sich für das Volk des Buches gehört.
»Du denkst dir eine Ziffer und ich denk mir eine Ziffer«, erklärte mir Jossele. »Wer sich die höhere Ziffer gedacht hat, gewinnt. Das klingt sehr leicht, hat aber viele Fallen. Nu?«
»Einverstanden«, sagte ich. »Spielen wir.«
Jeder von uns setzte fünf Pfund ein, dann lehnten wir uns zurück und dachten uns Ziffern aus. Jossele deutete mir durch eine Handbewegung an, daß er eine Ziffer hätte. Ich bestätigte, daß auch ich soweit sei.
»Gut«, sagte Jossele. »Laß hören.«
»11«, sagte ich.
»12«, sagte Jossele und steckte das Geld ein. Ich hätte mich ohrfeigen können. Denn ich hatte zuerst 14 gedacht und war im letzten Augenblick auf 11 heruntergegangen, ich weiß selbst nicht warum.
»Höre«, sagte ich zu Jossele. »Was wäre geschehen, wenn ich 14 gedacht hätte?«
»Dann hätte ich verloren. Das ist ja der Reiz des Pokerspiels, daß man nie wissen kann, wie es ausgeht. Aber wenn deine Nerven zu schwach dafür sind, dann sollten wir Schluß machen.«
Ohne ihn einer Antwort zu würdigen, legte ich zehn Pfund auf den Tisch. Jossele ebenso. Ich kam mit 18 heraus.
»Verdammt«, sagte Jossele. »Ich hab nur 17.«
Zufrieden strich ich das Geld ein. Jossele hatte sich wohl nicht träumen lassen, daß ich die Tricks des jüdischen Pokers so rasch begreifen würde. Er hatte vielleicht an 15 oder 16 gedacht, aber bestimmt nicht an 18. In seinem Ärger verdoppelte er seinen Einsatz.
»Wie du willst«, sagte ich und unterdrückte nur mühsam den Triumph in meiner Stimme, weil ich mittlerweile auf eine phantastische Ziffer gekommen war: 35!
»Komm heraus«, sagte Jossele.
»35!«
»43!«
Und nahm die vierzig Pfund. Ich fühlte, wie mir das Blut zu Kopf stieg. Meine Stimme zitterte.
»Warum hast du vorhin nicht 43 gesagt?«
»Weil ich mir 17 gedacht hatte«, antwortete Jossele entrüstet. »Das ist ja das Aufregende an diesem Spiel, daß man nie …«
»Fünfzig Pfund«, unterbrach ich trocken und warf die Banknote auf den Tisch. Jossele legte seine Pfundnote herausfordernd langsam daneben. Die Spannung wuchs ins Unerträgliche.
»54«, sagte ich mit gezwungener Gleichgültigkeit.
»Zu dumm«, fauchte Jossele. »Auch ich habe mir 54 gedacht. Wir müssen noch einmal spielen.«
In meinem Hirn arbeitete es blitzschnell. Du glaubst wahrscheinlich, daß ich wieder mit 11 oder etwas Ähnlichem herauskommen werde, mein Guter. Aber du wirst eine Überraschung erleben! Ich wählte die unschlagbare Ziffer 69 und sagte zu Jossele:
»Jetzt kommst einmal du als erster heraus, Jossele.«
»Bitte sehr.« Verdächtig rasch stimmte er zu. »Mir kann’s recht sein. 70.«
Ich mußte die Augen schließen. Meine Pulse hämmerten, wie sie seit der Belagerung von Jerusalem nicht mehr gehämmert hatten.
»Nun?« drängte Jossele. »Wo bleibt deine Ziffer?«
»Jossele«, flüsterte ich und senkte den Kopf. »Ob du’s glaubst oder nicht, ich hab sie vergessen.«
»Lügner«, fuhr Jossele auf. »Du hast sie nicht vergessen, ich weiß es. Du hast dir eine kleinere Ziffer gedacht und willst jetzt nicht damit herausrücken. Ein alter Trick. Schäm dich!«
Am liebsten hätte ich ihm die Faust in seine widerwärtige Fratze geschlagen. Aber ich beherrschte mich, erhöhte den Einsatz auf hundert Pfund und dachte im gleichen Augenblick »96«, eine wahrhaft mörderische Ziffer.
»Komm heraus, du Stinktier!« zischte ich.
Jossele zischte zurück: »1683!«
»1800«, flüsterte ich kaum hörbar.
»Gedoppelt«, rief Jossele und ließ die hundert Pfund in seiner Tasche verschwinden.
»Wieso gedoppelt? Was soll das heißen?!«
»Nur ruhig. Wenn du beim Poker die Selbstbeherrschung verlierst, verlierst du Hemd und Hosen«, sagte Jossele von oben herab. »Jedes Kind kann dir erklären, daß meine Ziffer als gedoppelte höher ist als deine.«
»So einer bist du also«, brachte ich mühsam hervor. »Mit solchen Mitteln versuchst du’s. Als hätte ich’s beim letzten Mal nicht genauso machen können.«
»Natürlich hättest du’s ganz genauso machen können«, bestätigte mir Jossele. »Es hat mich sogar überrascht, daß du es nicht gemacht hast. Aber so geht’s im Poker, mein Junge. Entweder kannst du’s, oder du kannst es nicht. Und wenn du es nicht kannst, dann laß die Finger davon.«
Der Einsatz betrug jetzt zweihundert Pfund.
»Deine Ansage«, knirschte ich.
Jossele lehnte sich ganz langsam zurück und sagte aufreizend ruhig: »4.«
»100000«, trompetete ich.
Ohne die geringste Erregung verkündete Jossele: »Ultimo!«
Und nahm die zweihundert Pfund.
Schluchzend brach ich zusammen. Jossele streichelte meine Hand und belehrte mich, daß nach dem sogenannten Hoyleschen Gesetz derjenige Spieler, der als erster »Ultimo« ansagt, auf jeden Fall und ohne Rücksicht auf die Ziffer gewinnt. Das sei ja gerade der Spaß beim Pokern, daß man innerhalb weniger Sekunden…
»Fünfhundert Pfund!«
Wimmernd legte ich mein letztes Geld in die Hände des Schicksals.
Josseles Pfunde lagen daneben. Auf meiner Stirn standen kalte Schweißperlen. Ich sah Jossele scharf an. Er wirkte völlig gelassen, aber seine Lippen zitterten ein wenig, als er fragte: »Wer sagt an?«
»Du«, antwortete ich lauernd. Und er ging mir in die Falle.
»Ultimo«, sagte er und streckte die Hand nach dem Geld aus.
»Einen Augenblick«, sagte ich eisig. »Ben Gurion.« Und schon hatte ich das Geld bei mir geborgen. »Ben Gurion ist noch stärker als Ultimo«, erläuterte ich. »Aber es wird spät. Wir sollten Schluß machen.«
Schweigend erhoben wir uns. Ehe wir gingen, unternahm Jossele einen kläglichen Versuch, sein Geld zurückzubekommen. Er behauptete, das mit Ben Gurion sei eine Erfindung von mir.
Ich widersprach ihm nicht.
»Schau«, sagte ich, »darin besteht ja gerade der Reiz des Pokerspiels, daß man gewonnenes Geld niemals zurückgibt.«
Es begann damit, daß ich zwecks Einfuhr eines Röntgenapparates bestimmte Schritte unternehmen mußte. Ich rief im Ministerium für Heilmittelinstrumente an und erkundigte mich, ob man für die Einfuhr eines Röntgenapparates eine Lizenz benötigte, auch wenn man den Apparat von Verwandten geschenkt bekommen hat und selbst kein Arzt ist, sondern nur an Bulbus duodenitis leidet und den Magen so oft wie möglich mit Röntgenstrahlen behandeln muß.
Im Ministerium ging alles glatt. Am Informationsschalter saß ein junger Mann, der seinen Onkel vertrat. Der Onkel war gerade zur Militärübung für Reservisten abkommandiert, und der junge Mann schickte mich zu Zimmer 1203, von wo man mich auf Nr. 4 umleitete. Nachdem ich noch die Nummern 17, 3, 2004, 81 und 95 absolviert hatte, erreichte ich endlich Nr. 604, das Büro von Dr. Bar Cyanid, Konsulent für externe Röntgenbestrahlung.
Vor Zimmer Nr. 604 stand niemand. Trotzdem wurde ich belehrt, daß man nur mit einem numerierten Passierschein eintreten dürfe, der auf Nr. 18 erhältlich sei. Diese Passierscheine sollten die lästige Schlangenbildung verhindern.
Vor Zimmer Nr. 18 stand eine entsetzlich lange Schlange. Ich rechnete blitzschnell: Selbst wenn niemand länger als 30 Sekunden bräuchte und jeder fünfte durch plötzlichen Tod ausfiele, käme ich frühestens in fünf bis sechs Jahren dran. Das ist, angesichts der schwierigen wirtschaftlichen Verhältnisse, unter denen wir leben, eine sehr lange Zeit.
Eine gewisse Selbstsucht, die mich immer wieder befällt, verleitete mich, Zimmer Nr. 17 zu betreten und von dort in Zimmer Nr. 18 vorzudringen, wo man die Nummernscheine zur Vermeidung von Schlangenbildung bekam. Das Zimmer war leer. Nur hinter dem Schreibtisch saß ein vierschrötiger Beamter, der mich durchdringend ansah und – vielleicht aus Schreck über mein Auftauchen – folgendes hervorstieß: »Eintritt durch den Nebenraum verboten. Wer durch die Seitentüre kommt, wird nicht abgefertigt. Haben Sie draußen keine Schlange gesehen? Auch Sie müssen sich anstellen, genau wie jeder andere!«
In solchen Situationen muß man sich etwas Ungewöhnliches einfallen lassen, sonst ist man verloren.
»Bulbus«, sagte ich mit Nachdruck. »Bulbus duodenitis.«
Der Beamte war offenbar ein medizinischer Laie. Er glotzte mich verständnislos an. »Was?« fragte er. »Wer? Wieso?«
Und in diesem Augenblick kam mir der erlösende Einfall, der sehr wohl zu einem epochalen Umschwung in der Geschichte des israelischen Schlangestehens führen könnte.
»Dvargitschoke plokay g’vivtschir?« äußerte ich in fragendem Tonfall und mit freundlichem Lächeln. »Schmusek groggy. Latiten?«
Das blieb nicht ohne Wirkung.
»Redste Jiddisch?« fragte der Beamte. »Odder vielleicht du redst Inglisch?«
»Dvargitschoke plokay.«
»Redste Fransoa?«
»G’vivtschir u mugvivtschir …«
Der Beamte erhob sich und rief seinen Kollegen aus dem Nebenzimmer.
»Der arme Kerl spricht nur Ungarisch«, informierte er ihn.
»Du stammst doch aus dieser Gegend. Vielleicht kommst du dahinter, was er will?«
»Chaweri«, sprach der andere mich an. »Te mit akarol mama?«
»Dvargitschoke plokay«, lautete meine prompte Antwort. »Latiten?«
»Wie bitte?«
Der Transsylvanier versuchte es noch mit Rumänisch und einem karpatho-ruthenischen Dialekt, zuckte die Achseln und ging. Als nächster kam ein hohlwangiger Kassierer aus der Abteilung für Kalorienforschung und unterzog mich einer arabischen, einer türkischen und einer holländischen Dvargitschok und hob bedauernd die Arme. Ein Ingenieur aus dem zweiten Stock ging mit mir fast alle slawischen Sprachen durch, das Ergebnis blieb negativ. Sodann wurde ein Botenjunge aufgetrieben, der Finnisch sprach. »Schmusek«, wiederholte ich verzweifelt. »Schmusek groggy.« Der Moderator für die Belebung toter Sprachen wollte mich in eine lateinische Konversation verwickeln, der Generaldirektor des Amtes in eine rhätoromanische. »G’vivtschir«, war alles, was sie aus mir herausbekamen. Eine unbekannte Dame erprobte an mir ihre italienischen, spanischen und japanischen Sprachkenntnisse, der Portier des Gebäudes, ein Immigrant aus Afghanistan, nahm mit Freuden die Gelegenheit wahr, einige Worte in seiner Muttersprache zu äußern, und gab freiwillig noch einige Brocken Amharisch drauf. Ein Buchhalter – Pygmäe und möglicherweise Kannibale – versuchte sein Glück mit dem Dialekt des Balu-Balu-Stammes. Um diese Zeit war bereits eine ansehnliche Menschenmenge um mich versammelt, und jeder entwickelte seine eigene Theorie, woher ich käme und was ich wollte. Die Schalterbeamten tippten darauf, daß ich der Mischling einer Mestizenmutter mit einem weißen Indianervater sei, die Buchhalter hielten mich für einen Eskimo, was jedoch vom Leiter der Osteuropa-Abteilung, der selbst ein Eskimo war, entschieden bestritten wurde. Der Chefkontrolleur des Amtes für verschwindende Vorräte, unternahm einen tapferen Klärungsversuch auf Siamesisch, scheiterte jedoch an meiner soliden Verteidigung mit Dvargitschoks. Nicht besser erging es dem Verwalter der Öffentlichen Illusionen auf Aramäisch. »Plokay.« Wallonisch. Baskisch. »Mugvivtschir.« Norwegisch, Papuanisch, Griechisch, Portugiesisch, Tibetanisch, Ladinisch, Litauisch, Suaheli, Esperanto, Volapük … nichts. Kein Wort.
Nach und nach brachen die um mich Stehenden erschöpft zusammen. Da machte ich ein paar rasche Schritte zum Schreibtisch des Beamten und riß – als hätte ich sie eben erst entdeckt – einen der dort liegenden Nummernscheine an mich.
»Er will eine Nummer!« Die frohe Botschaft verbreitete sich wie ein Lauffeuer durch die Büros und Gänge. »Eine Nummer will er haben! Endlich! Eine Nummer! Halleluja!«
Die Beamten zwangen mir zur Sicherheit einen zweiten Nummernzettel auf, klopften mir auf die Schultern, gratulierten mir, umarmten mich, und wenn ich nicht irre, küßte ein Kassierer sogar den Saum meines Gewandes. Tränen standen in aller Augen, und der Jubel war allgemein.
»Dvella«, murmelte ich und war selbst ein wenig bewegt. »Dvella.«
Zu Hause fand ich in meinen Jackentaschen noch weitere zwanzig Nummernzettel.
Neueinwanderer können im allgemeinen tun, was sie wollen. Im ersten Jahr ihrer Ansässigkeit brauchen sie nicht einmal Einkommensteuer zu zahlen. Manche unternehmungslustigen israelischen Bürger machen einen ganz anständigen Lebensunterhalt daraus, daß sie in bestimmten Zeitabständen das Land verlassen und als Neueinwanderer wiederkommen. Trotz dieser Vergünstigung gilt ein Neueinwanderer, der sich über nichts beklagt, entweder als Idiot oder als Großkapitalist. (Das gesamte Großkapital ist hierzulande in jüdischen Händen, ein Umstand, der allseits heftigen Unwillen erregt.)
Auch die Lage der mittellosen Neueinwanderer, die sich seltsamerweise in der Überzahl befinden, ist keineswegs hoffnungslos. Es gibt Leute, die vor zwanzig Jahren mit einem einzigen Koffer ins Land gekommen sind, und heute besitzen sie diesen Koffer noch immer. Sie sind die sogenannten »Oldtimer«, die um ihrer Ideale willen gelitten haben, als sie jung waren. Sie haben sich bis heute eine gesunde Feindseligkeit gegen alle jene bewahrt, die erst später gekommen sind und die – nach Meinung der Oldtimer – das reine Luxusleben führen.
Zorn und Abscheu spiegelten sich in den Gesichtszügen jenes älteren Herrn, der mich eines Tags vor dem Eingang zum Kino anhielt.
»Wohin so eilig, Jossele?«
Ich gestand ihm, daß ich mir eine Eintrittskarte fürs Kino gekauft hätte.
»Eintrittskarte fürs Kino?« wiederholte er voll Verachtung. »In deinem Alter war ich froh, wenn ich mir eine Gurke zum Nachtmahl kaufen konnte. Aber Kinokarten? Vor dreißig Jahren hat kein Mensch daran gedacht, ins Kino zu gehen. Damals sind hier noch die Tragkamele vorbeigezogen, und von den Boulevards konnte man aufs offene Meer hinaussehen.«
»Interessant«, sagte ich. »Aber jetzt muß ich nach Hause.«
»Nach Hause?« Er nickte bitter. »Wir hatten kein Zuhause. Wir pflegten ein paar Schachteln und Konservenbüchsen übereinander zu schichten, verklebten das Ganze mit Packpapier – und das war unser Zuhause. Hast du Möbel?«
»Nicht der Rede wert.« Ich wurde vorsichtig. »Meistens sitzen wir auf Ziegelsteinen.«
»Ziegelsteine?! Von Ziegelsteinen wagten wir nicht einmal zu träumen! Wo hätten wir das Geld für Ziegelsteine hernehmen sollen?«
»Ich weiß nicht«, gestand ich kleinlaut. »Um die Wahrheit zu sagen: Ich habe die Ziegelsteine nicht gekauft, sondern von einem unbewachten Bauplatz gestohlen.«
»Gestohlen!« Die Stimme des alten Herrn bebte vor Zorn. »Ich habe achtzehn Jahre lang hier gelebt, ehe ich es wagte, meinen ersten Ziegelstein zu stehlen! Wir hatten damals nicht einmal Sand, um darauf zu liegen. – Trinkst du Wasser?«
»Sehr selten. Vielleicht einmal in der Woche.«
»Einmal in der Woche?« Er packte mich an den Schultern und schüttelte mich, als ob er mich mixen wollte. »Bist du dir klar darüber, Bürschchen, daß man seinerzeit in Jerusalem für Wasser bares Geld zahlen mußte? Die Zunge klebte uns am Gaumen, aber wir konnten unseren Durst nicht löschen. Wir hatten nicht einmal den lumpigen Piaster, Jossele, um uns ein Glas Wasser zu kaufen!«
»Ich heiße nicht Jossele«, warf ich ein. »Und überhaupt, ich kenne Sie nicht, mein Herr.«
»Du kennst mich nicht?« brüllte mein Gesprächspartner. »Wenn wir in deinem Alter die Frechheit gehabt hätten, jemanden nicht zu kennen, hätte man uns windelweich geprügelt! Aber ihr jungen Grünschnäbel von heute könnt euch natürlich alles erlauben …«
Damit ließ er mich stehen und ging zornig seines Weges. Ich war niedergeschmettert. Der Boden schwankte unter meinen Füßen. Ich mußte mich hinlegen. Ein Taxi überfuhr mich. Früher einmal mußten die Pioniere achtzehn bis zwanzig Jahre warten, bevor sie zum ersten Mal von einem Taxi überfahren wurden. Die Zeiten haben sich geändert.
Mein langweiliger Cousin Schimon konnte sich vor Freude über meine Ankunft nicht fassen, als ich ihn damals im Kibbuz besuchte. Er war gerade an diesem Tag in ein neues Zimmer übersiedelt, sein kleiner Junge lag mit Masern im Bett, seine Frau spielte Hebamme bei einer widerstrebenden Kuh, und er selbst mußte dringend in den Speisesaal, wo eine Vollversammlung über den Fall eines Kibbuzmitgliedes beraten sollte. Dieses Mitglied hörte auf den Namen »Ricki der Verrückte« und verlangte aus der Kibbuzkasse schon seit Wochen eine Summe von 4400 Pfund.
»Wozu braucht ein Kibbuznik Geld?« fragte ich meinen Cousin, während ich hinter ihm zum Speisesaal rannte. Schimon, der Schatzmeister des Kibbuz war, antwortete:
»Er will eine Frau kaufen.«
Vor einiger Zeit war nämlich Ricki der Verrückte mit der Funktion eines »Einkäufers« betraut worden, hatte in einer von Jemeniten bewohnten Nachbarsiedlung zu tun gehabt und sich dort Hals über Kopf in ein jemenitisches Mädchen namens Chefzibah verliebt. Daß Rickis Familienname Kraus war und Chefzibas Familienname Habifel, störte ihn nicht.
Papa Habifel erteilte sofort seine Zustimmung. Mehr als das, wegen der Jugendlichkeit des Bräutigams verlangte er für seine Tochter nur 4400 Pfund in bar.
Herrn Habifels Forderung verblüffte Ricki, aber der alte Mann erklärte ihm mit patriarchalischer Geduld, daß er als Vater Anspruch darauf hätte, die in seine Tochter investierten Spesen zurückzubekommen. Ricki der Verrückte mußte einsehen, daß es sich hier um eine uralte, unabänderliche jüdische Sitte handle.
Was tut ein normaler Stadtbewohner unter solchen Umständen? Er nimmt ein Darlehen bei einer Bank auf, verkauft den Familienschmuck seiner Großmutter, veruntreut Firmengelder oder macht Überstunden. Ein Kibbuznik hat aber keine Großmutter mit Familienschmuck, keine Bank und keine Firmenkasse. Er hat nichts zu verkaufen, außer seinem reinen Gewissen, und dafür bekäme er höchstens fünfzig bis sechzig Pfund. Er kann also nur von der Kibbuzverwaltung das Geld zum Kauf einer Gattin verlangen.
Die Kibbuzverwaltung lehnte den Wunsch Rickis des Verrückten nach kurzer Debatte ab, und zwar aus drei Gründen: 1. Man kauft keine Frau für bares Geld. 2. Wir leben nicht mehr in der Steinzeit. 3. Hat man so etwas je gehört?
Das Sekretariat bot jedoch an, mit dem alten Herrn Habifel zu verhandeln. Und so begaben sich der Kibbuzsekretär und die Vorsitzende des Sozialausschusses in die jemenitische Nachbarsiedlung. Nach zwei Tagen kamen sie zurück und berichteten der Vollversammlung, daß schließlich und endlich, bei nüchterner Betrachtung der jemenitischen Lebensformen, daß also, kurz und gut und im Grunde, gegen die Forderung von Herrn Habifel nichts einzuwenden sei. 4400 Pfund sei aber ein exorbitant hoher Preis, den man unmöglich zahlen könne. Für 400 Pfund bekäme man ja schon eine Kuh oder eine Dieselpumpe.
Ricki der Verrückte schlug Krach, daß die Wände zitterten. Er verwahrte sich dagegen, daß man seine Chefzibah mit einer Kuh vergliche, und verlangte auf der Stelle das Geld, sonst würde er sofort aus dem Kibbuz austreten.