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Kirk Spader

Latent doof

Knaur e-books

Inhaltsübersicht

Über Kirk Spader

Kirk Spader, Jahrgang 1967, hat seine erste Geschichte im Alter von drei Jahren mit Hilfe einer Buchstabensuppe auf dem Grund seines Tellers geschrieben. Es war eine Kurzgeschichte. Im Jahr 2011 bekam er für eine andere Kurzgeschichte einen Autorenvertrag. Kirk lebt und schreibt in Münster/Westfalen.

Über dieses Buch

Tom Baum ist Single, aber das soll sich bald ändern. Er hat sich unsterblich in seine neue Nachbarin Sirena verliebt. Doch es gibt drei Probleme, die seinem Glück im Weg stehen: Er leidet an etwas, das er selbst als »Latent doof«-Syndrom bezeichnet, außerdem ist er pleite, und um das Erbe seines Onkels anzutreten, muss er erst mal selbst ein kleines Vermögen verdienen. Dann ist da noch Dr. Dom, der neue Freund von Sirena, ein zwielichtiger Arzt, der Tom die Heilung seiner Krankheit verspricht. Tom erlebt haarsträubende Abenteuer mit einem debilen Gedächtnistrainer, wahnsinnigen Nachbarn und seiner Halbschwester. Am Ende ist die Frage, ob Tom »latent doof« ist oder vielleicht alle anderen.

Impressum

© 2012 neobooks.com
Ein Unternehmen der Droemerschen Verlagsanstalt
Th. Knaur Nachf. GmbH & Co. KG München.
Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise –
nur mit Genehmigung des Verlags wiedergegeben werden.
Redaktion: Julia Feldbaum
Covergestaltung: ZERO Werbeagentur, München
Covermotiv: © Finepic
www.neobooks.com

ISBN 978-3-426-43040-8

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Vorwort

Diese Geschichte basiert auf einer wahren Begebenheit.

(Stimmt nicht, aber Sie hätten das fast geschluckt, oder?)

 

Die in dieser Geschichte vorkommenden Personen und Tiere existieren nicht wirklich. Jegliche Ähnlichkeit mit Leuten, die Sie zu kennen glauben, ist zufällig.

Und: Nein, es ist keine Autobiographie.

Bei den Arbeiten zu diesem Buch kamen keine Tiere oder Personen zu Schaden (außer dem Autor, der sich immer noch von akutem Schlafmangel erholt).

Münster ist eine echte Stadt, in der es häufiger regnet, als es in London neblig ist.

Sie trägt den Titel »Lebenswerteste Stadt der Welt«. (In der Jury, die den Titel vergeben hat, saßen zwei Laubfrösche und eine Gelbbauchunke).

Ich habe schon viel von der Welt gesehen, Paderborn und Osnabrück zum Beispiel, trotzdem ist Münster meine Lieblingsstadt. Vielleicht auch, weil ich hier wohne.

 

Noch was:

Einiges aus dem Buch sollten Sie nicht nachmachen, auch wenn Sie dringend Geld brauchen.

1

Es war Nachmittag, die Sonne brannte auf die Dächer der gepflegten Reihenhäuser im Gallwitzweg, einer Straße in einem Vorort von Münster. Die Hitzeperiode dauerte bereits zwei Monate an, mit Temperaturen über 30 Grad – nachts. Tagsüber war es unerträglich. Keine Wolke am Himmel, der Wetterprophet im Fernsehen trug Shorts und bekam Morddrohungen wegen der neuen Hochs, die er ständig ansagte.

 Nirgends regte sich etwas, es war zu heiß zum Rasenmähen, sogar zum Grillen. Fast alle Anwohner des Gallwitzweges waren entweder im nahegelegenen Freibad oder saßen mit einem eisgekühlten Getränk vor dem Fernseher, die Füße in einer Wanne mit Eis und Bierflaschen.

 

Eine Biene summte deprimiert durch meinen Garten, in der vergeblichen Hoffnung, eine Blüte zu finden. Aber zwischen braunem Strauchwerk und verdorrtem Rasen ragten nur noch die Gerippe ehemals blühender, Nektar spendender Beetpflanzen in die Luft. Die Biene blieb in der Luft stehen, dann fiel sie vor mir auf die Sandsteinplatten der Terrasse. Exitus.

Ich verfluchte alle, die letztes Jahr über den Sommer geflucht hatten, weil der Sommer mehr was von Herbst gehabt hatte.

Im Schatten meines Sonnenschirms in einem Liegestuhl sitzend, studierte ich die Münsteraner Lokalnachrichten. Die Schulen waren geschlossen, in den Freibädern wurden Nummern für die Besucher in den Warteschlangen vergeben. Die Aufenthaltsdauer in den Becken war auf fünf Minuten rationiert worden. Es war der heißeste Sommer seit Beginn der Wetteraufzeichnungen, behaupteten die Meteorologen.

Natürlich schlossen die Politiker Zusammenhänge mit der globalen Erwärmung kategorisch aus: Es war halt ein »Jahrhundertsommer«, wie die Bundeskanzlerin fröhlich aus ihrem Urlaub in Norwegen verkünden ließ. Auf der Titelseite der Zeitung fand sich ein Bericht über das Preußenspiel vom letzten Sonntag. Münster hatte gewonnen, weil acht Leute aus der gegnerischen Mannschaft wegen Hitzschlags ausgefallen waren.

Darunter und kleiner war eine Schlagzeile, die meine Aufmerksamkeit weckte: »Giftmord im Vorort«. Erschüttert las ich, dass gestern ein Rentner aus dem Wieselweg, einer Parallelstraße zum Gallwitzweg, gestorben war. Erst hatte man einen Herzinfarkt vermutet, doch ein winziger Pfeil in seinem Hintern, der ein tödliches Gift enthielt, sprach dagegen. Jemand hatte mit einem Blasrohr auf ihn geschossen, als er schlafend in der Hängematte lag, spekulierte das Blatt.

Ich hatte den Mann sogar vom Sehen gekannt und war schockiert, dass so etwas hier in der Nähe passiert war. Münster hatte zwar eine enorm hohe Kriminalitätsquote, aber nur, weil hier jedes nicht abgeschlossene Fahrrad nach dreißig Sekunden einen neuen Besitzer fand. Abgeschlossene Fahrräder schafften es in seltenen Fällen ein paar Tage, nicht geklaut zu werden. Aber ein Mord?

 

Erschöpft ließ ich die Tageszeitung sinken und sah mich um. Ich dachte an all die Dinge, die ich eigentlich noch tun musste: Mein Gartenteich sah aus wie das Becken einer Kläranlage. Ich musste ihn dringend reinigen. Der mumifizierte Fischreiher, der dort am Rand lag, war auch kein schöner Anblick. Aber ich konnte mich nicht aufraffen. Das lag nicht an der Hitze, sondern daran, dass ich demotiviert war.

Mein Leben kam mir vor wie ein riesiger Hundehaufen, vor dem ich mit einer winzigen Schaufel und einem kleinen Eimer stand.

Wenn mein Leben ein Auto wäre, könnte dies der richtige Zeitpunkt sein, auszusteigen und festzustellen, dass ich die Karre vor einen Baum gesetzt hatte: Totalschaden. Aber irgendwo in mir gab es einen kleinen Generator, der positive Energie produzierte. Wie er das machte, war mir schleierhaft, aber es reichte, um nicht völlig zu verzweifeln. Nicht darüber nachdenken zu müssen, ob der Ast an der Kiefer in meinem Garten mein Gewicht aushalten würde, wenn ich mit einem um den Hals geschlungenen Seil dort runterspränge. Ich schüttelte den Kopf. Der Ast war sowieso nur 1,20 Meter über dem Boden.

Dann dachte ich an die erfreulicheren Dinge in meinem Leben. Eigentlich gab es da nur eine einzige Sache.

Ich spähte über die kleine Buchsbaumhecke, die mein Grundstück von dem meiner neuen Nachbarin trennte.

2

Meine Nachbarin Sirena lag in einem weißen Bikini auf einer gelben Liege in der prallen Sonne. Ihre schwarzen Haare glänzten in dem grellen Licht, und ich glaubte, eine leichte Rötung auf ihrer ebenmäßig gebräunten Haut feststellen zu können.

 

Sirena war Modell, wofür wusste ich nicht, aber egal, ob es Gummistiefel oder Bauhelme waren, sie würde in jeder Art von Bekleidung aussehen wie eine Göttin. Sie war groß, schön und erfolgreich. Aber auch sie hatte private Probleme.

Ich fragte mich, ob sie tot war – Hitzschlag, so was ging ja schnell. Sirena und ich waren erst seit ein paar Wochen Nachbarn. Sie steckte noch mitten in einem Rosenkrieg mit ihrem widerlichen Exmann. Ich steckte noch mitten in dem Versuch, irgendeine Frau für mich zu interessieren. Zum Beispiel Sirena, an der ich sehr interessiert war.

Ich hatte ihr beim Einzug geholfen, und wir hatten bereits zwei weinselige Abende gemeinsam auf meiner Terrasse verbracht. Dabei hatte ich festgestellt, dass Sirena genau meine Wellenlänge war, wir waren uns grün, wie man so schön sagte. Tiefgrün, wie ich fand. Füreinander gemacht.

Kurz, ich war unsterblich verliebt. Schon als ich sie das erste Mal sah, an dem Tag, als sie das leerstehende Haus nebenan besichtigt hatte, hatte es mich erwischt. Die Vorstellung, dass dieses wundervolle Geschöpf neben mir einziehen könnte, war atemberaubend.

 

Zwei Wochen später fuhren ein kleiner Fiat 500 und ein riesiger Umzugstransporter vor, und Spediteure schleppten Kisten und Möbel in das Haus nebenan. Ich hatte damit gar nicht mehr gerechnet, aber jeden Tag Wünsche ans Universum geschickt.

Kurz vor ihrem Einzug hatte ich einen Plan B entwickelt, der darin bestanden hätte, die Maklerfirma nach ihrem Namen zu fragen. Den sie mir natürlich nicht verraten hätten. Ich hatte daher einen Einbruch in das Computersystem oder die Räumlichkeiten in Erwägung gezogen. Brauchte ich aber nicht. Plötzlich war sie da, und mein Leben hatte wieder einen Sinn. Die Ernüchterung kam, als ich erfuhr, dass sie verheiratet war. Noch. Die Scheidung war im Gange, und ich lauerte wie eine Schnappspinne auf meine Chance. Wir mussten zusammenkommen.

 

Wie sie das sah, hatte ich noch nicht rausgefunden, ihr Verhalten mir gegenüber sagte: »Lass uns Freunde sein.« Was so viel hieß, wie »Ich erzähle dir meine Probleme, tue so, als ob mich deine interessieren, und bin weniger einsam«. Ihr Problem war, dass sie wegen ihres Aussehens immer an die falschen Typen geriet, was bewies, dass gutes Aussehen ein Fluch sein konnte.

 

Unglaublich, diese Hitze. Ich cremte mein Gesicht mit Sonnenschutzfaktor 50 ein, die Creme zog in die Haut ein wie Butter in warmes Toastbrot.

Ich nahm noch einen Schluck von der lauwarmen Brühe, die als »erfrischendes Biogetränk« vor einer Stunde ihren Weg in mein Glas gefunden hatte. Es schmeckte wie ein Aufguss aus dem Zeug, auf dem der Hahn morgens krähte.

 

»Sirena? Alles klar bei dir?«

Keine Antwort. Da stimmte was nicht. Ich wiederholte das Ganze drei Mal. Wie bei einem schwerhörigen Kellner – wenn man drei Mal »Zahlen!« rief und er nicht reagierte, konnte man ohne zu zahlen gehen. Stand so im BGB.

Nachdem ich gedanklich die rechtliche Grundlage zum Hausfriedensbruch durchgegangen war, erhob ich mich und verließ den Schatten. Die Strahlung unseres Zentralgestirns traf mich, und ich hörte förmlich, wie meine Haut aufstöhnte. Aber egal, ich hatte eine Rettungsmission. Ich stieg über die Buchsbaumhecke, die gerade hoch genug war, um schmerzhafte Kratzer zwischen meinen Beinen zu verursachen, und näherte mich der attraktivsten Frau im Gallwitzweg, nein, in ganz Münster. Vielleicht im ganzen Universum.

 

Sirena sah aus wie eine Skulptur von Botticelli, das Gesicht eines Engels mit der erotischen Anziehungskraft einer Sirene. Ihr Name passte perfekt zu ihr. Sirena Baccielli, das war reine Poesie, fand ich.

Der Körper bestand zu gefühlten 80% aus Beinen, die an einem knackigen Po saßen. Darüber eine schlanke Taille unter zwei üppigen Brüsten – silikonfrei, hoffte ich –, die einen harmonischen Gegenpart zum flachen Bauch bildeten. Ihr Gesicht mit den hohen Wangenknochen strahlte die südländische Eleganz einer Sophia Loren aus. Nur bei ihren Lippen war ich mir nicht sicher, ob sie nicht doch mit einem Hauch Silikon oder Ähnlichem in Berührung gekommen waren. So volle Lippen, die einen derart süßen Schmollmund formten, konnten nicht natürlich sein. Heutzutage ging eine Frau ja nicht mehr zu Tupperpartys, sondern zu Botoxpartys. Spritze hier, Spritze da, und alle Falten verließen fluchtartig das Gebäude. Bestimmt gab es demnächst auch Silikonpartys, veranstaltet von französischen Implantatdiscountern.

 

Sirena hatte die Augen unter der Sonnenbrille geschlossen. Ihr Brustkorb hob und senkte sich, doch ich fand die Bewegung kraftlos, sterbend. Ich stupste sie vorsichtig an. Ihr entkräfteter Körper reagierte nicht mehr. Vielleicht kam ich zu spät. Mein Blick folgte einem Schweißtropfen, der zwischen perfekten Brüsten in ihr Dekolleté wanderte. Einen Augenblick vergaß ich meine Rettungsmission. Ich versuchte, den Tropfen mit der Hand aufzufangen.

 

Für Frau Rosen, die Nachbarin auf der anderen Seite von Sirenas Garten, die just in dem Moment über den Zaun linste, sah das vermutlich merkwürdig aus.

»Tom, was machen Sie da?«, fragte sie mit dieser Stimme, die mich immer an das Geräusch der Brotschneidemaschine beim Bäcker erinnerte.

»Hallo, Frau Rosen, ich komm klar. Schönes Wetter heute. Hat da nicht gerade eine Katze geschrien?«, lenkte ich sie ab.

Frau Rosen war 79 Jahre alt, hatte acht Katzen und war ständig um sie besorgt. Die Viecher waren normalerweise überall, aber bei der Hitze hatten sie sich in das Haus ihrer Katzenmama verzogen. Ich mochte Katzen, aber Frau Rosens Katzen waren nicht normal. Sie waren überall, und sie waren aggressiv. Und unglaublich doof. Anfang des Jahres hatte sie noch zehn Katzen, aber zwei der Tiere waren dem Straßenverkehr auf dem Gallwitzweg zum Opfer gefallen. Hier fuhren jeden Tag mindestens drei Autos durch.

Das Unangenehme an Frau Rosen war, dass sie unangenehm war. Sie war neugierig wie ein Bild-Reporter, lästig wie eine Malaria-Mücke und umgeben von einer bösen Aura, wie Darth Vader und die dunkle Seite der Macht.

 

Sie verschwand, und ich konnte mich wieder meiner Mission widmen. Ich sah auf das Dekolleté. Welche Mission war das noch?

Ah, Hitzschlag, Erste Hilfe. Mund-zu-Mund-Beatmung. Eigentlich hieß es ja Mund-zu-Nase-Beatmung, aber warum sollte der Lebensretter nicht auch Spaß an der Sache haben.

Ich berührte ihre vollen Lippen mit meinen und stellte fest, dass Sirena noch lebte. Aber so was von.

Sie küsste mich! Es fühlte sich an, als wenn zwei unfassbar kompatible Körper endlich Kontakt fanden, als wenn zwei Sterne in einer gewaltigen Supernova zu einem verschmolzen, so wie …

»Hi Doc …«, murmelte sie schlaftrunken.

Wer war »Doc«? Oder meinte sie »Dog«? Jedenfalls meinte sie nicht mich. Ihre Augen öffneten sich.

 

Ein Schrei, als sie mein weiß gecremtes Gesicht sah, und noch ein Schrei mit etwas rauherer Stimme. Das war Horst, Sirenas Exmann in spe, der ausgerechnet jetzt durch das Gartentörchen kommen musste. Hatte er uns gesehen? Dann würde gleich Blut fließen. Meins nämlich. Ich zog mich mit der fließenden Eleganz einer afrikanischen Gabelantilope und einem Sprung über die Hecke zurück.

 

Horst ging auf Sirena zu und wedelte mit einem Papier. Sirena erhob sich von der Liege, was aussah, als wenn ein Engel aufstand und seine Flügel entfaltete.

Horst brüllte Sirena an, irgendwas mit »Unterhalt streichen wegen Ehebruchs«. Es klang ernst. Der Typ war ein Premium-Arschloch. Ich hatte keine Lust, mich mit ihm anzulegen. Horst arbeitete als Fahrer für Geldtransporte und hatte bestimmt die Dienstknarre im Handschuhfach seines Golf GTIs liegen.

Sirena schrie jetzt ebenfalls. Ich verstand nur Horsts Worte. Etwas wie »kleines Flittchen und in flagranti«. Das klang alles spannend. Sirena griff nach einem Spaten, der neben einem Blumenbeet in der Erde steckte. Ich ging ins Haus.

Draußen gab es ein dumpf-metallisches Geräusch und es wurde still. Aber das ging mich nichts an.

3

Ich sah auf die Uhr. Ich musste dringend noch einkaufen, obwohl ich mich lieber hingelegt hätte. Bei der Hitze konnte man nachts nicht vernünftig schlafen. Und ich sowieso nicht, weil mich Schlafstörungen quälten.

Ich war hundemüde. Aber es half nichts, es war nichts Essbares mehr im Haus. Das war einer der Momente, wo man etwas tun musste, obwohl man gar keine Energie mehr hatte. Akku leer, keine Steckdose in der Nähe.

 

Der Gedanke, bei 40 Grad Celsius in meinen schwarzen Opel zu steigen, ließ mir den Schweiß ausbrechen. Ein prüfender Blick in den Spiegel an der Garderobe.

Da stand ein Wesen, das wie ich aussah. 176 cm hoch, bis auf einen Bauchansatz schlank. Rehbraune Augen, hellbraune wuschelige Haare, die über die Ohren wuchsen. Muskulös, im Halbdunkel wie Keanu Reeves aussehend. Hatte mir mal eine Exfreundin im Kino gesagt.

Ich war zufrieden mit meinem Aussehen. Außer mit der Größe. Sirena war einen halben Kopf größer als ich. Wenn wir zusammenkommen würden, müsste sie auf hohe Schuhe verzichten. Aber das war etwas weit vorgegriffen.

Dass mit dem Bauchansatz musste ich auch noch in den Griff kriegen. Den Bauch hatte ich von diesem Joghurt, den in der Werbung alle aßen, weil er linksdrehende Milchsäurebakterien enthielt. Und zwanzig Stück Zucker pro Becher, wie ich in meiner Fernsehzeitung gelesen hatte.

Dafür half er gegen dieses »Aufgeblähter-Bauch-Gefühl«. Weil er die Luft im Bauch durch echte Fettzellen ersetzte.

 

Ich grinste in den Spiegel, die Sonnencreme warf Falten. Nach Entfernung der Creme richtete ich meine Haare und zog ein frisches T-Shirt an, auf dem stand: »Wann wird`s mal wieder richtig Sommer?«

Ich beschloss, mich heute Abend für die Lebensmittelbeschaffung mit etwas Gutem zu belohnen. Ein alter schottischer Whisky wäre genau das Richtige.

 

Raus in die verdammte Hitze.

In meinem schwarzen, tiefergelegten Opel Admiral, der mitten in der Sonne stand, herrschte eine Temperatur von 68 Grad Celsius, wie mir das billige Thermometer anzeigte, dessen Deckglas aus Plastik schon Schmelzbeulen hatte. Die Yoda-Wackel-Figur auf der Ablage vor der Windschutzscheibe war nur noch ein Häufchen stinkendes Plastik. Das würde ich heute Nacht erst wieder hart werden lassen, dann konnte ich es morgen rauskratzen. Ich startete den Wagen, das schwarze Lederlenkrad war so heiß wie ein glühendes Stück Eisen.

Ich betätigte den Blinker, zog mit Vollgas aus der Einfahrt, und der Wagen schlitterte auf dem geschmolzenen Asphalt. Die Breitreifen qualmten spektakulär. Einige Kinder, die den Gallwitzweg als Spielstraße missbrauchten, duellierten sich mit Wasserpistolen. Sie sprangen protestierend aus dem Weg. Mit einem knackenden Geräusch überfuhr ich eines der Skateboards, die sie auf der Straße liegen gelassen hatten.

 

Die üblichen Proteste auf dem Edeka-Parkplatz, den ich mit 50 km/h überquerte, um mir meine Lieblingsparklücke unter der alten Eiche zu sichern. Die Leute waren zu empfindlich geworden, regten sich über alles auf.

Ich stieg aus und kramte nach einem Euro für den Einkaufswagen. Sorgfältig verschloss ich die Wagentür. Der Opel Admiral war ein Geschenk meines Patenonkels gewesen. Ich hatte den Wagen getuned, schwarzer Mattlack, ein neuer Motor mit einer verbesserten Leistung von 273 PS. Er hatte hinten größere Räder als vorne, mit glänzenden Alufelgen – ein Traum, den ich Lara getauft hatte, wie Lara Croft aus dem Spiel Tomb Raider. Baujahr 1975, eine Zeit, in der Airbags und Navigationssysteme noch Science-Fiction waren.

 

Über mir hörte ich ein gurrendes Geräusch in der Eiche. Eine Taube positionierte ihren plüschigen Hintern für einen Angriff auf mein Auto.

Nicht mit mir. Ich nahm einen handtellergroßen Stein und warf.

Die Taube traf ich nicht, aber sie erschreckte sich und flog davon. Der Stein landete auf dem Dach eines teuer aussehenden Mercedes.

Es wurde Zeit, einkaufen zu gehen. Ich betrat den Edeka und zog den Einkaufszettel heraus.

Gemüse. Irgendwie wurde dieser Laden alle drei Wochen komplett umgebaut, und es war spannend, die entsprechenden Abteilungen wiederzufinden. Da, wo bei meinem letzten Einkauf noch das Gemüse war, lauerte jetzt die Weinabteilung auf Käufer. Personifiziert durch eine hübsche junge Frau hinter einem Stand, auf dem verschiedene Weinflaschen standen und ein Stapel Plastikgläschen. Weit und breit war sonst niemand zu sehen.

Mit einem atemberaubenden Augenaufschlag fragte sie mich: »Möchten Sie probieren?« Ihre Stimme klang wie die der Schlange, die Adam den Apfel angedreht hatte.

Ich wollte nicht, denn ich musste ja noch fahren.

»Kommen Sie, nur einen Schluck, ist doch ein ganz kleiner Becher. Ich kriege sonst Ärger mit unserem Vertriebsleiter, heute ist ja nichts los. Bittöööö.« Sie grinste mich mit gefühlten 52 Zähnen an. Wer konnte da noch Nein sagen. Erschwerend kam hinzu, dass sie aussah wie die Gewinnerin von Germanys next Topmodel. Einen konnte man ja probieren …

 

Eine halbe Stunde später kicherten wir unkontrolliert und konnten nicht mehr aufhören zu lachen. Und zu trinken. Die Probierflasche war leer, also hatten wir aus dem Reservekarton eine neue geöffnet. Der Wein hieß Katzenbeißer und schmeckte echt lecker.

»Süffig im Buffet, eine leichte Waschbärennote und wenig Batteriesäure«, wiederholte ich albern Melindas Bemerkungen zu dem Tropfen.

Wir saßen auf zwei Hockern hinter dem Stand und hatten uns in den Arm genommen, um nicht umzufallen.

 

»Wollen Schie mal probieren?«, pöbelte ich lachend eine nach Ex-Oberstudienrätin aussehende Omi an und bekam einen Schluckauf. Die Dame schüttelte angewidert den Kopf und zeterte was von »Beschwerde« und »Marktleitung«.

Bevor es so weit kam, irritierte mich kurz eine Lautsprecherdurchsage:

»Der Fahrer des Wagens mit dem Kennzeichen MS-TB123 wird gebeten, zu seinem Fahrzeug zu kommen.«

Hm, das war mein Kennzeichen. Das konnte ich später noch klären. Ich schraubte den Korkenzieher in eine neue Flasche. Katzenbeißer Spätburgunder, den hatten wir noch nicht probiert. Melinda hielt die Flasche, und ich zog wie ein Ochse an dem Korkenzieher.

 

Dann trennte uns die Physik: Sie krachte unsanft in einen Stapel mit Whiskyflaschenkartons, und ich fiel rückwärts in einen Turm aus Prosecco in Dosen. Merkwürdigerweise hatten wir mittlerweile ein ziemliches Publikum angelockt.

Ein kleiner, weiß bekittelter Mann kam auf uns zu, Halbglatze, Bauch im letzten Reifestadium. Künstliche Kompetenz umhüllte ihn wie eine Aura. Der Marktleiter. Das würde Ärger geben, war mein letzter klarer Gedanke. Dann fing ich an zu schielen.

 

Melinda sah mich an, nahm meine Hand, wir rannten durch den Markt, Regale und Warentürme umstoßend. Durch die Kasse auf den Parkplatz.

Um meinen Wagen hatten sich Menschen versammelt, offensichtlich war einer von ihnen der Besitzer des teuren Mercedes mit der Beule im Dach. Ein anderer war der Sicherheitsmann, der die Überwachungskamera des Parkplatzes überprüft und mich verpetzt hatte.

Das fand ich alles nicht schlimm.

Schlimm war das Geräusch von Taubenflügeln in den Ästen der Eiche über meinem Auto. Gleich würde der Vogel garantiert meinen Wagen bekleckern. Taubenscheiße war Gift für jeden Autolack, aber für schwarzen Mattlack besonders. Es wurde Zeit für einen finalen Angriff. Jemand musste diesen ewig debil mit dem Kopf wackelnden »Schadflüglern« zeigen, dass Autobesitzer in der Rangliste der Evolution über ihnen standen.

Ich nahm mir eine Handvoll eigroßer Steine vom Boden und warf mit aller Kraft.

Ein voller Erfolg. Zumindest aus meiner Sicht. Die betäubte Taube fiel dem Mercedes-Besitzer auf den Kopf, ein Stein traf den verräterischen Kaufhausdetektiv, zwei andere zerstörten die Seitenscheiben des Mercedes. Darauf kam es jetzt nicht mehr an. Melinda sah mich entsetzt an, dann kicherte sie. Wir mussten hier weg.

 

Ich drängte mich durch die Menschenmenge, riss die Tür auf, schob Melinda ins Auto und gab Gas. Lara beschleunigte, und wir fuhren mit fast 80 Sachen über den frisch geeggten Acker in den nahegelegenen Wald hinein. Ein riesiger grüner Busch trotzte auf einer Lichtung den Sonnenstrahlen. Ein ideales Versteck, ich steuerte Lara mitten hinein. Hier waren wir erst mal sicher und ungestört. Melinda lachte und umarmte mich.

 

»Ich glaube, ich bin meinen Job los. Wie heißt du eigentlich?«

Ich sah sie an, und wir unterschritten mit unseren Gesichtern den von Hollywood vorgeschriebenen Abstand von unter dreißig Zentimetern. Wenn man den unterschritt, musste man sich küssen.

»Tom«, sagte ich, »Tom Baum!«

Melindas Gesicht unterschritt den Hollywood-Abstand bis zum Vollkontakt. In meinem Gehirn hatte gerade eine ulkig aussehende Zelle den Schalter umgelegt, der den Staudamm mit angestauten Hormonen der letzten Monate öffnete. Die Chemie überrannte die Romantik, die Lust meuchelte die Vernunft, und wir bemühten uns, die Kleidung zu entfernen. Ich erwischte im Liebestaumel dreimal die verdammte Hupe. Ineinanderverschlungen schafften wir es, uns auf den Rücksitz zu verlagern, die restlichen Klamotten zu beseitigen und die Tatsache, dass das schwarze Kunstleder gute 80 Grad heiß war, zu ignorieren.

Objektiv betrachtet war es keine gute Idee, nach der Verwüstung eines Lebensmittelmarktes in ein Auto zu steigen und Fahrerflucht zu begehen. Objektiv war es auch grenzwertig, dann mit einer völlig Fremden in einem Wald im Auto wilden Sex zu haben. Subjektiv war das in dem Moment völlig schnuppe. Egal. Unwichtig, etwas, über das man später nachdenken konnte.

Aber eines sollte man in so einer Situation nicht tun. Man sollte es nie beim Sex tun. Ist ja auch logisch, aber ich hatte es gerade getan: Ich hatte »Sirena« geschrien. Melinda hatte mich weggeschubst, und draußen hatte etwas geblitzt.

»Wer ist Sirena? Deine Freundin?«

»Nein, ich meinte Sirenen, da waren Sirenen!«, redete ich mich heraus und starrte verblüfft in das Gesicht eines freundlichen Polizisten, der mit seinem Handy gerade Fotos von uns machte.

»Siehst du, da waren wirklich Sirenen.«

Die Polizisten baten uns, aus dem Wagen zu steigen. Anziehen durften wir uns noch.

»Sie begleiten uns jetzt bitte, alle beide«, sagte der kleinere der Ordnungshüter.

»Warum? Wir haben nur eine Pause gemacht hier im Wald.« Ich bemerkte, dass mein Kopf sich gerade wieder aufklarte. Etwas zu spät.

»Es gibt genug Zeugen für Ihre Fahrerflucht«, meinte der größere Grünspecht.

»Stimmt, Sie haben ja sogar Fotos gemacht, oder? Gehört das zur Beweisaufnahme? Das darf doch wohl nicht wahr sein!«

»Schmottek, hast du Fotos gemacht?«

»Nein, das wäre doch illegal. Polizisten fotografieren Tatorte, Leichen, aber keine Pärchen, die im Wald PAUSE machen.«

Die beiden lachten sich kaputt, und wir folgten den Wahnsinnigen bis zu ihrem Streifenwagen, der vor dem Waldstück stand. Eine halbe Stunde später hatte ich mehrere Anzeigen am Hals und Schadenersatzforderungen des Mercedes-Fahrers sowie des Edeka-Marktleiters in exorbitanter Höhe.

Ich war zerknirscht, und Melinda sah mich die ganze Zeit an wie etwas, das eigentlich unter einem Stein lebt und acht Beine hat.

»So, junger Mann, Sie gehen jetzt mal nach Hause, fahren dürfen Sie nicht mehr, der Alkoholtest war eindeutig. Und es ist noch nicht mal Mittag.«

»Ja, Papa, ich hab’s verstanden!« Idiot. Der Typ trank garantiert jeden Abend einen Hektoliter Aldi-Pils.

»Melinda, es tut mir leid, ich …«

»Leck mich, du Freak.«

Das hatte ich vermutlich verdient. Es entstand ein peinliches Schweigen, und ich stellte fest, dass ich ein Idiot war. Ein verliebter Idiot, der seine Nachbarin anbetete, die er gerade mal zwei Wochen kannte. Ich war besessen. Entweder redete ich Blödsinn, wenn ich eine Frau ansprach, oder der Gedanke an Sirena vereitelte alles Weitere.

So konnte das nicht weiter gehen.

 

Da ich in dem Tumult vergessen hatte, einzukaufen, marschierte ich zu Lidl um die Ecke, den Edeka würde ich in nächster Zeit besser meiden.

Das Einzige, das an diesem Tag lief, war Schweiß, der in Bächen meinen Körper hinunterfloss und meine Flip-Flops quietschen ließ.

 

Ich mietete einen Einkaufswagen für einen Euro und steuerte ihn in die Kühle der Verkaufshalle. Im Edeka gab es noch Einkaufswagen für 50 Cent, deswegen kaufte ich da lieber ein.

Es war nicht viel los, nur eine Kasse war geöffnet. Eine Oma sortierte ihr Kleingeld an der Spitze einer Schlange von zehn Leuten. Natürlich stand hinten in der Schlange ein Rentner, der ständig brüllte: »Können Sie keine zweite Kasse aufmachen?« Die stehen immer da hinten und brüllen, weil sie sonst nichts zu sagen haben. Am Pfandautomaten fluchte ein Typ im Jogginganzug vor sich hin, weil seine Bierflaschen vom Aldi nicht angenommen wurden. Pfandautomaten sind echte Demokraten, sie funktionieren weder bei Familien, Rentnern, armen oder reichen Kunden, Politikern, Rechtsanwälten oder Prominenten, die ihre Champagnerflaschen da reinpackten. Pfandautomaten machen keine Standesunterschiede. Immer, wenn ich dran war, zeigte das Teil an, es sei voll, defekt oder blockiert. Man konnte auf eine kleine Klingel drücken, um jemanden zu rufen. Die Klingel war garantiert nicht mit einer Glocke verbunden, denn es kam nie jemand.

 

Mir ging auf, dass ich den Einkaufszettel im Auto vergessen hatte. Aber welcher Mann braucht schon einen Einkaufszettel. Ein plötzlicher Schmerz schoss mir aus Richtung meiner linken Ferse ins Hirn.

»Träumen Sie, oder was?« Eine junge Mutter mit einem quengelnden Jungen an der Hand hatte mir den vollgepackten Einkaufswagen in die Hacken geschoben. Ich war sauer.

»Nein, ich denke! Und ich kann mir vorstellen, dass Ihnen das fremd vorkommt!«, entgegnete ich patzig. Der Junge trat mir vors Schienbein und streckte die Zunge raus. Das war das Resultat seiner guten Erziehung, er schützte seine Mutter. Jedes andere Kind hätte mir den Mittelfinger gezeigt.

 

Während ich in dem Lebensmitteldiscounter verzweifelt versuchte, Dinge zu kaufen, die man auch essen konnte, dachte ich über das Konzept Familie und Kinder nach. Sechs Sekunden später beschloss ich, dass ich das Konzept nicht in meinen Lebensplan integrieren konnte. Vermutlich, weil ich keinen Lebensplan hatte.

4

Zuhause angekommen, verstaute ich lauter Dinge im Kühlschrank, die ich entweder nicht brauchte – wieso hatte ich Damenbinden und Enthaarungscreme gekauft? – oder die noch reichlich vorhanden waren: fünf Töpfe Margarine und dreimal Nutella. Brot hatte ich vergessen. Meinen Einkaufszettel hatte ich nicht wiedergefunden.

Das war typisch. Mein Schicksal. Ich litt an einer Krankheit, die aus mir phasenweise einen debilen Einzeller machte. Etwas, das mir alles, was ich anfasste, versaut hatte. Meine Jugend, mein Studium, eine Ausbildung. Ich war gescheitert. Die Ärzte nannten es das »Ganser-Syndrom«, und ich war einer von 140 Fällen, die es gab. Seit dem ersten Auftreten der Krankheit im Jahr 1859.

Ich tat verrückte Dinge, an die ich mich hinterher nicht mehr erinnern konnte. Oder ich redete Unsinn.

Angefangen hatte es in der Pubertät. Vielleicht wegen meines familiären Hintergrundes.

Meine Eltern waren bei einem tragischen Autounfall ums Leben gekommen, als ich zwölf Jahre alt war. Mein Vater war Rennfahrer gewesen, Tourenwagen. Daher hatte ich meine Begeisterung für Autos und Motoren geerbt. Bei einem Rennen auf dem Hockenheimring hatte sich sein Wagen überschlagen und wurde ins Publikum geschleudert. Die einzige Person, die neben meinem Vater dabei zu Schaden kam, war meine Mutter. Sie wurde vom Heckspoiler des Rennwagens tödlich verletzt.

 

Nach dem Tod meiner Eltern hatte mich mein Patenonkel adoptiert, und ich hatte in seiner Villa am Aasee gewohnt. Eberhard Lavendel, Bankdirektor. Er lebte mit seiner Frau und einer Tochter in meinem Alter in einem architektonisch zwischen Barock und Gotik angesiedelten Prunkschloss an Münsters Vorzeigemeile. Dort auf der Himmelreichallee am Aasee, einem künstlichen Paradies für Münsters zahllose, hart arbeitende Studenten, die dort jeden Tag grillten und lernten, wohnten nur reiche Menschen und die Prominenz der Stadt. Direkt gegenüber war der Zentralfriedhof und mahnte die Endlichkeit des Lebens an.

Onkel Lavendel hatte meine Schulausbildung auf dem Privatgymnasium, ein abgebrochenes Kunststudium und eine abgebrochene Ausbildung zum Grafikdesigner finanziert. Sowohl Studium als auch Ausbildung waren geprägt von seltsamen Ausfällen meinerseits, an die ich mich hinterher nicht mehr erinnern konnte.