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Toni Lucas

GELIEBTE FREMDE

Roman

Originalausgabe:
© 2012
ePUB-Edition:
© 2013

édition el!es

www.elles.de
info@elles.de

Alle Rechte vorbehalten.

ISBN 978-3-941598-94-2

Coverfoto:
© Scope – Fotolia.com
Coverillustration:
© Igor Nazarenko – Fotolia.com

Als Susanne Fischer an diesem Donnerstagabend im Juli ihre Wohnungstür aufschloss, hätte sie eigentlich die Leere, Kälte und Einsamkeit fühlen müssen, die ihr entgegenschlug. Doch alles, was sie spürte, waren ihre schmerzenden Füße, die pochenden Kopfschmerzen und der dringende Wunsch nach einer Dusche.

Erschöpft stellte sie ihre kleine Tasche auf den Hocker neben der Garderobe und hängte ihren eleganten dunkelblauen Blazer auf. Dann nahm sie ihre Brille ab und legte sie zu den elf anderen auf das dafür vorgesehene Gestell unter dem Spiegel. Sie rieb sich die müden Augen und gähnte herzhaft.

»Paula?«

Keine Reaktion.

Susanne streifte ihre Schuhe ab und machte sich auf Nylonsohlen auf den Weg ins Wohnzimmer, wobei die etwas zu langen Beine ihrer weißen Hose schleifende Geräusche auf dem Boden von sich gaben.

»Paula?«

Im Wohnzimmer herrschte die gemütliche Halbaufgeräumtheit zweier Frauen, die beschlossen hatten, nicht im Chaos unterzugehen, die aber auch weder Zeit noch Lust hatten, zu Staubkornjägerinnen zu mutieren.

Susanne schüttelte irritiert den Kopf. Eigentlich saß Paula meist hier und las oder arbeitete am Laptop, wenn sie nach Hause kam. Ab und an beschallte sie sich dabei noch über die Kopfhörer ihres MP3-Players, sodass sie Susanne nicht hören konnte. Heute allerdings wirkte das Wohnzimmer seltsam leer.

»Paula, wo steckst du denn? Sag bloß, du machst ausnahmsweise mal was zu essen?«

Mit einem verschmitzten Lächeln kam Susanne in den Flur zurück und öffnete die Küchentür. Doch hier wirkte alles kühl und sauber, seltsam unbewohnt. Susannes Lächeln erstarb und wich einem besorgten Stirnrunzeln. Schnellen Schrittes eilte sie nun in das kleine Gästezimmer, das, vollgestopft mit Büchern, allerlei Krimskrams und einer Liege, ihnen als eine Mischung aus Rumpelkammer und Rückzugsort diente. Von Paula jedoch fand sich keine Spur.

Merkwürdig.

Plötzlich erhellte sich Susannes Miene wieder. Vielleicht hatte Paula sich ja einen besonderen Abend ausgedacht . . . Vorsichtig und in Erwartung von Kerzenschein und leiser Musik öffnete sie die Schlafzimmertür.

Nichts. Nur mattes Halbdunkel. Die Enttäuschung traf sie wie eine Ohrfeige.

Wo war Paula bloß?

Susanne schlurfte ins Bad. Jetzt brauchte sie wirklich erst mal eine Dusche. Wer weiß, wo Paula abgeblieben war. Wenigstens einen Zettel hätte sie ihr schreiben können. Das tat sie doch sonst auch, wenn sie abends noch wegging.

Susanne streifte sich ihr blassrosa Oberteil über den Kopf. Als sie wieder sehen konnte, fiel ihr Blick auf den großen Badezimmerspiegel, und sie erstarrte. In großen, lippenstiftroten Buchstaben sprang es sie an:

Tut mir wirklich leid, aber das mit uns hat keine Zukunft. Such nicht nach mir. Paula

Susanne hatte das Gefühl, als würde der Fußboden unter ihr zu schwanken beginnen. Halt suchend klammerte sie sich am Rand des Waschbeckens fest.

Das war ein Scherz, ein schlechter Scherz!

Sie kniff die Augen fest zusammen und schüttelte ihre halblangen, hellbraunen Locken. Dann schlug sie die Augen wieder auf. Noch immer bedrohte sie die rote Schrift. Wie ein blutiger Riss lief sie quer über ihr Spiegelbild, dessen weit aufgerissene braune Augen sie entsetzt anstarrten.

Was um alles in der Welt war passiert?

Susanne ließ sich erschöpft auf den Badvorleger sinken und barg ihr Gesicht in den Händen.

Heute Morgen noch schien die Welt in Ordnung gewesen sein. Sie war davon aufgewacht, dass Paulas weicher Körper sich zärtlich fordernd an ihr gerieben hatte. Ihre rechte Hand hatte sich suchend unter dem Oberteil ihres Schlafanzuges bewegt, bis sie schließlich mit festem doch zärtlichem Griff ihre linke Brust umfasst gehalten und sie beide eng aneinandergeschmiegt gelegen hatten.

Susanne hatte müde blinzelnd gefragt: »Wie spät ist es?«

»Kurz nach sechs.«, hatte Paula ihr dann leise ins Ohr geflüsterte, um dieses sogleich liebevoll anzuknabbern.

Susanne hatte gespielt unwillig geknurrt: »Und was verschafft mir die frühe Ehre deines Besuchs? Ein feuchter Traum?«

Paula hatte leise gurrend gelacht und gemurmelt: »Och auch, aber ich dachte, wo du doch heute deinen langen Tag hast, hättest du ein wenig Motivation nötig.«

Susanne hatte sich wohlig gerekelt und willig den Schlafanzug abstreifen lassen. Dann hatte sie Paulas intensive Zärtlichkeiten hingebungsvoll genossen, ohne auch nur die leiseste Anstalt zu machen, ihrerseits aktiv zu werden. Manchmal liebte sie dieses Gefühl des hemmungslosen Begehrt- und Genommen-Werdens.

Susanne schloss die Augen und rief sich das Gefühl von Paulas vollen weichen Brüsten auf ihrer Haut ins Gedächtnis. Der Gedanke beschwor Gänsehaut auf ihrer Haut herauf. In ihrem Unterleib spürte sie das vertraute begehrliche Ziehen, und ihre Brustwarzen zogen sich so stark zusammen, dass sie unwillkürlich nach den sich deutlich unter dem weißen BH abzeichnenden Hügelchen griff.

Paula hatte sich stets darüber amüsiert, wie leicht erregbar sie war, und hatte gern ihre Spielchen mit ihr getrieben. Die Erinnerung an Paulas Handgreiflichkeiten in Umkleidekabinen, im Café oder im Kino trieb noch immer schamhafte Röte in Susannes Gesicht.

Paula! Was war nur geschehen?

Susanne schniefte und spürte, wie ihr die Tränen über die Wangen rollten.

Wieso hatte ihre Beziehung plötzlich keine Zukunft? Und was sollte dieses seltsame Such nicht nach mir?

Beinahe automatisch griff sie nach ihrem Telefon und wählte Paulas Handynummer. Sie musste das klären. Auf der Stelle.

Konzentriert lauschte sie dem Tuten im Hörer, bis ihr schließlich eine Computerstimme erklärte, dass der Teilnehmer nicht erreichbar wäre.

Susanne schniefte erneut und rappelte sich auf. Vielleicht spielte Paula auch nur Spielchen. Vielleicht war sie ja bei Katja, und die beiden lachten sich bereits kringelig bei dem Gedanken an ihre Reaktion. Auch wenn sie sich sonst nicht besonders mochten, wenn es darum ging, sie zu veralbern, waren sie sich meist einig.

Entschlossen wählte Susanne eine weitere Nummer.

»Hi, Sanne!«, scholl es ihr fröhlich aus dem Hörer entgegen, »Was gibt’s?«

»Ist Paula bei dir?«

»Pauuuulaaaa?« Katja dehnte den Namen mit so lustvollem Erstaunen, als hätte Susanne gefragt, ob der amerikanische Präsident später noch auf ein Glas Wein zu ihr käme. »Was sollte sie denn bei mir wollen? Habt ihr euch gestritten?«

»Das nun nicht gerade. Aber sie ist weg. Einfach weg.«

So sehr Susanne bisher versucht hatte, ruhig zu bleiben, nun konnte sie ein kräftiges Schluchzen nicht verhindern. Schluchzend und schniefend erzählte sie von dem, was sie bei ihrer Heimkehr vorgefunden hatte.

»Sanne-Kind, bist du dir sicher, dass sie wirklich weg ist? Hast du mal in ihrem Schrank nachgesehen, ob ihre Sachen noch da sind?«

Susanne wurde blass und murmelte: »Daran habe ich noch gar nicht gedacht. Bleibst du mal dran? Ich geh schnell nachsehen.«

Noch ehe Katja etwas sagen konnte, stürmte sie ins Schlafzimmer und riss Paulas Schubladen und Schranktüren auf.

»Katja? Bist du noch dran?«

»Klar! Und? Was hast du gefunden?«

Katjas Neugier materialisierte sich beinahe durch den Hörer.

»Ich weiß auch nicht so recht. Ein paar ihrer Sachen sind wohl weg. Aber ich denke, das meiste ist noch hier. Ich verstehe das nicht.«

Ratlos ließ Susanne den Hörer sinken und blickte sich um. Sicher, viel war es nicht, was Paula mitgebracht hatte. Aber dass sie nun beinahe alles hiergelassen hatte . . .

»Sanne! Sanne! Bist du noch dran?«

Katjas blecherne Rufe aus dem Hörer ließen Susanne zusammenfahren. Sie hob den Hörer ans Ohr.

»Sicher, ich bin noch dran.« Ihre Stimme klang schlaff und leblos.

»Soll ich bei dir vorbeikommen?«

Eigentlich stand Susanne nicht der Sinne nach ihrer besten Freundin. So sehr sie Katja auch mochte, ihr ständig übersprudelndes Temperament konnte manchmal ziemlich anstrengend sein. Sie war sich nicht ganz sicher, ob sie das momentan ertrug. Viel lieber hätte sie sich auf die Couch geworfen und hemmungslos geheult. Doch sie wusste nur zu gut, dass daraus nichts werden würde. Katja würde so lange auf sie einreden, bis sie schließlich nachgab.

Also meinte sie resigniert: »Von mir aus. Aber bring etwas zu trinken mit. Ich fürchte, ich brauche geistige Stärkung.«

Nur wenige Minuten später, Susanne hatte gerade noch Zeit gehabt, sich ein paar bequeme Jeans und ein ausgeleiertes Zuhause-T-Shirt anzuziehen sowie sich die Tränenspuren aus dem Gesicht zu tupfen, da klingelte es auch schon an der Haustür. Susanne drückte den Summer, und Katja kam trotz ihrer relativen Fülle eiligen Schrittes die zwei Treppen des erst kürzlich sanierten Altbaus nach oben gehastet.

»Mein Gott, Sanne! Was machst du denn für Sachen?«

Schon hatte Katja sie in den Arm genommen und so fest an sich gedrückt, dass Susanne Mühe hatte, sich aus ihrem Griff zu befreien. Sie trat einen Schritt zurück und musterte kritisch die Blondine vor sich, die ihre langen Haare mal wieder zu einem seltsamen Puschel zusammengerafft hatte und deren rote Plaste-Armreifen angriffslustig klapperten. Dann schnappte sie: »Was ich für Sachen mache? Na hör mal, schließlich ist Paula weg, ohne ein Wort zu sagen.«

Katja blinzelte treuherzig aus blauen Augen und hielt ihr triumphierend eine Flasche Rotwein vor die Nase.

»Das können wir doch alles drinnen bei diesem leckeren Tröpfchen beplaudern.«

Schon schob sie Susanne beiseite und machte sich auf den ihr so wohlbekannten Weg ins Wohnzimmer, wo sie sich in einen der beiden Sessel vor der Couch fallen ließ.

Susanne blieb am Türrahmen stehen und blickte sie aus zusammengekniffenen Augen an.

»Klar, komm doch rein und mach es dir bequem. Kann ich noch etwas für dich tun?«

»Gläser wären nicht schlecht. Ach, und den Korkenzieher kannst du auch gleich noch mitbringen.«

Susanne wollte schon empört auffahren, da sprang Katja wieder auf und rief: »Sanne, es tut mir leid, so meinte ich das natürlich nicht. Ich bin nur so verwirrt. Paula und du – ihr wart doch, nein, ihr seid doch einfach füreinander geschaffen. Ihr seid doch das Traumpaar für mich. Sie kann doch nicht einfach weg sein.«

Noch immer stand Susanne regungslos am Türrahmen.

»Ist sie aber. Einfach so.«

»Und da bleibst du so ruhig?«

Katja kam ein paar Schritte auf Susanne zu und legte ihr tröstend die Hand auf den Arm.

»Ich bin nicht ruhig. Eigentlich ist mir nach Schreien und Toben. Andererseits fühlt sich mein Inneres so taub an, dass ich Mühe habe, zu atmen. Was soll ich denn jetzt nur tun?«

Ihre rechte Hand malte eine hilflose Geste in die Luft.

Katja strich ihr zärtlich über die Wange und fing dabei eine der rollenden Tränen auf, die Susanne nun doch nicht länger zurückhalten konnte.

»Ach Schätzchen, das ist wirklich eine vertrackte Situation. Komm, setz dich erst mal hin, und dann überlegen wir, was du tun kannst.«

Vorsichtig, als geleitete sie eine Schwerkranke, führte sie Susanne zur Couch.

»Süße, du wirst dich doch jetzt nicht gehen lassen. Ihr habt euch auf so wunderbare Weise gefunden, das muss doch einen tieferen Sinn haben, das wirft man doch nicht einfach so weg.«

»Wem sagst du das. Aber schließlich bin ich noch hier, und sie ist gegangen. Was ist bloß schiefgelaufen?« Susanne schniefte erneut und kramte ein Taschentuch hervor. »Machst du nun endlich den Wein auf und holst die Gläser?« Sie schnäuzte sich heftig und murmelte nachdenklich: »Auf so wunderbare Weise gefunden . . .«

Dann zog sie die Beine an und kuschelte sich in der Sofaecke zusammen. Wenn sie nur daran dachte, wie sie Paula gefunden hatte, wurde Susanne ganz wehmütig ums Herz.

~*~*~*~

Es war letzten September in ihrem Griechenlandurlaub passiert. Eigentlich hatte sie gar nicht fahren wollen. So allein, ohne Britta. Nach einem halben Jahr verzweifelten Kampfes um und miteinander war sie jedoch zu zermürbt gewesen, um sich auch noch um solch komplizierte Dinge wie das Umbuchen eines Urlaubs zu kümmern.

Eigentlich war es ja Britta gewesen, die unbedingt nach Athen gewollt hatte. Was hatte sie ihr vorgeschwärmt – die Akropolis, das Flair der Stadt, wie viel Spaß sie gemeinsam dort haben würden. Also hatten sie bereits mehr als ein halbes Jahr vorher gebucht.

Und dann hatte sich Britta verliebt. Einfach so. Von heute auf morgen. In ihre neue Arbeitskollegin. In eine belanglose kleine Mittzwanzigerin, an der Susanne am Bemerkenswertesten erschien, wie imposant sie die Schwesterntracht des hiesigen Krankenhauses ausfüllte. Anfangs, als eine von Britta an die Kleine adressierte SMS mit Liebesschwüren versehentlich bei ihr angekommen war, hatte sie ja noch geglaubt, dass deren Üppigkeit auch Brittas Hauptgrund für ihr Interesse darstellte. Doch sie sollte sich täuschen.

Keine vier Wochen später hatte Britta ihr weinend gestanden, dass sie sich ernsthaft verliebt hätte. Dass es diesmal ganz anderes sei als bei ihren sonstigen Seitensprüngen. Sie seien wie füreinander geschaffen, hätten die gleichen Interessen, könnten stundenlang miteinander reden und ja, auch der Sex sei göttlich.

Göttlich! Genau diesen Begriff hatte Britta verwendet. Als Susanne gereizt nachfragte, in welche Kategorie denn ihr gemeinsamer Sex der letzten fünf Jahre fallen würde, hatte Britta sie dramatisch beschworen, dass sie selbstverständlich ebenfalls viel Spaß gehabt hätten. Aber schon ihre unzähligen Affären hätten doch gezeigt, dass sie nie ganz glücklich gewesen wäre. Nun jedoch hätte sie sich selbst gefunden.

Susanne hatte sich wie in einer Seifenoper gefühlt. Enttäuscht und auch ein wenig angewidert hatte sie Britta vor die Wahl gestellt, die Beziehung zu beenden oder sofort auszuziehen. Britta jedoch schien sich für keines von beiden entscheiden zu können.

Also rangen sie beinahe ein halbes Jahr miteinander. Britta versuchte angeblich, von der Kleinen loszukommen, Susanne präsentierte ihr eine Wohnungsanzeige nach der nächsten. Als Britta schließlich nach einem gigantischen Streit, der tsunamigleich sowohl ihre Wohnung als auch die letzten Reste gegenseitiger Zuneigung zerstört hatte, nur mit den Sachen in ihrem kleinen Stadtrucksack endgültig ausgezogen war, hatte sich Susanne völlig leer und ausgebrannt gefühlt.

Sie war zu Katja geflüchtet, weil sie sich nicht imstande sah, auch nur einen Augenblick länger an jenem Ort der Verwüstung zu verweilen. Katja war es auch, die die Wohnung wieder in begehbaren Zustand brachte und es schaffte, Susanne dazu zu bewegen, nach drei Wochen wieder in ihre eigenen vier Wände zurückzukehren. Dort verpackte sie Brittas Habseligkeiten in Kisten, um ihr diese schließlich wortlos ins Schwesternzimmer des Krankenhauses zu stellen.

Es hatte Susanne ausgesprochen große Genugtuung verschafft, mit anzusehen, welchen Menschenauflauf der Kistenstapel im Handumdrehen hervorrief und wie peinlich Britta diese öffentliche Demütigung war.

Je länger Susanne auf ihrer Couch über diese Ereignisse nachdachte, desto intensiver fühlte sie sich in jene Zeit zurückversetzt und desto tiefer versank sie in ihre Gedanken . . .

Plötzlich war es wieder jener Donnerstag, und sie saß in dem Flieger, der sie zwei Wochen nach dem endgültigen Aus nach Athen brachte. Wieder grübelte sie darüber nach, ob dieser Urlaub wirklich eine gute Idee war oder ob, wie Katja es ihr prophezeit hatte, diese Reise sie nur noch stärker deprimieren würde.

Immerhin erwies sich das Zimmer in ihrem ziemlich anonym wirkenden Viersternehotel nahe der Akropolis als sauber und angemessen komfortabel, sodass sie sich zumindest hier wohlfühlen konnte.

Sie verbrachte den Abend mit einem Bummel durch die nahe Altstadt und schloss schließlich in einer kleinen Taverne mit einem großen Krug kühlem Retsina Freundschaft. Schließlich fiel sie in ihrem großen Doppelbett in einen tiefen, traumlosen Schlaf.

Am nächsten Morgen wachte sie erstaunlich frisch, wenn auch mit leicht brummendem Kopf auf und begab sich hungrig in den Frühstücksraum. Obwohl die Hauptsaison im Wesentlichen vorüber war, war es ausgesprochen voll. Es fanden sich vielfach Großeltern mit jenen Enkeln, die dem Kindergartenalter noch nicht entwachsen waren, verliebte junge Pärchen sowie einige Langzeitehepaare, die sich offensichtlich nichts mehr zu sagen hatten oder einfach auch nichts mehr sagen mussten, um einander zu verstehen. Zudem gab es da noch die alleinreisenden Frauen jeglichen Alters, die jeweils einen Tisch für sich in Beschlag genommen hatten.

Susanne war unschlüssig. Wohin sollte sie sich setzten? Auf keinen Fall zu den Kindern. Deren Aufgewecktheit und das großelterliche Bedürfnis über die lieben Kleinen und deren ach so süßen Streiche zu plaudern, konnte sie auf keinen Fall ertragen. Ehepaare kamen sowieso nicht infrage, blieben die alleinreisenden Damen.

Susanne überlief ein leichter Schauder. Ihr stand so gar nicht der Sinn nach Diskussionen über zerbrochene Beziehungen, Anfragen, ob man die einheimischen Diskotheken gemeinsam verunsichern wolle und ähnliche Annäherungsversuche. An die Möglichkeit, dass eine der Frauen auch noch lesbisch wäre, mochte sie erst recht nicht denken.

Also, was tun? Suchend ließ sie ihre Blicke im Saal schweifen, bis sie schließlich in einer Ecke die Silhouette eines jungen Mannes erspähte, der intensiv in eine Zeitung vertieft war. Das schien ihr vielversprechend. Etwaige Annäherungsversuche würde sie genießen oder mit wenigen Sätzen abwehren.

Schon eilte sie zu seinem Tisch: »Entschuldigung, ist hier noch frei?«

Ein kurzes Nicken hinter dem Zeitungsrand, ein leises, zustimmendes Brummeln, mehr war nicht von ihm zu bekommen. Susanne seufzte erleichtert auf und machte sich daran, am Buffet ihr Frühstück zusammenzusuchen.

Das Frühstück selbst verlief stumm. Lediglich das Rascheln der Zeitung und das leise Klappern des Geschirrs unterbrachen hin und wieder die Stille. Merkwürdigerweise genoss Susanne diese Stille nicht annähernd so, wie sie eigentlich gehofft hatte. Im Gegenteil, sie fühlte sich angesichts der Zeitungswand unbehaglich. Selbst wenn sie sich mit Britta gestritten hatte, spätestens am Frühstückstisch hatten sie zumindest wieder miteinander geredet.

»Entschuldigung, kann ich bitte mal das Salz haben?«

Susanne war selbst erschrocken, als sie sich das sagen hörte. Konnte man ein Gespräch wirklich so plump beginnen? Doch ihre Sorge schien unbegründet. Lediglich eine Hand löste sich von der Zeitung, griff nach dem Salz und schob es ihr wortlos zu.

»Danke.«

Undefinierbares Brummen.

Nun wurde Susanne neugierig. Konnte es das geben? Einen so muffeligen Mann, der jegliche Konversation mit ihr verweigerte? Sicherlich, sie war nicht gerade die langbeinige Blondine, auf die angeblich so viele Männer standen. Aber mit Anfang dreißig, einsachtundsechzig, einer wohlproportionierten Figur, ihren haselnussbraunen Augen sowie dem dichten, leicht gelocktem braunen Haar, dessen eine Strähne sie sich immer wieder nervös hinter das rechte Ohr strich, fühlte sie sich durchaus attraktiv.

»Tut mir leid, wenn ich Sie schon wieder störe, aber ich bin das erste Mal in Athen. Können Sie mir vielleicht sagen, wie ich von hier aus bis zur Akropolis komme? Mein Orientierungssinn ist nämlich ziemlich lausig.«

Susanne lächelte nervös und starrte die Zeitungswand an. Sie starrte so intensiv, dass die deutschen Wörter vor ihr Augen anfingen zu hüpfen.

In diesem Moment geschah das Wunder. Die Zeitung senkte sich und sichtbar wurde ein knabenhaft zartes Gesicht, das von raspelkurzen blonden Haaren umrahmt wurde. Zwei kristallgrüne Augen lächelten sie freundlich an, und es erklang eine angenehm sanfte Stimme mit dem leichten Timbre eines Reibeisens, die ihr mitteilte: »Klar kann ich. Ich war schon mehrfach dort. Wenn Sie mögen, können wir gern zusammen dorthin gehen. Mein Orientierungssinn ist eigentlich ziemlich gut.«

Eine Sekunde lang starrte Susanne die Person vor ihr, die noch immer freundlich lächelnd gerade dabei war, ihre Zeitung zusammenzufalten, völlig perplex an und ließ den Blick zur Zeitung wandern, deren Buchstaben sich wieder beruhigt hatten. Dann blickte sie wieder in die kristallgrünen Augen.

»Oh, Entschuldigung, Sie sind ja . . .«, Susanne schüttelte verwirrt den Kopf und lachte leise auf, »Ich dachte, . . . naja, egal . . . warum eigentlich nicht.«

Die junge Frau vor ihr fuhr sich mit der Linken über das Stoppelhaar und lächelte nunmehr spitzbübisch.

»Sie dachten, ich sei ein Mann?«

Susanne fühlte sich ertappt und wurde ein wenig rot.

»Nun ja, nicht direkt ein Mann . . .«

»Nicht direkt . . .?«

Das spitzbübische Lächeln verstärkte sich zu einem Grinsen. Das führte dazu, dass sich Susanne nur noch mehr verhaspelte.

»Nein, kein Mann, ein Junge, ein großer, sozusagen . . . einer, der . . .« Hier gab Susanne auf und lachte hell auf. »Tut mir leid. Ich bin zurzeit ein wenig durch den Wind. Ja, ich dachte, Sie seien ein Mann und war ziemlich froh darüber, weil ich eigentlich keine Lust auf Gespräche und schon gar nicht mit einer Frau hatte.«

»Schon gar nicht mit einer Frau?«, echote die junge Frau fragend zurück.

Susanne zögerte einen Moment, ehe sie antwortete. Dann holte sie tief Luft und sprudelte hervor: »Nein, meine hat mich nämlich gerade verlassen.«

Sie blickte kurz auf, um zu sehen, wie ihr Gegenüber auf diese Neuigkeit reagieren würde. Doch diese blieb gelassen. Nur einem sehr aufmerksamen Beobachter wäre das leichte Zucken der rechten Augenbraue aufgefallen, das ihre Verwunderung für den Bruchteil einer Sekunde manifestierte.

»Und da fragen Sie mich trotzdem nach der Akropolis?«

Das rauchige Timbre wurde von einem amüsierten Glucksen untermalt.

Susanne seufzte.

»Blöde Idee, ich weiß. Aber als Pfadfinder bin ich wirklich hoffnungslos. Da muss ich schon mal riskieren, Grund- und Vorsätze aufzugeben. Zeigen Sie mir trotzdem den Weg zur Akropolis? Ich bin übrigens Susanne.«

Sie reichte ihre Hand über den Tisch, die ohne zu zögern ergriffen wurde. Der Händedruck war kräftig und von einer angenehmen Wärme.

»Paula. Wann möchtest du losgehen?«

Susanne zögerte.

»Ich dachte eigentlich gleich nach dem Frühstück. Vielleicht halten sich die Touristenströme da noch in Grenzen, und es ist sicherlich auch noch nicht ganz so warm.«

Sie blickte Paula fragend an.

»Klar, gute Idee. Musst du noch mal aufs Zimmer?«

»Ja, sicher. Meine Sachen sind ja noch oben.«

Paula nickte verstehend. »Gut, dann warte ich vorn in der Lobby. Ich habe schon alles dabei.« Sie klopfte auf einen kleinen Rucksack neben sich.

»Na dann, bis gleich.«

Susanne stand auf und begab sich zum Fahrstuhl. Ihr Zimmer lag im vierten Stock. Die Treppe zu nehmen war für sie, die sonst eigentlich sportliche Herausforderungen mochte, an diesem Tag keine Option.

Kaum hatte sie das Zimmer betreten und die Tür hinter sich geschlossen, zögerte sie einen Moment. Eigentlich hätte Britta hier sein sollen. Eigentlich hätte sie ihr zeigen sollen, wie man zur Akropolis kam. Eigentlich . . . Tja, eigentlich. Eigentlich kam sich Susanne vor, als wäre sie in einem Film, als hätte sie keine Macht über den Gang der Dinge. Irgendwie fremdgesteuert.

Sie ging ins Bad und starrte ein paar Minuten ihr Spiegelbild an. Was tat sie hier? Blass, mit weißer Leinenhose und ärmellosem türkisfarbenem T-Shirt angetan, sah sie aus wie die Karikatur einer Touristin. Wäre es nicht besser gewesen, zu Hause zu bleiben? Stattdessen sprach sie hier bereits am ersten Morgen eine Frau an und ließ sich von ihr den Weg zeigen.

Sie schüttelte ihre Locken und musste auflachen. Nein, es war ein Mann gewesen. Er zeigte ihr diesen großen Haufen Steine. Und Britta konnte sie mal. Sie kam gut ohne sie zurecht. Sie würde sich amüsieren!

Rasch griff sie nach ihrem kleinen Stadtrucksack, verstaute eine Wasserflasche und ein paar Müsliriegel darin und eilte in Richtung Lobby. Als sie den Fahrstuhl verließ, blickte sie sich suchend um. Schließlich fand sie Paula. Sie stand in der Nähe der großen Drehtür. Susanne hielt kurz inne und betrachtete sie genauer.

Paulas Silhouette erschien wirklich wie die eines großen Jungen. Sie trug ein lustig kariertes Herrenhemd, das anscheinend von einem guten Herrenausstatter stammte, aber offensichtlich schon bessere Tage gesehen hatte. Auch ihre Skaterjeans wirkten abgewetzt. Die Trekkingsandalen, ebenfalls Markenware, hatten wohl schon viele Kilometer absolvieren müssen. Im stoppelblonden Haar klemmte eine Ray Ban Sonnenbrille. Das sah Susanne auf den ersten Blick. Schließlich war sie Optikerin und kannte sich damit aus. Noch dazu hatte sie selbst früher eine Ähnliche besessen, jetzt aber trug sie eine Emporio Armani zum luftigen Sommerkleid.

PREDATOR 2 bordeaux on light blue/green.

Susanne murmelte die Katalogangabe wie das allein selig machende Mantra. Ihr persönlich gefiel ja black/smokey grey noch besser, aber das war schließlich Geschmackssache. Und den hatte Paula definitiv. Noch nie hatte Susanne jemanden gesehen, der Markensachen mit solcher natürlichen Ungezwungenheit trug, auch wenn sie nicht mehr ganz neu schienen.

Predator – das Raubtier. War sie wirklich ein Raubtier, vor dem sie sich hüten musste? Würde sie ihr gefährlich werden? Bei diesem Gedanken spürte Susanne, wie sie trotz der sommerlichen Wärme prickelnde Gänsehaut überlief. Andererseits – wie konnte man vom Namen einer Brille auf den Charakter eines Menschen schließen? Einfach lächerlich. Sie gab sich einen Ruck und ging zu Paula hin.

»Coole Brille.«

Paula zuckte ein wenig erschrocken zusammen, da sie Susanne nicht hatte näherkommen hören. Dann nahm sie die Brille aus dem Haar und drückte sie sich auf die Nase. »Und man kann so gut dadurchsehen!«

So eine alberne Reaktion! Schon wollte Susanne auffahren und eine spitze Antwort geben, doch Paula ließ ihr keine Zeit dafür.

»Können wir gehen?«

Susanne brummte zustimmend, und schon zogen sie los. Die aufkommende Missstimmung war bereits nach wenigen Sekunden verflogen, erwies sich Paula doch als angenehm plaudernde Stadtführerin. Sie erzählte eine Menge über die Stadt und ihre Geschichte. Als Susanne nachfragte, woher sie dies alles wüsste, grinste Paula nur und meinte: »Ein Hoch auf die Reiseführer! Außerdem war ich schon ein paar Mal hier.«

»Allein?«

»Meistens, ja.«

Schon lenkte Paula das Gespräch auf ein anderes Thema.

Schließlich standen sie am Fuße der Akropolis. Susanne legte den Kopf in den Nacken, um die majestätische Größe der Tempelanlage auf ihrem einhundertsechsundfünfzig Meter hohen Thron in sich aufnehmen zu können. Trotz der relativ frühen Stunde – es war erst kurz nach zehn – wimmelte schon eine bunte Menschenmenge ameisengleich dem gewundenen Pfad hinauf.

»Wow, was für ein Anblick. Schon dafür hat es sich gelohnt, hierher zu fliegen.« Susanne strahlte Paula an. »Los, lass uns hinaufgehen.«

Da schien diese für eine Sekunde ihre Selbstsicherheit zu verlieren.

»Ähm, eigentlich wollte ich nicht mit hinaufgehen.«

Susanne war irritiert.

»Nicht? Oh, entschuldige. Natürlich, du hast sicherlich eigene Pläne für diesen Tag gehabt. Ich habe dich davon abgehalten. Tut mir leid. Ich wollte dich nicht von irgendetwas abhalten. Obwohl . . .«

»Obwohl was?«

Paula legte den Kopf ein wenig schief und schien Susanne eindringlich zu mustern. Für einen Moment fühlte sich diese unwohl.

»Obwohl . . . Könntest du bitte die Brille abnehmen, wenn du mich so ansiehst? Das macht mich ganz nervös, wenn ich deine Augen nicht sehen kann.«

Paula tat, wie ihr geheißen und schob das Objekt der Irritation in das Stoppelfeld ihrer Haare.

»Besser?«

»Besser. Danke.« Susanne war wirklich nervös. »Wo waren wir stehen geblieben?«

»Bei obwohl.«, lautete die lakonische Antwort.

»Ach ja. Was ich sagen wollte . . . ich hätte mich schon gefreut, wenn du mich hinaufbegleitet hättest. Irgendwie habe ich so gar keine Übung darin, allein Urlaub zu machen. Ich weiß, das klingt merkwürdig, aber – vielleicht nur heute? So zum Ab- und Eingewöhnen? Aber, na ja, du hast sicher Besseres vor.«

Großer Gott! Was redete sie hier nur? Paula musste sie ja für völlig verrückt halten. Susanne schielte verlegen zu hier hinüber.

»Du hältst mich für ziemlich durchgeknallt. Stimmt’s?«

Doch Paula lächelte nur amüsiert.

»Nein, eigentlich nicht. Na ja, vielleicht ein bisschen. Wobei ich dir gestehen muss, dass es nichts mit dir zu tun hat, dass ich nicht mit hinaufgehe. Ich habe heute auch nichts Bestimmtes vor.«

»Sondern?«

Susannes Frage bohrte sich wie ein Pfeil in Paulas Hirn. Sie wand sich.

»Ehrlich gesagt schreckt mich der Eintrittspreis ab. Ich bin gerade nicht so flüssig. So zwischen zwei Jobs ist es manchmal ein wenig knapp.«

Sie lächelte Susanne hilflos an. Diese war verwundert: »Und da wohnst du im Viersternehotel?«

Jetzt wandelte sich Paulas Hilflosigkeit in das bereits wohlvertraute lausbübische Grinsen.

»Tu ich ja gar nicht. Ich frühstücke nur da.«

»Hmm?«

In Susannes Augen spiegelte sich reine Verständnislosigkeit wider. Paula grinste noch breiter.

»Ist ein alter Trick. Du suchst dir ein möglichst großes und anonymes Hotel und schaust, wann die meisten Leute dort frühstücken. Dann holst du dir einfach vom Büffet, was du magst und setzt du dich in eine Ecke. Fällt niemandem auf.«

Susanne war verblüfft.

»Aber sie fragen einen doch meistens nach der Zimmernummer, wenn sie wissen wollen, ob du Tee oder Kaffee möchtest.«

»Kein Problem. Entweder du erfindest eine, was riskant ist, weil die Leute ja schon da gewesen sein könnten oder aber noch kommen. Schließlich willst du ihnen ja keine Schwierigkeiten machen.

Besser ist, du blinkerst die Bedienung ganz unschuldig an und sagst peinlich berührt, die wüsstest du nicht, das sei dein erster Morgen und du könntest dir so schlecht Zahlen merken. Dein Mann käme aber gleich mit dem Schlüssel. Bei mir hat das bis jetzt immer funktioniert. Außerdem wechsele ich täglich mein Frühstückshotel, damit es nicht so auffällt. Ich wohne in der Jugendherberge. Zum Schlafen ist das ganz ok. Aber auf ein ordentliches Frühstück möchte ich nicht verzichten. Das reicht dann bis abends. Dann esse ich irgendwo noch eine Kleinigkeit. Auf diese Weise bleibt mir ein wenig mehr Geld für all die interessanten Steinhaufen. Aber wie gesagt, die Akropolis habe ich schon gesehen. Die ist im Budget nicht mehr vorgesehen.«

Eine paar Sekunden lang schwiegen beide. Susanne grübelte darüber nach, was sie von Paulas Idee halten sollte, Paula sorgte sich darüber, was Susanne wohl nun von ihr denken würde.

Da unterbrach Susanne die Stille.

»Ich habe eine fabelhafte Idee. Wenn du heute wirklich nichts Bestimmtes vorhast, dann buche ich dich einfach als meine persönliche Reiseleiterin. Du führst mich herum und erzählst mir ein bisschen was, ich übernehme dafür alle Eintrittskosten und zahle unsere Mahlzeiten. In Ordnung?«

Aus Paulas Gesicht wich jegliche Lässigkeit und machte verlegener Überraschung Platz.

»Ach nein, das kannst du doch nicht tun.«

Noch ehe sie weitersprechen konnte, fiel ihr Susanne ins Wort.

»Klar kann ich. Ich kann alles tun, was ich will. Also, einverstanden?«

Nun strahlte Paula.

»Ja, super-gern. Ich könnte mir momentan keinen besseren Job wünschen.«

»Na, dann – abgemacht!«

»Abgemacht!«

Vor lauter Glückseligkeit fiel Susanne Paula um den Hals und gab ihr einen schwungvollen Kuss auf die Wange. Erst als sie Paula wieder losließ, dämmerte ihr für eine Sekunde, dass dies vielleicht ein wenig zu viel war, für eine Frau, die sie noch keine drei Stunden kannte.

Doch Paula schien dies nicht zu stören. Sie schmunzelte lediglich und setzte sich in Richtung Eingang in Bewegung. Susanne lief fröhlich hinterher, auf den Lippen die unverhoffte Erinnerung an weiche Haut und das freundliche Kitzeln von Paulas Duft in der Nase.

Der weitere Tag verlief ganz in Susannes Sinne. Sie kletterten stundenlang zwischen all den Tempeln und Tempelüberresten umher, betrachteten sich jedes noch so kleine Relief, jede Amphore, jede Statue. Nur in das Museum selbst konnten sie nicht hinein, da Susanne versäumt hatte, sich Wochen im Voraus Eintrittskarten im Internet zu besorgen. Doch das schien ihr nicht ganz so schlimm, genoss sie doch Paulas Anwesenheit mehr, als sie sich eingestehen wollte.

Schließlich, Mittag war längst vorüber, und die Sonne brannte selbst für den September noch arg heiß, wanderten sie langsam vom Berg herunter, hinein in die Stadt, hin zu einer der vielen kleinen Tavernen. Hier bestellten sie auf Paulas Vorschlag hin lediglich Vorspeisen, und schon bald schien sich der abgewetzte Holztisch unter Bergen von Knoblauchbrot, Oliven, gefüllten Weinblättern, Taramas, Tsatsiki, eingelegtem Schafskäse, Garnelen, Peperoni, Sardellen und anderen Köstlichkeiten zu biegen. Dazu tranken sie gut gekühlten Retsina und unterhielten sich fabelhaft.

Sehr bald jedoch musste Susanne feststellen, dass Paulas fröhliche Beredsamkeit zu versiegen drohte, sobald sie diese nach persönlichen Dingen fragte. Als sie zum Beispiel neugierig nachhakte: »Weshalb bist du eigentlich allein in Griechenland unterwegs? Bist doch auch gerade zwischen zwei Freunden?«, stutzte Paula und runzelte die Stirn.

»Zwischen zwei Freunden?«, wiederholte sie gedehnt und fuhr sich durch ihr Stoppelhaar. »Na das ist mir ja auch noch nicht passiert. Erst hältst du mich für einen Mann, und nun willst du mich noch zur Hetera machen. Eigentlich dachte ich, man sieht mir die Lesbe an der Nasenspitze an.«

Susanne zwinkerte irritiert und versuchte, ihre vom Retsina schwer gewordene Zunge in den Griff zu bekommen.

»Tut mir leid, tut mir furchtbar leid. Ich wollte nicht so stereotyp daher kommen. Immerhin«, sie fuhr ihr mit der Handfläche über die blonden Stoppeln, »wenn die nicht so kurz wären, würde kein Mensch denken, dass du ein Junge bist. Wobei es mir natürlich lieb ist. Dass du eine Lesbe bist, meine ich, nicht das mit dem Jungen, ich meine natürlich nicht das Aussehen, sondern . . .«

Hier verstummte sie und schaute Paula flehend an.

Die lächelte und erwiderte: »Ich weiß schon, was du meinst. Keine Sorge. Komm, trink einen Schluck Wasser. Dann klappt das auch mit der Hirn-Zunge-Beziehung wieder besser.«

Von da an vermied Susanne solch komplizierte Themen, und das Gespräch plätscherte fröhlich dahin.

Schließlich war es später Nachmittag geworden. Beide waren wohlig satt, und Paula schlug vor, noch ein bisschen durch das Altstadtviertel Plaka zu bummeln. Susanne zahlte, und schon schlenderten sie durch die zahllosen Gassen, steckten ihre Nasen in die unzähligen kleinen Läden, die sich überall in dem Viertel befanden.

Dann begann sich die Dunkelheit über das Viertel zu senken und Paula fragte: »Hast du noch Kraft für einen letzten Aufstieg?«

Susanne nickte, auch wenn ihre schmerzenden Füße ihr etwas anderes erzählten. Sie wollte diesen Tag einfach nicht z Ende gehen lassen. Zu faszinierend schien ihr diese Frau an ihrer Seite, die sie doch gerade erst kennengelernt hatte und die sie wohl am Ende dieses Tages wieder verlieren würde.

»Wohin gehen wir noch?«

»Ich dachte, wir schauen uns von der Agora aus die Stadt bei Nacht an.« Paula fasste sie bei der Hand und zog sie mit sich. »Du wirst sehen, das darfst du auf keinen Fall verpassen.«

Susanne ließ sich willig mitziehen, und es schien ihr überhaupt nicht aufzufallen, dass Paula völlig vergaß, ihre Hand wieder loszulassen.

Der Weg zur Agora schien Susanne mehr als beschwerlich, und sie war heilfroh, als sie schließlich oben auf dem Felsen ankamen, wo sich bereits eine Vielzahl von Touristen tummelte. Paula und sie suchten sich ein bequemes Fleckchen auf einem der Felsen mit Blick auf die Stadt.

»Wow! Was für eine Steinwüste. Eigentlich sieht Athen furchtbar aus. So grau und vertrocknet. Wie eine riesige Schüssel getrockneter Zement. Aber irgendwie ist das auch wieder faszinierend. Besonders, wenn die Sonne untergeht. Das gibt dem Ganzen so etwas Unwirkliches. Was ist auf dem Hügel dort drüben?«

Susanne deutete in das Zentrum des Häusermeers.

»Das ist der Likavitos-Hügel mit der Georgios-Kapelle. Ziemlich beeindruckend, wenn man zu Fuß hochgeklettert ist. In der Kapelle kannst du eine Kerze anzünden für die Wünsche und Menschen, die dir wichtig sind.«

Susanne schwieg. Vielleicht würde sie sich ja in den nächsten Tagen dorthin aufmachen. Allerdings war sie sich nicht ganz sicher, ob bei ihr gegenwärtig eine Kerze ausreichen würde. Auch zweifelte sie, ob es angemessen wäre, gleich einen ganzen Kronleuchter anzünden, vermutete sie doch, dass bei ihrem aktuellen Lebenschaos auch ein Heiliger etwas überfordert wäre.

Stumm blickten sie beide über sie Stadt, deren schüsselartige Ränder von der untergehenden Sonne und den dichten Smogschleiern in brennende Röte getaucht wurden. Als sich die Dunkelheit ausbreitete, erstrahlte die Stadt in einem flimmernden Lichtermeer. Susanne schaute, starrte und grübelte, bis sie plötzlich durch eine sanfte Berührung am Arm aus ihren Träumen gerissen wurde.

»Ist dir kalt? Du siehst ganz blass aus?«

Sie zuckte erschrocken zusammen und schaute in Paulas besorgte Augen. Erst jetzt wurde ihr die nächtliche Kühle bewusst, und sie fühlte, dass sie Gänsehaut hatte.

»Entschuldige. Ich war ganz in Gedanken versunken. Bringst du mich noch ins Hotel zurück? Mir ist wirklich ganz kalt.«

Paula lächelte und schaute sie einen Augenblick lang versonnen an. Schließlich gab sie sich einen Ruck: »Sicher doch, gern. Nicht, dass dich noch einer von diesen bezaubernden griechischen Jungs verführt.«

Es war nicht sehr weit bis zum Hotel. Stumm liefen sie nebeneinander her, Seite an Seite durch die kleinen Gassen, die laut Paula zum Hotel führten. Susanne selbst hatte schon längst jegliche Orientierung verloren. Doch sie fühlte sich seltsam sicher, wie sie so neben Paula herlief. Sie verspürte eine merkwürdige Art Urvertrauen zu dieser Frau neben ihr, die sie doch kaum zwölf Stunden kannte. Das gab ihr ein wunderbar geborgenes Gefühl, irritierte sie jedoch gleichzeitig maßlos, sodass sie Paula hin und wieder mit verstohlenen Blicken von der Seite musterte. Alles, was sie allerdings sah, war deren aufrechter, federnder Gang und das ebenmäßige Profil ihres Kopfes, das in seiner schlichten Schönheit einer griechischen Statue alle Ehre gemacht hätte. Als sie schließlich vor der großen Drehtür des Hotels standen, wurde Susanne mit einem Mal bewusst, dass die Zeit mit Paula nun zu Ende ging. Dieser surreale Tag mit Paula. Aus und vorbei. Ab sofort würde jede wieder ihre eigenen Wege gehen. Susanne fühlte, wie Panik in ihr hochkroch, und sie fragte scheu und mit fast zittriger Stimme: »Magst du noch etwas mit mir trinken, an der Bar, meine ich?«

Sie fühlte sich unbeholfen, wie ein schüchterner Teenager, und das war ein Gefühl, das sie seit Langem nicht mehr gehabt hatte.

Doch Paula schüttelte verneinend den Kopf.

»Tut mir leid, doch heute nicht mehr. Es ist wirklich schon spät, und ich muss noch ein Stück gehen, bis ich in mein Bettchen komme.« Sie grinste Susanne verschmitzt an. »Ich danke dir für diesen Tag. War wirklich schön. Der beste Job, den ich seit Langem hatte. Vielleicht sehen wir uns ja noch mal in den nächsten Tagen. Ich bin noch bis Dienstag hier.«

Wie aus einem plötzlichen Impuls heraus beugte sie sich nach vorn und gab Susanne einen leichten Kuss auf die Wange. Dann drehte sie sich um und wollte davoneilen, doch Susanne war schneller. Reflexartig hatte sie nach Paulas Arm gegriffen und hielt diesen nun fest umklammert: »Warte!«

Paula blickte sie erstaunt an.

»Ja? Was ist?«

»Ich habe eine Idee.« Susanne fühlte, wie ihre Stimme zitterte und ihr Herz raste. Zu verrückt schien ihr der Gedanke, der ihr so plötzlich durch den Kopf geschossen war. Doch da sie nun Paula so festhielt und diese sie erwartungsvoll anschaute, konnte sie nicht mehr zurück. »Du wirst mich wahrscheinlich für verrückt halten, aber was soll’s. Natürlich kannst du auch Nein sagen, aber . . .«

Paula schaute ein wenig irritiert, dann meinte sie mit nachsichtigem Lächeln: »So schlimm wird es schon nicht sein. Was ist los, sag schon.«

»Ich will, dass du bleibst!« Susanne hatte diesen Satz so herausgeplatzt, dass sie sich erschrocken den Mund zuhielt. Sie starrte Paula eine Sekunde lang an, senkte dann ihren Blick und haspelte: »Ich meine, ich möchte dir ein Angebot machen. Ich biete dir an, hier im Hotel zu wohnen. Ich habe ein Doppelzimmer mit Frühstück, alles schon bezahlt. Du müsstest also nicht mehr jeden Tag Fremdfrühstücken.« Wieder blickte sie Paula an, die fragend die Augenbraue hochzog. »Nein, ich erwarte nichts dafür, gar nichts. Na sicher, es ist ein Doppelbett, aber vielleicht, also auf keinen Fall . . . Ich meine, wir könnten ja ab und zu etwas unternehmen. Müssen wir natürlich nicht. Jede ist ihr eigener Herr, ähm Frau? Ich bin noch bis Donnerstag hier . . .«

Susanne hielt erschöpft inne.

»Ich hör mich an wie eine Verrückte, nicht wahr?«

Paula nickte amüsiert: »Ein wenig. Aber das liegt wohl eher an diesem langen, ereignisreichen Tag. Ich glaube nicht, dass dies dein Normalzustand ist.«

»Ehrlich?«

Susannes Frage klang so erleichtert naiv, dass Paula laut auflachen musste.

»Ehrlich!«

»Und was sagst du zu meinem Vorschlag?«

Mit einem Mal hörte sich Susanne ganz kleinlaut und ängstlich an, so, als ob sie eine Absage nicht überstehen würde. Vielleicht war es ja das, was Paula dazu brachte, zuzustimmen; vielleicht hatte sie ja Mitleid mit dieser Frau vor ihr, die fröstelnd die Arme um sich schlang und deren braune Augen so traurig schauten. Was immer es auch war, jedenfalls legte sie ihren Arm um Susannes Schultern und zog diese fest an sich.

»Ich glaube, du brauchst dringend dein Bett. Ehrlich gesagt habe ich auch keine Lust, um diese Zeit noch bis zur Jugendherberge zu wandern. Lass uns hochgehen, reden wir morgen weiter darüber. Aber sei gewarnt – manchmal schnarche ich fürchterlich!«

Nun endlich erschien ein zögerndes Lächeln auf Susannes Gesicht.

»Du meinst das ernst?«

»Meine ich.«

Schon stürmte Paula voran und zog Susanne mit sich. Im Zimmer angekommen, überkam Susanne ein leicht mulmiges Gefühl, als sie sah, dass das Zimmermädchen bereits beide Betten aufgedeckt hatte. Es war, als hätte sie sich eine Frau für eine Nacht gekauft. War sie völlig verrückt geworden? Was würden ihre Freunde zuhause von ihr denken, wenn sie dies erführen?

»Gehst du zuerst duschen oder soll ich?«

Paulas sachliche Anfrage riss Susanne aus ihren Gedanken.

»Nein, geh du nur. Handtücher hängen ja genügend dort. Magst du noch einen Slip und ein T-Shirt von mir haben?«

Susanne fühlte sich erleichtert, sich um so pragmatische Dinge kümmern zu können. Paula nahm das Angebot dankend an und verschwand im Bad. Dies bot Susanne die Möglichkeit, sich erschöpft auf ihr Bett zu setzen und darüber nachzudenken, was sie gerade getan hatte.

Was war das eigentlich? Die Angst davor, allein zu sein? Rache an Britta? Wollte sie ihr zeigen, dass auch sie ohne weiteres jemanden finden konnte? Oder, und an dieser Stelle überlief es Susanne heiß, oder hatte sie sich etwa wirklich verliebt? Verliebt in diese Frau, von der sie noch vor ein paar Stunden gedacht hatte, dass sie ein Mann sei? Verliebt in dieses spöttische Lächeln, in diese freundliche Distanziertheit, aus der manchmal beinahe mütterliche Fürsorge hervorbrach?

Ehe Susanne jedoch zu einem Ergebnis kam, war Paula bereits aus dem Bad zurück.

»Wow, ziemlich schick. So edel habe ich schon lange nicht mehr geduscht. Ich habe mir mal deine Zahnpasta geborgt. Nur die, nicht die Bürste, keine Sorge. Für heute Abend tut es schon mal der Finger. Auch aus dem Cremetöpfchen habe ich genascht. So ist das, wenn man sich Streuner von der Straße holt.« Sie lachte fröhlich und machte eine einladende Geste. »Bitte sehr, Madame. Das Bad gehört nun ganz Ihnen.«

Als Susanne dann ebenfalls aus dem Bad zurückkam, fühlte sie sich ein wenig unwohl in ihrem Flatterhemdchen. Insgeheim verfluchte sie sich, dass sie Paula zuerst ins Bad gelassen hatte. Diese konnte sie nun in aller Ruhe taxieren und beobachten, wie sie ins Bett schlüpfte. Was Paula dann auch wirklich in aller Seelenruhe tat.

Schließlich lagen sie nebeneinander im großen Doppelbett und starrten an die Decke. Es war Susanne, die das Schweigen brach.

»Merkwürdiges Gefühl, nicht wahr?«

»Du meinst, so mit einer Fremden das Bett zu teilen?«

»Mhh. Du musst mich für völlig verrückt halten. Aber ich habe das noch niemals vorher getan. Ehrlich. Keine Ahnung, was in mich gefahren ist. Aber irgendwie war es schön heute, und ich hatte das Gefühl, das muss ich festhalten.« Susanne drehte sich auf die rechte Seite und schaute Paula an. »Wirst du bleiben?«

Paula strich Susanne sanft über die Wange.

»Vielleicht. Ich bin mir nicht sicher, ob ich diesem Hauch von Luxus widerstehen kann. Aber ich denke, wir reden morgen früh noch einmal darüber, wenn wir beide ausgeschlafen haben und wieder klare Gedanken fassen können. Gute Nacht und Danke für dein Angebot.«

»Gute Nacht. Ich danke dir für diesen Tag.«

Susanne löschte das Licht, und schon bald vernahm sie Paulas tiefes gleichmäßiges Atmen. Sie selbst war viel zu aufgewühlt, um sofort Schlaf zu finden. Grüblerisch betrachtete sie die Sterne, die zum Fenster hereinblinzelten. Sie strengte sich an, Bilder am Sternenhimmel zusammenzusetzen, bis auch ihr die Augen schließlich zufielen.

~*~*~*~

Am nächsten Morgen wachte sie davon auf, dass jemand sanft ihr Haar berührte. Erschrocken fuhr Susanne hoch und blickte in Paulas kristallgrüne Augen, die sie amüsiert zu beobachten schienen.

»Guten Morgen du Schöne!«

»Guten Morgen.« Verwirrt durch die unerwartet intime Anrede setzte Susanne sich auf und wuschelte sich durch ihre Lockenpracht. »Wie spät ist es?«

»Kurz nach neun. Ich dachte, wenn wir noch ein vernünftiges Frühstück haben wollen, sollten wir langsam aufstehen. Oder hast du etwa keinen Hunger?«

»Also habe ich das doch nicht geträumt?« Susanne war immer noch darum bemüht, wach zu werden und die Ereignisse des gestrigen Tages zu sortieren. Sie ließ sich zurück in die Kissen fallen und stöhnte. »Irgendwie hatte ich wohl ein Glas Retsina zu viel. Mir dröhnt der Schädel.« Sie massierte sich nachdenklich die Schläfen. Dann fuhr sie wieder hoch. »Haben wir etwa . . .?« Ein wenig erschreckt sah sie an sich herab.

Paula griente: »Miteinander geschlafen? Wohl kaum. Ich kann mich nicht erinnern, dass eine von uns sooo betrunken gewesen ist. Schon gar nicht mehr bei unserer Rückkehr. Red dir nur nichts ein.« Sie warf ihr Kissen nach Susanne. »Was ist nun, hast du Hunger?«

Susanne warf das Kissen mit Schwung zurück und knurrte: »Und wie! Ich dachte nur, wenn ich so verrückt bin, mir einen Streuner – du siehst ich erinnere mich noch sehr gut – ins Haus zu holen, dann wäre ich eventuell wohl auch verrückt genug für andere Dinge gewesen.«

Paula ließ sich neben sie sinken und flüsterte mit belegter Stimme: »Würdest du das denn wollen?« Mit leichter Hand fuhr Susanne ihr über die blonden Stoppeln. Ihr Blick wurde plötzlich ernst und konzentriert. »Manche Dinge sollte man niemals ausschließen.« Dann sprang sie auf und verschwand im Bad, während Paula verblüfft lächelnd im Bett zurückblieb.

Als sie schließlich im Restaurant beim Frühstück saßen, füllten sie die Zeit zwischen den einzelnen Bissen mit belanglosem Geplauder, bis Paula schließlich ihre Gabel in das Rührei sinken ließ, in dem sie die ganze Zeit über ein wenig appetitlos herumgestochert hatte.

»Ich würde dein Angebot gern annehmen.«

»Mein Angebot?« Susanne ließ ihr Brötchen sinken und hielt erwartungsvoll im Kauen inne.