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  KEVIN LEMAN | Licht an, Socken aus! Ein erfülltes Sexleben als Basis einer guten Ehe– Aus dem Englischen von Susanne Naumann und Sieglinde Denzel– SCM Hänssler

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ISBN 978-3-7751-7246-2 (E-Book)
ISBN 978-3-7751-9188-3 (lieferbare Buchausgabe)

Datenkonvertierung E-Book:
CPI – Ebner & Spiegel, Ulm

8. Auflage 2013

© der deutschen Ausgabe 2005
SCM Hänssler im SCM-Verlag GmbH & Co. KG · 71088 Holzgerlingen
Internet: www.scm-haenssler.de; E-Mail: info@scm-haenssler.de

Originally published in English under the title: Sheet Music
© Copyright 2003 by Kevin Leman.
German edition © 2005 by SCM Hänssler with permission of Tyndale House Publishers, Inc. All rights reserved.

Die Bibelverse sind, wenn nicht anders angegeben, folgender Ausgabe entnommen:
Neues Leben. Die Bibel, © der deutschen Ausgabe 2002 und 2006
SCM R.Brockhaus im SCM-Verlag GmbH & Co. KG, Witten.

Übersetzung: SuNSiDe, Susanne Naumann und Sieglinde Denzel
Umschlaggestaltung: Jens Vogelsang, Aachen
Titelbild: Agentur »Strandperle«

Inhalt

Eine Vorbemerkung

1. Die Geschichte zweier Paare

2. Das überfüllte Bett

3. Trillern, rasseln und wirbeln

4. Lernen Sie, Musik zu machen

5. Eine Verbindung der besonderen Art

6. Zauberwort Orgasmus

7. Orale Freuden

8. Nur für Männer

9. Nur für Frauen

10. Einunddreißig verschiedene Geschmacksrichtungen

11. Weg mit den Hemmungen

12. Der größte Feind des Sex

13. Ihr sexueller IQ

14. Ausgebrannt

15. Sex im Winter

16. Das dicke Ende

Nachwort

Anmerkungen

Für meinen Schwiegersohn, Dennis O’Reilly,
und seine liebliche Braut, meine Tochter Krissy.

Macht euch auf den Weg und erschafft eine Symphonie!
Und vielleicht auch ein paar Kinder …

Eine Vorbemerkung

Manches in diesem Buch mag Ihnen vielleicht allzu offen und ungeschminkt vorkommen. Wir Menschen haben unterschiedliche Einstellungen zum Sex (das hängt mit unserem jeweiligen Hintergrund zusammen, der unser Denken und unsere Verhaltensmuster beeinflusst). Wenn Sie jedoch möchten, dass Ihre Ehe zum Allerschönsten in Ihrem Leben wird, das Sie sich vorstellen können, dann ist dieses Buch für Sie geschrieben. Es soll Ihren sexuellen Horizont erweitern und Ihnen neue Wege aufzeigen. Dabei versteht es sich weniger als ein »So klappt es«-Handbuch als vielmehr als Anleitung zur Selbsterforschung, warum man etwas macht und wie man es besser machen könnte.

Ich möchte Ihnen keine Schuldgefühle wegen irgendwelcher Dinge, die Sie getan oder unterlassen haben, einreden, sondern Ihnen helfen, Ihr eigenes Verhalten und Ihre Beziehung zu Ihrer Ehepartnerin bzw. Ihrem Ehepartner (oder zukünftigen) mit neuen Augen zu sehen, damit Sie zu einem aktiven und erfüllten Liebesleben finden können.

Wenn Sie zurzeit einen Ehe-Vorbereitungskurs besuchen, lesen Sie bitte nur das erste bis vierte Kapitel und die beiden Kapitel »Nur für Männer« und »Nur für Frauen«. Den Rest sollten Sie aufschieben bis nach der Hochzeit.

1
Die Geschichte zweier Paare

Jim und Karen waren beide noch unberührt, als sie vor einundzwanzig Jahren heirateten. Wie viele andere junge Paare hatten sie ziemlich unrealistische Vorstellungen über Sex. »Versuch und Irrtum« ist wohl eine recht zutreffende Beschreibung ihres Sexlebens nach der Hochzeitsnacht; es dauerte fast fünfzehn Ehejahre, bis sie lernten, souverän mit diesen Dingen umzugehen und wirklich Freude daran zu haben.

Folgendes war geschehen: Jim war ständig auf der Suche nach dem »magischen Punkt« (ja, schlimmer noch, er glaubte immer wieder, ihn gefunden zu haben). Laufend probierte er etwas Neues aus – in der Art, wie er Kathy hielt, welche Stellung er wählte oder wie er sie zärtlich an einer empfindlichen Stelle berührte – und reagierte dann sofort auf ihr genussvolles Stöhnen, weil er dachte: Das ist der Schlüssel; das wird ihre Lust zur Raserei bringen.

Karen dagegen lernte, ihr Stöhnen äußerst vorsichtig einzusetzen, auch wenn sie die neue Berührung wirklich genoss. Sobald Jim diesen lustvollen Laut auch nur ein Mal vernahm, tat er die nächsten fünfzig oder hundert Mal, wenn sie miteinander schliefen, genau dasselbe. Karen begriff nie so recht, warum es hundert Mal Schweigen bedurfte, um ein einziges Stöhnen wieder auszulöschen. Aber so war Jim eben. Er wurde so schrecklich vorhersagbar, dass das, was sie einst heißer als ein Augusttag gemacht hatte, sie jetzt in einen Gletscher verwandeln konnte. In Jim wuchs daraufhin natürlich die Frustration. Er dachte (ohne es jedoch je auszusprechen): Ich weiß, dass ich es richtig mache. Es hat doch funktioniert! Warum funktioniert es auf einmal nicht mehr? Vielleicht bin ich nicht vorsichtig genug (oder nicht schnell genug oder irgendetwas anderes).

Als ich Jim zum ersten Mal in meiner Praxis hatte, stellte ich ihm eine Aufgabe. »Jim«, sagte ich, »ich möchte, dass Sie, wenn Sie zu Hause sind, zuerst in den Schrank Ihrer Frau und dann in Ihren eigenen schauen. Sagen Sie mir das nächste Mal, ob Ihnen irgendein Unterschied aufgefallen ist.«

»Dazu brauche ich nicht nach Hause zu gehen, Dr. Leman«, meinte er. »Das Innere unserer Schränke kenne ich in- und auswendig.«

»Also gut. Und fällt Ihnen bei den Schuhen ebenfalls ein Unterschied auf?«

»Ja. Sie hat fünfzig Paar und ich drei.«

»Lassen Sie mich raten – Büroschuhe, Turnschuhe und Arbeitsschuhe.«

»Genau.«

»Gut. Wenn Sie nun die Kleidungsstücke Ihrer Frau zählen und dann Ihre – was stellen Sie fest?«

»Für ihre brauche ich einen Taschenrechner, meine kann ich an zehn Fingern abzählen.«

»Und was sagt Ihnen das?«

»Dass sie gern Kleider kauft?«

»O.k., aber was sagt es Ihnen in Bezug auf Sex?«

»Na, sie besitzt nicht viel ausgesprochen sexy Bekleidung, falls Sie das meinen.«

Ich musste einsehen, dass Scharfsinn nicht unbedingt zu Jims Stärken gehörte, und beschloss, direkter zu werden. »Jim, ich versuche, Ihnen damit Folgendes klar zu machen: Ihrer Frau scheint mehr an Abwechslung zu liegen als Ihnen. Offenbar will sie nicht Montag, Mittwoch und Freitag dasselbe anziehen, ja vielleicht nicht einmal jeden Montag. Sie liebt die Abwechslung.

Wissen Sie, wir Männer gehen mit Sex manchmal um wie mit einem Spielplan für ein Fußballspiel. Wir wissen, was wir tun werden, wie wir es tun werden und was wir damit bewirken. Nur fühlen sich unsere Frauen von solcher Routine leider schnell gelangweilt. Sie können jede unserer Bewegungen präzise vorhersagen und wissen innerhalb von zehn Sekunden, wie lange wir uns Zeit für das Vorspiel lassen, bevor wir zur Sache kommen. Aber Ihre Frau möchte mehr als das.«

Ich sah förmlich, wie es in Jim arbeitete. Was ich da sagte, hatte irgendwie Hand und Fuß.

»Sie haben nun folgende Aufgabe, Jim«, fuhr ich fort. »Ihre Frau ist Dienstagabend nicht dieselbe wie Samstagmorgen. Eine Nacht ist sie möglicherweise einem Abenteuer oder einem Quickie nicht abgeneigt, möchte einfach ›genommen werden‹. Ein anderes Mal wünscht sie sich langsamen, trägen Geschlechtsverkehr, bei dem Sie sich viel Zeit nehmen, sie davon zu überzeugen, dass sie Lust hat. Ihre Aufgabe ist es, herauszufinden, aus welcher Richtung der Wind weht.« Mehr brauchte es gar nicht. Ich musste Jim nicht in einen Sexshop schicken (was ich im Übrigen nie im Leben tun würde). Er brauchte sich keine Videos anzusehen. Er brauchte nicht für Hunderte von Dollars »Lust steigernde Utensilien« zu kaufen. Jim begriff, dass Sexualität in der Küche anfängt, dass er zum Alltag gehört, wie ich in einem anderen Buch geschrieben habe. Er änderte seine Einstellung und wurde – nach Aussage von Karen – zum Virtuosen im Schlafzimmer.

Heute, sieben Jahre später, durchdringt Sexualität Jims und Karens ganzes Leben. Solange man es nicht selbst erlebt hat, kann man sich nicht vorstellen, was für ein erstaunlicher »Klebstoff« guter Sex für eine Partnerschaft sein kann. Vor drei Jahren machte Jim beruflich eine schwere Phase durch. Sein Chef war offenbar entschlossen, zum meistgehassten Mann östlich des Mississippi zu werden. Wenn man Mitte vierzig ist, gibt es wohl kaum eine schlimmere Zwangslage für einen Arbeitnehmer. Jim vermochte sich kaum dazu zu zwingen, morgens ins Büro zu gehen, aber mit schulpflichtigen Zwillingen (die beide in nicht allzu ferner Zeit aufs College gehen wollten) und zwei kleinen Kindern, die kurz vor der Einschulung standen, blieb ihm keine Wahl. Es war einfach nicht der Zeitpunkt für eine finanziell riskante Veränderung.

An einem Freitagmorgen bekam Jim eine E-Mail von Karen. Die Mail sprang ihm praktisch entgegen, als er sich im Büro auf seinen Platz setzte:

»Gute Neuigkeiten! Die jüngeren Kinder sind heute Abend bei Oma und die beiden älteren im Jugendtreff. Ich habe uns für acht Uhr bei Palazzi’s (Jims Lieblingsrestaurant) Plätze reserviert. Wenn du gegen sechs nach Hause kommen kannst, haben wir anderthalb Stunden, um die Vorspeise zu genießen – die ich persönlich ›auftragen‹ werde. Übrigens, schau doch mal in deine Brieftasche, da ist ein Polaroidbild. Betrachte es als kleinen Vorgeschmack.

Ich kann es kaum erwarten, bis du kommst.

Karen.«

Wissen Sie, was Jim sich sagte, nachdem er diese E-Mail gelesen hatte? Vergessen Sie nicht, er steckte beruflich in einer Sackgasse; der finanzielle Druck nahm zu. Sein Chef machte ihm jeden Tag zur Hölle. Trotzdem löschte Jim die E-Mail und sagte sich: »Ich bin der glücklichste Mann der Welt.«

Ein großartiges Sexualleben zu haben, ist eine höchst erfreuliche Sache; es kann ein Ehepaar auf einzigartige Weise verbinden. Das Wissen, dass der eigenen Frau wirklich an einem liegt, dass der eigene Mann deinen Körper stärker begehrt als alles andere, ist eine tiefe Bestätigung für Mann und Frau.

Jims und Karens Kinder profitierten im Übrigen ebenfalls von dieser E-Mail. Als Jim und Karen schließlich die jüngeren Kinder bei der Großmutter abholten, konnte Jim es kaum erwarten, sie zu sehen. Weil er sexuell befriedigt war, konnte er sich ganz darauf konzentrieren, für die Kinder da zu sein, sich von ihnen erzählen zu lassen, was sie erlebt hatten, und sich Zeit nehmen, sie ins Bett zu bringen. Und glauben Sie ja nicht, dass die Kinder nicht merkten, wie sehr Jim und Karen einander an diesem Abend zugetan waren. Es gab ihnen ein Gefühl der Geborgenheit und des Glücks und ließ sie denken: Wir haben die beste Familie auf der Welt.

Die sexuelle Erfüllung kam für Jim und Karen nicht über Nacht. Doch als sie kam, veränderte sie alles. Heute würde Jim für Karen sterben. Ohne auch nur einen Augenblick zu überlegen, würde er sich in jeder Gefahr vor sie werfen. Es gibt nichts, was er nicht für sie tun würde.

Mark und Brenda standen vor einer ganz anderen sexuellen Herausforderung. Sie hatten schon vor der Ehe miteinander geschlafen, und beide gaben zu, dass es aufregend gewesen war. Doch, wie es nicht ausbleibt bei Paaren, die bereits vor der Ehe Geschlechtsverkehr hatten, begann ihr Sexleben schon bald nach der Hochzeit abzukühlen. Mark schien nicht mehr so viel daran zu liegen wie früher und auch Brenda war viel weniger abenteuerlustig.

Anfangs dachten die beiden, es läge an den Kindern. Brenda war sehr bald schwanger geworden und hatte inzwischen zwei Kinder unter fünf Jahren. Doch mit der Zeit hatten sie immer seltener Verkehr, bis der Sex für sie zur absoluten Nebensache wurde. Sie taten es, weil sie dachten, es gehöre eben dazu – wenigstens einmal im Monat.

Mark hatte einen gut bezahlten Job und einen guten Chef, aber er stand unter großem Druck. Er leistete gute Arbeit als Vertreter und wurde dementsprechend bezahlt. Doch wenn er leistungsmäßig bis ins untere Drittel abfiel, würde er entlassen werden. Er war immer nur so gut wie seine Abschlüsse im letzten Quartal.

Einmal dachte er, er hätte einen Abschluss über mehrere hunderttausend Dollar so gut wie in der Tasche; die Gesellschaft brauchte nur noch zu unterschreiben. Doch als er ins Büro seines Kunden kam, meinte dieser: »Tut mir Leid, Mark, aber wir haben bei jemand anderem abgeschlossen.«

»Das ist doch nicht Ihr Ernst! Wir arbeiten jetzt seit zwei Monaten an dem Vertrag, und letzte Woche meinten Sie noch, wir kämen zu einer Einigung. Was können wir tun, um Sie umzustimmen?«

»Dafür ist es zu spät«, antwortete der Kunde. »Wir haben den anderen Vertrag schon unterzeichnet.«

Völlig betäubt ging Mark zu seinem Auto. Instinktiv nahm er den Hörer des Autotelefons ab, als es klingelte, wünschte aber sogleich, er hätte es nicht getan.

»Hey Mark!«, brüllte sein Chef begeistert ins Telefon. »Ich wollte dich in das neue italienische Restaurant einladen, damit wir den Abschluss mit Andreeson gebührend feiern können!«

Mark hätte am liebsten den Telefonhörer verschluckt.

Fünf Stunden später, nach einem einsamen und mit viel Alkohol hinuntergespülten Mittagessen, begann Mark darüber nachzudenken, was aus seinem Leben geworden war. Sein Jahreseinkommen bewegte sich im sechsstelligen Bereich, aber seine Arbeitsstelle stand ständig auf der Kippe – woran sein Chef ihn natürlich sofort wieder erinnert hatte, als er von dem Fehlschlag bei Andreeson erfuhr.

Wie lange war es her, dass er und Brenda zusammen Spaß gehabt hatten? Mark erinnerte sich noch an die Zeit, als sie kaum die Hände voneinander lassen konnten. Doch jetzt waren sie wie zwei Zimmergenossen, die das Bett miteinander teilten, aber sonst nichts. Seit die Kinder da waren, schienen sie in ihrem (zugegeben eindrucksvollen) Dreitausendfünfhundert-Quadratmeter-Anwesen eingeschlossen zu sein. Mark sehnte sich plötzlich nach der Zeit, als er und Brenda für ein paar Stunden die Welt vergessen und sich in ihrer Umarmung verlieren konnten.

Zu einem radikalen Neuanfang entschlossen, rief er Brenda an und bekannte: »Ich hatte einen verheerenden Tag. Können wir heute Abend ausgehen?«

Es war ein emotionaler Hilfeschrei von Mark – lauter als jeder tatsächlich ausgesprochene Hilferuf es je sein konnte –, aber Brenda verstand ihn nicht. Sie hatte selbst keinen guten Tag gehabt. Weil sie jede Beziehung zu ihrem Mann verloren hatte und das Gefühl hinter seiner Bitte nicht wahrnahm, entgegnete sie nur gereizt: »Mark, es ist 17.00 Uhr! So spät bekomme ich keinen Babysitter mehr. Wie stellst du dir das nur vor? An mich verschwendest du jedenfalls nie einen Gedanken!«

Mark wollte Brenda gern sagen, dass er sie vermisste. Er sehnte sich danach, dass sie wieder zu der lebenslustigen Frau wurde, die er von früher kannte, stets bereit, für ein paar schöne gemeinsame Stunden einen Termin zu schwänzen. Aber er hatte sich heute schon einmal zu weit aus dem Fenster gelehnt und das hatte er nun davon! Also ging er in die Defensive.

»Ach, vergiss es«, sagte er und beendete das Gespräch abrupt.

Auf dem Heimweg hielt er an einem Pub und spielte bis 23.00 Uhr Billard. Er wusste, dass er ganz schön was zu hören bekommen würde, wenn er nach Hause kam, aber Brenda verstand ihn ja sowieso nicht.

Brenda ahnte nichts davon, dass Mark zwei oder drei Mal pro Woche masturbierte – und dabei jedes Mal spürte, wie sein Verlangen nach Brenda als Person ein bisschen mehr nachließ. Er war es müde, stets halb unwillig empfangen und nie begehrt zu werden. Brenda selbst war viel zu beschäftigt mit den Kindern, um etwas zu merken. Eigentlich war sie sogar froh, dass Mark sie nicht stärker bedrängte. Meistens war sie sowieso viel zu müde dafür. Es kam ihr nie in den Sinn, dass Mark die Angelegenheit selbst »in die Hand« nahm und clever genug war, die pornographischen Anregungen, die er dazu brauchte, so zu verstecken, dass sie sie nicht fand.

Was Brenda ebenfalls nicht wusste, war, wie hoch der Preis dieser sexuellen »Eiszeit« für ihre Ehe war und dass sie, wenn es ihnen nicht gelang, die Dinge zu ändern, in spätestens fünf Jahren geschieden sein würden.

Die Kinder merkten sehr gut, dass ihre Eltern nicht mehr so liebevoll zueinander waren und häufig ungeduldig und gereizt miteinander umgingen. Sie spürten, dass unter der Oberfläche etwas gärte – eine zunehmende Unzufriedenheit. Aber weil nie offen darüber gesprochen wurde, lebten sie mit der unausgesprochenen Angst und in der Ungeborgenheit, die eine solche Umwelt schafft.

Brenda konzentrierte sich mehr und mehr auf die Kinder in dem Versuch, die eigene emotionale Leere durch die Zuneigung ihrer Kinder zu kompensieren. Mark ging ganz in seiner Arbeit auf und saß auch zu Hause nur vor dem Computer.

Die beiden lebten die traurige Wahrheit, die im folgenden anonymen Gedicht beschrieben ist.

Die Wand

Ihr Hochzeitsfoto lächelt spöttisch von der Wand den beiden zu, die einander nichts mehr zu sagen hatten.

Sie hatten eine so hohe Wand zwischen sich errichtet, dass weder ein Rammbock aus Worten noch eine ganze Artillerie der Berührung sie einreißen konnte.

Irgendwo zwischen den ersten Zähnen des ältesten Kindes und dem Schulabschluss der jüngsten Tochter hatten sie einander verloren.

Jeder für sich entwirrten sie im Lauf der Jahre langsam ihr Selbst, zwei dichte Knäuel aus Fasern, und wenn sie aufgehalten wurden von einem dicken Knoten, versuchte jeder, seine Mühe vor dem anderen zu verbergen.

Manche Nächte weinte sie im Bett und bat die flüsternde Dunkelheit, ihr zu sagen, wer sie war.

Er lag schnarchend neben ihr wie ein Bär im Winterschlaf und spürte nichts von ihrem Winter.

Einmal, nachdem sie einander geliebt hatten, wollte er ihr erzählen, wie sehr er sich vor dem Tod fürchtete. Aber er hatte Angst, seine Seele vor ihr zu entblößen, und sprach stattdessen von der Schönheit ihrer Brüste.

Sie beschäftigte sich mit moderner Kunst und versuchte, sich in den grellen Farben auf der Leinwand wiederzufinden, während sie sich bei anderen Frauen über die Schwerfälligkeit der Männer beklagte.

Er stieg jeden Tag in ein Grab namens »Büro«, wickelte seinen Geist in ein Tuch papierner Zahlen und deckte sich mit Kunden zu.

Langsam wuchs die Wand zwischen ihnen, zusammengehalten vom Mörtel der Gleichgültigkeit.

Eines Tages, als sie einander berühren wollten, stießen sie auf eine Wand, die sie nicht mehr durchdringen konnten. Entsetzt von der Kälte des Steins, zogen sie sich von dem Fremden auf der anderen Seite zurück.

Denn wenn die Liebe stirbt, dann nicht im Augenblick der Schlacht und auch nicht, wenn heiße Leiber langsam abkühlen.

Nein, sie liegt schwer atmend, zu Tode erschöpft, am Fuß einer Wand, die sie nicht erklimmen kann.

Zwei Paare. Zwei Geschichten. Eine Wirklichkeit. Wenn Sie glauben, Sexualität sei nicht wichtig, dann befinden Sie sich in einem tragischen Irrtum. Viele Menschen sind durch Sex verletzt worden und leiden unter ihren sexuellen Erinnerungen. (Mit diesem Thema werden wir uns in einem späteren Kapitel noch näher befassen.) Aber wenn Sie verheiratet sind, gehört Sexualität mit zum Wichtigsten in Ihrem Leben, ob Ihnen das nun gefällt oder nicht. Und wenn Sie dies nicht als eine Angelegenheit von höchster Bedeutung betrachten, betrügen Sie sich selbst, Ihren Ehepartner und Ihre Kinder.

Das vorliegende Buch mag für manchen harter Tobak sein, ganz sicher aber war es harte Arbeit, es zu schreiben, denn in unserer modernen Gesellschaft ist es gar nicht so einfach, über Sex zu sprechen. Natürlich machen wir Witze über Sex, wir degradieren ihn in schmutzigen Geschichten, Filmen und Zeitschriften, aber wir reden über den ehelichen Sex nicht so, wie unser Schöpfer ihn gedacht hat. Geschlechtsverkehr in der Ehe – die wichtigste und meiner Ansicht nach einzig angemessene Form von Sex – wird vollständig totgeschwiegen. Ehepaare zahlen einen bestürzend hohen Preis, wenn diese traurige Realität sie einholt.

Doch wenn man den Menschen einen geschützten Raum anbietet, um über Sex zu reden, dann finden sie auf einmal kein Ende! Wenn sie erst einmal in Fahrt gekommen sind, wollen sie unbedingt über Sex sprechen, weil sie wissen, dass er eine große Kraft im ehelichen Leben ist.

Ich hoffe, dass dieses Buch Ihre Auffassung von Sexualität erweitern und befruchten wird. Ich wollte keinen einfachen Sex-Ratgeber schreiben – so schwierig ist der rein physische Vorgang nun auch wieder nicht. Mir geht es eher darum, Ihr Bewusstsein dafür zu schärfen, warum wir Sex haben sollen und wie wir besseren Sex haben können. Ich möchte die gemeinsam erlebte Freude an diesem wunderbaren Geschenk auf Ihrem ehelichen Weg für Sie neu entdeckbar machen. Auf keinen Fall aber möchte ich Schuldgefühle in Ihnen wecken, sondern im Gegenteil Ihren Blick weiten und Ihnen zeigen, dass auch Sie die Möglichkeit haben, ein aktives, erfülltes Sexualleben mit Ihrem Mann oder Ihrer Frau zu führen.

Das vorliegende Buch gibt wahrscheinlich nicht auf alle Fragen eine Antwort, aber, so hoffe ich, doch auf viele. Ich bin kein Sexualtherapeut, ich bin klinischer Psychologe. Wir werden zwar auch auf die körperliche Komponente von Sexualität zu sprechen kommen, aber mein Spezialgebiet ist das, was in Ihrem Kopf vorgeht und sich in Ihrem ehelichen Zusammenleben abspielt. Das ist der Punkt, an dem die meisten Ehen am dringendsten der Therapie bedürfen.

Nebenbei gesagt: Der körperliche Aspekt findet sich in einer gesunden Beziehung mit der Zeit von selbst. Wenn Sie beschließen, sich als Paar auf das Abenteuer Sex einzulassen, werden Sie nicht gleich von Anfang an alles perfekt machen. Sie werden Fehler machen und hoffentlich gemeinsam über diese Fehler lachen. Das Liebesleben von niemand bewegt sich ständig im Bereich der Bestnoten. In der Regel werden Sie sich mit einer Zwei oder Drei und gelegentlich auch mit einer Vier zufrieden geben müssen. Doch dieses Buch ist für Sie geschrieben, für Ehepaare, und es soll Ihnen helfen zu erkennen, welch einzigartiges und wunderbares Geschenk Sie füreinander sein und auf welch einzigartige und wunderbare Weise Sie Ihrer Liebe in einer ganz greifbaren und äußerst sinnlichen Form Ausdruck geben können.

Im Lauf meiner Arbeit mit tausenden von Ehepaaren hat sich in mir die Überzeugung gefestigt, dass das Geschenk der Sexualität das ganze Leben verschönern kann. Das Sexualleben eines Paares ist gewöhnlich der Mikrokosmos der Ehe. Ganz selten hat ein Paar, das eine schlechte Ehe führt, ein großartiges Sexualleben; das ist die absolute Ausnahme. Wenn die Ehe am seidenen Faden hängt, gilt dasselbe meist auch für den Sex.

Unsere tiefsten Sehnsüchte

Ich möchte mich gleich zu Anfang an die Männer wenden. Ich weiß, ich weiß – Sie können es kaum erwarten, zu den wirklich interessanten Seiten zu kommen. Trotzdem möchte ich den ehelichen Sex zunächst einmal in einen völlig anderen Kontext stellen. Wissen Sie eigentlich, dass jeden Tag Millionen von Frauen ihren Mann fragen: Liebst du mich wirklich? Liegt dir wirklich etwas an mir?

Wie will sie diese Liebe messen? Woher will sie wissen, dass ihm wirklich an ihr liegt? Das erfährt sie in der Regel nicht im Schlafzimmer. Wenn es etwas gibt, das einer Frau jede Lust verschwinden lässt, dann ist es das Gefühl, dass es ihrem Mann nur um Geschlechtsverkehr geht. Wenn eine Frau denkt, dass sie im Grunde nur ein williges Sexobjekt für ihren Mann ist, fühlt sie sich abgewertet und erniedrigt.

Männer, wenn ihr die Einstellung habt: Na, Schätzchen, sollen wir es miteinander treiben?, dann wisst ihr nicht, was ihr verpasst. Mit dieser Einstellung bekommt ihr bestenfalls eine gefällige Frau, aber nie eine hingebungsvolle Partnerin. Ich kann euch die besten sexuellen Tricks der Welt verraten – trotzdem wird sich euer Sexualleben mit dieser Einstellung nie über den untersten Durchschnitt erheben.

Was eine Frau wirklich anmacht, ist, wenn ihr Mann ihr im Haushalt hilft, auch mal selbst seine Sachen aufräumt, ihr hin und wieder die Kinder abnimmt, ein Rendezvous mit ihr ausmacht – kurz, wenn er einfach für sie sorgt. Wenn ein Mann all dies zuverlässig und freundlich – um nicht zu sagen freudig – tut und nicht mit der Miene eines Märtyrers, dann wird er in sechs von zehn Fällen feststellen, dass seine Frau mehr als bereit ist, sich an einem aktiven und erfüllenden Liebesleben zu freuen. Das ist dann die ganz natürliche Reaktion auf ein Leben voller aufrichtiger Zuneigung.

Zu diesen sechs von zehn Frauen: Es mag Sie überraschen, aber mehr als daran, um seines eigenen Wohlbefindens willen mit Ihnen zu schlafen, mehr, als selbst befriedigt zu werden, liegt Ihrem Mann daran, Sie zu befriedigen. Es mag vielleicht so aussehen, als dächte er nur an sich, doch im Grunde möchte er spüren, wie sehr Sie das Vergnügen, das er Ihnen schenken kann, genießen. Wenn ihm das aus irgendeinem Grund nicht gelingt, fühlt er sich unzulänglich, einsam und ungeliebt. Die meisten Männer wären gern der Held ihrer Frau.

Nach meiner Theorie bleiben wir Männer immer die kleinen Jungen, die wir einmal waren. Wir möchten immer vor allem der wichtigsten Frau in unserem Leben gefallen. Als wir sechs waren, hieß das, dass wir unserer Mutter gefallen wollten, wenn wir sechsundzwanzig sind (oder sechsunddreißig oder sechsundvierzig oder sechsundsechzig), unserer Frau.

Wenn das Sexualleben in einer Ehe einschläft, verliert der Mann etwas, das sehr wichtig für ihn ist – das Wissen, dass er seiner Frau körperlich wohl tun kann. Eine Frau verliert die Befriedigung, dass sie einen Mann hat, der von ihrer Schönheit gefesselt ist.

Eben weil Sex so viel damit zu tun hat, wer wir als Mann oder Frau sind und wie weit wir uns als Mann und als Frau fühlen, ist er unauflöslich mit allen Facetten einer Ehe verbunden. Wenn ein Paar mir zehn Minuten lang sein Sexualleben schildert, habe ich in der Regel bereits einen ziemlich guten Eindruck davon, wie es ansonsten in der Ehe aussieht. Deshalb möchte ich Ihnen zwar durchaus auch helfen, ihre sexuellen Techniken zu verbessern, vor allem aber möchte ich Sie immer wieder daran erinnern, dass Sex Bestandteil einer Beziehung ist.

Feinschmeckersex

Rein biologisch gesehen kann fast jeder den Akt des Geschlechtsverkehrs vollziehen, so wie jedes fünfjährige Kind sich ein Butterbrot schmieren kann. Aber wenn Sie eine Feinschmeckermahlzeit wollen, müssen Sie einen Fünf-Sterne-Koch finden.

Ein Beispiel: Jeder Mensch kann einen Fisch zubereiten. Sie holen das glitschige Ding aus dem Wasser, kümmern sich weder ums Ausnehmen noch Entgräten, werfen es ohne alle weiteren Zutaten in eine Pfanne, und es wird braten. Sie werden sich zwar durch Gräten durchessen und immer wieder ein paar Innereien ausspucken müssen, aber Sie werden auch einen Gutteil gesunden Fisch schlucken. Sie haben einen Fisch zubereitet. Doch auf diese Weise wird die Mahlzeit fischig schmecken, aber gut zubereiteter Fisch schmeckt nicht fischig. Ich weiß, wovon ich rede. Meine schwedischnorwegischen Onkel waren alle Fischer. Junge, die wussten, wie man Fisch zubereitet!

Ich weiß noch, wie mein Onkel mich, als ich noch ein kleiner Junge war, fragte: »Isst du gern Fisch, Junge?«

»Neee.«

»Dieser Fisch wird dir schmecken.«

»Nein, danke«, sagte ich mit meiner hellen Jungenstimme. »Ich esse keinen Fisch. Ich mag Fisch nicht.«

Er lächelte wissend und holte dann ein schimmerndes Vierteldollarstück aus der Tasche. »Würdest du einen Bissen versuchen, wenn du das bekommst?«

Damals bekam man für einen Vierteldollar noch sehr viel mehr als einen Kaugummi, also nahm ich das Angebot an. Aber ich hörte nicht nach dem einen Bissen auf. Ich verzehrte ganze dreizehn kleine Fische! Noch nie im Leben hatte ich etwas so Köstliches auf der Zunge gehabt!

Das lag daran, dass mein Onkel wusste, was er tat. Er nahm den Fisch, filetierte ihn sorgfältig und entgrätete ihn fachmännisch. Dann legte er den Fisch in Salzwasser; dadurch werden das Blut und die anderen Dinge herausgezogen, die man nicht so gern in einem Fisch hat. Danach wendete er ihn in Pfannkuchenteig und briet ihn genau richtig.

Ein echter Küchenmeister ist keineswegs zum Koch geboren. Er geht zur Schule, studiert die Kochkunst, wird zum Fachmann für Kräuter und Gewürze und nicht zuletzt für die Präsentation, das Anrichten von Speisen, und fängt dann an zu experimentieren. So findet er heraus, was am besten ist. Genauso macht es ein Meister der Liebeskunst. Ein liebevoller Ehemann wird rasch lernen, wie wichtig die Präsentation für eine Frau ist. Um das sinnliche Begehren einer Frau wirklich zu wecken, muss ein Mann wissen, wie er sich am besten zum Sex präsentiert. Weil Männer dafür zunächst oft weniger Sinn haben, wird dieser Aspekt häufig ignoriert und der Mann wirkt plump, unbeholfen oder sogar aggressiv, wenn er sich seiner Frau nähert und mit ihr schlafen will.

Glauben Sie mir: Es kommt durchaus darauf an, wie Sie Ihrer Frau Ihren Körper und Ihre Leidenschaft antragen. Ihre Frau will einen guten Vater für ihre Kinder und einen großzügigen Ehemann, doch genauso sehr wünscht sie sich einen einfühlsamen Liebhaber.

Allzu viele verheiratete Paare geben sich mit dem Zweitbesten zufrieden. Der Mann benutzt seine Frau zur physiologischen Erleichterung, die Frau tut ihrem Mann den Gefallen, damit er nicht ständig nörgelt (oder sogar bettelt). Doch im Grunde will es keiner von beiden so haben. Keiner ist wirklich erfüllt, wenn Geschlechtsverkehr verzweifelt erbeten und nur widerwillig gewährt wird.

Deshalb: Wagen Sie es! Tun Sie den Schritt vom »Butterbrotsex« zur Gourmet-Liebe. Geben Sie sich nicht mit weniger zufrieden, als Gott vorgesehen hat. Sex ist einer der schönsten Einfälle Gottes für uns Menschen – doch guter Sex ist nicht selbstverständlich. Wir müssen bereit sein zu üben, um gute Liebhaberinnen und Liebhaber zu werden. Wir müssen Zeit investieren und Fantasie entwickeln, um unser Liebesleben lebendig und lustvoll zu halten. Wir müssen unseren Ehepartner genau beobachten, um herauszufinden, was ihm sexuelle Erfüllung schenkt.

Manch einer von Ihnen mag jetzt fragen: »Aber Dr. Leman, ist das denn wirklich die Mühe wert?« Ob es die Mühe wert ist!? Wenn Sie in die Zukunft schauen und nur den Hauch eines Vorgeschmacks davon erleben könnten, was ein erfülltes Sexualleben für Ihre Ehe bedeutet, wären Sie mit Sicherheit bereit, noch weit mehr Aufwand in Kauf zu nehmen. Ja, Sie würden mich geradezu anflehen, Ihnen mehr zu verraten.

Neben dem Gourmetsex gibt es noch etwas, das ich gern als »Designersex« bezeichne.

Designersex

»Denken eigentlich alle Männer die ganze Zeit nur an Sex?«, fragte eine Frau mich in unverhaltenem Zorn, nachdem wir über die Unterschiede zwischen Männern und Frauen gesprochen hatten.

»Nun ja, nicht die ganze Zeit«, sagte ich und sah, wie sich die Erleichterung auf ihrem Gesicht abzeichnete, bis ich hinzufügte: »Manchmal denken wir auch an Essen und Sex. Gelegentlich denken wir auch daran, einen Hirsch zu erlegen oder eine gigantische Runde Golf zu spielen, aber meistens gehen unsere Gedanken doch in Richtung Sex.« »Gibt es denn gar keine Männer, die heilig sind und reine Gedanken haben?«, fuhr sie anklagend fort.

Sehen Sie, genau da liegt das Problem: Sie ging davon aus, dass ich, wenn ich sage, dass die meisten Männer einen hohen Prozentsatz ihrer Zeit an Sex denken, meine, dass wir schmutzige Gedanken hegen. Manche sehr fromme Menschen sind überzeugt, Gott und Sexualität hätten etwa so viel miteinander zu tun wie Fußball und Eistanz. Doch weil ein Mann viel an Sex denkt, muss er noch keine schmutzigen Gedanken haben. Wenn er sich vorstellt, wie eine andere Frau (nicht seine Ehefrau) nackt aussieht oder wie sie wohl im Bett ist – ja, dann verunreinigt er seinen Geist. Wenn er sich jedoch vorstellt, wie schön es sein wird, seine Frau heute Abend als Vorspiel am ganzen Körper sanft mit einem wohlduftenden Öl zu massieren, ist er so rein und unschuldig wie ein Mitarbeiter der Inneren Mission, der Suppe an die Armen verteilt.

Wer ist der Geber aller guten Gaben? Gott. Sex ist eine Gabe und ein Gebot Gottes. Als Gott uns gebot, fruchtbar zu sein und uns zu vermehren, dachte er nicht an Äpfel und ans Klonen. Er sprach von Geschlechtsverkehr und der Geburt von Babys.

Stephen Schwambach schreibt:

»Jeder, der schon einmal fantastischen Sex erlebt hat, weiß instinktiv: Sex ist zu schön, um ein bloßer Zufall zu sein. Etwas so Wunderbares muss mit Liebe, Genius und Schöpferkraft erschaffen worden sein.

Wenn jemals ein Atheist zu Ihnen kommt und einen Beweis dafür haben will, dass es Gott gibt, dann antworten Sie ihm mit einem einzigen Wort: ›Sex.‹ Lassen Sie ihm einen Tag Bedenkzeit. Wenn er am Ende dieses Tages immer noch nicht überzeugt ist, offenbart das mehr über sein Sexleben – bzw. dessen Fehlen –, als er je vorhatte preiszugeben!

Gott hat den Sex geschaffen. Das verrät uns eine ganze Menge über Gott, oder? Unter anderem, dass er überaus genial ist.«1

»Designersex« ist Sex, wie Gott ihn gewollt hat. Sex, der sich an seinen Vorgaben orientiert. Gläubige Juden und Christen sind überzeugt, dass Gott den Sex nur für die Ehe erschaffen hat.

Warum, meinen Sie, hat Gott den Geschlechtsverkehr für die Ehe reserviert? Ich selbst glaube, dass einer der Gründe (dem in der Regel leider zu wenig Beachtung geschenkt wird) darin liegt, dass guter Sex nicht einfach und etwas sehr Persönliches ist. Überlegen Sie doch einmal: Ein Mann nimmt die Herausforderung an und versucht zu ergründen, wie er die Segel seiner Frau in den wechselnden Winden zu setzen hat. Manchmal braucht sie viel Leine, um frei und stolz dahinzugleiten. Ein anderes Mal möchte sie im Zickzackkurs lavieren und die Dinge unter Kontrolle behalten. Wenn ihr Mann der Kapitän ihres Herzens ist, muss er lernen, die Winde richtig einzuschätzen. Das kostet Zeit und setzt viel Erfahrung mit immer derselben Frau voraus. Erfahrungen mit anderen Frauen verwirren ihn in diesem Fall eher, als dass sie helfen, weil jede Frau in ihrem Begehren und dem, was ihr gefällt, einzigartig ist.

Sehen Sie es doch einmal so: Wenn Sie Geschlechtsverkehr mit neun Frauen hatten, dann ist das ungefähr so, als trügen Sie neun Armbanduhren – fünf an einem Arm und vier am anderen. Was tun Sie, wenn ich Sie jetzt frage, wie spät es ist? Aus den verschiedenen Zeiten, die die neun Uhren zeigen, den Durchschnitt zu errechnen, ist so kompliziert, dass Sie sehr viel besser dran sind, wenn Sie nur eine Armbanduhr besitzen, auch wenn diese ein paar Minuten falsch gehen sollte.

Für die Frau gilt im Übrigen genau dasselbe. Sie ist völlig ausgelastet damit, ihren Ehemann so kennen zu lernen, dass sie am Ende intuitiv weiß, wann sie den ersten Schritt tun muss und wann sie sich ganz von seinem zärtlichen Werben überwältigen lassen soll. Sie sollte die ausgesprochenen und unausgesprochenen sexuellen Bedürfnisse und Wünsche ihres Mannes nicht weniger sorgfältig studieren als die Schulbücher vor einer wichtigen Prüfung. Schließlich geht es hier um weit mehr als um eine akademische Übung. Es geht um ihre Ehe!

Designersex beruht übrigens nicht nur auf tiefer Vertrautheit, er beruht auch auf gegenseitigem Respekt. Ich habe schon viele Frauen äußerst verletzende und verächtliche Dinge über Männer im Allgemeinen und ihren Ehemann im Besonderen sagen hören: »Er ist pausenlos auf Sex aus – mit wem oder was auch immer.« »Er denkt mit dem Unterleib.« Eine Frau wertet einen Mann ab, wenn sie von ihm sagt, dass er nur Sex im Kopf habe. Sie verrät damit außerdem ihre Unwissenheit über die Komplexität der männlichen Seele und die unauflösliche Verbindung unserer Spiritualität mit unserer Körperlichkeit. Sie erkennt nicht, dass Sex für einen Mann für sehr viele ganz unterschiedliche Dinge steht, darunter viele emotionale und spirituelle, die nichts mit dem Körperlichen zu tun haben. Ich bin ein absoluter Durchschnittsmann, der nicht – wie die meisten Frauen – acht gute Freunde hat, mit denen er über Gott und die Welt reden kann. Ich habe nur meine Frau, und wenn sie ständig zu beschäftigt ist, mit den Kindern oder mit was auch immer, und mich jedes Mal wieder mit meinen Bedürfnissen in die Wüste schickt, dann sage ich mir: Ihr liegt nichts an mir. Sie hat null Interesse daran, wie es mir geht.

Manchmal verhalten wir Männer uns wie kleine Jungen. Ich behaupte nicht, dass das gut oder bewundernswert sei. Es ist einfach eine Tatsache. Sie sind mit einem Mann aus Fleisch und Blut, nicht mit einem Ideal verheiratet – und wenn ihm die sexuelle Erfüllung versagt wird, dann trifft ihn das auf weit vielschichtigere Weise, als eine Frau sich vorzustellen vermag.

Das Bemühen, ihrem Ehepartner sexuelle Erfüllung zu schenken, gehört zum Liebevollsten und Größten, was Eheleute füreinander tun können. Aus diesem Grund ist dieses Buch auch das offenste (und damit, wie ich zugeben muss, das schwierigste), das ich je geschrieben habe. – Ich habe jedoch nicht vor, mich dafür zu entschuldigen. Ich möchte Ihnen zeigen, wie Sie zu einem begnadeten Liebhaber oder einer begnadeten Geliebten werden. Ich möchte, dass Ihr Mann oder Ihre Frau mit einem Lächeln auf dem Gesicht einschläft und denkt: Ich bin der glücklichste Mann/die glücklichste Frau der Welt!

Doch bevor Sie weiterlesen, möchte ich Sie warnen.

Warnung!

Ich schäme mich nicht zu sagen, dass Sexualität eines meiner Lieblingsthemen ist. Es gibt wenig am Geschlechtsverkehr zwischen Eheleuten, was ich nicht mag. Wenn mich jemand fragt: »Dr. Leman, welches ist die beste Stellung beim Geschlechtsverkehr?«, antworte ich immer: »Jede Stellung ist gut, wenn sie ihren Zweck erfüllt!«

Beachten Sie bitte, dass ich keineswegs gesagt habe, dass jede sexuelle Erfahrung gut ist. Ich bin im Gegenteil überzeugt, dass jede sexuelle Erfahrung außerhalb der Ehe letztlich destruktiv ist. Wenn Sie nicht verheiratet sind (oder nicht an einem Ehevorbereitungskurs teilnehmen; mehr dazu unten), dann sollten Sie dieses Buch nicht lesen. Meine Ratschläge für eine erfüllte, fantasievolle Sexualität sind für verheiratete Paare gedacht, nicht für Paare, die ohne Trauschein zusammenleben oder außerehelichen Geschlechtsverkehr haben.

Wenn Sie vor der Ehe Sex mit Ihrem Partner haben, gefährden Sie Ihr eigenes Glück und die Befriedigung, die Sie in der Ehe finden werden. Die Forschungsergebnisse sprechen hier eine eindeutige Sprache:

Eine nationale Studie an über 1800 verheirateten Paaren ergab, dass die Wahrscheinlichkeit einer Scheidung bei Paaren, die vor der Ehe Geschlechtsverkehr hatten, doppelt so hoch war wie bei Paaren, die das nicht hatten. Außerdem führte vorehelicher Geschlechtsverkehr zu einer geringeren Häufigkeit von Geschlechtsverkehr in der Ehe, zu einem weniger ausgeprägten Zusammengehörigkeitsgefühl und zu mehr Meinungsverschiedenheiten in der Ehe.2

Eine kanadische Untersuchung, an der 3884 Frauen teilnahmen, wies darauf hin, dass bei Frauen, die vor der Ehe Geschlechtsverkehr hatten, die Wahrscheinlichkeit einer Ehescheidung um fünfzig Prozent höher lag als bei Frauen, die das nicht hatten. In der ersten Gruppe konnte man bei fünfunddreißig Prozent mit einer Scheidung rechnen im Vergleich zu neunzehn Prozent bei denen, die keinen Geschlechtsverkehr vor der Ehe hatten.3

Bei einer Studie mit 4300 schwedischen Frauen im Alter zwischen zwanzig und vierundvierzig lag die Scheidungsrate der Frauen, die vor der Ehe Geschlechtsverkehr hatten, um achtzig Prozent höher als bei denen, die das nicht hatten.4 Eine Studie mit einem landesweit repräsentativen Querschnitt von 1235 Frauen im Alter zwischen zwanzig und siebenunddreißig ergab, dass die Wahrscheinlichkeit außerehelicher sexueller Beziehungen bei Frauen, die vor der Ehe Geschlechtsverkehr hatten, 3,3-mal höher ist als bei Frauen, die das nicht hatten. Bei Single-Frauen, die mit ihrem Partner zusammenlebten, war die Wahrscheinlichkeit, dass sie daneben eine weitere sexuelle Beziehung hatten, 1,7-mal höher als bei allein stehenden Frauen, die nicht mit ihren Partnern zusammenlebten.5

Damit bin ich bei folgendem Rat: Wenn Sie ohne Trauschein mit jemandem zusammenleben, schlage ich vor, dass Sie sich trennen und neu anfangen. Zwischen Ihnen beiden könnte es zwar klappen, aber wenn Sie es nicht geschafft haben, auf Geschlechtsverkehr vor der Ehe zu verzichten, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass Ihre Ehe wieder auseinander gehen wird.

Manche von Ihnen werden jetzt denken: Dieser Dr. Leman spinnt wohl – offenbar ist der Mann ein Relikt aus der viktorianischen Ära! Völlig falsch. Bevor Sie das Buch nun entrüstet zuschlagen und zu Ihrer Lebensweise zurückkehren, lassen Sie mich Ihnen noch erklären, dass eine Ehe heute durchschnittlich sieben Jahre hält. Das ist ein erbärmlicher Abklatsch dessen, was eine Ehe einst bedeutete. Die heutige gesellschaftliche Praxis – Geschlechtsverkehr beim ersten oder zweiten Treffen – funktioniert offenbar nicht. Mag sein, dass sie Singles hilft, besser mit ihrer sexuellen Frustration zurechtzukommen, aber auf lange Sicht zerstört sie das Fundament der Ehe.

Vielleicht wäre es ja an der Zeit, neue, andere Wege auszuprobieren.

Nach den Unverheirateten möchte ich als Nächstes denjenigen Personenkreis warnen, dem es schwer fällt, unverblümt über Sexualität zu reden. Ich habe bei meinen Vorträgen schon erwachsene Menschen gesehen, die am liebsten unter ihre Stühle gekrochen wären, als ich meine Zuhörer aufforderte, umgangssprachliche Ausdrücke für das männliche Genital zu nennen. (Aber was meinen Sie, wie still es erst wurde, als ich fortfuhr: »So, und welche Bezeichnungen kennen Sie für das weibliche Genital?«)

Ich will ganz ehrlich sein: Wahrscheinlich werden sich jede meiner Leserinnen und jeder meiner Leser von mindestens einer Stelle in diesem Buch abgestoßen fühlen. Wenn Sie mit einem bestimmten Sachverhalt nicht einverstanden sind, ist das durchaus in Ordnung. Wenn Sie das Buch nicht in einer Bibliothek ausgeliehen haben, haben Sie es bezahlt, also reißen Sie die Seite heraus, werfen Sie sie weg und konzentrieren sich auf den Rest. Mir macht das nicht das Geringste aus – aber ich bin es Ihnen schuldig, unverblümt und provokant zu sein.

Manche Leute hören das Wort Sex und denken: Ja! Wird aber auch Zeit. Raus damit, Dr. Leman, und dass Sie mir ja keine Einzelheit verschweigen! Diese Leute sind wie mein bester Freund Moonhead, der mir gern in Erinnerung ruft: »Leman, es war kein guter Sex, wenn man danach nicht duschen muss!« Sie hätten lediglich dann Einwände, wenn ich meine Zuflucht zu Klischees nähme, nur um nicht zu schockieren.

Andere dagegen trauen sich kaum, das Wort Sex in den Mund zu nehmen. Ich kann auch das verstehen. Es gibt nur wenige Dinge, die privater und persönlicher sind als das sexuelle Geschehen zwischen Eheleuten. Diese Leute halten es für ausgeschlossen, auch nur die Grundlagen der sexuellen Anatomie und Aktivität anzudeuten, ohne gleich schlechten Geschmack oder Unmoral zu beweisen.

Deshalb möchte ich Sie von vornherein warnen: Ich werde in diesem Buch kein Blatt vor den Mund nehmen. Wenn bestimmte Beschreibungen des Geschlechtsakts Sie schockieren oder wenn Sie an Erörterungen über fantasievollen Geschlechtsverkehr in der Ehe Anstoß nehmen, möchte ich Ihnen versichern, dass es nicht meine Absicht war, irgendjemandem zu nahe zu treten. In Gottes Gemeinde gibt es Menschen unterschiedlichster Prägung und wir brauchen sie alle. Dennoch hoffe ich, dass Sie Ihre Frau/Ihren Mann genügend lieben, um es zu riskieren, die Tür aufzustoßen und neue Wege zur Steigerung der sexuellen Intimität zu erproben. Wenn Ihnen bei manchen meiner Bemerkungen etwas unbehaglich wird, lesen Sie bitte trotzdem weiter und bewahren Sie sich Ihre Aufgeschlossenheit. Betrachten Sie das Ganze als Herausforderung und gehen Sie diesen so wichtigen Aspekt Ihrer Ehe mit Mut und Kreativität an.

Gestatten Sie mir zum Schluss, dass ich in meiner Funktion als Psychologe alle noch nicht verheirateten Paare, die dieses Buch lesen, warne. Ich empfehle Ihnen, sich die zweite Hälfte für die Flitterwochen aufzusparen. Es mag sinnvoll sein, bis zu dem Kapitel zu lesen, das von der ersten gemeinsamen Nacht handelt. Auch von den Kapiteln Nur für Männer bzw. Nur für Frauen können Sie schon vor der Ehe profitieren. Doch an dieser Stelle sollten Sie die Lektüre unterbrechen und erst weiterlesen, wenn Sie verheiratet sind. Gemeinsam unverblümte Schilderungen sexueller Aktivitäten zu lesen, solange man von seiner innersten Überzeugung her noch nicht das Recht hat, selbst Ähnliches zu tun, ist eine Versuchung, der Sie sich zu diesem Zeitpunkt nicht auszusetzen brauchen. Glauben Sie mir: Ehepaare leiden im Ehebett weniger an mangelnder Informiertheit als an mangelnder Unschuld. Informationsmangel ist nach der Heirat leicht aufzuholen; mangelnde Unschuld dagegen wird Ihre Ehe ein Leben lang belasten. Machen Sie einander das kostbarste Hochzeitsgeschenk überhaupt und gönnen Sie sich die schönsten nur denkbaren Flitterwochen: reine Körper, reine Liebe und reine Absichten. Wenn Sie erst einmal die Grundlagen begriffen haben, haben Sie genug Stoff bis zur Hochzeit. Dann aber können Sie sich vorbehaltlos und aus tiefstem Herzen aneinander freuen – mit Gottes Segen und in himmlischer Lust! Nehmen Sie das Buch einfach mit in die Flitterwochen – aber warten Sie unter allen Umständen, bis es so weit ist.

Wenn Sie nach diesen Vorreden immer noch dabei sind – willkommen an Bord! Ich kann es kaum erwarten fortzufahren.

2
Das überfüllte Bett

Ihr Ehebett ist der überfüllteste Ort auf Erden. Es wimmelt nur so von Menschen darin – Menschen, denen Sie zum Teil noch nie begegnet sind. Dennoch sind sie alle da, mischen sich in Ihr Liebesleben ein, sehen Ihnen über die Schulter, wenn Sie mit Ihrem Mann schlafen, geben zu allem ihren Senf dazu und maßen sich an, über die Intensität Ihres Genusses zu urteilen.

Vermeiden Sie es auf jeden Fall, unter Ihr Kopfkissen zu sehen – aber seien Sie darauf gefasst, dass Ihre Eltern darunter lauern! Und wenn Sie das schon stört, sollten Sie sich lieber gleich an den Gedanken gewöhnen, dass unter dem Kopfkissen Ihrer Braut Ihre Schwiegereltern sitzen!

Ach ja, und am Fußende des Bettes haben sich Ihre Geschwister und die Ihrer Frau häuslich eingerichtet. Und unter dem Bett? Davon will ich lieber gar nicht erst reden!

Jetzt fragen Sie sich wahrscheinlich: Wovon redet der Mann?

Sie treten Ihre Ehe mit wesentlich mehr Gepäck an, als Sie je für möglich gehalten hätten. Gepäck, das sich zu etwas verdichtet hat, das ich hier als Ihre »Spielregeln« bezeichnen möchte – unbewusste, aber nichtsdestoweniger äußerst wirksame Überzeugungen darüber, wie die Dinge im Allgemeinen (und besonders im Bett) zu handhaben sind. Ein Großteil meiner therapeutischen Tätigkeit ist deshalb auch dem Versuch gewidmet, Menschen zu helfen, ihr persönliches Regelsystem zu durchschauen, denn dieses innere Regelwerk bestimmt das ganze Leben eines Menschen, vor allem aber seine Sexualität.

»Aber Dr. Leman!«, werden Sie jetzt einwenden, »ich wusste ja nicht mal, dass ich überhaupt eine solche Spielregel in mir trage!«

Diese Tatsache ist überhaupt nur wenigen Menschen bekannt. Dennoch geraten wir alle völlig aus dem Häuschen, wenn eine unserer inneren Spielregeln gebrochen wird. So kommt es, dass ein Ehemann letztlich für die Fehler seines Schwiegervaters bezahlt und eine Frau für die Fehler ihrer Schwiegermutter. Der Mensch, den Sie heiraten, hat eine Vergangenheit. Sie gehen mit einem Menschen ins Bett, der unauslöschlich von seiner Position in der Geschwisterreihe, den Erziehungsmethoden seiner Eltern und den Erfahrungen seiner frühen Kindheit geprägt ist. Dieser Mensch mag nackt sein, wenn er zu Ihnen ins Bett kommt, aber er ist alles andere als allein.

Da ich mich in einem anderen Buch ausführlich mit solchen inneren Spielregeln befasst habe (The New Birth Order Book: Why You Are the Way You Are), möchte ich mich hier auf das Thema beschränken, inwiefern unsere Spielregeln unser Sexualleben beeinflussen.

Ihre sexuellen Spielregeln

Cheryl will beim Geschlechtsverkehr überrascht werden; sie wünscht sich Spontaneität, Fantasie und Abwechslung in ihrem Liebesleben. Am tiefsten verhasst ist ihr Langeweile. Sie möchte, dass ihr Mann sie ständig in Atem hält und dafür sorgt, dass sie nie weiß, was als Nächstes kommt. Eine ihrer schönsten Erinnerungen gilt einem Abend, an dem ihr Mann eine Flasche Babyöl und ein großes Stück Segeltuch fürs Bett mit nach Hause brachte. Die beiden ölten sich gegenseitig am ganzen Körper ein und richteten das reinste Chaos an, aber die Aktion war spontan, rief eine Menge Gelächter hervor – und Cheryl genoss jede Sekunde.