Hunde, wollt ihr ewig wählen
»Ist es wahr, daß sie Hunde klonen?«
»Unsinn. Einen einzigen Hund haben sie geklont, und es waren Koreaner, die es taten.«
»Kann man auch Koreaner klonen?«
»Wahrscheinlich. Aber nicht am Sonntag.«
»Und warum sonntags nicht?« Wie immer, wenn es um Hunde geht, ist Frau Hoffmann hellwach. Sie sitzt angespannt wie ein Tiger, der durch einen brennenden Reifen springen soll. Ich hingegen bin schläfrig vom Wein zum Mittagessen: »Weil Gott am Sonntag auch nicht gearbeitet hat.«
Sie überlegt. Kratzt sich also, putzt sich, bürstet ihren Schwanz. Dann fragt sie:
»War Gott in der Gewerkschaft?«
Endlich mal eine Frage, die im Zusammenhang mit dem Papst-Hype noch nicht gestellt wurde. Ein Fall für Ratzinger.
»Wäre er in der Gewerkschaft gewesen, wäre die Welt noch nicht fertig.«
»Weil er polnischen Klempnern und chinesischen Gärtnern die Mitarbeit verweigert hätte?«
»Genau!« (Wie sie die Zusammenhänge durchschaut! Schlaue Katze.)
»Bist du auch in der Gewerkschaft?« (Blöde Katze. Sitzt den ganzen Tag auf meinem Arbeitstisch und zählt die Stunden nicht.)
»Ich bin ein Intellektueller, und Intellektuelle sind nicht in einer Gewerkschaft.«
»Du kannst also klempnern und Bäume pflanzen?« Und als ich ihre aufkommende Bewunderung dämpfe, setzt sie nach: »Kannst du auch Hunde klonen?«
Immer nur Hunde. »Gibt es für dich kein anderes Thema?«
»Wieso? Schließlich ist die Hundeplage hierzulande größer als die Heuschreckenplage, vor der Häuptling Roter Schal immer warnt.«
Kann es sein, daß Frau Hoffmann recht hat? Von Zeit zu Zeit fängt sie zwar eine Heuschrecke, die sie mit Genuß frißt. Hunde hingegen verspeist sie schon zum Frühstück, da unterscheidet sie sich nicht vom Springer-Verlag, nur daß man dort Sozialisten bevorzugt.
Nach einer Schweigeminute setzt sie das Verhör fort.
»Du bist also ein Intellektueller. Woran erkennst du das?«
»Wie ich schon sagte: Ich bin nicht in der Gewerkschaft. Ich bin nicht rentenberechtigt und habe immer die falsche Partei gewählt.«
»Aber Intellektuelle sind doch alle in der Partei des Kanzlers und gehen in Berlin ein und aus. Wann warst du denn das letzte Mal in Berlin?«
»Du solltest dich daran erinnern. Wir waren damals zusammen in Berlin …«
»Richtig. Wir wohnten über dieser Baustelle, wo nicht gebaut wurde.«
»Ist inzwischen fertiggebaut.«
»Potztausend! Ist das Schloß auch wiederaufgebaut?«
»Noch gar nicht angefangen. Die suchen noch nach einem Backenzahn von Kaiser Wilhelm.«
»Ja, in Berlin hat es mir gut gefallen. Vor allem diese fabelhafte Fußbodenheizung! Haben alle Berliner so eine?«
»Aber ja doch. Das ist der Grund, warum sie sich so ungern abwählen lassen.«
»Kann ich verstehen. Um so mehr wundert’s mich, daß du nicht auch in Berlin bist bei deinen intellektuellen Kollegen, den Malern und Friseuren.«
»Eine Fußbodenheizung haben wir auch hier. Sie ist nur nicht eingeschaltet.«
»Warum denn nicht, um Himmels willen?«
»Weil sie falsch installiert wurde; übrigens von einem polnischen Klempner.«
»Und warum hast du keinen deutschen genommen?«
»Sie sollte noch vor dem Winter fertig werden.«
Frau Hoffmann springt vom Tisch auf die Fensterbank, wobei sie einige Papiere in den Abgrund schickt, darunter die Ölrechnung. »Es wird ein kalter Winter werden«, sage ich mehr zu mir als zur Katze und krieche unter den Tisch. »In einem besseren Deutschland«, fügt sie hinzu, die an die Wahlpropaganda der Parteien glaubt.
»Was soll daran besser sein, wenn ich die Ölrechnung nicht bezahlen kann?« Ich wedele mit dem fraglichen Dokument in ihre Richtung.
»Wenn sie dein Geld nicht kriegen, können sie ihre Haßprediger nicht mehr bezahlen!«
»Das glaubst du! Aber die sind nicht in der Gewerkschaft und predigen auch umsonst.«
»Schön blöd …«, sagt Frau Hoffmann und outet sich damit als sozialistischer Schläfer.