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Lebensgefährlich schön

Ein Cornwall-Krimi von
Rebecca Michéle

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INHALT

EINS

ZWEI

DREI

VIER

FÜNF

SECHS

SIEBEN

ACHT

NEUN

ZEHN

ELF

ZWÖLF

DREIZEHN

VIERZEHN

FÜNFZEHN

SECHZEHN

SIEBZEHN

ACHTZEHN

EINS

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Blanville House, Cornwall,
Frühling 2007

Sie sah dem Wagen nach, bis die Rücklichter in der anbrechenden Dämmerung nicht mehr zu erkennen waren, dann legte sie eine Hand auf ihre fieberheiße Stirn, mit der anderen zog sie den Kragen des Bademantels am Hals zusammen. Obwohl sie innerlich glühte, war ihr schrecklich kalt. 39,2 Grad hatte das Fieberthermometer vorhin angezeigt.

»Nimm ein Bad, trink einen heißen Tee mit Zitrone und dann ab ins Bett«, hatte ihr Mann gesagt und sie besorgt angesehen. »Es ist niemandem damit gedient, dass du mich begleitest und die anderen ansteckst. Die Frau meines Chefs erwartet in wenigen Wochen ihr erstes Kind. Da kann sie einen grippalen Infekt nicht gebrauchen.«

Sie seufzte. Ihr Mann hatte recht. Mit einer solch starken Erkältung gehörte sie ins Bett, auch wenn sie sich auf den Abend gefreut hatte. Vor drei Monaten war ihr Mann zum Betriebsleiter ernannt worden, und heute gab sein Vorgesetzter eine Cocktailparty, zu der alle höheren Angestellten samt Gattinnen eingeladen waren. Sie war extra nach Plymouth gefahren, um sich für diesen Anlass ein neues Kleid zu kaufen. Vor drei Tagen war sie auch noch beim besten und teuersten Friseur Truros gewesen und hatte sich einen dezenten Rotstich in ihre braunen, langen Haare färben lassen. Nun hatte diese verflixte Erkältung sie praktisch über Nacht erwischt.

In ihrer geschwollenen und geröteten Nase kribbelte es, und sie musste mehrmals hintereinander kräftig niesen. Ein Hustenanfall bemächtigte sich ihrer, und eine neue Welle des Schüttelfrosts ließ sie erschauern. Langsam, eine Hand an das Geländer geklammert, als wäre sie eine alte Frau und nicht erst vierunddreißig, schleppte sie sich die Treppe in den ersten Stock hinauf, ließ warmes Wasser in die Badewanne laufen und gab einen großzügigen Schuss eines ätherischen Öls hinzu. Als sie in der Wanne lag, entspannte sie sich, und der Schüttelfrost wich. Nach zwanzig Minuten trocknete sie sich ab, schlüpfte in ihren Pyjama und ging noch einmal in die Küche hinunter, um sich eine Tasse Tee aufzubrühen. In ihrem Kopf pochte es schmerzhaft, und sie hatte nur noch den Wunsch zu schlafen. Wenn das Fieber morgen nicht gesunken war, wollte sie den Arzt in Lower Barton aufsuchen und ihn bitten, ihr Medikamente zu verschreiben, damit aus dem Infekt nicht eine richtige Grippe wurde. Als sie wenige Minuten später im Bett lag, bemerkte sie, wie die Müdigkeit von ihr Besitz begriff. Ihre Großmutter hatte immer gesagt: Schlaf ist die beste Medizin. Sie löschte das Licht und rollte sich zusammen.

Sie wusste nicht, wie lange sie geschlafen hatte, als sie durch ein Geräusch geweckt wurde. Zuerst dachte sie, geträumt zu haben, dann aber hörte sie ein Klirren und Schritte im Erdgeschoss. Auf der Leuchtziffernanzeige des Weckers sah sie, dass es kurz nach zehn Uhr war. Ihr Mann konnte nicht so früh zurückgekommen sein, außerdem hätte er Licht gemacht. Der Flur lag aber im Dunkeln. Sie stand auf, schlüpfte in ihre Pantoffeln und den Bademantel, schlich auf den Flur und spähte über das Treppengeländer nach unten. Der Schein einer Taschenlampe geisterte durch das Wohnzimmer; es hörte sich an, als würden Schubladen aufgezogen und durchwühlt. Sie wusste sofort, dass ein Einbrecher im Haus war. Ihr Herz pochte heftig. Was sollte sie jetzt tun? Das Telefon befand sich unten in der Diele, oben gab es keinen zweiten Anschluss, und ihr Handy lag in der Küche. Das Fenster öffnen und schreien war sinnlos, der nächste Nachbar wohnte fünfhundert Yards entfernt. Sie hatten das Haus extra wegen der einsamen und ruhigen Lage gekauft, jetzt wünschte sie sich, inmitten einer belebten Stadt zu sein.

Ich muss mich im Schlafzimmer einschließen und beten, dass er nicht nach oben kommt, dachte sie mit einem Anflug von Panik. Sie hoffte, dass der Einbrecher sich mit dem, was er im Erdgeschoss erbeutete, zufriedengeben und verschwinden würde, ohne sie zu entdecken. In diesem Moment musste sie kräftig niesen. Das Geräusch hallte durch das Haus und dröhnte ihr in den Ohren. Die Taschenlampe erlosch, dann hörte sie in der nun völligen Dunkelheit schwere Schritte auf der Treppe. Durch das Fieber geschwächt, war sie zu langsam, um das Schlafzimmer rechtzeitig zu erreichen und sich einzuschließen. Es vergingen zwei, drei Sekunden, dann schlangen sich kräftige Arme um ihren Oberkörper und drückten sie zu Boden. Sie öffnete den Mund, um zu schreien, bevor aber ein Ton herauskam, erhielt sie einen Schlag auf den Kopf. Dann legte sich etwas um ihren Hals. Sie versuchte, ihre Finger zwischen den Stoff und ihre Haut zu bekommen, um den Druck zu lockern, war aber zu schwach. Die Luft wurde knapp, bunte Kreise tanzten ihr vor den Augen, dann schwanden ihr die Sinne.

ZWEI

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Lower Barton, Cornwall,
Herbst 2018

Ihre Finger krallten sich so fest um das Lenkrad, dass die Knöchel weiß hervortraten.

»Sie machen das sehr gut, Sandra«, raunte die Frau auf dem Beifahrersitz ihr zu. »Entspannen Sie sich, Sie können es.«

Sandra Flemming nickte und starrte konzentriert auf die vor ihr liegende Straße. Sie näherte sich einem Kreisverkehr, blinkte und wechselte auf die rechte Spur. An der Haltelinie stoppte sie, überzeugte sich, dass von rechts kein anderes Auto kam, dann gab sie Gas, und erst kurz vor der Ausfahrt schaltete sie den Blinker auf links. Sie wagte einen flüchtigen Blick in den Rückspiegel. Die Mimik des Mannes im Fond war ausdruckslos, weder zustimmend noch ablehnend. Bisher hatte sie aber keinen Fehler gemacht.

Die Straße wurde enger und war von etwa drei Meter hohen, bewachsenen Trockensteinmauern begrenzt. Als ihr der Bus 101 entgegenkam, verkrampfte sich Sandra für einen Moment und bremste etwas zu hart ab.

»Alles ist gut, Sandra«, sagte Monica Grain ruhig. »Wir haben das ausführlich geübt.«

Die Fahrlehrerin hatte Sandra auf solche Situationen vorbereitet und ihr auch mitgeteilt, dass der Prüfer die Führerscheinanwärter regelmäßig über die schmale Landstraße fahren ließ, die St Austell und das Dorf Luxulyan verband und über das Eden Project führte. Gerade weil die Straße eng und gewunden war und ein reger Busverkehr herrschte. Überhaupt hatte Sandra Monica Grain viel zu verdanken, denn die sympathische Mittvierzigerin hatte viel Verständnis gezeigt und nie die Geduld verloren, als Sandra anfangs immer wieder, insbesondere beim Anfahren am Berg, den Motor abwürgte und sehr langsam durch die Straßen schlich.

»Wir haben Zeit, Sandra«, hatte Monica gesagt. »So einen Führerschein macht man nicht mal nebenbei. Wir üben das gleich noch einmal.«

Gegenüber Monica Grain konnte Sandra ihre Furcht vor dem Autofahren eingestehen. Als Jugendliche hatte sie, ohne im Besitz einer Fahrerlaubnis zu sein, einen schweren Unfall verursacht, bei dem sie und ihre Freunde verletzt worden waren. Seitdem hatte sie sich nie wieder hinter das Steuer eines Autos gesetzt. Im ländlichen Cornwall aber war ein Wagen unabdingbar. Es gab zwar ein gut ausgebautes, öffentliches Nahverkehrsnetz, Sandra benutzte auch gern ihr Fahrrad, aber als Managerin eines Landhotels musste sie flexibel und mobil sein.

Sandra legte den Rückwärtsgang ein und setzte langsam, die Mauern in den Seitenspiegeln im Blick, so lange zurück, bis sie eine Ausweichstelle erreichte. Dort hielt sie an und ließ den doppelstöckigen Bus passieren. Mit einer Handbewegung bedankte sich der Busfahrer.

Viele Straßen Cornwalls waren nur einspurig befahrbar, in regelmäßigen Abständen gab es Ausweichstellen, sodass ein ständiges Vor- und Zurückfahren nötig wurde. Busse sowie Lastwagen stießen niemals zurück, das mussten die PKW-Fahrer leisten. Sandra fuhr wieder an, aber in diesem Moment kam ihr ein Jeep entgegen, der seinerseits zurücksetzte und Sandra passieren ließ. Wieder ein freundliches Handzeichen, und nach wenigen Minuten erreichten sie die ersten Häuser von Luxulyan.

»Fahren Sie bitte auf den Platz neben dem Pub und parken Sie rückwärts ein«, wies der Prüfer Sandra an.

Sie setzte den Blinker, bog nach links auf den Parkplatz des Kings Arms ein und dort rückwärts zwischen zwei stehende Autos.

»Schalten Sie den Motor ab«, sagte der Prüfer, nahm ein Klemmbrett zur Hand, machte sich auf dem Zettel Notizen, sah dann auf und sagte: »Meinen Glückwunsch, Ms Flemming. Die Fahrerlaubnis kann ich Ihnen ausstellen.«

Vor Erleichterung hätte Sandra am liebsten laut gejubelt, sie lächelte aber nur und sagte: »Danke, das freut mich sehr. Soll ich jetzt nach St Austell zurückfahren?«

»Ja«, antwortete Monica Grain, zufrieden darüber, einen weiteren Anwärter problemlos durch die Prüfung gebracht zu haben. »Sie können jetzt ganz entspannt sein, die Prüfung liegt nun hinter Ihnen.«

Während der rund zwanzigminütigen Fahrt war Sandra zwar konzentriert und vorsichtig, aber nicht länger angespannt. Vor der Fahrschule wartete bereits der nächste Führerscheinanwärter: ein junger Mann, sehr blass und nervös an einer Zigarette ziehend. Sandra schmunzelte. In ihrem Kurs war sie die Älteste gewesen. Die anderen machten zwar einen auf cool, meinten, eine Fahrprüfung sei ein Klacks, die Anspannung des jungen Studenten war indes nicht zu übersehen.

Der Prüfer verabschiedete Sandra mit Handschlag, Monica Grain umarmte sie, küsste sie auf die Wange und sagte: »Herzlichen Glückwunsch, Sandra. Der Führerschein wird Ihnen in zwei oder drei Tagen per Einschreiben zugestellt.«

Beschwingt lief Sandra die Straße zur Bushaltestelle hinunter. Heute musste sie noch mit dem Bus nach Lower Barton fahren, demnächst wollte sie sich aber einen kleinen Gebrauchtwagen anschaffen. Ein entsprechendes Modell hatte sie schon bei einem Händler in Bodmin gesehen.

Eine Stunde später verließ sie den Bus an der Haltestelle in der High Street. Just in diesem Moment lugte die Sonne hinter den Wolken hervor, ein Strahl traf Sandra mitten ins Gesicht. Sie lachte laut.

»So fröhlich, Sandra?«

Sie drehte sich um und sah in ein Paar grüne Augen.

»Ich habe auch allen Grund dazu, Christopher«, erwiderte Sandra und platzte heraus: »Ich komme gerade aus St Austell und habe vor einer Stunde meine Fahrprüfung bestanden!«

»Das ist ja wunderbar! Ich wusste nicht, dass Sie sich entschlossen hatten, den Führerschein zu machen.« Als einer der wenigen war der Chief Inspector über Sandras Vergehen, für das sie eine Jugendstrafe erhalten hatte, informiert. »Es ist gut, dass Sie sich dazu überwunden haben.«

»Ach, ich könnte die ganze Welt umarmen!«, rief Sandra und drückte Christopher Bourke an sich. »Im Moment nehme ich eben mit Ihnen vorlieb.«

»Äh … ja …« Er räusperte sich, sein Lächeln war verkrampft, sein Hals und seine Ohren färbten sich rosa.

Sandra wusste, dass ihr spontaner Gefühlsausbruch ihn in Verlegenheit gebracht hatte. DCI Christopher Bourke war ein sympathischer, freundlicher Mensch, als Polizeibeamter kompetent, mit einer ruhigen Vorgehensweise, er überlegte erst, bevor er handelte. Der Chief Inspector hatte nur ein Problem: Er errötete sehr schnell. Man könnte glauben, dass sich das auf seine Arbeit negativ auswirken würde, das Gegenteil war der Fall. So mancher Verdächtige hatte Bourke deshalb nicht ernst genommen, dann aber feststellen müssen, dass unter seinem roten Haarschopf ein glasklarer und scharfer Verstand steckte. In den eineinhalb Jahren, in denen Sandra und der DCI sich nun schon kannten, war zwischen ihnen eine lockere Freundschaft entstanden. Anfangs hatte Bourke Sandra des Mordes verdächtigt und ihr das Leben schwer gemacht. Doch das war längst verziehen, und heute freute sich Sandra aufrichtig, dem Chief Inspector zu begegnen.

»Niemand wusste von meinen Fahrstunden«, erklärte Sandra. »Die Zeit dafür abzuknapsen war jedoch schwierig, Sie wissen ja, in meinem Job …«

»Ich verstehe, Sie wollten vermeiden, dass jemand davon erfährt, sollte es nicht auf Anhieb klappen.« Er zwinkerte ihr zu, sogar ohne rot zu werden. »Ihre Befürchtungen haben sich nicht bewahrheitet, und ich freue mich aufrichtig für Sie.«

»Haben Sie einen neuen Fall?« Sandra wechselte das Thema.

»Nichts Aktuelles.« Er winkte ab. »Die Verbrecher halten sich von Lower Barton fern. Wir haben jedoch von oben die Anweisung erhalten, alte ungeklärte Fälle durchzugehen und zu versuchen, neue Erkenntnisse zu finden.«

»Das hört sich nach trockener Büroarbeit an.«

»So ist es«, bestätigte Bourke. »Ich bin auf dem Weg zu jemandem, der in einem lang zurückliegenden Fall das Opfer war. Allerdings verspreche ich mir von meinem Besuch nicht viel. Vor Jahren wurde alles getan, um den Täter zu finden, aber die damals gesicherten Spuren führten bis heute zu keinem Ergebnis.«

»Wenn ich Ihnen dabei helfen kann …«

»Nichts da, Sandra!«, unterbrach Bourke sie laut. »Sie haben hoffentlich nicht vergessen, was im letzten Jahr geschehen ist, als Sie Ihre Nase in Dinge steckten, die Sie lieber der Polizei überlassen hätten. Ich glaube, mit der Leitung von Higher Barton sind Sie vollständig ausgelastet. Man hört ja so einiges. Wann kommen Ihre illustren Gäste denn an?«

»Heute Nachmittag wird das Team der Jury erwartet, morgen die Mädchen«, erklärte Sandra. »Daher muss ich mich jetzt auch beeilen, Eliza Dexter und ich möchten die Gäste persönlich begrüßen.«

»Leider kann ich Ihnen nicht anbieten, Sie nach Higher Barton zu fahren, da ich dienstlich unterwegs bin.«

»Das ist okay, Christopher«, antwortete Sandra. »Was immer Sie derzeit auch beschäftigt – wenn Sie Fragen haben, wenden Sie sich gern an mich«, fügte sie grinsend hinzu, wohl wissend, dass das nicht geschehen würde. Es machte ihr aber Spaß, den DCI ein wenig zu necken.

»Ich werde es mir merken«, antwortete er, »und sicher nicht darauf zurückkommen.« Den zweiten Teil des Satzes hatte er mit einem verschmitzten Lächeln unterstrichen.

DCI Christopher Bourke freute sich aufrichtig, dass Sandra die Führerscheinprüfung bestanden hatte. Sie war eine aufgeschlossene, spontane, oft etwas impulsive Person, die ihr Herz auf der Zunge trug, gleichzeitig aber genau wusste, was sie wollte, und sich durchsetzen konnte. Das war in einem Unternehmen wie dem Higher Barton Romantic Hotel, das gewinnbringend geführt werden musste, auch vonnöten. Sandra musste sich auf die vielschichtigen Gäste mit ihren unterschiedlichen Charakteren und Wünschen ebenso einstellen wie auf das Personal, das untereinander nicht immer einer Meinung war. Dafür war eine starke Hand erforderlich, trotzdem war Sandra stets freundlich und bemühte sich, gerecht zu sein.

Als Christopher Bourke in die schmale Straße am westlichen Rand Lower Bartons einbog, schob er die Gedanken an Sandra beiseite und konzentrierte sich auf das bevorstehende Gespräch. In der Miners Lane reihte sich ein Haus an das andere: zweistöckig, im Sprachgebrauch two-up two-down genannt, da sich unten und oben je zwei Zimmer befanden. Erbaut im 19. Jahrhundert, waren es die Häuser der Bergarbeiter, die in den Zinn- und Kupferminen auch für das Herrenhaus Higher Barton gearbeitet und den Eigentümern Wohlstand und Ansehen eingebracht hatten. Diese glorreiche Zeit Lower Bartons lag aber lange zurück. Heute waren die Häuser Sozialunterkünfte, hier lebten die weniger Begünstigten von Lower Barton.

Eine davon war Diane Keyham. Bourke drückte auf den Klingelknopf. Es verging einige Zeit, bis er hinter der Tür schlurfende Schritte vernahm.

»Wer ist da?«

»Ich bin Detective Chief Inspector Bourke vom Polizeiposten Lower Barton und möchte mich mit Ihnen unterhalten.«

»Worüber?«

»Das besprechen wir besser nicht durch die Tür, Mrs Keyham.«

»Wenn Sie wegen damals kommen …« Bourke hörte einen Seufzer. »Schieben Sie Ihren Ausweis unter dem Türspalt durch.«

Er tat wie gewünscht und verstand, dass Diane Keyham vorsichtig war. Zwei Riegel wurden zurückgeschoben und der Schlüssel im Schloss gedreht. Die Tür öffnete sich, und Bourke trat in einen düsteren Korridor mit unverputzten Wänden. Hastig schloss die Frau die Tür hinter ihm und schob die Riegel sogleich wieder vor.

»Mrs Diane Keyham?«, vergewisserte sich Bourke.

Sie nickte. Die Arme vor der Brust verschränkt, fragte die nicht mehr junge Frau: »Was gibt es?«

»Können wir hineingehen?«

Sie seufzte ein weiteres Mal, öffnete dann aber die Tür zu ihrer rechten Seite und ging voran ins Wohnzimmer. Bei jedem Schritt stützte sie sich schwer auf einen Stock und zog ein Bein nach. Im Fernseher lief The Chase, eine beliebte Quizsendung, die Christopher Bourke auch gern verfolgte, wenn es seine Zeit erlaubte.

Diane Keyham schaltete den Apparat aus und deutete auf den einzigen Sessel.

»Nehmen Sie Platz, Sir.«

Sie selbst setzte sich auf das Sofa, das mit einem billigen roten Stoff bezogen war. Der Raum strahlte Armut aus, war aber aufgeräumt und einwandfrei sauber.

»Mrs Keyham, in der Tat möchte ich mit Ihnen über damals sprechen …«

Abwehrend hob sie die Hände und rief: »Wozu soll das gut sein? Außer, Sie wären gekommen, um mir mitzuteilen, dass Sie das Schwein endlich gefasst haben.«

»Leider nein, Mrs Keyham«, gab Bourke bedauernd zu. »Aber ich habe mir Ihren Fall noch einmal genau angesehen und werde versuchen, etwas zu finden, das damals vielleicht übersehen worden ist.«

»Und was soll ich jetzt noch dazu beitragen?« Spöttisch zog sie eine Augenbraue hoch. »Ich kann heute nicht mehr sagen als vor elf Jahren. Ich habe weder den Einbrecher erkannt, noch kann ich ihn beschreiben oder sonst einen Hinweis auf ihn geben. Warum rollen Sie die Sache wieder auf? Der Täter ist längst über alle Berge.«

Bourke nickte verständnisvoll, forderte Diane Keyham dennoch auf: »Bitte, erzählen Sie mir genau, woran Sie sich erinnern können. Ich weiß, das ist für Sie belastend, doch vielleicht …«

Eine Hand auf die hölzerne Tischplatte gestützt, stemmte sie sich hoch und fragte: »Tee, Sir?«

»Ich möchte Ihnen keine Umstände machen.«

»Das tun Sie ohnehin, deswegen brauche ich ja einen starken Tee«, antwortete Diane Keyham. »Sie wissen doch: Keep calm und drink tea. Ich habe aber nur die Beutel vom Discounter, einen besseren Tee kann ich mir nicht leisten.«

Bourke sah ihr nach, während sie das Zimmer verließ und in die gegenüberliegende Küche hinkte. Vor elf Jahren war Diane Keyham in ihrem einsam gelegenen Haus überfallen worden. Ihr Ehemann ging damals allein zu einem Geschäftsessen, da Diane eine starke Erkältung hatte und das Bett hüten musste. Der Einbrecher drang über die Terrassentür ein. Als er von Diane überrascht wurde, hatte er sie zuerst mit einer bronzenen Statuette niedergeschlagen, sie dann bis zur Bewusstlosigkeit gewürgt, danach in aller Ruhe sämtliche Wertgegenstände an sich gerafft und war unerkannt entkommen. Diane Keyham erlitt lebensgefährliche Kopfverletzungen und wurde von ihrem Mann erst Stunden später gefunden. Sie überlebte, lag aber fünfzehn Monate im Wachkoma.

Dieses Falls hatte sich Bourke erneut angenommen, obwohl Diane recht hatte: Was sollte sich heute Neues ergeben? Der Täter hatte Handschuhe getragen, es waren lediglich ein paar Baumwollfasern gesichert worden, die zu jedem x-beliebigen T-Shirt gehören konnten, und auch die gefundenen DNA-Spuren hatten zu keinem Ergebnis geführt. Damals hatte es im Umkreis Lower Bartons eine Reihe von Einbrüchen gegeben, die alle nach demselben Muster verübt worden waren: Einsam gelegene Häuser, wohlhabende Bewohner, doch mit Ausnahme von Diane Keyham war nie jemand anwesend gewesen. In ihrem Fall wurde also nicht nur wegen Einbruchs, sondern auch wegen Mordversuchs ermittelt. Die Vermutung, der Täter habe die Objekte ausspioniert und gewartet, bis die Bewohner ihre Häuser verlassen hatten, lag nahe. Bei den Keyhams hatte er den Fehler begangen, nicht zu bemerken, dass Dianes Mann allein fortgefahren war.

Der Tee schmeckte überraschend gut, was Bourke Diane auch sagte.

»Es muss nicht immer teuer sein, um zu schmecken«, antwortete sie. »Ich habe gelernt, mich auch mit einem kleinen Budget gesund zu ernähren. Es bleibt mir nichts anderes übrig.«

»Mrs Keyham, damals sagten Sie aus, Sie hätten Geräusche gehört, als Sie im Bett gewesen waren.«

Sie runzelte die Stirn und erwiderte: »Wenn Sie es partout noch einmal hören wollen: Ich hatte ein heißes Bad genommen, mir einen Kräutertee mit Zitrone gemacht und war gerade eingeschlafen, als ich das Klirren von Glas hörte. Heute weiß ich, dass es sehr dumm von mir war, das Zimmer zu verlassen, um nachzusehen, anstatt mich völlig ruhig zu verhalten. Ich ahnte sofort, dass ein Einbrecher im Haus war. Bevor ich mich aber in meinem Zimmer einschließen konnte, hatte er mich bemerkt und dann …« Sie verstummte und trank einen Schluck Tee.

»Sie haben nichts gesehen oder gehört, das einen Hinweis auf den Täter geben könnte?«, hakte Bourke nach.

»Nein, das sagte ich damals schon, und bis heute hat sich daran nichts geändert. Auf der Treppe waren Schritte zu hören, ich wurde gepackt, und dann weiß ich nichts mehr. Ich kann mich nicht einmal an den Schlag auf den Kopf erinnern, was wohl gut ist, denn der Typ hat mir um ein Haar die Schädeldecke zertrümmert und mich dann noch zusätzlich mit einem Seil gewürgt. Auch daran kann ich mich nicht mehr erinnern. Wenn Sie die Akten genau studiert haben, Inspector, wissen Sie, dass ich lange Zeit im Koma lag. Die Ärzte hatten mich schon aufgegeben, doch ich wachte wieder auf, musste aber alles wie ein Baby neu lernen: Laufen, Sprechen, Lesen, Schreiben, sogar das Essen. Bis heute leide ich unter den Folgen, wie Sie unschwer sehen können. Die Kosten meiner Pflege verschlangen unser ganzes Geld. Wir mussten Blanville House schließlich verkaufen. Mein Mann, anfangs voller Verständnis, konnte eine behinderte Frau schlussendlich nicht mehr ertragen. Er brannte mit meiner Physiotherapeutin durch. Wegen der ständigen Nervenschmerzen, die nur mit starken Medikamenten einigermaßen zu ertragen sind, und der dadurch bedingten motorischen Ausfälle des Bewegungsapparates verlor ich meinen Job als Sekretärin. Bis heute kann ich keiner geregelten Arbeit nachgehen. Der geringe Unterhalt, den mein Ex-Mann mir bezahlen muss, reicht vorn und hinten nicht. Ich kann nur mithilfe des Staates überleben. Manchmal denke ich, es wäre besser gewesen, der Einbrecher hätte damals fester zugeschlagen …«

»Mrs Keyham, das dürfen Sie nicht sagen, nicht einmal denken!«, rief Bourke. »Immer wieder werden noch nach Jahren Verbrechen aufgeklärt und die Täter überführt. Immerhin wurde die gestohlene Statuette sieben Monate später in Wales entdeckt.«

»Das weiß ich alles, auch, dass die Sache im Sand verlief«, erwiderte Diane Keyham bitter. »Der Verkäufer behauptete, die Figur bei einem Car boot sale in Cardiff erworben zu haben, und niemand konnte ihm das Gegenteil beweisen.«

Bourke schwieg betroffen, ihre Worte entsprachen der Wahrheit. Aus den Akten wusste er, dass dem privaten Verkäufer in Wales nichts nachzuweisen war. Es handelte sich um einen unauffälligen Bankangestellten, der nie mit dem Gesetz in Konflikt gekommen war. Weiteres Diebesgut war auf dem Markt nicht gefunden worden. Der Täter hatte es wahrscheinlich im Ausland verkauft.

Bourke stand auf. »Danke für den Tee, Mrs Keyham, und für Ihre Zeit.«

»Von der ich mehr als genug habe«, entgegnete sie, die Mundwinkel heruntergezogen. »Das Einzige, an das ich mich auch heute erinnere, ist der Geruch nach frischer Erde. So, als hätte der Mann zuvor im Garten gearbeitet oder wäre direkt aus dem Wald gekommen − hier auf dem Land ist das aber nicht außergewöhnlich.«

Auch das wusste Bourke. Da Diane Keyham diese Aussage aber erst nach Monaten hatte machen können, war es nicht hilfreich gewesen. Entgegen seinen Worten bezweifelte er, dass der Täter jemals zur Verantwortung gezogen werden würde. Selbst wenn – Diane Keyham würde niemals wieder ein schmerzfreies Leben führen können. Manchmal wünschte sich Christopher Bourke, er hätte einen anderen Beruf gewählt.

DREI

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Sandra Flemmings Hochstimmung und Stolz, sich endlich den Schatten der Vergangenheit gestellt und die Fahrprüfung abgelegt zu haben, wurden noch größer, als das altehrwürdige Herrenhaus Higher Barton in Sicht kam. Unter dem Tor der Einfahrt mit den geöffneten schmiedeeisernen Flügeln verharrte sie. Erbaut aus dem typischen grauen Granit der Gegend, mit zwei Voll- und einem Dachgeschoss, mit den Spitzgiebeln, zwei Dutzend Kaminen und Steinpfostenfenstern mit bleiverglasten Scheiben, stellte das Haus perfekt den Inbegriff eines cornischen Landhotels dar und trug den Namen Higher Barton Romantic Hotel zu Recht. Vor fast fünfhundert Jahren war das Haus in Form eines imposanten E zur Huldigung der beliebten Königin Elisabeth I. erbaut worden. Seitdem hatten es Generationen der Familie Tremaine zwar immer wieder umgebaut und erweitert, das Haus hatte sich aber stets den Charme vergangener Jahrhunderte bewahrt. Auch der Umbau und die Modernisierung zu einem Hotel, das den Ansprüchen der heutigen Gäste entsprach, hatten den Charakter des Hauses nur geringfügig verändert. Die Leute, die in diese Gegend kamen, suchten fern von überfüllten Stränden und touristischen Dörfern Ruhe und Erholung. Es war Sandras größtes Anliegen, den Gästen einen angenehmen Aufenthalt mit historischem Flair zu bieten, ohne Verzicht auf den Komfort der Gegenwart. Die Arbeit forderte ihre ganze Kraft, war oft nervenaufreibend, und so manche Nacht fand Sandra nur wenige Stunden Schlaf. Ihr diplomatisches Geschick, mit Menschen umzugehen, wurde zwar regelmäßig auf die Probe gestellt, trotzdem wollte Sandra keinen anderen Job machen und nirgendwo anders leben.

An der offenen Tür blieb Sandra stehen und beobachtete ihre Mitarbeiterin an der Rezeption, Eliza Dexter. Die fast Fünfzigjährige hatte ihre hellblonden Haare, in die sich immer mehr graue Strähnen mischten, zu einem lockeren Haarknoten aufgesteckt. Mit der Lesebrille und der hochgeschlossenen senffarbenen Bluse wirkte Eliza Dexter auf den ersten Blick wie eine strenge Gouvernante aus vergangenen Zeiten. Bisher hatte sie nicht bemerkt, dass sie beobachtet wurde, und Sandra lächelte still in sich hinein. Der Beginn ihrer Zusammenarbeit mit Eliza war holprig gewesen, die Frauen hatten sich sogar gegenseitig verdächtigt, einen Mord begangen zu haben. Eliza Dexter, voller Neid, dass eine Frau von auswärts ihr vor die Nase gesetzt worden war, obwohl sie selbst alles mitbrachte, um ein Hotel zu leiten, hatte Sandra den Anfang im Hotel schwer gemacht. Aber diese Zeit war vorbei, und heute wusste Sandra, dass die auf den ersten Blick herb wirkende Eliza ein gutes Herz hatte. Eliza Dexter war manchmal zwar etwas ruppig, den Gästen gegenüber aber stets freundlich. Sie verstand auch eine Menge von Bilanzen, was Sandra entgegenkam, da sie sich lieber mit Menschen als mit trockenen Zahlen beschäftigte.

I can’t get no satisfaction

Sandra griff in ihre Handtasche und nahm ihr Handy heraus. Obwohl sie geboren worden war, als die Stones ihre Glanzzeiten bereits hinter sich hatten, war sie ein Fan dieser Rockgruppe. Durch das Klingeln war Eliza auf sie aufmerksam geworden und winkte Sandra kurz zu.

»Ann-Kathrin!«, rief Sandra erfreut.

»Und?«

»Tja, also …« Sandra zögerte, schmunzelte und fügte dann hinzu: »Ja.«

Ein erleichtertes Seufzen am anderen Ende der Leitung, dann ein Lachen. »Ich wusste es! Herzlichen Glückwunsch.«

Ann-Kathrin Trengove, Sandras Freundin, war die Einzige, die in Sandras Vorhaben, den Führerschein zu machen, eingeweiht war, und sie hatte absolutes Stillschweigen bewahrt. Nicht einmal ihrem Mann gegenüber, dem erfolgreichen Anwalt Alan Trengove, hatte Ann-Kathrin ein Sterbenswörtchen verlauten lassen.

»Es war einfacher, als ich gedacht hatte«, murmelte Sandra.

»Das muss gefeiert werden!«, rief Ann-Kathrin. »Ich komme heute Abend vorbei und bringe eine Flasche Sekt mit …«

»Das geht leider nicht, Ann-Kathrin. Wir erwarten heute die Leute wegen des Wettbewerbes, und morgen treffen die Mädchen ein.«

»Ach ja, ich vergaß«, erwiderte Ann-Kathrin enttäuscht. »Da wirst du vorerst kaum Freizeit haben, nicht wahr? Egal, wenn der Trubel bei euch vorbei ist, holen wir die Feier nach.«

»Versprochen!«, erwiderte Sandra und verabschiedete sich.

Eliza Dexter, die das Gespräch mit angehört hatte, sah sie erwartungsvoll an und sagte: »Sie scheinen heute ja bester Laune zu sein, Sandra. Gute Nachrichten?«

»Sehr gute, in der Tat«, antwortete Sandra und konnte die Neuigkeit nicht länger für sich behalten: »Ich habe soeben meine Fahrprüfung bestanden!«

Elizas eigentlich schmale Augen wurden groß. »Deswegen waren Sie in den letzten Wochen so oft verschwunden«, sagte sie. »Ich dachte schon, Sie hätten sich einen Liebhaber zugelegt, den Sie vor uns verbergen wollen.«

Das war typisch Eliza Dexter: Sie sprach immer aus, was sie dachte, und nahm kein Blatt vor den Mund.

Sandra erwiderte schmunzelnd: »Wenn es einen Mann in meinem Leben gibt, werden Sie die Erste sein, die davon erfährt, Eliza.«

Die Rezeptionistin runzelte zweifelnd die Stirn und fragte sich, ob Sandra sie auf den Arm nehmen wollte.

Mit einem Blick auf ihre Uhr fuhr Sandra fort: »Wir haben noch etwa zwei Stunden Zeit. Sind alle versammelt?«

Eliza nickte. »Wir treffen uns in zwanzig Minuten im Personalzimmer.«

»Danke, ich mache mich schnell frisch und ziehe mich um.«

Sandra eilte durch den Park zu einem einstöckigen Cottage. Als Managerin wohnte sie nicht im Hotel, sondern in dem kleinen Haus mit zwei Zimmern, einer Wohnküche und einem Bad. Das Haus aus dem 19. Jahrhundert, einst der Wohnraum eines leitenden Angestellten der Tremaine-Zinnmine, war Sandras Rückzugsort und eine Oase der Ruhe, gleichzeitig war sie aber nur wenige Minuten vom Hotel entfernt und konnte bei Bedarf schnell zur Stelle sein.

Bei der Fahrprüfung hatte Sandra Bluejeans, einen Baumwollpullover und bequeme Sneakers getragen. Jetzt schlüpfte sie in einen mitternachtsblauen Hosenanzug mit einem schmal geschnittenen Blazer, in eine roséfarbene Bluse und Pumps mit halbhohen Absätzen. Die dunklen, schulterlangen Locken schob sie mit einem silbernen Haarreif aus der Stirn. Als sie das Hotel wieder betrat, war Sandra äußerlich ganz kompetente Geschäftsfrau.

Im Personalzimmer im Erdgeschoss hatten sich die Angestellten bereits versammelt, als Sandra eintrat.

Sie blickte in die Runde und fragte: »Alles klar?«

Die Antwort war ein einhelliges Nicken, lediglich ein kleiner, rundlicher Mann mit lichten, grauen Haaren bemerkte: »Die Spezialwünsche bezüglich der Menüs sind allerdings grenzwertig, Ms Flemming, das kann ich unmöglich als Essen bezeichnen, fast nur Gemüse und Salate, keine Nudeln, nur wenig Kartoffeln, kaum Fett, schon gar keine gute Butter und auf keinen Fall Mehlspeisen … Wie soll ich daraus etwas zubereiten, das schmeckt?«

»Ich bin sicher, Sie werden das wunderbar hinbekommen, Monsieur«, erwiderte Sandra schmunzelnd. »Ein Koch von Ihrem Format scheut doch sicher nicht eine solche Herausforderung?«

»Natürlich nicht!« Der Koch warf sich in die Brust, Sandra hatte ihn bei seiner Ehre gepackt. »Ich meine ja nur, dass es schade ist, all die guten Zutaten ohne Fett und Salz auf den Tisch zu bringen.«

»Tja, Models müssen eben auf ihre Ernährung achten«, warf Eliza ein, »aber die Herren der Jury werden ein saftiges Steak sicher nicht ablehnen.«

Sandra und Eliza tauschten einen schnellen Blick, beide verkniffen sich ein Lächeln. Edouard Peintré war zwar ein hervorragender Koch, gleichzeitig aber eine etwas schwierige Persönlichkeit − wie so manches Genie. Drei Dinge waren Peintré von größter Wichtigkeit: In der Küche hatte ausschließlich er das Sagen; und auch wenn er sogenannte Hausmannskost zubereitete, musste diese stets einen Hauch von Exklusivität haben, und der dritte Punkt war der wichtigste: Er wollte stets mit Monsieur angesprochen und nicht für einen Franzosen gehalten werden. Er war Belgier und darauf sehr stolz. Das Leben hatte es nicht immer gut mit ihm gemeint, und auch wenn er mit seinen Qualifikationen in größeren Häusern hätte arbeiten können – er hatte sich in Higher Barton verliebt, obwohl er das niemals zugeben würde.

Als Hilfe stand Rosa Piotrowski, eine achtundzwanzigjährige Polin, dem Koch zur Seite. Vor zehn Jahren war Rosa aus ihrer Heimat nach Cornwall gekommen, um hier als Au-pair zu arbeiten. Nach ihrer letzten Anstellung bei einer Familie, deren Kinder mittlerweile erwachsen waren, hatte Rosa keinen neuen Job gefunden. Seit dem Referendum zum EU-Austritt im Sommer 2016 waren die Menschen Ausländern gegenüber skeptisch geworden, besonders die polnischen Mitbürger bekamen zu spüren, dass sie von vielen engstirnigen Zeitgenossen abgelehnt wurden.

Sandra und Eliza hatten Rosa eingestellt, gerade weil sie Polin war. Monsieur Peintré hätte als Küchenhilfe zwar lieber einen Mann gehabt, auf die Stellenausschreibung hatten sich jedoch nur Frauen beworben. So musste Peintré sich fügen, aber auch schnell zugeben, dass Rosa fleißig, pünktlich und immer guter Laune war. Eventuelle spitze Bemerkungen des Kochs wischte Rosa mit ihrem hellen Lachen beiseite, konterte schlagfertig und machte ihrerseits Scherze mit ihm. Rosa Piotrowski war eine Bereicherung für das Hotel. Falls der Koch Bedenken hatte, wie es nach dem Brexit um seine Arbeitsstelle bestellt war, verbarg er dies. Sandra vermutete, der knurrige Belgier sei davon überzeugt, dass auf seine exzellenten Kochkünste ohnehin niemand verzichten konnte. Auch Sandra zerbrach sich nicht den Kopf darüber, was in einem Jahr sein würde. Sobald Großbritanniens Ausstieg aus der EU vollzogen war, würden sie alle weitersehen.

Sie setzte eine strenge Miene auf und wandte sich an die drei jüngeren Männer: »Lucas, Harry, David … ich muss wohl nicht extra betonen, dass ihr euch den Mädchen gegenüber tadellos benehmt, nicht wahr? Ihr seid freundlich und zuvorkommend, aber keinen privaten Kontakt oder gar Versuche, mit ihnen zu flirten. Haben wir uns verstanden?«

»Klaro, Chefin«, sagte Harry grinsend. »Meine Freundin würde mir die Hölle heißmachen, wenn ich auch nur einen Blick auf eine andere werfe.«

»Und ich stehe auf solche Hungerhaken ohnehin nicht«, warf David, der Barkeeper, ein. »Für mich darf an einer Frau ruhig etwas zum Anfassen dran sein.« Bei den letzten Worten sah er zu Rosa hinüber, die leicht errötete.

Sandra rügte ihn nicht. Aus eigener leidvoller Erfahrung schätzte sie private Beziehungen am Arbeitsplatz absolut nicht, sie konnte den Angestellten aber nicht verbieten, untereinander Freundschaften zu knüpfen. Solange die Arbeit nicht darunter litt, drückte sie ein Auge zu.

Nun meldete sich auch Lucas, der zweite Kellner, zu Wort: »Models sind eh hohl in der Birne und haben nur eines im Sinn: ihr Aussehen. Das ist nichts für mich.«

»Na, na, Lucas, mit solchen Klischees wollen wir gar nicht erst anfangen«, sagte Sandra streng. »Ihr werdet den Mädchen und dem ganzen Team ohne Vorurteile begegnen und euren Job machen.«

Als Nächstes waren die Zimmermädchen Holly, Sophie und Imogen an der Reihe. Sandra fragte: »Sind alle Zimmer in Ordnung?«

Holly nickte und erwiderte: »Nach Miss Dexters Aufteilung werden die Mädchen je zu dritt ein Zimmer bewohnen, Mrs Branson, Henry Jordan und Bill Grant erhalten die Zimmer im Westflügel im ersten Stock, Ms Amber Branson das Dachzimmer.«

»Das Dachzimmer?« Sandra runzelte überrascht die Stirn und sah Eliza fragend an. »Ms Branson ist doch nicht nur die Tochter von Sheila Branson, sondern auch deren Assistentin. Ich schlage vor, sie in einem der größeren Zimmer im ersten Stock unterzubringen.«

»Es war die strikte Anweisung von Sheila Branson.« Eliza zuckte mit den Schultern. »Gestern rief sie an und meinte, ihre Tochter stelle keine großen Ansprüche und das schlichteste und damit günstigste Zimmer würde für sie genügen.«

»Seltsame Mutter-Tochter-Beziehung«, murmelte Sandra, sagte dann lauter: »Das soll nicht unsere Sorge sein. Wie ihr wisst, bedeutet die Wahl der Miss South England und das vorherige Bootcamp nicht nur eine große Herausforderung für unser Haus, sondern auch eine hervorragende Werbung weit über Cornwall hinaus. Ich erwarte ein einwandfreies Verhalten von euch allen und einen reibungslosen Ablauf. Vielleicht eilt Models der Ruf voraus, manchmal etwas schwierig oder gar zickig zu sein, denkt aber immer daran: Der Gast ist König, ein ›Wir können das nicht‹ möchte ich nicht hören, allenfalls ein ›Wir werden es versuchen‹«.

Die Angestellten nickten zustimmend, dann löste sich die Versammlung auf, und sie kehrten an ihre Arbeit zurück.

Sandra ging in das Büro hinter der Rezeption und studierte die Gästeliste zum inzwischen dritten Mal. Als vor vier Monaten die Anfrage gekommen war, ob das Higher Barton Romantic Hotel die Räumlichkeiten für ein Bootcamp, in dem zwölf junge Frauen auf die Wahl zur Miss South England vorbereitet werden sollten, zur Verfügung stellen könnte, war Sandra zuerst erstaunt gewesen. Vorrangig wurde das Hotel von älteren Personen gebucht, die Ruhe und Erholung inmitten einer wunderschönen Natur suchten. Selbstverständlich hatte Sandra zugesagt. Nicht nur, weil das Hotel bis auf das letzte Zimmer belegt und ein guter Preis ausgehandelt worden war, sondern auch wegen der Werbung, wie sie vorhin gesagt hatte. Misswahlen waren zwar nicht jedermanns Geschmack, Higher Barton rückte aber in den Fokus der entsprechenden Presse, und als Managerin musste Sandra in erster Linie die Finanzen berücksichtigen. Das Haus gehörte zu der in ganz Großbritannien bestehenden Hotelkette Sleep and Stay Gorgeous, SSG. Die Geschäftsleitung in Edinburgh ließ Sandra zwar freie Hand, war aber daran interessiert, dass das Hotel schwarze Zahlen schrieb. Außerdem war Sandra auf die illustren Gäste gespannt. Sheila Branson, Henry Jordan und Bill Grant waren Prominente, deren Namen regelmäßig in der Presse standen und die sie öfter im Fernsehen sah. Sheila Branson, ab Ende der 1980er-Jahre ein weltweit erfolgreiches Mannequin, wie es damals noch hieß, hatte ihr Geld gut angelegt und sich nach dem Ende ihrer Karriere eine Kosmetikfirma aufgebaut. Auch in Sandras Badezimmerschrank befanden sich Produkte aus dem Sortiment von Branson Bright, das von Körperpflege bis zu Make-up alles im Angebot hatte, was eine Frau für die tägliche Kosmetik benötigte. Darüber hinaus bildete Sheila Nachwuchsmodels aus und brachte ihnen alles bei, was für diesen Job notwendig war.

Bill Grant war der Herausgeber einer Modezeitschrift mit einer monatlichen Auflage von achthunderttausend Exemplaren, Eigentümer eines privaten Fernsehsenders, der den Wahlabend live übertragen würde, und Inhaber zweier Radiosender. In den letzten Jahren hatte er sich – ebenso wie Sheila − einen exzellenten Ruf in der Unterweisung junger Frauen, die ins Modegeschäft einsteigen wollten, erarbeitet. Bill Grant und Sheila Branson arbeiteten regelmäßig zusammen, vor einigen Jahren hatten sie sogar eine eigene Fernsehshow produziert. Der dritte im Bunde war der ebenfalls sehr bekannte Fotograf Henry Jordan. Er bekam die schönsten Models vor die Linse und arbeitete für Magazine auf der ganzen Welt. Dieses Trio war ein Teil der Jury, die in zehn Tagen die Miss South England wählen und im Vorfeld die jungen Frauen auf das Ereignis vorbereiten würde. Für die nächsten Tage würde der ehemalige Ballsaal im ersten Stock als Ausbildungsraum, bei der Wahl dann als Veranstaltungssaal dienen. Seit Wochen hatten Sandra und Eliza die Details besprochen und waren alles mehrmals durchgegangen, um einen reibungslosen Ablauf zu gewährleisten.

Sandra lehnte sich im Stuhl zurück und schloss die Augen. Während ihrer früheren Tätigkeiten in großen Hotels auch außerhalb des Landes hatte sie immer wieder bekannte Persönlichkeiten, darunter viele Musik- und Filmstars, getroffen. Schnell hatte sie festgestellt, dass auch diese Prominenten ganz normale Menschen waren, die ihr Geld damit verdienten, indem sie in der Öffentlichkeit auftraten. Natürlich war der eine oder andere auch mal exzentrisch oder zu sehr von sich eingenommen. Das traf allerdings auch auf nicht Berühmte zu. Im Laufe der Jahre hatte Sandra bei der normalen Bevölkerung viel mehr Arroganz und Überheblichkeit kennengelernt als bei Prominenten.

Sie sah mit Spannung und Freude den kommenden Tagen entgegen.

Sheila Branson traf als Erste ein, einer Königin gleich entstieg sie dem Taxi. Lucas half dem Fahrer, das umfangreiche Gepäck aus dem Kofferraum zu hieven und in die Hotelhalle zu bringen. Das ehemalige Model war groß, das brombeerfarbene Etuikleid schmiegte sich eng an ihre immer noch sehr schlanke Figur, endete kurz über dem Knie und gab den Blick auf zwei wohlgeformte Beine frei. Sie trug hochhackige Pumps, auf denen sie sich so sicher wie in Turnschuhen bewegte.

Sandra ging ihr entgegen und sagte: »Ich bin Sandra Flemming, die Managerin des Hauses, und heiße Sie im Namen aller auf Higher Barton herzlich willkommen.«

Sheila Branson nickte nur kurz, ihr Blick schweifte über die altehrwürdigen Mauern.

»Ich hoffe, die Räumlichkeiten sind moderner, als das Äußere des Gebäudes vermuten lässt«, sagte sie mit tiefer, rauchiger Stimme.

»Sie werden keinen Komfort vermissen«, erwiderte Sandra und behielt ihr professionelles freundliches Lächeln bei. »Ich zeige Ihnen nun Ihr Zimmer, Mrs Branson.«

Die Geschäftsfrau musterte Sandra aus blauen Augen und nickte zustimmend. Neidlos musste Sandra anerkennen, dass sie die Frau mindestens zehn Jahre jünger geschätzt hätte, wenn sie nicht gewusst hätte, dass Sheila bereits Anfang fünfzig war. Sie vermutete, dass sie das silberblonde Haar färbte und der Mangel an Gesichtsfalten eher regelmäßigen Botox-Behandlungen als guten Genen zuzuschreiben war.

»Liegt mein Zimmer nach hinten raus?«, fragte Sheila. »Ich habe extra um einen ruhigen Raum gebeten.«

»Selbstverständlich, Mrs Branson«, antwortete Sandra. »Es handelt sich um ein Eckzimmer mit einem wundervollen Blick über die Wiesen bis hin zu dem nahen Wald.«

Dass in dem genannten Raum vor langer Zeit jemand ermordet und eingemauert worden war, verschwieg Sandra geflissentlich. Die bewegte Geschichte Higher Bartons hatte einige Todesfälle und auch Spukgeschichten vorzuweisen. In Absprache mit dem Vorstand der Hotelkette wurden diese Ereignisse jedoch nicht publik gemacht, auch wenn es einige Stimmen gab, die meinten, ein paar Schauergeschichten würden noch mehr Gäste anziehen. Sandra war anderer Meinung. Sie führte ein Romantikhotel und kein Gespensterhaus, auch wenn zu fast jedem englischen Landhaus solch gruselige Legenden gehörten.

Über die Schultern hinweg rief Sheila: »Amber, wo bleibst du schon wieder? Trödle nicht herum und sieh zu, dass mein Gepäck in mein Zimmer gebracht wird.«

Erst jetzt bemerkte Sandra die zweite Person, die aus dem Wagen gestiegen war. Hätte sie nicht gewusst, dass diese mollige junge Frau mit den aschblonden, dünnen Haaren die Tochter der schönen Sheila Branson war, sie hätte niemals eine verwandtschaftliche Beziehung vermutet. Amber Branson war dreiundzwanzig Jahre alt, sah aber mit dem wadenlangen, grauen Rock, einem ausgeleierten Pullover und ohne jeglichen Schmuck wie eine deutlich ältere Frau aus. Ihr rundes Gesicht mit den roten Wangen und einer flachen, breiten Nase war ungeschminkt, in den blass-blauen Augen stand ein Ausdruck von Ergebenheit.

Sandra hatte jetzt aber keine Zeit, sich um Sheilas Tochter Gedanken zu machen, und führte die elegante Dame in den ersten Stock hinauf.

»Gibt es hier keinen Lift?«, fragte Sheila und kräuselte missbilligend ihre zarte Stupsnase.

»Der Einbau eines Aufzugs hätte den Charakter des historischen Gebäudes zerstört«, antwortete Sandra unverbindlich.

»So viel zum Thema Komfort«, murmelte Sheila, laut genug jedoch, dass ein Schatten über Sandras Gesicht fiel. Sheila Branson schien eine kapriziöse und anstrengende Person zu sein und entsprach so ganz den Klischees, die man sich von solchen Leuten machte. Sie wollte aber nicht vorschnell urteilen, außerdem spielte der Charakter ihrer Gäste keine Rolle, solange sie sich anständig verhielten.

Mit dem Eckzimmer war Sheila zufrieden. Durch die zwei Fenster war der Raum lichtdurchflutet, hatte ein Himmelbett und in einem Alkoven eine Frisierkommode. Eine Sitzecke mit einem Sofa, einem Sessel und einem Glastisch, auf dem ein Obstkorb zur Begrüßung stand, machten das Zimmer heimelig.

»Es ist sehr ansprechend«, stellte Sheila fest und lächelte zum ersten Mal seit ihrer Ankunft.

Lucas und Amber Branson schleppten drei große Trolleys, eine Reisetasche und ein Beautycase ins Zimmer, und Amber sagte: »Soll ich dir beim Auspacken helfen, Mutter?«

»Das mache ich selbst, sonst finde ich wieder nichts«, antwortete Sheila abweisend. »Du würdest meine Blusen nicht nach Farben sortieren und die Hosen schief über die Bügel hängen.«

Amber nahm die Kritik teilnahmslos zur Kenntnis, lediglich ein Mundwinkel zog sich ein wenig nach unten.

Sandra spürte, dass die junge Frau an eine solche Behandlung durch ihre Mutter gewöhnt war. Betont freundlich sagte sie zu Amber: »Ich führe Sie jetzt in Ihr Zimmer, Ms Branson.«

»Das ist nicht nötig«, rief Sheila. »Sagen Sie ihr einfach die Nummer.«

»Bei uns wird jeder Gast gleich behandelt«, entfuhr es Sandra. Sogleich biss sie sich auf die Zunge. Sie hätte sich zu einer solchen Bemerkung nicht hinreißen lassen dürfen, aber manchmal ging das Temperament mit ihr durch. Ein Manko, an dem sie stetig arbeitete, denn als Managerin musste sie jedem Gast gegenüber gleichbleibend entgegenkommend sein.

Im Gegensatz zu dem umfangreichen Gepäck ihrer Mutter hatte Amber Branson lediglich einen Rucksack, eine Handtasche und ein längliches Futteral aus Leder bei sich. Falls sie mit dem engen Zimmer mit den Dachschrägen unzufrieden war, ließ sie es sich nicht anmerken.

Sandra nickte ihr freundlich lächelnd zu und kehrte in die Halle zurück. Inzwischen waren zwei Männer angekommen, die gerade die Formulare ausfüllten und von Eliza Dexter ihre Zimmerkarten entgegennahmen.

Der Medienmogul Bill Grant war groß und kräftig, mit einem Stiernacken und lichten, grauen Haaren. Neben ihm wirkte der kleinere, dunkelblonde Henry Jordan mit seiner schlaksigen Figur wie ein Lausbub. Sandra stellte sich den Herren vor, beide wirkten sympathisch und freundlich. Die Männer verzichteten auf eine Begleitung zu den Zimmern und trugen ihr Gepäck selbst hinauf.

Mit Eliza Dexter allein, sagte Sandra mit einem Augenzwinkern: »Die Männer scheinen ganz normal zu sein.«

»Mrs Branson ist etwas anstrengend, nicht wahr?«, sagte Eliza. »Nun ja, wir werden das schon hinbekommen.«

Sandra freute sich über das wir. Eliza und sie waren auf dem besten Weg, ein gutes Team zu werden.

VIER

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Es war ungewöhnlich, dass Sandra Flemming schon um sechs Uhr an ihrem Schreibtisch saß, denn eigentlich stand sie immer erst auf den letzten Drücker auf, und vor sieben Uhr war ihre Anwesenheit nicht erforderlich. Dementsprechend überrascht war Eliza Dexter. Sie musterte Sandra und meinte: »Entschuldigen Sie meine offenen Worte, Sandra, Sie sehen furchtbar aus. Sind Sie okay?«

»Ich konnte nicht schlafen«, gab Sandra zu. Sie legte eine Hand auf ihre linke Wange und fuhr fort: »Ich habe Zahnschmerzen und fürchte, ich muss zum Arzt. Können Sie mir einen guten Zahnarzt empfehlen?«

»Ach herrje, das ist wirklich nicht angenehm«, rief Eliza. »Ich vertraue meine Zähne Doktor Everett an. Er hat seine Praxis in dem Gebäude, in dem sich auch der Polizeiposten befindet, behandelt aber nur Privatpatienten. Die staatliche Praxis befindet sich in der Budock Road in Lower Barton. Dort werden Sie heute sicherlich keinen Termin mehr bekommen.«