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Kurzbeschreibung:

Irland, 1000 n. Chr.
Die irische Prinzessin Sláine hat Rache geschworen. Rache für den Tod ihres Bruders Cormac. Doch sie soll ausgerechnet dessen Mörder heiraten – den Wikinger Sigtrygg, König von Dublin. Eine politische Ehe. Widerstrebend beugt sie sich den Plänen ihres Vaters Brian Boru, der Hochkönig von Irland werden will und dazu die Hilfe des Wikingers benötigt. Ungeachtet der Anfeindungen und Intrigen von Sigtryggs bisherigem Weib, versucht Sláine, sich ihren Platz bei den Nordmännern zu erkämpfen. Trotz aller Widerstände gewinnt Sigtrygg ihr Herz. Umso mehr bedrückt sie die Angst, dass ihr stolzer Gemahl sich gegen ihren Vater erheben und damit ihre Welt in Stücke zerschlagen könnte.

Iris Hennemann

Die Braut des Nordmannes


Roman


Edel Elements

Kapitel 1

Irland, im Königreich Munster,
in der Nähe von Kincora, März 1000 n. Chr.

Die Quelle gurgelte und säuselte, sandte unentwegt frisches Wasser aus dem Schlund des unterirdischen Reichs zur sichtbaren Welt. Dies war ein heiliger Ort, ein Einlass zur Anderswelt – mächtig, geheimnisvoll, erfüllt mit sprudelnder Inspiration, und gleichzeitig strömte das Göttliche aus ihm heraus.

Sláine, siebzehnjährige Tochter des Königs von Munster, umrundete andächtig dreimal die Quelle und band anschließend einen Stofffetzen an einen kleinen Lumpenbaum, den schon zahlreiche Bänder zierten. Sie sprach ein stilles Gebet, bekreuzigte sich und versenkte gleich darauf ihre Opfergabe – eine vergoldete Fibel – im kalten strömenden Wasser.

Schwer seufzte sie und strich sich eine Strähne ihres langen rotgelockten Haares über die Schulter zurück. „Cormac, mein lieber Bruder, ich hoffe, du kannst mich hören. Ich leide schrecklich, da du der sichtbaren Welt viel zu früh entrissen wurdest. Du fehlst mir so sehr! Ich vermisse deinen Humor, dein fröhliches, ansteckendes Lachen, deine schönen Lieder …“ Tränen glitzerten in ihren saphirblauen Augen. „Stell dir vor, die Priester und fili versuchen, mich zu besänftigen! Sie meinen, dass es kein gemeiner Mord gewesen ist, da du ja in einer Schlacht gestorben bist. Aber ich kann nicht anders als an Rache zu denken. Ich kann und will diesem verdammten Sigtrygg Seidenbart nicht vergeben! Für mich ist er ein Mörder, der dich, meinen kleinen Bruder, brutal getötet hat, als du ihm in die Hände gefallen bist. Ich bin mir sicher, dieser Hund wusste ganz genau, dass du der Sohn von Brian mac Cennétig vom Volk der Dál Cais bist, und zeigte deshalb keine Gnade. Ich verspreche dir, hier und jetzt: Ich werde deinen Tod rächen, und das Blut deines Mörders soll fließen!“ Sláines Blick fiel auf die bauschigen, tief hängenden Wolken, die in der Ferne über smaragdgrüne Hügel dahinzogen und den Anschein erweckten, das Land berühren zu wollen, um die Elemente Luft und Erde miteinander zu verbinden. „Ich wünschte, du würdest hier an meiner Seite stehen und mit mir gemeinsam die Schönheiten dieser Welt bestaunen.“ Linker Hand ging ein Schauer in dunklen Streifen nieder, und bald darauf zeigte sich im Licht der Sonne ein Regenbogen in satten leuchtenden Farben – herrlicher, als jeder Edelstein sein könnte. Dies war das Zeichen Gottes für den Bund, den er mit den Menschen geschlossen hatte, und am Ende des Regenbogens sollte ein mit Gold gefüllter Kessel vergraben sein.

Sláine zog den lindgrünen Wollmantel enger um sich und legte sich ins weiche, mit Moos durchsetzte Gras, lauschte dem Wispern und Glucksen der Quelle, meinte für einen Moment, ein paar Feen und auch ihren Bruder flüstern hören zu können. Sie schloss die Augen und ergab sich den mystischen Tönen des lebendigen Wassers.

Große Müdigkeit überkam sie. Nur für eine kurze Weile wollte sie sich dem Schlaf, dem kleinen Tod, hingeben. Vielleicht wurde ihr an dieser heiligen Quelle ein Traum geschenkt, in dem sie Cormac begegnete.

Etwas Kratziges berührte unangenehm ihren Fußknöchel. Da waren murmelnde Stimmen. Waren sie ein Teil ihres Traumes? Oder Feen oder Seelen der Toten, die zu ihr aus der Anderswelt heraus sprachen? Vielleicht sogar die Banshee Aoibheal – die Feenkönigin –, die ihre Familie beschützte? Nochmals pikste es, diesmal an ihrem Unterschenkel.

Sie schreckte auf. Ihr Herz raste und ihr wurde ganz schwindelig. Sláines Atem stockte vor Entsetzen, denn sechs Wikinger standen unmittelbar vor ihr. Sie waren überwiegend blond mit wilden Bärten, trugen Kleidung aus Wolle und Leder mit Fellbesatz. Manche von ihnen waren geschützt mit einem ledernen Harnisch oder Lamellenpanzer, einer trug auch ein glitzerndes Kettenhemd und einen Helm mit Augen- und Nasenschutz, als würde er in den Kampf ziehen.

Ein wahrer Riese, der keinen Körperpanzer trug, war sicherlich ihr Anführer. Er hatte einen langen dünnen Ast in seiner Hand, fuhr damit ihr Bein entlang und schob ihr bunt kariertes, mit Goldfäden besticktes Kleid etwas höher.

In seinen tief liegenden Augen spiegelten sich widerliche Gedanken, und seine schmalen Lippen zeigten ein schäbiges Grinsen. Sein dunkelblondes Haar war an den Seiten ausrasiert, und sein Bart war zerzaust. Dies mussten Wikinger aus Limerick, Cork oder Waterford sein, die sich gefährlich nahe an Kincora, den Herrschaftssitz von Sláines Vater, herangewagt hatten.

Sie trugen Schwerter, Äxte, Dolche und einige zudem noch Speere bei sich. Ihre Rundschilde hingen ihnen an einem Ledergurt am Rücken herab. Sláine zitterte vor Angst. Ihr ältester Bruder Murchad hatte sie gewarnt, nicht allein fortzureiten.

„Na, Holme, was meinst du? Wollen wir die irische Blume pflücken?“ Der Riese mit den grauen Augen schaute kurz zu einem Krieger in seiner Nähe.

Der angesprochene, ungefähr dreißigjährige Krieger wirkte unentschlossen, doch der Gedanke schien ihm zunehmend zu gefallen.

Sláine sprang auf und riss ihren Dolch aus der Scheide, die an ihrem braunen Ledergürtel befestigt war. Drohend streckte sie den Kerlen die blitzende Waffe entgegen. Diese verdammten Heiden! Um ihre Hälse hingen glänzende Amulette, die Thors Hammer darstellten. Auch wenn schon viele irische Nordmänner getauft waren, so schlug in ihrer Brust zumeist noch ein finsteres, heidnisches Herz.

Sie war entschlossen: Wenn einer von ihnen es wagen sollte, sie anzurühren, würde sie nicht zögern und ihm ihre Waffe in den Leib rammen – ganz gleich, ob sie sie hinterher erschlagen würden. Niemals würde sie sich kampflos ergeben!

Amüsiert lachten die Wikinger. Sláines Verhalten schien den Reiz für sie sogar zu erhöhen.

Der Kerl mit dem Stock schien der Irin ihre Entschiedenheit nicht abzukaufen. Achtlos ließ er den Ast fallen und näherte sich ihr dreckig grinsend.

Nicht weiter, sonst schlitze ich dich auf!, dachte sie und sandte ihm einen bohrenden Blick, aber der Nordmann wirkte eher belustigt. Blitzschnell sprang sie vor, zog ihm ihre Klinge über die Brust und hastete mehrere Schritte zurück. Seine wallnussbraune Wolltunika klaffte auf, und Blut rann aus der Wunde. Der Schnitt war nicht tief, war lediglich als Warnung gemeint gewesen.

Die anderen Wikinger verlachten ihn, während er ungläubig auf seine Verletzung starrte und seine Fingerspitzen in das Blut stippte. „Dieses kleine Miststück!“, stieß er verärgert aus. „Das hat sie nicht ungestraft getan!“ Er ergriff sein langes scharfes Schwert, bereit, sie damit zu entwaffnen.

Panik brandete in Sláine auf, und sie kam sich fast lächerlich mit ihrem Dolch vor. Dennoch raffte sie das knöchellange Kleid, um mehr Beinfreiheit zu haben, duckte sich ein wenig und hielt drohend die Klinge vor sich.

„Mut hat sie ja, die kleine Wildkatze!“, ließ sich ein honigblonder Nordmann vernehmen. Über seine Wange zog sich eine breite aufgeworfene Narbe.

„Du hast doch nichts dagegen, wenn ich sie mir jetzt nehme, oder?“, wollte der Riese wissen und schaute kurz zum Krieger mit dem Kettenhemd, der alles beobachtet hatte, aber dennoch distanziert geblieben war.

Der Gefragte nahm seinen Helm ab, und zum Vorschein kam ein schönes, kantiges Gesicht. Der Wikinger war um die dreißig, mit langem hellblondem Haar, einem gleichfarbigen Bart, einer geraden Nase und einem ausdrucksstarken Mund.

Sláine hatte sich getäuscht! Ganz sicher war dieser Kerl der Anführer. Er hatte etwas Lauerndes und Unbändiges in seinem Blick. Behutsam näherte er sich ihr, blieb aber einige Schritte von ihr entfernt stehen.

Angstvoll musste sie schlucken. Fast ein wenig amüsiert schaute er mit seinen blaugrauen Augen auf ihre Waffe. Obwohl er eine beeindruckende Erscheinung war, sah Sláine in ihm lediglich ein gefährliches Tier.

Genüsslich ließ er seinen Blick über ihr Gesicht, ihr langes Haar und ihren Körper wandern. Dann wandte er den Kopf ein wenig zu seinen Männern, ließ dabei jedoch weder das Mädchen noch den Dolch außer Acht. „Sie ist nicht dazu bestimmt, Leid zu erfahren.“

Fast hätte Sláine vor Erleichterung laut ausgeatmet, doch sie wollte sich nicht anmerken lassen, dass sie ihn verstand. Ihre nordische Sklavin Gunhild hatte ihr diese Sprache beigebracht.

Verlangend streckte er seine schwielige Hand aus und wies mit einer Kopfbewegung auf ihr keltisches Kreuz, das sie an einer Lederschnur um den Hals trug. „Ich will ein Andenken, meine irische Fee, damit ich mich an dich erinnern kann“, sagte er auf Gälisch – sogar fast akzentfrei.

Sie zögerte, es war ein Geschenk ihres Vaters, sollte sie stets behüten und war mit Weihwasser gesegnet worden. Kaum merklich schüttelte sie den Kopf, ließ ihr Kleid los und umklammerte schützend den kunstvollen Anhänger.

„Gib es mir!“, forderte er leise und machte mit seiner starken Hand eine verlangende Bewegung.

Schließlich zog sie sich die Kette über den Kopf und warf ihm diese zu Füßen.

Schief grinsend beäugte er den Schmuck im Gras, hob ihn auf und betrachtete ihn verzückt. „Das irische Gold hat einen ganz besonderen Glanz, nicht wahr?“

Einer seiner Männer maulte, da er ihnen Sláine nicht als Beute zugestand.

„Sie ist sicherlich das Weib oder die Tochter eines Adligen. Ich kann verstehen, dass sie euch gefällt, aber … heute ist wahrlich nicht der Tag, um die Iren zu verärgern. Kommt, Männer, die anderen warten!“ Er warf Sláine einen vielsagenden Blick zu, ließ das Kreuz kurz vor ihren Augen pendeln, und dann verschwand es in seiner ledernen Gürteltasche. „Auf Wiedersehen, meine Schöne!“ Er schenkte ihr ein Lächeln, wandte sich um und deutete seinen Männern, ihm zu folgen.

Die Nordmänner stiegen die seichte Böschung empor, und dabei rasselte ihre Ausrüstung. Der verletzte Hüne schaute nochmals grimmig über seine Schulter zu ihr zurück, bevor er sich den anderen anschloss.

Erleichtert atmete Sláine auf, schaute ihnen aber dennoch misstrauisch hinterher. Sie gingen zur Straße, auf der ihre Pferde warteten und schwangen sich in die Sättel. Diese verfluchten Heiden! Sollte sich die Erde auftun und sie verschlingen!

Weiter entfernt warteten ungefähr dreißig Reiter. Wie fest hatte sie eigentlich geschlafen, da sie diese nicht gehört hatte? Gut, die plätschernde Quelle übertönte so manches Geräusch, aber dennoch ärgerte Sláine sich über sich selbst.

Sicherlich befanden sich die Nordmänner auf einem Raubzug. Sie waren in der Nähe von Kincora. Schnell musste Sláine nach Hause, um ihre Familie zu informieren. Doch die Straße konnte sie nicht nehmen, da auf dieser die Feinde unterwegs waren. Also musste sie querfeldein reiten. Es würde schwer werden, die Festung vor ihnen zu erreichen.

Sie rannte zu ihrer Fuchsstute Eachna, die in einiger Entfernung geduldig in einem Wäldchen auf sie gewartet hatte. Sláine band sie vom knorrigen Baum los und stieg in den Sattel. Eilends schickte sie ein Stoßgebet zum Himmel, dankte Gott, dass er sie beschützt hatte. Dann kam ihr der hellblonde Nordmann wieder in den Sinn. Es war schade, dass bestimmt eine verruchte Seele in solch einem schönen Gefäß steckte.

Sláine zog die Zügel herum. „Los, meine Gute, nach Hause, wir müssen Vater warnen, dass Feinde hier umherstreifen!“

Sie ritt über Wiesen, an Wäldern entlang und vorbei an crannógs – im See befindliche Pfahlbauten und ráths – Gehöfte, die mit einem oder mehreren Erdwällen umgeben waren.

Sláine trieb ihre Stute an, erblickte nach einiger Zeit auf einem Hügel endlich Kincora. Diese Festung war dort errichtet worden, um die Furt zu bewachen, die durch den Shannon führte. Erschrocken zügelte Sláine ihre Stute, denn vor der Festung, die mit einem mit Palisaden versehenen Erdwall und einer hohen Trockenmauer aus aufgeschichteten Steinen umgeben war, befanden sich bereits die Wikinger. Argwöhnisch wurden diese von den Holztürmen und den mit Brustwehren versehenen Wehrgängen herab von irischen Kriegern beobachtet. Die Elitekrieger ihres Vaters waren bereit, ihre Speere auf die Nordmänner zu werfen.

Dennoch wirkte die Situation äußerst seltsam, fast grotesk, denn einer der Torflügel war geöffnet, und Sklaven kamen mit Getränken und Essen für die Reiter heraus. Obwohl den Kelten die Gastfreundschaft überaus wichtig war, stellten sie diese nicht über ihr Misstrauen, und sie gewährten ganz gewiss nicht so vielen bewaffneten Feinden gleichzeitig Einlass – und schon gar nicht Nordmännern, zumal diese gegenüber anderen Völkern oft listenreich und wortbrüchig waren.

Sláine sammelte ihren Mut zusammen und trabte an den Kriegern vorbei durch das Tor in den Hof der Festung. Hier befanden sich zumeist kreisrunde, mit Schilf gedeckte Wohn- und Lagerhäuser, aber auch Handwerksstätten. Die Ställe und die gewaltige Festhalle ihres Vaters besaßen hingegen eine rechteckige Form.

Die königliche Leibgarde hatte sich auf dem Hof versammelt, war ausgerüstet mit kleinen kreisförmigen Schilden, mit Speeren – die die Krieger so ausgezeichnet zu schleudern verstanden – und Schwertern. Die überwiegend jungen Männer trugen zu ihrem Schutz Brustpanzer, Arm- und Beinschienen – alles aus dickem Leder gefertigt. Sie wirkten angespannt, und ihre grimmigen Blicke waren aufmerksam auf die Königshalle gerichtet. Alsbald erkannte Sláine den Grund, denn sechs Pferde der Nordmänner standen neben der Halle.

„Endlich bist du da! Murchad hatte dir doch untersagt fortzureiten!“ Conchobhar, Sláines zweitältester sechsunddreißigjähriger Bruder, mittelgroß und sehnig, mit ähnlich rotem Haar wie seine Schwester, war ungeduldig zu ihr gehastet. „Ich hatte schon befürchtet, dass du vielleicht diesen dub-gaill in die Hände gefallen sein könntest! Warum bist nur immer so eigensinnig und hörst nicht auf uns!“, blaffte er.

„Wer sind diese Heiden?“, erkundigte sich Sláine neugierig, während sie aus dem Sattel rutschte.

Auf einen Wink von Conchobhar hin eilte ein Sklave herbei und führte die kleine braune Stute in den Stall.

Ihr Bruder strich sich über den gestutzten Bart und presste die Lippen zusammen, zögerte, es ihr zu sagen. „Keine Heiden – zumindest die meisten von ihnen nicht. Sigtrygg Seidenbart, der König von Dublin, ist mit einigen seiner Männer eingetroffen. Zudem hat er seine Mutter Gormlaith mitgebracht. Er ist Vaters Aufforderung nach der Schlacht von Glenn Máma gefolgt und will Frieden schließen.“

„Sigtrygg? Dieser Hund hat unseren Bruder Cormac ermordet!“

„Ja, aus Rache, da ich seinen Bruder Harald und Murchad Sigtryggs blutjungen Sohn Artalach in der Schlacht getötet haben. Dieses hat der Nordmann bitter gerächt, als ihm der unerfahrene Cormac in die Hände fiel.“

„Seine Verluste sind mir gleich! Doch Cormac, den habe ich geliebt! Vater hat dem Mörder bestimmt eine Falle gestellt und will ihn in Wahrheit töten, nicht wahr?“

„Du weißt, dass Vater sich solcher Mittel eigentlich nicht bedient.“ Er selbst wirkte ein wenig zerknirscht. „Komm in die Halle, aber halte dich um Himmels willen zurück, auch wenn du Hass gegen die dub-gaill hegst. Solltest du dich unangemessen verhalten, wird Vater dir dies sehr übel nehmen!“

Sláines Sinne drehten sich. Der Mörder ihres geliebten Bruders war in Kincora! So nahe, so verdammt nahe! Und sie durfte ihn nicht erdolchen und ihm auch nicht den Kopf von den Schultern schlagen lassen.

„Reiß dich zusammen!“ Ihr Bruder nahm sie bei der Hand und führte sie in die Halle.

Zahlreiche irische Krieger flankierten im Innenraum die Seiten, da man den Gästen argwöhnte. Am Ende der Halle, der Eingangstür gegenüber, stand der erhöhte Thron. Auf diesem saß Brian mac Cennétig, das Zepter in der Hand, das goldene Diadem auf dem Haupt, und sein Hals schmückte ein prächtiger Torques. Er war fast neunundfünfzig Jahre alt, und in seine schulterlangen braunen Locken und seinen Bart hatten sich zahlreiche graue Strähnen geschlichen. Brian hatte eine hohe Stirn, eine dominante Nase und harte Gesichtszüge. Seine blauen Augen vermittelten die Wachheit eines Falken. Kerzengerade saß er auf seinem Thron, wirkte stark und unerschütterlich. Er hatte sein Leben lang gekämpft und war noch immer ein trainierter Krieger. Ihn umgab eine Aura der Macht, und diese schienen auch die Wikinger zu spüren, die vor ihm standen und deutlichen Abstand wahrten.

Neben dem König befand sich sein zwei Jahre älterer Bruder Marcán, der Abt von Terryglass, Inis Cealtra und Killaloe – das Oberhaupt der Kirche der Provinz Munster. Er hatte eine römische Tonsur. Im Gegensatz dazu besaß Mugron, der fili von Brian, der neben dem Abt stand, die keltische Tonsur. Bei dieser war der vordere Schädel rasiert, und die hinteren Haare wurden lang getragen. Mugron war Brians Seher, Historiker, Dichter, Arzt, kannte die Gesetze und erfüllte viele andere Aufgaben, die einst die Druiden innegehabt hatten. Er trug einen mit bunten Federn geschmückten Umhang, der seine besondere Stellung signalisierte. Dicht bei ihnen war Aodhan, des Königs Barde, ein dunkelhaariger älterer Mann. Rechts neben Brian standen seine Söhne Murchad, Flann, Domnall, Tadc und weitere Prinzen, die aber nicht alle von derselben Mutter stammten. Sie waren wie der König mit Gold behangen, wirkten stolz und kriegerisch. Ihre feurigen Blicke verhehlten nicht ihren Unmut gegenüber den Besuchern.

Sláine erkannte die fremden Kerle wieder. Es waren diejenigen, die sie hatten überfallen wollen. Es herrschte eine Spannung, die die Luft knistern ließ, und Sláine wartete nur darauf, dass sich die latente Aggressivität in einem Kampf entladen würde.

Einige Sklaven schlüpften mit Krügen und leeren Bechern an ihr vorbei zum Ausgang, anscheinend war auch diesen ungeliebten Gästen vorab ein Trunk zum Empfang gereicht worden.

Aodhan trat vor und wandte sich an die Ankömmlinge. „Vor euch auf dem Thron sitzt der würdige, allseits bewunderte, glänzende, kampfstarke, edelmütige, vortreffliche, großzügige, verwegene, tollkühne, furchtlose, tapfere, stolze, ehrbare, von Gott geliebte, weise, mutige, geistreiche, scharfsinnige Brian mac Cennétig, der rí ruirech, der König der Provinz Munster, Beherrscher des südlichen Teils Irland – Leth Cuinn –, Nachfahre von Cais, Angehöriger der túath Dál Cais, Sohn von Cennétig, Enkel von Lorcán, Gewinner in der Schlacht von Belach Lechta über den Wikinger Ivar von Limerick, Rächer seines Bruders Mathgamain mac Cennétig, Sieger in der Schlacht von Lough Ree, Triumphator in zahlreichen anderen ruhmreichen Schlachten und Kämpfen, Bezwinger der dub-gaill von Dublin und dem mit ihnen Verbündeten Máel Mórda mac Murchada – der von Sigtrygg unrechtmäßig als König von Leinster eingesetzt wurde.“

Sláine hielt den Atem an. Sie war es gewohnt, dass ihr Vater in langen Worten gerühmt wurde. Die Kelten glaubten, dass eine Preisung der Eigenschaften, die in ähnlichen Worten hervorgehoben wurden, die Ehre nochmals steigerten. Doch die Benennung des Sieges über die Nordmänner von Dublin und der Leinstermänner war eine gefährliche Provokation.

Erwartungsgemäß wurden die Wikinger unruhig.

„Nun darfst du dich offiziell vorstellen“, gestattete der fili Mugron einem Nordmann, der ganz vorn stand, zu sprechen.

„Sigtrygg Olafsson“, sagte der König von Dublin knapp.

Das war alles? Die anwesenden Iren sahen sich überrascht an, doch dann verfinsterten sich ihre Mienen, da ihnen allen bekannt war, dass die Nordmänner die Kelten für schwatzhaft hielten. Somit war seine Antwort eine Herausforderung gewesen.

Neben dem König von Dublin trat ein kahlköpfiger Mann vor, der ein langes graues Ziegenbärtchen hatte. „Ich bin Ingvar, der Skalde von Sigtrygg. Vor euch steht der edle, wohlgestaltete König Sigtrygg Olafsson, wegen seiner Schönheit und seines Reichtums Sigtrygg Seidenbart genannt. Er ist ein starker Kämpfer, wild, wutschäumend und fürchterlich zu seinen Feinden. Mit blutiger Klinge spaltet er die Schädel seiner Widersacher. Er wird verehrt und umschmeichelt von den Weibern. Im Handel ist er überaus geschickt, listig und einfallsreich, züchtet die herrlichsten Rösser, und sein Sklavenmarkt wird in der weiten Welt gerühmt. Sein Ahne ist Ivar der Knochenlose, Sohn des sagenhaften Ragnar Lodbroks. Sigtryggs Vorfahren durchpflügten das Meer, eroberten York, lehrten den Menschen in Mercia und Ostanglien und schließlich auch den Westmännern in Irland das Fürchten. Die Nachfahren von Ivar gründeten unter anderem die reichen Städte Limerick und Dublin – Städte, wie sie den Iren zuvor unbekannt waren und die sie staunen ließen. Sigtrygg bringt Reichtum und kostbare Waren auf diese Insel, lässt eigene Silbermünzen prägen, sodass Dublin erblüht und zu einem hellen Leuchtfeuer wird. Und der König von Dublin ist dieser edle Held: Sigtrygg!“

Diese Lobpreisung rief nun wiederum das Missfallen der Kelten hervor. Zwar nickte Brian dem wesentlich jüngeren Wikingerkönig höflich zu, doch sein bald achtunddreißigjähriger Sohn Murchad, groß und muskulös, mit schulterlangem rotem Haar, neigte seinen Kopf ein wenig zur Seite. Er war stolz und schnell zum Spott bereit, und sein linker Mundwinkel zuckte herausfordernd. „Jedoch, edler König von Dublin, stehst du hier nicht als Held oder Sieger, sondern als Unterlegener und Bittsteller. Nach deiner Niederlage bist du zu den Ulaid in den Norden geflohen, doch dort wurdest du abgewiesen. Währenddessen sind wir zusammen mit unserem Verbündeten Máel Sechnaill, dem König der Provinz Meath und ard-rí, in deine Stadt marschiert, sind dort eine Woche geblieben, haben Gold, Silber, Seide und zahlreiche andere hübsche Dinge erbeutet, haben irische Sklaven befreit, Vieh mitgenommen und etliche Gebäude den Flammen preisgegeben. Weil du keinen anderen Ausweg weißt, stehst du nun hier mit deinen Männern. Du selbst hattest meinen Vater herausgefordert, wolltest seine Stärke testen und musstest diese bitter in der Schlacht erfahren. Mein Vater, der König der Provinz Munster, ist zu mächtig geworden, als dass du ihm die Stirn bieten könntest.“

„Werden sie ihn töten?“, flüsterte Sláine ihrem Bruder Conchobhar zu, der dem Geschehen gespannt lauschte.

Nur kurz schüttelte dieser den Kopf.

Von der Neugier getrieben, ging Sláine weiter vor, um die Nordmänner besser sehen zu können. Sie konnte erkennen, dass unter dem aufklaffenden Hemd des Riesen mit dem ausrasierten Haar ein Verband hervorschaute. Direkt hinter Sigtrygg stand eine atemberaubend schöne Frau. Sie mochte Mitte vierzig sein, doch war sie weit davon entfernt, verblüht zu sein. Sie hatte so helles Haar wie Sigtrygg, besaß edle Züge, und ihr Stolz spiegelte sich in ihrer aufrechten Körperhaltung wider. Sie trug einen Umhang aus teuren Zobelpelzen – sicherlich beschafft durch die Rus –, den sie über die Schultern zurückgeworfen hatte, damit das Kleid aus Brokat besser zur Geltung kam. Überall blitzten Gold und Edelsteine an ihr. Sie bemerkte Sláine, als diese seitlich näher kam. Der Blick der reiferen Frau schnellte zu ihr und musterte sie abschätzend. Dann widmete sie wieder beiden Königen ihre Aufmerksamkeit.

Aufgrund ihrer Ähnlichkeit vermutete Sláine, dass sie Sigtryggs Mutter war. Gormlaith war die Schwester von Máel Mórda, dem König der Provinz Leinster – der zudem Sigtryggs Verbündeter war. Warum war sie in Kincora?

Die Hand des Königs von Dublin wanderte dahin, wo sein Schwert normalerweise hing, doch die Waffen hatten die ungeliebten Gäste vor der Halle ablegen müssen. Er senkte kurz das Haupt. „Ja, es ist wahr, wir haben in der Schlacht eine Niederlage erlitten, und es ist auch wahr, dass ich vergeblich versucht habe, bei den Ulaid Zuflucht zu finden, doch nun bin ich um des Friedens willen hier. König Brian, du selbst hast mir die Hand gereicht und angeboten, dass ich nach Dublin zurückkehren kann. Du weißt um die strategische Bedeutung dieser Stadt, willst vom Reichtum profitieren, den wir dort erwirtschaften. Man munkelt, dass du den Titel ard-rí anstrebst, also Hochkönig von ganz Irland werden willst. Daher liegt ein ruhiges Dublin in deinem Interesse, damit du deine ungeteilte Aufmerksamkeit den Konkurrenten und Widersachern der irischen Völker widmen kannst.“

„Vater wird dies ja wohl empört ablehnen, oder?“, flüsterte Sláine ihrem Bruder Conchobhar zu, der ihr die Antwort schuldig blieb.

Abt Marcán faltete die Hände fast wie zum Gebet. „Dir wurde in der Tat angeboten, dass du in deine Stadt zurückkehren kannst, da ein befriedetes Dublin ein Gewinn für uns alle wäre. Jedoch haben wir einige Bedenken, König Sigtrygg, da dein Volk unberechenbar ist – und du ebenfalls. Du trägst die Schuld an der Schlacht von Glenn Máma, und eure Niederlage musstet ihr dub-gaill mit reichlich Blut bezahlen. Woher sollen wir wissen, dass du nun Frieden halten wirst? Wir brauchen eine bedeutendere, wirkungsvollere Versicherung deiner Treue als die üblichen Geiseln und Tributzahlungen. Was bietest du uns also?“

Neben Sigtrygg trat die Frau energisch vor. „Mich! Gormlaith, Tochter von Murchad mac Finn, König der Uí Fáeláin und der Provinz Leinster, und Mutter des Königs von Dublin.“

Alle Augen waren nun auf sie gerichtet. Ihre Ausstrahlung faszinierte die Männer, zog sie in ihren Bann.

Marcán räusperte sich. „Nun, du hast den Ruf, die begehrenswerteste Frau Irlands zu sein, dem du – so wie ich sehe – sicherlich gerecht wirst, doch du warst bisher das Weib von Olaf Sigtryggsson, Vater von Sigtrygg Olafsson, und auch die Gemahlin des jetzigen Hochkönigs, Máel Sechnaill, den du verlassen hast. König Brian ist mit Echaid, Tochter von Carlus, Sohn von Ailill Fiach, König der Uí Áeda Odba, einem Zweig der südlichen Uí Néill, verheiratet und wird sich von ihr deinetwegen gewiss nicht trennen. Solch ein Angebot muss reiflich überdacht werden.“

Gormlaith trat einen weiteren Schritt vor. „Ich bin die Schwester von Máel Mórda, dem König von Leinster, der ebenfalls gegen euch in Glenn Máma gekämpft hat. Somit wäre ich nicht nur der Unterpfand für den Frieden mit meinem Sohn, sondern auch für den mit meinem Bruder!“

„Nun, dein Bruder wurde von uns gefangen genommen und Donnchadh mac Domnall Clóen von den Uí Dunchada ist nun wieder König von Leister“, merkte Murchad bissig an.

Es köchelte in Sláine, denn ihr Vater musterte dieses Weib wohlgefällig, sogar ein wenig lüstern. Sie konnte in seinen Augen sehen, dass er sie wollte! Das durfte nicht sein! Dann würde Sláine um ihre Rache gebracht werden.

„Dein zweitältester Sohn Harald und dein Enkel Artalach sind in der Schlacht von Glenn Máma gefallen. Woher sollen wir wissen, dass du nicht hinterhältig Rache üben willst?“, fragte Murchad misstrauisch.

Der König von Dublin senkte für einen Moment sein Haupt, dann richtete er den Blick wieder auf den König von Munster. Bevor seine energische Mutter die Stimme erheben konnte, ergriff er das Wort: „Sie hegt keinen Gedanken an Rache, die ihr ebenso wenig zusteht wie mir. Auch ihr habt Verluste erlitten. Das ist es, was wir in Schlachten tun: Wir töten und streiten um den Sieg. Ich bezeuge meinen Willen zum Frieden, indem ich meine Mutter mitgebracht habe, die Gewähr dafür bieten und sich hier in Kincora in euren Händen befinden wird.“

Brians Augen wurden schmal. „Also gut! Ich werde diese Verbindung eingehen. Nach den irischen Brehon-Gesetzen ist es mir durchaus erlaubt, mehr als ein Weib zu heiraten. Doch zusätzlich fordere ich von dir, Sigtrygg, deine Drachenboote, wann immer ich sie benötige, um diese gegen meine Feinde zu führen! Zudem verlange ich bei meinen Kämpfen Truppenkontingente von schwer bewaffneten Wikingern, die mich unterstützen. Über die genaue Höhe der Tributzahlungen muss auch noch verhandelt werden. Ich gestatte dir, in Dublin und den dazugehörigen umliegenden Landen Dyflinarskiri zu walten wie zuvor und deine Aufmerksamkeit auf den Handel zu richten.“ Sein Blick wanderte suchend durch die Halle, entdeckte seine Tochter Sláine, deren Anwesenheit er anscheinend erwartet hatte. Dann richtete er sich wieder an Sigtrygg: „Ich möchte keinen weiteren Zwist mit dir, denn du hast in der Schlacht ebenfalls schmerzhafte Verluste erlitten.“ Brian hielt kurz inne. „Um unseren Bund noch fester zu schmieden, gebe ich dir, Sigtrygg, meine Tochter Sláine zum Weib.“

Stille.

Sláines Herz setzte für einen Schlag lang aus. Was hatte ihr Vater gerade gesagt? Ein Scherz war es nicht gewesen, dies war ihr sofort klar. Das durfte nicht sein! Sie wollte den Tod dieses Nordmannes und ganz gewiss nicht dessen Weib werden.

Gormlaith sah sie abermals an, erkannte wohl an ihrer Reaktion, dass sie diejenige war, die ihr Sohn nach Hause führen sollte.

Sigtrygg war überrascht, und ihm schien dies gar nicht recht zu sein. „Ich habe bereits ein Weib, und zwar Thorhild, die Mutter meiner Kinder.“

Brian spitzte die Lippen. „Ja, und ich hörte, dass sich auch andere Weiber nur allzu bereitwillig in dein Bett legen. Meine Tochter ist eine bedeutende irische Prinzessin und wird keine zweite Frau neben sich dulden müssen! Du wirst dich also von Thorhild trennen und heiratest anschließend nach christlichem Ritus meine Tochter! Willst du Frieden? Willst du Dublin zurück? So wirst du diese hohe Auszeichnung ganz gewiss nicht ablehnen, sondern freudig zustimmen und meine Tochter ehren, wie es ihr gebührt.“

Sigtrygg warf seinen Männern einen verzagten Blick zu, der seinen Unwillen ausdrückte. Seine Mutter räusperte sich, drängte ihn offensichtlich zum Einverständnis.

„Sláine, komm her, mein Kind!“, verlangte Brian. In seinen Augen funkelte etwas Warnendes. Er duldete in diesem Moment keinen Ungehorsam.

Nein, sie wollte das nicht! Wut stieg in ihr empor und schwere Enttäuschung, da ihr Vater ihr so etwas antun wollte. Hatte er ihr nicht immer gesagt, dass sie ihm die liebste seiner Töchter sei? Und nun das?

„Sláine!“, forderte er sie abermals im gestrengen Ton auf.

Widerwillig folgte sie seinem Gebot, und ihre Schritte waren ein wenig hölzern. Im Vorbeigehen beschaute sie sich abfällig die Nordmänner, die peinliche Blicke untereinander tauschten und sich gegenseitig mit den Ellenbogen anstießen, da sie sie erkannten.

Dann stand sie missmutig vor dem Thron ihres Vaters.

„Darf ich vorstellen, das ist Sigtrygg Seidenbart, König von Dublin.“ Brian wies auf den Krieger, der fast verlegen die Gürteltasche berührte, in der sich ihr Goldkreuz befand.

Der Nordmann lächelte verkrampft.

Sollte sie nicht hier und jetzt kundtun, dass seine Mannen über sie hatten herfallen wollen, und dieser Kerl dies nur untersagt hatte, weil er sie als Adlige ausgemacht und Schwierigkeiten befürchtet hatte? Ja, er war überaus eindrucksvoll, und sie fühlte sich auf eine gewisse Weise zu ihm hingezogen, aber er war Cormacs Mörder! Er hatte ihren Bruder nicht nur einfach im Kampf erschlagen, sondern ihm die Hände und Arme abgehackt, und ihm anschließend mit einer Axt den Schädel gespalten. Ihm, diesem Barbaren, hatte sie Rache geschworen!

Sie legte ein inbrünstiges Flehen in ihren Blick, mit dem sie ihren Vater dazu bewegen wollte, diesen Kelch an ihr vorübergehen zu lassen. Doch seine harte Miene zeugte von Unnachgiebigkeit.

Sie wollte diesen Mörder nicht heiraten, sondern lieber einen jungen tapferen irischen Adligen, der für sie in den Kampf gegen die finn-gaill – die Norweger – und die dub-gaill – die Dänen – zog.

Geradezu forsch musterte der Wikinger sie, und Sláine war entsetzt, da sie in seinen Augen Wohlgefallen, gar ein Funkeln, entdeckte.

Sollte sie ihm an den Kopf werfen, dass sie ihn zu töten gedachte? Nein, sie musste schweigen, obwohl es ihr unendlich schwerfiel, aber sie durfte ihrem Vater nicht in den Rücken fallen. Alle Blicke waren auf sie gerichtet. Besonders scharf und warnend schaute ihr ältester Bruder Murchad sie an, der anscheinend eine Aufmüpfigkeit seiner Schwester erwartete.

„Ist deine Tochter damit einverstanden? Sie wirkt überrumpelt und nicht gerade erfreut“, wollte der König von Dublin wissen. Er hatte eine markante, angenehme Stimme. Noch immer betrachtete er Sláine überaus interessiert.

„Sie ist einverstanden! Daran besteht kein Zweifel! Sláine, geh jetzt bitte hinaus. Vater wird später mit dir reden“, ergriff Murchad das Wort, und ihr war sofort klar, dass er sie aus dem Saal haben wollte, da er befürchtete, dass sie dem König von Dublin doch noch ihre Rachegelüste kundtun würde.

Ihr vorwurfsvoller Blick glitt durch die Reihen der Nordmänner, dann zu Sigtryggs Tasche – in der sich ihr Kreuz befand –, hin zu ihrem ältesten Bruder und ihrem Vater. Dann wandte sie sich ab und rauschte aus der Halle. Draußen blieb sie stehen und ballte die Hände zu Fäusten. Sie hätte jetzt gern einen Ort ganz für sich allein, wäre am liebsten zur Quelle geritten – allerdings wäre das von Murchad verhindert worden. So stapfte sie ins große runde Haus ihres Vaters.

An den Seiten waren Schlafbereiche mit Flechtwänden abgetrennt und zum Teil mit Vorhängen versehen. Genau in der Mitte des Hauses befand sich eine großzügige Feuerstelle, über der oft gekocht wurde. Im Raum standen niedrige Tische, an denen auch die Mahlzeiten eingenommen wurden. Davor lagen bequeme Kissen und Felle. An den Wänden hingen Waffen und Schilde, aber auch Regale, in denen allerlei Alltagsgegenstände gestapelt waren.

Ruhe gab es in solch einem Gebäude nicht, in dem auch einige ihrer Brüder mit ihren Weibern wohnten und in dem Kinder stets durchs Haus fegten. An prunkvoller Bauweise war den Kelten nicht sonderlich gelegen. Sie bemaßen wie jeher ihren Reichtum in allem, was fortgetragen werden konnte, und besonders wichtig war die Größe der Viehbestände. Brian besaß gewaltige Herden und ließ sich oft den Tribut in Form von Rindern entrichten. Diese wurden dann in das Ringfort Béal Bóramha gebracht, in dem er aufgewachsen war. Es lag unweit entfernt in nördlicher Richtung in der Nähe des Shannons, dort, wo sich der Fluss zum fischreichen Lough Derg, einem überaus großen, manchmal launischen See, hin ausdehnte. Von den Wikingern würde ihr Vater aber sicherlich auch Gold, Silber, Stoffe, Gewürze, Wein, Pferde und andere Kostbarkeiten fordern.

Voller Unmut ließ sich Sláine auf ihr mit weichen Fellen bedecktes Bett sinken. Es herrschte Unruhe in der Festung. In einem benachbarten Haus wurde das Essen für die unliebsamen Gäste vorbereitet, und die Sklaven wurden laut zur Eile angehalten.

Sláine legte sich hin, lauschte dem hektischen Treiben, hörte auch die Stimmen der Krieger auf dem Hof, das Schlagen des Hammers des Schmieds auf den Amboss, wie Holz gehackt wurde, das Gackern der Hühner, das Bellen eines Hundes, das Wiehern einiger Pferde. Keines der Geräusche beruhigte sie, sondern wühlte sie noch mehr auf.

Wie konnte sie ihr Schicksal nur abwenden? Sollte sie fliehen? Gewiss würde man sie schnell wieder einfangen und nach Hause bringen. Sie war die Tochter des mächtigen Brian mac Cennétig, und mit ganz wenigen Ausnahmen stand seine gesamte derbfine und túath absolut loyal zu ihm.

Die junge Irin vermisste ihre Mutter Mór unsäglich, die Tochter des Königs der Uí Fiachrach Aidhne in Connacht. Sie hätte sich deren Trost so sehr gewünscht und auch eine liebevolle Umarmung. Mór wäre vielleicht in der Lage gewesen, Brian von seinem Plan abzubringen.

Sláine kreuzte die Arme über der Stirn, war vollkommen aufgewühlt und sehnte sich nach Tír na nOg, dem Land der ewigen Jugend und der Glückseligkeit. Während sie sich ihren verdrießlichen Gedanken hingab, verstrich die Zeit.

„Vater will dich bald sprechen!“

Sláine zuckte zusammen. Durch die Unruhe im Haus und auf dem Hof hatte sie gar nicht bemerkt, dass ihr ältester Bruder Murchad zu ihr gekommen war.

Mit verschränkten Armen stand er vor ihr, beleuchtet vom rückwärtigen Feuerschein. Wie ein keltischer Kriegsgott schaute er fast strafend zu ihr herab. „Du wirst tun, was von dir verlangt wird! Verstanden?“

Ruckartig setzte sie sich auf. „Weiß Vater überhaupt, was er da von mir erwartet? Ich soll ernsthaft diesen Mörder heiraten?“ Ihre Stimme bebte. Mit aller Gewalt unterdrückte sie die Tränen.

„Das sollst und das wirst du!“, schnappte er. „Wir alle handeln zum Wohle unserer túath, und auch du wirst das tun!“ Als er wohl bemerkte, dass seine Worte zu unerbittlich gewesen waren, zog er den Vorhang zu und setzte sich neben sie. „Vater und vor ihm sein Bruder Mathgamain haben tapfer und entschlossen dafür gekämpft, unser Volk machtvoll werden zu lassen. Niemals zuvor waren die Dál Cais so bedeutend wie am heutigen Tage. Das haben sogar die bisher Vorherrschenden in Irland – die Uí Néill – anerkannt und fürchten, bald nicht mehr den Hochkönig von Irland zu stellen. Vaters Handeln ist nicht bestimmt von Willkür, sondern folgt einem Plan. Du bist ein Teil davon und wirst dich daher nicht verweigern!“ Seine Augen waren wie harte Kiesel.

„Aber dieser verfluchte Wikinger hat Cormac ermordet!“

„Es war eine Schlacht! Laut Brehon-Gesetz ist es kein Mord, wenn man sich an einen Ort begibt, wo eine Verletzung oder der Tod wahrscheinlich ist. Und wahrlich, an diesem Ort war es mehr als wahrscheinlich! Ich habe Sigtryggs Bruder Harald ebenfalls keine Gnade gewährt, bin sogar mit Stolz erfüllt, ihn getötet zu haben.“

„Erzähle mir von der Schlacht.“

„Warum?“

Warum? Ich soll den Heiden heiraten, gegen den ihr gekämpft habt. Eure Prahlereien und Siegesgesänge habe ich schon oft gehört, aber ich will mehr wissen, all das, was ihr nicht besungen habt.“

„Er ist kein Heide, sondern ein Christ wie bereits sein Vater Olaf vor ihm.“

„So, ein Christ, meinst du wirklich? Dabei bekundet er doch mit seinem Amulett, dass er dem nordischen Heidentum zugetan ist“, schnappte Sláine.

Rhian, ihre jüngere Halbschwester, schlüpfte durch den Vorhang. „Dem König von Dublin wird unserer Gastfreundschaft gemäß ein Bad bereitet, damit er sich den Schmutz der Reise abwaschen kann. Die Steine für das Wasser werden bereits im Feuer erhitzt. Willst du ihm beim Baden behilflich sein, Sláine? Dann kannst du schon einmal sehen, was dich erwartet“, gluckste sie und schob sich ihre langen braunen Haare über die Schultern zurück. Mit großen leuchtenden Augen schaute sie ihre Schwester gespannt an.

Empört lehnte sich die Gefragte zurück. „Ganz gewiss nicht! Ich will dem Kerl nicht zu Diensten sein.“

„Dann mache ich das halt!“, flötete Rhian voller Vorfreude, grinste breit und eilte davon.

Murchad runzelte die Stirn und schüttelte den Kopf. „Du willst wissen, warum Vater dich mit dem Nordmann verheiraten will? Schau dir doch deine unverheirateten Schwestern an! Es sind unreife Lämmchen, die sich in sein hübsches Gesicht verlieben würden, und es als ihr höchstes Glück erachten würden, wenn er ihnen nette Dinge sagt und sie im Bett besteigt. Doch du“, seine grünen Augen bekamen ein fast tückisches Leuchten, „du wirst dein Herz niemals vollends für ihn öffnen, sondern stets den Dál Cais tief verbunden sein. Wir wollen, dass du ihn beobachtest und uns Nachrichten zukommen lässt!“

„Ich will seinen Tod und nicht … ihn beobachten!“, hielt Sláine ihm entgegen und verschränkte die Arme vor der Brust.

„Vater will, dass er lebt, damit er ihn für seine Zwecke benutzen kann – als Vasall, der ihm seine Mittel zur Verfügung stellt. Wenn du dennoch auf deine Rache nicht verzichten kannst, dann tue dies auf eine andere Weise.“

„Ach, und auf welche?“

„Nun, Frauen haben eine Befähigung zum Taktieren mit Gefühlen, und ihr habt eine übernatürliche, manchmal sogar seherische Gabe. Dir wird schon etwas einfallen.“ Er räusperte sich, strich sich seine Haare mit gespreizten Fingern nach hinten. „Du wirst Vater gehorchen, so wie all seine Kinder dies tun! Ich liebe mein Weib ja auch nicht.“

„Das ist mir bekannt! Zumindest achtest du sie und hast, um dich zu trösten, zwei Nebenfrauen“, entgegnete Sláine. „So, und nun sage mir, wie es zur Schlacht gekommen ist. Ich muss gestehen, ich habe mich damals nicht so sehr dafür interessiert.“ Ihre Gedanken glitten kurz zum ansehnlichen Nordmann. Neugierig wäre sie ja schon auf ihn gewesen. Sogleich schalt sie sich.

„Zuvor möchte ich dich noch daran erinnern, dass wir Vater und seinem Bruder Mathgamain gar nicht genug dafür danken können, dass sie so kompromisslos für unseren Aufstieg gekämpft haben. So war Vater vor drei Jahren in der Lage, mit Máel Sechnaill, dem ard-ri und König von Meath, das Bleanphuttoge-Abkommen zu schließen. Máel entstammt der mächtigen Uí Néill-Dynastie, die von jeher die Hochkönige gestellt haben. Vater bekam Leth Moga – das südliche Irland –, und Máel Sechnaill erhielt Leth Cuinn – das nördliche Irland. Daraufhin marschierte Máel in Connacht ein, um seine Ansprüche zu demonstrieren, und Vater zog in Leinster ein. Dort unterwarf er den König von Leinster, Donnchadh mac Domnall Clóen von den Uí Dunchada. – So, meine Schwester, und nun erzähle ich dir, wie es zur Schlacht gekommen ist: Sigtrygg Seidenbart wollte die Stärke unseres Vaters und auch die von Máel Sechnaill ausloten und ist mehrere Male in Leinster eingefallen. Zudem ist er auch im Norden ins Gebiet der Ulaid vorgedrungen und hat ein Kloster geplündert. Bald darauf hat er den König von Leinster, Donnchadh mac Domnall Clóen, einfach abgesetzt und als Gefangenen nach Dublin geführt. Neuer König wurde Máel Mórda, der Bruder seiner Mutter. Ich bin mir sicher, dass Gormlaith ihre Finger im Spiel hatte. – Wie du weißt, ist Máel Sechnaill trotz des Abkommens Vaters schärfster Konkurrent, aber dennoch erkannten beide die Gefahr, die von Sigtrygg ausging. Vater kam zugute, dass Máel Sechnaill und die Herrscher von Dublin schon immer erbitterte Feinde waren. – Also marschierten sie gemeinsam gegen Sigtrygg und besiegten ihn bei Glenn Máma. Es war auf beiden Seiten ein ziemliches Gemetzel. Ich wütete ebenfalls, verbrannte einen Teil ihres heiligen Waldes von Tomair, wo sich ihre heidnischen Opferplätze befinden. Gern hätte ich Sigtrygg in meine Finger bekommen, doch er und viele seiner Krieger konnten mit ihren Drachenbooten flüchten …“ Murchad lächelte amüsiert. „Máel Mórda allerdings fand ich im Wald. Er hatte sich feige im hohlen Stamm einer Eibe versteckt. Unter dem Hohngelächter meiner Männer nahm ich ihn gefangen. Sobald er ausreichend Geiseln gestellt hat, wird Vater ihn wieder freilassen, aber er wird als König wieder abgesetzt, und Donnchadh mac Domnall Clóen erhält diesen Titel zurück.“ Dann wurde er ernst, und sein fordernder Blick richtete sich auf seine Schwester. „Dadurch, dass Vater und Máel Sechnaill Irland in zwei Hälften aufgeteilt haben, sind nun alle bedeutenden Wikingerorte, also jene von Limerick, Waterford, Wexford, Cork und bald auch Dublin, Vasallen unseres Vaters. Máel Sechnaill ist ironischerweise wegen seiner Tapferkeit und Kampfkraft – da es ihm und den Uí Néill gelungen ist, die Wikinger möglichst aus dem Norden Irlands fernzuhalten – ins Hintertreffen geraten. Außerdem mussten sie bei den siegreichen Kämpfen einen enorm hohen Blutzoll zahlen. Der Süden Irlands konnte sich der Wikinger eine Zeit lang kaum erwehren, und deshalb gründeten die Nordmänner hier Städte. Oft haben wir diese wieder in Schutt und Asche gelegt, doch die Feinde haben sie jedes Mal wieder aufgebaut, sogar noch größer und wehrhafter als zuvor.“

„Doch leicht haben wir Iren es den Wikingern nie gemacht, stimmt’s?“, warf Sláine ein.

„Das ist wahr. Mit uns Iren hatten sie von jeher mehr Schwierigkeiten als mit den Angelsachsen, denn wir haben Königsanwärter wie Sand am Meer, da jeder Mann in der derbfine Anspruch hat, König einer túath werden zu können. Allerdings kann sich nur der jeweils Stärkste durchsetzen. Und wir haben nicht wenige große Königreiche wie in England, sondern zahlreiche – kleine und größere. Zwar sind diese übergeordneten Königen unterstellt, aber dennoch sind sie in gewisser Weise selbstständig, können sich von ihren Königen lossagen und sich anderen zuwenden. Als die Nordmänner zu siedeln begannen, wurden sie für uns angreifbar, und oft bekämpften sich dub-gaill und finn-gaill gegenseitig. Ihre Städte mussten sich auch den Begehrlichkeiten anderer Wikinger erwehren und wechselten so manches Mal den Besitzer. Seit zweihundert Jahren tyrannisieren sie uns – abgesehen von einigen Zeiten des Friedens. Das muss endlich ein Ende haben!“ Missmutig verzog er den Mund. „Zwar haben sie zum Teil Irinnen geheiratet, aber dennoch gehören sie nicht zu uns, opfern weiterhin ihren Göttern, erzählen sich ihre Heldengeschichten und singen ihre eigenen Lieder.“ Sein Blick wurde entschlossen. „Wikingerstädte – dies bedeutet für Vater in seiner jetzigen Situation Silber, Gold, Pferde, Wein, Truppenkontingente und Schiffe. Sie bieten ihm einen großen Vorteil gegenüber der Uí Néill. Du weißt, Vater strebt danach, Hochkönig zu werden. Und wir, seine Kinder, werden alles Nötige dafür tun, um ihm dies zu ermöglichen und den Ruhm der Dál Cais zu mehren. Jeder wird seinen Anteil dazu beitragen. Ich mit meiner Ehe, meiner Kraft und meinem Schwert. Und du …“, er sah sie eindringlich an, „wirst Sigtrygg heiraten und ihn im Auge behalten! Durch den Handel hat er weitreichende Verbindungen bis nach York – da dort sein Vater geherrscht hat, bevor er von Erik Blutaxt vertrieben wurde –, nach Norwegen, Dänemark und darüber hinaus. Seine Schwester Gyda ist sogar mit Olaf Tryggvason, dem König von Norwegen, verheiratet. Sigtrygg kann uns durchaus gefährlich werden.“

„Ich habe diesem Kerl Rache geschworen!“, protestierte Sláine abermals.

„Diese steht dir nicht zu. Und selbst wenn dem so wäre, stünde deine persönliche Rache nicht über den Interessen unseres Volkes! Wenn du es gar nicht unterlassen kannst, dann räche dich halt – wie gesagt – auf weibliche Art. Du könntest auch später eure Kinder gegen ihn aufhetzen. Doch vergiss niemals, Vater treu zu bleiben und stets in seinem Sinne zu handeln. Du wirst alles tun, was nötig ist!“ Murchads Stimme klang unerbittlich.

Sláine hatte das Gefühl, in ein schwarzes Moorloch gefallen zu sein und mit jedem Strampeln tiefer darin zu versinken. „Ich gehe jetzt zu Vater!“

Ihr Bruder seufzte. „Er ist in der Halle. Die Nordmänner sind nicht mehr dort, befinden sich nun in einem gut bewachten Gästehaus. Geh!“

Dann erschallte im Haus eine aufgeregte Stimme. Echaid, Brians Weib, stieß einen erbosten Laut aus, und ein Tongefäß ging zu Bruch.

„Nein, das glaube ich nicht!“, rief sie erzürnt aus. „Murchad! Murchad, komm her, sage mir, dass das nicht wahr ist!“

Brians ältester Sohn schloss für einen Augenblick die Augen und presste unwillig die Lippen zusammen.

„Wie es scheint, hat Echaid soeben erfahren, dass sie eine treue Gehilfin für den Haushalt bekommt“, neckte Sláine. „Nun, mein tapferer Bruder, da hast du noch eine Front, an der du nun kämpfen musst.“

Murchad schenkte ihr ein schales Lächeln, erhob sich und trat hinter dem Vorhang vor.

„Das ist ein übler Scherz, nicht wahr?“, fuhr seine nur wenige Jahre ältere Stiefmutter ihn augenblicklich an.

„Was meinst du?“, fragte er scheinheilig.

„Die Mutter des Wikingers!“, schnappte sie. „Mir wurde soeben zugetragen, dass Brian sie heiraten will. Sag, dass das nicht wahr ist!“

„Doch, es stimmt.“

Sláine kam von der Neugier getrieben ebenfalls hervor.

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