Mit Licht gestalten

Von der Sonne bis zur LED

Anselm F. Wunderer

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Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

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ISBN 978-3-95845-278-7

1. Auflage 2016

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Lektorat: Katja Völpel

Sprachkorrektorat: Petra Heubach-Erdmann

Covergestaltung: Christian Kalkert

Bildnachweis: Anselm F. Wunderer

electronic publication: III-satz, Husby, www.drei-satz.de

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Lichtstammbaum

Schlusswort

Ein Leben ohne Licht? Nein, das ist nicht möglich. Aber wie wäre es, wenn auf unserem Planeten nur monochromes Licht fallen würde, wenn alles zum Beispiel Grün in Grün oder Gelb in Gelb wäre? Dem Licht verdanken wir – neben vielem anderen – dass wir eine bunte Welt erleben und sie mit unseren Kameras festhalten können.

Es ist schön festzustellen, dass uns heute sowohl leistungsstarke, Kunstlichtquellen als auch Kameras, die sich mit extrem wenig Licht begnügen, zur Verfügung stehen. So können wir doch tatsächlich rund um die Uhr auf Motivsuche gehen. Vieles habe ich Ihnen mit auf den Weg gegeben und so können die Buchstaben des Wortes Licht, zum Abschluss auch noch eine andere Bedeutung erlangen.

Und wenn Sie auf richtig schwierige Lichtsituationen stoßen, dann sollten Sie so lange experimentieren, bis Sie zu einer Lösung kommen. Sie können aber auch das RAW-Format als Sicherheitsnetz nutzen, das Ihnen die Möglichkeit bietet, hinterher vieles noch zurechtzurücken. Und wenn die Lichtverhältnisse ganz weit auseinanderklaffen, dann hilft Ihnen Ihr PC, mit einem HDR-Programm aus vielen Bildern ein optimales zu zaubern.

Was bleibt noch zu sagen, ich wünsche Ihnen gutes Gelingen beim Gestalten mit Licht.

Dem Licht, das sich aus vielen Wellenlängen zusammensetzt, verdanken wir es, dass unsere Welt bunt ist.

Kapitel 14: Kunstlicht in Form gebracht​

Abb. 14.1: Professionelle Studioleuchten sind für den Einsatz von Lichtformen gerüstet. Links: Kaiser Studiolight 1000 – Dauerlicht, Halogen. Mitte: Godox SL-100W – Dauerlicht, LED. Rechts: Elichrom 500 – Studioblitz.

Es ist immer nur die Luft der Lunge, die Blockflöte, Trompete oder ein Fagott zum Klingen bringt. Die unterschiedlichen Formen, Materialien, aber auch die Technik der Instrumente sorgt für die verschiedenen Klänge. So ähnlich ist es mit den ​Lichtformern. Gleich ob wir eine Studioleuchte mit Halogenbrenner, LED oder einer Blitzröhre zur Hand nehmen, wie das Licht ausfällt, entscheidet das, was wir davorsetzen. Gleich vorweg, jeder Vorsatz verändert auch die Lichtmenge und damit die Belichtung. Dies ist besonders im Zusammenhang mit Studio-Blitzgeräten wichtig.

Ein ​Standardreflektor, der das Licht wie bei Scheinwerfern so üblich bündelt, gehört vielfach zum Lieferumfang von Studioleuchten. Dabei unterscheiden sich die Leuchtwinkel von einem Anbieter zum anderen. Darüber hinaus gibt es natürlich noch andere Reflektoren. Solche, die das Licht auf eine größere Fläche verteilen, also einen weiteren Bereich ausleuchten, und solche – sie werden oft Engstrahlreflektor genannt –, deren Lichtcharakteristik schon ein wenig an das Fernlicht unserer Autos erinnert. Es ist immer gut zu wissen, dass man wählen kann.

Abb. 14.2: Unterschiedliche Reflektoren, sie bündeln oder streuen das Licht. Im Vordergrund ein Standardreflektor.

Mit Klappen, die sich am Reflektor anbringen lassen, können Sie den Bereich, der beleuchtet werden soll, gezielt eingrenzen. Bei manchen Aufsätzen, so zum Beispiel denen für die genialen Lichtquellen von Dedolight, lässt sich selbst der Winkel jeder einzelnen Klappe nach Bedarf verändern.

Abb. 14.3: Ein Studio-Blitz mit Standard-Reflektor hat bei dieser Aufnahme die Sonne ersetzt. Brennweite 30 mm, 100 ISO, Blende 11, 1/250 Sek., Weißabgleich »Tageslicht«.

Klappen-Aufsätze sehen größtenteils auch die Anbringung von Folienfiltern vor. Bei manchen werden sie von Klammern gehalten, bei anderen von Magneten. Bei Halogenleuchten können Sie die dünnen Folienfilter aufgrund der großen Hitzeentwicklung nur kurzfristig einsetzen. Ganz anders aber bei LED-betriebenen Leuchten oder bei Studio-Blitzgeräten. Bei den Blitzen sollten Sie nicht vergessen, das Einstelllicht auszuschalten. Mit diesen Filtern können Sie die Lichtfarbe zum Beispiel an die Kunstlichtverhältnisse eines Raumes anpassen oder ganz gezielt für bunte Effekte in Ihren Aufnahmen sorgen.

Abb. 14.4: Klappen-Aufsätze helfen bei der Lichtregie und erlauben auch das Anbringen von Folienfiltern.

Abb. 14.5: Dünne Folienfilter gibt es in allen Farbnuancen, sie lassen sich auch beliebig kombinieren.

Abb. 14.6: Um die Aufnahme ein wenig bunter zu gestalten, wurde die Unterseite der Hebebühne mit einem »blau gefilterten« Blitz beleuchtet. Brennweite 10 mm, 200 ISO, Blende 11, 1/30 Sek., Weißabgleich »Tageslicht«.

14.1 Das Licht ​bündeln

In vielen Situationen kann es sinnvoll sein, dass eine Leuchte einen eher relativ kleinen Bereich erfasst. Für diesen Zweck gibt es ​Waben-Vorsätze mit unterschiedlicher Wirkung, die sich vor dem Reflektor anbringen lassen. Die Waben sorgen dafür, dass das Licht nicht mehr zur Seite ausweichen kann. Je enger die Waben, umso kleiner wird der Leuchtwinkel. Mir fallen dabei immer die Scheuklappen von Pferden ein.

Abb. 14.7: Zum Bündeln des Lichts kann man Wabenscheiben vor den Reflektor setzen. Je enger das Wabengeflecht, umso mehr wird der Lichtstrahl gebündelt.

Abb. 14.8: Der Schrank mit den vielen Ordnern unmittelbar hinter dem Bürgermeister blieb im Schatten, zwei seitlich positionierte Blitzköpfe mit Waben-Vorsätzen kamen dabei zum Einsatz. Brennweite 22 mm, 100 ISO, Blende 16, 1/200 Sek., Weißabgleich »Tageslicht«.

Noch enger wird der Leuchtwinkel, wenn Sie statt eines Reflektors einen ​Konus – auch ​Tubus genannt – vor die Leuchte setzen. Manche haben vorne beim Lichtaustritt sogar eine Linse eingebaut, die das Licht noch gezielter auf eine sehr kleine Fläche verteilt.

Abb. 14.9: Für einen besonders engen Leuchtwinkel sorgen Konus-Vorsätze, die anstelle eines Reflektors angebracht werden.

Abb. 14.10: Konzentration auf das Wesentliche. Von links kam ein Studio-Blitz mit Wabenvorsatz und von rechts einer mit Konus-Vorsatz zum Einsatz. Brennweite 30 mm, 100 ISO, Blende 16, 1/250 Sek., Weißabgleich »Tageslicht«.

Einen noch viel engeren Leuchtwinkel schaffen Projektionsvorsätze. Sie lassen sich fokussieren und durch den Einsatz unterschiedlicher »Projektionsobjektive« noch vielseitiger einsetzen.

Abb. 14.11: Mit Projektionsvorsätzen kann das Licht ganz nach Belieben gebündelt werden. Setzt man Gobos oder Dias in den dafür vorgesehenen Schacht, können diese ins Bild projiziert werden. Auch die Verwendung von Farbfiltern ist möglich.

Doch Sie können noch weit mehr. Sie erlauben die scharfe oder nicht ganz so scharfe Projektion von Mustern und Strukturen. In Fachkreisen hören die dünnen Metallscheiben, die Strukturen, Linien oder »Fenster« in Bilder zaubern können, auf den Namen Gobos. Es lassen sich aber auch Projektions-Schablonen selbst anfertigen, sogar aus Karton, wenn eine »kühle« LED-Lichtquelle hinter dem Projektionsvorsatz sitzt. Auch Dias aus der analogen Zeit lassen sich damit auf den Hintergrund projizieren. Allerdings nur, wenn die Lichtquelle nicht allzu viel Hitze erzeugt. Mit Glas- oder Folienfiltern lässt sich der Lichtkegel auch noch ganz nach Belieben färben.

Abb. 14.12: Zubehör für einen Dodolight-Projektionsvorsatz. Links: eine selbst gefertigte Maske. Mitte: Hauchdünne Metall-Scheiben erlauben die Projektion unterschiedlicher Muster und Strukturen, sie werden im Fachjargon Gobos genannt. Rechts: Mit einer Irisblende kann der Lichtkegel noch weiter verengt werden.

Abb. 14.13: Ein Projektionsvorsatz vor einer Halogenleuchte mit eingelegter Strukturblende und Blaufilter kamen bei dieser Aufnahme zum Einsatz. Brennweite 30 mm, 1600 ISO, Blende 4, 1/20 Sek., Weißabgleich »Kunstlicht«.

14.2 Wenn ​weiches Licht gefragt ist

Es geht natürlich auch umgekehrt: Lichtformer, die für eine großflächige Ausleuchtung sorgen. Zum Beispiel wenn ein heller Raum sehr gleichmäßig ausgeleuchtet werden soll, können Sie dafür einen Kugelvorsatz, im Fachjargon ​Globe, genannt, vor Ihre Studioleuchte setzen. Damit entsteht eine ganz spezielle, natürlich wirkende Charakteristik.

Abb. 14.14: Kugel-Vorsätze verteilen das Licht rundum gleichmäßig.

Abb. 14.15: Das Licht verteilt ein Kugel-Vorsatz einheitlich im Raum.

Besonders dann, wenn es um Personenaufnahmen, zum Beispiel ums klassische Porträt geht, sind große Leuchtflächen, die für weiches Licht sorgen, gefragt. Um die Funktion von mehr oder weniger großen Fenstern zu übernehmen, gibt es einige Alternativen. Am einfachsten geht es mit einem Diffuser-Schirm, der in kurzem Abstand vor der Lichtquelle angebracht wird. Er sieht aus wie ein weißer Regenschirm, lässt aber sehr viel Licht durch. Je größer der Schirm, umso größer die Leuchtfläche. Doch er reflektiert auch einiges Licht zurück. In einem kleinen Raum mit hellen Wänden wird dieses Licht sinnvoll genutzt, in großen Räumen oder solchen mit dunklen Wänden geht das reflektierte Licht verloren.

Abb. 14.16: Ein transparenter Schirm, er lässt sich ganz leicht vor praktisch jeder Studioleuchte anbringen und vergrößert die Leuchtfläche um ein Vielfaches.

Abb. 14.17: Von rechts sorgte ein Schirm für optimales Porträtlicht. Ergänzt von einer zweiten Blitzleuchte (links) mit Kronos-Vorsatz. Brennweite 60 mm, 100 ISO, Blende 11, 1/250 Sek., Weißabgleich »Tageslicht«.

Auf andere Weise lässt sich die Leuchtfläche mit ​Reflexschirmen vergrößern. Da es um das Licht geht, sollte ich eigentlich im Bonuskapitel zum reflektierten Licht darauf eingehen (s. www.mitp.de/276), doch ich denke, im Zusammenhang mit Lichtformern gehören sie schon hierher. Die Lichtquelle richtet sich zum Schirm und der reflektiert das Licht großflächig auf das Motiv. Ist der Schirm innen weiß, fällt die Lichtcharakteristik etwas weicher aus als bei Schirmen, deren Reflexfläche versilbert ist. Nach wie vor gibt es auch Schirme mit einer Goldbeschichtung für spezielle Zwecke. Ihr Einsatz verändert die Lichtfarbe und könnte eine Korrektur beim Weißabgleich notwendig machen.

Abb. 14.18: Rechtsreflexschirme – hier Silber-beschichtet – bündeln und verteilen das Licht. Je größer der Durchmesser, desto stärker fällt die Wirkung aus.

Abb. 14.19: Auf 2,3 m² Leuchtfläche bringt es der Broncolor Para 177. Mit seinem Durchmesser von 1,7 m ist er nicht einmal der größte.

Was die Dimensionen betrifft, so gibt es solche Schirme im Bereich von 80 cm Durchmesser aufwärts und spezielle Studio-Schirme mit Durchmessern bis über drei Metern. Mit solchen wird eine ganz spezielle Lichtsituation erzeugt, besonders dann, wenn der Fotograf mehr oder weniger vom Zentrum des Schirms aus agiert. Es ist ein wenig weit hergeholt, aber diese Form der Beleuchtung funktioniert im Großen so wie bei Ringblitzen im Kleinen.

Direkt und ohne Lichtverlust lassen sich große Leuchtflächen mithilfe von ​Softboxen erzielen. Dadurch, dass sie innen versilbert sind, gelangt alles Licht zur weißen Leuchtfläche. Je nach Anwendungszweck gibt es besonders schmale Softboxen, rechteckige, quadratische und dann auch noch achteckige, mit der Fachbezeichnung Octogonal. Mit ihren acht Ecken kommen Sie einer kreisförmigen Lichtquelle schon recht nahe. Ein solcher Lichtreflex sieht »natürlich« aus, was man von quadratischen oder rechteckigen nicht behaupten kann. Octogonale Softboxen gibt es im Bereich von 70 cm Durchmesser bis zu 2,5 Metern und mehr.

Im Freien müssen wir mit hartem Sonnenlicht leben, wenn wir uns weiches Licht wünschen, oder mit diffusem Licht, wenn wir hartes brauchen. Mit Studio- Leuchten oder Blitzen, die es uns möglich machen, mittels Bajonett unterschiedliche Lichtformer anzubringen, können wir im Handumdrehen jene Lichtsituation schaffen, die wir für unsere Aufnahmen brauchen.

Abb. 14.20: Bei dieser Aufnahme kam das Licht von einem weit oben positionierten silberbeschichteten Reflexschirm. Brennweite 24 mm, 200 ISO, Blende 13, 1/5 Sek., damit auch der von Fenstern beleuchtete Hintergrund erhalten blieb. Weißabgleich »Tageslicht«.

Abb. 14.21: Softboxen gibt es allen möglichen Größen und Formen.

Abb. 14.22: Die Detailansicht des Auges verrät, welche Softbox verwendet wurde.