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Über dieses Buch:

Erleben Sie unvergessliche Abenteuer im Club Nouvelle …

Wegfliegen, ausspannen und mit allen Sinnen genießen: Davon träumt die junge Isis schon lange. Kurzentschlossen bucht sie eine ganz besondere Reise in ein karibisches Luxus-Ressort, das für seine freizügigen Gäste berühmt ist – und berüchtigt! Doch obwohl die Auswahl an attraktiven Männern groß ist, gibt es für Isis vom ersten Moment an nur einen: den attraktiven, durchtrainierten Schotten Hugh. Er will sie verführen. Er will sie verwöhnen. Und er wird sie mehr als einmal überraschen …

HOT DATE – die provozierende Romanserie über drei Frauen, viele Männer und ungeahnte Höhepunkte!

Über die Autorin:

Carina Darani lebt im Südosten Deutschlands. Tagsüber geht die exzessive Leserin einem ganz normalen Beruf nach – am Feierabend widmet sie sich ihrer wahren Leidenschaft: dem Schreiben von erotischen Romanen.

Bei venusbooks erschienen die drei Romane der HOT-DATE-Serie, in deren Mittelpunkt die liebeshungrigen Freundinnen Isis, Kira und Danny stehen. Sie können auch unabhängig voneinander gelesen werden:

HOT DATE – Erster Roman: Der wilde Urlaub

HOT DATE – Zweiter Roman: Das prickelnde Spiel

HOT DATE – Dritter Roman: Das unschuldige Call-Girl

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Originalausgabe September 2015

Ein eBook des venusbooks Verlags. venusbooks ist ein Verlagslabel der dotbooks GmbH, München.

Copyright © 2015 venusbooks GmbH, München

Copyright © der aktuellen Ausgabe 2020 venusbooks Verlag. venusbooks ist ein Verlagslabel der dotbooks GmbH, München.

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.

Redaktion: Ralf Reiter

Titelbildgestaltung: Nele Schütz Design, München, unter Verwendung eines Bildmotivs von thinkstock/istock/g-stockstudio

eBook-Herstellung: Open Publishing GmbH

ISBN 978-3-95885-065-1

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Carina Darani

HOT DATE: Der wilde Urlaub

Erotischer Roman

venusbooks

Kapitel 1

Isis drehte sich seitlich, damit ihr weiter Tüllrock nicht mit den Angeln der ausgehängten Tür in Konflikt geriet, und balancierte das Tablett in die winzige Küche. So elegant die Räume des Clubs King-Fischer auch eingerichtet waren, den Servicebereich hätte der Innenarchitekt ruhig ein wenig großzügiger planen können. Hinter der Theke im Bordbistro eines ICE war mehr Platz, allerdings wollte Alex vermutlich nicht wirklich hier kochen. Für diese Party hatte sie ja auch auf Catering gesetzt, und das Fingerfood war Spitzenklasse. Isis schmeckte das Würfelchen Madeira-Jus auf dem Cracker mit Geflügellebercreme noch auf der Zunge. Doch das Beste war, dass sie ausdrücklich alles probieren durfte, worauf sie Lust bekam, und diese freundliche Erlaubnis schloss auch die Gäste mit ein. Die meisten kannten sich lange, auch intim, es war eine sehr private Party, zu der Alex praktisch nur enge Freunde eingeladen hatte. Lauter Paare; sie und Alex waren die einzigen Singles, wobei sie als Service-Fee eigentlich nicht mitzählte.

»Hallo, wen haben wir denn hier?« Eine warme Hand lag auf einmal leicht auf ihrer Schulter, das clubinterne Zeichen, dass der Mann (Mike, er war mit Sine gekommen) an ihr interessiert war. Seine Finger wanderten hinauf, massierten sanft ihre Halskuhle. »Was ist mit Grace passiert? Du bist neu hier, oder?«

»Grace hat sich einen Bänderriss zugezogen«, sagte sie und löste sich von ihm. »Tut mir leid, Mike. Ich bin zurzeit off Limits. Erstens muss ich arbeiten …«, Gelächter und Stimmengewirr drangen aus dem Salon bis zu ihr, die Getränkewünsche der Damen und Herren hielten sie gut auf Trab, »… und zweitens habe ich am Rosenmontag überraschend den letzten Termin bei Joost van Dyke bekommen.«

Man sagte einem der besten Tätowierer der Welt nicht ab. Sie schlug vorsichtig den Tüllrock etwas hoch, um Mike den riesigen Folienverband zu zeigen, der ihre Hüfte und einen Teil des Oberschenkels zum Sperrgebiet machte. »Stehen geht gut, und hinsetzen kann ich mich zur Not auch. Aber du siehst …«

Wenn sie die Beine auch nur etwas breiter machte, ziepte es zum Erbarmen. Sie hatte es vorhin probiert. Vielleicht konnte er sie lecken, wenn er sehr vorsichtig war. Doch herrlicher, schmutziger Sex war heute einfach nicht drin. Sie legte den Kopf ein wenig schief und lächelte ihn an.

»Sehr schade«, sagte er. »Dann vielleicht ein andermal. Wir sehen uns, im Salon.«

»Gern.« Sie seufzte, als sie sich umdrehte und die gebrauchten Gläser in die Spülmaschine räumte. Die, die Alex gekauft hatte, war ein Gastronomiegerät und viel schneller als jede für den Privathaushalt. In zwanzig Minuten wäre alles erledigt. Isis startete das Programm, wischte das Tablett sauber, stellte einen neuen Satz Sektflöten auf und holte eine neue Flasche Prosecco aus dem Kühlschrank. Sie bewegte beim Öffnen vorsichtig die brennenden Zehen. Die High Heels, die genau wie das Kostüm aus Alex’ Fundus stammten, waren echte Mörderteile. Als sie vor einigen Stunden hineingeschlüpft war, hatten sie perfekt gesessen. Aber sie schätzte, dass ihre Füße inzwischen von Schuhgröße 38 auf mindestens 42 angeschwollen waren.

Plopp, der Korken löste sich, und Prosecco schäumte ihr entgegen. Etlichen Gästen war es im Lauf des Abends zweifellos auch schon gekommen. Sie lächelte bei diesem Gedanken. Alex’ Freunde waren alle wirklich nett, aber das Ganze, der Club, war ihr doch noch ziemlich neu und ungewohnt. Sie half gern aus der Klemme und versorgte alle mit Getränken, zugegeben auch aus Neugier. Was Sex und wechselnde Partner anging, war sie auch keine Heilige, und sie bekam in dieser Hinsicht hier einiges mit. Doch sie hatte bis gestern wirklich nicht geahnt, was sich hinter dem Türschild mit dem Code-Zahlenfeld gegenüber von Alex’ Physiotherapie-Praxis verbarg. Oder dass ihre Freundin, die sich tagsüber kompetent um Muskelverspannungen und andere Probleme des Bewegungsapparats kümmerte, an drei Abenden in der Woche als Gastgeberin für wilde Sex-Partys fungierte. Und hätte sich Grace, die Studentin, die den Job als Service-Fee sonst machte, nicht jenen Bänderriss zugezogen, wüsste sie es wahrscheinlich immer noch nicht.

Hoffentlich passierte ihr das nicht auch noch; Isis rieb vorsichtig einen Knöchel. Was wäre sie froh, wenn sie endlich aus den High Heels steigen durfte. Sie stützte sich kurz mit beiden Händen auf dem Tresen ab und entlastete ihre Zehen. Trotzdem mochte sie die Erfahrung nicht missen. Es hatte sich gelohnt, Alex zuzusagen, als die vorsichtig gefragt hatte, ob sie sich vorstellen könnte, bei einer Faschingsfete in einem Swingerclub Getränke zu servieren. Isis mochte Männer und Sex, und wie Alex ganz richtig gesagt hatte, ein bisschen was ging immer. »Selbst für das Personal.«

Ja, schön wär’s! Ihre rechte Hüfte und ein Stück Oberschenkel fühlten sich an wie nach einem schweren Sonnenbrand oder einer massiven Hautaufschürfung, was es im Endeffekt ja auch war. Einen Teil des Motivs konnte sie schon herzeigen, von der Schulter bis zum Nabel war die Ranke längst perfekt gestochen und verheilt. Doch Joost hatte ihr wieder empfohlen – und sie wusste inzwischen, dass er das nicht ohne Grund sagte –, dass sie den Folienverband auf dem Tattoo achtundvierzig Stunden nicht anfassen sollte. Das bedeutete aber, dass sie vor morgen Mittag noch nicht einmal duschen konnte.

Sie holte das Kühl-Pad aus dem Schrank, das sie vorsorglich zwischen dem Vorrat Prosecco deponiert hatte, und drückte es vorsichtig unter dem Tüllrock gegen ihr Bein. Wie gut, dass alle Gäste Verständnis für ihr kleines Problem zeigten. Alle hielten sich an das Motto des Clubs: Alles kann, nichts muss. Bis auf Dirk, den neuen Freund von Kira, aber der war echt ein Honk.

Dass ihre Schulfreundin Kira Swingerclubs besuchte, und noch dazu ausgerechnet den von Alex, war der andere Augenöffner des Abends. Erstaunlich, was man sogar noch nach Jahrzehnten über Menschen erfuhr, die man eigentlich ewig kannte. Aber sie musste endlich weitermachen. Isis legte das Pad weg und schenkte die Gläser voll. Sie bewegte noch einmal die Zehen. Sobald sie Alex erwischte, würde sie fragen, ob sie nicht in bequemere Schuhe wechseln durfte. Sicher, die High Heels verlängerten ihre Beine ins Unendliche, doch sie konnte allmählich nicht mehr stehen. Der Sekt reichte auch nicht. Sie holte eine zweite Flasche aus dem Schrank und hörte dadurch zu spät, dass sich jemand an sie angeschlichen hatte. Bevor sie noch reagieren konnte, wurde sie schon von hinten umklammert und mit der wunden Hüfte gegen die Schubläden der Unterschränke gepresst.

»Hey, Göttin, Überraschung! Immer noch beim Nein?« Dirk rieb sich an ihr.

»Lass mich in Ruhe.« Sie machte sich los. Die frische Tätowierung an ihrer Hüfte brannte jetzt wieder richtig. »Herzlichen Dank, Dirk! Du hast voll die Verletzung erwischt!«

»Mann, hab dich nicht so! Wer schön sein will, muss leiden!«

Er war inzwischen total betrunken, und sie war zu müde, um es ihm ein drittes, nein, viertes Mal zu erklären. Unabhängig davon, dass er für sie sowieso nicht in Frage kam. Doch leider interessierte das Kiras Freund wenig, und jetzt, in seinem Zustand, wurde er noch begriffsstutziger. »Dann wenigstens einen Kuss.«

Er roch nach Fusel und Sex, und sie drehte den Kopf weg, und als er auch noch versuchte, ihr unter den Rock zu greifen, schlug sie ihm auf die Finger. »Dirk! Ich sagte NEIN!«

»Dann zieh dich nicht so aufreizend an. Blöde Pute!«

Sie trug heute passend zu ihrer Rolle ein Zofen-Gewand von Alex, ein schwarzes Schnürmieder und darüber ein transparentes Chiffonblüschen, durch das man ihre Nippel und eine der blauen Blüten des Tattoos sah. Zum Kostüm gehörte außerdem ein weiter, fast knöchellanger Tüllrock, der ab der Taille aufsprang und bei jedem Schritt enthüllte, dass sie unten ohne lief. Doch so prickelnd sie es auch fand, dass sie kein Höschen trug – und auch gar keines auf der frischen Tätowierung ertrug – und wie gern sie sich jetzt auch hätte streicheln, lecken, ficken lassen –, von Dirk nicht. Sie wilderte gern, aber nicht in Kiras Revier. Kira war ihre Freundin seit Kindertagen, und Dirk ein blöder Hund. Da sie den ganzen Abend zwischen Salon und Bar im Erdgeschoss und dem ersten Stock serviert hatte, wo die Sauna, der Whirlpool und die Spielwiesen lagen, wusste sie, dass er es dort mit wenigstens drei Frauen getrieben hatte. Während es für Kira genau wie für sie beim Zuschauen geblieben war, wenn auch aus anderen Gründen.

Dirk war inzwischen richtig wütend. »Tu nicht so scheinheilig. Bleibt doch praktisch alles in der Familie. Oder hast du noch nie mit dem Freund einer Freundin herumgemacht?«

Hatte sie tatsächlich nicht. »Dirk, du bist besoffen.«

»Was ist hier los?« Auf einmal stand Alex hinter ihm, und nach seinem schlagartig kalkweißen Gesicht zu schließen und wie stocksteif er auf einmal dastand, hatte sie ihn an den Eiern. »Dirk, du bist hier mein Gast. Du kennst die Regeln. Benimm dich, oder du fliegst raus!« Sie blickte mit gerunzelter Stirn an ihm vorbei zu Isis. »Alles in Ordnung, Liebchen?«

»Ja.« Sie schüttelte den Tüllrock aus, nahm das Tablett mit den Gläsern und trug es in den Salon. Schön, dass Alex sie verteidigt hatte. Dirk trottete ihnen jetzt friedlich hinterher. Besser gesagt, er hielt wenigstens den Mund. Doch was immer inzwischen im offenen Bereich des Clubs geschehen war, musste das Fass für Kira zum Überlaufen gebracht haben. Vielleicht hatte sie auch den Vorfall in der Küche mitbekommen. Sie war bereits umgezogen, dabei musste ihr jemand geholfen haben, und sie hielt Dirks Jacke in der Hand und seine Autoschlüssel »Wir gehen!«

Sie war auf seinen Wunsch in einem bodenlangen Kleid aus goldenem Latex erschienen, das wie eine Wurstpelle an ihr saß. Sie konnte darin nur ganz kleine Schritte machen und sich kaum setzen, erst recht nicht bücken. Vorhin hatte sie Isis herausschälen müssen, damit sie auf die Toilette gehen konnte. Aber das Latex-Ding machte eine phantastische Figur … und hatte Kira genau wie Isis daran gehindert, sich einem Mann hinzugeben. Zuerst hatte sie gedacht, es sei irgendein Rollenspiel der beiden, doch wie sie es jetzt interpretierte, war Dirk einfach nur fies. Gleichberechtigung schien für ihn zu bedeuten, dass er Kira in den Swingerclub mitnahm und verhinderte, dass sie auch ihren Spaß hatte. Doch das waren streng genommen nicht Isis’ Sorgen. Sie war zu erledigt, um dem Ganzen weiter Aufmerksamkeit zu schenken, außerdem winkte ihr gerade Julius Cäsar. Das heißt, der Gast in Toga und Lorbeerkranz.

Den schwenkte er jetzt neckisch vor seinen Genitalien, und sie machte einen Schritt auf ihn zu … und stolperte. Irgendetwas war zwischen ihre Füße geraten, sie verlor vollends das Gleichgewicht und fiel. Die Gläser und das Tablett krachten scheppernd und klirrend zu Boden. Sie schrie, ein Mann lachte gehässig, und Alex wurde zur Furie.

»Dirk, du Arschloch! Raus hier! Lass dich hier nie wieder sehen! Und eine Anzeige wegen Körperverletzung überlege ich mir noch.«

Isis war zu verwirrt, um ganz auf die Reihe zu kriegen, was abging. Doch sie merkte, dass sie hochgehoben wurde. Kräftige Hände stellten sie wieder auf die Füße.

»Vorsicht, hier sind überall Scherben!« Der Besitzer der Hände, ein freundlicher Enddreißiger, der zur Piratenweste Boxershorts, einen Goldohrring und ein im Nacken geknotetes Kopftuch trug, lächelte sie an und bückte sich über ihr rechtes Bein. »Lass mich das ansehen. Ich bin Arzt.« Er berührte ihr Knie. »Das sieht nach einem bösen Schnitt aus. Komm mit, das haben wir gleich.«

Sie ließ sich fortführen, ihr Knie brannte jetzt, und der Pirat redete beruhigend auf sie ein. Aber sie hörte trotzdem, dass in ihrem Rücken eine hitzige Debatte ausbrach. Etliche Gäste ergriffen Partei für sie, Alex und Kira schimpften, und Dirk giftete zurück, aber er wurde niedergeschrien. Kurz darauf fiel die Wohnungstür ins Schloss, und Isis begriff langsam, im Nachhinein, dass ihr Dirk ein Bein gestellt hatte. Ihr war ein bisschen schlecht, das Knie tobte, und etwas Warmes rann ihr Schienbein hinab.

»Wir sind gleich da!« Sie nickte und hinkte am Arm des Arztes in die Küche, einfach nur noch dankbar, als er sie um die Taille packte und ohne Umstände auf die Arbeitsplatte setzte. Er schlug ihren Rock hoch. »Halt das mal.«

Sie versank bis über die Nase im Tüll, der Rock nahm ihr die Sicht, und sie zuckte zusammen, als Finger ihre Wade umschlossen. Seine andere Hand berührte ihren Oberschenkel. »Das ist ein interessantes Tattoo. Sind das Seerosenstengel und Blätter? Frisch gestochen, stimmt’s? Und die Blütenblätter, die deinen rechten Nippel umgeben, sind auch ein Teil davon?«

»Ja. Die Ranke läuft von der Schulter herunter.«

»Respekt, das würde ich ja gern mal vollständig sehen!« Warme Finger fassten nach ihrer Kniekehle. »Kannst du das Bein ein bisschen anheben? Ich würde mich gern um die Verletzung kümmern und dabei ein bisschen ins Paradies linsen.« Er stockte. »Schade, ich hatte auf ein Intim-Piercing gehofft. Da steh ich nämlich drauf. Aber in Natur bist du auch ein geiler Anblick. Trägst du eigentlich eine Perücke? Das ist nicht deine richtige Haarfarbe, richtig?« Er tätschelte sacht das Knie, zu dicht bei der schmerzenden Stelle, und sprach völlig sachlich weiter. »Das müssen wir nicht nähen. Das ist wirklich nur ein Schnitt, zum Glück. Meinst du, ich darf dich nachher lecken? Zur Belohnung, weil du so tapfer warst? Ich muss das nämlich säubern und desinfizieren.«

Sie stieß die Luft aus. »Mal sehen.«

Er sah ihr in die Augen und gab ihr einen Kuss. »Braves Mädchen. Bleib bitte kurz hier sitzen, ich muss nur meine Tasche holen.«

Der Pirat verließ sie und kehrte schon nach wenigen Augenblicken mit einer richtig großen Arzttasche zurück. Er lachte, ihre Miene war wohl ziemlich verdutzt. »Ich nehme sie immer mit, wenn ich hier bin. Man weiß ja nie. Außerdem machen Doktorspiele erstaunlich viele Frauen an. Hast du den gynäkologischen Stuhl im ersten Stock nicht gesehen?«

»Doch.« Und wenn er doch kein Arzt war?

Er las ihr den Zweifel aus dem Gesicht. »Ich bin Orthopäde. Aber hier darf ich meine Patientinnen festschnallen und richtig hernehmen. Würde ich gern mal mit dir machen, sobald dein Tattoo verheilt ist.« Er packte eine Sprühdose und Verbandmull aus. »Das brennt jetzt ein bisschen.«

Ein bisschen? Sie keuchte, die Wunde war ein flammendes Inferno, sie riss ihr Knie aus seinem Griff, aber er fing es wieder und hielt sie wie in einem Schraubstock, während er die Verletzung säuberte. »Stillhalten! Ist gleich vorbei. Du willst doch nicht, dass sich das entzündet, meine Hübsche.«

Er drückte ihr einen weiteren Kuss auf den schmerzverzerrten Mund, und bevor sie es merkte, war die Verletzung schon fachgerecht mit Salbe und einem großen weißen Pflaster versorgt. »So, bitte sehr. In ein paar Tagen bist du wieder wie neu. Duschen solltest du vielleicht nicht, aber damit kennst du dich ja schon aus wegen des Tattoos. Und nun sei richtig lieb zu dem guten Onkel Doktor!« Er nahm sie in die Arme, schob ihr die Finger, die noch in Latex steckten, zwischen die Schenkel und massierte ihre Klit, während er ihr seine Zunge in den Mund drängte. Es war irgendwie süß, aber vielleicht war sie einfach zu müde oder doch unter Schock. Der vertraute Kitzel blieb jedenfalls aus, aber er merkte es rasch und gab sie frei. »Okay. Ist nicht schlimm, wenn du jetzt nicht in Stimmung bist. Dann machen wir es eben das nächste Mal. Du kommst doch wieder?«

Sie zuckte mit den Schultern. »Ich weiß noch nicht. Vielleicht. Mal sehen.«

Er nickte und hatte den Anstand, sie nicht zu drängen. Gleichzeitig klopfte es an die Tür. Alex stand vor ihnen. »Ich wollte sehen, wie es dir geht.«

»Danke. Es ist bloß ein Schnitt.«

»Gott sei Dank!«

»Ich gehe dann auch«, sagte der Piraten-Arzt, verabschiedete sich von Alex mit einem Wangenkuss und ließ sie tatsächlich mit ihrer Freundin allein. Isis stützte den müden Rücken gegen die Küchenfront. Das ganze Erdgeschoss war jetzt sehr still. Doch hoffentlich nicht wegen ihr? Alex kippte einen Haufen Scherben von einer Schaufel in den Abfalleimer.

»Sind etwa alle gegangen? O Gott, das tut mir leid.«

»Ach was, du kannst doch nichts dafür, Liebchen. Das war Dirk, er hat die Stimmung versaut. Kira gern, aber der kommt mir nicht mehr in den Club.« Sie legte Schaufel und Handfeger beiseite und gähnte. »Den Rest macht morgen früh die Putzfrau. Komm, wir gehen nach oben. Du bleibst heute Nacht bei mir. Nach dem Schrecken lasse ich dich nicht mehr bis nach Großhadern fahren.«

»Ich schaff das schon.«

»Quatsch, du bleibst.« Alex legte ihr sanft den rechten Arm um die Schultern und zog sie an sich. Ihr Kostüm bestand nur aus aufgeklebten Glitzersteinchen und einem wunderschönen Bodypainting, das ihren Körper wie das Federkleid eines exotischen Vogels überzog. Doch jetzt hatte der Vogel eine Gänsehaut.

»Du wirst dich erkälten.«

»Ach was. Eine heiße Dusche und ein paar Stunden Schlaf, und dann bin ich wieder fit. Du, mein Angebot gerade, das war ernst gemeint! Ich habe oben genug Platz, du kriegst das Gästezimmer, dort bist du vollkommen ungestört. Brauchst du ein Sleepshirt?«

»Ja, das wäre nett.«

»Selbstverständlich. Du hast schwer geschuftet, nicht einmal deinen Spaß dabei gehabt, und dann lässt dich dieser Vollpfosten auch noch stolpern. Tut es schlimm weh?«

»Es geht.«

»Auf alle Fälle kriegst du nachher oben ein, zwei Schmerztabletten. Meinst du, du schaffst die Treppen ins Penthouse hinauf mit dem Bein?«

»Komm, ich muss immer drei Treppen hochsteigen.«

»Stimmt, du wohnst ja auch in einer Dachkammer.« Alex schlug sich gegen die Stirn. Das Penthouse mit ihrer winzigen Wohnung zu vergleichen, war allerdings stark. Isis fror ein bisschen.

***

Sechseinhalb Stunden später sah die Welt wieder viel freundlicher aus. Sie saß auf einem Hocker in Alex’ Dusche, Tattoo und Knie unter einer doppelten Schicht Folie wasserdicht abgeklebt, und ließ sich mit Genuss die Haare schamponieren. »Du bist schon wieder von Kopf bis Fuß verspannt.«

»Hm?«

»Ich merke es an der Art, wie du den Kopf hältst.« Feinfühlige Fingerkuppen walkten ihren Skalp durch, die Massage tat einfach nur gut.

»Mach weiter, das ist herrlich.«

»Außerdem musst du nachfärben. Am Scheitel kommt schon wieder deine Naturfarbe durch.«

»Oha!«

»Keine Sorge, noch sieht man es nur, wenn man es weiß. Bitte vorbeugen …« Ein Schwall warmen Wassers traf ihren Kopf und ihre Schultern, und danach duschte Alex neckisch ihren Schoß. »Das schwarze Herz, das du dir in den Bären gefärbt hast, sieht richtig witzig aus. Gestern waren alle auf dich scharf. Ich denke, du hättest dich wenigstens lecken lassen können.«

»Glaub nicht, dass ich nicht daran gedacht habe.«

»Ja, für Entspannung ist nichts besser als ein Orgasmus. Dagegen kommt keine noch so gute Massage an.«

»Kommt auf die Massage an.«

»Aha, dir geht es offenbar wieder gut.« Alex nieste und warf ihr ein flauschiges Duschtuch zu. »So, Madame! Dich abtrocknen und dir die Folien abziehen kannst du ja wohl allein. Und falls du das Thema Massage und den gestrigen Abend in der Nachschau noch ein bisschen vertiefen willst, während ich Kaffee mache – im Spiegelschrank sind ein Vibrator und Kondome. Zieh eines auf und lass dir ruhig Zeit!«

»Danke.« Es war ihr doch etwas peinlich. Außerdem nahm sie lieber ihren eigenen. »Ich glaube, ich würde mir lieber eine Maske mit Heilerde machen.«

»Auch das!« Alex öffnete den Schrank und drückte ihr die Dose in die Hand. »Brauchst du noch einen Spatel? Ein Waschtuch zum Entfernen, irgendwas?«

»Waschtuch wäre schön.«

Dann beschäftigte sie sich mit der Pflege von Gesicht, Hals und Brüsten und tupfte Heilsalbe auf das frische Tattoo, bis aus der Küche der Duft von frisch gepresstem Orangensaft, heißem Kaffee und knusprigem Speck zu ihr drang und Alex an die Tür klopfte.

»Frühstück ist fertig! Und Kira ist auch gekommen.«

Das Tattoo machte beim Anziehen von Höschen, Strümpfen und Jeans etwas Zicken, genau wie das Knie. Isis schlüpfte in den Pullover, mit dem sie gestern gekommen war, und fühlte sich pudelwohl. Kira allerdings lag auf dem Sofa in der Küche zu einem Häufchen Elend zusammengerollt.