Über das Buch:
Ihre ganze Liebe gilt Ihren Kindern. Aber sind Sie sich sicher, dass Ihre Kinder das auch spüren? Denn – was versteht Ihr Kind überhaupt unter Liebe? Lernen Sie mit diesem Bestseller die Muttersprache der Liebe, die Ihr Kind spricht, und es wird die Geborgenheit erfahren, die es zu einem liebesfähigen Menschen heranwachsen lässt. Lernen Sie, es wirklich zu verstehen – weil ein gesundes Familienklima so wichtig ist!

Über die Autoren:
Gary Chapman
lebt mit seiner Frau Karolyn in North Carolina, arbeitet als Seelsorger seiner Gemeinde, hält Ehe-Seminare und ist Autor zahlreicher Bücher. Mit seinem Buch „Die fünf Sprachen der Liebe“ hat er einen neuen Schlüssel zur Kommunikation gefunden und ein Millionenpublikum erreicht.

Ross Campbell war Professor für Kinderheilkunde und -psychiatrie an der Universität von Tennessee/USA. Er leitete eine psychiatrische Praxis und ein Beratungszentrum für Erziehungsfragen. Er ist verwitwet und hat vier erwachsene Kinder.

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7. Welche Muttersprache der Liebe spricht Ihr Kind?

Wir haben Ihnen nun die fünf Sprachen der Liebe vorgestellt und Sie haben von den Kindern selbst erfahren, wie diese Liebessprachen zu ihnen reden. Aber Sie fragen sich vielleicht noch immer, welche Muttersprache der Liebe Ihr eigenes Kind spricht. Ich weiß natürlich nicht, ob wir Ihnen tatsächlich auf die Sprünge helfen können. Es wird vielleicht einige Zeit dauern, bis Sie sicher sein können, aber es gibt meist viele Hinweise, auf die wir achten müssen. In diesem Kapitel werden wir mit detektivischem Spürsinn herauszubekommen versuchen, welche Liebessprache Ihr Kind spricht.

Es braucht Zeit

Es reicht aber nicht, die Liebessprache unseres Kindes herauszubekommen. Wir müssen sie auch erlernen, wenn es nicht gerade unsere eigene ist. Wie lernen wir diese Sprache?

Es wird Zeit brauchen.

Bei einem Kleinkind muss man noch alle fünf Sprachen der Liebe im gleichen Umfang sprechen. Nur so wird es sich seelisch gesund entwickeln.

Aber bereits so früh gibt es manchmal Hinweise auf eine bevorzugte Liebessprache – wenn Sie sie alle sprechen und anbieten. So kann man z. B. beobachten, dass ein Kind kaum sichtbare Reaktionen auf die Stimme der Mutter zeigt, während ein anderes bei ihrem Klang sofort ruhig wird. Der eine Säugling lässt sich durch die bloße Anwesenheit einer Person beruhigen, ein anderer aber nimmt kaum Notiz davon.

Wenn das Kind größer wird, werden Sie schon klarer erkennen können, welche Liebessprache deutlicher als andere Ihre Liebe zum Ausdruck bringt. Sie merken aber auch, dass der negative Gebrauch einer Sprache offensichtlich stärker verletzt.

Die Liebessprache eines Kindes entdeckt man meistens nicht von heute auf morgen. Es ist ein Prozess, durch den wir zu vertieften Erkenntnissen gelangen. Kleine Kinder lernen erst, Liebe zu geben und zu empfangen. Sie experimentieren mit verschiedenen Sprachen. Sie versuchen herauszubekommen, welche Verhaltensweisen und Reaktionen für sie selber am befriedigendsten sind. Eine bestimmte Vorliebe in einem frühen Lebensalter muss noch nicht von Dauer sein. Eine persönliche Liebessprache lässt sich daraus noch nicht ableiten. Vielleicht sieht in ein paar Monaten alles wieder ganz anders aus.

Auf der Suche nach der Liebessprache

Wenn Sie sich auf die Suche nach der persönlichen Liebessprache Ihres Kindes machen, sollten Sie nicht unbedingt mit Ihren Kindern darüber sprechen – vor allem nicht, wenn sie bereits Teenager sind. Kinder sind von Natur aus egoistisch. Wenn sie erst einmal herausbekommen haben, dass die Liebessprachen Ihr Verhalten beeinflussen, könnte es nämlich geschehen, dass sie sich das zunutze machen. Und plötzlich werden Sie manipuliert, um die Wünsche Ihres Kindes zu erfüllen.

So wünscht sich z. B. ein Kind sehnlichst ein Paar neue Fußballschuhe und benutzt die Liebessprache dazu, Sie zum Kauf zu bewegen. Ihr Sohn braucht nur zu behaupten, Geschenke seien seine Sprache der Liebe. Und wenn Sie ihn wirklich lieben würden, bliebe Ihnen nichts anderes übrig, als ihm die Schuhe zu kaufen. Als gewissenhafte Mutter, die bei der Suche nach der Liebessprache ihres Kindes keinen Fehler machen möchte, kaufen Sie die Schuhe, bevor Sie merken, dass Sie hereingelegt worden sind. Denken Sie immer daran:

Gute Erziehung bedeutet nicht, dem Kind jeden Wunsch zu erfüllen.

Sie können sich an folgende Punkte halten, wenn Sie die Liebessprache Ihres Kindes herausbekommen wollen:

Wichtig:

1. Achten Sie darauf, wie Ihr Kind Ihnen gegenüber seine Liebe zum Ausdruck bringt

Beobachten Sie Ihr Kind. Vielleicht spricht es schon seine eigene Liebessprache. Das betrifft vor allem die nicht mehr ganz kleinen Kinder, die noch unbewusst ihre Liebe durch diejenige Sprache ausdrücken, mit der auch sie angesprochen werden möchten. Wenn Ihr Siebenjähriger Sie oft lobt, können Sie davon ausgehen, dass seine Liebessprache Lob und Anerkennung ist. Bekommen Sie folgende anerkennende Bemerkungen von Ihrem Kind zu hören? „Hat gut geschmeckt, Mutti.“ – „Danke, Papa, dass du mir so toll bei den Hausaufgaben geholfen hast.“ – „Ich habe dich lieb, Mama.“ – „Ich wünsche dir einen schönen Tag, Vati.“ Diese Methode funktioniert bei den Teenagern nicht mehr so gut, vor allem, wenn sie geschickt im Manipulieren sind. Sie haben durch langjährige Erfahrung wahrscheinlich längst herausgefunden, dass sie durch ein paar nette Worte auch dann ihren Willen bekommen, wenn Sie als Vater oder Mutter noch recht unschlüssig sind. Deshalb ist diese erste Methode zur Überprüfung am geeignetsten für Kinder zwischen fünf und zehn.

2. Achten Sie darauf, wie Ihr Kind anderen gegenüber seine Liebe zum Ausdruck bringt

Wenn Ihr Erstklässler ständig den Wunsch äußert, seiner Lehrerin etwas mitbringen zu dürfen, könnte das ein Hinweis dafür sein, dass Schenken seine Liebessprache ist. Doch informativ ist diese Beobachtung nur dann, wenn Sie nicht vorher schon öfter das Kind animiert haben, etwas mitzunehmen. In diesem Fall lässt sich der Sohn oder die Tochter nur auf Ihre Anregung ein. Es muss also noch lange kein Ausdruck von Zuneigung sein – und erst recht kein Hinweis auf eine Liebessprache.

3. Achten Sie darauf, worum Ihr Kind am häufigsten bittet

Wenn Ihr Kind Sie oft bittet, mit ihm zu spielen, einen Spaziergang zu machen oder ihm vorzulesen, dann wünscht es sich Zuwendung und Nähe. Es möchte Zeit mit Ihnen verbringen und wünscht sich nichts sehnlicher als Ihre ungeteilte Aufmerksamkeit. Das wünschen sich natürlich grundsätzlich alle Kinder. Aber von einem Kind, das vor allem auf diese Weise Liebe empfängt, wird die Bitte um Zuwendung auffällig häufig gestellt.

Sollte Ihr Kind ständig seine Leistungen von Ihnen beurteilen lassen, dann könnte Lob und Anerkennung seine Liebessprache sein. Ihr Kind möchte gelobt werden, wenn es fragt: „Wie findest du mein Bild?“ – „Bin ich nicht schnell mit den Schularbeiten fertig geworden?“ – „Der Pulli sieht doch cool aus, oder?“ – „War mein Aufschlag heute nicht wieder spitze?“ Auch hier gilt wieder: Jedes Kind will gelobt werden und fragt entsprechend nach. Doch wenn ein Kind auffällig oft ein Lob haben will, ist dies ein ziemlich sicheres Zeichen dafür, dass Lob und Anerkennung seine persönliche Liebessprache ist.

4. Achten Sie darauf, worüber sich Ihr Kind am häufigsten beklagt

Diese Methode ist zwar nur eine Abwandlung der vorigen, aber sie ist deswegen nicht weniger aussagekräftig. Statt der Bitte äußert das Kind eine Klage und drückt auch damit einen Mangel aus. Wenn es sich beschwert: „Du hast nie Zeit für mich. Immer musst du dich ums Baby kümmern und wir gehen nie mehr in den Park“, dann ist das nicht nur der Frust über das neue Geschwisterchen. Das Kind will damit auch sagen: „Seit das Baby da ist, fühle ich mich nicht mehr so geliebt von dir.“ Mit seiner Beschwerde fordert es also Zuwendung und Aufmerksamkeit ein.

Eine gelegentliche Klage ist noch kein Indiz für diese Liebessprache. Die beiläufige Bemerkung „Papa, du arbeitest zu viel“ ist möglicherweise nur das Echo eines von der Mutter aufgeschnappten Satzes. Oder die Klage „Ich möchte auch mal so weit wegfahren wie die Peters“ ist lediglich der Wunsch, den Nachbarn gegenüber nicht immer das Nachsehen zu haben.

Jedes Kind beklagt sich dann und wann. Es geht dabei meist um spontane Wünsche und Bedürfnisse, die noch auf keine Liebessprache hindeuten. Doch wenn man durch die Regelmäßigkeit eine gewisse Tendenz erkennt, sollte man schon aufmerksam werden. Es könnte ein Hinweis sein. Die Häufigkeit ist hier der Schlüssel.

5. Bieten Sie Ihrem Kind Alternativen an

Lassen Sie Ihrem Kind die Wahl, auf welche Weise Sie ihm Ihre Liebe zeigen sollen. So könnte der Vater zu seinem zehnjährigen Sohn sagen: „Eric, ich habe Donnerstagnachmittag frei. Wir könnten dann zusammen angeln gehen, oder wir gehen zusammen ins Sportgeschäft und ich kaufe dir ein Paar neue Fußballschuhe. Was wäre dir lieber?“ Der Junge kann sich nun entscheiden zwischen zwei Liebessprachen: Er kann Zeit mit dem Vater verbringen oder etwas geschenkt bekommen. Die Mutter könnte zu ihrer Tochter sagen: „Ich habe heute Abend etwas Zeit. Sollen wir einen Spaziergang machen oder soll ich dir den neuen Rock kürzer machen?“ Hier geht es um die Wahl zwischen Zuwendung und einem Liebesdienst.

Während Sie das mehrere Wochen so machen, sollten Sie sich die Entscheidungen Ihres Kindes merken und vielleicht sogar aufschreiben. Wenn sich ein eindeutiger Trend abzeichnet und immer wieder eine der fünf Liebessprachen gewählt wird, dann haben Sie wahrscheinlich diejenige entdeckt, die dem Kind am stärksten Ihre Liebe vermittelt. Es wird vorkommen, dass sich das Kind für keine der beiden angebotenen Möglichkeiten entscheidet und eine dritte Möglichkeit vorschlägt. Merken Sie sich auch diese Wahl, denn auch sie gibt möglicherweise Hinweise.

Wenn sich Ihr Kind wundert, warum Sie ihm plötzlich auffällig oft solche Vorschläge machen, dann könnten Sie antworten: „Ich habe darüber nachgedacht, wie ich mehr Zeit für die Familie investieren könnte. Und wenn ich mir schon die Zeit nehme, dann ist es doch gut, wenn ich weiß, was du dir wünschst.“ Auch wenn Sie die Sprachen der Liebe nicht erwähnt haben, so entspricht Ihre Aussage dennoch der Wahrheit. Sie wollen durchaus auch, dass Ihr Kind lernt, Entscheidungen zu treffen.

Vorschläge, die auf die Liebessprache hinweisen

Die Vorschläge, die Sie machen, sollten vom Alter und von den Interessen des Kindes abhängen. Es folgen ein paar Beispiele, die lediglich Ihre Fantasie anregen sollen.

„Soll ich für dich noch schnell ein paar Pfannkuchen backen oder sollen wir zusammen zum Spielplatz gehen?“ (Hilfsbereitschaft – Zweisamkeit)

„Wollen wir einen kleinen Ringkampf machen oder soll ich dir lieber etwas vorlesen?“ (Körperkontakt – Zweisamkeit)

„Wenn ich jetzt einige Tage verreist bin, soll ich dir ein Geschenk mitbringen oder dir jeden Abend am Telefon ins Ohr flüstern, was ich an dir toll finde?“ (Geschenke – Lob und Anerkennung)

„Wollen wir ein Spiel spielen? Es heißt: Das finde ich toll an dir. Jeder muss sagen, was er am anderen toll findet. Und wem mehr einfällt, der hat gewonnen. Oder soll ich dir lieber deine kaputte Feuerwehr reparieren?“ (Lob und Anerkennung – Hilfsbereitschaft)

Bei dem Spiel „Das finde ich toll an dir“ haben beide wechselseitig die Gelegenheit, dem anderen ein Kompliment zu machen. Da fallen einem sicher eine Menge Sachen ein: „Ich mag dich, weil du so niedlich lachen kannst.“ Das Kind sagt dann vielleicht: „Ich mag dich, weil du mir immer Geschichten vorliest.“ Die Mutter sagt: „Ich mag dich, weil du immer so lieb zu deiner Schwester bist.“ Das ist eine nette Art, das Kind zu loben und ihm Gelegenheit zu geben, seinerseits den Eltern etwas Freundliches zu sagen. Wenn das Kind etwas älter ist, könnte man als weitere Regel die Reihenfolge der Liebessprachen einführen: „... weil du immer so schön aufräumst.“ – „... weil du bei mir bist.“ usw.

Ist Ihr Kind um die zehn, könnten Sie folgende Vorschläge machen:

„Möchtest du zum Geburtstag ein neues Fahrrad oder einen Gutschein für eine kleine Reise mit uns (mir)?“ (Geschenke – Zweisamkeit)

„Soll ich dir deinen abgestürzten Computer wieder in Ordnung bringen oder wollen wir lieber draußen Basketball spielen?“ (Hilfsbereitschaft – Zweisamkeit und Körperkontakt)

„Wenn wir am Wochenende Oma besuchen, soll ich dein Zeugnis einpacken, damit sie sieht, wie gut du letztes Jahr in der Schule warst? Oder sollen wir gar nichts sagen, aber ich kaufe dir dafür eine Belohnung?“ (Lob und Anerkennung – Geschenke)

„Was wäre dir lieber – wenn ich zuschauen komme bei deinem Fußballtraining oder einkaufen gehe und dir ein neues T-Shirt besorge?“ (Zweisamkeit – Geschenke)

Sie und Ihr Teenager haben ein gebrauchtes Mofa gekauft, das Sie erst noch instand setzen müssen, bevor es benutzt werden kann. Ihr Vorschlag lautet: „Wollen wir uns am Samstag zusammen das Mofa vornehmen oder soll ich es allein reparieren, damit du zu deinen Freunden gehen kannst?“ (Zweisamkeit – Hilfsbereitschaft)

„Sollen wir am Samstag ein Sakko für dich kaufen oder sollen wir – weil Papa unterwegs ist – lieber zur Waldhütte fahren und es uns dort gemütlich machen?“ (Geschenke – Zweisamkeit)

„Wir beide sind heute Abend ganz allein. Sollen wir essen gehen oder soll ich dir deine Lieblingspizza zum Abendbrot machen?“ (Zweisamkeit – Hilfsbereitschaft)

„Du wirkst so enttäuscht und frustriert. Ich möchte dir irgendetwas Gutes tun. Soll ich mich zu dir setzen und dich ein bisschen aufmuntern? Oder ist es dir lieber, wenn ich dir einfach nur mal die Schultern massiere?“ (Lob und Anerkennung – Körperkontakt)

Nur wenn Sie regelmäßig solche Alternativen anbieten, können Sie einen Trend ausmachen, der für eine bestimmte Liebessprache spricht. 20-30 solcher Alternativen sollten Sie schon angeboten haben. Erst dann können Sie einigermaßen sicher sein. Einzelne Entscheidungen geben möglicherweise nur eine momentane Stimmung wieder.

Wenn Sie es besonders gut machen wollen, sollten Sie sich etwa zwanzig solcher Alternativen ausdenken und versuchen, die fünf Sprachen der Liebe darin gleichmäßig zu verteilen. Machen Sie ein kleines Forschungsprojekt daraus. Ihr Teenager wird sich wahrscheinlich sogar ziemlich kooperativ zeigen. Und das Ergebnis wird besonders aussagekräftig sein.

Sollte Ihre bisherige Vorgehensweise keine eindeutigen Hinweise geben, können Sie noch ein weiteres Experiment machen. Wenn Sie es aber starten, dann sollten Sie die dazu nötigen fünfzehn Wochen auch durchhalten.

Wählen Sie eine der fünf Liebessprachen aus, auf die Sie sich in den nächsten vierzehn Tagen konzentrieren wollen. Haben Sie sich z. B. für die Zweisamkeit entschieden, sollten Sie versuchen, Ihrem Kind jeden Tag durch ungeteilte Aufmerksamkeit Ihre Liebe zu zeigen – und das mindestens eine halbe Stunde lang. Bringen Sie, wenn es passt, das Frühstück ans Bett und setzen Sie sich dazu. Sie können auch ein Brettspiel machen oder gemeinsam ein Buch lesen und darüber diskutieren. Beobachten Sie dann, wie sich das Kind verhält. Wenn es nach vierzehn Tagen bekundet, nun wieder mehr Zeit für sich haben zu wollen, dann müssen Sie auf jeden Fall weitersuchen. Wenn es allerdings bei jedem neuen Vorschlag freudestrahlend zustimmt und sich positiv über so viel Zeit mit Ihnen äußert, dann haben Sie möglicherweise schon gefunden, was Sie gesucht haben.

Nach diesen vierzehn Tagen sollten Sie eine Pause einlegen. Reduzieren Sie Ihr Engagement auf ein Drittel. Dadurch „normalisiert“ sich Ihre Beziehung wieder. Inzwischen entscheiden Sie sich für eine weitere Liebessprache, auf die Sie sich nun in den folgenden zwei Wochen konzentrieren. Sollten Sie sich für den Körperkontakt entschieden haben, sollten Sie versuchen, mindestens viermal am Tag körperliche Nähe zu Ihrem Kind herzustellen. Bevor es morgens das Haus verlässt, sollten Sie es umarmen und ihm einen Abschiedskuss geben. Und auch bei der Heimkehr am Mittag nehmen Sie es in die Arme. Wenn sich die Tochter an den Esstisch setzt, könnten Sie ihr den Rücken massieren. Später beim Fernsehen setzen Sie sich neben Ihren Sohn aufs Sofa und legen Ihren Arm um seine Schultern. Seien Sie jeden Tag so „anhänglich“ und entwickeln Sie dabei Fantasie. Wichtig aber ist, dass Sie mindestens viermal am Tag Ihrem Kind körperlich nahe kommen.

Beobachten Sie seine Reaktionen. Wenn sich der Sohn oder die Tochter nach vierzehn Tagen immer öfter Ihren Annäherungsversuchen entzieht oder sogar sagt: „Lass mich mal etwas mehr in Ruhe!“, dann wissen Sie, dass Körperkontakt auf keinen Fall seine oder ihre Liebessprache ist. Sollte sich das Kind all das mit Wohlbehagen gefallen lassen und Ihnen entsprechendes Feedback geben, dann sind Sie auf der richtigen Spur.

In der Woche danach sollten Sie sich wieder etwas zurückhalten und die Reaktion darauf beobachten. Nun suchen Sie sich eine weitere Liebessprache aus und verfahren entsprechend. Aufmerksames Beobachten ist jetzt besonders wichtig. Es könnte nämlich sein, dass Ihr Kind nach einer bereits ausprobierten Liebessprache Verlangen zeigt. Auch das ist ein Hinweis. Vielleicht beschwert es sich, weil Sie Ihr Verhalten von voriger Woche verändert haben. Auch das ist vielsagend.

Sollte Ihrem Kind etwas auffallen und sollte es Sie nach Ihrem ungewöhnlichen Verhalten fragen, dann könnten Sie antworten: „Ich möchte dir auf vielerlei Weise zeigen, dass ich dich lieb habe. Du sollst wissen, wie wichtig du mir bist.“

Sprechen Sie nicht mit Ihrem Kind über das Prinzip der fünf Sprachen der Liebe.

Und vergessen Sie im Laufe dieser Wochen nicht, dass Ihr Sohn oder Ihre Tochter durch alle Liebessprachen Zuneigung erfahren muss – durch freundliche Worte, durch ungeteilte Aufmerksamkeit, durch Liebesdienste, durch Geschenke und durch Körperkontakt.

Wenn Sie es gerade mit Teenagern zu tun haben, wissen Sie, dass es kaum eine schwierigere Aufgabe gibt, als bei den jungen Leuten den richtigen Ton zu treffen.

Bei Teenagern ist das Verhältnis zur Liebe und zum Geliebtwerden abhängig von ihren Stimmungen.

Die meisten jungen Menschen durchlaufen eine Phase, die man die „Brummelzeit“ nennen könnte, denn mehr als ein mehr oder weniger unverständliches Brummeln können Sie ihnen kaum entlocken:

Mutter: „Hallo, wie geht’s dir so?“

Tim (kaum zu verstehen): „Schon gut.“

Mutter: „Was habt Ihr heute Vormittag gemacht?“

Tim (kaum zu hören): „Nichts Besonderes.“

Ein Mensch in dieser Phase ist wahrscheinlich für keine der Liebessprachen besonders zugänglich. Vielleicht gelingt Ihnen, wenn Sie besonders flink reagieren, hier und da ein flüchtiger Körperkontakt, wenn Ihr „Delfin“ für einen kurzen Augenblick an die Wasseroberfläche kommt, um nach Luft zu schnappen. In solchen Augenblicken, in denen sie ein bisschen ausgeglichener als sonst wirken, werden Sie ihnen all Ihre Liebe und Zuneigung zeigen wollen – möglichst in ihrer eigenen Liebessprache.

Unsere Teenager machen es uns oft nicht besonders leicht, ihren Liebestank zu füllen.

Sie stellen uns zuweilen sogar auf die Probe, um zu sehen, ob wir sie wirklich lieben. Sie geben sich ohne ersichtlichen Grund mürrischer, als sie es in Wirklichkeit sind. Sie stellen Probleme übertrieben dar oder leisten passiven Widerstand. Das mag unbewusst der Versuch sein, auf diese Weise herauszubekommen, ob wir sie wirklich lieben.

Das ist ein Test für uns Eltern. Wenn wir jetzt ruhig und gelassen bleiben (standhaft, aber freundlich), dann werden wir diesen Test bestehen. Und unsere Teenager werden auch diese Phase eines Tages überwunden haben.

Viele Eltern bestehen diesen Test nicht. Sie reagieren ungehalten, werden wütend und äußern sich negativ. Das aber hilft den jungen Leuten nicht. Sie schaffen es dann nicht, ihr inneres Aufbegehren in die richtigen Bahnen zu lenken. Dabei ist Rebellion so typisch für diese Phase.

Praxisbeispiel:

Als Dan dreizehn war, begann er seine Eltern auf die Probe zu stellen. Jim, sein Vater, war zunächst ziemlich irritiert. Doch dann wurde ihm etwas klar: Er hatte nicht verhindert, dass Dans Liebestank austrocknete. Er wusste inzwischen, dass Dans Liebessprache Zuwendung und Zweisamkeit war. Und so entschloss er sich, ein ganzes Wochenende allein mit seinem Sohn zu verbringen, um seinen Liebestank wieder aufzufüllen. Das war gar nicht so einfach, weil die Tanks bei jungen Menschen besonders groß sind. Nach ihrer Rückkehr war sich der Vater sicher, dass er erreicht hatte, was er sich vorgenommen hatte. Und er war entschlossen, Dans Liebestank niemals wieder so austrocknen zu lassen.

Noch an dem Abend, an dem sie heimkehrten, hatte Jim einen wichtigen Termin. Dan wusste davon. Gerade als Jim das Haus verlassen wollte, rief Dan ihm hinterher: „Einen Moment noch, Vater!“ Es sollte wieder ein Test werden. Dan wagte es doch tatsächlich, nach diesem Wochenende zu fragen: „Liebst du mich eigentlich, Vater?“ Viele Eltern bestehen solch einen Test nicht und verderben damit alles.

Jim erkannte allerdings sofort, was hier gespielt wurde, und er vertröstete seinen Sohn auf später. „Ich muss jetzt erst mal zu meinem Termin. Wir können uns ja zusammensetzen, wenn ich wieder zu Hause bin – sagen wir um halb zehn.“

Jim hätte auch verärgert reagieren und sagen können: „Ich habe ein ganzes Wochenende mit dir verbracht! Was willst du denn noch als Beweis?“ Und damit hätte er möglicherweise den Liebestank seines Sohnes gleich wieder durchlöchert, den er doch gerade mühevoll 48 Stunden lang gefüllt hatte.

Wir Eltern müssen uns immer wieder vor Augen halten, dass das Erlernen der Liebessprachen ein Reifeprozess ist. Und erwachsen wird man nur ganz allmählich. Es ist eine beschwerliche, manchmal sogar mit Leid einhergehende Reise. Uns Eltern bleibt dabei nur, möglichst flexibel zu reagieren; und das können wir am besten, wenn wir alle fünf Sprachen der Liebe beherrschen. Unser Vorbild wird dann die Kinder animieren, ihrerseits alle fünf Sprachen der Liebe zu sprechen und zu verstehen. So können wir zuversichtlich in die Zukunft schauen, weil unsere Kinder mit der Fähigkeit ins Leben treten, Liebe auf mannigfache Weise zu schenken. Und damit werden auch sie wieder zum Vorbild für viele.