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1.Matthias Menne: „Also, wenn Sie mich fragen …“

Neues vom „Nörgler“ bei radio AM (1995-1996)

Münster: Solibro- (ehem. NW-) Verlag 1996

ISBN 3-9802540-5-4

2.Usch Hollmann: „Hallo Änne, hier is Lisbeth …“

Die besten Telefongespräche

der Quasselstrippe aus dem Münsterland

Münster: Solibro- (ehem. NW-) Verlag 7. Aufl. 2006 [1996]

ISBN 3-9802540-6-2

3.Usch Hollmann: „Hallo Änne, hier is Lisbeth …“

Texte & Lieder von Usch Hollmann

Münster: Solibro- (ehem. NW-) Verlag 1997

a) CD: ISBN 3-932927-11-7 b) MC: ISBN 3-932927-12-5

4.Usch Hollmann: „Wat is uns alles erspart geblieben!“

Neue Geschichten von Lisbeth aus dem Münsterland

Münster: Solibro- (ehem. NW-) Verlag 2. Aufl. 2005 [1999]

ISBN 3-932927-13-3

5.Augustin Upmann / Heinz Weißenberg: Bullemänner

Münster: Solibro-Verlag 2003

ISBN: 3-932927-19-2

6.Helge Sobik: Urlaubslandsleute

… jede Menge Vorurteile für die Reise

Münster: Solibro-Verlag 2. Aufl. 2006

ISBN: 3-932927-30-3

7.Usch Hollmann: „Dat muss aber unter uns bleiben!“

Noch mehr Geschichten von Lisbeth aus dem Münsterland

Münster: Solibro-Verlag 2006

ISBN 3-932927-31-1

SOLIBRO-Verlag Münster

Usch Hollmann

„Dat muss aber unter uns bleiben!“

Noch mehr Geschichten von Lisbeth
aus dem Münsterland

mit Cartoons von Sanja Saftić

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eISBN 978-3-96079-076-1

1. Auflage 2006 / Originalausgabe

© SOLIBRO® Verlag, Münster 2006

Alle Rechte vorbehalten.

Titelzeichnung / Cartoons: Sanja Saftić

Umschlaggestaltung: Wolfgang Neumann

Foto der Autorin: © Hermann Willers, Rheine

www.solibro.de

Nachdem Gott die Welt erschaffen hatte,

schuf er Mann und Frau.

Um das Ganze vor dem Untergang zu bewahren,

erfand er den Humor.

Guillermo Mordillo

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Seit 1993 begeisterte die Kabarettistin Usch Hollmann mit ihrer münsterländischen Kunstfigur „Lisbeth“ mit Radiokolumnen und Auftritten ein größeres Publikum. In der Folge sind ihre bei Solibro erschienenen „Lisbeth-Büchskes“ zu regionalen Bestsellern geworden: Hallo Änne, hier is Lisbeth … (1996), Wat is uns alles erspart geblieben! (1998) und Dat muss aber unter uns bleiben! (2006). Es folgten Spekulatius und Springerle (2002), Stoffel lernt spuken/Stoffel lärt spöken (2004), Aber das wär’ doch nicht nötig gewesen! (2008), Stille Nacht light (2012) und Wasserschloss zu vererben (2018). Viele Jahre trat die Kulturpreisträgerin des Kreises Steinfurt auch mit ihrer Kabarettgruppe „Fünf freche Frauen“ Aktuell liest sie auch aus fremden literarischen Werken.

Inhalt

Hauptsache gesund

Dermatologisch getestet

Sorgenkinder

Weltmeister!

Schürzenjäger

Der „Qualk“ um eins

Problemzonen

Kimme, Korn, ran!

Ansichtssache

Stille Post

Feng Shui und Currywurst

Damals, in Athen

Ehrenamt is Ehrensache

Wenn Frauen zu sehr lieben …

Walken und Wandern is auch Wellness

Teure Gattin

„Honigsüßer Durchfluss“

Wie schmeckt Glorificamus-Tee?

Hotel Mama

Wok & Co

Frisch aus der Gerüchteküche

Lisbeth im Kiesbett

Lob der Männer

Beinahe so wie früher …

Hauptsache gesund

Hallo Änne, hier is Lisbeth … hasse zufällig gelesen, wat heute zum Thema „Gesundheit“ inne Zeitung steht? Nämlich dat wir als Unverheiratete seltener krank werden und laut Statistik sogar ’ne viel längere Lebenserwartung ham als Ehefrauen? Wobei ich ja sowieso finde, auffe Lebenslänge kommt dat nich so an wie auffe Lebensqualität, aber egal … den Artikel musse dir unbedingt zu Gemüte führen.

Auf ei’m Ärztekongress in Amerika ham se pünktlich zum Internationalen Frauentag ’ne neue Studie vorgestellt: Verheiratete Frauen wären doppelt so oft krank als wie wir Singels. Allein de ständige Anwesenheit von ei’m Ehemann genügt, dat Frauen Migräne oder Magengeschwüre oder Kreislauf oder noch Schlimmeres kriegen. Dat kann zwar auch anne Gene oder überhaupt an eine ungünstige Veranlagung oder anne verdreckte Umwelt liegen, muss aber nich.

Erschreckend oft läg’s einfach anne Ehemänner. Zwar nich in dem Sinn, dat die ’ne spezielle krankmachende Ausstrahlung ham und dadurch den Frauen vorzeitig den Lebensnerv abtöten. Im Gegenteil: Inne meisten Fälle könnte man die Männer dat gar nich anlasten, sondern de Frauen ham sich dat selber zuzuschreiben, dat se immer kränkeln. Wodurch? Weil Ehefrauen sich ständig unter Druck setzen, indem se denken, dat se immer perfekt und 1a sein müssen. Für alles, wat inne Familie passiert, fühlen se sich verantwortlich: Wenn dem Gatten irgenswie wat nich nache Mütze is und er fängt an zu knöttern, hat de Gattin schon ’n schlechtes Gewissen. Sogar wenn er vorzeitig Haarausfall kriegt oder Schweißfüße oder grundloses Herzklabastern*: Für alles fühlen verheiratete Frauen sich verantwortlich und zuständig.

Und erst recht, wenn de Blagen Stress inne Schule ham oder inne Pubertät nich mehr richtig ticken. Von diesem ungerechtfertigten Perfektionsdrang kriegen Frauen zychische und körperliche Schäden. Und davor, sagen de Dokters in diese Studie, muss man sich als kluge Frau eben schützen.

Änne, als wenn ich’s instinktiv nich schon immer geahnt hätte: Ich hab mich insofern davor geschützt, dat ich mei’m ersten und einzigen Krösken* früh genug den Laufpass gegeben hab. Dabei wär’ ich um ein Haar de Versuchung erlegen und mit Sundermanns Roland im Hafen der Ehe gelandet, aber ein gütiges Schicksal hat mich gerade noch rechtzeitig gewarnt.

Wie bitte? Dat hab ich Dir noch nie erzählt?

Dat war am Vorabend von unsere Verlobung. Ich hatte Roland den Auftrag gegeben, dat er sich ’n bisken inne Küche nützlich machen und de Gürkskes für innen Heringssalat schön klein schneiden soll. Wat passiert? Roland schneidet sich schon bei de erste Gurke in ’n Finger und kamen ’n paar Tröpfchen Blut raus. Ich sag, Roland, steck den Finger für ’n Moment innen Mund, dat dein Blut hier nich rumtropft, ich hol dir schnell ’n Pflaster.

Er lehnt sich sofort kreidebleich anne Tischkante: „Beeil dich, bring blutstillende Watte mit, ich kann kein Blut sehen … mir wird schwarz vor Augen …“

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Ich sag, Roland, ich weiß zufällig von 32 Mal Blutspenden, dat man gefahrlos ½ Liter Blut verlieren kann, ohne dat man vorher sein Testament machen muss, aber er schleppt sich stöhnend und wie vom Tode gezeichnet nach nebenan aufs Sofa. „Kommt die blutstillende Watte?“

Ich sag, sowat hab ich gar nich im Hause. Dann soll ich welche ausse Apotheke holen. Änne, ein Theater, wie nur ein Mann es veranstalten kann.

Als ich ne endlich medizinisch nach bestem Erste-Hilfe-Wissen versorgt hatte, fragt er mich, ob ich ihm wohl ’n Steak braten könnte, dat sein Körper wegen dem hohen Blutverlust möglichst schnell neue rote Blutkörperchen bilden kann. Ich sag, nä, ich muss mich um den Heringssalat für morgen Abend kümmern. Wat schade, sagt er, dat er mir nun nich mehr mithelfen kann, aber sein Blut im Heringssalat, dat wär’ de Gäste nich zuzumuten … obwohl dat wegen dem Saft vonne rote Bete dadrin vleicht gar nich aufgefallen wär’.

Ob ich ihm dann wohl den Fernseher anstellen könnte, dat er durch dat Fußballspiel, wat heute Abend zufällig läuft, ’n bisken von seine Schmerzen abgelenkt wird? Und für den Kreislauf zu stabilisieren de Füße hochlagern? „Leg mir doch bitte dat dicke Kissen unter de Waden … und kannst du mir ’n Kaffee kochen? Aber de Milch nich umrühren, du weißt, ich trinke nur Wölkchenkaffee … vleicht sollt’ ich mir morgen früh doch besser ’ne Tetanusspritze geben lassen und ’n blutbildendes Eisenpräparat, dat ich den Tag auch durchstehe … notfalls muss de Verlobung aufgeschoben werden.“

Änne, da schlug meine Schicksalsstunde. Ich sag: „Roland, hier wird keine Verlobung aufgeschoben, sondern aufgehoben! Sieh zu, dat du dich auf der Stelle mit letzter Kraft nach Hause schleppst. Und vergiss mich, wenn du kannst. Ich jedenfalls werde dich mit Leichtigkeit vergessen.“

Kann ja sein, dat mir durch meine Ehelosigkeit auch manche Freude durche Lappen gegangen is, aber nachdem ich heute den Artikel über „Hauptsache gesund“ gelesen habe, weiß ich, dat meine damalige Entscheidung in Bezug auf meine Gesundheit dat Vernünftigste war, wat ich je in meinem Leben getan habe.

* Herzklabastern: Herzklopfen

* Krösken, sinngemäß: Verhältnis, Beziehung

Dermatologisch getestet

Hallo Änne, hier is Lisbeth … endlich scheint der Frühling sich durchzusetzen … dat wird aber auch Zeit … drei Monate Dunkelheit und Minusgrade, da kricht man ja Depressionen bei, weil man allmählich selber richtig grau und gefriergetrocknet aussieht.

Da musse wat gegen unternehmen, hab ich mir gesagt, und bin inne Stadt gelaufen, dat ich mir irgenswat Frühlingsmäßiges gönne, aber wat?

Am besten erst mal wat tun für ’n Teng* … dat ham se gestern im Fernsehen auch empfohlen und verschiedene Zaubermittel genannt. Ich also mutig rein in die nächste Parfümerie!

Wat? Ja, für in eine Parfümerie zu gehen, braucht unsereins Mut, weil die Damen hinter de Theke sehen alle irgenswie aus wie Göttinnen: Keine verstrubbelten Haare, keine Falten, kein’n abgekauten Lippenstift, kein’n abgebrochenen Fingernagel – und dat Volk vor de Theke sieht aus wie du und ich, also kein bisschen göttlich … Egal, da muss man durch.

Der Laden war proppevoll und keine Bedienung frei, musst’ ich also warten. Auch gut – ich hatte ja Zeit und dachte, hörste dir dat mal an, wat andere Frauen sich für Wundermittel empfehlen lassen, um den Gefrierbrand aus’m Gesicht zu kriegen.

Neben mir stand ’ne Dame mit Nerzmantel und Designertäschchen. Änne, ich kann nix dafür, aber wenn ich ’ne Frau mit Nerzmantel sehe, dann fällt mir immer dieser Spruch von ich weiß nich wem ein:

„Frauen kriegen Nerze wie Nerze Nerze kriegen.“

Aber dat will ich diese Dame nich unterstellen, weil über dat Alter war die hinaus. Sie und die Verkäuferin schienen sich übrigens gut zu kennen, war also wohl ’ne Stammkundin.

„Frau Sowieso, Sie wissen ja, dass ich eine sehr empfindliche Haut habe, daher brauche ich jetzt zum Frühling dringend ein Produkt, das den natürlichen Ph-Wert meiner Haut respektiert … irgendetwas Intensives gegen Hautermüdung. Gestern im Fernsehen wurde eine neue Serie von Helene Stubinrein empfohlen, speziell gegen Hautermüdung … ob ich die mal ausprobiere?“

Ich seh’ mir die Kundin so vonne Seite an: Dat mitte Hautermüdung hatte se richtig erkannt. Um’s Kinn herum war se sogar todmüde. Dann kuck ich zufällig in so ’ne verspiegelte Rückwand vom Regal gegenüber … dagegen war ja meine Hautermüdung noch im Anfangsstadium, aber meine Mütze saß schief.

Die Göttin hinter de Theke hörte andächtig zu und rang de zarten Hände. „Keine schlechte Idee, wir könnten es mal versuchen … Ein total neuer Zellschutzkomplex mit Vitamin A schützt vor freien Radikalen, befreit auf sanfte Art von Hornzellen und versorgt die ganze Epidermis mit Feuchtigkeit. Alle Produkte ergänzen einander mit ausgewählten Wirkstoffen von höchster Reinheit, natürlich hypoallergen und mit gepufferten Fruchtsäuren, die die Eigeninitiative Ihrer Haut fördern.“

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Die Dame im Nerz schien hochintressiert. „Ach, mit gepufferten Fruchtsäuren? Im Fernsehen betonten sie außerdem, die hautberuhigenden Rezepturen würden die täglichen Strapazen und Stressfaktoren sauerstoffunterernährter Haut ausgleichen und dem gesamten Organismus neue Energie und Spannkraft zuführen?“

„Genau, die Firma arbeitet neuerdings mit Faktoren, die die Zellaktivität enorm stimulieren … und man spürt das schon beim Auftragen, dieses Belebende, Frische, und täglich werden Trockenheitsfältchen gemildert … eben durch die gepufferten Fruchtsäuren, und selbstverständlich dermatologisch getestet. Ich zeige Ihnen das mal.“

Schwebte se von dannen und kramte in verschiedene Schubladen. Währenddessen kuckte die Dame in meine Richtung, und ich konnte sehen, dat sich die Hautermüdung über ’m ganzen Gesicht ausgebreitet hatte: Krähenfüße, Tränensäcke, zwei nasolabiale Gramfalten bis über de Mundwinkel zum Kinn runter … obwohl die doch Stammkundin war in diesem Schönheitstempel.

Ich kuck wieder in den Spiegel in diese Regalwand gegenüber … Änne, nich dat ich stutenbissig sein will, aber … ich kam relativ gut weg beim Vergleich.