Cover 11


Heliosphere 2265
Band 11
„Vergeltung“

von Andreas Suchanek

 

Impressum

 

Cover: Arndt Drechsler
Lektorat: Daniela Höhne, Christian Handel
Layout: Andreas Suchanek
Logodesign: Daniel Szentes
Innenillustrationen: Anja Dyck

 

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.

© 2013 Andreas Suchanek
Herausgeber: Andreas Suchanek
Herstellung und Verlag:
Greenlight Press
Andreas Suchanek
Leopoldstr. 5b
76133 Karlsruhe

E-Mail-Kontakt: asuchanek@greenlight-press.de

ISBNs: 

978-3-944652-34-4 (E-Book Mobipocket)

978-3-944652-35-1 (E-Book Epub)

978-3-944652-36-8 (E-Book PDF)


Sie finden uns im Internet unter:
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https://www.facebook.com/Heliosphere2265


Nachwort VI


Hallo liebe Leser und willkommen zum sechsten Nachwort. 


Von diesem Punkt an empfehle ich jedem, das Nachwort erst nach dem Roman zu lesen. Wie auch zuvor werde ich ein wenig auf die vorliegende Geschichte eingehen und gerade jetzt würden euch Spoiler zweifellos den Spaß verderben.

Ihr merkt es zweifellos an der Dichte von „Vergeltung“ – wir haben ganze drei Handlungsebenen -, dass wir uns rasant dem Finale nähern. Schon jetzt warten die ersten Antworten, der Rest mitsamt dem großen Knall, erwartet euch im kommenden Roman. In der Riege der Korrekteure und Testleser wird schon heftig über die Ereignisse des vorliegenden Bandes gerätselt und diskutiert. Ich bin natürlich auf euer Feedback gespannt.

Während wir also nun wissen, was sich in der geheimnisvollen Kaverne auf Pearl befindet und auch der Zusammenhang mit Melnikow und Stark aufgedeckt wurde, sind die Auswirkungen noch nicht abzusehen. Hervorheben möchte ich an dieser Stelle noch einmal das Cover, mit dem Arndt Drechsler sich meiner Meinung nach wieder mal selbst übertroffen hat. Auf ihm ist niemand anderes als Admiral Santana Pendergast zu sehen, die von der Raumstation aus den Flug der Torpedos beobachtet, mit denen die Opfer des Erios-Anschlags bestattet werden. Aus diesem Grund steht auf den Torpedos auch das R.I.P. („Rest in Peace“ also „Ruhe in Frieden“). Und eines dürfte schon jetzt klar sein, die gute Admiralin hat endgültig genug von ihrem ehemaligen Kollegen und jetzigen Imperator, Björn Sjöberg. 

Unklar ist bisher die Rolle von Cassandra Bennett, ihre technischen Möglichkeiten und die wahre Gefahr, die von dem Menger-Schwamm (alias TRION-Fragment) ausgeht. Viele Fragen werden schon jetzt beantwortet, zahlreiche bleiben noch unbeantwortet. Doch das Netz ist nahezu fertig geknüpft und so wird mit dem nächsten Roman recht schnell klar werden, was hinter allem steckt und vor allem: wie es direkt im Anschluss im zweiten Zyklus weitergeht (darüber werde ich im nächsten Nachwort ein wenig mehr plaudern).

An dieser Stelle sei übrigens noch einmal betont, dass es zwischen dem ersten und dem zweiten Zyklus keine Pause geben wird. Zwar kam es in der Vergangenheit immer mal wieder zu kleineren Verzögerungen (so auch bei diesem Roman), die ich leider nicht verhindern konnte, aber nach „Omega – Der Jahrhundertplan“ geht es im Monat darauf nahtlos weiter.

An dieser Stelle übrigens noch ein großer Dank an alle Leser, die mir ihr Feedback über Kundenbewertungen und Rezensionen in Blogs zukommen lassen. Das ist wirklich toll. Und daran schließe ich auch direkt einen Aufruf an. Im Gegensatz zu anderen E-Book- und Printbuchreihen, können wir beide Medien leider nicht von Amazon verknüpfen lassen. Normalerweise werden Rezensionen zu E-Books direkt in den Bewertungsbereich der Printausgabe übertragen. Da bei uns aber zwei E-Books in einem Buch erscheinen, würde das Chaos bedeuten – Rezensionen aus E-Book 1 würden auch in E-Book 2 übertragen und umgekehrt. Das würde die realistische Aussage total verfälschen. Aus diesem Grund meine Bitte an jeden, der eine Kundenbewertung geschrieben hat: Ich würde mich freuen, wenn ihr diese auch in den Bereich des jeweiligen Taschenbuchs kopiert. Denn dort melden sich nur wenige zu Wort – und das sind die Unzufriedenen (die kontinuierlichen Leserzahlen sprechen gegen diese schlechte Bewertung).

Ich kann hier auch schon mal ankündigen, dass es ein paar schöne Neuigkeiten zu „Heliosphere 2265“ gibt. Da mir aber noch die eine oder andere endgültige Zusage fehlt, vertröste ich euch auf das Nachwort zum 12. Roman. Darin gibt es neben einem kleinen Rückblick auch einen Ausblick, Neuigkeiten zur Serie und dem Verlag.

Was ich schon jetzt sagen kann – und was aus der Vorschau ja auch schon hervorging, ist: Der nächste Roman wird aus zwei Geschichten bestehen. Einmal wäre da „Der Jahrhundertplan“, der Sarah McCall in den Mittelpunkt stellt. Diesen Teil könnte man wohl problemlos mit „Antwort-Roman“ bezeichnen. Danach folgt „Omega“, der das Ende einleitet – für den ersten Zyklus.

An dieser Stelle soll natürlich noch das neueste Kind der „Greenlight Press“ Erwähnung finden. „Eon – Das letzte Zeitalter“ geht im Oktober mit Band 2 weiter. Laut ersten Rezensionen kommt der Auftaktroman gut an und das freut Sascha Vennemann (Sternenfaust, Maddrax) natürlich sehr – und mich nicht minder. Wer alle Neuigkeiten zum Verlag und beiden Serien immer direkt erhalten möchte, dem sei unser Newsletter (auf www.greenlight-press.de) empfohlen, ebenso die Facebook-Seiten zu den Serien, den Autoren und dem Verlag.

Damit wünsche ich euch noch eine schöne Zeit. Ich hoffe, wir lesen uns in einem Monat wieder, wenn die Serie mit dem zwölften Roman das Finale des ersten Zyklus ebenso feiert, wie ihr einjähriges Bestehen. Feedback ist wie immer sehr erwünscht. Hierzu einfach eine Facebook-Message verwenden, das Kontakt-Formular auf der Website oder die E-Mail: asuchanek@greenlight-press.de). 

Bis bald.


Ettlingen, 15.09.2013 


Signum2


Andreas Suchanek



Die Crew der HYPERION

Captain Jayden Cross
Kommandant der HYPERION

 

Commander Noriko Ishida
1. Offizierin der HYPERION

Lieutenant Commander Lukas Akoskin
Taktik- und Waffenoffizier

 

Lieutenant Commander Tess Kensington
Ortungsoffizierin

Lieutenant Peter Task
Navigationsoffizier

 

Larik

Lieutenant Michael Larik
Kommunikationsoffizier


Lieutenant Commander Giulia Lorencia
Chefingenieurin (L.I.)

 

Lieutenant Commander Alpha 365
Sicherheitschef

Doktor Irina Petrova
Chefärztin

 

Doktor Janis Tauser
Psychologe


McCall

Sarah McCall

Herkunft unbekannt


Eon - Das letzte Zeitalter

Glossar


E.C. (Executive Controller)

Nach den Ereignissen von Band 4 "Das Gesicht des Verrats", werden von Sjöberg auf den Schiffen der Space Navy sogenannte 'Executive Controller" eingesetzt. Die jeweilige Person steht hierarchisch über dem Kommandanten des Schiffes und kann dessen Befehle auser Kraft setzen. Der E.C. sucht nach illoyalem Verhalten und gibt am Ende jeder Mission eine Evaluierung der Kommandocrew ab. Der E.C. gilt als Schnittstelle zwischen Millitär und der Inner Security Police. An Bord der HYPERION ist E.C. Johnston eingesetzt.


Fusionsbombe

Eine Fusionsbombe gilt als eine der furchtbarsten Waffen. Auf einen Planeten abgefeuert, wird eine Fusionsreaktion ausgelöstet, die dessen Masse zu Energie verarbeitet und ihn so innerhalb weniger Minuten komplett zerstört.


Holochair

Er ermöglicht die Projektion eines holografischen Abbildes in den Bereich eines Holo-Empfängers. Wird gerne bei Konferenzen der Admiralität eingesetzt, damit diese nicht körperlich anwesend sein müssen.

 

Holotank

Während auf den meisten Schiffen der Space Navy noch 3D-Monitore eingesetzt werden, ist die HYPERION bereits mit den neuen Holotanks ausgestattet. Äußerlich wirken diese, als hätte man einen Tisch an die Decke geklebt und einen zweiten am Boden aufgestellt. Zwischen die beiden Platten werden die Inhalte projiziert.

 

Interlink-Antrieb

Ein neuartiger Antrieb, der erstmals auf der HYPERION eingesetzt wird. Er hüllt das Schiff in eine Blase, die es dem normalen Raum und den physikalischen Kräften entzieht. Mit ihm ist 6200-fache Lichtgeschwindigkeit möglich.

 

I.S.P. (Innter Security Police)

Die Inner Security Police wurde von Präsident Sjöberg eingerichtet, um die Sicherheit innerhalb der Solaren Union zu gewährleisten. Hierfür stehen deren Chef, Harrison Walker, weitreichende Vollmachten zur Verfügung. Das wichtigste Instrument der I.S.P. sind die E.C.s, die an Bord von Schiffe der Navy eingesetzt werden.

 

Konturensessel

Die meisten Sitze an Bord von Raumschiffen sind mit Konturensesseln ausgestattet. Diese merken sich die ID des darauf Platznehmenden und stellen sich entsprechend der Physiognomie ein. Zudem sind Prallfelder und Sicherheitsgurte integriert.

 

Michalew, Jiuri (Admiral)

Starb bei dem Versuch, einen Umsturz einzuleiten.

 

Pendergast, Santana (Admiral)

Sie floh mit einer kleinen Flotte aus dem Sonnenystem, als sie vom Sjöberg-Komplott erfuhr. Ihr aktueller Status ist unbekannt.

 

Parliden

Physiologisch gleichen die Aliens den Menschen. Sie haben zwei Arme, zwei Beine und einen Kopf. Ihre Haut ist tiefschwarz und glänzt ölig. Von den Menschen werden die Parliden auch abfällig Sternköpfe genannt. Zwischen 2173 und 2177 lag die Menschheit mit den Aliens im Krieg. Seitdem gab es eine vorsichtige Annäherung, jedoch weiß niemand wirklich viel über das geheimnisvolle und meist kriegerische Volk.

 

Ränge

Captain

Commander

Lieutenant Commander (Im Gespräch als “Commander” bezeichnet)

Lieutenant

Fähnrich

 

Rentalianer

Äußerlich werden die Rentalianer von Menschen oft als hundeähnlich bezeichnet. Ihr Körper ist von Fell bedeckt, sie haben lange, feingliedrige Finger (keine Tatzen) und drücken Gefühle durch Bewegungen der Ohren aus. 

 

Regierung der "Neuen Demokratie"

Björn Sjöber: Präsident.

Jeff Hunt: Verteidigungsminister

Svea Christensen: Ministerin für öffentliche Information

Harrison Walker: Chef der I.S.P.

Abigail Rosen: Ministerin für Gesundheit und Wissenschaft

 

Skinsuits

Hautenge Weltraumanzüge mit Prallfeldern, Spezialbewaffnung und Antigravprojektoren. Vor allem Marines tragen diese meist.

 

Jansen, Isa (Admiral)

Ist auf der Erde untergetaucht, als sie vom Sjöberg-Komplott erfuhr. Ihr aktueller Status ist unbekannt.


Inhaltsverzeichnis
Cover
Alzir-System, 25. September 2266, 09:10 Uhr
Alzir-System, 28. September 2266, 08:11 Uhr
Acrux-System, 10. Oktober 2266, 11:09 Uhr
Alzir-System, 30. September 2266, 12:08 Uhr
Acrux-System, 10. Oktober 2266, 13:14 Uhr
Alzir-System, 01. Oktober 2266, 13:28 Uhr
Acrux-System, 10. Oktober 2266, 16:32 Uhr
Alzir-System, 04. Oktober 2266, 14:41 Uhr
Acrux-System, 10. Oktober 2266, 17:10 Uhr
Alzir-System, 04. Oktober 2266, 15:14 Uhr
IL HYPERION, 12. Oktober 2266, 14:10 Uhr
Schlaglichter, 10. Oktober bis 24. Oktober 2266
Epilog I - Die Ankunft
Epilog II - Ihre Entscheidung, Captain
Epilog III - Omega
Nachwort VI
Charaktere
Andere Serien
Glossar

WerbChroniken

 


 

Alzir-System, NOVA Raumstation, Krankenstation, 25. September 2266, 09:10 Uhr


Eine Stahlklaue drückte Commander Noriko Ishida unbarmherzig auf das Biobett. Summend erwachten die angeschlossenen Geräte zum Leben, um ihren Gesundheitszustand zu analysieren. Erst als auf dem Monitor zur ihrer Rechten die ersten Daten erschienen, zog Giulia Lorencia - ihres Zeichens Chefingenieurin der HYPERION und Nervensäge in Personalunion - ihre Hand zurück.

"Ich sage doch, es ist nichts", sagte Noriko nachdrücklich. "Es gibt Andere, die Ihre Hilfe dringender benötigen, Doktor."

Amon Isaak, der Chefarzt der NOVA-Station, schüttelte den Kopf und schenkte ihr einen nachsichtigen Blick. "Wir werden gleich sehen, ob ich Ihrer Einschätzung diesbezüglich zustimmen kann, Commander. Bis dahin bleiben Sie doch bitte einfach ruhig liegen und entspannen sich. Das macht es uns allen leichter."

"Hör auf den Arzt", sagte Giulia. "Du bist zusammengebrochen, verdammt nochmal. So etwas geschieht nicht ohne Grund. Und dann diese Kopfschmerzen, die du ständig hast ..."

Noriko erschauerte. Natürlich hatte ihre Freundin recht. Und da sie mittlerweile häufig zusammen in einem ihrer beiden Quartiere übernachteten, wusste sie, wovon sie da sprach. Seit ein Teil von Norikos Gehirn durch einen experimentellen Stoff, den Captain Cross von KASSIOPEIA mitgebracht hatte, ersetzt worden war, waren Kopfschmerzen ihr ständiger Begleiter. Fast erschien es ihr, als wären diese sogar noch schlimmer geworden, seit die HYPERION sich hier im Alzir-System aufhielt.

"Beim Oni, Kind, was machst du nur für Sachen?", erklang die Stimme von Yuna Ishida, noch bevor das Schott zur Krankenstation vollständig zur Seite geglitten war. Ihre Mutter packte Doktor Isaak am Arm und schaute grimmig zu ihm auf. "Was hat sie? Geht es ihr gut? Nun reden Sie schon."

Noriko stöhnte auf.

"Sie hat Schmerzen", folgerte ihre Mutter sofort.

"Ich glaube, das war nur ein dezenter Hinweis darauf, dass du den armen Doktor loslassen sollst", mischte sich Riku Ishida ein. Norikos Vater hatte in den Jahren an der Seite von Yuna gelernt, Zeichen zu deuten und Ruhe zu bewahren.

"Oh. Natürlich. Entschuldigen Sie, Mister Isaak. Ich mache mir nur Sorgen um meine Tochter."

Der Arzt massierte seinen Arm, der nun wieder ganz ihm gehörte, und erwiderte: "Beruhigen Sie sich bitte. Alle." Er studierte die Werte und schaute Noriko direkt an. "Ihre Glukokortikoid-Werte sind enorm erhöht, was auf Langzeitstress hindeutet. In der aktuellen Situation ist das nichts Ungewöhnliches, jeder zweite Patient leidet darunter. In Kombination mit dem bei Ihnen gemessenen Serotonin-Ungleichgewicht und einem Temperaturanstieg des Nanomaterieteils Ihres Gehirns ... Ich muss ergänzende Untersuchungen vornehmen, Commander. Bis auf Weiteres bleiben Sie also an Bord der Station."

"Aber Doktor, die HYPERION läuft in der nächsten Stunde Richtung CORE I aus."

"Das mag sein, Sie werden jedoch nicht dabei sein."

Noriko verfluchte den verdammten Zufall, der ihr diesen Schwächeanfall auf der Station bereitet hatte. Sie und Giulia waren auf dem Weg gewesen, Norikos Eltern zu besuchen. Ihre Mutter hatte darauf bestanden, dass sie und ihr Mann nicht auf eines der, "langweiligen und öden Habitate, auf denen nur Rentner ausgesetzt 

werden", gebracht wurden, sondern im zivilen Teil der NOVA-Station Quartier beziehen durften. Noriko hatte das natürlich rundheraus abgelehnt, doch ein Gespräch von Yuna Ishida und Captain Cross und ein weiteres mit Admiral Pendergast später, und die Ishidas konnten bleiben. Sie fragte sich immer wieder, wie es ihrer Mutter gelang, jeden um den Finger zu wickeln. Andererseits setzte bei den bedauernswerten Opfern vermutlich einfach der Fluchtreflex ein. Sie stimmten also zu und gaben dann Fersengeld.

"Und das ist auch besser so", stellte sich Giulia sofort auf die Seite von Isaak - natürlich.

"Was genau meinen Sie mit Nanomaterieteil, Doktor?", fragte Norikos Mutter gefährlich leise.

Oh verdammt! Noriko hatte ihr wohlweislich nichts davon erzählt. Der richtige Moment war einfach nicht gekommen.

"Ich gebe meine Einschätzung an Captain Cross weiter", sagte Amon, nachdem er mehrmals zwischen Noriko und Yuna hin und her geschaut hatte.

"Und ich sollte dringend auf die HYPERION", bemerkte Giulia nach einem Blick auf ihren Hand-Com. "Trotz der Umstände hat es mich gefreut, Sie endlich persönlich kennen zu lernen, Ma'am. Sir." Sie nickte und verließ fluchtartig die Krankenstation.

Fluchtreflex. Es war immer dasselbe.

"Also." Ihre Mutter hatte die Fäuste in die Hüfte gestemmt. "Raus damit. Ich kenne diesen Blick. Du verschweigst uns etwas Wichtiges."

Noriko begriff, dass die Mission nach CORE I, die endlich Antworten auf so viele Fragen bringen sollte, ohne sie stattfinden würde. Und damit blieb ihrer Mutter eine Menge Zeit, um Fragen zu stellen und nachzubohren. "Das ist eine lange Geschichte, Mutter."

"Dann solltest du anfangen, zu erzählen. Es ist ja nicht so, als hätten wir wichtige Termine."

Noriko schloss die Augen, seufzte auf und begann, langsam zu erzählen. Während sie sprach, schwollen die Kopfschmerzen erneut an. Es war wie ein Bienenschwarm, der sich in ihrem Schädel vermehrte und mit seinen Stacheln von innen in das Gewebe stach. Das Summen wurde lauter und leiser, fast wie ... Stimmen. Sie berichtete weiter, doch ihre Gedanken verselbstständigten sich. Was war nur los mit ihr?


*


Bereitschaftsraum von Captain Cross auf der HYPERION


"Was ist denn jetzt schon wieder?", fragte Doktor Janis Tauser.

"Ich fürchte, wir müssen bei unserem nächsten Einsatz ohne meine I.O. auskommen", erwiderte Captain Jayden Cross.

"Du sprichst von dem Einsatz, der in wenigen Minuten startet?"

"Exakt. Irgendein medizinischer Notfall." Als Janis schockiert aufblickte, winkte Jayden schnell ab. "Keine Sorge, Doktor Isaak will nur auf Nummer sicher gehen und weitere Untersuchungen anstellen. Und auf NOVA ist sie wenigstens aus der Schusslinie, falls auf CORE I etwas schief geht."

Ein Nicken.

Sein Freund aus alten Tagen war Jayden eine wahre Stütze. Privat ebenso, wie in seiner Funktion als Psychologe. "Und bei unserem Glück in letzter Zeit würde es mich nicht wundern, wenn der Planet sich nicht in ein Schiffe fressendes Monster verwandelt."

"Ich werde das jetzt mal nicht psychologisch analysieren." Janis zwinkerte. Mit seinem weißen Rauschebart und den natürlichen Falten auf der leicht gebräunten Haut wirkte er wie das klischeehafte Abbild eines Großvaters, der in der nächsten Sekunde das Geschichtsbuch herausziehen würde, um eine Fabel zum Besten zu geben - zweifellos mit Moral.

"Danke, wie großzügig von dir."

"Du wolltest gestern mit deinen Eltern sprechen. Wie ist es gelaufen?"

Jayden warf die Hände in einer verzweifelten Geste in die Luft. "Sie haben mich vor dem Schott stehen lassen und nicht geöffnet. Nach einer Stunde bin ich gegangen."

"Das tut mir leid."

Er winkte ab. "In nächster Zeit halte ich mich von ihnen fern. Weder meine Mum noch mein Dad werden mir den Tod von Jasper vergeben."

"An dem du keine Schuld trägst."

"Ich weiß."

"Sicher?" Janis schenkte ihm einen durchdringenden Blick.

"Ja! Aber das macht es nicht besser. Er ist tot, meine Eltern hassen mich und Coraline ..." In seinen Gedanken sah er erneut den anklagenden Ausdruck im Gesicht seiner Cousine. "Ich bin einige Male mit ihr zusammengetroffen. Sie hat sich dem Komitee angeschlossen, das die Richtlinien zur Parteiengründung und der kommenden Wahl ausarbeitet."

Janis schlenderte zur Wand des Bereitschaftsraums. Mit einem Knopfdruck aktivierte er die Smart-Wall und projizierte ein Bild der Bug-Kamera in einen viereckigen Bereich. So wirkte es, als wäre an jener Stelle ein Fenster, durch das man in die Weiten des Alls blicken konnte. Das war natürlich Unsinn. Die Kommandobrücke und der angeschlossene Bereitschaftsraum lagen im Zentrum des Interlink-Kreuzers, waren aufgrund ihrer neuralgischen Funktion zu allen Seiten bestmöglich geschützt.

"Die Tabletten?", kam die erwartete Frage.

Jayden nickte. "Ich habe sie wieder abgesetzt, wie von dir empfohlen. Es ging relativ gut, obwohl die Nächte ... Ich schlafe nicht gut."

"Das war zu erwarten."

"Keine Angst, ich schaffe das schon."

"Ich weiß." Janis studierte aufmerksam die Schwärze. "Wenn ich das nicht glauben würde, hätte ich dich deines Postens enthoben. Aber aktuell geht es dir nicht anders, als jedem Offizier an Bord. Du wirst niemanden finden, der nicht irgendjemanden verloren hat."

Ein Icon auf Jaydens Konsole leuchtete auf. "Die Stationsleiter melden alle Bereitschaft. Pendergast hat uns auf CORE I angekündigt, wir haben Einreiseerlaubnis."

"Worauf warten wir dann?"

Er dachte einen Moment über die Frage nach. Natürlich hätte er Janis einfach sagen können, dass er noch ein Gespräch mit Kirby führen wollte, diese aber bisher keine Zeit gefunden hatte. Sobald die HYPERION das System verließ, wären sie jedoch von jedweder Kommunikation abgeschnitten. Das Phasenfunk-Netzwerk befand sich in der Hand des Regimes auf Terra, weshalb sie meist auch innerhalb der Grenzen des von Menschen besiedelten Raums auf die Kurierboote zurückgreifen mussten.

Mein Egoismus sollte diese Mission jedoch nicht länger aufhalten. "Auf nichts. Wir legen ab."


*


Admiral Santana Pendergasts Bereitschaftsraum auf NOVA-Station


Eine Besprechung jagte die nächste, jagte die nächste, jagte die nächste. Ohne ihre täglichen Vitamin-Koffein-Drinks läge sie zweifellos längst schlafend auf dem Konferenztisch, während ihr der Sabber aus dem Mundwinkel liefe. Hatte Admiral Santana Pendergast anfangs noch auf ihrem Grüntee beharrt, war sie mittlerweile auf die starke Wirkung des ViKos angewiesen. Und zu allem Überfluss hatte ihr fantasievoller Adjutant das Chrono des Besprechungsraums so programmiert, dass das Geräusch einer tickenden Uhr simuliert wurde. Ein neuer wissenschaftlicher Bericht besagte, dass ein solches Hintergrundticken beruhigend wirkte, wenn die Frequenz stimmte. Santana hätte den Wissenschaftler am liebsten neben dem Lautsprecherfeld angekettet.

Tick, tack.