Details

Manuel und der Waschbär


Manuel und der Waschbär


1. Auflage

von: Martin Meißner

5,99 €

Verlag: Edition Digital
Format: EPUB
Veröffentl.: 01.12.2011
ISBN/EAN: 9783863941918
Sprache: deutsch
Anzahl Seiten: 83

Dieses eBook enthält ein Wasserzeichen.

Beschreibungen

Ja, das ist auch eine Tiergeschichte, auch wenn anfangs gar nicht klar ist, um welches Tier es sich handelt:
Ein Diebstahl war entdeckt.
Als Manuel die Treppe des Kinderheims hinaufging, drang Lärm aus der Küche. Die Tür stand offen. So breiteten sich die lauten Worte über das ganze Treppenhaus bis hinauf zum Obergeschoss aus. Der Junge blieb stehen.
Frau Bohndiek hielt einen Korb in der Hand und trug ihn von einer Frau zur anderen. Fast das ganze Personal hatte sich versammelt. „Zählt sie nach“, flehte sie. „Zwölf müssen es sein. Und wie viel sind es?“
Die anderen wussten es längst. Nur zehn Eier lagen in dem Korb. Aber die Erzieherin gab nicht eher Ruhe, bis jede gezählt hatte und bestätigte: Zehn Eier waren es und nicht zwölf.
„Es stiehlt einer die Hühnereier aus den Nestern“, schloss Frau Bohndiek. Dann setzte sie sich wie ein Wächter vor den Korb.

Es gibt viele Vermutungen, wer der geheimnisvolle Eierdieb ist. Am Ende findet es Manuel heraus. Das ist die Tiergeschichte.
Aber dieses Kinderbuch ist viel mehr als das, es ist vor allem eine Menschengeschichte, die davon erzählt, warum Manuel eigentlich in einem Kinderheim lebt, auch dort mehr und mehr zum Einzelgänger wird, und was das alles mit den bunten Tüchern für seine Mutter zu tun hat:
„Ich komme auch bald nach Hause“, sagte Kai zu Manuel. Die Kinder gingen nachdenklich auf dem Hof und im Garten umher.
Manuel antwortete nicht.
„Und du?“ fragte Kai. „Willst du nicht nach Hause, Manuel?“
„Ich weiß nicht, ob ich es will."
„Weil du geklaut hast?“, fragte Kai.
Manuel zuckte mit den Schultern.
„Warum hast du eigentlich immer bunte Tücher genommen? Hat das keiner gemerkt?“
„Die passen dort im Warenhaus nicht gut auf“, antwortete Manuel. „Ich habe die Tücher immer gleich vorn in mein Hemd geschoben.“
„Da hattest du ganz schönen Mut“, sagte Kai. „Ich könnte das nicht.“
Vielleicht hättest du es auch getan, dachte Manuel. Du hast meine Mutter nicht gesehen, wie sie sich das Tuch vor dem Spiegel umgebunden hat. Sie band einen Knoten, eine Schleife. Es dauerte lange, bis sie mit dem Sitz zufrieden war.
Wie beim Tanzen ging sie ein paar Schritte hin und her. Näher an den Spiegel heran und wieder weg.
„Sehe ich schön aus, Manuel?“, fragte sie.
Sie war so fröhlich, dass sie vergaß, den Ofen anzuheizen. Aber das fand Manuel nicht so schlimm. Auch nicht, dass sie noch einmal fortging. Was nützte denn das schöne Tuch, wenn sie es nur in der Wohnung trug?

Martin Meißner:
Geboren 1943 in Lockstedt bei Klötze – Altmark. Nach dem Abitur und dem Studium in Leipzig Fachlehrer in Diesdorf/Altmark, Burg bei Magdeburg und Klötze. Für Meißners literarische Arbeiten ist besonders seine langjährige Erfahrung als Lehrer an einer Sonderschule von Bedeutung. Bis zu seinem Ruhestand unterrichtete Meißner an der Förderschule für Lernbehinderte Klötze. Außerdem arbeitete er als Bohrarbeiter, Binnenschiffer, Landarbeiter, war freischaffender Schriftsteller, stellvertretender Bürgermeister der Stadt Klötze und Sozialamtsleiter. Er ist verheiratet und hat vier Kinder.
Bibliografie
Die Pferdediebe von Seberitz, Kinderbuch, 1972, Berlin, Kinderbuchverlag
Die Schlacht auf dem Kapaunsee, Kinderbuch, 1974, Berlin, Kinderbuchverlag
Allein über den Fluss, Kinderbuch, 1982, Berlin, Kinderbuchverlag
Manuel und der Waschbär, Kinderbuch, 1983, Berlin, Kinderbuchverlag (und 1995, Magdeburg, Verlag Blaue Äpfel)
Flammenvogel, Kinderbuch, 1984, Berlin, Kinderbuchverlag
Die Flöte mit dem Wunderton, Kinderbuch, 1987, Berlin, Kinderbuchverlag
Quasselzwerg Luise, Kinderbuch, 1995, Magdeburg, Verlag Blaue Äpfel
Was Nonnemann in der Hose hat, Satiren, 2001, Oschersleben, dr.ziethen verlag
Lena oder Einen Bullen beißt man nicht, Jugendbuch, 2002, Halle projekte verlag
Eine Cola für ein Kaiserreich, Kinderbuch, 2003, Halle projekte verlag
Die Entdeckung des Nichts, Erzählungen, 2008, Halle, projekte verlag
Blutholz, Kriminalroman, 2011, Kremkau, Block-Verlag
Angebote für Lesungen:
Kindergarten, 1. und 2. Klasse: Quasselzwerg Luise, Entstehung eines Buches
3. - 4. Klasse ( auch 4.- 6.Klasse Sonderschule): Manuel und der Waschbär
7. - 9. Klasse: Lena oder Einen Bullen beißt man nicht
Erwachsene (auch 11. - 12. Klasse): Was Nonnemann in der Hose hat, Die Entdeckung des Nichts, Blutholz (Kriminalroman)
Wieder waren Eier aus den Nestern gestohlen.
Frau Bohndiek kniete auf dem Fußboden vor der Hühnerstalltür. "Es muss ein Tier sein", sage sie. "Hier sind Spuren von einem Tier."
Kai und Ricardo rannten hin. Manuel sah aus dem Fenster zu.
"Hier auch!", rief Kai. "Und hier! Und hier! Und hier!"
Auf einem Maulwurfshügel war eine Tatze ganz deutlich abgedrückt. Sogar die Krallen und die glatten Vertiefungen der Ballen.
"Welches Tier macht so eine Spur?", fragte die Frau die beiden Jungen.
Ricardo zuckte die Schultern.
Kai ließ sich wie Frau Bohndiek auf die Knie nieder und verfolgte die Spur. Dabei senkte er den Kopf bis dicht an den Boden. So sah er aus wie ein Polizeihund, der den Fluchtweg eines Verbrechers verfolgt.
"Es war ein Luchs, Frau Bohndiek", sagte er mit sicherer Stimme. Neulich hatten sie von Frau Rehfeld eine spannende Jagdgeschichte gehört. Da kam ein Luchs drin vor. Ein tapferes und sehr kluges Tier.
Frau Rehfeld hatte die Abbildung hochgezeigt. Ein lauerndes Tier auf einem Ast. Das hatte Kai sehr gefallen. Seitdem wünschte er sich, einem Luchs zu begegnen.
"Gibt es denn bei uns Luchse?", fragte Frau Bohndiek unsicher.
"Luchse gibt es überall", erklärte Kai.
"Und kriegen sie die Klappe vom Hühnerstall auf?"
Kai hatte sich erhoben und untersuchte die Tür.
"Diese Klappe kriegen sie immer auf. Luchse kommen noch ganz woanders rein."
"Das geht aber nicht", sagte Frau Bohndiek.
Sie nahm den Eierkorb und ging ins Haus. Sie hielt ihn ganz fest, als könnte das diebische Tier noch in der Nähe sein.
"Wir haben beim Kinderheim einen Luchs", sagte Kai zu Manuel. "Er stiehlt Eier. Er macht sich allein die Hühnerklappe auf."
Manuel ärgerte sich über Kai. Er wusste gar nicht, warum. Aber es hatte ihn schon gestört, als dieser wie ein Fährtenhund auf dem Boden entlangkroch.

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